Ahnungslose Sternenkrieger

Bei Christie’s wird morgen eine originale Darth-Vader-Maske versteigert.

Doch wer ist der Mann mit der merkwürdigen Montur? stern.de klärt in einer fünfteiligen Klickstrecke auf:

Von “Darth Vader” stammt auch einer der berühmtesten Sätze der Filmgeschichte: “Luke ich bin dein Vater”, haucht der Schurke, bevor sein Sohn Luke Skywalker ihn mit seinem Laserschwert für immer in die ewige Verdamnis der Galaxie schickt. Wer sich jetzt ärgert, das Ende der Trilogie verraten bekommen zu haben, ist selbst schuld. Wer “Star Wars” noch immer nicht gesehen hat, hat einen Meilenstein der Filmgeschichte verpasst.

Offenbar hat der Texter allerdings selbst einiges verpasst, als er die “Star Wars”-Filme gesehen hat: Das berühmte Zitat stammt aus “Das Imperium schlägt zurück”, dem zweiten Teil der alten “Star Wars”-Trilogie (und fünften Teil der Serie insgesamt), woraufhin sich Luke mit einem gewagten Sprung in die Tiefe rettet.

Im letzten Film, “Die Rückkehr der Jedi-Ritter”, versucht der Imperator, Luke Skywalker zu töten, woraufhin Darth Vader (bürgerlich: Anakin Skywalker) nach langem Zögern seinem Sohn zu Hilfe kommt. Vader wird dabei so schwer verletzt, dass er bald darauf in den Armen seines Sohne stirbt.

Mit Dank an Oliver Sch.

Nachtrag, 15.30 Uhr: Auf Wunsch zahlreicher Leser weisen wir natürlich gerne auch noch darauf hin, dass das berühmte Zitat komplett ohne Anrede auskommt und korrekt “Nein, ich bin Dein Vater!” lautet.

Berners-Lee, Business Report, Yassir

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Long Live the Web: A Call for Continued Open Standards and Neutrality”
(scientificamerican.com, Tim Berners-Lee, englisch)
Tim Berners-Lee warnt vor abgeschlossenen Welten im Web: “Some people may think that closed worlds are just fine. The worlds are easy to use and may seem to give those people what they want. But as we saw in the 1990s with the America Online dial-up information system that gave you a restricted subset of the Web, these closed, ‘walled gardens,’ no matter how pleasing, can never compete in diversity, richness and innovation with the mad, throbbing Web market outside their gates.”

2. “Zitieren, verlinken, Bilder veröffentlichen: Was ist erlaubt? Wo drohen Strafen?”
(kerstin-hoffmann.de)
Rechtsanwältin Anja Neubauer erklärt im Gespräch mit Kerstin Hoffmann, was erlaubt ist bei Urheber-, Zitier- und Bildrechten. “Grundsätzlich: Marken darf man verwenden! Dazu sind sie da. Viele denken, dass man dies überhaupt nicht dürfte.”

3. “Non, sagt Monsieur le Président”
(tagesspiegel.de, Anna Sauerbrey)
Frankreich: Steckt hinter den aus Redaktionen gestohlenen Computern der Inlandsgeheimdienst DCRI? “Sicher ist: Der DCRI hat in Sachen Bettencourt-Affäre wiederholt die Telefonrechnungen von Journalisten ausgewertet, um Informationslecks in Behörden und Regierung ausfindig zu machen – und damit gegen den Quellenschutz verstoßen, der seit Januar in Frankreich Gesetz ist.”

4. “Bald keine neuen redaktionellen Websites mehr?”
(andreasvongunten.com)
Andreas Von Gunten zweifelt an einer Meldung der Nachrichtenagentur SDA, die auf einem Business Report beruht. “Da ich natürlich nicht bereit bin, mehr als 4000 CHF auszugeben um zu verstehen, was an den Aussagen dran ist, belasse ich es damit, zu behaupten, dass da sehr wahrscheinlich Bullshit drin steht.”

5. Interview mit Yassir Ezarzar
(philibuster.de, Nadia Shehadeh)
Nadia Shehadeh spricht mit dem vor einem Jahr nach Marokko ausgewiesenen Musiker Yassir Ezarzar. “Ich bin hier mehr Ausländer als in Deutschland – wobei man als Ausländer hier meiner Meinung nach besser behandelt wird. Aber es gibt keine Infrastruktur, keine Arbeit – schwer krank werden ist hier gleichbedeutend mit sterben.”

