Die Offensive des Brause-Senders, Haltungsjournalismus, Papst-Tod

1. ServusTV geht in die Offensive: Kleiner Sender, großer Aufwand
(dwdl.de, Alexander Krei)
Der zum Besitz des Red-Bull-Konzerns gehörende österreichische Fernsehsender ServusTV kooperiert seit Neuestem mit Springers WeltN24, das künftig für das gesamte Vorabendprogramm des Senders zuständig sein soll. Kernstück des Programms sei ein zweistündiges Magazin namens “Guten Abend Deutschland”. Alexander Krei hat sich die gestrige Erstausstrahlung angeschaut.
Weiterer Lesetipp: Im “Tagesspiegel” beschäftigt sich Joachim Huber mit einer anderen Premiere. Im Ersten feierte Louis Klamroth seinen Einstand als Plasberg-Nachfolger bei “Hart aber fair”.

2. Pres­se­aus­kunft der Staats­an­walt­schaft rechts­widrig?
(lto.de, Christian Conrad)
Die Staatsanwaltschaft Berlin hat Medien mitgeteilt, dass sie die Aufnahme von Ermittlungen gegen Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) prüfe. In den Augen des für die Rechtsanwaltskanzlei Höcker tätigen Juristen Christian Conrad verletze eine solche Mitteilung zu diesem frühen Verfahrensstadium die Persönlichkeitsrechte Lindners und sei damit rechtswidrig.

3. “Drehbuch, das wir aus den USA kennen”
(deutschlandfunk.de, Isabelle Klein & Mirjam Kid)
Nach Einschätzung der Medienwissenschaftlerin Caja Thimm haben Soziale Medien beim Sturm auf Regierungsgebäude in Brasilien eine große Rolle gespielt. Von erheblicher Bedeutung sei dabei Telegram gewesen. Thimm stellt eine zunehmende globale Vernetzung rechter Netzwerke fest: “Wir können eigentlich schon davon ausgehen, dass gerade über die Internet-Kontakte viele Verbindungen und Austausch entstehen, den wir teilweise ja gar nicht mitbekommen”.

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4. Es ist Krieg und sie schauen hin
(blogs.taz.de)
Für ihre Ukraine-Berichterstattung greift die “taz”-Redaktion auf ein großes Netzwerk freier Journalistinnen und Journalisten zurück. Im “Hausblog” wolle man nun die Menschen hinter den Reportagen vorstellen. Es sind Personen wie Anastasia Magasowa, die in den vergangenen zehn Jahren Hunderte von Berichten aus der Ukraine verfasste, der studierte Russisch-Dolmetscher Bernhard Clasen oder die aus Odessa stammende Juristin Tatjana Milimko.

5. Werteorienterter Journalismus statt Neutralität
(mdr.de, Lars Sänger & Carsten Kayser, Video: 30:51 Minuten)
Im Gespräch mit MDR-Format “Medien 360G” äußert sich “Monitor”-Redaktionsleiter Georg Restle unter anderem zum vielfach geäußerten Vorwurf, er betreibe “Haltungsjournalismus”. Restle lehnt sowohl die Zuschreibung als auch den Begriff als solchen ab: “Ich bin kein Haltungs-Journalist! Weil das impliziert, dass Haltung wichtiger sei als Wahrhaftigkeit. Was natürlich Unsinn ist. Es gibt keine Haltung ohne Wahrhaftigkeit, und es gibt keine Haltung ohne das Streben nach der Wahrheit.”

6. Darf Benedikt XVI. posthum als homophober Hetzer bezeichnet werden?
(spiegel.de)
Das Internetportal queer.de hat den unlängst verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. als einen der “größten queerfeindlichen Hetzer” bezeichnet. Nun ermittele die Polizei Berlin gegen die Redaktion. Es bestehe der Verdacht der “Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener”. Jörg Reichel von der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union appelliert an die Staatsanwaltschaft, die Ermittlungen umgehend einzustellen: “Langatmige Ermittlungen oder eine Anklage durch die Staatsanwaltschaft wären ein Angriff auf die Pressefreiheit”.

Gefährlicher Unsinn, Scheinheilige Debatte, 50 Jahre “Sesamstraße”

1. Dilettantischer Trugschluss – oder noch schlimmer?
(t-online.de, Steven Sowa)
Im Zusammenhang mit den Ausschreitungen in der Silvesternacht erhebt die “Bild”-Redaktion in ihrer Berichterstattung schwere Vorwürfe gegen das öffentlich-rechtliche Fernsehen: ARD und ZDF hätten die Wahrheit über Taten und Täter verschwiegen. Das sei gefährlicher Unsinn, kommentiert Steven Sowa bei t-online.de.

2. Berlusconi auf ProSieben?
(taz.de, Peter Weissenburger)
“taz”-Redakteur Peter Weissenburger fasst zusammen, was aus seiner Sicht in der Medienwelt im aktuellen Jahr passieren wird beziehungsweise passieren sollte. Es geht um die Entwicklungen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk, um Elon Musk, um Journalismusförderung durch den Facebook-Konzern Meta, um die Zukunft des gedruckten Journalismus und um die Frage, wie es bei der ProSiebenSat.1-Gruppe weitergeht.

