“Stern”-Titelbild, “Bild” stalkt Markus Lanz, Heizungsgesetz

1. Schreibt sie nicht größer als sie sind
(belltower.news, Simone Rafael)
Seit es die AfD gibt, gehen die Meinungen von Journalistinnen und Journalisten darüber auseinander, wie eine verantwortungsvolle Berichterstattung über die Partei aussieht: Sollte man ihre Provokationen und Tabubrüche ins Leere laufen lassen und mit Nichtbeachtung reagieren? Oder sollte man darüber berichten, womöglich etwas dagegensetzen, aber damit riskieren, sie größer und wichtiger zu machen? Simone Rafael nimmt das aktuelle “Stern”-Cover, auf dem AfD-Bundessprecherin Alice Weidel groß abgebildet ist, zum Anlass, darüber nachzudenken.

2. Mediale Mythen zum Heizungsgesetz
(deutschlandfunk.de, Ann-Kathrin Büüsker & Mirjam Kid, Audio: 5:58 Minuten)
Dass zum geplanten Heizungsgesetz viele Mythen und Falschinformationen in Medien herumgeistern, liegt nach Ansicht von Ann-Kathrin Büüsker aus dem Hauptstadtstudio des Deutschlandfunks an der Arbeitsverdichtung von politischen Journalistinnen und Journalisten, aber auch an der starken Personalisierung von Themen: “Die Frage, wer sich wo durchgesetzt hat, ist eine sehr häufige – auch weil sie sich schneller beantworten lässt als die Frage nach konkreten Inhalten. Und das führt dann auch dazu, dass Falschinformationen eine viel größere Chance haben: wenn die Debatte sich mehr auf Personen fokussiert und weniger auf Inhalte.”

3. “Bild” stalkt Markus Lanz über mehrere Tage und bis zur Schule seiner Kinder
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Wie Boris Rosenkranz bei “Übermedien” berichtet, stellt “Bild” dem ZDF-Moderator Markus Lanz nach, beschattet ihn regelrecht und verfolgt ihn sogar bis zur Schule seiner Kinder. Lanz’ Medienanwalt Christian Schertz werde dagegen umfassende rechtliche Schritte einleiten, “auch um präventiv so etwas für die Zukunft zu unterbinden”. Rosenkranz hat sich angeschaut, wer für diese Art von Berichten bei “Bild” verantwortlich ist und wie kaltschnäuzig nachträgliche Löschungen oder Schwärzungen offenbar einkalkuliert werden.

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4. Verleger-Klage gegen Nationales Gesundheitsportal erfolgreich
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Noch unter der alten Bundesregierung startete das Gesundheitsministerium ein Onlineportal mit “verlässlichen Informationen für Ihre Gesundheit”. Die Verlagsbranche sah dies als einen “einmaligen und neuartigen Angriff auf die Pressefreiheit”, und der Wort & Bild Verlag (unter anderem Herausgeber der “Apotheken Umschau”) ging dagegen juristisch vor. Uwe Mantel fasst den Streit zusammen und berichtet über den Ausgang.

5. Hinter den Kulissen des Reisejournalismus
(fachjournalist.de, Ulrike Bremm)
Im Gespräch mit dem “Fachjournalist” betont die renommierte Reisejournalistin Stefanie Bisping die Bedeutung von Tiefe und menschlichen Geschichten im Reisejournalismus. Obwohl sie den Stellenwert des Reisens für authentische Geschichten hervorhebt, schreibe sie ihre Artikel meistens zu Hause. Bisping rät angehenden Reisejournalisten und -journalistinnen, einen eigenen Stil zu entwickeln und sich auf unterhaltsame, tiefgründige Geschichten zu konzentrieren.

6. «Den Menschen ist bewusst: Mit dieser sprachlichen Änderung müssen sie auch ihr Weltbild ändern»
(republik.ch, Marie-José Kolly)
Es ist auffällig, dass sich rechte Parteien aus all den drängenden nationalen und globalen Problemen ausgerechnet ein Thema wie das Gendersternchen herauspicken, um es in den Mittelpunkt von Kampagnen zu stellen. Im Interview mit der Schweizer “Republik” erklärt der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch, warum sich Politikerinnen und Politiker so auf das Thema stürzen, wie mit Sprache Politik gemacht wird und welche Argumente aus seiner Sicht für die Verwendung des Gendersternchens sprechen.

Medienschaffende auf der Flucht, Meta im Fediverse, Schrott-Websites

1. Neue RSF-Karte zeigt Flucht- und Aufnahmeländer
(reporter-ohne-grenzen.de)
Wie die Organisation Reporter ohne Grenzen mitteilt, habe man erstmals Migrationsbewegungen von Medienschaffenden visualisiert, die aus Sicherheitsgründen aus ihren Heimatländern fliehen mussten (PDF): “Auf der Karte sind Gebiete markiert, in denen es bewaffnete Konflikte gibt, wie in der Ukraine, im Sudan oder in Syrien. Sie zeigt außerdem, wo es zuletzt zu Spannungen und politischen Unruhen gekommen ist, welche die Verfolgung kritischer, unabhängiger Medienschaffender begünstigt haben.”

