Kranke Debatte

Was braucht die “Bild”-Redaktion alles, um eine angeblich große, bedeutende “Debatte” zu konstruieren und Millionen von Menschen Sorgen um ihr Geld und ihre Gesundheit zu bereiten?

Sie braucht 1) einen Professor, der gern mit steilen Thesen zu allerlei sozialpolitischen Themen von Medien zitiert wird, und, ja, das wär’s dann eigentlich auch schon.

Am vergangenen Mittwoch schrieb Jan W. Schäfer, Politik-Ressortleiter bei “Bild” und Mitglied der Chefredaktion, über einen “brisanten Vorstoß”:

Ausriss Bild-Zeitung - Experte wagt brisanten Vorstoß - Patienten sollen beim Arzt bis zu 2000 Euro selbst zahlen

Es geht um die die gesetzliche Krankenversicherung. “Kassen-Patienten (und Arbeitgeber) überweisen vom Gehalt heute so viel wie nie an Krankenkassen. Im Schnitt 16,2 Prozent”, schreibt Schäfer:

Bis 2035 könnte der Beitrag sogar auf 22 Prozent hochschnellen, warnt Gesundheitsexperte Prof. Bernd Raffelhüschen (65, Uni Freiburg): “Wir können uns das System nicht mehr leisten.”

Raffelhüschen hat daher einen brisanten Reformplan entwickelt: Kassen-Patienten sollen künftig einen Teil der Arzt- und Klinikkosten aus eigener Tasche bezahlen. Das Ziel: die Kosten-Explosion dämpfen.

Konkret sollen gesetzlich Versicherte gestaffelt zunächst bis zu 50 Prozent ihrer Arztkosten (maximal 500 Euro), dann bis zu 20 Prozent der Kosten (maximal 500 Euro) selbst zahlen. Insgesamt maximal 1500 bis 2000 Euro im Jahr. Geringverdiener soll der Staat mit Zuschüssen unterstützen.

Zum “brisanten Plan gegen die Kosten-Explosion” zählen noch weitere Ideen Raffelhüschens: Raucher an möglichen Folgekosten extra beteiligen, höhere Selbstbeteiligung für Übergewichtige, die Behandlungskosten für einen Beinbruch beim Skifahren soll der Skifahrer komplett selbst tragen, 30 bis 40 Prozent der Kliniken sollen dicht gemacht werden.

Da hat also ein Professor eine mehr oder weniger grobe Bierdeckel-Rechnung aufgemacht. Neben Bernd Raffelhüschen kommt in dem Artikel niemand zu Wort. Aber einen Tag später, “Bild”-Titelseite:

Ausriss Bild-Titelseite - Debatte um höhere Selbstkosten für Kassenpatienten - Kann ich mir Kranksein bald nicht mehr leisten?

Raffelhüschen habe mit seinen Reform-Vorschlägen “in ein Wespennest gestochen!” Und es ist laut “Bild” auch nicht nur eine “Debatte”, sondern eine:

Ausriss Bild-Zeitung - Riesen-Debatte nach Experten-Forderung zur Selbstbeteiligung

Diese von “Bild” aufgestöberte “Riesen-Debatte” sieht so aus: Bernd Raffelhüschen sagt etwas, alle anderen sagen: “Nein”, Ende der Debatte. Ausnahmslos alle Personen, die neben Raffelhüschen in dem “Bild”-Artikel zitiert werden, halten dessen Vorschlag für gar keine gute Idee: CDU-Politiker Dennis Radtke nicht (“Es ist Konsens, dass jedem die bestmögliche medizinische Versorgung ermöglicht wird”), Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nicht (“Für die große Mehrheit der Bevölkerung nicht” bezahlbar), Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der Krankenkasse DAK-Gesundheit, nicht (“Die Vorschläge sind unsolidarisch und völlig inakzeptabel”), CSU-Politikerin Emmi Zeulner nicht (“Ein solches Bestrafungssystem verschärft die soziale Ungleichheit”) und auch CDU-Politiker Peter Liese nicht (“Skifahren z. B. ist in der Regel gesünder als auf dem Sofa sitzen und Chips essen”). Nach diesem Schema lässt sich zu wirklich jedem Thema eine “Debatte” inszenieren: Man muss nur eine Person finden, die beispielsweise meint, Delfine sollten aufgrund ihres IQ berechtigt sein, bei der Bundestagswahl zu kandidieren, alle anderen sagen: “Auf gar keinen Fall!”, “Wespennest” und “Riesen-Debatte” drüberschreiben – fertig ist die nächste Seite 1.

Gewinner dieser Journalismus- und Debattensimulation sind Bernd Raffelhüschen, der Publicity bekam, und die “Bild”-Redaktion, die zwei Tage lang Zeilen und eine Titelseite füllen konnte. Verlierer sind all jene, die “Bild” glauben und sich auf dieser Grundlage um ihre gesundheitliche und finanzielle Zukunft sorgen.