6. “Angst-Quiz”
(wirhabenkeineangst.de, Magdalena Böttger)
“Erinnerst du dich noch an…?”

Bild  

114 Prozent aller Statistiken falsch interpretiert

Wenn in einer Umfrage 70 Prozent der befragten Ärzte angeben, dass sich Patienten häufig unnötig behandeln lassen, welche Schlussfolgerung kann man daraus nicht ziehen?

Die richtige falsche Antwort finden Sie heute groß unten auf der Seite 1 der “Bild”-Zeitung:

70 % aller Arzt-Besuche unnötig

Nachtrag, 11:10 Uhr. In späteren Druck-Ausgaben ist die Überschrift geändert. Nun heißt es bloß: “Zu viele Arzt-Besuche unnötig”.

Mit Dank an Micky!

Karl-Theodor I.

Bild.de liegt in einem Artikel über ein Filmporträt über die Familie Guttenberg, das gestern im Ersten lief, knapp daneben:

Gestern Abend lief die ARD-Doku-Reihe “Deutsche Dynastien” an. Teil 1: „Die Guttenbergs”.

Tatsächlich war “Deutsche Dynastien – Die Guttenbergs” nach den Thyssens (8.11.) und den Oetkers (15.11.) bereits der dritte und letzte Teil der Serie.

Aber vielleicht hat sich der Autor einfach nicht vorstellen können, dass Karl-Theodor, wenn auch nur dieses eine Mal, nicht Nummer 1 sein könnte:

Sie sind DAS Glamour-Paar der Politik-Szene in Deutschland – Karl Theodor zu Guttenberg und seine Frau Stephanie. (…)

Haltung und Verantwortungsbewusstsein  – das sind laut Vater Enoch DIE prägenden Charakterzüge der Guttenbergs. (…)

So wurde Karl-Theodor zu Guttenberg zu einem der besten Redner in der deutschen Politik. Und das politische Talent hat er wohl vom Großvater. (…)

“Trotz seines Aussehens, trotz seines finanziellen Hintergrundes erzeugt er keinen Neid. Da ist was ganz besonders in Deutschland. Wenn heute einer Geld hat und gut aussieht, erzeugt er meistens Neid bei anderen Menschen”, sagt die Adels-Expertin Stephanie von Pfuel. (…)

Guttenberg hingegen weckt Begeisterung wo immer er auftritt. (…)

Wird er womöglich Kanzler?
Wer den Film gesehen hat, bekommt den Eindruck: Hier will einer auf dem Teppich und seinen Überzeugungen treu bleiben.

Mit Dank an Jochen N.

Schlechte Aussichten für die Schwarzer-Kasse

Am 16. Oktober erschien in “Bild” diese Richtigstellung (BILDblog berichtete):

Berichtigung: Anders als in BILD am 15.10.2010 berichtet, hat Jörg Kachelmanns Verteidigung das mutmaßliche Opfer nicht als Stalkerin bezeichnet und auch nicht verlauten lassen, der Moderator kenne es gar nicht.

Diese Berichtigung erfolgte möglicherweise nicht ganz freiwillig: Kachelmanns Medienanwalt Ralf Höcker hatte die Autorin des Artikels, die “Bild”-Praktikantin Alice Schwarzer, persönlich abgemahnt. Bild.de hat die beanstandete Stelle (freiwillig, wie Höcker betont) aus dem Artikel entfernt, Schwarzer gab eine Unterlassungserklärung ab, in der sie erklärt hatte, die Behauptung nicht weiter zu verbreiten.

Doch der Text blieb unverändert an zwei anderen Stellen stehen: in Schwarzers Blog und auf emma.de. Weil Schwarzer somit gegen die Unterlassungserklärung verstieß, wurde eine Vertragsstrafe fällig — 5.001 Euro, wie der “Spiegel” berichtet.

