Televisionärer Anachronismus, Geänderter Bericht, BBC unter Druck

1. Stefan Raabs Comeback: Der Boxkampf, den die Welt nicht braucht
(rnd.de, Imre Grimm)
Was das geplante Comeback von Stefan Raab betrifft, ist Imre Grimm gelinde gesagt skeptisch: “Raab kehrt mit einer ziemlich muffig riechenden Idee vor die Kamera zurück, die zuletzt 2001 und 2007 über den Sender ging. Ein Mann boxt gegen eine Frau. Und alle so: yeah … Was vor 17 Jahren noch ein medialer Aufreger war, ist heute eine schrullige Seltsamkeit. Ein televisionärer Anachronismus. Ein Vorgang, angesichts dessen die Generation Z müde die Augenlider heben und denken dürfte: Stefan wer? Was will der alte Mann? Und warum boxt der noch mal gegen eine Frau?”

2. “Russische Narrative”? Verfassungsschutz ändert Bericht nach Protest des Freitag
(freitag.de, Elsa Koester, Philip Grassmann, Sebastian Puschner)
Der bayerische Verfassungsschutz hatte in einem Bericht zur russischen “Doppelgänger”-Desinformationskampagne verschiedene Medien erwähnt, darunter “Der Freitag” und die “Berliner Zeitung”, da sie Artikel veröffentlich haben sollen, die “grundsätzlich ins russische Narrativ passen”. Gegen diese Einordnung gab es Protest einiger Redaktionen (siehe auch die “6 vor 9” von Mittwoch). Nun habe der bayerische Verfassungsschutz den Bericht (PDF) geändert. Dazu schreibt “Der Freitag” in eigener Sache: “In dem neu veröffentlichten Bericht des Bayerischen Landesamts für Verfassungsschutz stehen nun auch die Berliner Zeitung und der Freitag in jener Kategorie, in der zuvor schon Seiten wie focus.de und ndr.de eingeordnet waren: ‘Webseiten, deren Inhalte der Akteur in Teilen weiterverbreitet hat’.” Die Behörde spreche von Missverständnissen.

3. Kieler Nachrichten erneut wegen intransparenter Klauseln verurteilt
(dju.verdi.de)
Wie die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in Verdi mitteilt, habe das Landgericht Flensburg den “Kieler Nachrichten” erneut die Verwendung unzulässiger Klauseln in Verträgen mit freien Journalistinnen und Journalisten untersagt. Hintergrund der Klage sei die Einführung eines “Baukastensystems” zur Vergütung gewesen, das anstelle branchenüblicher Honorarregeln wie der Gemeinsamen Vergütungsregel Paketpreise für Bilder und Texte vorsehe.

Bildblog unterstuetzen

4. BBC unter Druck
(taz.de, Daniel Zylbersztajn-Lewandowski)
Ein Bericht eines BBC-Kritikers werfe der Rundfunkanstalt vor, in ihrer Berichterstattung zum Nahostkonflikt stark propalästinensisch aufzutreten und israelische Perspektiven zu vernachlässigen. Israel würde häufiger im Zusammenhang mit Kriegsverbrechen genannt als die Hamas, und die Hamas in vielen Fällen eher als zivile Behörde dargestellt. Die BBC kritisiere die Methodik des Berichts und die Fokussierung auf “ausgewogene Sympathie” statt auf journalistische Unparteilichkeit: “Wir sind der Meinung, dass Berichterstattung nicht allein durch Zählen einzelner Wörter ohne Berücksichtigung des Kontextes bewertet werden kann. Wir sind zu Unparteilichkeit verpflichtet, und nicht zur im Bericht vorgeschlagenen ‘ausgewogenen Sympathie.'”
Ergänzung: Ein BILDblog-Leser weist darauf hin, dass das in dem BBC-kritischen Bericht (PDF) verwendete Wort “sympathy” nicht zwingend das deutsche “Sympathie” bedeuten muss, sondern auch mit “Mitleid”, “Mitgefühl” oder “Verständnis” übersetzt werden kann. Der “taz”-Artikel hat sich für die Übersetzung “Sympathie” entschieden, die wir wiederum zitieren.

5. Steady übernimmt Freien-Plattform “Torial”
(turi2.de, Markus Trantow)
Die in letzter Zeit ins Schlingern geratene Plattform “Torial”, auf der sich Journalistinnen und Journalisten mit Arbeitsproben präsentieren können, wurde von der Abo-Plattform Steady übernommen, berichtet Markus Trantow bei “turi2”.
(Transparenzhinweis: Wir nutzen Steady.)

6. Zu viele Anglizismen in den Medien?
(deutschlandfunk.de, Pia Behme, Audio: 36:50)
Media-People in Germany haben gelegentlich eine toxic relationship zu Buzzwords, Corporate-Lingo-Ausdrücken und Anglo-Talk, bemerkt der linguistisch besorgte Deutschlandfunk-Hörer Norbert Pieper. In einem High-Level-Discussion-Meeting tauscht er sich intensivst mit Henriette Löwisch von der Deutschen Journalistenschule sowie dem Sprach-Influencer Anatol Stefanowitsch aus. Gemeinsam deep-diven sie in die Problematik des Anglizismen-Overkills, der in der German-Speaking-Community für so viel Confusion sorgt, dass die Core-Idea der deutschen Sprache fast lost geht.

