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Ohne Rücksicht auf die Wahrheit

Im Sommer 2002 kam es in einem Zweifamilienhaus in Burladingen, in der Nähe von Tübingen, zu einem Familienstreit. Das Haus gehört dem Sohn, der mit seiner Familie im Erdgeschoss lebte; im Obergeschoss wohnten seine Mutter und sein Stiefvater. Vom Balkon aus bewarfen beide einen Gast des Sohnes mit einer Bierflasche und einem Aschenbecher und beschimpften ihn heftig.

Nach weiteren ständigen Streitereien kündigte der Sohn seinen Eltern im Juli 2004 und setzte die Räumung der Wohnung vor dem Amtsgericht Hechingen durch. Entscheidend für dessen Urteil war der Vorfall zwei Jahre zuvor. Laut “Zollernalbkurier” ging die Mutter daraufhin zur “Bild”-Zeitung. Die veröffentlichte in ihrer Stuttgarter Ausgabe in großer Aufmachung eine herzzerreißende Geschichte über die guten Eltern, die ihr Leben lang alles für ihren Sohn getan haben, und nun zum Dank von ihrem Sohn und der unbarmherzigen Schwiegertochter auf die Straße gesetzt werden. Den entscheidenden Vorfall mit Bierflasche und Aschenbecher erwähnte “Bild” nicht. Die Schlagzeile lautete:

Die Herzlosigkeit des Sommers

Illustriert wurde der Artikel mit einem Foto des Hauses der Familie, einem großen Portraitbild des Sohnes in Anzug und Fliege (mit schwarzem Balken über den Augen) und einem Foto von den Eltern in ärmlicher Kleidung.

Der Sohn klagte wegen dieser Berichterstattung gegen den Springer-Verlag als Herausgeber der “Bild”-Zeitung — und bekam am vergangenen Freitag Recht. Laut “Südwest Presse” (nachzulesen auch hier) wurde die “Bild”-Reporterin vom Landgericht Tübingen “in scharfer Form” gerügt:

Sie habe (…) in grober Weise gegen die journalistische Sorgfaltspflicht verstoßen. (… Bei dem Artikel) sei es der Verfasserin nur auf die “Story” angekommen, “ohne Rücksicht darauf, ob diese Story der Wahrheit entspricht”.

Das Gericht sah darin eine gravierende Verletzung des Persönlichkeitsrechts, weil “Bild” ihn als “herzlosen und unbarmherzigen Unhold” öffentlich in einer Auflage von 400.000 Exemplaren an den Pranger stellte, ohne die Hintergründe des Streits untersucht zu haben. Springer muss dem Sohn 10.000 Euro Schmerzensgeld zahlen.

Danke an Marvin W. für den Hinweis!

Schock-Urteil

Das Landgericht Landau hat am Montag die Eltern eines verhungerten Säuglings zu Bewährungsstrafen verurteilt. Es befand sie, wie die Nachrichtenagentur AP berichtet, der Körperverletzung mit Todesfolge und der Verletzung der Fürsorgepflicht schuldig.

Für “Bild” ist das ein “Schock-Urteil”:

Die Rabeneltern kamen mit Bewährung davon!

Nicht nur “Bild” ist schockiert, auch die “Bild”-Leser werden es sein. Nach dem Lesen des Artikels muss man einfach schockiert sein über das Urteil. Das liegt allerdings nicht nur am Urteil, sondern auch am Artikel.

“Bild” stellt den Landauer Fall in den Zusammenhang mit dem der vor wenigen Tagen in Hamburg verhungerten Jessica. Dabei haben beide Fälle wenig gemein. Der Mutter in Landau wurde nicht vorgeworfen, ihren Sohn nicht ernährt zu haben. Sie hat das Kind gestillt — warum es trotzdem so extrem unterernährt war, blieb ungeklärt. Die Eltern hätten trotz der offensichtlichen Todesgefahr für das Kind viel zu lange keinen Arzt aufgesucht, urteilte der Richter. Der Tod sei von den Eltern nicht beabsichtigt gewesen, aber “billigend in Kauf genommen” worden. Die Vorwürfe im Fall der Hamburger Eltern sind ungleich schwerwiegender.

Um den Eindruck von einem “Schock-Urteil” zu erreichen, lässt “Bild” wichtige Informationen weg. “Bild” verschweigt, dass auch der Staatsanwalt nur Bewährungsstrafen für die Eltern beantragt hatte — für die am Verfahren Beteiligten war das Urteil also keineswegs schockierend. “Bild” verschweigt, dass sich der Fall vor fast vier Jahren ereignet hat und der Vorsitzende Richter die lange Dauer des Verfahrens strafmildernd wertete. “Bild” verschweigt auch, dass die beiden verurteilten Eltern als Bewährungsauflage 1500 bzw. 1300 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten müssen.