2. Zoff um die Zukunft des Fediverse
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Viele, die von der Entwicklung bei Twitter enttäuscht sind, haben sich über die Gerüchte gefreut, dass Meta, das Unternehmen hinter Facebook, WhatsApp und Instagram, an einer Twitter-Alternative bastele. Zumal diese auf dem freien Fediverse basieren soll, das auch die Grundlage für Mastodon darstellt. Hinter den Kulissen tobe jedoch eine heftige Debatte um die Gefahren und Risiken, wie Markus Reuter in seinem Beitrag sachverständig erklärt.

3. Polizei-SS-Vergleich bei Facebook strafbar
(rsw.beck.de)
Der Pressesprecher der Hamburger Polizei muss es sich nicht gefallen lassen, in Sozialen Medien mit einem SS-Obersturmführer samt SS-Abzeichen und Totenkopf in Verbindung gebracht zu werden, wie “beck-aktuell” berichtet. Das habe jedenfalls das Oberlandesgericht Hamm rechtskräftig entschieden und von einem unsäglichen Vergleich mit einem SS-Verbrecher gesprochen.

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4. Mehr als 200 neue Schrott-Websites: Kommen jetzt die AI Content Farmen?
(omr.com, Roland Eisenbrand)
Ob “World Today News”, “County Local News” oder “Alaska Commons”, überall auf der Welt entständen Nachrichtenseiten, die teilweise geradezu schlampig mit Inhalten von Künstlichen Intelligenzen gefüttert würden. Schlampig auch deshalb, weil in den Texten oft versehentlich auf ChatGPT als Autor verwiesen wird. Roland Eisenbrand wollte wissen, wie diese Seiten Traffic generieren und wie sie versuchen, Geld zu verdienen.

5. Telegram bekommt eine Stories-Funktion
(spiegel.de)
Telegram unterscheidet sich von anderen Messengern wie WhatsApp dadurch, dass Gruppenchats bis zu 200.000 Mitglieder haben können. Das hat zur Folge, dass viele Telegram als eine Art Alternativmedium nutzen, zumal bei bedenklichen Inhalten noch weniger eingegriffen wird als bei anderen Plattformen. Nun soll Telegram eine sogenannte Stories-Funktion erhalten, die Dienste wie Snapchat, Instagram oder WhatsApp bereits haben.

6. Journalistin wird nach Frage an Modi im Netz schikaniert
(faz.net)
Die White House Correspondents’ Association unterstützt eine Journalistin, die nach einer kritischen Frage an den indischen Premierminister Narendra Modi online angefeindet wird. Modi, der seit 2014 Premierminister Indiens ist und häufig wegen der Einschränkung von Demokratie und Pressefreiheit kritisiert wird, hatte während eines Besuchs bei US-Präsident Joe Biden eine seltene Pressekonferenz gegeben und Fragen zur Sicherheit von Minderheiten und zur Meinungsfreiheit beantwortet.

“Breaking-News”-Situationen, Kritisierte Abhöraktion, KI-Radio

1. Tagesschau24 bringt Nachrichten “rund um die Uhr”, aber nicht den ganzen Tag
(uebermedien.de, Frederik von Castell)
In “Breaking-News”-Situationen wie dem Aufstand des russischen Warlords Jewgeni Prigoschin gegen die russische Militärführung wird häufig Kritik an der ARD, dem ZDF und dem öffentlich-rechtlichen Nachrichtensystem allgemein laut. Vor allem in Sozialen Medien werden dann gern Screenshots herumgereicht, die belegen sollen, dass sich in den Sendern niemand um die eigentlich wichtigen Themen kümmert, und dass beispielsweise statt aktuellen Infos aus Russland Dino-Dokus gezeigt werden. Ist der Vorwurf berechtigt? Frederik von Castell ist der Sache nachgegangen, hat auch beim NDR nachgefragt und eine, nun ja, selbstbewusste Antwort erhalten.

2. Der BJV fordert Aufarbeitung der Abhöraktion gegen ein Pressetelefon der “Letzten Generation”
(bjv.de)
Wie gestern in den “6 vor 9” berichtet, hat das bayerische Landeskriminalamt die “Letzte Generation” überwacht, was sich offenbar auch auf die Kommunikation mit Journalistinnen und Journalisten erstreckte. Nun meldet sich der Bayerische Journalisten-Verband zu Wort: “Wenn der Staat vertrauliche Telefonate mit Journalisten abhört, zerstört er die Grundlage für unsere Berichterstattung. Es muss jetzt umgehend aufgeklärt werden, wie es zu der Fehleinschätzung kommen konnte, Gespräche mit der Presse zu überwachen. Wir müssen wissen, ob die aufgezeichneten Telefonate mit Journalistinnen und Journalisten umgehend gelöscht oder weiterverwertet wurden.”

3. Vielfalt und Wettbewerb im Lokaljournalismus: Das Beispiel Dortmund
(de.ejo-online.eu, Johanna Mack)
Johanna Mack fasst eine Veranstaltung des Pressevereins Ruhr zusammen, bei der Medienschaffende die Situation der Lokalmedien in Dortmund und Umgebung seit dem Ende der “Westfälischen Rundschau” vor zehn Jahren diskutierten: Wie hat sich der Lokaljournalismus vor Ort verändert? Wie haben sich die Entwicklungen der vergangenen Jahre auf die Qualität der angebotenen Medieninhalte, die Meinungsvielfalt und die Demokratie ausgewirkt?
Transparenzhinweis: Auf dem Podium saß auch ein Vertreter von “RUMS”, dem digitalen journalistischen Angebot aus Münster. Dessen Chefredakteur Ralf Heimann hat bei uns unter anderem die Reihe “Kleine Wissenschaft des Fehlers” zur Fehlerkultur in Medien veröffentlicht.