Neue Rolle für Andreas Türck heute, die alte Rolle von “Bild” damals

TV-Moderator Andreas Türck hat einen neuen Job: Er wird künftig Handball-Übertragungen des Sport-Streaminganbieters Dyn moderieren. Die “Bild”-Medien berichten recht ausführlich über die Personalie, eine “richtig große Fernseh-Überraschung”. Bild.de auf der Startseite:

Screenshot Bild.de - Als Sportmoderator bei Dyn - TV-Comeback für Andreas Türck

Die “Bild”-Zeitung auf der Titelseite:

Ausriss Bild-Titelseite - Andreas Türck zurück im TV

Und groß im Blatt:

Ausriss Bild-Zeitung - TV-Comeback von Andreas Türck

Im Artikel steht unter anderem:

Seine Karriere wurde 2004 abrupt gestoppt. Grund: ein Gerichtsverfahren wegen Vergewaltigungs-Vorwürfen. Im September 2005 der Freispruch, den die Staatsanwaltschaft selbst beantragt hatte. Es gab große Zweifel an der Glaubwürdigkeit des vermeintlichen Opfers.

Trotzdem zog sich der Moderator aus der Öffentlichkeit zurück, moderierte erst wieder zwischen 2013 und 2017 auf Kabel Eins “Abenteuer Leben”.

Jetzt ist Türck als Sport-Moderator wieder da!

Aus unserer Sicht ist das eine etwas lückenhafte Darstellung – es gäbe da noch etwas zu ergänzen: die Rolle der “Bild”-Medien damals. Es sei eine “tendenziöse und vernichtende Berichterstattung der Boulevardpresse, allen voran ‘Bild’ und ‘Bild am Sonntag'”, gewesen, schrieb Sabine Sasse 2007 rückblickend. Wochenlang hatte die “Bild”-Redaktion sich an intimsten Details ergötzt und Andreas Türck vorverurteilt. Die Schlagzeilen aus dem August 2005, als der Prozess gegen Türck lief, lauteten beispielsweise “Die Sex-Akte Türck” und “Wird er böse, wenn Frauen nicht wollen?” und “Türck-Prozeß – Neue Sex-Enthüllung” und “Katharina (29) weinte gestern vor Gericht – So hat Türck mich vergewaltigt”. “Bild” habe einen “regelrechten Diffamierungsfeldzug gegen Türck” geführt, so Sasse.

Ein absoluter Tiefpunkt der Berichterstattung war ein Artikel, der unter der Überschrift “Hier steht Andreas Türck ein letztes Mal im Licht” in “Bild am Sonntag” erschienen ist. Autor Stefan Hauck schrieb darin über Türcks “erbärmliches Leben”: nur wenige Begabungen, Aktivitäten, die niemanden interessierten, und eigentlich schon längst “auf seinem Rückweg in die vorhersehbare Bedeutungslosigkeit”, der nur unterbrochen wurde, weil Türck “dann doch etwas Unvorhersehbares tat”. Dass Andreas Türck unschuldig war, zeichnete sich damals schon im Prozess deutlich ab.

So kommentierte auch Marion Horn, zu der Zeit Stellvertreterin von “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann und heute selbst “Bild”-Chefredakteurin, kurz vor Prozessende:

Von Anfang an war klar, daß die Staatsanwältin keinerlei Beweise hat. Von Anfang an war durch Gutachten bekannt, daß die Aussagen von Katharina B. nicht belastend sind.

Angesichts der Schlagzeilen und Artikel, die Horns Redaktion dennoch in den Wochen zuvor veröffentlicht hatte, klingt das wie blanker Hohn. Für Horn aber war alles “ein schmutziges Gerichtsspektakel”, inszeniert von der Justiz (die sicher ihren Anteil an dieser riesigen Schweinerei hatte). Es klingt, als wäre “Bild” regelrecht dazu gezwungen worden, einen Menschen fertigzumachen.

Auch nach dem Freispruch trampelten die “Bild”-Medien weiter auf Andreas Türck herum. Wegen des Prozesses landete er in einer “Bild”-Kolumne mit der Überschrift “Peinliche Promis”. In einem anderen Artikel stellte die Redaktion es so dar, als handele es sich nicht um einen “Freispruch erster Klasse”, weil die Tat bloß nicht mit Sicherheit hätte bewiesen werden können. “Bild” fragte süffisant: “Der schöne Andreas ist 1,93 Meter groß, sportlich, schlank, lächelt gern – aber für was soll er jetzt sein Gesicht ins Fernsehen halten?”

Dass die Antwort darauf nun lautet: Für Dyn, einen Streaminganbieter, der mehrheitlich dem Axel-Springer-Verlag gehört, ist eine späte Wendung, die etwas irre und auch ein bisschen traurig ist.

Bildblog unterstuetzen

Verfassungsbeschwerde, Düstere Prognosen, Die Tücke mit der Lücke

1. Verfassungsbeschwerde gegen Abhören des Pressetelefons
(netzpolitik.org, Martin Schwarzbeck)
In den Jahren 2022 und 2023 hat die bayerische Polizei verschiedene Telefone der “Letzten Generation” belauscht, darunter auch das Pressetelefon. Von der Abhörmaßnahme seien mindestens 171 Journalistinnen und Journalisten betroffen gewesen. Nun haben drei Betroffene Verfassungsbeschwerde eingelegt, unterstützt von der Gesellschaft für Freiheitsrechte, Reporter ohne Grenzen und dem Bayerischen Journalisten-Verband (die Links führen zu den jeweiligen Pressemitteilungen der Organisationen).

2. Was passiert, wenn die Zeitung stirbt? Vier düstere Prognosen – und eine hoffnungsvolle.
(turi2.de, Anne-Nikolin Hagemann)
Anne-Nikolin Hagemann beschreibt in ihrer Prognose eine düstere Zukunft ohne Zeitungen, die sich in vier zentralen Punkten manifestiere: Das politische Interesse sinke, das Gemeinschaftsgefühl schwinde, der Populismus wachse und wichtige Kontrollmechanismen für Politik und Wirtschaft fehlten. Zudem führe der Verlust von Lokalzeitungen zu einer “Zombie-Apokalypse”, in der scheinbar lebendige Zeitungen ihre Unabhängigkeit verlören, und die Demokratie weiter geschwächt werde. Hoffnung mache jedoch das Entstehen innovativer journalistischer Projekte.

