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Sandsäcke, Silvesternacht, Kristallkugel

1. Sandsäcke gegen pseudo-psychologisches Blabla
(schräglage.org, Peter Teuschel)
Auf der rechtslastigen Seite “Tichys Einblick” erschien ein Artikel, der für breites Entsetzen und Empörung sorgte. Die “psychopathologisch gestörten grün-linken Gutmenschen”, so die Schmähung des Autors, seien Kranke, mit denen man nicht reden solle. Auf Twitter kündigten daraufhin viele Nutzer an, ihre Xing-Mitgliedschaften zu kündigen (Roland Tichy ist dort Herausgeber der News). Mittlerweile ist der Artikel auf dem Tichy-Portal zwar gelöscht, wegen der Brisanz des Vorgangs lohnt dennoch ein Blick in die Erwiderung von Peter Teuschel. Und auch Blogger stefanolix hat sich den Beitrag näher angeschaut und stellt am Ende die Frage: “Wie kann ein Mann so viele wunderbare Fachgebiete (inklusive Philosophie und Ethik!) studieren und dann so eine Scheiße schreiben?”

2. „Wir wissen nichts. Alles ist möglich“
(taz.de, Malte Göbel)
“Herr Kachelmann, was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie im Spiegel lesen, dass dem Noch-Herausgeber der Bild-Gruppe Kai Diekmann von einer Springer-Mitarbeiterin vorgeworfen wird, sie im Sommer beim Baden belästigt zu haben?” Die “taz” hat mit dem Meteorologen Jörg Kachelmann über die Causa Diekmann gesprochen.

3. Warum wir über Racial Profiling reden müssen
(internet-law.de, Thomas Stadler)
Der Jurist Thomas Stadler hat sich mit den Kontrollen der Kölner Polizei in der Silvesternacht beschäftigt. “Das Verhalten der Kölner Polizei rüttelt an den Grundfesten unserer Verfassung. Wenn wir den Gleichheitssatz unseres Grundgesetzes ernst nehmen, dürfen wir derartige polizeiliche Maßnahmen nicht dulden.” Auch der Jurist Heinrich Schmitz findet bei den Kolumnisten, dass Fragen zum Verhalten der Polizei erlaubt seien.

4. Bunte-Nachbarschaft.de: „Man konnte Wahrheit und Lüge kaum noch unterscheiden“
(flurfunk-dresden.de)
Anfang 2015 startete Jan Pötzscher einen Nachbarschaftsblog, ein “Tagebuch über meine persönlichen Erfahrungen zum Vorhaben der Einrichtung eines Asylbewerberheims, zu den Diskussionen mit Politik und Behörden und dem Für und Wider der Unterbringung von Asylbewerbern – so wertfrei und objektiv wie möglich!” Im Interview mit “Flurfunk” berichtet er über seine Erfahrungen, die Reaktion der Nachbarn, Höhe- und Tiefpunkte und zieht eine persönliche Bilanz.

5. Drei Jahre Moscow Times – sowas wie ein Fazit
(kscheib.de, Katrin Scheib)
Fünf Jahre will Journalistin Katrin Scheib in Moskau arbeiten. Die ersten drei Jahre hat sie bei der “Moscow Times” verbracht. Nun zieht sie ein Zwischenfazit, das neugierig auf das Weiter macht. Aber auch der Blick zurück lohnt: Auf ihrem Blog gibt es viele interessante Beiträge über ihr Leben als Journalistin in Russland.

6. Was Social-Media-Experten von 2017 erwarten
(joca.me, Jörgen Camrath)
Jörgen Camrath hat Social-Media-Experten um einen Blick in die Kristallkugel gebeten und sie gefragt, was uns im neuen Jahr in Bezug auf die sozialen Medien erwartet. Die Antworten gehen erfreulicherweise oft über die üblichen Allgemeinplätze hinaus. Und einer der Befragten hat das Ganze etwas getrollt. Aber auch das liest sich ganz nett.

BILDblog hält Winterschlaf (11)

Zack — schon wieder ist ein Jahr (fast) vorbei. Wie schon in der Vergangenheit, machen wir hier jetzt für ein paar Tage Pause. Im Januar 2017 sind wir mit neuen Beiträgen wieder für Sie da!

Ein großer Dank geht an alle Leser! Wir wünschen Ihnen frohe Weihnachten, ein paar schöne freie Tage und einen guten Start ins neue Jahr. Ein besonders großer Dank geht an all jene, die uns in diesem Jahr mit Hinweisen versorgt haben. Leider schaffen wir es zeitlich nie, allen nachzugehen. Vielen aber schon. Und deswegen geht ein ganz besonders großer Dank an diese Personen, deren Hinweise zu Blogeinträgen geführt haben:

@19Rhyno04, @Alyama1, @BalderHelix, @coralandmauve, @dienetzpilotin, @diet_mar, @EFCRODGAU1999, @gabrielvetter, @griboe, @Hasi_Goreng, @herrnkoenig, @HoechDominik, @i_am_fabs, @im_fo, @JimmyRuppa, @KaiOliverKraft, @levinuzz, @macerarius, @mir70, @moethe, @Pertsch, @Pilzeintopf, @ralfheimann, @SteffiinneSonne, @StrohhutPirat, @TanteEla74, @TypischerTyp,@vierzueinser, @VM_83, @Wasserbanane, Alex, Alexander B., Alexander K., Alexander M., Arnd Z., Axel B., Bas Tian, basti, Ben F., Ben, Bernd, Bernhard W., Boris R., C. F., Carsten N., Chris H., Christian H., Conny S., Daniel N., Daniel, David S., Dominik H., Dominik N., Eiko M., Eugen F., Fab, Fabian S., Florian G., Florian, flurfunk-dresden.de, Gabriel M., Gero D., Götz M., Hanuš G., Hauke H., Helena, henry, Herma R., Ingolf L., Jan H., Janna H., Jannis C., Jens L., Johanna, Johannes K., Johannes R., Jonas J., Jonas, Jörn J., Julian H., Julius A., Kai, Katja, Lars B., Lennart, Lukas H., Lutz K., Marcus D., Markus E., Markus M., Martin S., Martin, Matthias K., Matthias M., Michael H., Michael W., Michel M., Micky B., Moritz D., Moritz K., nikita, Nold, Ole, Pascal S., Patrick B., Peter U., Philip W., Philipp S., pwco, Ralf H., Roland B., Rosemarie H., Samuel G., Sander, Sascha K., Sebastian M., Sebastian S., Sebastian, Sinisa M., Sisi T., Stefan K., Stefan N.,Stefan W., Susanne G., Thomas N., Thomas R., Thomas S., Thorsten H., Tobias N., Torben W., Totte, Uwe K., Volker S., Yannik S.