Wenn man all das weiß, kann man das Urteil natürlich immer noch für falsch halten.

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Immer am Limit

Am Dienstagabend überfährt ein Mercedes-Testfahrer in Mittelschweden eine Fußgängerin. Am Donnerstag kennt “Bild” bereits die Unfallursache:

Mercedes-Testfahrer rast Mutter tot

Die Überschrift lässt keinen Zweifel: Der Mercedes war zu schnell.

Auch am Tag darauf tut “Bild” alles, um diesen den Eindruck zu verstärken (alle Hervorhebungen von uns):

Mußte eine Mutter sterben, weil sich ein Mercedes-Testfahrer überschätzte? Am Dienstag rauschten elf schicke Mercedes (neue S-Klasse, neue R-Klasse) durch die Kleinstadt Ytterhogdal in Mittelschweden. (…)

Geht jetzt die ganze Raser-Diskussion wieder los?

Samstag. “Bild” setzt seine Berichterstattung mit einem Artikel über Testfahrer fort. Tenor: Die rasen und trinken; kein Wunder, dass es zu solchen Unfällen kommt.

Sie führen ein Leben auf der Überholspur, immer am Limit, immer in Gefahr: Testfahrer, die für internationale Automobilkonzerne, für Reifenhersteller oder Bremsenbauer Prototypen probefahren. Jetzt starb in Schweden eine Passantin, weil ein Mercedes-Testfahrer von der Straße abkam (BILD berichtete). Traumberuf oder lebensgefährliche Raserei? (…)

Mit schwarz getarnten Autos jagen sie über Teststrecken und öffentliche Straßen: die Testfahrer der Automobilkonzerne.

Ja: Vielleicht, möglicherweise, eventuell ist der Mercedes zu schnell gefahren. Radio Schweden International berichtet allerdings, dass die Wagenkolonne, in der der Unglückswagen fuhr, nach Zeugenaussagen nur mit etwa 55 Stundenkilometern auf einer 70er-Strecke unterwegs war. Auch Alkohol sei nicht im Spiel gewesen. Stattdessen wird in Schweden über eine mögliche Unglücksursache diskutiert, die die “Bild” in ihrer Fixierung aufs “Rasen” bislang nicht einmal erwähnt hat*: Der Unglückswagen fuhr mit Ganzjahresreifen, die angesichts der Witterung in Schweden eine äußerst schlechte und gefährliche Wahl seien.

Am Freitag veröffentlicht “Bild” außerdem dieses Foto mit der Überschrift “Hier wird der Todes-Fahrer abgeführt”. Richtig ist, dass gegen den Mann ermittelt wird und er befragt wurde. Dass er in Gewahrsam genommen worden sein soll, wie die “Bild”-Überschrift behauptet, also quasi verhaftet, ist eine “Information”, die “Bild” exklusiv hat. Überhaupt können vermutlich nur “Bild”-Redakteure auf diesem Foto einen Polizisten erkennen, der den Mercedes-Fahrer gerade abführt.

(Inzwischen ist bei Bild.de das Foto entfernt worden, die falsche Überschrift ergibt nun gar keinen Sinn mehr.)

Danke an Jörg J. und Uwe K.

Nachtrag, 27.2.: Offenbar ist uns entgangen, dass “Bild” in der allerersten Meldung einen Polizisten zitiert, der dort bereits auf das Reifenproblem zu sprechen kam. Um so unverständlicher aber, dass “Bild” diesen Umstand hernach zu Gunsten der angeblichen “Raserei” komplett aus den Augen verlor.

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Einsam, abenteuerlichst, unbewiesen

Heute steht einer der lustigsten Texte seit langem in “Bild”.

Mit einer Grundhaltung, die man fast journalistisch nennen möchte, nehmen zwei “Bild”-Autoren ein angekündigtes Buch auseinander, das “schockierende Enthüllungen im Fall Moshammer” verspricht. Wer sich die Homepage zum Buch ansieht, käme kaum auf den Gedanken, dass irgendetwas an dieser “Biographie” ernst zu nehmen wäre, vermutlich ist das meist nicht einmal ernst gemeint. Und auch “Bild” schreibt gleich vorweg, dass die Theorien “abenteuerlichst” und unbewiesen sind — um sie dann in großer, großer Ausführlichkeit zu zitieren. Fazit von “Bild”: Das Buch ist “eine Aneinanderreihung von einsamen Behauptungen”.