3. Warum schmeißt man als Journalist hin, um Klimaaktivist zu werden?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 23:30 Minuten)
Der Journalist Raphael Thelen hat für namhafte Medien gearbeitet und war Mitgründer sowie Sprecher des Netzwerk Klimajournalismus Deutschland. Nach mehr als zehn Jahren im Journalismus wird er nun hauptberuflicher Aktivist bei der “Letzen Generation”. Im Gespräch mit Holger Klein erklärt Thelen, wie es dazu gekommen ist und was ihn antreibt.

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4. Die scheinheilige US-Debatte über TikTok
(netzpolitik.org, Markus Beckedahl)
In den USA werde über die Risiken von TikTok diskutiert. Aus europäischer Perspektive wirke das putzig, weil jedes gegen TikTok vorgebrachte Argument auch gegen Facebook und Co. verwendet werden könnte, so Markus Beckedahl. Trotzdem würden sich aus der US-Debatte einige wichtige Lehren ziehen lassen.

5. Saudi-Arabien soll Inhalte auf Wikipedia beeinflusst haben
(spiegel.de)
Wikimedia, die Stiftung hinter Wikipedia, habe 16 Administratoren in der Region “Middle East and North Africa” gesperrt. Sie sollen von der saudi-arabischen Regierung als Regierungsagenten angeworben und damit beauftragt worden sein, kritische Einträge zu kontrollieren, zu bearbeiten oder gar zu löschen. Aufgedeckt hätten dies Democracy for the Arab World Now und SMEX, eine Organisation zum Schutz digitaler Rechte und Freiheit mit Sitz im Libanon.

6. Was das deutsche Fernsehen von der “Sesamstraße” lernen kann
(dwdl.de, Peer Schader)
Gestern feierte die “Sesamstraße” ihren fünfzigsten Geburtstag. Beim Kika lief eine Geburtstagssendung, und Caren Miosga moderierte eine Sonderausgabe der “Tagesthemen”, unter anderem mit Live-Schalten zu Elmo, Wolle und Pferd. Natürlich kommt auch Medienkolumnist Peer Schader nicht umhin, sich dem Klassiker zu widmen: “Die große Kunst der ‘Sesamstraße’ ist es, sich und ihren Grundwerten auch nach 2.931 Folgen treu geblieben zu sein – und trotzdem stets mit der Zeit zu gehen.”

KW 51/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich (langes Weihnachts-)Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Der RBB-Skandal um Patricia Schlesinger
(macht-und-millionen.podigee.io, Business Insider, Solveig Gode & Kayhan Özgenç, Audio: 43:27 Minuten)
Bei “Macht und Millionen” von “Business Insider” rollen Solveig Gode und Kayhan Özgenç regelmäßig spektakuläre Wirtschaftsverbrechen auf. Diesmal beschäftigen sie sich mit dem RBB-Skandal um Ex-Intendantin Patricia Schlesinger, den die “Business-Insider”-Redaktion durch ihre Recherchen aufgedeckt hat. Auch wenn man meint, bereits viel über den Fall zu wissen, lohnt dieser Podcast unbedingt, weil er noch einmal die vielen kleinen Details nennt und gleichzeitig das große Ganze im Auge behält.

2. Wie macht man einen Jahresrückblick?
(omrmedia.podigee.io, Pia Frey, Audio: 45:42 Minuten)
Bei “OMR” ist Malte Müller-Michaelis zu Gast, “Spiegel”-Redakteur und Verantwortlicher für die alljährliche “Chronik”, den großen Jahresrückblick. Im Gespräch geht es unter anderem um folgende Fragen: Wie kollektiviert man Erinnerungen? Wie läuft der redaktionelle Prozess hinter den Kulissen ab, bevor Hunderte kuratierte Seiten und Geschichten den Weg ins Internet und in die Zeitschriftenregale finden? Und welche Auswahlkriterien müssen die Chronik-Geschichten erfüllen?

3. Wie funktioniert Journalismus auf TikTok?
(newsfluence.podigee.io, Audio: 1:15:26 Stunden)
Im “Newsfluence”-Podcast erzählen die Medienprofis Louisa Schneider (SWR), Amelie Marie Weber (Funke), Tom Klein (HR) und Yannic Lipp (“Chip”), warum es aus ihrer Sicht bei TikTok Journalismus braucht, und wie dieser für das dort anzutreffende Publikum verständlich aufbereitet werden kann. Man wolle zeigen, “dass Journalismus auf dieser Plattform nicht nur seine Daseinsberechtigung hat, sondern sich auch finanzieren kann.”

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4. Ungewollt auf Twitch – Plötzlich im Livestream von MontanaBlack
(podcast04b645.podigee.io, David Geßner, Audio: 26:22 Minuten)
Medienanwalt David Geßner unterhält sich mit seiner Kollegin Nadine Mannshardt über einen Fall aus der Praxis: Der bekannte Youtuber und Twitch-Streamer “MontanaBlack” habe Ende Oktober in einem Wildpark bei Hamburg einen Live-Stream produziert, in dem eine Frau und ihr minderjähriges Kind unverpixelt zu sehen waren, ohne dass eine entsprechende Einverständniserklärung vorgelegen habe. Eine auch über den konkreten Fall hinausgehende interessante Podcast-Folge, weil sie grundsätzliche Fragen des Persönlichkeitsrechts behandelt.

