Die grausamen grausamen Details

Wenn die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) einen Bericht herausbringt, schalten sie bei “Bild” reflexartig in den Katastrophen-Modus um. Als wäre das Schlimmste passiert, was hätte passieren können. Hätte ja passieren können! In der “Bild”-Sprache tragen solche Vorfälle dann Namen wie “Horrorflug”, “Beinahe-Crash”, “Beinahe-Absturz”, “Beinahe-Katastrophe”, “Beinahe-Unfall”, “Beinahe-Zusammenstoß”, “Fast-Katastrophe”, “Fast-Absturz” oder “Fast-Unfall”.

Richtig schlimm wird es aber, wenn bei einem Zwischenfall tatsächlich etwas passiert ist. Wenn Menschen zu Schaden gekommen sind.

Anfang Dezember sind bei einem Flugzeugunglück in Hessen acht Menschen ums Leben gekommen. Damals waren zwei Kleinflugzeuge bei klarem Himmel in der Nähe von Wölfersheim kollidiert und abgestürzt. Die BFU kündigte kurz nach dem Unglück an, frühestens Anfang Februar einen ersten Untersuchungsbericht vorzulegen. Doch “Bild” veröffentlichte schon am vergangenen Dienstag “erste Details aus dem Flugunfall-Bericht”:

EXKLUSIV - So grausam starben die Wölfersheimer Absturzopfer. Erste DETAILS aus dem Flugunfall-Bericht

(Natürlich verzichtet “Bild” nicht darauf, drei große unverpixelte Fotos — hier abgeschnitten — von einigen der Opfer zu zeigen.)

Im Artikel heißt es:

Am 8. Dezember krachen zwei Kleinflugzeuge am Himmel der Wetterau zusammen. Acht Menschen sterben, darunter 4 Kinder.

Mitte Februar soll das Unfallgutachten veröffentlicht werden. BILD liegen schon jetzt erste Details vor.

Es sind schreckliche Einzelheiten, die die Ermittler in ihr Unfall-Gutachten schreiben müssen.

Die “Bild”-Autoren schildern unter anderem, dass sich die beiden Erwachsenen in einer der Maschinen “von den Kindern (…) ablenken” ließen, dass das eine Flugzeug das andere “von hinten im 30-Grad Winkel” traf, dass das Hauptfahrwerk “in die Kabine” schoss und dabei das 4-jährige Mädchen sofort tötete und dass “die tiefstehende Sonne (…) anscheinend nicht der Grund für die Kollision” war.

All diese Details aus dem Bericht der BFU hat “Bild” exklusiv. So “exklusiv”, dass nicht mal die BFU sie kennt.

Die Behörde reagierte noch am selben Tag, an dem der “Bild”-Artikel erschienen war und schrieb auf ihrer Website:

Im Umlauf befindliche Berichte der Boulevardpresse basieren nicht auf den vorliegenden Untersuchungen.

Normalerweise kommentiere die Bundesstelle Presseberichte nicht, teilte uns Klaus-Uwe Fuchs von der BFU auf Anfrage mit. Diesmal sah sie sich aber offenbar gezwungen: Die Details, die in dem “Bild”-Artikel geschildert werden, seien “reine Spekulation”, erklärte Fuchs, der die Untersuchung des Unglücks von Wölfersheim leitet. Mit den Ermittlungen der BFU stünden sie jedenfalls nicht im Einklang.

Andere Medien indes waren misstrauisch genug, die erfundenen exklusiven “Bild”-Informationen nicht weiter zu verbreiten. Immerhin.

Mit Dank an Torsten L., M.H. und an Paul C. für den Scan.

Nachtrag, 22. Januar: Die Pressemitteilung der BFU ist mittlerweile nicht mehr erreichbar. Sie habe die Funktion gehabt, schrieb uns Klaus-Uwe Fuchs, “(…) Presseagenturen und Nachrichtenredaktionen darüber zu informieren, dass die gemachten Angaben in dem besagten Presseorgan nicht mit den Untersuchungen der BFU im Einklang stehen”. Diesen Zweck habe sie nun erfüllt und sei deshalb wieder gelöscht worden.