3. Hass und Hetze: Ist Social Media noch zu retten?
(ndr.de, Marlon Kumar & Julia von Buddenbrock, Video: 16:26 Minuten)
Das NDR-Medienmagazin “Zapp” hat untersucht, wie Hass und Hetze auf Social-Media-Plattformen das Leben der Betroffenen beeinflussen, sowohl online als auch offline. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Auswirkungen auf Journalistinnen und Journalisten und der Frage, wie diese Angriffe die unabhängige Berichterstattung gefährden. Expertinnen und Experten sind die Aktivistin und Autorin Katja Diehl, die Journalistin Jule Zentek und der Kommunikations- und Medienwissenschaftler Marc Ziegele.

Bildblog unterstuetzen

4. Die Tücke mit der Erin­ne­rungs­lücke
(lto.de, Max Kolter)
“In der SZ schilderten zwei Frauen ihre sexuellen Erlebnisse mit Till Lindemann. Das OLG Frankfurt untersagte der SZ nun in einem Fall den Verdacht zu verbreiten, der Rammstein-Sänger habe Sex ohne Zustimmung einer der Frauen gehabt.” Bei “Legal Tribune Online” erklärt Max Kolter den juristischen Hintergrund der Gerichtsentscheidung.

5. Ein Drittel weniger Aufträge durch KI
(verdi.de)
Eine eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zeige, dass generative KI wie ChatGPT die Nachfrage nach automatisierungsanfälligen digitalen Freelance-Arbeiten um bis zu 30 Prozent reduziert habe, insbesondere bei Schreibtätigkeiten wie Korrekturlesen und Ghostwriting. Gleichzeitig seien die verbleibenden Aufträge komplexer und höher budgetiert.

6. Urheberrecht: Bundesgerichtshof stärkt Besitzern von Fototapeten den Rücken
(heise.de, Malte Kirchner)
Der Bundesgerichtshof habe entschieden, dass die Darstellung von Fototapeten in Fotos und Videos im Internet keine Urheberrechtsverletzung darstelle. Ein Fotograf habe in mehreren Fällen Schadensersatz gefordert, weil Fototapeten mit seinen Aufnahmen im Hintergrund von Online-Bildern zu sehen waren. Das Gericht habe jedoch entschieden, dass die Nutzung der Tapeten vorhersehbar und stillschweigend erlaubt war. Auch eine Namensnennung des Fotografen sei nicht erforderlich.

7. Neue Sendung: “Ronzheimer – Wie geht’s, Deutschland?”
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:32 Minuten)
In eigener Sache und deshalb als siebter und zusätzlicher Link: Bei radioeins kritisiert der “6-vor-9”-Kurator die Sat.1-Sendung von “Bild”-Vize Paul Ronzheimer: “Was mir fehlt, ist die kritische Selbstreflexion. Wenn es Ronzheimer wirklich ernst wäre mit der Veränderung, dann müsste er auch die Rolle der Boulevardmedien – und damit auch seine eigene – viel intensiver und selbstkritischer hinterfragen. (…) Da Ronzheimer dies in seiner Sendung komplett versäumt, ist sie unvollständig und verfehlt ihr Ziel. Was bleibt, ist ein unangenehmer Nachgeschmack von Selbstinszenierung. Und von, ich muss es leider so sagen, oberflächlicher und scheinheiliger Effekthascherei.”

Angriffe auf die Pressefreiheit, Influencer statt Trollfarmen, Goma

1. 72 Angriffe auf die Pressefreiheit
(verdi.de)
Einem Monitoring-Bericht zufolge wurden in der ersten Jahreshälfte 2024 in Deutschland 72 Angriffe auf die Pressefreiheit dokumentiert, darunter gewaltsame Übergriffe auf Medienschaffende bei Demonstrationen, Vandalismus und juristische Einschüchterungsversuche. “Der MFRR-Report schlüsselt auf, mit welcher komplexen Bedrohungslage Journalist*innen in Deutschland zu tun haben. Die Bilanz ist alarmierend und wirft ein schlechtes Licht auf die Verfassung unserer Demokratie. Unliebsame Berichte gewaltsam verhindern zu wollen, ist zutiefst antidemokratisch. Die geringe Aufklärungsquote von Straf- und Gewalttaten gegen Medien taugen aber auch nicht zur Abschreckung”, kommentiert Tina Groll, Vorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union in Verdi.

2. Influencer statt Trollfarmen: Wie Russland seine Desinformations-Taktik ändert
(socialmediawatchblog.de, Martin Fehrensen & Simon Hurtz)
In der aktuellen Ausgabe des “Social Media Watchblogs” beschäftigen sich Martin Fehrensen und Simon Hurtz mit der veränderten Desinformationstaktik Russlands, die sich von Trollfarmen hin zu Influencern verlagert habe, um westliche Demokratien gezielt zu destabilisieren. Dabei werden reichweitenstarke Influencer rekrutiert, die mit authentischen Followern gezielt politische Narrative verstärken sollen. Diese Methode gelte als effektiver, da sie Vertrauen nutze und nicht auf künstliche Accounts oder Bots angewiesen sei.

3. Stellungnahme zum Doppelgänger-Vorwurf: “Meinungsfreiheit ist nicht verfassungsfeindlich”
(freitag.de, Philip Grassmann & Elsa Koester & Sebastian Puschner)
Der “Freitag” meldet sich in eigener Sache zu Wort. Das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz werfe Freitag.de vor (PDF), Nachrichten zu verbreiten, die “grundsätzlich ins russische Narrativ passen” und die in Russlands Desinformationskampagnen Verwendung fänden. Die Redaktion frage sich: “Seit wann ist die Wahrnehmung der verfassungsrechtlich garantierten Meinungsfreiheit ein Grund, in einem Bericht des Verfassungsschutzes erwähnt zu werden? Die Forderung nach Frieden dürfte sicherlich vom Grundgesetz gedeckt sein. Das Landesamt für Verfassungsschutz verstößt mit seinem Bericht ausgerechnet gegen eine der Normen, die es doch angeblich schützen soll. Das ist der eigentliche Skandal.”