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“Bettelbriefe” der Intendantin, Reichelts schwarzer Kanal, Gesprengt

1. Deutsche Behörden informieren Firmen über Journalistenanfragen
(spiegel.de, Carina Huppertz)
Eigentlich soll das Transparenzregister helfen, fragwürdige Geldströme offenzulegen. Doch Firmen würden über die Recherchen von Journalistinnen und Journalisten teils vorab informiert, wie Carina Huppertz berichtet: “Die Möglichkeit, Eigentümern Informationen über Anfragen zu übermitteln, war bereits in der fünften Antigeldwäsche-Richtlinie der EU aus dem Jahr 2018 enthalten, doch nur wenige Länder hatten sie umgesetzt. In Deutschland hatten die Fraktionen von CDU, SPD und FDP unter anderem auf Druck von Wirtschafts-Lobbyverbänden für die Aufnahme dieses Verfahrens im Gesetz gestimmt. Seither erfahren Firmeneigentümer, dass zu ihnen recherchiert wird – allerdings nicht, von wem genau.”

2. RBB-Intendantin schreibt “Bettelbriefe”
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Die Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg, Katrin Vernau, soll die Ruhegeldempfänger und -empfängerinnen der RBB-Vorgängeranstalten Sender Freies Berlin, Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg und auch des RBB angeschrieben und um einen “Solidarbeitrag für den RBB” gebeten haben. Wer dem zustimme, könne damit rechnen, dass dies (positiv) in der Betriebsöffentlichkeit kommuniziert werde. Das Ansinnen stößt auf wenig Gegenliebe, wie Joachim Huber im “Tagesspiegel” berichtet: “Im Adressaten-Kreis rumort es, von ‘Unverschämtheit’ ist die Rede, verbunden mit der Empörung, warum Intendantin Vernau beim Einsparen nicht ans eigene Gehalt inklusive Mietzuschuss denkt.”

3. Der schwarze Kanal
(taz.de, Peter Nowak)
Peter Nowak beschäftigt sich in der “taz” mit dem Youtube-Kanal “Achtung, Reichelt!” des ehemaligen “Bild”-Chefredakteurs Julian Reichelt, dessen Ziel es sei, rechte Politik in die Mitte der Gesellschaft zu tragen. Am Ende seines Artikels vergleicht Nowak Reichelts Wirken mit dem des ZDF-Moderators Gerhard Löwenthal, der lange Jahre als kalter Krieger des ZDF und politische Reizfigur galt, und weist darauf hin, dass Reichelts Sendungen heute eine viel größere Reichweite hätten. Kommentar des “6-vor-9”-Kurators dazu: Ganz so schlimm dürfte es nicht sein. Löwenthals “ZDF-Magazin” dürfte in den 70er- und 80er-Jahren weitaus häufiger gesehen worden sein als Reichelts rechte Empörungsfilmchen heutzutage.

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4. Funke Mediengruppe entlässt Redakteure
(verdi.de, David Bieber)
Die Funke Mediengruppe gibt neben der “Westdeutschen Allgemeinen Zeitung” und der “Berliner Morgenpost” verschiedene Anzeigenblätter und kostenlose Wochenzeitungen heraus. Nun wolle das Unternehmen seine mehr als 25 kostenlosen Wochenzeitungen in Nordrhein-Westfalen zentral und ohne eigene Inhalte produzieren. Das habe Folgen für die Belegschaft, berichtet die Gewerkschaft Verdi: “Von mittlerweile nur noch etwa 18 festangestellten Redakteur*innen bzw. Redaktionsassistentinnen und Sekretärinnen sollen zehn entlassen werden oder sind bereits freigestellt worden.”

5. Wie hat der Ukraine-Krieg die Medien verändert?
(ardaudiothek.de, BR24 Medien, Linus Lüring, Audio: 32:06 Minuten)
Ein Jahr nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine zieht das BR24-Medienmagazin eine mediale Zwischenbilanz: Wie hat sich die Art und Weise, wie Medien über den Krieg berichten, und wie Politikerinnen und Politiker über Waffen und Militär sprechen, verändert? Wie verändert sich der Stellenwert militärischer Expertise in den Redaktionen? Und: Wie verändert sich die digitale Kriegsführung? Linus Lüring spricht mit Anna Engelke (NDR), Anna Litvinenko (FU Berlin) und Marcus Maurer (Uni Mainz).

6. ARD blamiert sich mit Übersetzungsfehler
(t-online.de)
Das ARD-Format “Faktenfinder” will aufklären und Hintergründe erklären, so auch letztens bei einem Artikel über eine Theorie des US-Journalisten Seymour Hersh zu den Anschlägen auf die Nord-Stream-Pipelines. Allerdings kam es dabei zu einem peinlichen Übersetzungsfehler, der weitreichende Folgen hatte, weil statt von “Hohlladungen” auf einmal von “Sprengstoff in Pflanzenform” die Rede war. Unbedingter Lesetipp dazu ist die Stellungnahme von David Domjahn, der beim “Faktenfinder” als Sprengstoff-Experte zitiert wurde und die Geschichte nun bemerkenswert transparent und selbstkritisch aufklärt.

KW 08/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Der Fall Dieter Wedel
(zeit.de, Sabine Rückert & Andreas Sentker, dreiteilige Audio-Serie: etwa 52/53/27 Minuten)
Der im Juli vergangenen Jahres verstorbene Dieter Wedel war ein gefeierter Regisseur, Filmproduzent und Drehbuchautor. Anlässlich seines Tods schrieb einer seiner Söhne damals: “Dieter Wedel war ein Monster, ein Sadist, Vergewaltiger und Menschenfeind. Die Welt ist einen Funken besser geworden.” Wenn man sich den dreiteiligen “Zeit”-Podcast anhört, versteht man, warum der Sohn zu dieser Einschätzung kommt.

