Glück auf, die Steigerung kommt

Der neue Rundfunkbeitrag, der seit dem 1. Januar die bisherigen Rundfunkgebühren ersetzt, beschäftigt seit Wochen die Medien (BILDblog berichtete mehrfach). Aktuell sorgt die Tatsache für Schlagzeilen, dass viele Kommunen mutmaßlich sehr viel mehr an den Beitragsservice (früher: GEZ) zahlen müssen.

Die “Rheinische Post” hat letzten Donnerstag mal beispielhaft (“Quelle: Eigene Recherche”) vorgerechnet, wie viel mehr das vielleicht sein könnte:

Weil Sie vermutlich auch schon ganz angestrengt gerätselt haben, hier erst mal die gute Nachricht: Die Werte für Duisburg, Mettmann, Meerbusch und Dinslaken passen alle zusammen.

Halbwegs einfach zu erklären sind noch die falschen Werte von Solingen: 27.000 Euro sind 900 Prozent von 3.000 Euro, aber nur 800 Prozent mehr. Bei Wermelskirchen sind die 6.000 Euro 25 Prozent weniger als die 8.000, die Preissteigerung beträgt allerdings 33 Prozent.

Auch nach längerem Rätseln unerklärlich sind uns etwa die Werte von Langenfeld (plus 114 Prozent statt plus 53), Mönchengladbach (plus 200 Prozent statt plus 66) und Neuss (plus 86 Prozent statt plus 46).

Mit Dank an Matthias D.

Nachtrag, 21.30 Uhr: Unsere Leser! Haben in großer Stückzahl eine Erklärung gefunden:

Bei Langenfeld, Mönchengladbach und Neuss liegt der gleiche Fehler vor wie bei Wermelskirchen: Die “Rheinische Post” hat jedesmal in die falsche Richtung gerechnet. Also

Langenfeld: 3000 Euro minus 53,333% = 1400 Euro
Mönchengladbach: 60000 Euro minus 66,666% = 20000 Euro
Neuss: 25817 Euro minus 46,179% = 13895 Euro.

Vielen, vielen Dank!

2. Nachtrag, 5. Februar: Wie uns unser Leser Eric M. mitteilt (wir haben keinen Zugriff auf das Archiv der “Rheinischen Post” und die Redaktion hat unsere Anfrage noch nicht beantwortet), hat sich die “Rheinische Post” schon am 1. Februar korrigiert:

3. Nachtrag, 5. Februar, 16.10 Uhr: Soeben hat uns auch die Redaktion der “Rheinischen Post” geantwortet und erklärt, wie diese fehlerhafte Grafik in der Zeitung landen konnte:

Wir haben mehrere Varianten dieser Grafik anfertigen lassen und eine davon während der Produktion auf der Seite platziert, um eine Gesamtanmutung der Seite zu bekommen. Zu diesem Zeitpunkt war weder die Sammlung der Rohdaten noch die Aufbereitung der Zahlen abgeschlossen. Warum dieser unfertige “Platzhalter” später nicht durch die fertige Version ersetzt worden ist, haben wir intern geklärt, um derartige Fehler künftig zu vermeiden.

Frührente, Sprachgerechtigkeit, Marken

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Die Medien im Zeitalter der Erregbarkeit”
(faz.net, Michael Naumann)
“Der politische Journalist will nicht regieren”, schreibt Michael Naumann: “Manche Hauptstadtjournalisten schnuppern an der Macht, aber streben sie nicht an, sondern wollen sich allenfalls in ihrem Glanz ein wenig sonnen und – beraten. Ansonsten warten sie geduldig auf die nächste Beute: Dummköpfe und Charaktermasken, davon sind sie überzeugt, wachsen auch in der Politik immer wieder nach.” Siehe dazu auch “Irrsinn? Oder doch Methode?” (stern.de/blogs, Hans-Martin Tillack)

2. “Medien vermehrt an die Kandare nehmen – zum Schutz der Verbrecher?”
(nzz.ch, Brigitte Hürlimann)
Brigitte Hürlimann berichtet von einem Prozess mit strengen Auflagen zum Persönlichkeitsschutz des Angeklagten: “Bei Zuwiderhandlung gegen die Auflagen stellte das Gericht einen Antrag auf Entzug der Akkreditierung und eine Bestrafung wegen Ungehorsams gegen amtliche Verfügungen in Aussicht; Letzteres kann mit einer Busse von bis zu 10 000 Franken bestraft werden.”