Bildblog unterstuetzen

4. Reporter in Goma: zwischen journalistischer Ethik und Überleben
(de.ejo-online.eu, Innocent Buchu)
Journalistinnen und Journalisten in Goma, einer Großstadt im Osten der Demokratischen Republik Kongo, arbeiten unter äußerst prekären Bedingungen, die ihre berufliche Unabhängigkeit und Integrität gefährden. Sie erhalten oft kein regelmäßiges Gehalt, arbeiten ohne Verträge und stehen unter politischem und wirtschaftlichem Druck, der sie zu Praktiken wie Bestechung und Selbstzensur verleite. Innocent Buchu, Dozent und Wissenschaftsjournalist in Goma, beschreibt in seinem Artikel, wie diese schwierigen Bedingungen nicht nur die journalistische Ethik, sondern auch die Qualität der Informationen beeinträchtigen.

5. Australiens Regierung plant Mindestalter für Nutzung sozialer Medien
(spiegel.de)
Der australische Premierminister Anthony Albanese plane ein Mindestalter von 16 Jahren für die Nutzung Sozialer Medien, um Kinder vor negativen Einflüssen zu schützen. Kritiker warnen, dass das Gesetz sozial benachteiligte Kinder ausschließen und nicht effektiv durchgesetzt werden könne, während andere fordern, die Plattformen selbst strenger zu regulieren.

6. Google muss 2,4 Mil­li­arden Euro Strafe zahlen
(lto.de)
Wie “Legal Tribune Online” berichtet, muss der Konzern Google nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) 2,4 Milliarden Euro Strafe zahlen, da er sich mit seinem Preisvergleichsdienst einen unerlaubten Vorteil verschafft und damit seine marktbeherrschende Stellung missbraucht habe. In einem anderen Verfahren habe der EuGH entschieden, dass Irland dem Unternehmen Apple durch Steuervergünstigungen rechtswidrige Beihilfen in Höhe von etwa 13 Milliarden Euro geleistet habe, die das Unternehmen nun zurückzahlen müsse.

“Nius”-Beitrag beanstandet, Google zerschlagen?, Abzocke mit KI-Videos

1. Medienaufsicht beanstandet “Nius”-Beitrag über Flüchtlinge
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg habe einen Beitrag des rechten Krawall-Mediums “Nius” wegen Verletzung journalistischer Sorgfaltspflichten beanstandet, da die Interviewten wohl nicht korrekt über den Zweck der Aufnahmen aufgeklärt wurden. Besonders problematisch sei, dass einer der Interviewten minderjährig gewesen sei und möglicherweise keine ausreichende Einwilligung vorgelegen habe. “Nius” habe angekündigt, rechtlich gegen die Entscheidung vorzugehen.
Weiterer Lesetipp: Nius erhält Zulassung für bundesweiten Spartensender: “Im Internet ist Nius TV bereits auf Sendung, doch die Zulassung für ein bundesweites Fernsehprogramm fehlte der Plattform um Ex-‘Bild’-Chefredakteur Julian Reichelt bisher. Das soll sich demnächst allerdings ändern.” (dwdl.de, Alexander Krei)

2. Warum Google jetzt zerschlagen werden sollte
(netzpolitik.org, Ulrich Müller)
In einem Gastbeitrag für netzpolitik.org argumentiert Ulrich Müller, dass eine Zerschlagung von Google notwendig sei, um dessen Monopolstellung und Machtmissbrauch insbesondere im Bereich der Onlinewerbung zu beenden. Er weist darauf hin, dass bisherige Maßnahmen wie Strafzahlungen und Verhaltensauflagen nicht ausgereicht hätten und strukturelle Eingriffe wie die Abspaltung von Unternehmensteilen notwendig seien, um die Machtkonzentration zu brechen. Müllers Fazit: “Die Machtkonzentration in der digitalen Welt ist zu groß, zu schwerwiegend und sie schadet der Demokratie. Sie erfordert mutige Maßnahmen. Google sollte aufgespalten werden.”

3. Achtung Abzocke: Wie ORF-Stars für Fake-Videos missbraucht werden
(youtube.com, Carl Johann Holzer & Christiane Wassertheurer, Video: 8:26 Minuten)
Bei “Zeit im Bild” des öffentlich-rechtlichen ORF sprechen verschiedene österreichische Medienpersönlichkeiten über das Problem von gefälschten Videos, die mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz erstellt werden. Diese Fake-Videos würden genutzt, um Menschen in betrügerische Geldanlagen zu locken, wodurch jährlich Verluste in Millionenhöhe entstünden. TV-Moderator Armin Wolf ist äußerst besorgt – er sei sich sicher, dass man in ein bis zwei Jahren nicht mehr unterscheiden könne, ob ein Video echt oder gefälscht sei: “Das wird die Hölle, den Unterschied zwischen Fakt und Fake zu erkennen.”

Bildblog unterstuetzen

4. Ansätze der Wahlberichterstattung
(verdi.de, Danilo Höpfner, Audio: 25:13 Minuten)
Bei “M – Der Medienpodcast” spricht der Journalist Benjamin Denes von der Electronic Media School über Herausforderungen bei der lokalen und regionalen Wahlberichterstattung. Er wirbt für Objektivität und Nüchternheit: “Es ist nicht unsere Aufgabe, populistische Parteien zu bekämpfen, sondern über Missstände und Lösungen zu berichten”, so Denes.