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4. Alica Jung – ZDF-Reporterin und Moderatorin bei ZDFheute Live
(podcasters.spotify.com, Lisabell Shewafera, Audio: 35:59 Minuten)
In der aktuellen Ausgabe des Podcasts “Inside Medien” ist die ZDF-Reporterin Alica Jung zu Gast, die als “crossmediale Korrespondentin” im ZDF-Studio Washington arbeitet. Lisabell Shewafera nutzte die Gelegenheit und stellte Jung viele Fragen zu ganz praktischen Dingen des journalistischen Alltags und zu nützlichen Tipps für Medien-Interessierte.

5. bigFM will erstes KI-gesteuertes Radioprogramm Deutschlands starten
(radioszene.de)
Wie in der “Radioszene” zu lesen ist, will der private Hörfunksender bigFM im September dieses Jahres mit einem Radioprogramm an den Start gehen, das von einer Künstlichen Intelligenz generiert wird. Die technische Basis soll eine Softwarelösung namens RadioGPT eines US-Unternehmens bilden. Eine Verantwortliche des Senders kommentiert: “Das Komplexeste für uns wird neben der technologischen Umsetzung der eigene Rahmen für den ethischen Umgang mit diesen neuen Möglichkeiten sein. Und das alles steht und fällt natürlich mit der Frage: wie gut und emotional sind die deutschen Stimmen, die wir noch entwickeln?”

6. Fox News benennt Nachfolger für Scharfmacher Tucker Carlson
(spiegel.de)
Der US-amerikanische Fernsehsender Fox News hat sich vor einiger Zeit von seinem Zugpferd und Quotenbringer getrennt, dem rechtslastigen und zu Verschwörungserzählungen neigenden Moderator Tucker Carlson. Lange Zeit war unklar, wer dessen Nachfolger wird, doch das ist nun vorbei: Neuer Primetime-Moderator soll der 44-jährige Jesse Watters werden, der ebenfalls als sehr umstritten gilt.

Gespräche mit “Letzter Generation” abgehört, Ende für “nd”?, Blackbox

1. Gespräche der “Letzten Generation” mit Journalisten abgehört
(tagesspiegel.de, Alexander Fröhlich)
Alexander Fröhlich kommentiert im “Tagesspiegel” die jüngst bekannt gewordene Überwachung von Mitgliedern der Gruppe “Letzte Generation” durch das Landeskriminalamt Bayern, die sich offenbar auch auf die Kommunikation mit Journalistinnen und Journalisten erstreckte: “Es muss geklärt werden, wie Polizei und Justiz diesen Angriff auf die Pressefreiheit überhaupt in Erwägung ziehen konnten. Der Verfolgungseifer muss überaus groß gewesen sein, dass niemand die Reißleine zog. Die Ermittler können sich jetzt gewiss sein, dass ihr Vorgehen von den Medien noch kritischer hinterfragt wird.”

2. Facebook-Moderator kritisiert Jobbedingungen – und darf nicht mehr arbeiten
(spiegel.de, Patrick Beuth)
Content-Moderator Cengiz Haksöz sorgt dafür, dass Facebook-Nutzerinnen und -Nutzer beispielsweise keine Enthauptungsvideos auf dem Netzwerk sehen können und müssen. Wie man sich vorstellen kann, ist die Arbeit der rund 5.000 Content-Moderatoren und -Moderatorinnen in Deutschland für sie selbst extrem belastend, im Einzelfall macht sie sogar krank. Über die Umstände dieser Tätigkeit sprach Haksöz kürzlich vor dem Digitalausschuss des Bundestags und erhielt als Reaktion seines Arbeitgebers, eines kanadischen Dienstleisters, prompt ein Hausverbot und die sofortige Freistellung.

3. Vor dem Aus?
(taz.de, Johannes Drosdowski)
Die Mitgliederversammlung der nd.genossenschaft hat sich am Samstag einstimmig für eine Rettungskampagne der Tageszeitung “nd” ausgesprochen, denn die Lage sei dramatisch. Angesichts von rund 400.000 Euro weniger Einnahmen als geplant und rund 200.000 Euro höheren Kosten liege das aktuelle Defizit bei 635.000 Euro, so Vorstandsmitglied und Geschäftsführer Rouzbeh Taheri. Man habe sich nun zu bitteren Kürzungen und tiefen Einschnitten entschlossen.

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4. Müssen Medien strenger hinsehen?
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz, Audio: 34:15)
Angeregt durch einen Hörer, der sich vom Deutschlandfunk (Dlf) eine konstruktivere Berichterstattung wünscht, diskutieren der Medienwissenschaftler Uwe Krüger, Dlf-Nachrichtenchef Marco Bertolaso und Brigitte Baetz von “Mediasres” über das Thema Konstruktiver Journalismus und die damit verbundenen Vor- und Nachteile.

5. Recherche in der Blackbox
(journalist.de, Sonja Peteranderl)
“In einer zunehmend digitalen geprägten Gesellschaft sollte es auch zur zentralen Aufgabe von Journalismus zählen, [zur Funktionsweise von Algorithmen] zu recherchieren, diskriminierende Effekte offenzulegen, die Aktivitäten von Akteuren wie Regierungen, Behörden oder Softwareherstellern zu beleuchten”, fordert Sonja Peteranderl in ihrem Beitrag über das sogenannte Algorithmic Accountability Reporting.