Sollte es in der Zwischenzeit irgendwo medial richtig knallen, unterbrechen wir natürlich unseren Winterschlaf. Außerdem präsentieren wir Ihnen nach Weihnachten jeden Tag ein Best-of aus zwölfeinhalb Jahren BILDblog.

Und damit Ihnen der Lesestoff auf keinen Fall ausgeht, haben wir eine Übersicht mit all unseren Beiträgen aus diesem Jahr zusammengestellt. Klicken Sie sich doch mal durch:

» Terror-Alarm ohne Gewehr
» Nicht alles, was hitler ist, ist verboten (3)
» Heinz Hermann Thiele trinkt keine Entschlackungstees
» Verzettelte Drohungen
» SO kannst Du vortäuschen, dass Du ein journalistisches Portal bist
» Wer hat’s gemunkelt?
» Gute Vorsätze
» Die Opfer der „Bild“-Zeitung
» “Ich dachte, es gibt ethische Grenzen
» Sag mal Klettergerüst
» Wie der „Focus“ jahrelang über kriminelle Ausländer geschwiegen hat
» Die „Welt“ verheimlicht, dass nichts verheimlicht wurde
» Linke Nummer mit Mutti
» Das muss man sich mal vorstellen
» Presserat billigt nacherzählten Terror-Fehlalarm
» “BILD wird jede Chance nutzen, um mir zu schaden”
» “Bild”-Online-Chef: “BILDblog marschiert für Pegida”
» Das Schweigerkartell
» Bei Schwarzarbeit macht den Griechen keiner was vor
» “Ebenso böswillig wie falsch”
» Sie helfen
» So viel Klartext muss sein
» Medien ermitteln: Es war menschliches Versagen!
» Katastrophenjournalismus heute — eine Anleitung
» Aber der Sportteil!
» Journalismus-Irrsinn: Berichten mit Augenmaß!
» Wie gemein! Wer setzt solche Gerüchte in die Welt?
» Foto: Privat
» Völker, klaut die Signale
» Opferfotos bei Facebook klauen — was hält Mark Zuckerberg davon?
» Geier Sturzflug (2)
» “Blick” macht 15-Jährigen zum Dopingsünder
» Peter Lustig war kein Kinderhasser
» Persönlichkeitsrechte? Ehrensache!
» Sein Wort in ihren Ohren
» Der Minister, die Schauspielerin und die Medien
» Bei „Yahoo“ kann man noch ungestört „Todesstrafe für Ausländer“ fordern
» Sehen alle gleich aus (12)
» Gestreckter Stoff mit Hitler
» „Bild“ macht friedliche Moslems zu radikalen Islamisten
» Wenn die „Bild“-Zeitung erscheint, stirbt ein Promi
» 1+1+1+1+1=2
» Bild dir dein Frauenbild
» Der ehrenhafte Julian Reichelt und die grausamen Fotos aus Syrien
» „Der allergrößte Teil der Medien hat sich sehr gut verhalten“
» Wie gut ist „Bild“ wirklich?
» Clickbait aus Leidenschaft
» Die Anschläge von Brüssel im Breaking-News-Modus
» Schnell, schneller, „Focus Online“
» Heute anonym XXVI
» So sieht Journalismus heute aus
» Presserat hält „Galgenmann“-Fotos für unzulässig
» Medien tappen in gigantische Superrattenfalle
» Die grausame Wahrheit über die „Huffington Post“
» „Eigentlich ist es noch viel krasser“
» Nazi-Skandal Reloaded
» Jeder zehnte Journalist berichtet falsch über kriminelle Flüchtlinge
» Bild.de befördert Edward Snowden zum Russen-Spion
» Der Tod eines Toreros in Zeitlupe
» „Focus Online“ fällt auf einen 85 Jahre alten Witz rein
» „Focus Online“ klaut einen erfundenen Asteroiden
» „Extrem drastisches Video“, munter retweetet
» Wie „Bild“ mit „Sex-Mob-Alarm“ Vorlagen für rechte Hetzer liefert
» Die bigotten Hüter des Urheberrechts
» Falsches Spiel des Jahres
» Genies unter sich
» Das besondere „Bild“-Mitgefühl
» „6 vor 9“-Sonderausgabe: Amoklauf in München
» Das Attentat von München und die Medien
» „The European“ wärmt den „Sex-Mob-Alarm“ auf
» Foto-Tumult im Freibad
» Bild.de macht den Deutschen Angst
» Mit gefälschten Tweets zum Schweinsteiger-Wechsel
» Hinterher ist Bild.de immer schlauer
» Dirk Hoerens halbe Hartz-Wahrheit über Ausländer
» Kokain im alten Zopf
» Dirk Hoerens nächste halbe Hartz-Wahrheit über Ausländer
» Verfahrene Verbotsfantasien
» Was, wenn Bild.de den Flüchtlingsdeal platzen lässt?
» Wolf, Du hast die Gans gestohlen
» „500 Euro Bild-Zeitung-Leserreporter? Hör auf jetzt!“
» Überschriften sind kein Kinderspiel
» Heinz Buschkowsky und das falsche „Pokémon“-No-Go im Islam
» Burgerjournalismus beim „Express“
» „Bild“ sucht den verschwundenen Chinesen. Wir suchen mit.
» Und wer denkt mal an uns?
» Bild.de und die offizielle Nominierung für den Friedensnobelpreis
» „Bild“ urlaubt mit Rainer Wendt in sicheren Herkunftsländern
» „Bild“ schon wieder am Grab von Andreas L.
» Das Phantom der Burka
» 25 lesenswerte Medienreflexionen zu #Rio2016
» Es war nicht ihr Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu Strandburkini
» Den Papageien zum Kolumnisten machen
» Durchfall! Kollaps! Schenkelklopfer!
» Der „Express“ erklärt Köln zum Kriegsgebiet
» Herbert Grönemeyer hat keine 28-Jährige geheiratet
» „Blitz-Heilungen“ kann nicht mal „Bild“ voraussehen
» Das ist doch wohl ein schlechter Witz
» Hallöchen Voyeurchen
» Völlig versemmelt
» Und arbeitslos ist er auch noch
» Mit Bindestrich und ohne Würde
» Falsches über die Fälscher
» Bei Anruf Witwenschütteln
» Lach- und Unsachgeschichten
» Auch mal die andere Seite zeigen
» Telling Lies
» Die nackte Halbwahrheit
» Des Kaisers neuer Name
» Ob rot, ob braun, Bild.de schreibt nur über blonde Frau’n
» Diagnose: eine ernst zu nehmenden Computerspielwerbesucht
» Die Rügen-Könige aus dem Axel-Springer-Hochhaus
» „So wird aus positiv plötzlich negativ“
» „Pixel-Irrsinn“-Irrsinn bei Bild.de
» Einen wichtigen Punkt vergessen
» Das falsche Senegalesen-Zitat von Andreas Scheuer und die Medien
» Zum „Sex-Killer“ erklärt
» „Bild“ zeigt private Fotos von getöteten Menschen
» „Wir helfen“ – beim rechten Verwirrspiel
» Besondere Aufmerksamkeit
» „Die Moral der Moralapostel“
» Das Oktoberfest in den Medien
» Linke Nummer mit der/die ComputerIn
» Recherchieren? „An einem Sonntag ein bissl schwierig“
» „Bild“ wühlt in Gerwald Claus-Brunners In­tim­sphä­re
» „Focus Online“ fällt auf Simpsons-Wiesn-Witz mit Schwarzenegger rein
» Krankgeschrieben
» Was für eine Katastrophe
» Aus dem Gerichtssaal auf die Titelseite
» Heute beginnt das Kandidatinnen-Vergessen
» „Das war noch nicht die Pointe“
» „Völlig absurd!“
» Gabor Steingart und „Bild“ pöbeln im Geistersupermarkt gegen die EU
» Uwe Böhnhardts DNA war nicht an Peggys Skelett
» „Österreich“ sprach mit Bob Dylan, als es die Zeitung noch gar nicht gab
» Tatsachsenbehauptung
» Die Horror-Clown-PR-Kampagne von Bild.de
» „Spiegel Online“ widerlegt Propaganda-Vorwurf mit Propaganda
» Mit „Bild mobil“ jetzt nicht das Mindeste bekommen
» So eine Erde kann man schon mal übersehen
» Bild.de schiebt Wladimir Putin ein britisches Kriegsschiff unter
» Bild.de wärmt einen Grusel-Clown in altem Frittenfett auf
» „6 vor 9“-Sonderausgabe: US-Wahl
» We are BILDblog. And we don’t approve this message.
» Prinz Harry wehrt sich gegen den britischen Boulevard
» D’oh!
» Wie haben die Fake-Promis reagiert?
» Atomkoffer! Trump! Apokalypse!
» Donald Trump will weiter einen Einreisestopp für Muslime
» Antworten auf kritische Fragen? Nicht mit Nikolaus Blome
» Spannerfotos von Kindern? Das wird man ja wohl noch andeuten dürfen
» Lob im Tarnanzug
» Hohe Fehlerquote
» „Die Sensation liegt in der Luft“
» „Bild“ spricht Reisewarnung für Bochum aus
» Schlecht, schlechter, Geschlechtertrennung
» ARD-Fusions-Irrsinn bei „Bild“
» Opfer bringen
» Ein Einschub voller Verachtung
» Alfred Draxlers 84 Cent zu den „Zwangsgebühren“
» ÜBER
» „Bild“ beschneidet Foto und Urheberrecht
» Herbert Grönemeyer wurde immer noch nicht auf „La Fabrique“ getraut
» Im Westen leider viel Neues
» „Bild“ bietet Rainer Wendt Plattform für Generalverdacht
» Die Fotobeschaffer von Hameln
» „Bild“ der Frau
» Warum neu recherchieren, wenn’s anderswo schon falsch steht?
» Stilecht ohne Recherche
» Nichts ist so alt wie die falsche Burkini-Meldung von vor vier Monaten
» Thilo Sarrazins falsche Fakten über Flüchtlinge
» Fehlierer des Tages
» „Merry Christmas“ über Aleppo
» Wo ein Kläger, da eine Unterlassungserklärung
» „Bild“ liefert falsches Futter für Islamhasser und rechte Hetzer
» Der Anschlag von Berlin und die Medien
» Absage von Wagner
» „6 vor 9“-Sonderausgabe: Anschlag in Berlin

