Autorisierungsprobleme, Himmel und Hölle, Millionensiegel

1. Sehr geehrte Tanit Koch…
(carta.info, Julia Thurnau)
Die Schauspielerin Julia Thurnau wendet sich mit einem offenen Brief an die Chefredakteurin der “Bild”. Nach wie vor propagiere “Bild” ein sexistisches Zerrbild von Frauen. Dass die Objektifizierung nicht die Realität spiegele, sondern reine Männerphantasien, müssten Frauen meist einzeln im Rahmen einer Zurückweisung erklären. Dabei stünde dann das Wort einer einzelnen gegen die Narration eines Massenmediums. Es sei deshalb Zeit, dass die Zeitung den “Sprung auf die Höhe unserer egalitären Zeit” wage. Thurnaus Wunsch an die “Bild”-Chefin: “Bitte bilden Sie Frauen als (angezogene) gleichberechtigte Menschen ab und würdigen Sie deren Leistung losgelöst von Aussehen und Sexualität.”

2. „Zur Not auch vor Gericht“
(abzv.de, Mario Müller-Dofel)
Über die Autorisierung von Interviews gibt es immer mal wieder Streit, und manche Journalisten wünschen sich diese Regelung ganz abgeschafft. Die erfahrene Presserechtlerin Tanja Irion spricht im ABZV-Interview über erfundene Interviews, journalistische Ego-Trips, wegen der sie „zur Not auch vor Gericht“ ziehen muss, und über die Interviewautorisierung als Streitvermeidungsstrategie.

3. Auszeichnungen für Martin Vogel und den Tagesspiegel
(freischreiber.de)
Der Berufsverband freier Journalistinnen und Journalisten “Freischreiber” vergibt jedes Jahr den Himmel-und-Hölle-Preis für besonders fairen oder fiesen Umgang mit freien Journalisten. In den Freischreiber-Himmel wurde Martin Vogel gewählt, der durch seinen langen Weg durch die Instanzen dafür gesorgt hat, dass die VG Wort ihre Einnahmen ausschließlich an die Urheber und nicht mehr an die Verleger ausschütten darf. In die Freischreiber-Hölle kommt der Tagesspiegel für sein “besonders schäbiges Verhalten gegenüber Freien”. Dieser habe im Oktober 2015 von jetzt auf eben die Zusammenarbeit mit seinen freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Eis gelegt. “Ohne Ankündigung, ohne Vorwarnung, ohne Übergangsfrist wurden bereits erteilte Aufträge für nichtig erklärt und auch langjährigen Freien die Zusammenarbeit ab sofort aufgekündigt.”

4. Sedat Ergin erhält „Freedom of Speech Award“
(faz.net)
Die “Deutsche Welle” setzt ein Zeichen für die Pressefreiheit in der Türkei und vergibt den diesjährigen „Freedom of Speech Award“ an den türkischen Journalisten Sedat Ergin. Dieser ist Chefredakteur der auflagenstärksten unabhängigen Tageszeitung der Türkei „Hürriyet“ und sieht sich wegen eines Erdogan-kritischen Artikels mit einer Haftstrafe von fünf Jahren bedroht.

5. Sprachlust: Wer Krieg sagt, soll Krieg meinen
(infosperber.ch, Daniel Goldstein)
Daniel Goldstein ist Redakteur der Schweizer Zeitschrift “Sprachspiegel”. Auf der Webseite “Infosperber” ist er für die “Sprachlust”-Kolumne zuständig. In der neuesten Ausgabe beschäftigt er sich mit besonders blumiger Sprache und Metaphern. “Sprachbilder soll man nicht allzu wörtlich nehmen, außer wenn sie so krass sind, dass man nicht anders kann. “Krieg” ist so eins.”

6. Computerbild Top-Shop Siegel: Sinnvoll oder nicht?
(getdigital.de, Philipp Stern)
Eine Firma für Geek-Spielzeug und Nerdbedarf erhält einen Brief von der “Computer Bild”. Freudig teilt man darin mit, die Webseite des Onlinehändlers gehöre zu den “Top 750 Onlineshops Deutschlands” und könne sich nun mit dem “Computer Bild”-Qualitätssiegel schmücken. Warum wird nicht so recht klar, der Einblick in Detailergebnisse kostet etwa 1000 Euro (zzgl. Mwst.). Und wer sich das Siegel auf die Webseite bappen will, muss schlappe 3.500 Euro berappen. Aus Sicht der Zeitschrift eine kaufmännisch vorteilhafte Aktion: Wenn alle Shops mitmachen, kommen Einnahmen von über zweieinhalb Millionen Euro zusammen. Was eine ziemlich coole Rendite für ein wenig Praktikanten-Excel, Photoshop und Porto ist, um es etwas salopp zu formulieren.