5. Wie war 2022?
(sueddeutsche.de, Nadia Zaboura & Nils Minkmar, Audio: 26:06 Minuten)
Beim Medienpodcast “quoted” steht in der aktuellen Ausgabe der große Jahresrückblick an. Nadia Zaboura und Nils Minkmar erinnern sich an die Themen des Jahres sowie deren mediale Aufarbeitung und versuchen, Einsichten und Erkenntnisse daraus abzuleiten.

6. Was Buchdruck und Digitalisierung gemeinsam haben
(deutschlandfunknova.de, Katja Weber, Audio: 52:41 Minuten)
“Ende 1522 erscheint das Neue Testament zum ersten Mal auf Deutsch, übersetzt von Martin Luther. Er ist quasi einer der Bestseller-Autoren des 16. Jahrhunderts und profitiert von einem Medienwandel, der fast sechs Jahrhunderte her ist und trotzdem sehr an heutige Zeiten erinnert: dem Buchdruck.” Bei Deutschlandfunk Nova erklärt der Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann, was der typografische Medienwandel von damals und der Medienwandel von heute gemein haben.

Gut im Bild beim ORF, Schikane gegen Nachrichtenseite, Zeit für Reformen

1. Die Landeshauptfrau sollte stets gut im Bild erscheinen
(faz.net, Stephan Löwenstein)
Es deutet viel darauf hin, dass eine österreichische Landespolitikerin beim öffentlich-rechtlichen ORF auf Anweisung hin in besonders gutem Licht erscheinen sollte. Der Redaktionsrat habe die Suspendierung des zuständigen Generaldirektors gefordert: “Sollte es sich als wahr erweisen, dass Redakteurinnen und Redakteure angewiesen wurden, Beiträge so zu gestalten, dass bestimmte Politikerinnen und Politiker vorkommen, auch wenn dazu keinerlei journalistische Notwendigkeit besteht, ist das ein klarer Verstoß gegen die gesetzliche Pflicht zur Unabhängigkeit.”

2. Arbeitsplätze erhalten
(djv.de, Hendrik Zörner)
Angesichts der Vorgänge beim von RTL übernommenen Traditionsverlag Gruner + Jahr hatte sich Anna Ernst bei der “Süddeutschen” gewundert: “Der Verlag ist erfolgreich, trotzdem kommen jetzt Gruner + Jahr-Titel wie ‘Brigitte’ und ‘Geo’ unter den Hammer. In Hamburg ist man fassungslos. Was ist los beim Mutterkonzern Bertelsmann?” (nur mit Abo lesbar) Nun appelliert der Deutsche Journalisten-Verband an die Magazin-Eigentümer, den Betriebsrat an den Plänen zu beteiligen: “Die Vertreter der Beschäftigten müssen eingeweiht und eingebunden werden. Im Fokus muss der Erhalt der Arbeitsplätze stehen. Es geht auch um menschliche Schicksale.”

3. Zu wenig interkulturelle Kompetenz
(taz.de, Rameza Monir)
Für die Journalistin Rameza Monir hinterlässt die Fußball-WM in Katar einen faden Beigeschmack. Das Sportevent hätte eine Chance für den Westen sein können, sich der arabisch-muslimischen Kultur ernsthaft zu nähern. Stattdessen sei die Berichterstattung arrogant und von orientalistischen, antiarabischen und antimuslimischen Rassismen durchzogen gewesen: “Kritisiert wurde vom hohen Ross herab, mit wenig Offenheit und Respekt für andere Kulturen. An der medialen Resonanz ist unschwer zu erkennen, dass es eindeutig an interkultureller Kompetenz fehlt. Als Bilanz des Turniers steht eins fest: Deutschland muss dazulernen.”

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4. Schikane gegen kritische Nachrichtenseite
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RoG) zeigt sich besorgt über die wirtschaftlichen Attacken auf das in Berlin ansässige vietnamesisch-deutsche Medium thoibao.de auf Facebook und kritisiert die mangelnde Kommunikation des Facebook-Mutterkonzerns Meta. “Wieso kann ein Unternehmen auf Facebook einfach behaupten, Urheber der Videos einer regierungskritischen Seite zu sein und das Geld dafür bekommen? Handelt es sich um politisch motivierten Betrug? Facebook muss den Fall gründlich prüfen und mögliche Sicherheitslücken schließen”, so RoG-Geschäftsführer Christian Mihr.

5. Zeit für eine radikale Reform?
(deutschlandfunk.de, Sina Fröhndrich, Audio: 43:55 Minuten)
Dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk werden schon lange ein verschwenderischer Umgang mit Geld, Verfilzung und Parteilichkeit vorgeworfen. Die diversen Skandale dieses Jahres haben die Kritik nicht leiser werden lassen. Wie das System reformiert werden könnte, diskutieren Deutschlandfunk-Intendant Stefan Raue, Tabea Rößner (Grüne) sowie die Journalistin Claudia Tieschky (“SZ”) und der Journalist Björn Staschen (NDR).