2. Das Grauen ist jetzt Alltag – Ein Jahr Kriegsberichterstattung aus der Ukraine
(ardaudiothek.de, Stefan Fries, Audio: 43:17 Minuten)
“Ein Jahr nach Beginn des Kriegs gegen die Ukraine zeigen sich bei Berichterstattern und Publikum Ermüdungserscheinungen”, berichtet Stefan Fries. Der Schrecken sei fast zum Alltag geworden. Darüber spricht Fries mit ARD-Korrespondentin Rebecca Barth, Deutschlandfunk-Redakteur Thielko Grieß und Marcus Maurer von der Universität Mainz.

3. Doppelspitze
(netzpolitik.org, Ingo Dachwitz, Audio: 38:02 Minuten)
“Wer sind die beiden Menschen, die die Redaktion von netzpolitik.org leiten? Wo kommen sie her, was treibt sie an? Und kann man einen Laden wie netzpolitik.org überhaupt leiten?” Darum geht es in der neuen Folge von “Off The Record”, dem Podcast von netzpolitik.org.

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4. BRIGITTE
(podcast249787.podigee.io, Till Raether & Alena Schröder, Audio: 51:16 Minuten)
In “sexy & bodenständig” tauschen sich Till Raether und Alena Schröder normalerweise über Themen rund ums Schreiben aus, etwa darüber, was beim Schreiben schwierig ist, und wie man es sich leichter machen kann. In dieser Folge geht es aber nur indirekt ums Schreiben: “Wir haben uns in der Redaktion Brigitte kennengelernt und schreiben beide immer noch für Titel der Brigitte-Gruppe, darunter auch solche, die jetzt eingestellt werden, Brigitte Mom und Brigitte Woman. Deshalb ranten wir über die Ideenlosigkeit von Konzernen, starre Hierarchien, billige Häme und darüber, dass es am Ende vor allem Leserinnen und Redakteurinnen trifft.”

5. Schiwa Schlei, Programmchefin von COSMO und 1LIVE
(medienmacherin.podigee.io, Freddie Schürheck, Audio: 45:41 Minuten)
Bei “Medienmacherin” Freddie Schürheck ist Schiwa Schlei zu Gast, die Programmchefin der WDR-Radiosender Cosmo und 1Live. Im Gespräch geht es um die Frage, wie das Radio der Zukunft aussieht, um Diversität in der Medienlandschaft und im WDR, um Champagner-Laune in Davos und um Chancen, die man lieber nicht ergreifen sollte.

6. “Clan” gleich “Kriminalität” – woher kommt diese Assoziation?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 27:47 Minuten)
Integrations- und Migrationsforscher Özgür Özvatan hat sich angeschaut, in welchen Zusammenhängen Medien den Begriff “Clan” verwenden. Berichte über “arabische Clans” seien meist negativ und kriminalisierend, obwohl ein Großteil der Menschen, die die Namen bestimmter Familien tragen, gar nicht kriminell sei. Machen es sich viele Medien zu einfach, wenn sie über organisierte Kriminalität berichten?

Neue Faktencheck-Plattform, Peter Lustig, Vergiftete Begnadigungen

1. GADMO startet Online-Plattform mit Faktenchecks
(correctiv.org)
“Gadmo”, das “German-Austrian Digital Media Observatory”, gilt als der größte Zusammenschluss von Faktencheck-Teams und Forschung im deutschsprachigen Raum. Mit an Bord sind die Deutsche Presse-Agentur, Agence France-Press, die Austria Presse Agentur und das Recherchenetzwerk “Correctiv”. Geleitet und koordiniert wird das Projekt von der TU Dortmund. Seit gestern sind alle Faktenchecks der teilnehmenden Organisationen und Agenturen auf den Seiten GADMO.eu und faktengegenfakes.de abrufbar.

2. Russische Exil-Journalist:innen im Kampf gegen Zensur
(ndr.de, Zapp Medienmagazin, Video: 21:09 Minuten)
Unzählige russische Medienschaffende sind ins Exil gegangen, um von dort aus weiter berichten zu können. Wie recherchieren sie fern der Heimat über Russland und den Krieg? Wie gehen sie mit Morddrohungen um? Das Medienmagazin “Zapp” hat einige der mutigen Journalistinnen und Journalisten getroffen.

3. Zurück in den Zukunftsrat
(taz.de, Steffen Grimberg)
Ein neues Gremium soll die Zukunft von ARD und ZDF bestimmen. Doch das, was bisher darüber bekannt ist, mache wenig Hoffnung, findet Steffen Grimberg: “Alte Schlachten zu schlagen ist auch bei zu vielen In­ten­dan­t*in­nen immer noch eine Lieblingsbeschäftigung. Das bringt die Öffentlich-Rechtlichen aber überhaupt nicht weiter.”