3. “Verdrehte Rentendebatte”
(demografie-blog.de, Björn Schwentker)
Björn Schwentker kritisiert den Beitrag “Trend zur Frührente – trotz Einbußen” der “Süddeutschen Zeitung”: “Politisch dreht sich der SZ-Text um die Frage, ob die kommenden Rentner immer häufiger in Altersarmut leben müssen. Entsprechende Ängste aus dem linken Spektrum benennt und zitiert Öchsner in seinem Artikel. Ich bin sehr beunruhigt, wie unkritisch Deutschlands beste Qualitätszeitung sich hier zum politischen Sprachrohr machen lässt. ”

4. “Die Marke Journalist: 10 Schritte zur journalistischen Selbstvermarktung”
(lousypennies.de, Karsten Lohmeyer)
Karsten Lohmeyer gibt Tipps, wie Journalisten sich selbst als Marke aufbauen können.

5. “Hört auf mit dem Krampf”
(welt.de, Ingrid Thurner)
“Drei Jahrzehnte sprachlicher Gleichbehandlung haben bloß unschöne Texte, aber keine gesellschaftliche Gleichstellung gebracht”, schreibt Ingrid Thurner zu den Versuchen, Sprachgerechtigkeit zwischen den Geschlechtern herzustellen.

6. “For 40 Years, This Russian Family Was Cut Off From All Human Contact, Unaware of World War II”
(smithsonianmag.com, Mike Dash, englisch)

The KKK Took My Symbolbild Away

Wie gestern bekannt wurde, ist der rassistische Geheimbund Ku-Klux-Klan auch in Nordrhein-Westfalen aktiv.

Darüber berichtet auch das Internetportal der WAZ-Gruppe, “Der Westen”:

Rechter Geheimbund Ku-Klux-Klan ist auch in NRW: Mitglieder des Ku-Klux-Klans bei einem Auftritt im US-TV. Ableger des rechten Geheimbundes soll es nach Angaben des Verfassungsschutzes nun auch in NRW geben.

Nun ist in den USA ja vieles denkbar. Aber dass Mitglieder des Klans dort im Fernsehen “auftreten” – und dabei … nun ja: tanzen – sollte doch zu Denken geben.

Tatsächlich ist das Foto ein Szenenbild aus dem satirischen Musical “Jerry Springer: The Opera”, das zwar auf den US-Talker Jerry Springer anspielt, aber kein “US-TV” ist.

Die Bildbeschreibung bei AFP lautet dann auch entsprechend:

Mitglieder des Ku-Klux-Klan-Tanz-Ensembles proben für “Jerry Springer The Opera” im Sydney Opera House am 21. April 2009. Nach Erfolgen in London und New York eröffnet die erfolgreiche, preisgekrönte Produktion mit einer achtköpfigen Band und 21 Tänzern, die auf der Talkshow von Jerry Springer basiert, ihre australische Spielzeit vom 21. bis zum 26. April.

(Übersetzung von uns.)

Mit Dank an Johannes K. und Stefan M.

Nachtrag, 15.15 Uhr: Der “Westen” hat sich transparent korrigiert und das Foto ausgetauscht.

Eritrea, Arbeiterkind, das & dass

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Staatsaffäre Inserate”
(dossier.at)
“Rund 26 Millionen Euro für Inserate in Printmedien” gaben Österreichs Ministerien 2010 aus, schreibt Dossier.at: “Ein Vergleich mit Deutschland hilft, die Höhe der Werbeausgaben einzuordnen: Die deutsche Bundesregierung hat im selben Jahr Anzeigen im Wert von rund 23 Millionen Euro geschaltet. Das nach der Einwohnerzahl um circa den Faktor zehn kleinere Österreich zahlte also mehr Geld für Werbung als Deutschland.”

