Der neue Cheftrainer des FC St. Pauli hat der “Mopo” zu seinem Einstand am Mittwoch ein exklusives Interview gegeben:
Doch der Eindruck täuscht. In Wahrheit stammen die Antworten des Trainers aus einer Pressekonferenz, die am gleichen Tag stattfand (hier der Vergleich). Die Fragen kamen auch nicht nur vom “Mopo”-Reporter, sondern von verschiedenen Journalisten. Darum tauchen in anderenMedien auch genau die gleichen Meggle-Zitate auf.
Kurzum: Das Interview hat es so nie gegeben. Die Sportredaktion der “Mopo” führt ihre Leser — so wie “Bild” neulich — schlichtweg in die Irre.
1. “Das Ende des klassischen Teasers” (sueddeutsche.de, Niklas Hofmann)
Ist ein vom bezahlpflichten Artikel abgetrennter und frei verfügbarer Teaser presserechtlich etwas Eigenständiges? Niklas Hofmann schreibt zu einem konkreten Rechtsstreit mit Bild.de: “Falls beide aber tatsächlich getrennt zu behandeln sind, dann wären in Zukunft auch Konstellationen denkbar, in denen ein Artikel als solcher nicht zu beanstanden, ein Anreißer mangels Differenzierung aber sehr wohl verbotsfähig wäre.”
2. “‘Wer die Ausnahmestellung von Bild nicht anerkennt, geht unter'” (vocer.org, Christian Wulff)
Ein Auszug aus dem Buch “Ganz oben, ganz unten” von Christian Wulff: “Im Dezember 2007 suchte Bettina ihre Gynäkologin auf, sie war im fünften Monat schwanger. Ihr Mutterpass lag auf dem Tresen. Ein Mann, der im Wartezimmer saß und sie erkannte, unterrichtete die Bild-Zeitung. Meinem Pressesprecher blieb nichts anderes übrig, als die Information zu bestätigen. Die wichtigste Frage, die Bild und andere jetzt beschäftigte: Wird es ein Mädchen oder ein Junge? Das ging wochenlang hin und her, und am 23. März 2008 ‘enthüllte’ Bild, Bettina erwarte ein Mädchen. Als am 12. Mai unser Sohn Linus auf die Welt kam, war Bild blamiert.”
3. “Ehe, Gewicht, Promis: Wie man Experte für Allesmögliche bei ‘bunte.de’ wird” (stefan-niggemeier.de, Boris Rosenkranz)
Boris Rosenkranz befragt Abbas Schirmohammadi, der Bunte.de regelmäßig “Einschätzungen mit psychologischem Hintergrund” liefert: “Ach, ja: Ich habe Herrn Schirmohammadi übrigens seine Zitate zugeschickt. Wünschte er so. Und dann hat er einiges duchaus Interessantes gestrichen. Auf die Frage, ob er das bei bunte.de auch so mache, antwortet er, dass er den Redaktionen, die anfragen, seine Einschätzungen schriftlich zukommen lasse. Was sie daraus verwenden würden, obliege den Redaktionen. Darauf habe er keinen Einfluss.”
4. “Gläserner User: Wie Verlage ihre Leser ausspähen” (ndr.de, Video, 5:52 Minuten)
Während Zeitungen Google und andere Dienste in langen Artikeln als “Datenkraken” bezeichnen, lassen sie selbst die Nutzer ihrer Websites per Webtracking ausspähen.
5. “Die Spur der 40.000” (deutschlandradiokultur.de, Janosch Delcker)
Janosch Delcker geht der Frage nach, wie sich das Gerücht verbreiten konnte, dass während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 “40.000 ausländische Prostituierte” (“Zeit”) / “40.000 Huren aus Osteuropa” (“Spiegel”) in Deutschland erwartet werden. “Eine Zahl steht im Raum. Ein Journalist der dpa schreibt sie auf. Er verweist auf eine prominente Frauenbeauftragte, die sich wiederum auf eine Behörde beruft. Diese dementiert, dass die Zahl von ihr kommt. Aussage gegen Aussage. Hier endet die Spurensuche nach dem Ursprung dieses Gerüchts.”