6. 66 gute Nachrichten, die 2022 untergegangen sind
(krautreporter.de, Mariya Merkusheva u.a.)
So kurz vor Weihnachten wollen wir uns von Euch mit ein paar positiven Meldungen in die Feiertage verabschieden. Ein “Krautreporter”-Team hat 66 gute Nachrichten zusammengetragen, die hoffnungsvoll klingen und das Jahr positiv ausklingen lassen.

Erstplatzierte, König wehrt sich, Desinformation zu Mastodon

1. JdJ 2022: Das sind die Erstplatzierten
(mediummagazin.de)
Seit dem Jahr 2004 Jahr lässt das “medium magazin” eine Jury über die “Journalistinnen und Journalisten des Jahres” (“JdJ”) abstimmen. Online verrät die Redaktion schon mal die Erstplatzierten der Fachkategorien. Zur “Journalistin und Journalist des Jahres” wurden Katrin Eigendorf (ZDF) und Paul Ronzheimer (“Bild”) gewählt: “Nach Ansicht der Jury haben die beiden Auslandsreporter die Berichterstattung aus dem Ukraine-Krieg ‘mit ihrer herausragenden Arbeit’ maßgeblich geprägt.”

2. Der aktivistische Journalismus und der Preis der Wahrheit
(spiegel.de, Tomasz Kurianowicz)
Vor wenigen Tagen kritisierte “Spiegel”-Kolumnist Christian Stöcker die aus seiner Sicht verharmlosende Berichterstattung einiger Medien über die “Reichsbürger”-Razzia. Dabei thematisierte er unter anderem die “Berliner Zeitung”: “Die unter ihrem neuen Verleger zu einer Art russlandfreundlichen Verschwörungspostille verkommene ‘Berliner Zeitung’ (nicht zu verwechseln mit der ‘B.Z.’) ließ einen Autor mit Leitungsrolle erklären, es seien doch ‘nur 25 vergreiste Verwirrte’ festgenommen worden. Das ist auch deshalb lustig, weil viele dieser ‘vergreisten Verwirrten’ etwa das gleiche Alter haben wie der Verleger der ‘Berliner Zeitung’, Holger Friedrich: Mitte fünfzig.” Nun meldet sich der Chefredakteur der “Berliner Zeitung” mit einer Gegenrede zu Wort, ebenfalls beim “Spiegel”: “Die ‘Berliner Zeitung’ als kremlnahes Medium zu verunglimpfen, ist absurd und ein Schlag unter die Gürtellinie, der unsere Berichterstattung zu Russlands Ukrainekrieg und meine Arbeit als Chefredakteur insbesondere diskreditiert.”

3. Bieten: Praktikum. Suchen: eine Person, die sich das leisten kann.
(uebermedien.de, Pia Pentzlin)
Zur journalistischen Ausbildung gehören auch Praktika, doch die müssen sich die Praktikantinnen und Praktikanten erstmal leisten können. Praktika werden, wenn überhaupt, oftmals nur sehr gering entlohnt. Das Geld reicht gelegentlich noch nicht mal für das notwendige WG-Zimmer und die Fahrtkosten aus. Pia Pentzlin, selbst Praktikantin bei “Übermedien”, hat bei 17 deutschen Medienhäusern nachgefragt, wie sie mit Praktika umgehen, wie viel sie zahlen, ob sie überhaupt vergüten, und warum das so ist (die ausführlich dokumentierten Antworten gibt es hier).

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4. WDR: Ins Abseits geplappert
(verdi.de)
Der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow und sein Nachfolger Kai Gniffke haben dem “Spiegel” ein Interview zu ihren Reformplänen gegeben (nur mit Abo lesbar). Dabei habe Gniffke aus Sicht der Gewerkschaft Verdi eine “unangebrachte und abstoßende Wortwahl” benutzt, die ARD-Beschäftigte mit Hunden und Schweinen gleichsetze. Auch inhaltlich gebe es einiges an Gniffkes Aussagen zu kritisieren. Kai Gniffke hat sich in seinem SWR-Blog auch zu Wort gemeldet: “Ich hoffe, dass meine bildhafte Wortwahl nicht das Einzige ist, was hängen bleibt, sondern auch Sätze wie diese: Uns geht es um die Zukunft des Journalismus.”

5. Johann König wehrt sich erfolgreich gegen Anschuldigungen der Wochenzeitung Die Zeit
(berliner-zeitung.de, Sören Kittel)
Drei Autorinnen der “Zeit” hatten in einem Artikel Vorwürfe gegen den Berliner Galeristen Johann König erhoben, die sie anscheinend nicht alle beweisen können. Bedeutende Teile des Textes aus dem “Zeit”-Investigativressort hätten deswegen nach gerichtlichen Beschlüssen gelöscht werden müssen. Sören Kittel fasst den Vorgang zusammen, spricht dabei auch die Compliance-Probleme des “Zeit”-Textes an und erklärt, was es mit einem ominösen Drehbuch-Exposé auf sich hat.