Alle Ausgaben unserer werktäglichen “6 vor 9”-Linkliste finden Sie hier. Die Arbeitsnachweise unserer Clickbait-Taskforce hier. Die “Perlen des Lokaljournalismus” hier. Benedikt Franks Kolumne “Mut zur Wirrheit” über das “Compact”-Magazin hier. Johannes Krams Kolumne “Politically Correct!” hier. Ralf Heimanns Kolumne “Im Abseits” hier. Und Leo Fischers “Bildbetrachtung” hier.

Viel Spaß damit!

Tatort, “Wirus”, Meinungsjournalismus

1. An jedem verdammten Sonntag
(taz.de, Klaus Raab)
Gestern feierte der “Tatort” seine tausendste Folge. Sein Erfolg ist “Symptom einer Gegenwart, die Gefühle standardmäßig mit Gewissheiten verheiratet”, findet Klaus Raab in der “taz”. Raab sieht den “Tatort” nicht, wie oft beschrieben, als Spiegel der Gesellschaft. “Der „Tatort“ nun, die Krimireihe der ARD, gedeiht eigentlich in einer Welt, in der man jeden Unsinn erzählen soll, wenn er der Geschichte dient; der Welt der Fiktion. Die Drehbücher sind erfunden, eigentlich weiß das auch jeder, und das ist auch gut. Man stelle sich vor, wie entsetzlich der „Tatort“ wäre, würde er tatsächlich als „Spiegel der Gesellschaft“ fungieren, wie es bisweilen heißt. Dann würden im Berlin-„Tatort“ 89 Minuten lang nur Fahrräder geklaut.”

2. «Trump-Debatte widerspiegelt Egozentrik des Journalismus»
(srf.ch, Roman Fillinger, Audio, 6:09 Minuten)
Wolfgang Blau war Digitalchef beim “Guardian” und bei “Die Zeit”. Nun arbeitet er als “Chief Digital Officer” beim internationalen Verlag Condé Nast. Beim “Schweizer Radio und Fernsehen” SRF spricht er über die Trump-Berichterstattung. Blau plädiert für mehr Empathie: “Journalisten müssen sich stärker damit auseinandersetzen, dass – selbst wenn sie nicht viel Geld verdienen – sie in aller Regel wohlhabender sind als die Menschen, über deren Wahlverhalten sie sich nun wundern. Journalisten würde mehr Empathie gut tun, um zu spüren, wie es sich anfühlt, mit größter Wahrscheinlichkeit nie mehr einen Job zu bekommen, oder dass auch die eigenen Kinder wahrscheinlich nie eine Festanstellung bekommen werden, wie man sie selbst einmal hatte.”

