Suchergebnisse für ‘Sport’

Wissenschaftsjournalismus, Carola Hein, Felix Magath

1. “Wissenschaftsjournalismus als Herausforderung”
(blogs.faz.net/planckton, Sibylle Anderl)
Der Wissenschaftsjournalismus steht vor einer kaum noch zu überschaubaren Flut von wissenschaftlichen Publikationen: “Während noch vor gar nicht allzu langer Zeit einfach wissenschaftsjournalistisch aufbereitet werden konnte, was in den namhaften Journals veröffentlicht wurde, muss heute radikal ausgewählt werden, da die Anzahl von Veröffentlichungen für die Eins-zu-eins-Berichterstattung zu groß geworden ist. Das Fundament einer solchen Auswahl kann schwerlich anderes als ein fundiertes wissenschaftliches Fachwissen sein. Sofern das bei Wissenschaftsjournalisten nicht mehr vorliegt, müssen aber andere Strategien gefunden werden.”

2. “CDU im Büro, AfD zuhaus”
(taz.de, Jens Twiehaus)
Carola Hein ist Lokaljournalistin bei der “Märkischen Allgemeinen Zeitung” – und in einer Beziehung mit dem Politiker Alexander Gauland: “Knapp zwei Wochen vor der Brandenburger Landtagswahl porträtierte sie die CDU-Kandidatin Saskia Ludwig für ihre Zeitung. Und fuhr dann abends nach Hause in die Berliner Vorstadt von Potsdam, um dort AfD-E-Mails für ihren Lebensgefährten Alexander Gauland zu tippen.”

3. “Karl Sackreis berichtet! Ein Plädoyer für glaubwürdigere Branchendienste”
(lousypennies.de, Christian Schweppe)
“Welcher Nachrichtenfaktor trifft eigentlich auf die Präsentation des neuen Produktes eines US-Konzerns zu?”, fragt Christian Schweppe zu den vielen Neuigkeiten, die Journalisten über Produkte von Apple und Netflix verbreiten. Siehe dazu auch “Kommentar: Wenn Online-Journalismus kein Journalismus mehr ist” (macnotes.de, Alexander Trust).

4. “Kommentare im Internet: ‘Du bist so hässlich, geh sterben'”
(spiegel.de, Björn Stephan)
Ein Interview mit Kathrin Weßling, die Onlinekommentare sammelt und vorliest: “Die Tendenz ist, dass Frauen für ihr Aussehen, ihre Sexualität beleidigt werden. Dann heißt es: Diese Frau müsste mal wieder ‘richtig durchgenommen’ werden. Oder: Diese Frau hat ein psychisches Problem. Männern hingegen wird oft Inkompetenz vorgeworfen, Unwissen, schlechte Recherche oder Arroganz. Ich habe bei einem Mann noch nie einen Kommentar gelesen wie: Du bist so hässlich, geh sterben.”

5. “‘Die BBC war die größte Enttäuschung'”
(deutschlandradiokultur.de, Korbinian Frenzel)
Wolfgang Blau spricht rückblickend über die Snowden-Leaks-Veröffentlichungen des “Guardian”.

6. “Beim FC Fulham entlassener Felix Magath schaltet Anwalt ein”
(tagesspiegel.de)
Britische Medien berichten, Felix Magath habe die Oberschenkelverletzung eines Spielers “mit einem Stück Käse behandeln lassen, statt den Reha-Plan des Mannschaftsarztes zu befolgen”. Ausserdem rufe er “Spieler in sein Büro und starre sie minutenlang an, um zu sehen, ob sie blinzeln”.

Helene Fischer zur Fahndung ausverschrieben

Es kommt häufiger vor, dass ein Medium irgendeinen Quark über Helene Fischer berichtet und kurz darauf einen Rückzieher machen muss. Das hier ist aber eine Premiere.

Über 20 Medien mussten in den vergangenen Tagen ihre Artikel löschen und Korrekturen veröffentlichen:

Anfangspunkt der Berichterstattung war eine Geschichte, die die “Bild”-Zeitung Ende August publik gemacht hatte. Demnach soll Helene Fischer einen Fan, der unter einer Nervenkrankheit leidet, nach einem Konzert angeblich ausgelacht haben. Und der will sie deswegen nun verklagen.

Was das mit Europol zu tun hat? Nun ja:

Da Fischer ihre Adresse verdeckt, wie viele andere Prominente übrigens auch, wird die Kontaktaufnahme nun vom Gericht erledigt – via Europol-Fahndung.