“Eigentlich ist es noch viel krasser”

BILDblog wird analog — für einen Abend, am 3. Mai im Heimathafen Neukölln. Unter anderem mit dabei: das Theaterstück „Seite Eins“. Wir haben dem Autor des Stücks, Johannes Kram, vorab schon mal ein paar Fragen gestellt.

Herr Kram, ein Theaterstück mit Ingolf Lück und einem Smartphone, was erwartet uns?
Das Stück ist lustig, hoffe ich, aber es ist auch böse. Und da wo es lustig ist, ist es auch am meisten böse. Das heißt, es versucht natürlich Dinge zu behandeln, die eigentlich nicht lustig sind. Ingolf schafft es wunderbar, den Wahnsinn und die Abgründe des Themas in einer sehr ambivalenten Figur zu transportieren, bei der man nie genau weiß, woran man ist. Ich glaube, das ist auch der Grund, warum “Seite Eins” in der Lück-Inszenierung so erfolgreich ist.

Also ein kritisches Stück?
Es geht nicht nur gegen „die bösen Medien“, es versucht nicht, eine simple Medienkritik zu machen, sondern eine Diskussion darüber zu provozieren, wer welchen Anteil woran trägt. Also: Welche Ziele und welche Verantwortung haben Medien und die Menschen, die in ihnen arbeiten? Aber auch: Welche Möglichkeiten und welche Verantwortung haben wir alle als Medienkonsumenten?


(Foto: Volker Zimmermann)

Wie viel BILDblog steckt in dem Stück?
Ich glaube, dass ich das Stück auch ohne BILDblog geschrieben hätte, aber dann wäre es garantiert anders geworden. Und von meinen Begegnungen nach den Aufführungen weiß ich, dass BILDblog-Leser ein besonderes Vergnügen daran haben, weil sie natürlich viele Geschichten kennen, auf die es sich bezieht, und weil sie ganz anders im Thema sind. Insofern wird der 3. Mai auch eine ganz besondere Aufführung für das Stück, weil es auf die trifft, die sich dem gleichen Thema von der ganz anderen Seite nähern. Und noch was: BILDblog wird ja gerne vorgeworfen, dass es sich oft kleinkariert an reinen Form- und Stilsachen abarbeitet. Ich glaube, für ein digitales sich selbst dauernd fortschreibendes Blogformat ist es sehr mühsam, immer wieder von Neuem darzustellen, wie oft hinter diesen vermeintlichen Kleinigkeiten methodische und oft sehr problematische Nachlässigkeiten und Grenzüberschreitungen stehen. Ein Theaterstück kann das bündeln, daraus ein Narrativ formen und so zu einem gemeinsam Erlebbaren machen. Insofern feiert „Seite Eins“ auch die BILDblog-Macher und -Leser dafür, dass sie sich schon so lange und so hartnäckig auch um all das kümmern, was so lästig und doch so wichtig ist.

Und wie viel steckt von der anderen Seite drin? Haben Sie mit „Bild“-Redakteuren gesprochen, eine Redaktion besucht? Oder anders gefragt: Wie nah ist das Stück an der Realität?
Es geht ja nicht nur um „Bild“, auch wenn „Bild“ natürlich der größte Machtfaktor im Boulevard ist. Es geht um Mechanismen und Haltungen, die ich selbst tatsächlich schon so erlebt oder von Betroffenen so erzählt bekommen habe. Es passiert mir jedes Mal nach Premieren, dass Journalisten auf mich zukommen und sagen: „Eigentlich ist es noch viel krasser.“ Das ist den Leuten, die nicht aus der Medienbranche kommen, oft gar nicht so klar. Für die gibt es bei dem Stück also einen großen Aha-Effekt, die sagen: „Echt, so läuft das da ab?“ Und bei Medienleuten gibt es den Effekt, dass manche sagen: „Das wussten wir schon, aber es ist schon krass, das mal so gezeigt zu bekommen“.