1. “‘Bei Naturkatastrophen finden wir besonders viele Fakes'” (journalist.de, Catalina Schröder)
Ein Interview mit Mark Little von Storyful, das Medienhäuser mit verifizierten Inhalten aus Sozialen Medien beliefert. “Vor ein paar Jahren haben Reporter Sätze gesagt wie ‘Worte reichen nicht aus, um zu beschreiben, was ich gerade sehe’. Heute hat jeder Zugang zu Fotos und Videos von Augenzeugen. Soziale Netzwerke machen es auch für Politiker viel schwieriger, Dinge zu ignorieren. Sie können nicht mehr sagen, dass sie von einem Thema nichts wussten. Es gibt für alles Augenzeugenberichte, die überall für jeden verfügbar sind.”
2. “Wir haben nicht zugehört” (taz.de, Karim El-Gawhary)
“In einer Zeit, in der die Medien den Krieg in Syrien fast vergessen und andere Konflikte auf die Tagesordnung des wandernden Krisenzirkus gesetzt hatten”, haben James Foley und Steven Sotloff aus Syrien berichtet, und wir hätten nicht zugehört, schreibt Karim El-Gawhary: “Westliches Wegsehen und auch ein Stück Arroganz und arabische Verzweiflung sind die Grundstoffe, die den IS zu dem gemacht haben, was er heute ist: eine Organisation, auf deren Gräueltaten wir nun angstvoll blicken.”
3. “Kool Savas: Kein Pantoffelheld” (woz.ch)
Die WOZ erhält ein Schreiben einer Anwaltskanzlei, die Kool Savas vertritt: “Staiger hatte Kool Savas im Text eine homophobe Geisteshaltung, Highlander-Romantik und völkischen Heroismus vorgeworfen. Das allerdings war nicht Gegenstand der Beschwerde: ‘Unserem Mandanten wird unterstellt, (…) ein ‘Pantoffelheld’ zu sein’, schreibt die Kanzlei. Der Begriff ‘Pantoffelheld’ findet sich allerdings nicht im besagten WOZ-Text. Er ist eine Kreation von Höcker Marken & Medienrecht. Weil es sich aber tatsächlich nicht zweifelsfrei belegen lässt, dass es sich beim Berliner Gangstarapper in Wirklichkeit um einen, wie seine Anwälte es interpretieren, ‘Pantoffelhelden’ handelt, ist die WOZ bereit, die entsprechenden zwei Sätze in der Online-Version zu schwärzen.”
4. “Political Correctness. Geschichte einer Konstruktion” (bzw-weiterdenken.de, Franziska Schutzbach)
Franziska Schutzbach schreibt über Politische Korrektheit: “Der Vorwurf des Tugendterrors spiegelt letztlich eine autoritäre Geisteshaltung, die weder verstehen will, noch an gesellschaftlichen Auseinandersetzungen interessiert ist, sondern vor allem eines im Sinn hat: Zu verbieten und über falsch und richtig zu urteilen.”
Sie wirkt leicht angespannt, ja skrupulös in ihren Ausführungen, wie sie dasitzt am Tisch eines Cafés in Berlin-Charlottenburg und von ihrem Romandebut spricht.
“Sie”, das ist Schriftstellerin Judith Hermann. Die Passage stammt aus einem Porträt über sie, das in der vergangenen Ausgabe des “Cicero” erschienen ist, geschrieben von Peter Henning, der ebenfalls Schriftsteller ist.
Und es wirkt, als habe Peter Henning seine Gesprächspartnerin sehr genau beobachtet, während sie so dasaß in dem Café in Berlin-Charlottenburg, denn er schreibt:
Jede ihrer Bewegungen erscheint bewusst und kontrolliert, ihr Lächeln beinahe scheu.
Oder:
(…) erläutert sie und fährt sich mit den Händen über das streng zu einem Knoten gefasste Haar.
Oder:
(…) sagt Judith Hermann und lächelt.
Oder:
Über ihren Zügen liegt Anspannung.
Oder:
Wenn sie aber kurz lacht, weicht die grüblerische Konzentriertheit so schnell, wie sie kam, mädchenhafter Leichtigkeit.
Das Problem ist allerdings: Judith Hermann saß gar nicht in diesem Café in Berlin-Charlottenburg. Also, vielleicht schon, irgendwann mal. Aber nicht mit Peter Henning. Das Treffen zwischen ihm und der Schriftstellerin, das er hier suggeriert, hat es in Wahrheit nämlich nie gegeben.
Der “Cicero” hat das in seiner aktuellen Ausgabe richtiggestellt:
Wir wollten von Peter Henning wissen, warum er die Redaktion — und die Leser — dermaßen getäuscht hat, doch auf unsere Anfragen hat er nicht reagiert.