… schrieb vor zwei Wochen das österreichische Portal oe24.at. Eine nähere Erklärung oder gar Belege gab es dazu nicht. Bloß die Behauptung.

Aber die reichte vielen Journalisten schon, um die Geschichte ungeprüft zu übernehmen. Und so berichteten unter anderem “Focus Online”, die “Huffington Post”, die “Hamburger Morgenpost”, der “Berliner Kurier”, die Online-Portale von SWR3, “InTouch”, VIVA und EuroSport, außerdem Gmx.de, Web.de, Promiflash.de, News.de, Krone.at, Mittelbayerische.de, Watson.ch, port01.com, Volksstimme.de, Nordbayern.de und 20min.ch.

Sie alle haben ihre Artikel inzwischen wieder gelöscht und Korrekturen bzw. Gegendarstellungen wie diese veröffentlicht:

Dass diese Geschichte Blödsinn ist, hätten die Journalisten übrigens auch ganz allein herausfinden können, wenn sie für ein paar Sekunden ihr Gehirn oder wenigstens Google bemüht hätten.

Der Zuständigkeitsbereich von Europol umfasst nämlich gemeinhin Delikte wie …

  • Menschenhandel
  • Kriminalität im Zusammenhang mit nuklearen und radioaktiven Substanzen
  • Entführung, Freiheitsberaubung und Geiselnahme
  • Geldwäsche
  • illegaler Handel mit Waffen, Munition und Sprengstoffen
  • … und alles andere, was mit Terrorismus, schwerer Kriminalität und organisiertem Verbrechen zu tun hat. Das Auslachen von Fans gehört eher nicht dazu.

    Mit Dank an auch an Anonym, Bruesseldorfer und Miriam K.

Parallelwelten, The Falling Man, Bud Spencer

1. “Dann nimmt man sie halt nackt”
(taz.de, Margarete Stokowski)
Eine Liste von Themen, welche “Focus”, “Spiegel” und “Stern” mit Bildern von (“ziemlich nackten”) Frauen illustrieren.

2. “Einspruch unerwünscht – wie sich die Mainstream-Medien von ihren Lesern entfremden”
(nachdenkseiten.de, Jens Berger)
Jens Berger thematisiert, dass in den Kommentarbereichen von Zeitungsportalen “zum allergrößten Teil eine diametral andere Position” zu lesen ist als in den Artikeln: “Wenn sich Journalisten und ihre Leser in Parallelwelten befinden, ist der Konflikt vorprogrammiert. Solange die Medien ihre Leser und Zuschauer nicht wirklich ernst nehmen, wird sich an diesem Konflikt auch nichts ändern.”

3. “Prowestlich und antirussisch? ARD und ZDF wehren sich… “
(publixphere.de)
ARD und ZDF antworten auf den Vorwurf, “in der Ukraine-Krise schablonenhaft und einseitig zu berichten”: “Ein wenig Kritik lässt der WDR gelten. ‘Grundsätzlich gilt aus unserer Sicht aber auch, dass es natürlich begründete Kritik an unserer Berichterstattung gibt’, heißt es in der Stellungnahme. Gerade die Gewichtung zwischen den revolutionären Vorgängen auf dem Maidan und der Stimmung im Osten des Landes in der frühen Phase der Krise habe man selbst kritisch diskutiert.”

4. “‘Dieses Bild strahlt Ruhe aus'”
(faz.net, Alfons Kaiser)
Das Foto The Falling Man von Richard Drew: “Im neuen ‘9/11 Museum’ an dem Ort, an dem einst die Türme standen, sind in einem mit Warnhinweis versehenen Raum mehrere Fotos mit Fallenden zu sehen. Aber der ‘Falling Man’, wie das Bild bald genannt wurde, ist am eindrücklichsten, wegen der fallenden Linien, der kühlen Konstruktion, man muss fast sagen: wegen der Ästhetik. ‘Und aus noch einem Grund’, meint Richard Drew: ‘Es strahlt Ruhe aus. Es ist kein brutales Foto.’ Seine weiteren sieben oder acht Bilder von diesem Fall zeigen allerdings, dass der Mann wie all die anderen in unkontrollierten Bewegungen stürzte.”

5. “Falsche RTL.de-Meldung kursiert bei Facebook: Bud Spencer ist nicht tot!”
(rtl.de)
RTL distanziert sich von einer Nachricht, die auf Facebook den Tod von Bud Spencer meldet und sich dabei auf die Quelle RTL.de beruft.

