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Das alte Vorurteil, “Bild” würde lügen

“Das ist ein gut gemachter Spot, natürlich haben wir auch darüber gelacht. Er lebt aber von dem alten Vorurteil, BILD würde lügen — was durch eine witzige Wiederholung jedoch auch nicht wahrer wird.”

(“Bild”-Sprecher Dirk Meyer-Bosse über den BILDblog-Werbefilm)

Ein altes Vorurteil, soso.

Als Service für Herrn Meyer-Bosse (und unsere Leser) haben wir eine kleine, unvollständige Auswahl von “Bild”-Lügen aus den vergangenen zwei Jahren zusammengestellt, der Übersicht halber grob in zehn Kategorien unterteilt:

Lügen mit Fotos

Lügen mit Toten und Verletzten

Lügen mit Zitaten

Lügen mit Tieren

Lügen zur Verteidigung

Lügen mit Wissenschaftlern

Lügen mit Terroristen

Lügen mit Politik

Lügen mit Gewalttaten

Lügen mit Zeitangaben

Lieber Norbert Körzdörfer,

wir kennen uns noch nicht so gut. Früher haben Sie in “Bild” immer über Tom Cruise geschrieben, mit dem Sie wohl ziemlich gut befreundet sind, aber ich mag den nicht so (wg. Scientology). Rasieren tue ich mich nicht, und einen Hund hatte ich selber mal. Aber nun schreiben Sie ja dort, wo mir bislang Ihre Kollegin Christiane “Ich weiß es” Hoffmann erklärte, was auf diesen unvorteilhaften Britney-Spears-Fotos zu sehen war, über Prominente — über Tom Cruise zum Beispiel, oder heute: über Russell Crowe.

Anscheinend sind sie dem in einer Hotelbar in München begegnet. Zumindest gibt es ein Bild, auf dem sowohl Sie als auch Russell Crowe in einer Münchner Hotelbar zu sehen sind. “Bild” nennt sowas, glaube ich, einen Foto-Beweis. Oder Leser-Foto. ;-) Sie tragen darauf lustige Hosenträger. Russel Crowe sieht ein bisschen müde aus, Sie munter. Vor Ihnen stehen zwei volle Gläser Rotwein, um die Sie Ihren Erlebnisbericht drumherumgeschrieben haben.

Sie schreiben, Crowe “schwenkt funkelnden Rotwein im Glas”, dann: “Er bestellt ‘Giesen’-Weisswein aus Neuseeland (36 Euro)”. Später hebt er “das Glas mit einem Lächeln” und am Ende Ihres Gesprächs (“Er muss los”) sagt er: “Trinken Sie die Flasche für mich aus…” Dazwischen stellen Sie ihm ein paar Fragen (“Wie wichtig ist Liebe?”, “Wie wichtig ist Geld?”, “Ist Lifestyle unwichtig?”), die Crowe beantwortet (“Das Wichtigste.”, “Unwichtig.”, “Unwichtig!”).

Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung, was Sie mir damit sagen wollen: Dass Ihnen jemand verraten hat, in welchem Hotel Russell Crowe abgestiegen ist, und Sie daraufhin in der Hotelbar auf ihn gewartet und ihn etwas voreilig zum Rotwein eingeladen haben, Crowe aber dummerweise lieber Weißwein trinkt und Sie dann mit der angebrochenen Flasche hat sitzen lassen?

Wie gesagt: Wir kennen uns noch nicht so. Und vielleicht müssen wir uns einfach nur aneinander gewöhnen.

Bis dahin also,
Ihre Clarissa

PS: Haben Sie diese CD, die Russell Crowe Ihnen geschenkt hat, wirklich einfach weiterverschenkt? Das können Sie doch nicht machen! Und schon gar in die “Bild”-Zeitung schreiben! Sie sind doch einer der profiliertesten Autoren Deutschlands.

  

Das große BILDblog-Britnometer

Britney Spears und “Bild”: eine sehr, sehr anstrengende Beziehung! Wir schauen zurück.