Alice Schwarzer änderte die Formulierung von “Die Verteidigung behauptete …” in “Zunächst hieß es …” , doch das reichte nach Ansicht des Kölner Landgerichts nicht aus. ​Es ​erließ ​deshalb ​zwei ​weitere ​Einstweilige ​Verfügungen, ​diesmal ​gegen ​die ​EMMA-Frauenverlags ​GmbH ​und ​den damaligen ​Inhaber ​der ​Domains ​emma.de ​und ​aliceschwarzer.de, der auch heute noch die beiden Internetauftritte betreut. Zudem verlangte Kachelmanns Verteidigung von Schwarzer eine weitere Vertragsstrafe von 20.000 Euro, da die zuvor verhängten 5.001 Euro “wohl nicht abschreckend genug gewesen seien”.

Hinzu kam ein älterer Artikel, der die angegriffene Behauptung über Kachelmanns Verteidigung im Kern enthielt. Da Alice Schwarzer eine Unterlassungserklärung abgegeben hatte, hätte sie auch Sorge tragen müssen, dass sie diese Behauptung nirgendwo mehr verbreitet. Doch auch nach der Abgabe einer Abschlusserklärung blieb einer der Texte auf aliceschwarzer.de unverändert, weswegen Kachelmanns Verteidiger die Vertragsstrafenforderung “wegen besonders penetranter Uneinsichtigkeit” am vergangenen Freitag noch einmal um 50.000 Euro auf insgesamt 75.001 Euro erhöhte. Hinzu kommen die Anwalts- und Gerichtskosten für die verlorenen Verfügungsverfahren.

Außerdem laufen vor dem Landgericht Köln noch zwei Ordnungsgeldverfahren gegen Schwarzer, da sie gegen die Einstweiligen Verfügungen des Gerichts verstoßen habe.

Ein Mann zum Tierchenstehlen

Der Radiomoderator John Ment hat in der jüngsten Ausgabe seiner wöchentlichen “Mopo”-Kolumne “Ment am Montag” einen neuen Trend ausgemacht:

Total “in”: Einbuchstabentierchen! Einfach einen Buchstaben verändern und aus einem Tier wird ein anderes.

Und Ment hat auch gleich einen bunten Strauß an Beispielen parat:

Die besten Beispiele habe ich hier für Sie: Wer hat immer was zu meckern? Das Nölpferd! Wer hilft Autofahrern in Not? Na klar – die Blinkschleiche. Und wer riecht immer sehr gepflegt? Der Deopard.
(Links von uns)

In dieser Gagdichte geht das die ganze Kolumne fröhlich weiter. Doch woher hat Ment diese und die neun weiteren Beispiele nebst passenden Fragen, die er seinen Lesern so stolz präsentiert? Selbst ausgedacht? Von Freunden gehört? Hinter dem Sofa gefunden?

Nein. Die “Einbuchstabentierchen” heißen in Wirklichkeit “Einbuchstabedanebentiere” und sind eine Erfindung des Twitterers @maatc, der am 12. November mit dem “Fettchen” (Dicker Nager) und dem Hashtag #einbuchstabedanebentiere einen waschechten Twitter-Trend startete. Mittlerweile gibt es einige Hundert dieser Fantasietiere von völlig verschiedenen Autoren.

Ment hat sich für seine Kolumne hemmungs- und ausnahmslos auf Twitter oder einer der Seiten, die die Tiere zusammenfassen, bedient, ohne die Autoren oder Twitter auch nur einmal als Quelle zu erwähnen — noch nicht einmal in der Online-Ausgabe der “Morgenpost”, wo immerhin eine Verlinkung möglich gewesen wäre.

Ments Kolumne schließt dann auch bezeichnenderweise (danke @toco) mit diesen Worten:

Na gut, einen habe ich noch: Wer ist vor allem bei uns in Hamburg sehr gefürchtet? Jawoll – die diebische Alster
(Link von uns)

Mit Dank an Mario H.

DuMont, Monitor, Apple

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “DuMont: Kommunizieren wie Nordkorea”
(stefan-niggemeier.de)
Stefan Niggemeier wundert sich über das vielgestaltige Kommunikationsverhalten der Kölner Mediengruppe M. DuMont Schauberg. “Man muss sich immer wieder gewaltsam in Erinnerung rufen, dass wir es hier mit Leuten zu tun haben, deren Beruf die Kommunikation ist.”