6. Macht Künstliche Intelligenz Journalisten überflüssig?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 25:02 Minuten)
Holger Klein hat sich mit Christina Elmer, Professorin für Digitalen Journalismus und Datenjournalismus an der TU Dortmund, über die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf die Medienbranche unterhalten: “Wie viel von der aktuellen Aufregung ist bloß ein vorübergehender Hype? Wie sehr verändern verschiedene Formen von Künstlicher Intelligenz tatsächlich die Arbeit von Journalisten? Welche ethischen Grundsätze gelten in Zukunft?”

KW 25/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug, diesmal mit dem Schwerpunkt auf der zurückliegenden Jahreskonferenz der Journalistinnen- und Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Machtmissbrauch, Imageschaden, Braindrain – Wohin geht’s mit Springer?
(youtube.com, Silke Burmester, Video: 53:13 Minuten)
Bei der Podiumsdiskussion zur Zukunft des Axel-Springer-Verlags geht es unter anderem um die strukturellen Probleme der Redaktionen von “Bild” und “Welt”: Wie unabhängig können Journalistinnen und Journalisten bei Springer arbeiten, und welche Rolle spielen dabei der Verleger Mathias Döpfner und die Chefredaktionen? Welche Folgen hat es, wenn immer mehr Recherchejournalisten und -journalistinnen das Unternehmen verlassen, und der Verlag Schwierigkeiten hat, qualifiziertes Personal zu finden? Es diskutieren Anette Dowideit, stellvertretende Chefredakteurin von “Correctiv” und zuvor Mitarbeiterin der “Welt”, Journalistikprofessor Volker Lilienthal und Pia Stendera, Reporterin, Autorin und Podcasterin (“Boys Club – Macht & Missbrauch bei Axel Springer”).

2. Schon lange geplant? Die Zerschlagung von Gruner+Jahr und die Folgen
(youtube.com, Steffen Grimberg, Video: 1:00:23 Stunden)
Gruner + Jahr war einst ein Gigant in der Zeitschriftenbranche mit so bekannten und reichweitenstarken Titeln wie “Stern”, “Brigitte” und “Geo”, doch spätestens mit der Übernahme durch RTL/Bertelsmann sind diese Zeiten vorbei. Wann begann der Niedergang? Und wer hat welche Fehler gemacht? War die Zerschlagung von Gruner + Jahr von Bertelsmann strategisch geplant? Oder war sie eine notwendige Maßnahme zur Rettung des Restgeschäfts, wie Bertelsmann-Chef Thomas Rabe behauptet? Darüber diskutieren der freie Journalist Thomas Schuler, der viel zu Gruner + Jahr recherchiert hat, der frühere “Geo”-Chefredakteur Peter-Matthias Gaede, die Gewerkschafterin Tina Fritsche sowie die freie Journalistin Verena Carl, die für verschiedene G+J-Magazine geschrieben hat und schreibt.

3. Berichten über #metoo – zwischen Betroffenen, Medienanwält:innen und Gerichten
(youtube.com, Stefanie Dodt, Video: 1:05:11 Stunden)
Am Beispiel des Rammstein-Sängers Till Lindemann werde deutlich, wie schwierig das Berichten über (mögliche) #metoo-Fälle und Verdachtsberichterstattung im Allgemeinen sind. Wie gelingt der Spagat zwischen journalistischem Anspruch und juristischen Grenzen? Welche Schlüsse ziehen deutsche Medienhäuser aus den Reaktionen von Beschuldigten und Gerichten? Darüber diskutieren Sascha Sajuntz (Rechtsabteilung “Spiegel”), Lena Kampf (Investigativressort “Süddeutsche Zeitung”) und Sonja Süß (Hessischer Rundfunk).

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4. Wie eine zeitgemäße Klimaberichterstattung aussehen müsste – und warum es sie bis heute nicht gibt.
(youtube.com, Oda Lambrecht, Video: 1:06:53 Stunden)
Im Panel zur Klimaberichterstattung diskutieren Barbara Junge von der “taz”, Wulf Schmiese vom ZDF, Oliver Haustein-Teßmer von der “Lausitzer Rundschau” und Gabriele Holzner vom Hessischer Rundfunk über den richtigen Umgang von Medien mit diesem wichtigen Thema. Wichtige, weil belebende Teilnehmerin der Runde ist die Klimaaktivistin Luisa Neubauer, die für ihre unbequemen, aber berechtigten Hinweise und Fragen bekannt ist.

5. Eine verminte Recherche – Wer sprengte die Nord-Stream-Pipelines?
(youtube.com, Svea Eckert, Video: 1:11:12 Stunden)
Wer ist für den Anschlag verantwortlich, bei dem beide Stränge der Ostseepipeline Nord Stream 1 und einer der beiden Stränge von Nord Stream 2 zerstört wurden? In letzter Zeit deckten verschiedene Redaktionen vor allem Spuren auf, die in Richtung Ukraine deuten (was nicht zwingend heißen muss, dass dort auch die Urheberschaft liegt). Entsprechend wachse der Druck auf die deutsche Politik und die Medien, die zu diesem Thema recherchieren. Es diskutieren Jörg Schmitt (“Süddeutsche Zeitung”), Jörg Diehl (“Spiegel”) und Holger Stark (“Zeit”). Ein spannender Einblick in eine brisante Thematik, die an einen Krimi erinnert.