3. Hubertus Koch bei den #JMT16: „Ich bin Meinungsjournalist“
(flurfunk-dresden.de, Nadine Faust)
Hubertus Koch ist mit seinem Dokumentarfilm “Süchtig nach Jihad” bekannt geworden, in dem er sehr persönlich und emotional aus dem syrischen Flüchtlingslager Bab al-Salameh berichtet. Anfang des Jahres erhielt er dafür den Nachwuchspreis des Deutschen Fernsehpreises. Auf den “Jugendmedientagen 2016” in Dresden hat er sich mit dem Medienblog “Flurfunk” über seine Arbeit und die Zukunft der Medien unterhalten.

4. Ein gefährliches „Wirus“ breitet sich aus
(udostiehl.wordpress.com)
Der Gebrauch von “Wir”-Konstruktionen führt zu einer Lagerbildung, die dem Versuch einer Geiselnahme gleichkommt, so Udo Stiehl in seinem Artikel über den gefährlichen “Wirus”. “Wer gezielt seine Position als mehrheitsfähig darstellen will, nutzt diese rhetorisch einfache und schlagkräftige Wortwahl. Ganz egal, welches Thema in die öffentliche Debatte gedrückt werden soll: „Wir“ funktioniert inzwischen wie eine Droge. Und sie spaltet exakt so, wie es beabsichtigt ist.”

5. aspekte vom 11. November 2016
(zdf.de, Video, 45 Minuten)
In der aktuellen Ausgabe der Kultursendung “aspekte” (ZDF) hatte Moderatorin Katty Salié einen berühmten Co-Moderatoren: den türkischen Journalist und ehemaligen Chefredakteur der “Cumhuriyet” Can Dündar. In der Sendung geht es überwiegend um Medienthemen und Pressefreiheit. Die Beiträge selbst sind in Deutsch; Dündars Redeanteile auf Türkisch mit deutschen Untertiteln.

6. Facebook erklärt Mark Zuckerberg für tot
(zeit.de)
Eine Softwarepanne führte dazu, dass auf Profilen vieler Facebook-Nutzer Gedenknachrichten erschienen. Selbst Gründer Mark Zuckerberg wurde vom eigenen Netzwerk für tot erklärt.

Terror-Volksabstimmung, Trump, Goldener Oktober

1. Ex-Minister Baum kritisiert ARD-Film “Terror – Ihr Urteil”
(abendblatt.de, Theresa Martus)
In der Filmversion von Ferdinand von Schirachs Theaterstück “Terror” konnten die Zuschauer über Schuld oder Unschuld eines Piloten abstimmen, der einen Flieger mit 164 Menschen an Bord abschießt, um einen von ihm befürchteten Terroranschlag zu verhindern. Der ehemalige Bundesinnenminister Gerhart Baum hat ein Urteil erstritten, in dem derartige Abschüsse verboten werden und kritisiert die Abstimmung: “Die Würde des Menschen darf nicht qualitativ oder quantitativ bewertet werden. Ein todgeweihtes Leben ist genauso viel wert wie ein Leben mit Zukunft, fünf Leben sind genauso wertvoll wie 50 oder 5.000. Das ist unsere Verfassung, so, wie sie von Anfang an interpretiert worden ist. Der Kampf gegen den Terror darf uns nicht veranlassen, den Boden des Rechts zu verlassen. Diesen Gefallen dürfen wir den Terroristen nicht machen. Und es gibt eben kein Allheilmittel gegen das Risiko.”
Weiterer Lesetipp: Die TV-Kritik von Ruth Schneeberger in der “SZ”: Die TV-Zuschauer stimmen gegen das Grundgesetz

2. Christoph Bauers Operation an den Herzkammern des Verlages
(horizont.net, Uwe Vorkötter)
Beim Medienunternehmen DuMont wird seit einiger Zeit umgebaut, doch die derzeitig anstehenden Änderungen könnten elementar sein. Eine “Operation an den Herzkammern des Verlages” sei es, die der CEO der DuMont Mediengruppe da durchführe. Uwe Vorkötter schreibt bei “Horizont” über die unterschiedlichen Interessenlagen und die sich daraus ergebenden Szenarien für ein Medienimperium im Wandel.

3. Trump treibt den Journalismus in einen Ausnahmezustand
(welt.de, Clemens Wergin)
Donald Trump bricht so ziemlich alle Regeln des Wahlkampfs. Immer mehr US-Journalisten schlagen zurück, geben ihre Neutralität auf – und riskieren so, Trump am Ende unfreiwillig zu helfen, so Clemens Wergin in der “Welt”.

4. Warum Sachsens Medienanstalt keine Online-Verstöße ahndet
(flurfunk-dresden.de, Klaus-Dieter Müller)
In zwölf Bundesländern sind die Landesmedienanstalten auch für Telemedien zuständig. Nur der Freistaat Sachsen und drei weitere Landesregierungen haben die Aufgabe an staatliche Behörden delegiert. Dies führt zu einer für die Nutzer kaum zu durchschauenden Gemengelage, so der “Flurfunk Dresden”: “Sie heißt zwar Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM). Aber für das, was die meisten Leute unter „neuen Medien“ verstehen, sind die Regelwächter erstaunlicherweise nicht zuständig. Wenn zum Beispiel ein sächsischer Privatsender auf seiner Website rechte Hetze verbreitet oder bei Facebook ein fragwürdiges Gewinnspiel startet: Dann ist es nicht Sache der Landesmedienanstalt, das zu unterbinden.”

5. Journalisten: Nutzt die neuen Werkzeuge, sonst tun es andere
(lousypennies.de, Stephan Goldmann)
Stephan Goldmann sieht Journalisten in der Pflicht, sich der Kommunikation mit den Lesern zu stellen: “Wenn Ihr den Auftrag als Vierte Macht im Staate noch ernst nehmt, dann geht dahin, wo es weh tut, wo die Konflikte der heutigen Zeit ausgetragen werden. Pegida, Verschwörungstheoretiker, Hetzpropaganda nutzen diese Werkzeuge mit Erfolg. Sie ihnen einfach zu überlassen, wäre der Tod des Journalismus zugunsten von Propaganda. Darum kämpft endlich um die Köpfe und Herzen der Leser – auf Social, in den Kommentarspalten und auf den Suchmaschinen.”

6. Der goldene Oktober der “Bild”
(twitter.com, Jörg Lorenz, Video 01:54 Min.)
Jörg Lorenz alias @A3803 hat sich die Wetterprognosen von @WetterExperte und @BILD angeschaut und eine visuelle Verifikation gebastelt.