Rund 120 Mal hat “Bild” in den vergangenen zwei Jahren über Britney Spears berichtet. Wobei: “berichten” ist ein großes Wort. Für gewöhnlich beschränkte sich die “Berichterstattung” nämlich auf das Weiterverbreiten von Meldungen und Spekulationen irgendwelcher US-People-Magazine oder das Betexten von Paparazzi-Fotos. Und wenn es mal nicht um Spears’ Schwangerschaft ging, standen überwiegend ihr Gewicht (meistens zu hoch) und ihr Kleidungsstil (meistens zu schlampig) im Vordergrund.

Dabei ist es nicht mal so, dass Britney in “Bild” immer nur schlecht wegkam. Eine konsequente Linie ist nicht auszumachen. Oft berichtete “Bild” auch positiv. Von wenigen Konstanten abgesehen (offizielle Bestätigungen einer Schwangerschaft etwa nimmt “Bild” genau so positiv auf wie Geburten, fehlende Büstenhalter hingegen negativ), scheint die Frage, wie Spears abschneidet, weniger von der Nachrichtenlage abhängig als von der Laune der jeweiligen Autorin (meistens Christiane “Ich weiß es!” Hoffmann).

Gut oder böse? Die Antwort gibt das große BILDblog-Britnometer*:

*) Ein unvollständiger, aber weitgehend repräsentativer Überblick über die Spears-Berichterstattung in “Bild” vom 11. Jan. 2005 bis zur Endstation.

Das große BILDblog Britnometer

Kurz korrigiert (298)

Wir wissen wirklich nicht, wen unter den durchschnittlich über elf Millionen “Bild”-Lesern es interessieren könnte, wieviele Tage zwischen den Geburtstagen von Karlheinz Kögel und Bill Clinton liegen.

Wir wissen nur, dass die Differenz heute im Rahmen der “Ich weiß es!”-Kolumne von Christiane “Ich weiß es!” Hoffmann in der “Bild”-Zeitung steht (siehe Ausriss) — und dass die Zahl 111 nicht mal stimmt.

Mit Dank an Holger K. fürs Nachzählen.

Lammert und der Boy von Seite 2

Dieter Bohlen (52) ist für die “Bild”-Zeitung vielseitig verwendbar: als Motiv für “BILD-Leser-Reporter”, als “Bild”-Schlagzeile — aber auch für ihre tolle “Korrekturspalte”. Heute findet er sich dort bereits zum vierten Mal in vier Wochen wieder. Denn nachdem “Bild” nicht nur Bohlens Alter, sondern auch das seines jüngsten Kindes aus erster Ehe und zuletzt gar den angeblichen Anfangsbuchstaben des angeblichen Vornamen seiner angeblichen neuen Freundin berichtigte, schafft es Bohlen auch heute auf Seite 2 der “Bild”:

Weil Christiane “Ich weiß es!” Hoffmann am Samstag zu berichten wusste, dass die Trennung von Dieter Bohlen und seiner bisherigen Lebensgefährtin Estefania (eigentlich Stefanie Küster) “schon neun Monate” zurückliege, heißt es nun:

“Richtig ist: Die Trennung erfolgte am 9. Juni.”

P.S. Falls “Bild” für die morgige Ausgabe nichts Besseres einauffällt, hätten wir da noch einen Vorschlag:

“Bild” behauptet heute nämlich, Bundestagspräsident Norbert Lammert (57) habe “einen Brief an Polens Parlamentspräsident Marek Jurek” geschrieben. In einer längeren Fassung heißt es sogar stolz, es handle sich dabei um einen “offenen Brief”, “der BILD vorliegt”.

Nach Angaben des Deutschen Bundestages handelt es sich dabei aber peinlicherweise lediglich um einen Artikel Lammerts für die größte polnische Tageszeitung “Fakt” (mehr dazu z.B. hier und hier), wo der angebliche Lammert-“Brief”, der “Bild” vorliegt, bereits am vergangenen Freitag in einer Auflage von mehreren hunderttausend Exemplaren erschienen ist.

Mit Dank an Hyp Nom für den Hinweis.
Danke auch an Matthäus W. für die Unterstützung!

Nachtrag, 5.9.2006: Was Millionen “Fakt”-Leser schon seit vergangenem Freitag wissen, erfahren heute nun auch Millionen “Bild”-Leser.