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4. Newsletter Netzwerk Recherche 218 vom 22.02.2023
(netzwerkrecherche.org, Albrecht Ude)
Wie immer eine Empfehlung wert, nicht nur für investigativ arbeitende Journalistinnen und Journalisten: der Newsletter des Netzwerk Recherche. Die aktuelle Ausgabe bietet einen Überblick über Nachrichten, Veranstaltungen, Seminare, Stipendien und Preise. Außerdem geht es um ein Interview mit Seymour Hersh, die “Storykiller”-Recherchen, den Schutz von Whistleblowern und die wachsende Gefahr durch Autokratien, die Korruption als strategische Waffe einsetzen. Der Pressespiegel gibt zudem wertvolle Lesetipps zu ausgewählten Themen.

5. Vergiftete Begnadigungen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Das Regime in Teheran hat zwölf Medienschaffende begnadigt und aus dem Gefängnis entlassen. Die meisten von ihnen mussten jedoch Erklärungen unterschreiben, die es ihnen unmöglich machen, weiter zu arbeiten. Die Organisation Reporter ohne Grenzen kritisiert dies als neue Form der Unterdrückung und fügt hinzu: “Die zwölf Begnadigten können jederzeit wieder ins Gefängnis gesteckt werden. 30 ihrer Kolleginnen und Kollegen sitzen noch immer in den Foltergefängnissen, Hunderte weitere arbeiten in Angst. Diese Maßnahme der iranischen Führung ist nicht mehr als ein Feigenblatt.”

6. “Heute vor 7 Jahren ist Peter Lustig gestorben”
(twitter.com/topfvollgold, Mats Schönauer, Video: 2:02 Minuten)
Anlässlich des Todestages von Peter Lustig, Hauptdarsteller und Autor der ZDF-Serie “Löwenzahn”, räumt Mats Schönauer mit einer bösen Unterstellung auf: “Hier nochmal zur Erinnerung: Er war KEIN Kinderhasser. Das wurde von der BILD-Zeitung in die Welt gesetzt, nachdem er sie kritisiert hatte.”

Recherche mit Vorschlaghammer?, Die “Welt” und die AfD-Mütze, Hitler

1. Recherche mit dem Vorschlaghammer
(zeitung.faz.net, Michael Martens)
Jan Böhmermann und das “ZDF Magazin Royale” beschäftigten sich in der vergangenen Folge mit dem CSU-Politiker Christian Schmidt, der seit 2021 Hoher Repräsentant für Bosnien und Herzegowina und “so eine Art Problembär” sei. Nach der Sendung wurde auf Twitter Kritik laut, es hätten sich diverse Fehler und Verkürzungen eingeschlichen. Darauf reagierte das “Magazin-Royale”-Team mit einer langen Antwort. Michael Martens hat die Kernpunkte des Konflikts in der “FAZ” zusammengefasst und erhebt schwere Vorwürfe gegen das Team von Böhmermann. Am Ende hat er einen Titelvorschlag für dessen nächste Sendung: “Recherchieren mit dem Vorschlaghammer. Was nicht passt, wird passend gemacht – notfalls durch Verschweigen.”

2. “Das war uns nicht bewusst”: “Welt” sendet Statement von Vertreter der AfD-Jugend
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Straßenbefragungen haben ihre Tücken. Oft weiß man nicht genau, mit wem man es zu tun hat, wenn man zufällig einem Menschen begegnet. Manchmal ließe sich der Hintergrund aber leicht erkennen, zum Beispiel, wenn der Passant gut sichtbar eine Mütze aus dem AfD-Fanshop mit einem AfD-Slogan trägt. Bei “Übermedien” fragt sich Boris Rosenkranz, wie es sein kann, dass die “Welt” das Statement eines Vertreters der Jungen Alternative veröffentlicht, ohne dessen politischen Hintergrund zu erwähnen.

3. NDR veröffentlicht gefälschte “Hitler-Tagebücher”
(ndr.de)
Der NDR veröffentlicht die gefälschten “Hitler-Tagebücher” von 1983 in einer kritischen Edition mit wissenschaftlichen Kommentaren des Historikers Hajo Funke. Sie sollen heute ab 18 Uhr bei NDR.de abrufbar sein. Dem Sender sei es gelungen, die kompletten 60 Bände der “Hitler-Tagebücher” lesbar und auch recherchierbar zu machen. Dabei sei deutlich geworden, dass es sich bei den Tagebüchern um einen eindeutigen Akt böswilliger Geschichtsfälschung handele: “Diese Tagebücher sind Ausdruck von Holocaustleugnung. Das ist eindeutig. Sie wollten Hitler von den schlimmsten Verbrechen der Nazis freisprechen”, so Funke.

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4. In Österreichs Zeitungen erklären noch immer Männer die Welt
(kobuk.at, Elisabeth Kröpfl)
Das Medienwatchblog “Kobuk” hat drei Monate lang alle Meinungsteile der österreichischen Tageszeitungen “Die Presse”, “Der Standard”, Kronen Zeitung” und “Kleine Zeitung” ausgewertet. Das Ergebnis: 68 Prozent aller Kommentare, Glossen und Kolumnen seien von Männern verfasst worden. Noch deutlicher sei das Missverhältnis bei den Leitartikeln: Hier liege der Männeranteil bei über 80 Prozent.