2. “‘Viele nennen es das afrikanische Nordkorea'”
(sueddeutsche.de, Irene Helmes)
Zum sechsten Mal in Folge landet Eritrea auf der Rangliste der Pressefreiheit auf dem letzten Platz. Irene Helmes spricht dazu mit Amanuel Ghirmai: “Wir haben keine privaten Medien im Land. Es gibt genau einen Fernsehsender, einen Radiosender und eine Zeitung – und die gehören der Regierung.”

3. “Die das-dass-(Zwischen)Bilanz!”
(dasdass.blogspot.de, Franziska)
Nach vier Jahren und 200 gesammelten “dasdass-Fehlern” der Medien macht Franziska eine Statistik.

4. “‘Tagi’ gesteht Fehler ein”
(nzz.ch, Marcel Gyr)
Lokalpolitiker Alexander Müller verliert in der Folge der Medienberichterstattung über einen Tweet von ihm die Arbeitsstelle, die Parteimitgliedschaft, politische Ämter und soziale Kontakte. Aufgrund einer “Vereinbarung” mit dem “Tages-Anzeiger”, dessen Website den Tweet zuerst aufgenommen hatte, erscheint ein zweiseitiges Interview zwischen Müller und dem Chefredakteur, Res Strehle: “‘Ich erlebe seit letztem Sommer den sozialen Tod'” (tagesanzeiger.ch).

5. “Deutsche TV-Serien: Warum in die Ferne schweifen…”
(couchmonster.de)
Gute Serien müssen keineswegs teuer sein, findet das Couchmonster: “Wer das nicht glaubt, der soll sich bitte die erste Staffel von ‘Breaking Bad’ angucken und mir sagen, wofür dort angeblich Unsummen ausgegeben wurden.”

6. “Ich Arbeiterkind”
(zeit.de, Marco Maurer)
Arbeiterkind Marco Maurer schreibt über Arbeiterkinder, von denen nach einer Studie keine an Journalistenschulen vertreten sind: “Diesen Artikel dürfte es also gar nicht geben. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie in einer großen, angesehenen Zeitung einen Text von einem Arbeiterkind lesen, geht gegen null. Was bedeutet: Bestimmte Erfahrungen und Sichtweisen existieren nicht in den Medien, jedenfalls nicht in bestimmten Medien.”

Zauderland, Ethos, Begierde

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Reporter ohne Grenzen veröffentlicht aktuelle Rangliste der Pressefreiheit”
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Rangliste der Pressefreiheit 2012 mit Finnland, Niederlande und Norwegen auf den ersten sowie Turkmenistan, Nordkorea und Eritrea auf den letzten Plätzen. Österreich (Platz 12), die Schweiz (14) und Deutschland (17) befinden sich im vorderen Bereich.

2. “‘Breaking Bad’, die Dänen und wir”
(drama-blog.de, Thilo Röscheisen)
Drehbuchautor Thilo Röscheisen antwortet auf den “Spiegel”-Beitrag “Im Zauderland”, der beklagt, dass Deutschland keine Serien wie zum Beispiel “Homeland” hinkriegt: “Das raffinierte Geschäftsmodell, das die amerikanischen Pay-TV-Sender entwickelt haben, besteht darin, Serien für eine kleine, aber lautstarke Minderheit zu produzieren und von den Kabelnetzbetreibern immer höhere Gebühren zu verlangen. Zwar könnten die Kabelnetzbetreiber sich weigern, höhere Gebühren zu bezahlen, dann dürften sie aber das Programm der Sender nicht mehr verbreiten, mit der Folge, dass die meinungsstarken Fans dieser Serien ihnen die Hölle heiß machen würden. Also zahlen sie.”

3. “Abgeordnete müssen Journalisten werden”
(hamburger-wahlbeobachter.de, Martin Fuchs)
In der Hamburgischen Bürgerschaft sind Bild- oder Tonaufnahmen lediglich akkreditierten Fotojournalisten und Kameraleuten gestattet, die einen Ausweis tragen.

4. “Journalistischer Ethos”
(maennig.de)
Journalistischer Ethos, formuliert im Jahr 1917.