5. “Bleiben Sie optimistisch”
(journalist.de, Maik Meuser)
Maik Meuser, Journalist und Moderator bei RTL, betont in der Gastbeitragsserie “Mein Blick auf den Journalismus”, dass die Klimakrise ein komplexes Thema sei, das schwer zu vermitteln sei. Meuser plädiert für einen “konstruktiven Journalismus”, der nicht nur die Probleme, sondern auch Lösungen aufzeige, um Mut zu machen und Hoffnung zu wecken: “Die Fakten sind zum Schreien. Die meisten Menschen wollen aber nicht angeschrien werden.”

6. Kleinstkinder sollten weder fernsehen noch aufs Handy schauen
(spiegel.de)
Die schwedische Gesundheitsbehörde habe ein komplettes Verbot von Bildschirmnutzung für Kinder unter zwei Jahren empfohlen, um mögliche negative Auswirkungen auf deren Entwicklung zu vermeiden. Auch für ältere Kinder und Jugendliche seien strenge Zeitlimits für die Nutzung von Smartphones und Tablets empfohlen worden.

Luke Mockridge, Mit Pressefeinden sprechen?, Karriere des John de Mol

1. Sat.1 strahlt neue Show mit Luke Mockridge nicht aus
(spiegel.de)
Sat.1 habe beschlossen, die neue Show von Comedian Luke Mockridge nicht auszustrahlen, nachdem dieser in einem Podcast abfällige Witze über Paralympics-Sportlerinnen und -Sportler gemacht und dies große Wellen geschlagen hatte. Der Sender hoffe, dass Mockridge weiter an seinen Fehlern arbeitet und seiner Bitte um Entschuldigung Taten folgen lässt.

2. Wie lange braucht die AfD überhaupt noch Berichte in Spiegel, Bild & ARD? Extremismus-Experte schlägt Alarm
(kress.de, Steffen Grimberg)
Im Interview mit Steffen Grimberg erklärt Olaf Sundermeyer, beim RBB für die Berichterstattung über Extremismus zuständig, dass sich Teile der AfD von traditionellen Medien wie “Spiegel” und ARD abwenden und nur noch über eigene Kanäle informieren wollen. Vor allem in Thüringen kontrolliere Björn Höcke die Berichterstattung, indem er nur ausgewählte Medien zulasse. Sundermeyer mahnt, dass Journalisten und Journalistinnen trotz dieser Hindernisse weiterhin kritisch über die Partei berichten müssen.
Weiterer Lesehinweis: Die Angst vorm Wahlbetrug geht um: “Naht ein Wahltag, ist gesichert: In Sozialen Netzwerken gehen die Warnungen vor Wahlbetrug los. Belege? Fehlanzeige. Dahinter steckt eine klare rechtspopulistische Masche, sagen Expertinnen und Experten.” (correctiv.org, Uschi Jonas)

3. Müssen Medien auch mit Pressefeinden sprechen?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 34:40 Minuten)
Holger Klein hat mit “Stern”-Reporter Martin Debes über die Rolle der Medien beim Wahlerfolg der AfD und des Bündnisses Sahra Wagenknecht in Thüringen gesprochen. Debes betont, dass Medien durch ihre Berichterstattung zu diesen politischen Erfolgen beigetragen haben könnten, und plädiert für eine kritische, aber ernsthafte Auseinandersetzung mit der AfD, ohne sie aus dem Diskurs auszuschließen. Ein zentraler Punkt des Gesprächs ist die Frage, wie Redaktionen mit politischen Akteuren umgehen sollen, die sie selbst als Feinde betrachten.

Bildblog unterstuetzen

4. DJV warnt vor Ausweis
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) warnt “vor dem Presseausweis, den die rechtsextreme Partei Freie Sachsen ausstellt”, und weist bei dieser Gelegenheit auf den eigenen Presseausweis hin: “Für hauptberuflich tätige Journalistinnen und Journalisten gibt es den bundeseinheitlichen Presseausweis, den wir gemeinsam mit fünf weiteren Medienorganisationen herausgeben”, so der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster: “Polizeikräfte wie auch Pressestellen von Behörden und Institutionen sind darauf angewiesen, Profi-Journalisten von rechtsradikalen Aktivisten unterscheiden zu können.”

5. Mutmaßliche DSA-Verstöße: Droht X eine Sperre durch die EU-Kommission?
(rsw.beck.de, Ma­nu­el Lei­din­ger)
Wie Manuel Leidinger berichtet, ermittelt die EU-Kommission gegen die Plattform X/Twitter wegen möglicher Verstöße gegen den Digital Services Act. Kritisiert würden unter anderem intransparente Werbepraktiken, der Missbrauch des blauen Häkchens und die Verweigerung des Zugangs zu wichtigen Daten für die Forschung. Bei nachgewiesenen Verstößen könnten hohe Geldstrafen verhängt werden, theoretisch wäre auch eine vorübergehende Sperrung von X in der EU möglich. Dies sei jedoch unwahrscheinlich.

6. Der beste Job der Welt? Die Formatkarriere des John de Mol
(dwdl.de, Peer Schader)
Peer Schader finden in seiner Kolumne zunächst lobende Worte für John de Mol, den Schöpfer vieler erfolgreicher TV-Formate. In letzter Zeit würden dessen Ideen jedoch oft schematisch und harmlos wirken. Shows wie “The Voice” seien weiterhin erfolgreich, aber neue Projekte wie “The Floor” oder “The Tribute” würden kaum Überraschungen bieten und bekannte Muster wiederholen. John de Mol sollte über eine Auszeit nachdenken, schlägt Schader vor: “Oder John de Mol lehnt sich angesichts seiner unstrittigen Leistungen fürs internationale Fernsehen mal zurück und genießt seine Milliarden, während die kooperierenden Sender die dadurch frei werdenden Budgets investieren, um eigene Formatschmieden zu bauen, die diesen Titel auch verdienen, junge Talente zu verpflichten und kreative Wagnisse einzugehen, wie sie das Medium heute mehr denn je vertragen könnte.”