5. “Frontal” zu jung? Rätselhafte Twitter-Laune trifft ZDF-Politmagazin
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch sperrte Twitter (vorübergehend) den Account des ZDF-Magazins “Frontal”. Im Netz wurde über die Hintergründe spekuliert: Lag die Sperrung daran, dass die Redaktion kritisch über das Kriegsgeschehen in der Ukraine berichtet hatte und Ziel eines Bot-Angriffs geworden war? Offiziell hieß es, die fehlende Altersverifikation sei der Grund. Thomas Lückerath kommentiert: “Dass eine Altersverifikation verlangt wurde, ist auch deshalb irritierend, weil der Twitter-Account von ‘Frontal’ zuvor schon den – nach derzeitiger Laune von Twitter-CEO Elon Musk – für Unternehmen vorgesehenen goldenen Haken erhalten hatte. Ob die Altersüberprüfung trotzdem von gehäufter Meldung durch z.B. russischen Bots erfolgte, ist denkbar, aber unklar und unbestätigt.”

6. ChatGPT: Hunderte E-Books von KI bei Amazon, Problem für Literaturmagazine
(heise.de, Martin Holland)
Der KI-Textgenerator ChatGPT ermöglicht die schnelle Erstellung von Texten aller Art. Da liegt für viele der Gedanke nahe, sich von der Künstlichen Intelligenz flott ein Buch schreiben zu lassen und es beim E-Book-Riesen Amazon zum Verkauf anzubieten. Das birge die Gefahr, dass von Menschen geschriebene Titel in der befürchteten Flut von KI-Büchern untergehen, kommentiert Martin Holland. Und auch die Literaturzeitschriften bekämen Probleme.

Lästige Hobbydetektive, Flaggschiff versenkt, Haushaltsabgabe

1. Amateure spielen online Ermittler – und bringen ein Dorf gegen sich auf
(spiegel.de, Henrik Bahlmann)
Das Verschwinden einer Frau in der nordenglischen Grafschaft Lancashire wurde nicht nur zum Medienspektakel, sondern rief auch unzählige Hobbydetektive und Influencerinnen auf den Plan. Die selbsternannten Ermittlerinnen und Ermittler glaubten, den Fall aufklären zu können, und überschritten dabei oft Grenzen. Henrik Bahlmann fasst den Fall zusammen.

2. Flaggschiff versenkt
(epd.de, René Martens)
Wie bereits in den “6 vor 9” berichtet, will der Bertelsmann-Vorstandsvorsitzende Thomas Rabe zahlreiche Zeitschriften des ehemaligen Verlagshauses Gruner + Jahr einstellen und damit mehrere hundert Stellen abbauen. Bei “epd medien” fragt René Martens: “Wie passt der Stellenabbau mit den Jubelmeldungen von Bertelsmann zu Gewinnen und Umsätzen in Rekordhöhe zusammen?”

3. DJV ruft zu Spenden auf
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband ruft zu Spenden für Journalistinnen und Journalisten sowie deren Angehörige unter den Erdbebenopfern in der Türkei auf: “Wie wir von unserer Partnerorganisation TGS wissen, sind auch Medienschaffende und ihre Familien von der verheerenden Naturkatastrophe betroffen. Sie brauchen unsere Hilfe in schlimmster Not.”

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4. Warum es gut ist, wenn alle den ORF finanzieren
(derstandard.at, Josef Trappel)
Die Entscheidung, in Österreich eine Haushaltsabgabe zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen ORF einzuführen, sei überfällig und nicht zuletzt aus staatsbürgerlicher Perspektive richtig, kommentiert Josef Trappel: “Die Bewohnerinnen und Bewohner sorgen kollektiv für eine gemeinschaftlich erwünschte Leistung. So wie bei den Schulen und den Parks: Egal ob wir Kinder haben und in die Schule schicken oder den Park für die Mittagspause, den Hundespaziergang oder gar nicht benützen, wir bezahlen gemeinsam dafür.”

5. Das Erbe von Jan Kuciak
(deutschlandfunk.de, Marianne Allweiss)
Vor fünf Jahren wurden der slowakische Investigativjournalist Ján Kuciak und dessen Verlobte ermordet. Kuciak hatte zu Korruption und Steuerhinterziehung recherchiert und war auch an der Auswertung der sogenannten “Panama Papers” beteiligt. Der mutmaßliche Auftragsmord habe ein regelrechtes Beben in der slowakischen Gesellschaft ausgelöst. Wie ist die Situation heute? Was hat sich verändert? Marianne Allweiss hat nachgefragt.

6. Reporterin geknickt: “Ich hab mich als Blume verkleidet, aber das ging nach hinten los”
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz, Video: 2:29 Minuten)
Reporterinnen und Reporter wollen dort sein, wo etwas los ist, und das ist zur Zeit der Karneval. Das führt zu einigen, nun ja, bemerkenswerten Auftritten, die Boris Rosenkranz zusammengeschnitten hat.

Offener Brief, Getrübte Rückblicke, Wahlmaschinen-Hersteller klagt

1. Offener Brief an die Bundesaußenministerin Annalena Baerbock
(pro-quote.de)
Der Verein ProQuote Medien hat zusammen mit dem Deutschen Journalisten-Verband, “Correctiv”, den Neuen deutschen Medienmacher*innen, dem Netzwerk Recherche und dem Journalistinnenbund in einem offenen Brief an Außenministerin Annalena Baerbock appelliert, sich für inhaftierte Journalistinnen und Journalisten im Iran einzusetzen: “Nennen Sie die Opfer beim Namen und fordern Sie ihre Freilassung. Setzen Sie sich politisch für diejenigen ein, die im Iran für Presse- und Meinungsfreiheit kämpfen. Nehmen Sie diplomatisch Einfluss auf das Regime und finden Sie entsprechend einer starken feministischen Außenpolitik deutliche Worte für die Missachtung von Frauen- und Menschenrechten.”