5. “Medien, die auf Ausschnitte starren”
(taz.de, Agnes Krumwiede)
Sexismus sei ein “Macht- und Stilmittel” des Journalismus, schreibt Agnes Krumwiede: “Politikerinnen auf ihre Weiblichkeit zu reduzieren, geht oft einher mit einer Abwertung ihrer Kompetenz.”

6. “Allein unter lustfeindlichen Heteros”
(welt.de, Tilman Krause)
“Warum können die Deutschen nicht spielerisch mit Sexualität umgehen?”, fragt Tilman Krause, der glaubt, dass Deutsche “bitte schön nur Subjekt der Begierde zu sein wünschen”: “Seid Opfer und Täter zugleich! Das entspannt.”

Woher die Kriminalität kommt

In Zürich stehen neun junge Männer vor Gericht, die im Frühjahr 2011 insgesamt 32 Raubüberfälle auf offener Strasse verübt haben sollen.

Das Schweizer Gratisblatt “20 Minuten” schildert die Atmosphäre im Gerichtssaal auf seiner Website so:

Die Hälfte der weitgehend geständigen Täter sind Schweizer Staatsangehörige. Dennoch wähnte man sich im Gerichtssaal an einer Versammlung der UNO.

So stammten selbst die eingebürgerten und vorwiegend in Zürich wohnhaften Beschuldigten ursprünglich aus Ostafrika, Sri Lanka oder der Türkei. Sämtliche Beschuldigten sind Gelegenheitsarbeiter, werden vom Sozialamt unterstützt oder erhalten eine Invalidenrente. Kein Wunder, dass die Angehörigen dieser verlorenen Generation akuten Geldmangel als Tatmotiv angaben. Für den Chef gehörten auch das Herumhängen auf der Gasse sowie der Konsum von Alkohol und Marihuana dazu.

Mit Dank an Thomas R.

Nachtrag, 31. Januar: 20min.ch hat die Textstelle unauffällig überarbeitet. Sie lautet nun:

Die Hälfte der weitgehend geständigen Täter sind Schweizer Staatsangehörige. Doch die vorwiegend in Zürich wohnhaften Beschuldigten stammen ursprünglich aus Ostafrika, Sri Lanka oder der Türkei.

Sämtliche Beschuldigten sind Gelegenheitsarbeiter, werden vom Sozialamt unterstützt oder erhalten eine IV-Rente. Als Tatmotiv gaben die Angehörigen dieser verlorenen Generation akuten Geldmangel an. Für den Chef gehörten auch das Herumhängen auf der Gasse sowie der Konsum von Alkohol und Marihuana dazu.

2. Nachtrag/Korrektur: War gar nicht “unauffällig”: Im Artikel prangt ein Kasten:

Anmerkung der Redaktion, 31. Januar 2013: Gegenüber der ersten Version dieses Artikels wurde die Tonalität angepasst.

Ermittler, Ruhrgebiet, Jan Böhmermann

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Polizei beschlagnahmt in Redaktion Daten eines Foren-Nutzers”
(augsburger-allgemeine.de, Sascha Borowski)
In der Redaktion der “Augsburger Allgemeinen” kreuzt die Polizei auf: “Die Ermittler wollen Daten – den Klarnamen eines Nutzers unseres Online-Forums. (…) Die zuständige Richterin verpflichtete die Redaktion dazu, die vorliegenden Daten des betreffenden Nutzers an die Ermittler herauszugeben.”

2. “Böhmermann: ‘Kein Bock auf Nischenproduktion'”
(neon.de, Annabel Dillig)
“Nichts im Fernsehen ist echt”, sagt Jan Böhmermann im Interview über Talkshows: “Den Moderatoren geht es um leichte Fernsehunterhaltung und gute Gags, den Gästen darum, ihre Bücher und CDs zu verkaufen – aber kein Moderator interessiert sich für diese Bücher und CDs.”

3. “Print-Analyse: der typische Zeit-Leser”
(meedia.de, Jens Schröder)
Der typische “Zeit”-Leser ist “meist ein Mann, öfter als bei Spiegel & Co. aber eine Frau. Er ist überdurchschnittlich jung und studiert. Hat er fertig studiert, so ist er selbständig, ein Freiberufler oder ein leitender Angestellter, dessen Haushalt über mehr als 3.000 Euro netto verfügt. Er kommt aus NRW, dem Norden der Republik oder aus Berlin.”