KW 36/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Warum sich Nachrichtenmeldungen oft wiederholen
(deutschlandfunk.de, Sören Brinkmann, Audio: 30:56 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die Fragen, ob und warum sich bei den Nachrichten “ständig dieselben Meldungen wiederholen”. Es diskutieren DLF-Hörer Luc Perraudin, Judith Möller vom Hans-Bredow-Institut und DLF-Nachrichtenchef Marco Bertolaso.

2. Mit keiner Sache gemein machen?
(br.de, Jasper Ruppert, Audio: 23:09 Minuten)
“BR 24 Medien” geht dem wohl bekanntesten Zitat des Journalismus nach: “Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich mit keiner Sache gemein macht, auch nicht mit einer guten”. Die oben verlinkte Folge eins beschäftigt sich mit der Geschichte des Satzes, der dem Journalisten Hanns Joachim Friedrichs zugeschrieben wird. Folge zwei geht den Fragen nach: “Stimmt er? Macht sich ein guter Journalist mit keiner Sache gemein?” Als Expertinnen und Experten sind der ehemalige “Spiegel”-Journalist Cordt Schnibben, die NDR-Moderatorin Anja Reschke und der Kommunikationswissenschaftler Christian Hoffman von der Universität Leipzig dabei.

3. Papageno-Medienpreis für suizidpräventive Berichterstattung 2024
(youtube.com, Sozialministerium Österreich, Video: 1:29:20 Stunden)
Der Papageno-Medienpreis des österreichischen Sozialministeriums zeichnet herausragende journalistische Beiträge aus, die sich verantwortungsvoll mit dem Thema Suizidprävention auseinandersetzen. Im Mittelpunkt steht die Bedeutung einer sensiblen Berichterstattung, die Nachahmungstendenzen reduziert und gleichzeitig Betroffenen Wege aus der Krise aufzeigt. Besonders gewürdigt werden Arbeiten, die positive Bewältigungsstrategien thematisieren und dazu beitragen, der Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen entgegenzuwirken.
(Solltest Du Suizid-Gedanken haben, dann gibt es Menschen, die Dir helfen können, aus dieser Krise herauszufinden. Eine Übersicht mit verschiedenen Hilfsangeboten bieten “Spiegel” und “taz”.)

Bildblog unterstuetzen

4. Wissenschaftsjournalismus – Reicht es, sich nur schlau zu machen?
(fachjournalist.de, Swane Jung, Audio: 11:31 Minuten)
Swane Jung spricht mit dem freien Wissenschaftsjournalisten Tim Schröder über die Arbeit als Wissenschaftsjournalist. Im Gespräch teilt Schröder Einblicke in seinen Werdegang und erklärt, was diesen journalistischen Bereich ausmacht. Zudem gibt er wertvolle Tipps für den erfolgreichen Einstieg in den Wissenschaftsjournalismus.

5. Fritz Jergitsch – Gründer der Satire-Website “Die Tagespresse”
(youtube.com, Peter Blau, Audio: 30:55 Minuten)
Im ORF-Podcast sprechen Peter Blau und Fritz Jergitsch über die Entstehung des satirischen Projekts “Die Tagespresse” und dessen Einfluss auf die österreichische Medienlandschaft. Blau beleuchtet dabei den satirischen Zugang der “Tagespresse” zu politischen und gesellschaftlichen Themen. Außerdem diskutieren die beiden darüber, wie Satire als journalistisches Mittel eingesetzt werden kann, um Missstände humorvoll und dennoch kritisch aufzuzeigen.

6. Haariges Statussymbol – Wie gefährlich ist das Geschäft mit den Glatzen?
(youtube.com, Sashka, Video: 23:47 Minuten)
Die Youtuberin Sashka spricht über Haartransplantationen und deren Risiken, die in den derzeit gehäuft vorkommenden Influencer-Kooperationen nicht ausreichend thematisiert würden. Sie betont, dass viele Menschen, vor allem Männer, unter Haarausfall leiden und oft zu schnellen und teuren Lösungen wie Haartransplantationen greifen, ohne die Risiken oder Alternativen zu bedenken. Auf verschiedenen Videoplattformen finden sie reichlich Werbung dafür, präsentiert von reichweitenstarken Influencern.

Kreml unterstützt AfD, Jagd auf Umweltverbrecher, FDP zu irre­le­vant

1. “Wir unterstützen die AfD mit allen Mitteln”
(t-online.de, Jonas Mueller-Töwe & Lars Wienand)
Wie t-online.de berichtet, geht aus einem internen Kreml-Dokument hervor, dass Russland die AfD in Deutschland aktiv unterstützt habe, um gesellschaftliche Spannungen zu schüren und politische Ziele zu verfolgen. Die seit 2022 laufende sogenannte “Doppelgänger”-Kampagne verbreite systematisch pro-russische Propaganda über gefälschte Webseiten, die den Auftritten deutscher Medien ähneln sollen, und über Soziale Medien, um Stimmung gegen die Ukraine, die USA und die NATO zu machen. US-Behörden hätten das Netzwerk aufgedeckt und mehrere von Russland gesteuerte Webseiten beschlagnahmt.
Siehe dazu auch: Doppelgänger: USA beschlagnahmen Propaganda-Webseiten, die Deutschland im Visier hatten (correctiv.org, Max Bernhard & Alexej Hock & Sarah Thust) und Wie der Kreml rechte Influencer für sich eingespannt hat: “Sie haben Millionen Follower und sind im Netz wichtige Unterstützer von Donald Trump. Doch offenbar haben sie unwissentlich für ein Unternehmen gearbeitet, das zehn Millionen Dollar aus Russland erhielt.” (spiegel.de)

2. Jagd auf Umweltverbrecher
(journalist.de, Sonja Peteranderl)
Sonja Peteranderl beschreibt die zunehmende Gefahr für Journalistinnen und Journalisten, die Umweltverbrechen wie illegalen Holzschlag, Wildtierhandel und Rohstoffausbeutung aufdecken. Solche Recherchen seien oft lebensgefährlich, vor allem in Regionen wie Lateinamerika und Asien, wo kriminelle Gruppen, Unternehmen und Regierungen involviert seien. Trotz der Gefahren sei Umweltjournalismus unverzichtbar, um Verbrechen sichtbar zu machen, die handelnden Personen zur Rechenschaft zu ziehen und den weltweiten Kampf gegen Umweltzerstörung und Klimawandel voranzutreiben.