6. Was Elon Musk unter Meinungsfreiheit versteht
(tagesspiegel.de, Daniel Krause)
Elon Musk bezeichnet sich als Verfechter der freien Meinungsäußerung. Jedoch nur, solange sich Kritik nicht gegen ihn selbst oder eines seiner Unternehmen richtet, konstatiert Daniel Krause beim “Tagesspiegel”. Sein Text ist Analyse und Chronik zugleich.
Weiterer Lesehinweis: Bei netzpolitik.org kommentiert Markus Reuter eine heimtückische Desinformationskampagne: “Ein irreführender Blogartikel über Mastodon geht derzeit bei Elon Musks Fanboys und in rechten Kreisen viral – zuletzt auch in einer Publikation des Ex-Bild-Chefredakteurs Julian Reichelt. Es handelt sich um Desinformation mit einer Art Mastodon-Pizzagate, die sich perfekt in die Verschwörungsideologie von QAnon einreiht.”

EU lädt Musk ein, Juristenmedium “Libra”, Ausgezeichneter Wallraff

1. EU-Parlamentspräsidentin lädt Elon Musk zu öffentlicher Anhörung ein
(zeit.de)
EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola hat Twitter-Chef Elon Musk zu einer Anhörung im Europaparlament eingeladen. Die persönliche Anwesenheit Musks im Parlament böte die Möglichkeit, “einen offenen Austausch in der Öffentlichkeit zu führen”, so Metsola in einem Brief an Musk.

2. Bundesregierung finanziert Juristenmedium “Libra”
(faz.net, Jochen Zenthöfer)
“Mit ‘Libra’ etabliert sich ein staatsnahes Juristenmedium. Das Bundesjustizministerium tut so, als sei das kein Problem. Das verblüfft ebenso wie das exorbitante Gehalt des Geschäftsführers der juris GmbH.” Für Jochen Zenthöfer tun sich einige Fragen auf, welche die Verquickung von Staat und Medium betreffen.

3. #15Prozent: Zwei Schritte vor, einer zurück
(freischreiber.de)
Mitte November hatten sich die Freischreiber, ein Berufsverband für freie Journalistinnen und Journalisten, mit einem offenen Brief “an mehr als 200 Tages- und Wochenzeitungen, Online-Medien und Magazine in Deutschland” gewandt und darin höhere Honorare gefordert. Nun geben sie einen kurzen Überblick über die Reaktionen und die eingegangenen Rückmeldungen.

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4. WDR plant im nächsten Jahr ebenfalls mit einem Minus
(dwdl.de, Manuel Weis)
Wie vorgestern in den “6 vor 9” berichtet, erwartet der MDR für 2023 ein Defizit in Höhe von 33 Millionen Euro, während der BR mit einem Fehlbetrag von 40 Millionen Euro rechnet. Nun hat der WDR seine Zahlen bekanntgegeben: Dort gehe man von einem Minus in Höhe von 48,3 Millionen Euro im Jahr 2023 aus.

5. Newsletter Netzwerk Recherche 216 vom 20.12.2022
(netzwerkrecherche.org, Daniel Drepper & Albrecht Ude)
Wie immer eine Empfehlung wert, nicht nur für Journalistinnen und Journalisten aus dem Investigativbereich: der Newsletter des Netzwerk Recherche (NR). Die neueste Ausgabe liefert einen aktuellen Überblick über Nachrichten, Veranstaltungen, Seminare, Stipendien und Preise. Außerdem gibt es einen Call for Papers für die anstehende NR-Jahreskonferenz 2023. Im Pressespiegel bietet der Newsletter zudem wertvolle Lesetipps zu ausgesuchten Themen.

6. JdJ 2022: Günter Wallraff mit dem Lebenswerk-Preis ausgezeichnet
(mediummagazin.de)
Das “medium magazin” zeichnet Günter Wallraff bei der Wahl zu den “Journalistinnen und Journalisten des Jahres 2022” (“JdJ 2022”) für sein Lebenswerk aus: “Mit seinen legendären Undercover-Einsätzen wurde Günter Wallraff zum Vorbild zahlreicher Journalistinnen und Journalisten und hat ein eigenes Genre geprägt.”

Twitter-Exodus, Armutsbetroffene in den Medien, Berlusconi-Übernahme

1. Der Twitter-Exodus in Zahlen
(netzpolitik.org, Markus Beckedahl)
Mit dem Wechsel von Twitter zu Mastodon gebe es erstmals in der Geschichte des Internets “einen Massenexodus von einem kommerziellen sozialen Netzwerk zu einem unkommerziellen sozialen Netzwerk”, so Markus Beckedahl bei netzpolitik.org. In seinem Beitrag verweist er auf eine Datenanalyse der “Süddeutschen Zeitung”, die sich die Abwanderung im Detail angeschaut hat.