Bild  

Dreamliner leiden unter Antriebslosigkeit

Beim Flugzeughersteller Boeing läuft’s momentan nicht ganz so rund. Nach einer Pannenserie des Typs 787 Dreamliner haben Behörden in den USA, in Europa und Asien alle Dreamliner aus dem Verkehr gezogen. Das weltweite Flugverbot soll erst aufgehoben werden, wenn nachgewiesen wurde, dass die Flugzeuge sicher sind.

“Bild” berichtete am Samstag so darüber:

WELTWEITES FLUGVERBOT - Dreamliner in der Warteschlange

Nach dem weltweiten Flugverbot für Boeings Vorzeigeflieger bilden sich an zahlreichen internationalen Flughäfen Warteschlangen der am Boden gehaltenen Maschinen. So auch in Everett im US-Bundesstaat Washington (siehe Foto).

Doch selbst wenn die dort abgebildeten Flugzeuge starten dürften — sie könnten es gar nicht. Denn ihnen fehlen die Triebwerke.

In Everett, Washington befindet sich die größte Produktionsstätte für Boeing-Flieger, auch die Endmontage des 787 Dreamliners findet dort statt. Boeing hat, wie auch Bild.de berichtet, die Auslieferung der Flugzeuge gestoppt, die Produktion wird aber fortgesetzt. Das Foto zeigt also offensichtlich keine Maschinen, die “gestrandet” sind und nun darauf warten, “wieder starten” zu dürfen, sondern solche, die darauf warten, überhaupt erst mal fertig gebaut zu werden.

Mit Dank an Corinna P.

Kokopelli, Wetten, dass..?, 20min.ch

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Vier Thesen zur deutschen Film-Blogosphäre”
(realvirtuality.wordpress.com, Alexander Gajic)
Alexander Gajic vermisst “einen guten, deutschsprachigen Aggregator. Ein Must-Read-Blog, das die deutsche Film-Blogosphäre irgendwie über ihre Cluster hinweg eint und Diskussionen befeuert”.

2. “Blogs kennen keine Krise”
(faz-community.faz.net, Teresa Maria Bücker)
“Im Regime der Leistungsgesellschaft” wirken Blogs fehl am Platz, findet Teresa Maria Bücker. “In Blogs werden Diskussionen eröffnet, Fragen formuliert und Gedanken unvollendet publiziert. Blogs haben keine Freigabeschlaufe, sie machen verwundbar, sind wunderbar.”

3. “Voll auf Quote”
(faz.net, Harald Staun)
“Am Stolz auf die Besuche der sogenannten echten Weltstars erkennt man ja am besten, wie provinziell und unbeholfen das deutsche Unterhaltungsfernsehen ist”, schreibt Harald Staun über “Wetten, dass..?”: “Die Verwechslung von Relevanz mit Quote hat sich in den öffentlich-rechtlichen Hirnen mittlerweile so festgebrannt, dass man sich eben notfalls erkauft, was nicht mehr Ergebnis der Qualität des Programms ist. Und wenn das Geld der Beitragszahler dafür nicht reicht, dann muss man sich eben ein paar Tricks einfallen lassen.”

4. “Der ‘Fall Kokopelli’: Medienversagen made in Germany”
(novo-argumente.com, Georg Keckl)
Georg Keckl arbeitet “vollkommen widersprüchliche Meldungen zum Ausgang eines Prozess vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH)” aus dem Juli 2012 auf. “Ohne das Urteil zu kennen oder sich später am Vormittag, als das Urteil im Internet stand, die Mühe zu machen, es zu lesen, spulten nun fast alle Medien ihre vorbereiteten Berichte über den Sieg von Kokopelli ab und verbreiteten den Popanz, den die Grünen und NGOs um den Fall aufgebaut hatten. Am Vormittag des 12.7. lasen vermutlich die ersten Redakteure, dass Kokopelli krachend verloren hat.”