3. FDP zu irre­le­vant, um ein­ge­laden zu werden
(lto.de)
Das Verwaltungsgericht Potsdam habe den Eilantrag der Brandenburger FDP abgelehnt, mit dem diese ihre Teilnahme an einer Wahlkampfsendung des RBB erzwingen wollte. Die Auswahlkriterien des öffentlich-rechtlichen Senders seien nachvollziehbar und es bestünden keine verfassungsrechtlichen Bedenken hinsichtlich der Chancengleichheit. Die FDP habe ihre Nicht-Einladung als “Skandal” bezeichnet und prüfe weitere rechtliche Schritte.

Bildblog unterstuetzen

4. Dutzende Fälle bildbasierter Gewalt pro Tag
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Sebastian Meineck berichtet über die ersten Transparenzberichte der großen Pornoseiten “Pornhub”, “XVideos” und “Stripchat”, die durch neue EU-Gesetze dazu verpflichtet seien, Einblicke in gemeldete und gelöschte Inhalte zu geben. Die Berichte gäben zwar Auskunft darüber, dass täglich Dutzende Fälle bildbasierter Gewalt, beispielsweise “Rachepornos”, gemeldet würden, allerdings seine viele Löschungen pauschal unter vagen Kategorien wie “Verstoß gegen Richtlinien” zusammengefasst.

5. Vielleicht nicht wahr ist auch schon schlimm
(zeit.de, Nicolas Kilian)
Der Artikel von Nicolas Kilian befasst sich mit der wachsenden Gefahr der Desinformation durch KI-generierte Bilder und Deepfakes, die immer schwerer von echten Bildern zu unterscheiden seien. Obwohl bisherige Studien zeigen würden, dass der Einfluss von Künstlicher Intelligenz auf Wahlergebnisse noch begrenzt sei, warnt der Autor davor, dass die Technologie das Vertrauen in die Realität untergraben könnte.

6. Bastian Pastewka im Interview: “Ich persönlich schummle permanent vor der Kamera”
(wunschliste.de, Glenn Riedmeier)
Im Interview mit “TV Wunschliste” spricht Schauspieler Bastian Pastewka über seine aktuellen Projekte, darunter der ZDF-Film “Alles gelogen” und die Serie “Perfekt verpasst” mit Anke Engelke. Er beschreibt, wie das Lügen im Showbusiness oft zum Beruf gehöre, gibt humorvolle Einblicke in seine eigene Schauspielpraxis und verrät, wo er im deutschen Fernsehen noch Verbesserungsbedarf sieht: “Ich würde mir wünschen, dass diese vielen Nebenkanäle, also ZDFneo, One, Sat.1 Gold oder RTLup, nicht immer nur das Gleiche im Kreis wiederholen, sondern sich wirklich als eigenständige Sender begreifen und Inhalte schaffen, die so gut sind, dass man sie möglicherweise auf diesen Kanälen gar nicht mehr vermutet, die man aber im Streaming oder in den Mediatheken für sich entdecken kann.”

Apple gibt Russland nach, Zerwürfnis beim RBB, Rechtsfreier Raum?

1. Apple gibt Zensurbemühungen in Russland nach
(reporter-ohne-grenzen.de)
Das Unternehmen Apple habe Anfang Juli auf Anweisung der russischen Regulierungs-, Aufsichts- und Zensurbehörde Roskomnadsor 25 VPN-Apps aus dem russischen App Store entfernt. Reporter ohne Grenzen und andere Menschenrechtsorganisationen fordern Apple in einem offenen Brief (PDF) auf, diese Entscheidung rückgängig zu machen: “Apples Einknicken vor den Forderungen der russischen Zensurbehörde hat für viele Nutzerinnen ganz praktische Folgen. Es erschwert hunderttausenden Russinnen und Russen den Zugang zu unabhängigen Informationen, die nicht der staatlichen russischen Propaganda entsprechen”, kommentiert Martin Kaul, Vorstandssprecher von Reporter ohne Grenzen.

2. Zerwürfnis: RBB-Verwaltungsratschef gibt Vorsitz ab
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie “DWDL” berichtet, habe RBB-Verwaltungsratschef Benjamin Ehlers nach einem Zerwürfnis mit seiner Stellvertreterin Dagmar Tille und einem “eklatanten Vertrauensbruch” seinen Vorsitz niedergelegt. Die Spannungen im Aufsichtsrat hätten sich durch interne Unstimmigkeiten, insbesondere in der Personalie Juliane Schütt, weiter verschärft. Ehlers bleibe jedoch Mitglied des Verwaltungsrates. Update: RBB-Verwaltungsrat hat wieder einen Vorsitzenden (dwdl.de, Timo Niemeier).