2. Der getrübte Rückblick – Wenn in Jahresrückblicken drei Viertel der Welt vergessen wird
(de.ejo-online.eu, Ladislaus Ludescher)
Ladislaus Ludescher fasst zusammen, um welche Themen und Regionen es in den vergangenen Jahresrückblicken ging, und das ist recht unvollständig. So hätten Krisen und Katastrophen, die sich im Globalen Süden ereigneten, wenig bis gar keine Beachtung gefunden: “In der ‘Tagesschau’ beispielsweise wurde in der ersten Jahreshälfte 2022 über die britische Königsfamilie umfangreicher berichtet als über den globalen Hunger und über den Sport mehr als über den gesamten Globalen Süden.”

3. Dunja Hayali, die Wut und die Wahrheit: der spektakuläre Aufstieg der ZDF-Moderatorin
(rnd.de, Imre Grimm)
Gestern feierte die Journalistin Dunja Hayali im ZDF ihr Debüt als Hauptmoderatorin des “heute journals”. Anlass für Imre Grimm, der meinungs- und durchsetzungsstarken Hayali ein Porträt zu widmen: “Was ist das Geheimnis der 48‑Jährigen?”
Weiterer Lesetipp: Schlicht überzeugend: So lief die Premiere für Dunja Hayali beim “heute-journal” (tagespiegel.de, Joachim Huber).

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4. ORF soll 300 Millionen Euro sparen
(spiegel.de)
Dem ORF droht ein drastischer Sparplan. Bis 2026 soll Österreichs öffentlich-rechtlicher Sender rund 300 Millionen Euro einsparen. Das werde unter anderem Folgen für den Sportkanal ORF Sport + haben, aber auch dem ORF Radio-Symphonieorchester drohe das Aus.

5. 5 Hacks für Lokale, (fast) ohne Kaninchenzüchter
(texthacks.substack.com, Anne-Kathrin Gerstlauer & Julia Blust & Alexander Schulz)
In der neuesten Ausgabe ihres Newsletters gibt Anne-Kathrin Gerstlauer fünf “Texthacks” für den Lokaljournalismus weiter. Die Tipps kommen von Julia Blust und Alexander Schulz vom “Südkurier”: “Sei relevant”, “kenne deine Zielgruppe”, “stelle Fragen”, “vermeide piefige Floskeln” und “brich Überregionales runter”. Wie immer kompakt und unterhaltsam zusammengefasst.

6. Lügen, damit die Zuschauer bleiben
(faz.net, Nina Rehfeld)
Der US-Fernsehsender Fox News sieht sich mit einer Klage des Wahlmaschinen-Herstellers Dominion Voting Technology konfrontiert. Das Unternehmen behauptet, Fox News habe wider besseres Wissen die Behauptung verbreitet, die Wahlmaschinen seien benutzt worden, um die Präsidentschaftswahl 2020 zugunsten von Joe Biden zu fälschen. Dokumente zeigen jedoch, dass sich sogar die Stars des Senders hinter vorgehaltener Hand über die Wahlbetrugshysterie lustig machten.

Zuckerberg verlangt Geld, Chatbot an der Leine, 1000 Klatschmagazine

1. Ein Haken für Facebook und Instagram
(tagesschau.de)
Nach Twitter führt nun auch der Instagram- und Facebook-Mutterkonzern Meta ein kostenpflichtiges Abo ein. Das Unternehmen von Mark Zuckerberg soll demnächst monatlich mindestens 11,99 US-Dollar (aktuell etwa 11,20 Euro) für das blaue Verifizierungshäkchen verlangen. Wer für die Buchung ein iPhone nutzt, soll noch einen Aufschlag von 30 Prozent zahlen müssen – eine Gebühr, die Apple beim Kauf von Abonnements aufschlägt.

2. Griaß di, allet jut
(taz.de, Francesca Polistina)
Lokale Akzente seien bei Mo­de­ra­to­rin­nen und Moderatoren im deutschen Fernsehen und Radio immer öfter zu hören, fremdsprachige dagegen kaum, beklagt Francesca Polistina in ihrem Artikel über mangelnde Diversität in deutschen Medien: “Es gibt wenige Dinge, die hierzulande so identitätsstiftend sind wie die Sprache: die erhitzte Diskussion um Deutschkenntnisse von geflüchteten Menschen und der Kinder mit Migrationshintergrund, die regelmäßig geführt wird, ist nur ein Beispiel. Es überrascht also nicht, dass Mi­grant*in­nen der ersten Generation im deutschen Journalismus kaum Chancen haben.”

3. Microsoft legt Bing-Chatbot an die Leine
(spiegel.de)
Im Internet kursieren verstörende Screenshots von Dialogen mit Microsofts Bing-Chatbot, darunter spontane Liebesbekundungen, unbeholfene oder übergriffige Antworten. In einem Versuch der Schadensbegrenzung hat Microsoft nun die Bing-Chats auf 50 Fragen pro Tag und fünf pro Sitzung beschränkt. Man befürchte wohl, dass “Bing Chat” bei längeren Gesprächen wieder zu persönlich werden könnte.