5. “Geiseldrama und Intimrasur”
(sexsensibility.annabelle.ch, Helene Aecherli)
Helene Aecherli wundert sich über die beiden Aufmacher auf 20min.ch: “Ich traute meinen Augen nicht: Das Blutbad bei der Befreiung der Geiseln in Algerien so relevant wie Intimrasur, Terror wie Blowjob, Sicherheitsexperte Kurt R. Spillmann wie die deutsche Bachelor-Kandidatin und Erotikdarstellerin Melanie.”

6. “Ich, der Rassist”
(albannikolaiherbst.twoday.net)
Alban Nikolai Herbst äußert sich zur “Umschreibung von Zeitdokumenten”: “Immer werden sich Gruppen finden, die sich durch Wörter, Formulierungen, Wertungen zu Recht verletzt fühlen und Entfernung verlangen werden; möglicherweise wird dies, ist der Damm einmal gebrochen, auch die Gerichte beschäftigen, und es wird weitere und immer weitere Gesetze geben, die aus der gemeinten Freiheit schließlich auf Schritt und Tritt verminte Äcker machen werden; wir werden in einem Korsett aus Vorsichten leben, und die Kunst wird nicht erst, wie Adorno meinte, einer befreiten Gesellschaft absterben, sondern einer, die sich festgenagelt hat, und zwar eigenhändig. Und jedes neu geschriebene Buch, das veröffentlicht werden soll, wird von Kommissaren vorbegutachtet werden.” Siehe dazu auch “‘Die Sprachhygieniker können uns Schreiber mal'”, ein Interview mit Feridun Zaimoglu auf erenguevercin.wordpress.com.

Verpeiljournalismus: Der falsche Pirat

Vermutlich wäre schon viel gewonnen, wenn man die Berichterstattung über die Piratenpartei ausschließlich Journalisten überließe, die das Internet bedienen können.

Die könnten zwar natürlich immer noch, wie stern.de, behaupten, dass die “Verpeilten Piraten vor dem Untergang” stehen, wenn sie bei der Landtagswahl in Niedersachen nicht mehr als drei Prozent der Stimmen bekommen. Sie könnten natürlich auch weiterhin bemängeln, dass im Programm zu einer Landtagswahl (!) so gut wie nichts über die “großen Themen – wie geht es weiter mit dem Euro?” zu lesen sei.

Aber sie würden wenigstens den Twitter-Account des Piraten-Bundesvorsitzenden Bernd Schlömer von einem Scherz-Account von jemandem unterscheiden können, der sich “Größter Vorsitzender aller Zeiten” nennt, als Motto “PIFF PAFF alles kapottschießen!” angibt und in seinem Profilbild über ein Foto von Schlömer die Ausrufe “GEIL!” und “RATATATATA” gesetzt hat:

Die stern.de-Autorin Katharina Grimm konnte das nicht unterscheiden, weshalb sie in ihrem Artikel ein Zitat des falschen Schlömers für ein Zitat des echten Schlömers ausgibt:

Der Parteivorsitzende, Bernd Schlömer, will gegensteuern. "Die Piratenpartei darf intern keine Diktatur der ahnungslosen Massen bleiben", schrieb er auf Twitter.

Seit fast zwei Tagen steht das trotz Hinweisen auf den Fehler unkorrigiert da. Vielleicht ist es doch keine Frage des Könnens, sondern des Wollens.

Nachtrag, 19.40 Uhr. Jetzt hat stern.de sich unter Verweis auf diesen Blog-Eintrag doch korrigiert, das falsche Zitat entfernt und sich für den Fehler entschuldigt.

Wenn zwei sich streiten

Das las sich gestern fast schon wie ein Happy-End. Zweieinhalb Wochen nachdem das Prominentenpaar Sylvie und Rafael van der Vaart seine Trennung bekannt gegeben hatte, titelte “Bild”:

Sylvie & Rafael van der Vaart - ALLES WIEDER GUT! Angeblich...