1. “Die Zwei-Klassen-Gesellschaft beim ‘Spiegel'” (wiwo.de, Bettina Röhl)
Bettina Röhl beleuchtet das “sozialistische Experiment” der Mitarbeiterbeteiligung beim “Spiegel”: “Links schreiben, rechts leben ist kein unbekanntes Phänomen. Tatsächlich wurden die Redakteure schnell zu saturierten Kapitalisten, die ihre Pfründe unter keinen Umständen und zu keinem Zeitpunkt mit irgendjemand wieder teilen wollten. Und da ist man schnell bei dem aktuellen Geschehen im Spiegel. Eigentlich könnte die Mitarbeiter-KG selbstherrlich durchregieren. Doch dazu ist sie aufgrund innerer Befindlichkeit offenkundig nicht in der Lage, obwohl sie in einer sehr komfortablen Lage ist.”
2. “‘Print und Online! Macht endlich gemeinsame Sache!'” (jensrehlaender.tumblr.com)
Jens Rehländer hat Ideen, wie die “Spiegel”-Print-Redaktion aktiviert werden könnte: “Vielleicht ist der Kulturkampf zwischen Print- und Online ja auch bloß wieder eine Frage des Geldes. Auch beim SPIEGEL. Denn offenbar gibt es eine enge Relation zwischen festem Monatseinkommen und persönlicher Innovationsfähigkeit. So lange das Konto zu jedem Ersten verlässlich gefüllt ist, lahmt der Wille zum Wandel. Ist das Geld aber gefährdet ist man plötzlich zu vielem fähig. Vielleicht ja auch zur Kooperation mit jenen, die man vorher noch als Gegner betrachtet hat?”
3. “‘Gaza ist eigentlich ein hübscher Ort'” (freitag.de, Tracy McVeigh und Joëlle Weil)
Tracy McVeigh und Joëlle Weil sprechen mit vier Kriegsfotografinnen: Loulou d‘Aki, Lynsey Addario, Alixandra Fazzina und Maggie Steber.
4. “‘RP Online’ hat das Rätsel gelöst: So wird der Journalismus im Netz finanziert!” (tobiasgillen.de)
“Konsequentes Leservergraulen, maximale Ausschlachtung der Werbeplätze, minimale Aufmerksamkeit für die eigenen Inhalte”, so funktioniere die Finanzierung von Journalismus online, stellt Tobias Gillen fest, der eigentlich nur einen Artikel lesen wollte: “Statt einen Text über ‘Funkschalter und Funkempfänger’ zu lesen, sah ich VW-, Aldi- und Hemden-Werbung, die dann aber von einem fahrenden Auto-Duo inklusive Banner und Stadtpanorama überdeckt wurde.”
5. “Werbespot vor der Hinrichtung” (medienblog.blog.nzz.ch, Rainer Stadler)
In einem von Werbung unterbrochenen Beitrag kritisiert Rainer Stadler Werbung vor einem Reuters-Video “mit der minutenlangen, erzwungenen Deklaration” des Journalisten James Foley “kurz vor seiner Ermordung”.
Viele Leser haben uns heute empört auf die Berichterstattung über ein Verbrechen in Norddeutschland hingewiesen. Es geht um diese Geschichte:
(Alle Unkenntlichmachungen von uns.)
Der Mann ist gestern festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Mord aus.
Unsere Hinweisgeber kritisieren nun vor allem, dass die Medien ein unverpixeltes Foto des mutmaßlichen Täters zeigen und seinen Klarnamen nennen, also identifizierend über ihn berichten. Auch unser erster Gedanke war: Das dürfen die doch nicht!
Aber: Sie dürfen es. Oder besser gesagt: Sollte der Mann rechtlich gegen die Berichterstattung vorgehen, stünden seine Erfolgschancen nur sehr schlecht.
Das liegt zum einen daran, dass er Politiker ist. Und für die gelten andere Maßstäbe als für Nicht-Politiker, denn: “Personen, die ein öffentliches Amt bekleiden oder eine herausgehobene gesellschaftliche Position innehaben, müssen sich bereits bei geringen Verfehlungen öffentlicher Kritik stellen.” So schreibt es der Medienrechtler Udo Branahl in seiner Einführung ins Medienrecht — und gibt dazu folgende Beispiele:
Über den Ladendiebstahl eines Landesministers darf zutreffend berichtet werden.