Town Hall Meeting, Wachhund, Schabernack

1. “Die hässlichste Debatte der US-Geschichte”
(spiegel.de)
Beim “Town Hall Meeting” haben sich heute Nacht Hillary Clinton und Donald Trump um Dinge wie Trumps frauenfeindliche und sexistische Sprüche, Clintons E-Mail-Affäre und Pläne für Steuern und Einwanderung gestritten. Welcher Kandidat konnte im TV-Duell am meisten überzeugen? Der “Spiegel” fasst die Urteile einiger großer amerikanischer Medien zusammen.

2. Bittere Bilanz: 10 Jahre nach dem Mord an Anna Politkowskaja
(dw.com)
Vor zehn Jahren wurde die renommierte russische Journalistin und Menschenrechtlerin Anna Politkowskaja erschossen. Die Täter sind inzwischen verurteilt, die Auftraggeber bis heute unbekannt. Die “Deutsche Welle” blickt zurück.

3. «Wir wollen unser Baby wach, intelligent, ohne Bullshit»
(persoenlich.com, Edith Hollenstein)
Viele Jahre war der Schweizer Constantin Seibt Redakteur beim Schweizer “Tages-Anzeiger” (“Tagi”). Nun verlässt er die Zeitung und wagt mit einem Start-up im Medienbereich den Schritt in die Selbstständigkeit. “Unser Ziel dabei ist, dem Journalismus seinen Platz in der Demokratie zurückzugeben: als verlässlicher Wachhund. Wir wollen unser Baby wach, intelligent, ohne Bullshit. Das Kindchen muss groß genug sein, um Strahlkraft zu haben. Und eine Stimme in den wichtigsten Debatten. Und es muss schlank genug sein, um auf dem freien Markt überleben zu können.”

4. Die Relevanz der Langeweile
(de.ejo-online.eu, Kurt W. Zimmermann)
“Schon wieder eine Studie zur Medienqualität. Und schon wieder wissenschaftlicher Schabernack”, ächzt der Schweizer Journalist Kurt W. Zimmermann. Stein des Anstoßes ist das Schweizer “Medienqualitätsrating 2016”, mit dem das News-Angebot der 43 führenden Schweizer Zeitungen, Online-Sites, TV- und Radioangebote getestet wurde. Zimmermann bezeichnet es als “wissenschaftlichen Humbug”, Medien wie die “NZZ” und den “Blick” an denselben Kriterien zu messen. “Ich glaube, wir sollten unsere abgehobenen Medienwissenschaftler in die tägliche Medienrealität zurückholen. Wenn es nach ihnen ginge, dann hätten wir im Journalismus bald die höchste Qualität – und die höchste Langeweile.”

5. “Ich helfe, wo ich kann”
(sueddeutsche.de, Katharina Riehl & Ralf Wiegand)
Andreas Petzold war Reporter bei der “Münchner Abendzeitung”, gründete später die Frauenzeitschrift “Allegra” und war 14 Jahre lang Chefredakteur des Magazins “Stern”. Derzeit ist er Herausgeber von “Stern” und “Neon”. Im Interview mit der “SZ” spricht er über Krisen, Reiseziele als Titelgeschichten – und darüber, ob die einst so erfolgreiche, aber mittlerweile wackelnde Zeitschrift “Neon” noch zu retten ist.

6. @PolizeiSachsen: Kleingeist-Tweet führt zu Twitter-Diskussionen
(flurfunk-dresden.de)
Die sächsische Polizei hat es auf Twitter manchmal nicht leicht. Nach ihrem Tweet gegen das Verbreiten von Ressentiments und Sinnlos-Meldungen musste sie sich auch noch mit “Bild.de”-Chef Julian Reichelt rumschlagen, der ihr unterstellt, es auf “billigen Social-Media-Applaus” abgesehen zu haben.

Popper, AfD-Recherchereise, Dr. Sommer

1. Poppers Alptraum
(de.ejo-online.eu, Gerret von Nordheim)
Am Amoklauf in München habe sich gezeigt, welch zentrale und dabei ambivalente Rolle soziale Medien in der modernen Öffentlichkeit spielen, so Gerret von Nordheim in seiner Auswertung des Münchner Geschehens. Der Autor hat eine umfangreiche Netzwerkanalyse durchgeführt und Twitter ausgewertet. Ein Ergebnis seiner Beobachtungen: “Durch psychologische Effekte wie den Bestätigungsfehler, die kognitive Dissonanz oder die Gruppenpolarisierung werden soziale Medien so zu einem Zerrspiegel der Weltwahrnehmung. Es ist davon auszugehen, dass der Selektionseffekt individualisierender Algorithmen (die vielzitierte Filterblase) diese Effekte darüber hinaus katalysiert.”

2. loading: Recherchereise AfD in Mecklenburg-Vorpommern
(dirkvongehlen.de)
Crowdfunding-Experte Dirk von Gehlen macht auf ein spannendes Projekt aufmerksam: Die geplante AfD-Recherchereise von Raphael Thelen anlässlich der am 4. September in Mecklenburg-Vorpommern stattfindenden Landtagswahlen.

3. “Wir sind überzeugt, unserer Verantwortung nachgekommen zu sein”
(wuv.de, Jochen Kalka)
Jochen Kalka übt bei “W&V” Kritik an der Berichterstattung des “Spiegel” in Zusammenhang mit dem Münchner Amoklauf: Während sich Deutschlands Medien offen der Ethikdiskussion stellen und sich für die eine oder andere Berichterstattung über die letzten Terrorakte entschuldigen oder zumindest rechtfertigen, hält sich der “Spiegel” an keine Grenzen.” Beim “Spiegel” ist man sich keiner Schuld bewusst, wie man auf Nachfrage mitteilt.

4. Wie sollen Medien über Terroristen berichten?
(sueddeutsche.de, Joseph Hanimann)
Französische Medien wollen keine Fotos von Attentätern mehr zeigen und keine Namen mehr nennen. Kann das funktionieren, fragt Joseph Hanimann beschreibt den Stand der Debatte in Frankreich.

5. Reaktionen auf Hashtag-Regelungen bei Olympia: „Alles viel zu kompliziert“
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Das IOC hat mit den Regeln für Hashtags und Social-Media-Nutzung bei den Olympischen Spielen für einigen Wirbel und vor allem Spott und Frust gesorgt. Einige Athleten haben bereits angekündigt, auf Berichte von den Olympischen Spielen zu verzichten, da sie den Ausschluss befürchten. Nun versucht sich Michael Vesper vom Deutschen Olympischen Sportbund an einer Klarstellung.

6. Entdeckt (61): Sommerloch 2016: Dr. Sommer drückt sich – und Frau Fischer trägt jetzt Tischdecke
(kioskforscher.wordpress.com, Markus Böhm)
“Kioskforscher” Markus Böhm mit Kurzkritiken zu “Dr. Sommer”, “Bock” und dem “Straßen Journal Deutschland”. Visuelles Highlight seines Beitrags: Die zusammengephotoshoppten nur leicht variierten Cover vom “Goldenen Blatt” und Co.