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4. Türkei verhindert Berichte über Erdbeben
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen kritisiert das Verhalten der türkischen Behörden im Zusammenhang mit den Erdbeben. Diese dürfen die Tragödie nicht ausnutzen, um die Pressefreiheit noch weiter einzuschränken: “Die zahlreichen Angriffe, Festnahmen und Einschüchterung gegen Medienschaffende sind alarmierend. Sie müssen sofort aufhören. Reporterinnen und Reporter, die zurzeit in die verwüsteten Gebiete fahren, tun nur ihre Arbeit und das unter schrecklichen Bedingungen. Ihre Berichterstattung ist wichtiger denn je.”

5. Diese Frau hat nur Dollarzeichen in den Augen
(faz.net, Alfons Kaiser)
Die aktuelle Staffel der Castingshow “Germany’s Next Topmodel” begann mit einem immerhin zehnminütigen Statement an die Zuschauerinnen und Zuschauer, in dem Chefjurorin Heidi Klum die vielfältige Kritik an der Sendung zurückwies. Alfons Kaiser ist nicht überzeugt: “Wer soll ihr glauben, dass ihre Bemühungen um ‘Diversity’ auch zur Vielfalt im Denken verführen? Die Ärzte, die Anorexie behandeln, klagen weiter über eine solche Bühne für falsche Äußerlichkeiten. Die Anpassung an Trends ist nicht ethische Selbstkorrektur, sondern geschäftliches Dogma.”

6. Ich hab’ 1.000 Klatschmagazine aus 70 Jahren gelesen
(twitter.com, Topf voll Gold, Mats Schönauer, Video: 1:11 Minuten)
Mats Schönauer wirft beim “topfvollgold” regelmäßig einen Blick in die Abgründe der Klatschpresse. Diesmal hat er sich auf eine Zeitreise in die vergilbten Hefte der 50er-Jahre begeben, um in einem wilden Ritt auf ein aktuelles Thema der Yellow Press zu stoßen: Hackfleisch.

KW 07/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Wie Julian Reichelt die Wirklichkeit verdreht – und was dahinter steckt
(ndr.de, Nils Altland, Audio: 26:14 Minuten)
Nils Altland hat sich für “Zapp” angesehen, was Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt auf Youtube genau macht, mit welchen (unlauteren) Methoden er arbeitet, was Reichelt mit seiner Firma Rome Medien vorhaben könnte und wer diese Art von krawalliger Meinungsshow eigentlich finanziert.

2. “Wenn sie die Informationen nicht rausrücken, verklagen wir sie”
(zeit.de, Daniel Erk, Audio: 43:33 Minuten)
Arne Semsrott betreibt als Projektleiter das Portal “FragDenStaat”. Im Gespräch mit Daniel Erk erzählt er, wie er auf die Idee kam, Behördenakten für alle zugänglich zu machen, und sagt, dass er damit bei den Behörden oft auf wenig Begeisterung stoße: “Aber sie wissen auch, dass wenn sie die Informationen nicht rausrücken, dann verklagen wir sie. Und das ist dann noch mehr Arbeit.”

3. Alles Streamt! Mit Oliver Kalkofe.
(n-joy.de, Norbert Grundei, Audio: 1:16:49 Stunden)
Oliver Kalkofe ist Medienkritiker, Comedian, Schauspieler, Drehbuchautor, Sprecher, Kolumnist und seit einigen Monaten auch Podcaster. Im Interview mit Norbert Grundei spricht er über klassisches Fernsehen, neue Streamingdienste und erklärt, warum lustig sein, auch anstrengende Arbeit ist.

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4. Alles Propaganda?
(sueddeutsche.de, Nils Minkmar & Nadia Zaboura, Audio: 34:40)
Zu Gast im Medienpodcast “quoted” ist diesmal der Journalist und Sachbuchautor Birand Bingül, ehemaliger Leiter der ARD-Kommunikation beim WDR und Autor des Buchs “Alles Propaganda”. Es geht um die Frage, wie Medien mit manipulativen Aussagen extremer Bewegungen und Parteien umgehen sollen: Was kann der Journalismus solcher Propaganda entgegensetzen?

5. Wie verändert Künstliche Intelligenz schon jetzt die Medien?
(ardaudiothek.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 26:54 Minuten)
Künstliche Intelligenz (KI) wird sich in den nächsten Jahren wahrscheinlich immer mehr durchsetzen. Schon heute werden Programme wie ChatGPT zum Schreiben von Artikeln eingesetzt, wenn auch nur vereinzelt. Jonathan Schulenburg hat sich bei Expertinnen und Experten umgehört, wie KI die Medien verändert, und gefragt, ob das nützlich oder gefährlich ist.