Auch ein Polizeibeamter, der als “Hüter von Recht und Ordnung” in besonderer Weise öffentlicher Kontrolle und Kritik ausgesetzt ist, muss die Nennung seines Namens selbst bei weniger schweren Delikten eher dulden als ein vergleichbarer Arbeiter oder Angestellter. (…)
Ein Mitglied des Gemeinderats kann sich gegen die Veröffentlichung eines Fotos, das zeigt, dass er während einer Ratssitzung “eingenickt” ist, nicht erfolgreich zur Wehr setzen.
Und wenn die Gerichte schon bei solch vergleichsweise kleinen Vorwürfen eine identifizierende Berichterstattung erlauben, würden sie es bei einem Mordverdacht wohl nicht anders sehen.
Aber was ist mit der Unschuldsvermutung? Auf Anfrage erklärte uns Udo Branahl: Wenn es so gewesen sei, wie es die Medien schildern — angeblich schoss der Mann aus Wut über seinen Steuerbescheid (niedrige Beweggründe), war während der Tat mit dem Opfer allein in einem Raum und wurde noch am Tatort festgenommen –, spreche einiges für die Täterschaft des Mannes, also auch in diesem Punkt hätte er vor Gericht wahrscheinlich keine guten Chancen.
Kurzum: Aus juristischer Sicht kann man den Medien zum jetzigen Zeitpunkt keinen großen Vorwurf machen.
Und der Pressekodex? Auch der gestattet in bestimmten Fällen die identifizierende Berichterstattung über Tatverdächtige. Voraussetzung ist aber ein erhebliches Informationsinteresse der Öffentlichkeit. Dafür, dass ein solches Interesse vorliegt, spricht zum Beispiel, wenn “eine außergewöhnlich schwere (…) Straftat vorliegt” oder “ein Zusammenhang bzw. Widerspruch besteht zwischen Amt (…) einer Person und der ihr zur Last gelegten Tat”. Beides trifft, wenn man der Darstellung der Medien glaubt, in diesem Fall zu. Auch halten sich die meisten Medien daran, den Mann als “mutmaßlichen” Täter zu bezeichnen, die Beschreibungen sind zudem überwiegend sachlich. Sollte sich der Presserat also demnächst mit den Artikeln befassen, wäre es nicht überraschend, wenn er zu dem Entschluss käme, dass kein Verstoß gegen den Kodex vorliegt.
Doch auch wenn die Berichterstattung weder gegen das Gesetz noch gegen den Pressekodex verstößt — ob man sie als Medium so prominent bringen muss, ist natürlich eine andere Frage.
Gerade die Verdachtsberichterstattung ist ein Gebiet, auf dem Journalisten extrem sorgfältig vorgehen müssen. Schon viel zu oft wurden Tatverdächtige von den Medien verurteilt, obwohlsie, wie sich dann später herausstellte, mit der Sache nichts zu tun hatten. Und selbst wenn sie etwas damit zu tun hatten und das sogar gestehen:
Ziel der Berichterstattung darf in einem Rechtsstaat nicht eine soziale Zusatzbestrafung Verurteilter mit Hilfe eines “Medien-Prangers” sein. (Pressekodex, Richtlinie 13.1)
2. “Propagandatricks – oder schlichte Versehen” (tagesspiegel.de, Matthias Meisner)
Zur Bildunterzeile “Russische Kampfpanzer fahren am 19.08.2014 noch unter Beobachtung von Medienvertretern in der Ukraine” zeigt Wdr5.de ein Foto, das mutmasslich aus dem Jahr 2009 stammt: “Tatsächlich stammte das Bild offenbar aus dem Jahre 2009 und zeigte das russische Manöver ‘Kaukasus 2009’. In diesem Kontext jedenfalls wurde es vor fünf Jahren auf der Internetseite des Fernsehsenders n-tv verwendet.”
3. “Nachruf auf den Chefredakteur” (welt.de, Peter Praschl)
Peter Praschl stellt den heutigen Chefredakteur dar als einer, der es “jeden Tag allen, allen, allen recht machen muss: Den alten Lesern, die er nicht verlieren darf, den Jungen, die er gewinnen muss; seinen Mitarbeitern, und zwar sowohl den Onlinern als auch den Printern; den Anzeigenkunden, die sehr viel divenhafter geworden sind; den Controllern und Managern, für die er den Laden schmeißt, dem sie ihre Renditen entnehmen, und die ihn dennoch ohne Erbarmen feuern werden, wenn das von ihnen angelegte prognostische Lineal eine Linie nach rechts unten zeigt.”