4. “Auf welchem Text landen die meisten Fliegen?”
(zeit.de, Kai Biermann)
Jens Schröder im Interview über den News-Aggregator 10000flies.de.

5. “Nach den Zechen sterben die Zeitungen”
(faz.net, Andreas Rossmann)
Ein Blick auf die Lage der Zeitungen im Ruhrgebiet.

6. “Billiger geht immer: MDR bewirbt Rundfunkbeitrag”
(flurfunk-dresden.de, Martin Kisza)

Preiswürdiges Dreiben im Dschungel

Vermutlich muss man im Fall von “Focus Online” schon froh sein, dass sie nicht geschrieben haben, dass eine Duschgel-Show für den Grimme-Preis nominiert ist. Der Versuch, einer unscheinbaren, 114 Wörter kurzen dpa-Meldung eine treffende eigene Überschrift zu geben, muss dennoch als gescheitert betrachtet werden.

Dschungelshow dreimal für Grimme-Preis nominiert

Offenbar war es dieser Satz, der “Focus Online” mit seiner komplexen Satzstruktur auf die falsche Fährte gelockt hatte:

Die sechste Staffel aus dem Jahr 2012, noch mit dem am 2. Oktober gestorbenen Co-Moderator Dirk Bach, ist eine von insgesamt 57 TV-Produktionen, die in drei verschiedenen Kategorien auf die renommierte Auszeichnung hoffen dürfen.

Die RTL-Show “Ich bin ein Star — holt mich hier raus” ist nur einmal — und in nur einer Kategorie — für den Grimme-Preis nominiert.

Nachtrag, 23:55 Uhr. “Focus Online” hat die Meldung gegen eine andere Fassung ersetzt und die Überschrift geändert und behauptet nun stattdessen falsch, die Dschungelshow sei “mangels neuer Unterhaltungsformate” für den Preis nominiert.

Wie viel Brüderle erträgt die Bundeswehr?

Spätestens seit sich der Quizmaster Günther Jauch am Sonntagabend in der nach ihm benannten ARD-Talkshow an dem Thema versuchte, lässt es sich nicht mehr ignorieren: Es gibt in Deutschland eine Debatte über Alltagssexismus. Auslöser war ein Artikel in der Illustrierten “Stern”, in dem eine Journalistin dem FDP-Politiker Rainer Brüderle vorwarf, sich ihr an einer Hotelbar in einer Weise genähert zu haben, die sie unangenehm fand.

Schon am Samstag hatte “Bild” die zentrale Frage gestellt:

Wie viel Brüderle ist erlaubt? 100 Frauen in BILD: Flirt oder Belästigung — wo ist die Grenze?

Eine Frage, die “Bild”-Redakteurin Stephanie Bilges erstaunlich klar zu beantworten wusste:

BILD-Redakteurin Stephanie Bilges (36, Berlin): "Wer nicht in der Lage ist, mit deftigen Sprüchen umzugehen, sollte vielleicht besser nicht berufstätig sein."

Gestern dann bedachte Franz Josef Wagner die “liebe Sexismus-Debatte” mit einem Brief, der selbst für seine Verhältnisse eher exzentrisch wirkte.

Heute schließlich erklärte “Bild”-Reporter Wilfried Pastors (“seit 36 Jahren mit der gleichen Frau verheiratet, zweifacher Vater und Opa von vier Enkeln [drei Mädchen]”), er lasse sich als Mann “nicht unter Generalverdacht stellen”:

Wenn jetzt allerdings eine Geschlechtsforscherin im Frühstücksfernsehen unwidersprochen sagen darf, der Fall Kachelmann sei Beleg für alltäglichen Sexismus in Deutschland, stellen sich mir die Nackenhaare hoch.

Das war ein mit allen Mitteln des Rechtsstaats geführter Prozess, der anders ausging, als es manche gerne gehabt hätten. Aber so, und nur so, funktioniert Rechtsstaat.