6. War unsere Berichterstattung über “Katapult Ukraine” nur ein “gefälschter Skandal”?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 31:55 Minuten)
Ende Januar ist der Geschäftsführer und Chefredakteur von “Katapult”, Benjamin Fredrich, zurückgetreten. Er wolle sich nun verstärkt seinem Projekt “Katapult Ukraine” widmen, wie er sagt. Vorausgegangen waren zahlreiche Vorwürfe, die “Übermedien” veröffentlicht hatte. Nach Fredrichs Rückzug hatte “Katapult” einen “Transparenzbericht” zum Ukraine-Projekt nachgereicht. Das war wiederum Anlass für den NDR, mit Benjamin Fredrich über die darin enthaltenen Informationen zu sprechen. In diesem Gespräch nannte Fredrich die Angelegenheit einen “gefälschten Skandal”. Im nun veröffentlichten “Übermedien”-Podcast erklärt Stefan Niggemeier, warum es das aus seiner Sicht nicht war und was ihn am meisten bei der Sache ärgere: “Katapults” Umgang mit den ukrainischen Journalisten, die man im Grunde “vor den Bus werfe”.

Fall Reichelt neu aufgerollt, Putins “Atomschiffe”, “LinkedInfluencer”

1. Julian Reichelt und die Frauen: “Bumsen, belügen, wegwerfen”
(ardmediathek.de, Reschke Fernsehen, Video: 29:25 Minuten)
Das Team von “Reschke Fernsehen” hat den Fall Reichelt neu aufgerollt. Die Recherchen zeigen, wie triebhaft und systematisch Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt seine Macht über ihm unterstellten Frauen missbraucht hat. Aber auch Springers Umgang mit Reichelts Fehlverhalten wirft Fragen auf: Mindestens zwei “Bild”-Mitarbeiterinnen sollen bereits im Herbst 2019 über einen anonymen Briefkasten des Unternehmens schwere Vorwürfe gegen Reichelt erhoben haben.

2. Falschmeldung zu Putins “Atomschiffen”
(zdf.de, Oliver Klein)
Berichte über die Entsendung von Atomwaffenschiffen durch Russland haben sich als falsch erwiesen. Auch Bild.de titelte, Wladimir Putin habe “Atomschiffe” in der Ostsee “in Stellung” gebracht. Die Alarmmeldungen scheinen aufgrund von falschen Übersetzungen eines norwegischen Geheimdienstberichts entstanden zu sein. Atomwaffen-Experte Frank Sauer hält die Befürchtungen für übertrieben: “Die taktischen Atomwaffen Russlands, auch die seegestützten, sind zentral gelagert. Wenn diese Flotte tatsächlich nuklear bestückt worden wäre, dann müssten westliche Geheimdienste das eigentlich beobachtet haben.”

3. Reporter-ohne-Grenzen-Chef Hausjell zu “Storykillers”: “Wir sind nicht sicher”
(derstandard.at, Laurin Lorenz)
Fritz Hausjell ist Medienhistoriker und Präsident von Reporter ohne Grenzen Österreich. In einem Interview mit dem österreichischen “Standard” fordert Hausjell ein Gesetz gegen die staatlich geförderte Verbreitung von “Strategisch Notwendigem Unsinn”, wie ÖVP-Mediensprecher Gerald Fleischmann seine Ablenkungs-PR in seinem Buch nannte.

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4. Staatsoper Hannover trennt sich im gegenseitigen Einvernehmen und mit sofortiger Wirkung von Ballettdirektor Marco Goecke
(staatstheater-hannover.de)
Nach der Hundekot-Attacke des Direktors des Staatsballetts Hannover auf eine Tanzkritikerin der “FAZ” hat das Theater die Konsequenzen gezogen und den Vertrag in “gegenseitigem Einvernehmen und mit sofortiger Wirkung” aufgelöst. In der langen Erklärung wird deutlich, wie sehr die Intendantin ihren nunmehr ehemaligen Ballettdirektor noch immer schätzt. An einer Stelle ist auch davon die Rede, dass man sich eine Zusammenarbeit “momentan” nur schwer vorstellen könne. Das muss also nicht das letzte Wort in der Sache gewesen sein.

5. Das LinkedIn-Ranking: Das sind die “LinkedInfluencer” und Firmen mit den meisten Followern
(omr.com, Roland Eisenbrand)
Der Investor, Berater und Podcaster Philipp Klöckner hat sich für “OMR” die zwanzig reichweitenstärksten Accounts des Business-Netzwerks LinkedIn angeschaut und ausgewertet (Datentabelle). Dem Digitalexperten ist dabei aufgefallen, dass einige der Höchstplatzierten nur sehr niedrige Engagement-Raten aufweisen. Haben also drei der größten “LinkedInfluencer” getrickst? Wer sich das alles lieber von Klöckner selbst erklären lassen möchte, dem sei Folge 222 des “Doppelgänger”-Podcasts empfohlen.

6. “Wir manipulieren nicht”: Heidi Klum wendet sich zum “GNTM”-Staffelstart an ihre Kritiker
(rnd.de, Sebastian Heintz)
Zu Beginn der neuen Staffel von “Germany’s Next Topmodel” wandte sich Heidi Klum mit einem Statement an die Zuschauerinnen und Zuschauer, in dem sie die vielfältige Kritik an der Sendung zurückwies. Dies kommt für Sebastian Heintz nicht überraschend: “Ebenso wenig, dass sie als Plattform ihre eigene Show wählt, während der niemand kritische Nachfragen stellen kann. Die mag die 49-Jährige nämlich offensichtlich gar nicht: Im vergangenen Jahr hatte das Model ein Interview mit dem Medienmagazin ‘DWDL.de’ kurzfristig abgesagt – weil ‘die Fragestellungen im Ganzen zu negativ seien’.”

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