2. Böll-Stiftungsvorstand Albrecht warnt vor Rückzug von Twitter
(deutschlandfunk.de)
Jan Philipp Albrecht, Grünen-Politiker und Co-Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, warnt im Deutschlandfunk vor einem Rückzug von Twitter. Das Soziale Netzwerk sei nicht mehr wegzudenken. Plattformen, die eine solch große Bedeutung für das öffentliche Leben hätten, müssten ein Mindestmaß an Fairness und Offenheit bieten. Die EU verfüge über Möglichkeiten, dem Dienst auf die Finger zu schauen.

3. Verkaufe Studio Warschau, biete “Mittagsmagazin” an
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Katrin Vernau, neue Intendantin des krisengeschüttelten RBB, muss ihre ganze geschäftliche Kreativität entfalten, um den Sender aus der prekären Situation zu bugsieren. Joachim Huber beschreibt im “Tagesspiegel”, bei welchen Projekten Vernau den Rotstift ansetzen will.

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4. Keine Übernahme durch Berlusconi
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) fordert die zuständigen Medienaufsichtsbehörden in Deutschland und Österreich auf, eine Übernahme des Privatsenders ProSiebenSat.1 durch Silvio Berlusconis Medienkonzern zu verhindern. “Eine faktische Übernahme von ProSiebenSat.1 durch Silvio Berlusconi würde die publizistische Ausrichtung der Sendergruppe nachhaltig stören”, so der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall. Für weitere Informationen siehe auch Berlusconi meldet Kontrolle von ProSiebenSat.1 an (faz.net) und die Berichterstattung der Gewerkschaft Verdi: Wirbel um Berlusconi bei ProSiebenSat.1.

5. Alle haben eine Stimme, doch nicht alle finden auch Gehör
(uebermedien.de, Olivia Samnick)
Dass armutsbetroffene Menschen oft übersehen oder vorgeführt werden, liege auch am medialen Umgang mit ihnen. Dabei wäre es gerade jetzt an der Zeit, dass sich Medien eingehender damit befassen, was Armut bedeutet, findet Olivia Samnick: “Es braucht Armutsbetroffene als Protagonist*innen, in Redaktionen und Rundfunkräten, denn keiner weiß besser als sie um die eigene Realität. Und es braucht eine angemessene Sprache und Expert*innen, die sich wirklich auskennen.”

6. Jury spricht Weinstein in drei Punkten schuldig
(faz.net)
Der ehemalige Medienmogul Harvey Weinstein ist in einem weiteren Verfahren wegen Sexualverbrechen schuldig gesprochen worden. Es sei dabei um Vergewaltigung und andere sexuelle Übergriffe gegangen. Der Fall Weinstein hatte mit dazu geführt, dass Frauen unter dem Hashtag #MeToo an die Öffentlichkeit gingen.

Twitters Link-Verbote, Prüfung dauert an, Experimente mit ChatGPT

1. Twitter verbietet Werbung für andere Social-Media-Plattformen
(spiegel.de)
Kaum ein Tag in den vergangenen Wochen ohne Twitter-Überraschung. Nun will das Netzwerk anscheinend sowohl Tweets als auch Konten entfernen, die, wie es heißt, “kostenlose Werbung für verbotene Social-Media-Plattformen von Drittanbietern” enthalten, etwa URLs von Instagram- oder Facebook-Profilen. Neben den genannten Plattformen sollen demnach auch Links zu Websites wie linktr.ee und lnk.bio dazugehören. Derweil lässt Elon Musk über seinen Rücktritt als Twitter-Chef abstimmen, was dort kommentiert und bespöttelt wird.
Weiterer Lesehinweis: Beim “Spiegel” fasst Max Hoppenstedt das Hin und Her um die gesperrten Twitter-Konten einiger US-amerikanischer Journalistinnen und Journalisten zusammen: “Ich habe Elon Musk auf Twitter angeschrieben und wurde unmittelbar danach gesperrt”.
Und noch ein Lesehinweis: Bei “Übermedien” erklärt Redaktionsleiter Frederik von Castell, warum er trotz aller Liebe zu Twitter seinen Account derzeit ruhen lässt: Twitter hat meine roten Linien überschritten. Und Eure?

2. Offener Brief fordert Begnadigung
(netzpolitik.org, Emilia Ferrarese)
Stella Assange, die Ehefrau des WikiLeaks-Gründers Julian Assange, hat sich zusammen mit Europaabgeordneten und NGOs in einem offenen Brief (PDF) an US-Präsident Joe Biden gewandt. Das Bündnis erhebe schwere Vorwürfe gegen die US-Regierung, kritisiere deren Umgang mit der Pressefreiheit und fordere die umgehende Begnadigung Assanges.

3. Dissertation von Mathias Döpfner: Prüfung dauert weiter an
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Im Mai dieses Jahres tauchten Vorwürfe gegen Mathias Döpfner, den Vorstandschef von Axel Springer, auf: Döpfner habe in seiner Doktorarbeit unwissenschaftlich gearbeitet, seine Dissertation hätte man “so nicht annehmen dürfen”. Seit Bekanntwerden der Vorwürfe prüfe die Goethe-Universität Frankfurt am Main den Fall. Der “Tagesspiegel” hat sich nach dem aktuellen Stand erkundigt, dort lasse man sich jedoch Zeit: “Die Prüfung dauert noch an.”