7. Aus „seit“ und „seid“ wird „seidt“? MDR aktuell sitzt Fake-Meldung auf
(flurfunk-dresden.de)
“Oh, das ist peinlich: In einem Radio-Beitrag zu “20 Jahre Rechtschreibreform” berichtet MDR aktuell, dass es künftig eine einheitliche Form von “seid” und “seit” geben soll: “seidt”. … Blöd nur, dass die Meldung überhaupt nicht stimmt. Vielmehr ist man beim MDR dem Satire-Portal Der Postillon aufgesessen.”

Verhaftungswelle, VG-Wort-Tauziehen, Mario Barth

1. “Le Monde” zeigt keine Bilder von Terroristen mehr
(sueddeutsche.de)
Die “SZ” informiert über die neue Berichterstattungspraxis der französischen Tageszeitung “Le Monde”. Diese wolle zukünftig keine Bilder mehr von Terroristen veröffentlichen und auf die Wiedergabe von IS-Propagandamaterial verzichten. So wolle man “eventuelle Effekte der posthumen Glorifizierung” vermeiden.

2. Massenhafte Haftbefehle gegen Journalisten
(reporter-ohne-grenzen.de)
“Reporter ohne Grenzen” berichtet über die neue Verhaftungswelle gegen Journalisten in der Türkei. In den vergangenen Tagen habe die türkische Justiz gegen rund 90 Medienschaffende Haftbefehle erlassen, einige davon seien bereits vollzogen. “RoG”-Geschäftsführer Mihr dazu: “Die massenhaften Haftbefehle der vergangenen Tage zielen unmissverständlich darauf, unbequeme Journalisten mundtot zu machen. Das Versprechen der Regierung in Ankara, trotz des Ausnahmezustands Grundrechte wie die Pressefreiheit zu achten, ist offensichtlich keinen Pfifferling wert. Die Hexenjagd auf kritische Journalisten in der Türkei muss sofort aufhören.”

3. „Die postredaktionelle Gesellschaft“
(taz.de, Amna Franzke)
Der Medienethiker und Theologe Alexander Filipović ist Inhaber des deutschlandweit ersten Lehrstuhls für Medienethik. Seine Schwerpunkte: Die Ethik digitaler Öffentlichkeiten und die Zukunft des Journalismus. Amna Franzke hat sich mit dem Medienethiker über Öffentlichkeit, Tempo, Verantwortung und die “redaktionelle Gesellschaft” unterhalten, von der wir weit entfernt seien: “Die redaktionelle Gesellschaft ist als Utopie zu verstehen: Alle Leute können kompetent über die Folgen ihrer öffentlichen Kommunikation nachdenken und danach handeln. Faktisch erleben wir das Gegenteil: die postredaktionelle Gesellschaft. Wir haben keine Redaktionen für unsere öffentliche Kommunikation. Wozu das führt, haben wir nach dem Attentat in Nizza gesehen und jetzt in München. Die Menschen halten ihre Kamera drauf und verbreiten Fotos, Videos und Falschmeldungen rasend schnell.”

4. Richtungsstreit in der VG Wort
(irights.info, Henry Steinhau)
Laut “irights.info” entwickelt sich in der VG Wort ein Tauziehen darum, wie es mit der Verwertungsgesellschaft weitergehen soll. Autoren würden sich gegen die Verlegerbeteiligung wenden und einen Umbau der Mitbestimmung fordern. Auf der anderen Seite würden Vorstand und Verlage den Gesetzgeber drängen, die Verlegerbeteiligung zu legalisieren. Auslöser des Streits ist das jüngste Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH), das die Rechtswidrigkeit der Verlegerbeteiligung an den Autorenvergütungen feststellte.

5. Forderung nach Nachrichtenkanal − ARD: Können schnell reagieren
(newsroom.de)
In den letzten Tagen tauchten immer wieder Forderungen nach einem neu einzurichtenden Nachrichtenkanal der Öffentlich-Rechtlichen auf, der rund um die Uhr berichtet. Nun hat sich der Gründungsintendant des Deutschlandradios, Ernst Elitz, in die Diskussion eingeschaltet und schließt sich dieser Forderung an.

6. „Schmähkritik“: Krah fordert Unterlassung von „DNN“
(flurfunk-dresden.de, Dirk Birgel)
Laut dem Dresdner Medienblog “Flurfunk” hat der Dresdner Anwalt und CDU-Kreisvorstandsbeisitzer Maximilian Krah den “Dresdner Neueste Nachrichten” ein Anwaltsschreiben zukommen lassen, in dem er Gegendarstellung, Widerruf, Unterlassung und Schadensersatz fordert. Krah hatte während des Münchner Amoklaufs einen (mittlerweile gelöschten) Tweet abgesetzt, der für bundesweite Kritik sorgte.

7. Antwort auf Mario Barths jüngste “Medienkritik”
(facebook.com, Lorenz Meyer)
Mario Barth hat sich mit einer Kritik an den “Medien” (Anführungszeichen von ihm) zu Wort gemeldet. Anlass sind die Reaktionen auf seinen vorherigen Facebook-Post (“Es wird immer schwieriger zu schreiben, wie man etwas empfindet, da man entweder dann ein “Hetzer”, ein “Angstverbreiter”, ein “Natzi”, ein “Publizist” oder ein “Idiot” ist.”) Nach einer ersten Reaktion, hat 6vor9-Kurator Lorenz Meyer nun einen Antwortbrief an den Comedian verfasst. Um besser verstanden zu werden, in der Sprache des Bühnenkünstlers, also auf “MarioBarthinisch”.

Gegenlesen, Autorisierung, VR-Reportagen

1. Gegenlesen? Nein danke!
(meta-magazin.org, Alexander Mäder)
Der Wissenschaftsjournalist Alexander Mäder (“Stuttgarter Zeitung”) schreibt in einem längeren Fachbeitrag über das “Gegenlesen”. Ist es ein Verstoß gegen die Berufsehre, oder dient es der Qualitätssicherung, wenn man als Journalist seinen Artikel der Gegenseite zur Kontrolle vorlegt? Zu diesem Thema hat Mäder eine nicht-repräsentative Umfrage unter Wissenschaftlern, Pressesprechern und Journalisten gestartet und berichtet von den Ergebnissen. Am Ende spricht er sich für die Errichtung von “Rechercheclubs” aus, die eine neue Form von gesellschaftlich relevantem Wissen hervorbringen könnten.