Kurz korrigiert (59)

Es gibt Fragen in “Bild”-Überschriften, die lassen sich ganz leicht beantworten. Diese hier heute gehört dazu:

Öhm – nein.

Denn anders als Christiane “Ich weiß es” Hoffmann heute schreibt, ist Michael Ohoven keineswegs für fünf Oscars nominiert, sondern nur für einen. Die anderen vier Oscars müsste er schon dem Hauptdarsteller, einer Nebendarstellerin, dem Regisseur und dem Drehbuchautor des Films “Capote” gewaltsam entreißen.

Danke an Ron für den sachdienlichen Hinweis!

Ich weiß nix!

Nachdem die Schauspielerin Alexandra Neldel einer BILD-Mitarbeiterin ausdrücklich erklärt hatte, dass sie sich zu ihrem Privatleben nicht äußere, stand anschließend in einer “Bild”-Kolumne von Christiane “Ich weiß es!” Hoffmann unter anderem:

“Der ‘Verliebt in Berlin’-Star, bislang als Single geltend, gestand im Getümmel: ‘Ich bin verliebt!'”

Und weil das nicht stimmt, was da in der “Bild”-Kolumne von Christiane “Ich betexte Fotos!” Hoffmann stand, steht heute auf Bild.de (und voraussichtlich am kommenden Samstag auch in “Bild”) eine Gegendarstellung*.

Und dass das nicht stimmt, was da in der “Bild”-Kolumne von Christiane “Ich denk’ mir mal was aus!” Hoffmann stand, steht heute auf Bild.de (und hoffentlich am kommenden Samstag auch in “Bild”), wie gewohnt unter der Gegendarstellung. Da nämlich schreibt “die Redaktion” über Neldel:

Sie hat recht.
 
Mehr dazu hier, hier und hier.

*) Text online nicht mehr verfügbar.

Kurz korrigiert (9)

Zunächst aber ein kurzer Moment der Besinnung: Denn nach christlicher Überlieferung wurde vor rund 2000 Jahren ein Mann brutal hingerichtet. Die öffentliche Hinrichtungsszene selbst wird in “Bild” in der Bibel detailliert beschrieben und ist von zentraler Bedeutung für den christlichen Glauben, weil die Hinrichtung “als stellvertretender Tod für die Sünden der Welt” verstanden wird. Das ist nicht nichts. Der Überlieferung zufolge soll der Hingerichtete seinen Peinigern zudem noch kurz vor seinem qualvollen Tod die Häme, den Spott und die grobe Missachtung seiner Persönlichkeitsrechte und Menschenwürde in einem ungeheuerlichen Akt der Nächstenliebe verziehen haben, derweil Christiane “Ich weiß es!” Hoffmann rund 2000 Jahre später in “Bild” über Topflappen und fleischgewordene Klingeltöne berichtete.

Jedoch begann Hoffmann ihren Kolumnen-Text über die sog. “MTV-Awards” in der gestrigen “Bild”-Zeitung mit einem "Vater, vergib Ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun" (Lukas 23, 33)kurzen Moment der Besinnung – genauer gesagt, mit einem kurzen Bibelvers aus obiger Hinrichtungsszene (siehe Ausriss).

Doch anders als Christiane “Ich weiß es!” Hoffmann in Europas größter Kirchenzeitung Tageszeitung behauptete, lautet der Bibel-Vers Lukas 23, 33:

“Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihn dort und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken.”

Mit Dank an Frank P. und Ingo F. für den Hinweis.

Auf dem Trittbrett ganz vorn: “Bild”

Ein bisschen seltsam ist es schon, was da heute bei Bild.de über Ben Kingsley steht:
Aus Bild erfuhr ich, daß meine Frau fremdgeht
Weiter heißt es dort, “Bild” habe “am 20. Januar über den gehörnten Oscar-Preisträger Sir Ben Kingsley” berichtet. Und:

“Aus der Zeitung erfuhren Millionen Deutsche von der Liebelei. Und Sir Ben Kingsley selbst…

Als die Story erschien, drehte Kingsley (‘Gandhi’) in New York. Eine Freundin wies ihn auf die Geschichte in einer deutschen Zeitung hin – über seine Ehefrau und einen Mann aus Berlin. ‘Ich war tief, tief geschockt, denn bis dahin hatte ich keine Ahnung’, sagte Kingsley der ‘Mail on Sunday’.”