Pastors widerspricht damit überraschend offen der bisherigen “Bild”-Linie, die den Ausgang des “mit allen Mitteln des Rechtsstaats geführten Prozesses” damals so kommentiert hatte:

Kachelmann: Freispruch, aber ...

Und damit kommen wir zum Jahresbericht des Wehrbeauftragten der Bundesregierung. Oder, wie Hanno Kautz, “Bild”-Parlamentskorrespondent, ihn auf Bild.de nennt, dem “Jammer-Bericht der Bundeswehr”:

SEXUELLE ÜBERGRIFFE: Der Bericht über eine vergewaltigte Soldatin in der Heeresfliegerwaffenschule Bückeburg im August 2012 sei eine Ausnahme, heißt es in dem Bericht. Es ginge um Einzelfälle, die festgehalten werden, sagte Königshaus, doch mit einer "nicht unerheblichen Dunkelziffer" sei zu rechnen.

​Kautz zitiert aus dem Bericht, in dem von bekannten 50 Fällen “mit sexuellem Bezug” die Rede sei, und schließt:

“Bei der überwiegenden Anzahl der Taten”, so heißt es aber in dem Bericht, “handelte es sich um unangemessene Berührungen und verbale sexuelle Belästigungen.”

“Aber”. Aha. Na, dann ist ja alles halb so schlimm, die betroffenen Soldatinnen (oder Soldaten) sollten vielleicht besser nicht berufstätig sein und mit dem Jammern aufhören.

Mit Dank auch an Jürgen L.

Cinema, Krautreporter, GEMA

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Seriencheck wird zum Offenbarungseid der ‘Cinema'”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Thomas Lückerath prüft nach, was die Zeitschrift “Cinema” als Serienhighlights 2013 einstuft. “Nach 14 Seiten Titelstory mit 36 vorgestellten Serien ist das Ergebnis ernüchternd. Nur über 13 der Serien lässt sich verlässlich sagen: Sie sind US-Serienhits.”

2. “Das Amalgam”
(faz.net, Volker Zastrow)
Gab es bei der Landtagswahl in Niedersachsen eine Zweitstimmenkampagne der CDU? Nein, schreibt Volker Zastrow, “es geht um die gute alte Manipulation. Die Analysen sind gar keine, sie geben sich nur als solche aus. Ins Gewand der Objektivität haben sich politische Forderungen gekleidet: Der Punkt, auf den sie sich richten, liegt nicht in der Vergangenheit (die Niedersachsenwahl), sondern in der Zukunft (die Bundestagswahl). Gemeinsames Interesse aller, die solche Analysen nicht einfach nur nachplappern oder abschreiben, sondern absichtsvoll in die Welt setzen: Die FDP soll im Bund nicht so stark werden wie in Niedersachsen.”

3. “Dschungeltexter Jens Oliver Haas: ‘Ein Jahr Pause wäre jetzt gut für das Format'”
(stefan-niggemeier.de)
Jens Oliver Haas, Autor der Moderationstexte der RTL-Sendung “Ich bin ein Star – holt mich hier raus”, im Interview. “Der Dschungel lebt zum größten Teil nicht von den Prüfungen und Schatzsuchen, sondern von dem, was zwischen den Kandidaten passiert und sich entwickelt.”

4. “Interview mit Sebastian Esser zum Start der Plattform Krautreporter”
(medialdigital.de, Ulrike Langer)
Ulrike Langer befragt Sebastian Esser zum Start von Krautreporter.de.

5. “Hummels: ‘Ich habe mit keiner Silbe das
Spielsystem der Nationalmannschaft kritisiert'”

(bvb.de)
Mats Hummels vermisst in einer Vorabmeldung des “Focus” einen “entscheidenden Satz”.

6. “GEMA versus YouTubes Top 1000”
(apps.opendatacity.de)
Über 60 Prozent der 1000 weltweit meistgesehenen YouTube-Videos sind in Deutschland nicht verfügbar, “weil YouTube davon ausgeht, dass die Musikrechte ‘möglicherweise’ bei der Musikverwertungsgesellschaft GEMA liegen.” Siehe dazu auch “Über unsere App: GEMA versus YouTubes Top 1000” (datenjournalist.de).

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