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4. BR rechnet 2023 mit 40 Mio. Euro Fehlbetrag
(dwdl.de, Manuel Weis)
Wie vor zwei Wochen in den “6 vor 9” berichtet, erwarte der MDR für 2023 ein Defizit in Höhe von 33 Millionen Euro. Nun meldet sich der BR zu Wort: Man rechne im kommenden Jahr mit einem Fehlbetrag von 40 Millionen Euro. Ohne die Belastungen aus den Pensionsrückstellungen weise der Sender jedoch laut eigenen Angaben ein positives operatives Ergebnis aus. Eine sehr theoretische Rechnung, wie Manuel Weis bei “DWDL” anmerkt.

5. zunächst unklar
(journalist.de, Sebastian Pertsch & Udo Stiehl)
Sebastian Pertsch und Udo Stiehl werfen im Rahmen ihres Projekts “Floskelwolke” einen sprach- und medienkritischen Blick auf vielbenutzte Formulierungen. Diesmal nehmen sie sich einen Klassiker aus den Nachrichten vor: den Hinweis, etwas sei “zunächst unklar” gewesen.

6. 20 Experimente mit ChatGPT: Der universalgelehrte Depp
(wortvogel.de, Torsten Dewi)
Die Künstliche Intelligenz macht derzeit rasante Fortschritte und wird aller Voraussicht nach auch Auswirkungen auf die Medienlandschaft haben: Bildgeneratoren beispielsweise lassen die Grenzen zwischen Fantasie und Wirklichkeit verwischen und könnten den Stock-Foto-Markt durcheinanderwirbeln. Im Bereich der Textgeneratoren bekommt ChatGPT momentan viel Aufmerksamkeit. Torsten Dewi hat der Maschine 20 Aufgaben gestellt, die diese teilweise erstaunlich gut (und unterhaltsam) gelöst hat.

KW 50/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Ist Print tatsächlich tot oder lohnt sich eine Reanimation?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 20:13 Minuten)
Der “Tagesspiegel” erscheint seit Kurzem im kleineren Tabloid-Format – ein Relaunch, für den der Verlag viel Geld ausgegeben habe. Doch ist es für Medien sinnvoll, am Papier festzuhalten? Und lässt sich damit dauerhaft die junge Zielgruppe erreichen? Darüber diskutiert Holger Klein mit Stephan Weichert, Medienwissenschaftler und Gründer des Online-Magazins “Vocer”.

2. Interview mit Stephan Orth über das Couchsurfing, Bücher schreiben und alles anderes, was wir schon immer wissen wollten
(freienpodcast.letscast.fm, Geraldine Friedrich & Francoise Hauser, Audio: 23:58 Minuten)
Der Journalist und “Reisereporter für Länder mit einem schlechten Ruf” Stephan Orth ist der Autor von Bestsellern wie “Couchsurfing im Iran” und dem Nachfolgeband “Couchsurfing in Russland”. Im Gespräch beim “Freien-Podcast” geht es unter anderem um die Frage, ob man davon leben kann, bei anderen Leuten auf dem Sofa zu schlafen.

3. Zum Austausch zwischen Medien und Publikum
(deutschlandfunk.de, Christoph Sterz, Audio: 33:08 Minuten)
Nachdem Deutschlandfunk-Hörerin Ulrike Dotzer, als Fernsehredakteurin selbst Medienprofi, ihre erste Hörerin-Mail geschrieben hatte, habe sie wochenlang keine Antwort erhalten. Im Medienpodcast “Nach Redaktionsschluss” des Deutschlandfunks (Dlf) geht es um Dotzers persönliche Erfahrung und die Wichtigkeit der Kontaktpflege zwischen Medien und Publikum. Mit Sina Fröhndrich, Leiterin der Dlf-Redaktion Meinung & Diskurs, Kerstin Dolde, Redakteurin und Leseranwältin der “Frankenpost”, und Christoph Sterz aus der Dlf-Medienredaktion.

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4. Green Production – wie nachhaltig ist die Medienproduktion?
(br.de, Sissi Pitzer & Jasmin Brock, Audio: 24:39 Minuten)
Wie nachhaltig ist die Medienproduktion? Wie kann der CO2-Fußabdruck der Branche verkleinert werden? Wie kann man auch über Inhalte das Publikum zu umweltbewusstem Handeln motivieren? Und wie schaut man umweltbewusst, zum Beispiel beim Streaming? Über diese Fragen sprechen Verantwortliche des öffentlich-rechtlichen und des privatwirtschaftlichen Rundfunks.

5. So kommen die Bücher in die Bibliothek.
(buecherrausch.podigee.io, Marcus Anhäuser, Audio: 30:55 Minuten)
Im Podcast der Städtischen Bibliotheken Dresden ist Marcus Anhäuser der Frage nachgegangen, wie Bücher in eine Bibliothek kommen – von der ersten Auswahl der Werke über das Anbringen der typischen Etiketten bis zu dem Moment, in dem das Buch ins Regal gestellt wird.