Im Inneren erfuhr der Leser dann auf einer halben Seite “alles über das Liebes-Comeback”:

Der eine ist ohne den anderen nur die Hälfte Wert; So läuft das Liebes-Comeback bei den van der Vaarts ab

Nun, was war passiert? Die “Bild”-Leute Christiane Hoffmann und Babak Milani erklären es gleich zu Beginn ihres Artikels:

“Der Duft nach dem Regen …

Das Gefühl nach dem Weinen …

Der Klang einer zweiten Chance …”

Sylvie van der Vaart (34) öffnete gestern Mittag öffentlich ein wenig ihr Herz. Drei Zeilen postete sie bei “Facebook”, dazu ein Foto des Sonnenaufgangs am Hamburger Hafen. Ihre Worte lassen erahnen, was für ein Gefühlschaos sie in den letzten zwei Wochen durchlebt hat. Sie signalisieren die Hoffnung auf Romantik, auf die Rückkehr der Liebe, auf die Ruhe nach dem Sturm.

Einmal in Fahrt, schwingen sich die Autoren in fast schon Wagner’sche Höhen auf:

Sylvie ohne Rafael ist wie Currywurst ohne Curry. Ein Großteil IHRER Karriere hat das starke Fundament der “Familie van der Vaart”.

Wenn du wirklich liebst, musst du irgendwann zu der Erkenntnis kommen, dass es die Liebe nicht ohne das Leiden gibt. Die Liebe ist nicht so perfekt wie Sylvies blonde Föhnfrisur. Streit, Konflikt und böse Worte gehören dazu. Du darfst nur den Respekt nicht verlieren und deine Liebe. Und dich selbst.

Denn der Duft nach dem Regen ist wundervoll …

Hach ja.

Bild.de widmete sich derweil ebenfalls dem Dreizeiler:Sylvies hoffnungsvoller Facebook-Eintrag - Sie wünscht sich doch so sehr, dass es wieder klappt

Und lieferte gleich einen Screenshot mit:

Sylvie postete am Mittwoch diese drei Zeilen auf Facebook

Gepostet wurden “diese drei Zeilen” also auf einer Seite namens “Sylvie van der Vaart NEWS” — doch die ist, wie sich nach knapp viersekündiger Recherche zeigt, nicht das offizielle Profil der Moderatorin, sondern eine Fan-Seite. Frau van der Vaart selbst hat mit den Worten, die ihr “Bild” und Bild.de in den Mund legen und genüsslich ausschlachten, in Wirklichkeit also nichts zu tun.

Das stellten auch die wahren Verfasser des “hoffnungsvollen Facebook-Eintrags” gestern auf ihrer Seite klar:
Liebe BILD-Zeitung, liebe CHRISTIANE HOFFMANN und BABAK MILANI es freut uns dass sie unsere "Fan-Seite" (wie oben angegeben) lesen und hieraus Informationen für ihre Berichterstattung auf bild.de beziehen. Jedoch würden wir uns freuen wenn sie unsere Worte nicht als Sylvie's Worte ausgeben. Besagtes "Hafenfoto mit hoffnungsvollen Worten" haben WIR gepostet, und nicht Sylvie. Ihre Redaktion arbeitet seit Jahren sehr gut mit Frau van der Vaart zusammen. Bitte respektieren Sie Ihre Privatsphäre und produzieren Sie nicht immer neue Schlagzeilen aus Worten die nicht einmal von Sylvie selbst stammen! Vielen Dank!

Bild.de hat die betreffenden Artikel mittlerweile gelöscht.

Schon seit Jahren pflegen Sylvie van der Vaart und “Bild” ein sehr inniges Verhältnis zueinander. Frau van der Vaart, ihres Zeichens “Model, Moderatorin usw.” (Bild.de), war bereits mehrfach als Kolumnistin für das Blatt tätig, sie spielte beim “Bild-Super-Manager” mit, stylte einen “Bild”-Reporter um und war einen Tag lang Chefredakteurin bei Bild.de. “Bild am Sonntag” warf einen Blick in Sylvies Kleiderschrank, “Bild” bummelte mit ihr durch ihre Heimat Eppendorf, und Bild.de zeigte sie in Dessous, in Dessous und in Dessous.