6. Vom Yps-Gimmick bis zur Oper: Die Top 10 der innovativen Formate im Journalismus
(youtube.com, Christian Fuchs & Jonathan Sachse, Video: 57:53 Minuten)
Christian Fuchs (“Zeit”) und Jonathan Sachse (“Correctiv”) stellen verschiedene herausragende Beispiele für innovative Formate im Journalismus vor. Das Spektrum reicht von Live-Formaten über Graphic Novels bis hin zu Comedy-Videos und Newsgames.

Verbaselte Verpixelung, Geldstrafe, Fußballfelder

1. TV-Bericht wird teuer für Mutter
(taz.de, Kaija Kutter)
Der NDR strahlte ein unverpixeltes Video aus, in dem (identifizierbare) Jugendamtsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter bei der Abholung eines Kindes zu sehen waren. Dagegen wehrte sich eine Jugendamtsmitarbeiterin mit dem Ergebnis, dass nicht der Sender, der die Verpixelung “verbaselt” habe, sondern die Mutter, die die Aufnahmen dem NDR übergeben haben soll, zu einer Geldstrafe verurteilt wurde.

2. Geldstrafe für Angriff auf Fotografin
(verdi.de)
Ganze fünf Jahre habe es gedauert, bis ein Gericht einen Mann verurteil hat, der bei einer Demonstration des rechtsextremen Vereins “Zukunft Heimat” eine Fotografin angegriffen hatte. “Das ist kein Einzelfall im Gerichtsbezirk Cottbus, es ist ein strukturelles Problem. Wir haben ganz viele rechte Gewaltdelikte, die jahrelang nicht vor Gericht verhandelt werden”, so Martin Vesely von der Organisation Brandenburger Opferperspektive.

3. Wie Künstliche Intelligenz die Grenzen der Realität aushebelt
(belltower.news, Una Titz)
Verschwörungsideologen, christliche Fundamentalisten und reaktionäre Kräfte hätten die Möglichkeiten der KI-Bildgenerierung für sich entdeckt und sollen wie am Fließband falsche KI-Bilder und Fake-Videos produzieren, die Faktizität und Authentizität vortäuschen. Auch die Neue Rechte habe die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz (KI) entdeckt. Das seien beängstigende Aussichten, wie Una Titz findet, “vor allem, wenn man bedenkt, dass die Präventionsmaßnahmen zur Identifizierung und Kennzeichnung von KI-generierten Inhalten bislang auch seitens der Content-Moderationssysteme und Behörden völlig unzureichend bis komplett inexistent sind.”

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4. RTL und Monica Lierhaus: Von Normalität noch weit entfernt
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Beim Fernsehsender RTL findet vom 19. bis 25. Juni die “Woche der Vielfalt” statt, “mit vielen tollen Sendungen, Filmen und Beiträgen”. Schwerpunkt der diesjährigen Vielfaltswoche ist das Thema Inklusion. Timo Niemeier hat Störgefühle, was die Kampagne und speziell den Einsatz der Sportreporterin Monica Lierhaus betrifft: “Auch wenn RTL in den zurückliegenden Tagen immer wieder die Bedeutung von Inklusion beteuerte: So richtig macht es nicht den Eindruck, als würde man ernsthaft Inklusion betreiben. Am Montag moderierte Lierhaus den Sportblock bei ‘RTL Aktuell’ – mehr als ein Symbol ist das nicht. Zu allem Übel wurde bei der Gelegenheit noch einmal auf die Geschichte der Moderatorin zurückgeblickt. Ist Monica Lierhaus nun Berichterstatterin oder Gegenstand von Berichterstattung?”

5. Australien knöpft sich Twitter wegen Online-Hass vor
(faz.net)
Die australische Regierung droht Twitter mit Geldstrafen von mehr als 400.000 Euro pro Tag, sollte das Unternehmen nicht innerhalb von vier Wochen Auskunft darüber geben, was es gegen Hass im eigenen Netzwerk unternimmt. “Wir brauchen Rechenschaft von diesen Plattformen und Maßnahmen zum Schutz ihrer Nutzer, und es gibt keine Rechenschaft ohne Transparenz, und das ist es, was mit rechtlichen Hinweisen wie diesem erreicht werden soll”, sagt Julie Inman Grant von der zuständigen Aufsichtsbehörde.

6. Warum Fußballfelder nicht gleich Fußballfelder sind
(deutschlandfunk.de, Stefan Fries, Audio: 2:21 Minuten)
Wenn es darum geht, Abstraktes verständlich zu machen, greifen Journalistinnen und Journalisten gerne auf Vergleiche zurück. Wenn es um die Größe einer Fläche geht, wird dann häufig das Saarland oder die Anzahl von Fußballfeldern als Bezugsgröße genannt. Stefan Fries gibt in “Sagen & Meinen” Tipps, welche Alternativen es gibt, um Zahlen und Größen zu veranschaulichen.

Medienereignis U-Boot-Suche, Keine Fragen zugelassen, Neue Satire-Opfer

1. Medienereignis U-Boot-Suche
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Sebastian Wellendorf, Audio: 7:09 Minuten)
Wenn, wie in der vergangenen Woche, ein überfülltes Boot kentert und Hunderte Menschen ertrinken, die auf der Flucht sind, ist das Medien nicht annähernd so viel Aufmerksamkeit wert wie die Suche nach einem Tauchboot mit fünf Insassen, das reichen Menschen einen Unterwasserausflug zur Titanic verspricht. Der Deutschlandfunk hat mit Experten und Expertinnen über die Gründe dieses Phänomens gesprochen.