Entweder haben sie bei “Bild” Tränen gelacht, als das hingeschrieben haben, in diesem Tonfall ernster Entrüstung. Oder sie haben sich ernsthaft Sorgen gemacht, dass ihnen jemand Konkurrenz machen könnte, mit dem Aufstellen einsamer, unbewiesener, abenteuerlichster Behauptungen. Fassen wir kurz zusammen, was “Bild” seit dem Tod Moshammers einsam, unbewiesen, abenteuerlichst behauptet hat:

  • Der Chauffeur habe Hund Daisy nach Österreich “verschleppt” und plane mit ihr eine quasi lebensgefährliche Gletschertour. (Von einem “Verschleppen” konnte nie die Rede sein; kurz darauf tauchte der Chauffeur wieder auf; die lebensgefährliche Gletschertour blieb anschließend verdächtig unerwähnt.)
  • Der Hund gehe “nicht gern auf Reisen”; seit dem Tod der Mutter sei “Mosi mit Daisy nicht mehr verreist”. (Beide flogen, wie “Bild” inzwischen fröhlich berichtet, andauernd durch die Welt.)
  • Es gebe einen “Riesenwirbel” um Mosis Vermächtnis. (Wirbel machte nur “Bild”.)
  • Daisy werde mit dem Chauffeur in Moshammers Villa einziehen. (Kurz darauf empörte sich “Bild”, dass der Chauffeur nicht in Moshammers Villa einziehen werde.)
  • Der Chauffeur habe den Mörder gekannt. (Beweise dafür ist “Bild” bis heute schuldig.)
  • Moshammer sei mit einem Telefonkabel erwürgt worden. (Als sich herausstellte, dass es ein Stromkabel war, machte Bild.de klammheimlich aus fast jedem “Telefonkabel” rückwirkend ein “Kabel”.)
  • Der “wichtigste Erbe” sei der Chauffeur. (Drei Tage später wusste “Bild”: ein Teilhaber des Geschäftes sei “Alleinerbe”)
  • Hund Daisy sei 11 Jahre alt. (Tja, wer weiß? “Bild” nicht. Eine Woche vorher war sie schon 12.)

Fast möchte man sagen, dass die “Bild”-Berichterstattung frei erfunden oder halb erlogen ist. Aber vielleicht ist das zu hart. Sagen wir es lieber so: Was “Bild” über Moshammer und seinen Tod geschrieben hat, war im Wesentlichen eine Aneinanderreihung von einsamen Behauptungen und abenteuerlichsten Theorien. Manche davon waren sogar nicht nur unbewiesen, sondern im Gegenteil: nachweislich falsch.

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Offensichtlich unwahr

Vermutlich wäre es bei den meisten “Enthüllungen”, mit denen “Bild” in diesen Tagen rund um Rudolph Moshammer und seinen Tod aufwartet, ein Fehler, sie mit Tatsachen zu verwechseln. Wie zutreffend kann eine Berichterstattung sein, die nicht einmal in sich selbst stimmig ist?

Heute berichtet das Blatt exklusiv, “Mosi” werde “im Himmel” “weinen”. Weil sein Chauffeur mit seinem Hund Daisy nach Österreich fahre.

Ein Bekannter: “Auch das hätte Mosi nie zugelassen. Daisy geht nicht gern auf Reisen. Sie wurde früher nur mitgenommen, wenn es gar nicht anders ging.”

Seit dem Tod der Mutter (1993) ist Mosi mit Daisy nicht mehr verreist.

Bei Bild.de kommt man direkt neben diesem Artikel zur Fotogalerie “Das schillernde Leben von Moshammer”. Eines der Bilder zeigt ihn “mit Hündchen Daisy” “im Oktober 2004 bei der Weltpremiere des Programmes ‘Fantasy’ der Eisrevue ‘Holiday on Ice’ (…).”

Sie fand in Hamburg statt.

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Auszüge aus dem “Medien-Pranger”

Aus gegebenem Anlass soll hier doch einmal in aller Deutlichkeit auf Ziffer 13 des Presskodexes hingewiesen werden und insbesondere auf die Richtlinien dazu:

Bis zu einer gerichtlichen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung, auch im Falle eines Geständnisses. Auch wenn eine Täterschaft für die Öffentlichkeit offenkundig ist, darf der Betroffene bis zu einem Gerichtsurteil nicht als Schuldiger im Sinne eines Urteilsspruchs hingestellt werden. (…)Vorverurteilende Darstellungen und Behauptungen verstoßen gegen den verfassungsrechtlichen Schutz der Menschenwürde, der uneingeschränkt auch für Straftäter gilt. Ziel der Berichterstattung darf in einem Rechtsstaat nicht eine soziale Zusatzbestrafung Verurteilter mit Hilfe eines “Medien-Prangers” sein. Daher ist zwischen Verdacht und erwiesener Schuld in der Sprache der Berichterstattung deutlich zu unterscheiden.