Und seltsam ist der Bild.de-Bericht zunächst mal deshalb, weil Kingsley in der britischen Zeitung “Mail on Sunday”, auf die sich Bild.de ja ausdrücklich bezieht, die “Bild”-Zeitung mit keiner Silbe erwähnt. Stattdessen ist dort von einer “German newspaper” bzw. “Berlin newspaper” die Rede.

Seltsam ist Kingsleys “Aus BILD erfuhr ich”-Zitat auch deshalb, weil bereits am 17. Januar tatsächlich die in Berlin beheimatete Zeitung “B.Z.” (übrigens wie “Bild” ein Springer-Blatt) ein Paparazzi-Foto von Kingsleys Ehefrau Alexandra mit ihrem neuen Freund gedruckt hatte und am 19. Januar sogar ein Interview mit der Kingsley-Gattin, in dem sie sagt: “Ich habe mich von Ben getrennt.”

Die Trennungs-Story schaffte es (mit Quellenangaben wie “German tabloid BZ“) mehr oder weniger schnell in die internationale Klatschpresse und stand selbstverständlich auch in “Bild” — am Erscheinungstag des “B.Z.”-Interviews allerdings noch als vages Gemunkel (“sagt der Mann am Nachbartisch zum BILD-Reporter”), am Tag nach Erscheinen des “B.Z.”-Interviews so:

“Mit einem Zweifach-Nicken beantwortete Alexandra zwei Fragen eines ‘BZ’-Reporters: Sind Sie getrennt? Ist Sammy Ihr neuer Freund? Nick! Nick!”

Illustriert war die “Bild”-Berichterstattung von Christiane “Ich weiß es!” Hoffmann zudem mit besagtem Paparazzi-Foto (Bildnachweis: “BZ Exklusiv-Foto”).

Mit anderen Worten: Es wäre ziemlich unwahrscheinlich schon seltsam, wenn Kingsley von Ende seiner Ehe ausgerechnet “aus BILD erfuhr”, wie Bild.de behauptet.

Aber es wird noch seltsamer.

Anders als bei Bild.de steht nämlich in der gedruckten “Bild”-Zeitung selbst kein Wort davon, dass Kingsley irgendwas “aus BILD erfuhr”! Unter der Überschrift “Jetzt spricht der verlassene Hollywood-Star” wird dort (vom selben Autor wie bei Bild.de) bloß der “Mail on Sunday”-Text zusammengefasst. Und zu der Frage, wie Kingsley auf “Berlins heißeste Affäre” aufmerksam wurde, heißt es schlicht (oder perfide):

“Der Oscar-Preisträger (‘Ghandi’) erfuhr vom Ehe-Ende (BILD berichtete) aus der Zeitung.”

Mit Dank an die Britische Botschaft Berlin für die freundliche Unterstützung.

Nachtrag, 8.2.2005:
In der heutigen “Bild” (Berlin/Brandenburg) heißt es unter der Überschrift “Kingsley gegen Kingsley” übrigens nur noch, Ben Kingsley habe “von der neuen Liebe erst durch ein Foto auf einer Internetseite” erfahren. Und nach einer abermaligen, wenngleich deutlich distanzierteren Zusammenfassung des ursprünglichen “Mail on Sunday”-Artikels heißt es außerdem:

Diese Darstellung lasen gestern auch Alexandra
Kingsley und Sammy Brauner in BILD.

(Hervorhebung von “Bild”)

Nachtrag, 9.2.2005:
Mit Dank an Florian S. für den Hinweis sei hier noch nachgetragen, dass sich mitnichten nur Bild.de (wie zuerst angenommen) die seltsame “Aus BILD erfuhr ich”-Schlagzeile zusammenreimte, sondern dass sie so auch beispielsweise in Köln in der gedruckten “Bild”-Ausgabe stand.

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