2. “Ein beispielloser Anschlag auf die Pressefreiheit”
(falter.at, Florian Klenk)
Der österreichische Investigativjournalist Franz Miklautz deckte unter anderem auf, dass sich ein Magistratsdirektor in nur einem Jahr rund 70.000 Euro für Überstunden auszahlen ließ. Damit zog Miklautz den Zorn der Klagenfurter Mächtigen auf sich, die ihn anzeigten. Er sei kein Journalist, sondern ein Krimineller, der Amtsgeheimnisse verraten habe. Damit nicht genug: Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt ließ seine “Mobiltelefone, Computer, Tablets oder andere internetfähige Geräte und dergleichen” beschlagnahmen – ein “beispielloser Justizskandal”, wie Florian Klenk schreibt.

3. Keine Fragen
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband kritisiert, dass bei einer Pressekonferenz mit dem chinesischen Ministerpräsidenten Li Qiang vom Kanzleramt keine Fragen zugelassen wurden: “Dass der deutsche Regierungschef die Regeln seiner chinesischen Gäste offenbar bereitwillig übernimmt und bei einer Pressekonferenz gestern in seinem Kanzleramt keine Fragen zulässt, ist ein Affront. Die anwesenden Korrespondenten wurden zu Statementempfängern degradiert. Dafür hätten sie sich nicht auf den Weg ins Kanzleramt machen müssen.”

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4. Haben wir denn gar nichts gelernt aus der Ära Trump?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 27:24 Minuten)
Eigentlich hätten Redaktionen in den Trump-Jahren viel über den medialen Umgang mit dem damaligen US-Präsidenten lernen können und müssen, doch mit der aktuellen Anklage gegen Donald Trump scheint vieles vergessen. Hunderte von Reporterinnen und Reportern blasen selbst die belanglosesten Beobachtungen zu vermeintlich berichtenswerten Nachrichten auf und schenken Trump eine unangemessene Aufmerksamkeit. Holger Klein spricht mit dem “Tagesthemen”-Moderator und USA-Kenner Ingo Zamperoni über das Problem, das oft auch ein Dilemma ist.

5. Theodor-Wolff-Preise in fünf Kategorien vergeben
(zeit.de)
Gestern wurde der Theodor-Wolff-Preis, eine der wichtigsten Auszeichnungen im deutschen Journalismus, vom Verband der Digitalpublisher und Zeitungsverleger vergeben. Ausgezeichnet wurden Dunja Ramadan für “Der Garten und der Dschungel” (“Süddeutsche Zeitung”, nur mit Abo lesbar), Moritz Aisslinger für “Dem Sturm ausgeliefert” (“Zeit”) und Julia Ruhnau für “Endlevel Hass” (“Nürnberger Nachrichten”, nur mit Abo lesbar), Jan Georg Plavec und Simon Koenigsdorff für ihr digitales Angebot “Klimazentrale Stuttgart” (“Stuttgarter Zeitung”/”Stuttgarter Nachrichten”) sowie Daniel Brössler für sein Stück “Schreckliche neue Welt” (Süddeutschen Zeitung, nur mit Abo lesbar).

6. Die neuen Opfer der Satire: Jetzt wird auch nach unten kritisiert
(pnp.de, Raimund Meisenberger)
Raimund Meisenberger hat einen lesenswerten Essay über den Zustand des Kabaretts in Deutschland geschrieben. Er stellt fest: “Seit Hofnarrs Zeiten war es das Privileg der Satire, zur Abwechslung mal die Mächtigen an den Pranger zu stellen. Mancher Satiriker (und andersrum auch mancher Politiker) heute praktiziert das Gegenteil und kritisiert nicht mehr die Mächtigen, sondern die de facto Machtlosen – Minderheiten, die durch ihre pure Existenz ein Beispiel geben, dass die Dinge auch anders sein könnten und dass der Status quo weder sakrosankt noch alternativlos ist.”

Gegenrechtsschutz, Geldfragen, Irgendwas-mit-Afrika-Fotos

1. Gegenrechtsschutz
(fragdenstaat.de)
Die Initiative “FragDenStaat” hat nach dem “Prinzenfonds” (für Betroffene von Abmahnungen durch den Hohenzollernprinzen) einen weiteren Rechtshilfefonds, den “Gegenrechtsschutz”, aufgelegt: “Mit unserem neuen Rechtshilfefonds schützen wir den demokratischen Diskurs gegen Angriffe von rechts. Wir unterstützen Betroffene in juristischen Auseinandersetzungen bei Abmahnungen und Klagen. Für die Informationsfreiheit!”
Weiterer Lesetipp: “Wehren lohnt sich”: Juristische Einschüchterungsversuche der extremen Rechten (belltower.news, Jo Eckert).

2. Deckel drauf?
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Antje Allroggen, Audio: 8:34 Minuten)
Wie viel sollte ein Intendant oder eine Intendantin eines öffentlich-rechtlichen Senders verdienen? Über diese Frage spricht Deutschlandfunk-Redakteurin Antje Allroggen mit dem Medienökonomen Bjørn von Rimscha. Schnell wird klar: Das Thema ist komplexer als man denkt.