Als die Eheleute van der Vaart zu Beginn des Jahres — exklusiv in “Bild” — ihre Trennung bekannt gaben, war also schon abzusehen, dass sich das Blatt mit der Post-Trennungs-Berichterstattung nicht gerade zurückhalten würde. Dass sich die Redakteure aber dermaßen ins Zeug legten, hat dann doch ein wenig überrascht.

1. Januar:
Love-Story ohne Happy-End

1. Januar:
Sylvie und Rafael van der Vaart: Ehe kaputt!

2. Januar:
Schon nächste Woche muss Rafael ausziehen

2. Januar:
Nach diesem Foto war Schluss!

2. Januar:
Die frisch getrennten Van der Vaarts

2. Januar:
Sylvie und Rafael: Woran zerbrach ihre Ehe?

2. Januar:
Warum scheitern so viele Bilderbuch-Ehen?

2. Januar:
Post von Wagner: Liebe van der Vaarts

3. Januar:
Sylvie van der Vaart zu BILD: "Ich liebe ihn immer noch, aber die Trennung ist endgültig"

3. Januar:
Was passierte genau in der Silvester-Nacht?

3. Januar:
Was wird jetzt aus Söhnchen Damian?

3. Januar:
Rafael und Sylvie van der Vaart sprechen in BILD: Die Karriere killte ihre Liebe!

3. Januar:
Wie lange spielten sie nur noch das perfekte Paar?

3. Januar:
Das sagen Fans, Kollegen und die Welt

3. Januar:
Van der Vaart trägt noch die Liebes-Schuhe

3. Januar:
Welche Rolle spielt die Busenfreundin?

4. Januar:
Sylvie van der Vaart beim therapeutischen Shoppen

4. Januar:
Wurde Sylvie zu stark für ihren Mann?

4. Januar:
Hat diese Holländerin was mit der Trennung zu tun?

4. Januar:
Wieso quatschen sie von Liebe und trennen sich doch?

5. Januar:
Wegen Ehe-Zoff: Linken-Politiker fordern Sperre für van der Vaart
5. Januar:
Welche Rolle spielt Sylvies mysteriöses Medium?

6. Januar:
Sabia Boulahrouz weicht nicht von Sylvies Seite

6. Januar:
Glück gejagt, Liebe verloren

7. Januar:
Van der Vaarts Busenfreundin: Auch ihre Ehe ist kaputt!

7. Januar:
Sylvies Psycho-Trainerin: Ist sie die Schluss-Macherin?

7. Januar:
Van der Vaart jetzt auch noch verletzt

8. Januar:
Van der Vaart: Verletzung wegen Ehe-Aus?

10. Januar:
Möbelwagen da! Van der Vaart zieht aus

13. Januar:
Nach dem Ehe-Aus: Das ist van der Vaarts sturmfreie Bude

Am 16. Januar dann die Überraschung:Sylvie: "Wir wollen es wieder miteinander versuchen"

“Ich bin so glücklich. Wir wollen es wieder miteinander versuchen”, verrät Sylvie van der Vaart (34) dem “Gala”-Chefredakteur Christian Krug bei einem Treffen vor wenigen Tagen. UND: “Ich liebe Rafael immer noch so sehr!”

Doch im Laufe des Tages wurde das Ehe-Wirrwarr immer verrückter.Ehe-Wirrwarr immer verrückter

Am Mittwochmorgen überraschte uns die Nachricht vom Liebes-Comeback der van der Vaarts: “Ich bin so glücklich. Wir wollen es wieder miteinander versuchen”, soll Sylvie van der Vaart (34) dem “Gala”-Chefredakteur Christian Krug am Rande eines Termins verraten haben und der druckte es prompt in seinem Magazin. (…)

Nun ließ die Moderatorin den Bericht jedoch zurückweisen. Sie habe zu diesem Thema gar kein Interview gegeben, von einer Versöhnung könne keine Rede sein, teilte ihr Management mit. Das Paar stehe in gutem Kontakt, alles andere müsse die Zukunft zeigen.”