6. “Ich weiß, was du, Heute, auf Wikipedia getan hast”
(kobuk.at, Hans Kirchmeyr)

Die Chili-Verarsche

Gestern wurde bekannt, dass der Fußballspieler Maicon aus der brasilianischen Nationalmannschaft geworfen wurde. Weil die Gründe für den Rauswurf zunächst nicht genannt wurden, sind seither viele Spekulationen im Umlauf. Die Version mit der Chili-Schote hat es den Medien aber ganz besonders angetan:

“Bild” schreibt:

Maicon soll seinem alkoholisiert schlafenden Mitspieler Elias nach einer Party-Nacht eine Chili-Schote (mit Milch!) in den Po geschoben haben. Später soll Maicon dem aufgewachten Elias auch noch erzählt haben, er habe ihn auf einer Disko-Toilette gefunden. Vergewaltigt von vier Männern. Eine ziemlich üble Verarsche.

Kann man so sagen. Und hätte sich die “Bild”-Reporterin die Quelle (die sie natürlich nicht nennt) mal etwas genauer angesehen, hätte sie auch schnell gemerkt, wer hier eigentlich verarscht wurde — nämlich sie selbst. Das Portal, das die Chili-Geschichte in die Welt gesetzt hatte, ist eine Satire-Seite.

Überall auf der Welt sind die Medien auf den Fake reingefallen. Inzwischen hat die Satire-Seite den Artikel gelöscht und sich entschuldigt. Viele Medien (Bild.de ausgenommen) haben ihre Artikel dementsprechend korrigiert.

Doch wer glaubt, das würde die Journalisten jetzt davon abhalten, das Märchen weiter zu verbreiten, der kennt “Focus Online” nicht. Obwohl nach dreisekündiger Recherche feststeht, dass an dieser Geschichte nicht das Geringste dran ist, schrieb das Portal vor ein paar Stunden:

Im Teaser heiß es:

Offiziell ist Maicon mit der Begründung “Disziplinlosigkeit” aus der brasilianischen Nationalmannschaft geflogen. Er soll nach einem freien Tag zu spät zurückgekommen sein. Doch laut Gerüchteküche soll er einem Mitspieler ganz übel mitgespielt haben. Die Vorwürfe sind unglaublich.

In der Tat.

Mit Dank an Anita.

Nachtrag, 11. September: “Focus Online” hat den Artikel unauffällig korrigiert. Bild.de gibt den Fehler immerhin zu.

Judith Rakers, Thorsten Legat, Ebola

1. “Ein Koffer voller Mitleid: Judith Rakers im Betroffenheits-TV”
(dwdl.de, Peer Schader)
Peer Schader schaut “Schicksal Armutsfalle – mit Judith Rakers” (ndr.de, Video, 28:57 Minuten): “Diese halbe Stunde festzementierte Chancenlosigkeit ist eine unfassbare Herabsetzung all derer, die daran glauben, dass es sich zu kämpfen lohnt, um die eigene Situation zu verbessern – und auch deshalb so perfide, weil sich Rakers am Ende wieder den Blazer überstreift, um sich im selben Ton, mit dem man Kleinkinder tröstet, die gerade vom Dreirad gekippt sind, von ihrer Protagonistin zu verabschieden: ‘Danke, dass ich in dein Leben gucken durfte.'”

2. “‘Krone’ zündelt mit unwahrer Titelstory gegen Asylwerber”
(kobuk.at, Hans Kirchmeyr)
Die “Kronen-Zeitung”-Titelgeschichten “Für Flüchtlinge Frau gekündigt” und “Zweihundert Wohnungen an Flüchtlinge” in der Analyse von Hans Kirchmeyr.

3. “Ebola-Falschmeldung verbreitet sich rasant”
(merkur-online.de, Patrick Wehner)
Ein Mann aus Somalia muss sich am Hauptbahnhof in München übergeben, worauf Ebola-Fehlalarm ausgelöst wird: “Die Medienhäuser ließen ihre Reporter in Scharen ausschwärmen. Mit Kameras, Fotoapparaten und nett gemeinten Wünschen, gesund zu bleiben. Dass es in Somalia zwar alles Mögliche gibt, wie zum Beispiel Hungersnöte und Warlords, aber bislang nicht einen einzigen Ebola-Fall: wurscht.”

4. “Legats falsche Freunde”
(reviersport.de, Ulrich Homann)
Ulrich Homann kommentiert die “Bild”-Titelschlagzeile “Bundesliga-Star Thorsten Legat (45): Mein Vater hat mich sexuell missbraucht!”.