3. Irgendwas-mit-Afrika-Fotos: Wie die Ethnologie ein Bild vom “Fremden” geprägt hat, das bis heute nachwirkt
(uebermedien.de, Anne Haeming)
Der Artikel von Anne Haeming bei “Übermedien” beschäftigt sich mit der Darstellung Afrikas und wie diese durch die europäische Ethnologie geprägt wurde. Ein bestimmtes Foto, das ein Holzboot aus der Vogelperspektive auf einem Gewässer zeigt, wird als Beispiel für die stereotype Darstellung des afrikanischen Kontinents herangezogen. Solche Aufnahmen seien ein Beispiel dafür, wie Bilder und Metaphern, die ihren Ursprung in der europäischen Ethnologie des 19. Jahrhunderts haben, von Europa aus reproduziert werden. Diese Sichtweise, die Afrika und andere Regionen jenseits Europas als “exotisch” und “fremd” betrachtet, habe sich bis heute im kollektiven europäischen Gedächtnis erhalten.

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4. Einstiegshürden weg und Belastung runter
(hinterdenzeilen.de, Tobias Hausdorf & Niklas Münch & Olivia Samnick, Audio: 60:59 Minuten)
Mit dem bevorstehenden Ausscheiden der Babyboomer aus dem Berufsleben und sinkenden Bewerberzahlen an den Journalistenschulen droht dem Journalismus ein Fachkräftemangel. In Zusammenarbeit mit dem Podcast “Bonjourno” diskutieren die Macher von “Hinter den Zeilen” über die unattraktiven Seiten der Medienbranche, aber auch über mögliche Lösungen.

5. Er will nicht verstummen
(taz.de, Marina Mai)
Der in Deutschland lebende Autor Bui Thanh Hieu gelte als einer der einflussreichsten vietnamesischen Schriftsteller und Blogger. Mit seiner Auseinandersetzung mit dem Thema Korruption und seinem derben Sprachwitz habe er es sich jedoch mit der autoritären vietnamesischen Regierung, die ihn mehrfach wegen “Missbrauchs demokratischer Freiheiten” inhaftierte, verscherzt. Und auch in Deutschland versuche man, ihn aus der Ferne mundtot zu machen.

6. Zahlen Sie 137 Pfund!
(faz.net, Gina Thomas)
Medienschaffende, die den Parteitag der britischen Konservativen (“Tories”) journalistisch begleiten wollen, werden von der Partei mit stolzen 137 Pfund zur Kasse gebeten (bei Nachmeldungen sogar mit 880 Pfund). Dagegen regt sich nun Widerstand, wie Gina Thomas aus London berichtet. So habe die Foreign Press Association in einem von rund dreihundert Organisationen unterzeichneten offenen Brief die Abschaffung der Gebühren gefordert.

“Bild” auf Schrumpfkurs, Zum Scheitern verurteilt?, Wärmepumpen

1. »Bild« auf Schrumpfkurs
(spiegel.de)
Der Axel-Springer-Verlag will bei der “Bild”-Zeitung einen radikalen Schnitt vollziehen und kündigt einen tiefgreifenden Umbau an. Sechs der bisher 18 Regionalausgaben sollen eingestellt und Hunderte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen werden. In einer Mail, die dem “Spiegel” vorliegt, wird als Grund auch der verstärkte Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) genannt: “Wir müssen uns damit leider auch von Kollegen trennen, die Aufgaben haben, die in der digitalen Welt durch KI und/oder Prozesse ersetzt werden oder sich in dieser neuen Aufstellung mit ihren derzeitigen Fähigkeiten nicht wiederfinden”.

2. “Wir haben hier verdammt nochmal niemanden, der …”
(twitter.com, Johannes Hillje)
“Wir haben hier verdammt nochmal niemanden, der weiß, wie so eine Wärmepumpe funktioniert”, soll “Bild”-Chefredakteurin Marion Horn laut “Süddeutscher Zeitung” (nur mit Abo lesbar) in einer Konferenz mit der Belegschaft gesagt haben. Da kann man sich nur wundern: Angesichts der Tatsache, dass die “Bild”-Redaktion seit Monaten und nahezu täglich eine angstschürende und verunsichernde Kampagne gegen die Wärmepumpen-Pläne von Robert Habeck (“Heiz-Hammer” etc.) fährt, “ist das gleichzeitig das Ehrlichste und Erbärmlichste, was man als Bild-Chefredakteurin sagen konnte”, wie der “6-vor-9”-Kurator auf Twitter anmerkte. Johannes Hillje stellt Horns Aussage ein Screenshot eines Bild.de-Artikels gegenüber, in dem ironischerweise die Erklärung versprochen wird, “warum Wärmepumpen dem Klima erstmal NICHTS bringen” (Schreibweise im Original).

3. Zum Scheitern verurteilt
(taz.de, Erica Zingher)
In der “taz” äußert Erica Zingher ihre Bedenken hinsichtlich der frisch gewählten RBB-Intendantin Ulrike Demmer: “Demmer wird ihre Position noch so gut ausfüllen können, Kri­ti­ke­r:in­nen werden ihr immer wieder ihre Vergangenheit als Regierungssprecherin vorwerfen. Der Sender macht sich in Zeiten, in denen er um das Vertrauen der Bevölkerung kämpfen muss, maximal angreifbar.”

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4. Zunehmende Probleme für China-Korrespondenten
(faz.net, Hinnerk Feldwisch-Drentrup)
Hinnerk Feldwisch-Drentrup schreibt in der “FAZ” über die zunehmenden Probleme ausländischer Korrespondentinnen und Korrespondenten in China. Der Club der Auslandskorrespondenten in China befürchte, dass das chinesische Regime indische Medien vollständig aus dem Land drängen könnte. Medien aus Australien und Kanada seien bereits nicht mehr im Land mehr vertreten.