Im Stück geht es um den hinterhältigen Journalisten Marco, der eine junge Musikerin ausnutzt. Sie haben selbst lange Zeit als Manager von Musikern gearbeitet — sind aus dieser Zeit auch Erfahrungen eingeflossen?
Ja, auch, aber das ist auch eine dramatische Näherung an den Stoff. Vieles in dem Stück habe ich von Boulevardjournalisten tatsächlich genau so gehört. Es ist auch einiges aus dem Buch von Kai Diekmann drin, auch von Sarrazin, und vieles über den Machtanspruch gerade der Spinger-Leute. Vieles, was ich selbst erlebt oder von anderen erzählt bekommen habe. Aber es ist eben auch eine Geschichte. Kein Vortrag, sondern im besten Fall spannendes Theater, das die Leute auf verschiedene Weise packt und mehrmals in eine andere Richtung führt, als sie es erwartet hätten.

Nach dem Stück werden wir uns mit Johannes Kram und Ingolf Lück auch über das Stück unterhalten und Fragen aus dem Publikum beantworten — Tickets für den BILDblog-Abend gibt es hier.

Senderwende, Ikonographische Wende, VG-Wort-Wende

1. Medienanstalt stoppt Radio für Flüchtlinge
(rnd-news.de, Ulrike Simon)
Wie eine gute Idee manchmal versandet bzw. rigide abgewürgt wird, erzählt Ulrike Simon in ihrem Artikel über das geplante und nun doch nicht zu Stande kommende Integrationsradio für Flüchtlinge. Im vorigen Jahr hätte der frühere Deutsche-Welle-Programmchef vom Direktor der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB), den Auftrag bekommen, über ein Flüchtlingsradio nachzudenken. Das Konzept hätte gestanden, alle Parameter gestimmt, doch dann kam die überraschende Wende: Der Medienrat entschied, das Projekt zu beerdigen. Den Grund dafür soll Ulrike Simon nicht nennen. Sie tut es dennoch: “Immer wieder, mit wem ich auch sprach, bekam ich zu hören: Die Stimmung habe sich gedreht, das gesellschaftliche Klima habe sich verändert, seit dem 31.12. sei die Welt eine andere, die Euphorie verflogen, die Willkommensbereitschaft vorbei, man denke bitte an Köln, an Brüssel…”

2. Online-Leser wollen längere Storys und weniger Listen
(de.ejo-online.eu, Scott Maier)
Das American Press Institute (API) hat in einer Studie das Nutzerverhalten von Online-Lesern unter die Lupe genommen. Mehr als 400.000 Artikel von 55 Publikationen hat man analysiert. Dabei sei die gängige Annahme, dass Journalisten sich für Online kurz und für mobile Plattformen noch kürzer fassen sollten, widerlegt worden. Die Ergebnisse der Studie hätten gezeigt, dass Online-Leser mehr wollen als Geschichten über Stars und Sternchen, kurze Meldungen ohne Tiefgang und die beliebten “Listicles”.

3. Geschichten eines Bilderstürmers
(zeit.de, Uwe Jean Heuser)
Der 32-jährige Gründer des Foto-Netzwerks Instagram Kevin Systrom kann auf eine einzigartige Erfolgsgeschichte zurückblicken: Innerhalb weniger Jahre ist Instagram die führende Plattform zum Teilen von Fotos geworden. Und Facebook blätterte vor wenigen Jahren die stolze Summe von einer Milliarde für das Bildernetz hin. In London sprach Systrom nun von der “ikonographischen Wende”. Täglich 80 Millionen Bilder würden täglich auf Instagram gespeichert. “Dass wir diese Momente hochauflösend aufnehmen und für immer speichern können, wird wichtiger sein für die Menschheitsgeschichte als die Erfindung der Schriftsprache.” Systrom glaube, dass die Erinnerungen der Menschen künftig nicht mehr aufgeschrieben, sondern abgebildet werden. “Wir waren immer eher visuelle als sprachbezogene Wesen.” (Leider hat man den Digitalbildrevolutionär und visionären Schriftsprachenablöser nicht gefragt, wieviel Prozent der täglichen Instagram-Bilder auf Duckface-Selfies und Foodfotos entfallen.)