6. Die Top Ten TV-Serien 2022
(fernsehenfueralle.podigee.io, Dennis Müller, Audio: 1:20:19 Stunden)
Nachdem es bei “Fernsehen für alle” vergangene Woche um “Die Top Ten TV-Momente des Jahres 2022” ging, hat sich Dennis Müller diesmal “Serienjunkies”-Autor Bjarne Bock ins virtuelle Podcast-Studio geholt, um mit ihm die besten Serien des zurückliegenden Jahres zu krönen.

Twitter vor dem Aus?, Vielfalt-Reduzierer Lanz, Filmbranche

1. Steht Twitter in Deutschland vor dem Aus?
(stuttgarter-zeitung.de, Eberhard Wein)
Nach dem juristischen Sieg des baden-württembergischen Antisemitismusbeauftragten Michael Blume über Twitter stellt sich die Frage nach den Folgen. Bedeutet das Urteil eine Einschränkung der Meinungsfreiheit? Können sich auch andere, die sich auf Twitter beschimpft fühlen, auf das Urteil berufen? Und was macht Elon Musk jetzt? Eberhard Wein fasst die derzeitige Situation zusammen und beschreibt die daraus resultierenden Möglichkeiten.
Weitere Lesehinweise: Auch sonst macht das Unternehmen von sich reden. Twitter-Neueigentümer Elon Musk, nach eigenen Angaben Anhänger der “freien Rede”, hat offenbar mehrere Konten prominenter US-Journalisten, die über ihn berichtet haben, sperren lassen. Betroffen seien unter anderem Reporter der “New York Times” und der “Washington Post”. Außerdem muss ein ehemaliger Twitter-Mitarbeiter wegen Spionage für Saudi-Arabien ins Gefängnis. Und in Deutschland droht die Gewerkschaft Verdi dem Unternehmen mit einer Strafanzeige.

2. Leitmedien berichteten weder durchgehend einheitlich noch regierungsfreundlich
(uebermedien.de, Andrej Reisin)
Richard David Precht und Harald Welzer behaupten in ihrem medienkritischen Buch “Die vierte Gewalt” unter anderem, dass die deutschen Leitmedien einheitlich und einseitig über den Krieg in der Ukraine berichten würden. In der Verlagsankündigung war anfangs sogar von “selbstgleichgeschalteten Medien” die Rede. Nun liegt eine entsprechende Studie vor, deren Ergebnisse Precht und Welzer in zentralen Punkten nicht Recht gebe, so Andrej Reisin bei “Übermedien”.

3. Markus Lanz reduziert die Meinungsvielfalt
(planet-interview.de, Jakob Buhre)
Jakob Buhre hat die “Markus-Lanz”-Sendungen der vergangenen Jahre ausgewertet und ist zu einem bemerkenswerten Ergebnis gekommen. Anders als vom ZDF-Intendanten indirekt gefordert, der von “Vielfalt im Programm” und von “Pluralität von Meinungen” spreche, habe Lanz von Jahr zu Jahr immer weniger unterschiedliche Gäste in seinen Talk eingeladen: “Die Vielfalt bei Markus Lanz wird keinesfalls gesteigert, ganz im Gegenteil: sie sinkt kontinuierlich”, so Buhre.

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4. Ein rechts­wid­riges Medi­en­spek­takel?
(lto.de, Christian Conrad)
Offenbar waren mehrere Redaktionen über die anstehende “Reichsbürger”-Razzia vergangene Woche informiert, was einige juristische Fragen aufwirft. Der Jurist Christian Conrad hat verschiedene Aspekte geprüft und kommt zu dem Ergebnis, dass es rechtswidrig sei, Details zu bevorstehenden Ermittlungsmaßnahmen an Medien oder unbeteiligte Dritte weiterzugeben: “Das Verhalten ist strafbar, zumindest wenn Staatsanwälte Termine verraten, die sie nicht selbst bestimmt haben (s.o.), es verletzt deren Dienstpflichten und oft auch die Persönlichkeitsrechte der Beschuldigten sowie deren Recht auf ein faires Verfahren.”

5. Filmbranche befindet sich in sehr stürmischen Zeit
(medienpolitik.net, Helmut Hartung)
Laut der aktuellen Herbstumfrage der Allianz Deutscher Produzenten gebe es trotz guter Auftragslage keine wirtschaftliche Erholung für die Film- und Fernsehbranche. Verantwortlich dafür seien vor allem die gestiegenen Kosten, die die Auftraggeber nur zu einem kleinen Teil übernähmen, so Helmut Hartung in seiner Zusammenfassung der aktuellen Zahlen.

6. Editor’s Pick: 2022’s Best Investigative Stories in German
(gijn.org, Greta Linde)
Das Global Investigative Journalism Network (GIJN) stellt einige der bemerkenswertesten investigativen Geschichten im deutschsprachigen Journalismus 2022 vor. Mit dabei sind unter anderem eine Reportage über die Fußballweltmeisterschaft in Katar, der RBB-Skandal, die Metamorphose des Attila Hildmann, der Fall Fynn Kliemann und der Wirecard-Skandal. Der GIJN-Artikel selbst ist auf Englisch, die verlinkten Beiträge auf Deutsch.

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