5. Internationale Top 5 der Vergessenen Nachrichten
(derblindefleck.de)
Die Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) hat ihre “Internationalen Top 5 der vergessenen Nachrichten 2023” vorgestellt. Dabei handelt es sich um Themen und Geschichten, die aus Sicht der INA in der medialen Berichterstattung weitgehend unsichtbar geblieben sind, obwohl sie von gesellschaftlicher Bedeutung sind. Auf den ersten drei Plätzen: Das Pegasus-Projekt, das als “mächtigste Cyber-Waffe der Welt” gilt, die persönlichen Risiken von Umweltaktivismus für die beteiligten Menschen sowie der Umgang mit Künstlicher Intelligenz und deren Auswirkungen auf Beschäftigte und Ökosysteme.

6. Günther Jauch enthüllt nach 27 Jahren noch einmal einen bekannten ZDF-Skandal
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Wie in einigen Medien zu erfahren ist, hat der TV-Moderator Günther Jauch in einem Interview Unfassbares über die politische Einflussnahme beim ZDF enthüllt. Gut, dass Medienkritiker Stefan Niggemeier ein gutes Gedächtnis hat: “Die Geschichte ist wirklich unfassbar und deshalb ist es auf den ersten Blick nachvollziehbar, dass sie heute auf vielen Nachrichtenseiten steht. Sie ist aber nicht nur unfassbar, sondern auch alt und – bekannt. Sie machte nämlich auch vor 27 Jahren schon Schlagzeilen.”

“Verschlossene Auster”, Hackerangriff, Schmonz-Roman?

1. Verschlossene Auster 2023 für Verleger Holger Friedrich
(netzwerkrecherche.org)
Die Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche hat den diesjährigen Negativpreis “Die verschlossene Auster” ausnahmsweise an jemanden verliehen, der nicht zu wenig, sondern zu viel gesagt hat: an Holger Friedrich, Verleger der “Berliner Zeitung”. “Die Verschlossene Auster verleihen wir normalerweise an Menschen, die Informationen zurückhalten. Den Bruch des Quellenschutzes durch Holger Friedrich halten wir jedoch für so gravierend, dass wir in diesem Jahr eine Ausnahme machen und Friedrich mit dem Negativpreis der Verschlossenen Auster auszeichnen”, so Daniel Drepper, Vorsitzender des Netzwerks.

2. Hackerangriff legt Rheinische Post Mediengruppe in Teilen lahm
(spiegel.de)
Die Rheinische Post Mediengruppe sieht sich offenbar seit Freitag einem folgenreichen Hackerangriff ausgesetzt. Die Attacke betreffe die Seiten des “Bonner General-Anzeigers”, der “Aachener Nachrichten”, des “Trierischen Volksfreunds”, der “Saarbrücker Zeitung” und der “Wuppertaler Rundschau”.

3. Ulrike Demmer zur rbb-Intendantin gewählt
(tagesschau.de)
Der RBB-Rundfunkrat hat sich für eine Nachfolgerin von Ex-Intendantin Patricia Schlesinger beziehungsweise Interimsintendantin Katrin Vernau entschieden: Die Wahl ist auf die frühere stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung Ulrike Demmer gefallen, die davor als Journalistin tätig war. Wer sich für den Hintergrund der Wahl interessiert: Bei “DWDL” fasst Timo Niemeier Vorgang und Abläufe noch einmal zusammen: Geschafft: Ulrike Demmer wird neue RBB-Intendantin.

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4. Wenn Politik nur noch Wahlkampf ist
(deutschlandfunk.de, Stefan Beuting, Audio: 32:12 Minuten)
“Horse race journalism” bezeichnet laut Wikipedia “eine journalistische Berichterstattungsform, die den Wettbewerbs- und Konfrontationscharakter von Politik in den Vordergrund stellt.” Ein Radiohörer kritisiert, er habe diese Form der Berichterstattung auch beim Deutschlandfunk entdeckt, und diskutiert darüber mit dem Journalisten Stefan Beuting und dem Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider.

5. Fox News verbreitet neue Lügen
(faz.net, Nina Rehfeld)
Die Entlassung des rechtslastigen Moderators Tucker Carlson, der in der Vergangenheit zahlreiche Falschmeldungen und Verschwörungsmythen verbreitet hatte, hat den US-amerikanischen TV-Sender Fox News viele Zuschauer und Zuschauerinnen gekostet. Um den Quoteneinbrüchen zu begegnen, drehe der Fernsehsender nun vollends ins rechte Lager ab, beobachtet Nina Rehfeld.

6. Schmonz-Roman oder “Zeit Magazin”? Das große Kevin-Spacey-Portrait-Quiz
(uebermedien.de, Lisa Kräher)
In der vergangenen Woche erschien im “Zeit Magazin” ein großes Porträt über den US-amerikanischen Schauspieler Kevin Spacey, von dem das Magazin selbst sagt, es sei “wahrscheinlich Teil seines Versuches, ein Comeback vorzubereiten.” Lisa Kräher hat ihre kritischen Fragen beiseitegeschoben und widmet sich nur einem Aspekt: der Ähnlichkeit des Spacey-Porträts mit einem Kitsch-Roman.

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