2. “Im Zweifel nicht drucken”
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der “Deutsche Journalisten-Verband” hat einen aktuellen Fall (Konflikt zwischen Frauke Petry, AfD und dem “Mannheimer Morgen”) zum Anlass genommen, auf die von ihm beschlossenen Leitlinien zur Autorisierung von Interviews hinzuweisen. Nachträgliche Änderungen des Interviewten seien nur in beschränktem Rahmen möglich. Änderungen, die die Authentizität des Interviews oder einen wesentlichen Aussagengehalt konterkarieren würden, könnten von der Redaktion abgelehnt werden. Der DJV rät den Journalistinnen und Journalisten, standhaft zu bleiben und im Zweifelsfall auf die Veröffentlichung eines Interviews zu verzichten.

3. Als Zuschauer mittendrin: Der 360-Grad-Journalismus
(boris-haenssler.de)
Hinter “StoryUp” verbirgt sich ein Team von Virtual-Reality-Reportern, die beeindruckende Videoreportagen in 360-Grad-Technik erstellen. Gründerin Sarah Hill erzählt im Interview von ihren Reportage-Ausflügen in die virtuelle Realität und spricht über den technischen Wandel und die Besonderheiten und Risiken (zum Beispiel drohende Übelkeit bei empfindlichen Zuschauern). Im Beitrag verlinkt sind faszinierende Beispiele, in denen man sich bei laufendem Video via Maus um die eigene Achse drehen kann, und das gesamte Umfeld zu Gesicht bekommt.

4. Funkturm: „Soll jetzt Lutz Bachmann ein Praktikum bei uns machen?“
(flurfunk-dresden.de, Nicole Kirchner & Peter Stawowy)
Langfassung eines Gesprächs, in dem drei Medien-Fachleute aus Sachsen nach Lösungen ringen, wie man das Bild der Presse in der Bevölkerung verbessern kann und mit der Wut auf die Medien umgehen soll. Man merkt den Gesprächspartnern das Bemühen an, die “Lügenpresse”-Rufer zu erreichen. Andererseits wird die komplizierte und verfahrene gesellschaftspolitische Gemengelage deutlich, und an manchen Stellen schimmern Hilf- und Ratlosigkeit durch. Ein Gespräch, das auch außerhalb von Sachsen seine Bedeutung hat.

5. Die Journalisten-Rausbilder
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz kennt den Medienbetrieb aus vielen Blickwinkeln. Er bekleidete führende Positionen bei Presse und Fernsehen, ist Autor verschiedener Fachpublikationen und war lange Zeit an der privatwirtschaftlichen und universitären Ausbildung von Journalisten beteiligt. Im Sommer geht nun sein Lehrauftrag in Passau zu Ende; ein Anlass, ein paar deutliche Worte über die Journalistenausbildung an den deutschen Hochschulen zu verlieren. Interessant für alle, die etwas über den Beruf als solches erfahren oder gar selbst Journalismus studieren wollen.

6. Man darf grundsätzlich alle Fragen stellen.
(planet-interview.de, Kaspar Heinrich)
Katrin Müller-Hohenstein moderiert seit zehn Jahren “Das aktuelle Sportstudio” (ZDF). Im Interview erzählt sie von ihren Anfängen als “Quotenfrau” und was sich im Lauf der letzten zehn Jahre alles geändert hat. Zum Beispiel das Verhalten der Gesprächspartner, die im Verlauf der Zeit vorsichtiger geworden seien: “Den Profi-Fußballern, die heute ja einen unglaublichen Kultstatus genießen, fliegt ein falscher Nebensatz innerhalb kürzester Zeit so dermaßen um die Ohren, dass sie gut beraten sind, sich zurückzuhalten.” Auf die Einbindung von Social Media in ihrer Sendung angesprochen, äußert sie sich eher lakonisch. Und: Sie selbst “mache da nicht mit”.

Bild  etc.

“Ich dachte, es gibt ethische Grenzen”

Als Vorsitzender des Vereins “Krisenintervention und Notfallseelsorge Dresden” hat Tom Gehre in den vergangenen Tagen einige Angehörige der Opfer des Anschlags in Istanbul betreut. Am Samstag hat er bei Facebook ein paar Gedanken zum Verhalten der Medien aufgeschrieben, die wir mit seinem Einverständnis auch hier veröffentlichen.

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In der Regel äußern wir uns nicht im Detail zu unseren bisherigen Einsätzen oder lassen die Öffentlichkeit an unserer Meinung teilhaben. Doch leider wirft der Einsatz im Zusammenhang mit den Terroranschlägen in Istanbul neben seiner Tragik noch einen zusätzlichen negativen Schatten voraus. Der Umgang der Medien mit den Angehörigen der Opfer.

Wir weisen darauf hin, dass die Angehörigen über dieses Schreiben informiert wurden und ihre Zustimmung einer Veröffentlichung erteilten. Wir können auch nur über die Vorfälle hier in Dresden urteilen.

Mein Name ist Tom Gehre, ich bin Vorsitzender des Vereins Krisenintervention und Notfallseelsorge Dresden e.V.. Seit 7 Jahren bin ich in diesem Bereich tätig, habe unzählige Einsätze absolviert, auch Einsätze, die von einem scheinbar „hohen öffentlichen Interesse“ waren.

Als eine Kollegin und ich den Einsatzauftrag in der Nacht 12./13.01.2016 zum Überbringen der Todesnachricht gemeinsam mit der Polizei an die Angehörigen erhielten und durchführten, klärten wir in der Krisenintervention die Angehörigen u.a. darüber auf, wie mit der Presse umgegangen werden sollte und was auf sie zukommen könnte. Doch was die nächsten zwei Tage passierte, hatten wir in dieser Form noch nie erlebt.

Es wurde von mehreren lokalen, überregionalen und internationalen Medien versucht, mit den Angehörigen Kontakt aufzunehmen, von Telefonanrufen bis Klingeln an der Haustür, oder bei Nachbarn und deren Befragung. Es wurden Fotos von dem Haus der Betroffenen geschossen. Des Weiteren wurden Angehörige bedrängt, über den Anschlag zu sprechen und Auskunft zu geben. Es wurden Worte, die gesagt wurden, falsch dargestellt und die Hilflosigkeit der Angehörigen schamlos ausgenutzt, um über den an Sinnlosigkeit kaum zu überbietenden Terrorakt gegenüber Menschen noch mehr sinnlose Artikel zu schreiben. Meiner Meinung nach werden deutliche Grenzen überschritten, und dies hat nichts mehr mit seriösem und ethischem Journalismus zu tun. Hier besteht auch kein „öffentliches Interesse“ mehr.