3. Auch Starlink blockiert jetzt X in Brasilien
(spiegel.de)
Das sich mehrheitlich im Besitz von Elon Musk befindliche Unternehmen Starlink habe sich nach anfänglichem Widerstand entschlossen, die gerichtlich angeordnete Netzsperre gegen das Soziale Netzwerk X/Twitter (ebenfalls im Besitz von Elon Musk) in Brasilien umzusetzen. Starlink sei damit Zwangsmaßnahmen der brasilianischen Telekommunikationsbehörde zuvorgekommen.
Weiterer Hörtipp in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator den Zwist zwischen Elon Musk und Brasilien: “Am Ende bleibt die Frage: Wer gewinnt in diesem Machtkampf? Die brasilianische Justiz, die versucht, ihre Demokratie zu schützen? Oder Elon Musk, der in jeder Kontroverse einen PR-Coup wittert? Ein klarer Gewinner steht jedoch fest, und das ist Twitter-Konkurrent Bluesky. Der gewann nach der X-Sperre in nur drei Tagen eine Million neue Nutzer. Elon Musk sollte sich also nicht zu sicher fühlen.” (radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:32 Minuten)

Bildblog unterstuetzen

4. Warum der ORF Nachrichten auf YouTube platziert
(blog.medientage.de, Petra Schwegler)
Petra Schwegler geht der Frage nach, warum der österreichische ORF mit seiner Nachrichtenmarke “Zeit im Bild” auf Youtube gestartet ist. Mit der Nutzung von Youtube als Plattform für seriöse Nachrichten wolle der ORF der “neuen Realität der Mediennutzung” Rechnung tragen. Der Schritt sei notwendig, um den gesellschaftlichen Auftrag des öffentlich-rechtlichen Senders zu erfüllen und Menschen zu informieren, die der ORF sonst nicht erreichen würde.

5. E-Book-Verleih: Internet Archive verliert Copyright-Prozess
(heise.de, Daniel AJ Sokolov)
Wie bei heise.de zu lesen ist, habe ein US-Bundesberufungsgericht entschieden, dass der E-Book-Verleih des “Internet Archive” gegen das US-Copyright verstoße und damit nicht unter die Fair-Use-Bestimmungen falle. Das Gericht habe keine “verändernde” Nutzung (“transformative use”) der eingescannten Bücher erkennen können und das Angebot trotz des gemeinnützigen Charakters des “Internet Archive” als kommerziell eingestuft.

6. Rechtsfreier Raum Internet: Dürfen Influencer alles?
(youtube.com, Marylin Marx & Michael Graf, Video: 51:07 Minuten)
In dem “GameStar Talk” geht es um rechtliche Fragen rund um Beleidigungen und Verleumdungen im Internet, die Unterschiede zwischen Straf- und Zivilrecht sowie die möglichen Konsequenzen für Täter. Außerdem werden die Begriffe Fair Use, Schmähkritik und Doxing erläutert, sowie die Verantwortung von Influencern und Plattformen bei Hassrede und unangemessenen Kommentaren erläutert.

16 Jahre alt, mit Foto, Vor- und Nachnamen

Achtung, nicht erschrecken: Bei “Bild” hat sich was verbessert. Zumindest ein bisschen und auch nur teilweise.

Die Redaktion scheint ein kleines Stück sensibler geworden zu sein im Umgang mit Fotos, die Opfer von Verbrechen und Unglücksfällen zeigen. Allein in der heutigen Print-Ausgabe findet man zwei Bildunterschriften, die auf diese Entwicklung hindeuten. Zu einer Geschichte mit der Überschrift “Handwerker Yusuf wurde auf der Autobahn erstochen” schreibt “Bild” zu einem Foto, auf dem das Opfer unverpixelt zu sehen ist:

Yusuf C. bei seiner standesamtlichen Trauung. BILD zeigt das Foto mit dem Einverständnis seiner Familie

In einem anderen Artikel, in dem es um einen aktuell laufenden Prozess in Frankreich geht, zeigt die “Bild”-Redaktion ein unverpixeltes Foto des Opfers und schreibt dazu:

Gisèle P. (72) besteht darauf, dass der Prozess gegen ihren Mann öffentlich geführt wird. Vor Gericht ließ sie sich fotografieren

Nun ist es noch mal eine andere Frage, ob man, wie im Fall des “Handwerkers Yusuf”, eine trauernde Familie in dieser Situation unbedingt mit der Frage behelligen muss, ob man denn ein Foto des Verstorbenen bekommen und veröffentlichen kann. Diese im Artikel geschilderte Szene klingt jedenfalls stark nach Witwenschütteln:

BILD trifft die Familie des gelernten Dachdeckers an seinem Wohnort in der Nähe des Tatorts. Frauen liegen sich schluchzend in den Armen, Männer können ihre Tränen nicht zurückhalten.

Gemessen an dem niedrigen Niveau, von dem “Bild” kommt und für das der Deutsche Presserat der Redaktion zahlreiche Rügen erteilt hat, ist das Einräumen eines Mitspracherechts bei der Fotoveröffentlichung, selbst unter Ausnutzung eines emotionalen Ausnahmezustands, aber schon eine Verbesserung.

Doch es gibt auch noch das alte Muster: Vergangenen Donnerstag berichtete die “Bild”-Redaktion über eine “Horror-Attacke vor Jamaika”. Und zeigte auf der Bild.de-Startseite und im Artikel das 16-jährige Opfer unverpixelt:

Screenshot Bild.de - Horror-Attacke vor Jamaika - Hai beißt Schüler (16) Kopf ab
(Die Unkenntlichmachung stammt von uns.)

Einen Hinweis wie “BILD zeigt das Foto mit dem Einverständnis seiner Familie” findet sich nicht im Artikel. Dafür aber der vollständige Vor- und Nachname des Jugendlichen.

Zum “Opferschutz” schreibt der Presserat in Richtlinie 8.2 seines Pressekodex:

Die Identität von Opfern ist besonders zu schützen. Für das Verständnis eines Unfallgeschehens, Unglücks- bzw. Tathergangs ist das Wissen um die Identität des Opfers in der Regel unerheblich.

Und konkretisiert in Richtlinie 8.3:

Insbesondere in der Berichterstattung über Straftaten und Unglücksfälle dürfen Kinder und Jugendliche bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres in der Regel nicht identifizierbar sein.

Auch RTL.de veröffentlichte gestern einen Artikel zum “blutigen Drama vor der Küste von Jamaika”, zeigt darin ein unverpixeltes Foto des 16-Jährigen und nennt dessen kompletten Namen.

Blättern:  1 ... 5 6 7 ... 1145