Diese Zukunft erschnupperte “Bild” dann, wie eingangs beschrieben, gestern aus dem “Duft nach dem Regen”. Eine Korrektur der Ente findet sich heute nicht im Blatt. Nur der dürre Hinweis, dass Sylvie van der Vaart ab 22. Februar eine neue RTL-Show moderieren wird. Ganz ohne Lyrik.

Mit Dank an Rene W., Frederik S., Tinnef, Nora R. und Sarah.

Absprung, Hoffnungsträger, Untergang

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Absprung”
(absprung.wordpress.com)
Eine Journalistin bloggt über die Einstellung der “Westfälischen Rundschau”, für die sie seit 1990 als Redakteurin arbeitet. “Arbeitslos. Nach 26 Jahren im Beruf. Letztes Jahr kam am 10. Januar – 10 Tage zu spät – der Scheck für 25 Jahre Zugehörigkeit zur WAZ-Gruppe. Statt eines persönlichen Glückwunschs gab es einen Fleurop-Gutschein.”

2. “Mit Wenn und Aber”
(theeuropean.de, Frank Werneke)
Bereits Ende der 1990er-Jahre zeichnete sich ab, “dass auch Zeitungen ein demografisches Problem haben”, schreibt Gewerkschafter Frank Werneke. “Doch ganz überwiegend wurde an alten Konzepten festgehalten. Eine Zeitung ist dann gut, wenn sie dasselbe bringt wie die Konkurrenz, ist zum Beispiel so ein Konzept, woran auch der immer schnellere Nachrichtenstrom aus dem Internet nichts geändert hat, wo Inhalte seit mittlerweile fast anderthalb Jahrzehnten frei Haus fließen.”

3. “Erweitertes Bewusstsein”
(medienspiegel.ch, Christof Moser)
Christof Moser findet, es sei “höchste Zeit für Journalisten, sich zu überlegen, in welchem Boot sie eigentlich sitzen − nach dem Untergang der Dampfer”.

4. “Wenig Geld für Hoffnungsträger”
(ndr.de, Video, 6:03 Minuten)
Onlinejournalisten verdienen nach wie vor deutlich weniger als Printjournalisten.

5. “Bloggende Journalisten: zu riskant?”
(scienceblogs.de, Florian Freistetter)
Florian Freistetter greift den Beitrag von Journalistin “eigenwach” auf: “Jeder Mensch weiß, dass auch Journalisten eine private Meinung haben. Keiner glaubt, dass Journalisten wirklich komplett objektiv sind. Sie sollen nur objektive Artikel schreiben. Aber was ist so schlimm, wenn man einen objektiven Artikel schreibt UND eine Meinung hat?”

6. “Streckenweise absurd”
(kleinerdrei.org, Hakan)

Mediensucht, Megan Fox, Penisdialoge

6 vor 9

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1. “Heißer Scheiß”
(wahrheitueberwahrheit.blogspot.de, Thomas)
Das verflossene Jahr gehöre zu “den bis dahin 10 wärmsten jemals gemessenen Jahren”, vermelden Medien jeweils am Jahresende. Keine Überraschung, wenn man sich die Werte mal ansieht: “Deutlich mehr als die Hälfte aller Jahre ‘seit Beginn der Aufzeichnungen’ gehören (…) zu den bis dahin 10 wärmsten jemals gemessenen Jahren! Seit dem Jahr 1986 gehören sogar ausnahmslos alle Jahre dazu.”

2. “Als Journalistin bloggen – ein Luxus mit Risiken und Nebenwirkungen”
(eigenwach.wordpress.com)
Journalistin Eigenwach hat Bedenken, zu bloggen: “Gehen wir davon aus, ich schreibe Blogbeiträge über meine Meinung zur zweiten Gotthardröhre, zur Neat, zum Tourismusresort Andermatt, zur politischen Situation in Uri, zu Gemeindefusionen, Skigebietserweiterungen und zur Schächenspange. Sässe ich dann wenig später an Medienkonferenzen zu eben diesen Themen, läge der Vorwurf der unausgewogenen Berichterstattung nahe. Oder zumindest näher. Egal, wie neutral die Berichterstattung dann auch ausfallen würde – ich wäre auf jeden Fall angreifbar.”