Mir ist durchaus bewusst, dass die Öffentlichkeit ein Recht darauf hat, über dieses Ereignis informiert zu werden. Das betrifft aber meiner Meinung nach das Ereignis an sich und nicht die Privatsphäre der Angehörigen. Worin besteht der Sinn, einen Eingang mit Hausnummer von Angehörigen in einer Zeitung abzulichten? Worin besteht der Sinn, die privaten familiären Umstände zu kennen?

Der Sinn ist für mich persönlich nicht erkennbar. Erkennbar ist für mich ganz deutlich, wie sehr die Angehörigen leiden, wie sie versuchen, die Tage zu überstehen und irgendwie das Unfassbare zu realisieren. Sie wollen selbst entscheiden, wie sie mit ihrer Hilflosigkeit und Trauer umgehen, und plötzlich wird ihr einziger privater Rückzugsort, ihre Wohnung, durch ständige Anrufe, Klingeln oder Fragen an der Tür öffentlich.

Ich weiß nicht, ob es wirklich sein muss, dass für diesen Preis die Rücksicht gegenüber Angehörigen nach Todesfällen so wenig Beachtung findet. Ich bin mir im Klaren darüber, dass auch Vertreter von der Presse ihren Beruf ausüben müssen, dass sie ihr Geld dadurch verdienen, aber wird hier nicht eine Grenze überschritten, wenn man anfragt und ein Nein seitens der Angehörigen nicht akzeptiert? Wenn trotz eines Neins versucht wird, die Angehörigen zu fragen und auf ein Interview gedrängt wird? Wenn trotz eines Neins einfach in die Wohnung gegangen wird, nachdem ein Angehöriger fast zusammenbricht, weil an der Haustür auf ihn eingeredet wurde?

Mich macht dies unheimlich traurig und wütend zugleich! Ich dachte, wir wären alle Menschen mit Herz und Verstand, doch scheinbar habe ich mich diesbezüglich getäuscht. Ich dachte, es gibt ethische Grenzen, die eingehalten werden. Ich will einfach nicht verstehen, dass scheinbar kaum Empathie herrscht, die Vorstellung, wie sich Angehörige wohl fühlen mögen, wenn plötzlich auf der Titelseite Bilder von ihren Verstorbenen auftauchen oder ihr privates Haus abgelichtet wurde. Es macht sie wütend, sie haben Angst, und das, obwohl sie doch schon so viel Wut für das Ereignis empfinden.

Mir ist bewusst, dass dieses Schreiben leider an der Situation nichts mehr ändert und auch in Zukunft nichts ändern wird. Aber ich persönlich sehe mich in der Pflicht, auf solche schweren Missstände hinzuweisen, darauf aufmerksam zu machen, und vielleicht erreicht es doch den ein oder anderen, der sein Verhalten überdenkt oder das nächste Mal anders handelt.

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Siehe auch: Die Opfer der “Bild”-Zeitung

Mit Dank an flurfunk-dresden.de.

Überwältigungsjournalismus, Ronzheimer, Katzenalter

1. Berichterstatter als Stimmungsmacher
(nzz.ch, Heribert Seifert)
In den letzten Wochen habe in Deutschland ein “monothematischer Überwältigungsjournalismus” stattgefunden, “der bei der Massenmigration nur eine zugelassene Haltung kannte.” So lautet jedenfalls die Ferndiagnose aus der Schweiz von Heribert Seifert. Er wirft den deutschen Medien vor, sich in “moralische und emotionale Ekstasen” hineingesteigert zu haben. Als Positivbeispiel nennt er einen Gastbeitrag in der “FAZ”, der vergangene Woche bei “6 vor 9” heftig kritisiert wurde (Link 5).

2. Betrunkene Asylheimkritiker
(lauterbautzner.eu, Veselin)
Wie soll man die Leute bloß nennen, die in Freital, in Heidenau oder aktuell in Bischofswerda vor Flüchtlingsheimen stehen, dumpfe Parolen ablassen und auch mal den Arm zum Hitlergruß strecken? “Rechte”? “Asylheimkritiker”? “Neonazis”? Die Seite “lauterbautz’ner” kritisiert die Wortwahl der “Sächsischen Zeitung” — und bekommt eine Antwort der zuständigen Redaktion. In einem anderen Fall ist Blogger Olaf Meyer nicht einverstanden mit dem Vorgehen des MDR. Der “Flurfunk Dresden” fasst beide Sprachkritiken zusammen.

3. China is open to the world’s media, Xi Jinping tells Rupert Murdoch
(theguardian.com, Fergus Ryan, englisch)
Die Websites von “New York Times” und “Bloomberg” sind in China geblockt, eine “Zeit”-Mitarbeiterin wurde neun Monate gefangen gehalten, das Land gilt nicht unbedingt als Hochburg der Pressefreiheit. Trotzdem will Rupert Murdoch nach China expandieren und hat sich nun von Präsident Xi Jinping zusichern lassen, dass man ausländische Medien willkommen heiße.

4. Rauch, Gefahr, Krise: Ich Selfie, also bin ich
(dwdl.de, Hans Hoff)
Aus “The medium is the message” sei “The man is the message” geworden, sagt Hans Hoff und ist neidisch auf “Selfie-Reporter” Paul Ronzheimer: “Ich will einfach nur ins Bild und klasse aussehen. So wie der ‘Bild’-Man of the year Paul Ronzheimer, von dem ich bald alles weiß. Ultracoole Sau, dieser Typ. The next Elyas M’Barek quasi.”

5. Was Pauschalisten jetzt wissen müssen
(journalist.de, Monika Lungmus)
Seit einiger Zeit prüfen Zoll und Rentenversicherung deutlich intensiver, ob Pauschalisten tatsächlich selbstständig sind oder nicht doch die Aufgaben von Redakteuren übernehmen und damit illegal beschäftigt wären. Was sind die Kriterien für Scheinselbstständigkeit? Wer haftet, wenn der Betrug auffliegt? Lohnt eine Festanstellungsklage? Michael Hirschler vom DJV beantwortet die wichtigsten Fragen.

6. Woher weiß Google, wann meine Katze stirbt?
(konradlischka.info)
Die Katze von Konrad Lischka wird 15 Jahre alt. Sagt jedenfalls Google. Und die Suchmaschine sagt auch, dass er zum Abnehmen eine Low-Carb-Diät wählen soll. Lischka wundert die Bestimmtheit der Antworten auf verschiedene Fragen, ohne dass Google eine eindeutige Quelle angibt. Das sei eine “grundlegende Veränderung der Funktionen” von Suchmaschinen: “Sie werden selbst zu Quellen statt auf Quellen zu verweisen.”

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