5. “Fokussierung auf hochwertige Publizistik”
(nzz.ch, Etienne Jornod)
Verwaltungsratspräsident Etienne Jornod bezeichnet “die Herstellung hochwertiger journalistischer Angebote” sowie “Relevanz, profilierte Meinungen und Recherche” als das Kerngeschäft der NZZ-Mediengruppe: “Wir haben viel Zeit verloren. Entsprechend müssen wir nun rasch und entschieden, aber auch mit grosser Sorgfalt reagieren. Eine Lehre ist, sich frühzeitig mit der Zukunft auseinanderzusetzen. Ich kenne keine andere Industrie, die so wenig in Forschung und Entwicklung investiert wie die der Medien. Die Medienbranche hat ihre eigene Revolution verschlafen.”

6. “Erneute Attacke auf RUNDSCHAU-Redaktion”
(lr-online.de, Sascha Klein)
Die Lokalredaktion der “Lausitzer Rundschau” in Spremberg wird mit Naziparolen verunstaltet. “RUNDSCHAU-Chefredakteur Johannes M. Fischer verurteilte die Tat: ‘Der Überfall hat offenkundig mit unserer Berichterstattung über einen Prozess gegen gewalttätige Neonazis zu tun. Es bleibt dabei: Einschüchterung funktioniert bei uns nicht. Wer uns schlagen will, trifft sich selbst.'” Siehe dazu auch “Nicht mit uns!” (lr-online.de, Johannes M. Fischer).

Mach’s noch einmal, Meggle

Der neue Cheftrainer des FC St. Pauli hat der “Mopo” zu seinem Einstand am Mittwoch ein exklusives Interview gegeben:

Doch der Eindruck täuscht. In Wahrheit stammen die Antworten des Trainers aus einer Pressekonferenz, die am gleichen Tag stattfand (hier der Vergleich). Die Fragen kamen auch nicht nur vom “Mopo”-Reporter, sondern von verschiedenen Journalisten. Darum tauchen in anderen Medien auch genau die gleichen Meggle-Zitate auf.

Kurzum: Das Interview hat es so nie gegeben. Die Sportredaktion der “Mopo” führt ihre Leser — so wie “Bild” neulich — schlichtweg in die Irre.

Mit Dank an Carsten S.

Frontal21, AMSgate, Kriegsreporter

1. “Die Frontal21-Show: Das Munkel-Geschäft der Lerchenberg-Lords”
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Thomas Knüwer kritisiert die “Frontal21”-Dokumentation “Die große Samwer-Show: Die Milliardengeschäfte der Zalando-Boys” (zdf.de, Video, 43:30 Minuten) in aller Ausführlichkeit. “Und nur, um es noch einmal zu schreiben: Die Samwers sind nicht die guten. Doch trieft aus diesem Stück Fernsehen eine Voreingenommenheit und Wirtschaftsfeindlichkeit, die stellvertretend ist für vieles, was ich bei ARD und ZDF sehe. Selbst dubioseste Personen werden dazu Helden aufgebaut, nur weil es in die These passt.”

2. “Ein dubioses Hörproblem”
(taz.de, Sebastian Heiser)
Hat SPD-Politiker Raed Saleh besondere Mühe mit der Grammatik der deutschen Sprache, wie mehrere Medienberichte behaupten? Sebastian Heiser macht einen Vergleichstest.

3. “#AMSgate – eine Chronik”
(e-auto.tv)
Nutzer bezweifeln einen Elektroauto-Test in der Zeitschrift “auto motor und sport”.

4. “An der Front ist der Teufel los”
(tagesanzeiger.ch, Tomas Avenarius)
Tomas Avenarius widmet sich dem Kriegsreporter: “Nüchtern betrachtet hält sich die Notwendigkeit eines Frontbesuchs in Grenzen. Die Aussagen der meisten Kämpfer ähneln denen von Fussballern: Es wird hart, wir geben unser Bestes, sind bereit zu sterben. (…) Was die Krisenritter selten erzählen: Ohne einen fähigen Fixer ist fast jeder verloren, da kann er die Landessprache noch so gut sprechen.”

5. “Wie ich auf einen Hamas-Versteher hereinfiel”
(cicero.de, Petra Sorge)
Petra Sorge schreibt, sie habe den freien Journalisten Martin Lejeune “zu Unrecht” verteidigt: “Ich hätte früher auf meine Kritiker hören sollen.”