3. “Was man von der Lesesucht-Debatte im 18. Jahrhundert lernen kann”
(schulesocialmedia.com, Philippe Wampfler)
Philippe Wampfler schreibt über Medien und Sucht im historischen Kontext: “Es wäre also leicht, die Diskussion einfach zu verweigern, indem man darauf verweist, dass jeder mediale Wandel von ähnlichen Befürchtungen geprägt war: Sei es das Lesen, der Film oder eben Computerspiele – stets war die Rede von einer ‘gänzlichen Zerrüttung des Gehirns’ oder ‘einem empfindlichen Nervensystem'”.

4. “Besseres Englisch durch Fernsehen”
(sebastian-kuepers.com)
Wie man dazu kommt, Serien und Filme in der englischen Originalversion anzusehen. “Wenn man dem Fernsehen etwas Gutes und Sinnvolles abgewinnen will, dann ist es wirklich die Fähigkeit Fremdsprachen zu vermitteln.”

5. “Esquire’s Interview with Megan Fox Is the Worst Thing Ever Written”
(vice.com, Jamie Lee Curtis Taete, englisch)
Die aktuelle Titelgeschichte von “Esquire” in der Kritik: “I understand that what occured the day of the interview probably wasn’t all that interesting. I’d imagine he sat opposite her while she talked about whatever movie she was contractually obliged to talk about. And then he had to find a way of making that seem interesting for five whole pages.”

6. “Penisdialoge – wie alles anfing”
(danielbroeckerhoff.de)

Jakob Augstein, Jens Oliver Haas, Talkshows

6 vor 9

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1. “Mit fettarschiger Selbstzufriedenheit”
(taz.de, Deniz Yücel)
Bei “Freitag”-Verleger Jakob Augstein “findet sich alles, was den zeitgenössischen Antisemitismus ausmacht”, schreibt Deniz Yücel. “Besser: Das Simon-Wiesenthal-Center behält Jakob Augstein im Auge. Und wirft einen Blick auf einige seiner Verteidiger in den deutschen Medien.”

2. “Die trügerischen Argumente für das Leistungsschutzrecht der Presseverleger in der Schweiz”
(andreasvongunten.com)
Der Text “Trittbrettfahrer im Visier der Verleger” (nzz.ch) des Geschäftsführers des Verbands Schweizer Medien, Urs F. Meyer, versucht, Argumente zu finden für ein Leistungsschutzrecht für Presseverleger. Andreas von Gunten erklärt, warum das dargebrachte Wochenmarkt-Beispiel so nicht stimmt.

3. “Humor ist sein Handwerk”
(faz.net, Thiemo Heeg, 1. Januar)
Jens Oliver Haas schreibt die Moderationstexte für die RTL-Sendung “Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!”. Anfang der 1990er-Jahre arbeitete er als Polizeireporter für “Bild”: “Bild ist ein hartes Brot, es verlangt, dass man seine moralischen Grenzen sehr oft verschiebt. (…) Man fängt an, Leute zu beeinflussen, zu indoktrinieren. Man sorgt dafür, dass der Fotograf alleine im Raum bleibt, damit er ein Foto von der Wand abfotografieren kann.”

4. “Good science vs. bad science”
(macleans.ca, Julia Belluz, englisch)
6 Punkte, die ein Journalist bedenken sollte, wenn er eine medizinische Studie verwerten möchte.

5. “Investigating Investigative Journalism”
(thedailyshow.com, Video, 5:59 Minuten)
Realer und virtueller investigativer Journalismus.

6. “Laber Rhabarber”
(tagesspiegel.de, Oliver Welke und Dietmar Wischmeyer)
Fantasien, was sich bei den Redaktionskonferenzen der fünf ARD-Talkshows abspielen könnte.

Wie man aus Kinskis Untaten Kapital schlägt

Im aktuellen “Stern” erhebt die Schauspielerin Pola Kinski schwere Vorwürfe gegen ihren 1991 verstorbenen Vater Klaus: Er habe sie als Kind und Jugendliche jahrelang sexuell missbraucht und vergewaltigt.