2. “Absurdistan: Wie das ARD-Magazin Monitor einen Skandal um den neuen Personalausweis erfindet”
(mr-gadget.de, Christoph Dernbach)
In einem Beitrag der ARD-Sendung “Monitor” wird vom neuen Personalausweis geredet – und der alte gezeigt. “Mit einem Skandal um den neuen Personalausweis hat die Story aber nun überhaupt nichts zu tun.”

3. “Das 1×1 der Apple-Berichterstattung”
(wir-muessen-twittern.de, Robert Kindermann)
Robert Kindermann rät Berichterstattern aus den Multimedia-Ressorts, sich in der Frage “wann ist eine Apple-Meldung eine Meldung für mein Medium?” auf die Fakten zu beschränken und auf Gerüchte zu verzichten.

4. “Fast wie Gas”
(taz.de, Johannes Thumfart)
Johannes Thumfart kritisiert Artikel von Alex Rühle in der “Süddeutschen Zeitung” und von Nils Minkmar in der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” zum Theoriebuch “Der kommende Aufstand”. “FAZ und SZ rezensierten die Schrift derart positiv, dass sich ein Berliner Buchladen genötigt sah, ironisch per Rundmail zu kommentieren, große deutsche Tageszeitungen riefen nun zum Terrorismus auf.”

5. “Coffee and TV”
(juliane-wiedemeier.de)
Juliane Wiedemeier interpretiert eine Grafik bei “RTL aktuell”, auf der eine Landschaft mit zwei Strommasten, eine Steckdose, ein Blumenstengel und eine Glühbirne zu sehen ist.

6. “Warum heißt Spiegel Online eigentlich Spiegel Online?”
(schreibenfuergeld.wordpress.com, DL2MCD)
“Na is doch klar: weil man dort alles spiegelt!”

Heute anonym XXIV

Letzte Woche konnte Bild.de vor Selbstbewusstsein kaum laufen:

BILD.de pixelt da, wo Google es versäumt hat: Das sind die Patzer bei Street View! Bild.de verpixelt

Aber das war wie gesagt letzte Woche. Diese Woche hingegen ist wieder Normalität eingekehrt:

Dieses Autohaus in Oderwitz gehört der Familie. Birgit K. ist Geschäftsführerin

Ja: Unter jeder dieser gelben Fläche stand der ausgeschriebene Name.

Mit Dank an Thomas W., Andre S. und die vielen anderen Hinweisgeber.

Keine besseren, sensibleren Menschen

Vor wenigen Tagen jährte sich der Todestag des Fußballers Robert Enke zum ersten Mal. In den Wochen nach seinem Suizid hatten Sportfunktionäre und Journalisten über den Druck in der Leistungsgesellschaft gesprochen und für mehr Menschlichkeit geworben.

Walter M. Straten ließ sich damals von der “Süddeutschen Zeitung” so zitieren:

“Wir werden wohl mit extremen Noten etwas vorsichtiger sein”, sagt der stellvertretende Bild-Sportchef. Man werde sich einmal mehr überlegen, “ob der Spieler, der eine klare Torchance vergeben hat, oder der Torwart, der den Ball hat durchflutschen lassen, eine Sechs bekommt oder eine Fünf reicht”.

Die Schonfrist war bereits nach wenigen Wochen vorbei.

Es ist interessanterweise Franz Josef Wagner, der in den vergangenen Wochen mehrfach betont hat, dass sich seit Enkes Tod nichts geändert habe, und der in einem Brief an den Verstorbenen selbst schrieb:

Als Robert Enke vor einem Jahr starb, wollten wir alle, dass wir bessere, sensiblere Menschen werden. Wir wurden es nicht.

Wagner muss es wissen, denn das Medium, in dem er täglich schreibt, präsentiert sich immer mal wieder als unsensibel. Zum Beispiel, wenn es um ein nicht geschossenes Tor geht, das nicht einmal spielentscheidend gewesen wäre:

BVB-Trottel Kuba trifft das leere Tor nicht

Bild.de hat den Artikel in der Zwischenzeit entfernt

… und neu online gestellt — offenbar, weil den Redakteuren eine schönere Dachzeile samt Alliteration eingefallen ist:

Dortmund Dussel Kuba trifft das leere Tor nicht

Mit Dank an noir und bildfahnder.

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