6. “Denn sie wissen nicht, was sie tun”
(juliane-wiedemeier.de)
Nach der Kündigung ihres “Time”-Abos erhält Juliane Wiedemeier einen “Express Letter” mit dem Aufdruck “Urgent response required to avoid interruption in service”.

Quatsch-Umfragen, Drohnen, Propaganda

1. “Ranking-Schummelei in Dritten Programmen”
(ndr.de, Video, 6:20 Minuten)
Online-Umfragen zu Hitlisten-Sendungen wurden von Redaktionen im NDR, im WDR, im HR und im RBB nach Gutdünken verändert. Die NDR-Sendung “Zapp” fasst die aktuelle Lage zusammen. Siehe dazu auch “Die Letzten werden die Ersten sein. Oder irgendwas dazwischen” und “Ranking-Shows: Die traurigsten Klickzahlen des Nordens” (stefan-niggemeier.de) sowie “Das Ranking der absurdesten Rankingshow-Manipulationen” (meedia.de, Jens Schröder).

2. “Hauptsache billig: Wie egal ist euch euer Programm?”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Alexander Krei fragt zu den Ranking-Manipulationen: “Wie wurscht kann einem das eigene Programm sein, wenn trotzdem immer und immer wieder neue Quatsch-Umfragen zum Klicken freigegeben werden? Da passt es gut ins Bild, dass WDR und NDR selbst jetzt nicht an eine Einstellung ihrer Rankingshows denken, sondern allenfalls die Methode überarbeiten möchten.”

3. “Was darf ein Drohnenjournalist?”
(irights.info, Ramak Molavi)
“Die Nutzung von Drohnen ist bereits weitgehend reguliert”, schreibt Ramak Molavi zur journalistischen Nutzung von Drohnen in Deutschland: “Gewerbliche Nutzer – damit sind alle Nutzer gemeint, die keinen Aufstieg zu Sport- oder Freizeitzwecken planen – brauchen immer eine Aufstiegserlaubnis.”

4. “Medien: Plädoyer gegen die Propaganda-Universen”
(publixphere.de, Emil)
Emil wünscht sich von den Medien “nach allen Seiten schonungslose Recherche”, “die gute alte Richtigstellung”, eine “Trennung zwischen Nachrichten und Kommentaren” sowie eine “Kenntlichmachung von möglichen Interessenkonflikten”.

5. “Die Offenbarungen des Krieges”
(ad-sinistram.blogspot.de, Roberto De Lapuente)
Roberto De Lapuente stört sich an den unzureichenden Fakten, die der Journalismus zur Lage in Kriegsgebieten produziert: “Eine zufriedenstellende publizistische Lösung dieses Dilemmas wird es nicht geben. Im Krieg ist der Berichterstatter immer jemand, der etwas erzählen soll, wovon er nur randständig etwas wissen kann. So richtig im Geschehen ist er natürlich nicht. Niemand weiß in einem solchen Szenario ganz genau, was gerade vor sich geht.”

6. “Gaza inmitten von Parolen und Tränen”
(heute.de, Stephan Hallmann)
Stephan Hallmann denkt nach über Propaganda im Nahost-Konflikt: “Israelis wie Palästinenser haben keine andere Wahl, sie müssen lernen, über diesen jahrzehntelangen blutigen Schatten zu springen und sich gegenseitig zu akzeptieren: Die Existenz des Staates Israel ebenso wie das Existenzrecht des palästinensischen Volkes in einem eigenen, unabhängigen Staat.”

Randale auf Umwegen

Das Land Nordrhein-Westfalen will bei Fußballspielen künftig offenbar weniger Polizei einsetzen, was die “Bild”-Zeitung seit ein paar Tagen zum Anlass nimmt, das sportliche Sommerloch mit ein bisschen Hysterie zu füllen.

Für ihre gestrige Ausgabe hat sie sich diese neue Schreckensliste ausgedacht:

Minden, Mannheim, Hamm, Kassel, Würzburg, Magdeburg gehören zu den gefährlichsten Orten im deutschen Fußball.

Grund: Es sind sechs von zehn Umsteige-Knotenpunkten der Deutschen Bahn, an denen die Fans Wochenende für Wochenende aufeinander prallen.

Begleitend dazu haben die “Bild”-Onliner eine flotte Infografik gebastelt, deren Informationsgehalt sich bei näherem Hinsehen allerdings eher in Grenzen hält (Klick für größere Version):

Gut, inzwischen wurde der “sehr lange Text” ersetzt, aber viel besser ist es dadurch nicht geworden.

Ein paar Beispiele.