Hier einige Zitate aus Artikeln, die seit der Festnahme des mutmaßlichen Mörders von Levke und Felix, Marc H., in “Bild” und/oder auf Bild.de erschienen sind:

31 Wochen nach dem brutalen Mord an der 8jährigen Levke ist der Täter endlich gefaßt: Es ist Marc H. (31) (…)
Bild.de vom 9.12.04

Unfaßbar: Der Killer hat selbst zwei kleine Töchter!
Bild.de vom 9.12.04

Wer ist dieses Monster?
Bild.de vom 9.12.04

Levkes Mörder – Seine geschockte Ex-Frau: Er war so ein lieber Vater…
Bild.de vom 10.12.04

Der Mann, den sie liebte, ist der Mörder der kleinen Levke.
Bild.de vom 10.12.04

Der Killer machte eine Lehre zum Installateur (…)
Bild.de vom 10.12.04

Vor zwei Jahren bekam der Killer mit Ehefrau Anja Töchterchen Sophie-Andrea.
Bild.de vom 10.12.04

Hat der Killer auch Tochter Laura mißbraucht?
Bild.de vom 10.12.04

Levkes Mörder: Schon als Junge haßte er Mädchen
Bild.de vom 12.12.04

Der Junge heißt Marc. 25 Jahre später wird er zum Mörder der kleinen Levke († 8).
Bild.de vom 12.12.04

Sein letztes Opfer wurde Levke.
Bild.de vom 12.12.04

Jetzt spricht die Mutter des Levke-Killers
Bild.de vom 13.12.04

Ihr Sohn hat ein 8jähriges Mädchen bestialisch getötet.
Bild.de vom 13.12.04

Fünf Tage nach der Festnahme und dem Geständnis des Mädchenmörders Marc H. (…)
Bild.de vom 13.12.04

Bei der Suche nach möglichen weiteren Opfern des Doppelmörders (…)
Bild.de vom 8.1.05

Aber der Mann hat Levke ermordet und jetzt den kleinen Felix.
“Bild” vom 10.1.05

(…) Marc Hoffmann (31), der Mörder von Levke (8) und Felix (8) (…)
“Bild” vom 11.1.05

Ist Doppelmörder Marc Hoffmann etwa auch der „schwarze Mann“ (…)
“Bild” vom 11.1.05

Zweifacher Kindermörder Marc Hoffmann – Wieso bekam die Bestie das Sorgerecht für die kleine Tochter?
“Bild”vom 12.1.05

Der Killer hatte ausgesagt, das Rad dort ins Wasser geworfen zu haben.
“Bild” vom 12.1.05

Hier versteckte er nach dem Mord an Levke auch die Habseligkeiten des Mädchens.
“Bild” vom 12.1.05

Zärtlich umarmt die Tochter (10) ihren Vater Marc Hoffmann, den Kinderkiller.
Bild.de in einer Fotogalerie

Kindermörder Marc Hoffmann
Fotounterzeile auf Bild.de in diversen Artikeln über Marc H.

Kindermörder Hoffmann nach Bedrohung durch Häftlinge verlegt
Bild.de vom 12.1.05

Diese Zusammenstellung ist nicht vollständig.

Lachen mit “Bild”

“Pamplona – Eine portugiesische Familie türmte bei einem Picknick bei Pamplona (Spanien) trockenes Holz auf, zündete es an. Fleischspieße sollten gegrillt werden. Die Familienmitglieder suchten weiteres Holz, ließen die Oma (93) auf einem Klappstuhl am Feuer sitzen. Die alte Dame kippte mit dem Stuhl um, fiel in die Flammen und verbrannte.”

So steht es in einer kleinen Meldung irgendwo auf der letzten Seite der heutigen “Bild” — und zwar unter der Überschrift:
Großmutter aus Versehen gegrillt
 
 
Nachtrag, 8.1.05:
In der spanischen Lokalpresse liest sich die Geschichte übrigens etwas anders als in “Bild” — ganz anders sogar: Von “Fleischspießen” oder “Picknick” ist darin nämlich nicht die Rede. Zusammengefasst heißt es dort, dass es sich bei der Toten um eine obdachlose, alte Frau handelte, die sich auf einem Parkplatz am Rande einer portugiesischen Siedlung in Alsasua bei Pamplona (Spanien) zwischen einem Abschleppwagen und einem Wohnmobil eine Art Lager eingerichtet hatte, wo sie sich offenbar in Decken gehüllt an einem in einer Blechtonne entzündeten Feuer wärmte, wobei die Decken in Brand gerieten, die Frau verbrannte. Und wenn selbst in einer gerade mal 3 x 9 Zentimeter großen “Bild”-Meldung schon dermaßen wenig stimmt, dann…

…will man diesen Satz lieber gar nicht zu Ende denken.