4. “Wie sich der Journalismus durch Klicks und Traffic verändern wird” (onlinemarketing.de, Roger Taiber)
Journalisten, die ihr Einkommen mit hohen Besucherzahlen aufbessern: “Viele Zeitungen in den USA arbeiten bereits mit dem neuen Provisionsmodell. Der Journalist erhält ein Grundgehalt und erwirtschaftet den Rest seines Gehalts mit Traffic im Internet.”
5. “When it comes to chasing clicks, journalists say one thing but feel pressure to do another” (niemanlab.org, Angèle Christin, englisch)
Angèle Christin verbringt über 400 Stunden in verschiedenen Newsrooms und befragt rund 100 Journalisten: “In other words, all media sites now rely on web analytics to make editorial decisions. But this does not mean that they all use and interpret metrics in similar ways. In fact, each editorial department makes sense of traffic numbers differently. There is not one but several ‘cultures of the click.'”
1. “Dumme Nüsse” (stefan-niggemeier.de, Boris Rosenkranz)
Nach einer schlechten Haselnuss-Ernte in der Türkei rufen Medien die Nutella-Krise aus, denn Nutella besteht zu 13 Prozent aus Haselnüssen.
2. “Wie der Blick Stimmung macht gegen Sozialhilfebezüger” (agossweiler.wordpress.com)
Andreas Gossweiler analysiert eine “Blick”-Grafik mit dem Untertitel “Die Kosten für Sozialhilfe explodieren”: “Nüchtern analysiert, sind die Zahlen weit weniger dramatisch. Von 1,77 Milliarden Franken (2006) stiegen die Ausgaben auf 2,37 Milliarden (2012).”
3. “Stadion-Einsprecher zeigt die Boulevardzeitung an” (persoenlich.com)
“Dieser Mann verhindert das neue Stadion” und “BLICK hat den Querulanten aufgespürt” schrieb “Blick” über einen Mann, der Einsprache gegen den Bau eines neuen Stadions für den FC Aarau erhoben hatte. “‘Ich akzeptiere nicht, das ich für die Ausübung eines Bürgerrechts als Verbrecher hingestellt werde’, sagt der Mann gegenüber der SoZ. Die Polizei sieht den Anfangsverdacht für Ehrverletzungsdelikte als gegeben.”
4. “Medien-PR oder auch: Wann muss ich wegsehen” (grabbelkiste.org, Tante Jay)
Tante Jay gibt Tipps zum Teilen von Bildern im Internet: “Verbrechen geschehen. Kriegsverbrechen geschehen. Das ist nicht zynisch, das ist eine Tatsache. Man kann sie nicht ändern, weil man furchtbare Bilder weiterverbreitet.”
5. “Hinter den Kulissen von Netflix” (heise.de/ct, Nico Jurran)
Nico Jurran besucht die Netflix-Zentrale in Los Gatos, Kalifornien: “Zu den großen Schwachstellen, die Netflix bei den etablierten deutschen Diensten ausgemacht haben will, gehört der Umgang mit englischsprachigen Produktionen, die nicht immer in der Originalfassung abrufbar sind – und praktisch nie mit Untertiteln. (…) Hinweis: Netflix hat für Nico Jurran die Reise nach Los Gatos bezahlt.”
6. “Warum die Banane krumm ist” (heise.de/tp, Marcus Hammerschmitt)
Marcus Hammerschmidt sieht den deutschen Journalismus als Erklärbär: “Man kann sich also Vieles wünschen, aber was man bekommen wird, sind die zehn wichtigsten Fakten über Helene Fischer, alles, was man über Fußball wissen muss, oder über das nächste Betriebssystem von XYZ, und neue Antworten auf die Frage, warum die Banane krumm ist.”
Die Transferphase der Bundesliga neigt sich dem Ende entgegen — heißt: Die Medien geben nochmal Vollgas und spekulieren munter darüber, welcher Spieler wohl zu welchem Verein wechseln wird.
Wie wenig man auf solche Ratespielchen geben kann, zeigt schon das Beispiel von Andreas Bjelland. Die “Bild”-Zeitung behauptete vor zwei Tagen, der Spieler vom FC Twente sei beim FSV Mainz 05 im Gespräch — einen Tag später musste sie aber per Twitter einräumen: Stimmt gar nicht.
Interessant übrigens auch diese Fortsetzung:
Auf der heutigen Pressekonferenz des FSV wurde der Mainzer Manager Christian Heidel gefragt, was in Sachen Transfers denn jetzt eigentlich Fakt sei. Da werde ja momentan viel geschrieben.