Auf der medialen Welle, die diese Enthüllungen auslösten, surften auch “Bild” und Bild.de von Anfang an mit: Am Mittwoch waren die Vorwürfe Titelgeschichte in “Bild” und Franz Josef Wagner schrieb einen Brief an Pola Kinski (“Klaus Kinski gehörte eigentlich ins Gefängnis, er ist leider tot”). Pola Kinskis Halbschwester Nastassja erklärte “exklusiv in BILD”, dass sie stolz auf ihre Schwester sei, und in “Bild am Sonntag”, dass ihr Vater sie “viel zu sehr angefasst” habe. Am Freitag exzerpierten die “Bild”-Reporter Mark Pittelkau und Dora Varro eine Autobiographie Klaus Kinskis von 1975, in der dieser bereits “alles” aufgeschrieben habe, und “Bild am Sonntag” druckte (wiederum “exklusiv”) Passagen aus Pola Kinskis neuem Buch, das am Montag erscheint.

Dass sich selbst aus einer solchen schlimmen Familiengeschichte noch Kapital schlagen lässt, zeigte dann am Wochenende Bild.de:

Sein Tochter wirft ihm vor, sie missbraucht zu haben. Klaus Kinski: Zwischen Genie und Wahnsinn. Schauen Sie sich seine Filme bei BILD MOVIES an!

Mit Dank an Mario S., Daniel und Linus W.

Blogkrise, Matthias Matussek, Smog

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “‘Stolz bin ich auf die Bilder, die ich nicht gemacht habe'”
(taz.de, Daniel Kummetz)
Jochen Blume hat in den 1950er-Jahren als Fotograf bei “Bild” Hamburg gearbeitet. “Für die heutige Bild würde ich nicht eine Stunde arbeiten.”

2. “Irgendwas mit ‘Blogkrise'”
(medienrauschen.de, Thomas Gigold)
Etwa alle 10,75 Monate werde über die Krise der Blogs diskutiert, glaubt Thomas Gigold zu beobachten. “Blogs sind nicht in der Krise. Blogs sind relevant. Und Blogs sterben nicht.”

3. “Studentin ärgert sich über Auto-PR in ’20Minuten'”
(infosperber.ch, Matthias Strasser)
“Die wöchentlichen Auto-Seiten von ’20 Minuten’ sind in Schrift und Aufmachung wie normale redaktionelle Seiten gestaltet. Erst beim näheren Hinsehen fiel Andrea Disler ein kleiner ‘Stempel’ über der Seite auf: ‘Produced by Textlab GmbH, Agentur für Medien + Kommunikation’. Der Zweck der Agentur laut Handelsregister: ‘Erbringung von Dienstleistungen in den Bereichen Medien, Kommunikation, PR und Werbung’. Für die redaktionell gestaltete Seite ist also eine PR-Agentur verantwortlich.”

4. “Ich kapituliere”
(netzwertig.com, Jürgen Vielmeier)
Jürgen Vielmeier kapituliert vor der Nachrichtenflut der Techblogs und zieht den Schluß: “alle Nachrichtenblogs aus dem Feedreader werfen bis auf eines. Weil alle inzwischen über alles berichten, ist es praktisch nicht mehr möglich etwas zu verpassen. Die Lücke lässt sich mit wirklich lesenswerten Beiträgen schließen oder man lässt sie einfach offen.”

5. “In eigener Sache: Meine Stunde als Antisemit”
(matthias-matussek.de)
Matthias Matussek beschäftigt sich mit einem eigenen Beitrag von 2002 im “Spiegel”, “Das Recht auf Zorn”: “Ich habe dummes Zeug geschrieben.”

6. “Liebe Freunde in Deutschland”
(facebook.com, Christian Y. Schmidt)
“Vielen Dank für Eure besorgten Nachfragen, den schlimmen Smog in Peking betreffend. Fragt aber bitte nicht mehr, denn wir sind jetzt praktisch alle tot. Die letzten noch lebenden Journalisten werden das sicher demnächst aus Peking berichten.”

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