Mit Dank an Christiane L., Jens S., Sonja Z. und Gisela für Links und Übersetzung.

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Alles ist möglich

Wir sind stolz und glücklich, Ihnen exklusiv ein Foto vom potentiellen ungeborenen Kind von Millionärswitwe Tatjana Gsell und Ferfried Prinz zu Hohenzollern zeigen zu können. Wenn Sie bitte hier klicken wollen. Je nachdem, wann Sie diese Zeilen lesen, könnte es auch schon so oder so aussehen. Oder, wenn Sie bei uns nicht so regelmäßig vorbeischauen, sogar bereits so.

Das nur, damit wir wissen, wovon wir reden, wenn “Bild” heute schreibt:

Und über den Artikel die Überschrift setzt:

Fest der Liebe bei Tatjana Gsell & Prinz “Foffi”
Wächst in ihrem Bauch schon ein Baby?

Wenn da ein Baby im Bauch von Tatjana Gsell wächst, dann ist es (laut “Bild”) heute vier Tage alt, also ein Zellhaufen, der sich gerade auf den Weg zur Gebärmutter gemacht hat. Gezeugt wurde das Baby nämlich von den beiden an Heiligabend. Also, wenn es gezeugt wurde. Denn ob es gezeugt wurde, weiß nur der liebe Gott. Als Indiz, das die Frage in der Überschrift rechtfertigt, muss dem Blatt allein die Aussage von “Prinz ‘Foffi'” dienen, dass beide am 24. Dezember ihre Verlobung mit etwas Geschlechtsverkehr gefeiert hätten (Hervorhebungen von uns):

Vielleicht ist es ja dabei passiert. Vielleicht haben wir ja einen kleinen Junior produziert. Oder eine Juniorin. Ich wäre so glücklich, wenn Tatjana schwanger würde.”

Und wenn es jetzt noch nicht geschehen sein sollte, hoffen wir nur, dass er nicht jedesmal, wenn er es erneut versucht, wieder die “Bild”-Zeitung informiert und die “Bild”-Zeitung dann “Deutschland”.

Drogenattacke auf Raab

Stefan Raabs Idee, eine Mutter zu zeigen, die die Schultüte ihrer Tochter hält, und sie als “perfekt getarnte Drogendealerin” zu veralbern, kann man für einen gelungenen Witz oder für eine geschmacklose Entgleisung halten. Den Spruch als “Drogen-Attacke auf dem Schulhof” bezeichnen, wie bild.de es tut, kann man nicht.

Aufgeschoben ist aufgehoben

Altbackene Sprüche unserer Großmütter müssten doch eigentlich etwas sein, das der “Bild”-Zeitung gefällt. So Sätze wie: “Aufgeschoben ist nicht aufgehoben”. Aber, nix da. Im Gegenteil.

Kein “Bestseller” mehr…
ARD kippt Ottfried Fischer

Das steht heute groß auf Seite 4 und lässt eigentlich an Klarheit nichts zu wünschen übrig. Das ist im Artikel zunächst nicht anders:

Die Dreharbeiten für die nächste Folge, die im Januar auf Kuba beginnen sollten, wurden abgesagt (…).

Dann zitiert “Bild” einen ARD-Sprecher, der dies angeblich “bestätigt”. Er tut es aber mit den Worten:

“Die geplante Produktion eines vierten Teils vom ‘Bestseller’ ist erst einmal verschoben.”

Deshalb kann man vielleicht davon sprechen, dass die konkreten Dreharbeiten zum geplanten Termin “abgesagt” sind. Falsch wird es aber, wenn man, wie “Bild”, im nächsten Absatz von Ottfried Fischers “Absetzung” spricht.

dpa stellte am Donnerstagvormittag klar:

Die ARD verschiebt die für Januar vorgesehene Produktion eines Filmes mit Ottfried Fischer auf den Herbst 2005. (…) Fischer soll weiterhin für den ARD-„Bestseller“ eingesetzt werden (…).

Also: Die ARD hat den nächsten “Bestseller”-Film aufgeschoben, nicht aufgehoben. Und, ja, liebe “Bild”-Kollegen, das ist ein Unterschied.

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