Heidel antwortete:
Ich lese auch viele Dinge, teilweise sehr belustigt, muss ich sagen. Aber ich verstehe das ja: Wenn wir nichts sagen, wird einfach was geschrieben – teilweise an den Haaren herbeigezogen.
Also teilweise ist es wirklich unglaublich, manche Namen habe ich noch nie gehört, kannte ich gar nicht – aber es ist halt so, damit müssen wir leben. Und wer uns kennt, wer mich kennt, weiß, dass wir einen Transfer dann bekannt geben, wenn ein Transfer perfekt ist.
Ein Journalist wollte daraufhin wissen:
Wie schwer wiegt es denn, dass ein Wunschspieler dann durch den Medizin-Check fällt? Den hätten sie ja sonst verpflichtet.
Gemeint ist damit eine Geschichte, die die “Bild”-Zeitung heute in der Mainzer Ausgabe gebracht hat:
Manager Heidel antwortete:
Das habe ich heute auch gelesen, das habe ich genauso belustigt zur Kenntnis genommen. Deswegen: Selbst wenn es so wäre, würde ich mich zu solch einer Thematik nie äußern, auch nie äußern dürfen. Ich kann nur eines sagen: Dem Jungen geht’s ausgesprochen gut!
Daraufhin der Journalist:
Ich habe nicht nach dem Medizin-Check gefragt, sondern wie schwer das wiegt, dass kurz vor einer Verpflichtung jemand scheinbar nicht den Medizin-Check besteht und die Transferperiode ja jetzt abläuft.
Manager Heidel:
Und das entscheide Wort war: scheinbar. Ich hab ja gesagt: Wartet doch mal ein bisschen ab! Hab ich gesagt, dass wir einen Spieler aufgrund eines Medizin-Checks nicht verpflichten können? Glaub ich nicht. Das hab ich auch heute irgendwo gelesen – aber was soll ich denn dazu sagen? Wir haben das nie bekanntgegeben, wir haben das nie gesagt, und ich habe ja eben gesagt: Diesem besagten Spieler geht es ausgezeichnet.
Und siehe da: Wenige Stunden nach der Pressekonferenz gab Mainz 05 die Verpflichtung des Spielers bekannt — dessen Wechsel laut “Bild” eigentlich schon “geplatzt” war.
1. “Die Frontal21-Show: Das Munkel-Geschäft der Lerchenberg-Lords” (indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Thomas Knüwer kritisiert die “Frontal21”-Dokumentation “Die große Samwer-Show: Die Milliardengeschäfte der Zalando-Boys” (zdf.de, Video, 43:30 Minuten) in aller Ausführlichkeit. “Und nur, um es noch einmal zu schreiben: Die Samwers sind nicht die guten. Doch trieft aus diesem Stück Fernsehen eine Voreingenommenheit und Wirtschaftsfeindlichkeit, die stellvertretend ist für vieles, was ich bei ARD und ZDF sehe. Selbst dubioseste Personen werden dazu Helden aufgebaut, nur weil es in die These passt.”
2. “Ein dubioses Hörproblem” (taz.de, Sebastian Heiser)
Hat SPD-Politiker Raed Saleh besondere Mühe mit der Grammatik der deutschen Sprache, wie mehrere Medienberichte behaupten? Sebastian Heiser macht einen Vergleichstest.
4. “An der Front ist der Teufel los” (tagesanzeiger.ch, Tomas Avenarius)
Tomas Avenarius widmet sich dem Kriegsreporter: “Nüchtern betrachtet hält sich die Notwendigkeit eines Frontbesuchs in Grenzen. Die Aussagen der meisten Kämpfer ähneln denen von Fussballern: Es wird hart, wir geben unser Bestes, sind bereit zu sterben. (…) Was die Krisenritter selten erzählen: Ohne einen fähigen Fixer ist fast jeder verloren, da kann er die Landessprache noch so gut sprechen.”
5. “Wie ich auf einen Hamas-Versteher hereinfiel” (cicero.de, Petra Sorge)
Petra Sorge schreibt, sie habe den freien Journalisten Martin Lejeune “zu Unrecht” verteidigt: “Ich hätte früher auf meine Kritiker hören sollen.”
6. “Denn sie wissen nicht, was sie tun” (juliane-wiedemeier.de)
Nach der Kündigung ihres “Time”-Abos erhält Juliane Wiedemeier einen “Express Letter” mit dem Aufdruck “Urgent response required to avoid interruption in service”.