Am 23. August könnte es laut Bild.de in Minden gefährlich werden, weil dort Schalke-Fans (die nach Hannover wollen) auf Fortuna-Köln-Fans (die nach Bielefeld wollen) treffen könnten:

Allerdings: Von Köln fahren Züge direkt nach Bielefeld, die Fans müssen also gar nicht umsteigen. Und wenn, dann eher in Hamm, nicht in Minden.

Einen Tag später könnten sich laut Bild.de am selben Bahnhof die Duisburger Fans (nach Chemnitz) und die Mainzer (nach Paderborn) treffen:

Auch sehr unwahrscheinlich — von Minden gibt es gar keine direkte Zugverbindung nach Paderborn (dagegen aber aus Hannover und Kassel).

Für die Fans von Dortmund II dürfte es auch eher schwierig werden, auf dem Weg nach Bielefeld in Minden umzusteigen, die Züge fahren nämlich über Bielefeld nach Minden.

Und die Fans der Stuttgarter Kickers lässt Bild.de auf ihrem Weg nach Bielefeld sowohl in Frankfurt (Main) als auch in Mannheim, Minden, Hannover und Kassel umsteigen — was ebenfalls sehr unrealistisch sein dürfte.

Oder das Aufeinandertreffen von Rostockern (nach Regensburg) und Schalkern (nach Hannover) in Hannover: Wenn die Schalker in Hannover ankommen, dürften die Rostocker schon längst wieder weg sein, weil ihr Spiel anderthalb Stunden früher beginnt und allein die Fahrt von Hannover noch mindestens vier Stunden dauert.

Aber solche Details übersieht die “Bild”-Redaktion ganz gerne mal, wenn sie ihr nicht in den Kram passen.

Das Foto, auf dem der Bahnsteig in Bengalo-Flammen steht, stammt übrigens nicht von einem der genannten Randale-Bahnhöfe, sondern vom Hamburger Hauptbahnhof, wie an dem Schild “Hamburg Hbf” nicht allzu schwer zu erkennen ist — wenn man es denn sehen kann. In der Print-Ausgabe wurde es abgeschnitten; “Bild” brauchte den Platz für die Schlagzeile.

Mit Dank an Ingo H., Peter M. und Tjalf P.!

Bild  

Mach’s noch einmal, Vrabec

Zum Auftakt der 2. Bundesliga ist am Freitag in “Bild Hamburg” ein großes “Start-Interview” mit dem Trainer von St. Pauli erschienen:

Interessanterweise decken sich die Antworten aber ziemlich genau mit dem, was Vrabec schon am Tag zuvor auf einer Pressekonferenz gesagt hatte (Vergleich).

Hat der Trainer also alles zweimal erzählt? Einmal für alle und dann noch einmal, ganz persönlich nur für “Bild”?

Nein. Der Pressesprecher des Vereins erklärte uns auf Anfrage, dass “Bild” kein Extra-Interview bekommen habe. “Bild”-Reporter Thomas Dierenga tut einfach nur so, als hätte er alleine mit dem Trainer gesprochen. Auch die Fragen der anderen Journalisten gibt er als die seinen aus. So ist “Bild” vor einigen Jahren auch schon mal an ein “Exklusiv”-“Interview” mit Ronaldo gekommen.

Im “Interview” mit Vrabec findet sich nur eine Aussage, die nicht in der PK vorgekommen ist. Laut Pressesprecher Christoph Pieper stand der Trainer nach der Konferenz noch kurz mit einigen Journalisten zusammen, vielleicht sei die Aussage dort gefallen. Möglicherweise habe der Reporter sie auch in einem anderen Interview oder während des Trainigslagers aufgeschnappt. Klar ist jedenfalls: Das Interview, das “Bild” vorgibt geführt zu haben, gab es nicht.

So etwas komme durchaus vor, sagt Pieper, aber das sei kein “Bild”-spezifisches Phänomen. Auch andere Medien würden Pressekonferenzen als eigene Interviews verkaufen, übrigens nicht nur im Sportbereich. Für ihn sei aber der Inhalt entscheidender, nicht die Form der Präsentation. Weil das vermeintliche Interview “inhaltlich so weit okay” gewesen sei, sei die Sache auch “kein extremer Aufreger” für ihn. Zumindest in seiner Funktion als Pressesprecher. Er persönlich sehe diese Praxis aber schon problematisch, weil “dem Leser dort eine Form von Exklusivität vorgegaukelt wird, die es so nie gegeben hat.”

Mit Dank an den Hinweisgeber.

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