4. BGH kippt VG-Wort-Ausschüttung
(faz.net)
Der Bundesgerichtshof hat gesprochen: Die Verwertungsgesellschaft (VG) Wort darf keine Einnahmen aus Urheberrechten mehr an die Verlage ausschütten. Das Geld stehe nach derzeitiger Gesetzeslage ausschließlich den Autoren zu. Vor allem kleine Verlage trifft der Urteilsspruch, freuen können sich die Autoren, die nun eventuell sogar rückwirkend Ansprüche auf Nachzahlungen geltend machen können. Doch das Urteil könne auch Auswirkungen für die Vielfalt der Angebote journalistischer Aus- und Weiterbildung haben.

5. Der Hass im Netz – und was dagegen zu tun ist
(carta.info, Ingrid Brodnig)
Montag erscheint Ingrid Brodnigs Buch „Hass im Netz. Was wir gegen Hetze, Mobbing und Lügen tun können. Auf “Carta” gibt es eine gekürzte und leicht abgeänderte Fassung des Kapitels „Hass als Instrument“, in dem sie auch auf die Facebook-Thematik eingeht: “Würde Facebook allein jene Wortmeldungen löschen, die strafrechtlich relevant sind oder gegen die eigenen Regeln des Netzwerks verstoßen, wäre die Situation schon deutlich besser als bisher. Facebook hingegen betont gerne, wie wichtig Widerrede („Counter Speech“) sei – also dass Menschen gegen hasserfüllte Rede das Wort ergreifen. Das stimmt. Es braucht aber beides: Mutige Bürger und Webseitenbetreiber, die sie vor den schlimmsten verbalen Übergriffen oder gar Bedrohungen schützen.”

6. Wutdruck
(sueddeutsche.de, Viola Schenz)
Das konservative britische Wochenmagazin “The Spectator” ruft seine Leser auf, Schmähgedichte auf den türkischen Präsidenten einzusenden – “so schmutzig und beleidigend wie möglich”.

Sinkflug, Lex Böhmermann, smartWoman

1. Auflagen von “Spiegel”, “Welt” und “Bild” brechen zweistellig ein
(horizont.net, Roland Pimpl)
Die neuen Quartalszahlen der Zeitungs- und Zeitschriftenverkäufe sind da. Und auch im ersten Quartal des Jahres müssen viele Zeitschriften weiter mit sinkenden Auflagen leben. Zwei hat es besonders erwischt: Die verkaufte Auflage des “Spiegel” ging im 1. Quartal dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10,2 Prozent zurück, der Einzelheftverkauf brach um 18,4 Prozent ein. Der Focus verlor 8,2 Prozent, beim Einzelheftverkauf war es ein Minus von 25,1 Prozent. Und auch bei den überregionalen Zeitungen gibt es haufenweise rote Zahlen. Die Auflage der “Welt” sank um 10,5 Prozent, der Einzelverkauf sogar um unfassbare 43 Prozent.

2. „Wir hatten zwischenzeitlich das Gefühl, uns würde eine Welle des Hasses überrollen“ [Interview]
(t3n.de)
Anfang Mai findet in Berlin die zehnte “re:publica” statt. Dort wird auch der Kommunikationsvorstand des Bundesverbands der Community-Manager, Roland Panter, auf der Bühne stehen und über Diskussionskultur im Internet sprechen. Im Interview mit “t3n” äußert sich Panter zu Ethik im Community-Management, dem sich verändernden Diskussionsklima und den Problemstellungen, denen Plattformbetreiber und Seitenadministratoren ausgesetzt sind.

3. Kommt die Lex Böhmermann?
(faz.net)
Hamburg will noch vor der Sommerpause den umstrittenen Beleidigungsparagraphen 103 aus dem Weg räumen. Das Land habe für die Bundesratssitzung Mitte Mai einen Antrag vorgelegt, die Strafvorschrift zur Beleidigung ausländischer Staatsoberhäupter abzuschaffen. So solle eine Bestrafung des ZDF-Moderators Jan Böhmermann wegen dieser Vorschrift verhindert werden. Hamburgs Justizsenator Till Steffen (Grüne): „Der Paragraph 103 im Strafgesetzbuch gehört abgeschafft, weil er ein Ausfluss des vordemokratischen Strafrechts ist, als die Majestätsbeleidigung noch eine Rolle spielte“.

4. Prinzip Hoffnung
(brandeins.de, Christian Sywottek)
Das Wirtschaftsmagazin “brand eins” erklärt, warum sich die deutsche Pressebranche auf den niederländischen Onlinekiosk “Blendle” einlässt. Das Start-up, in das auch der Verlag Axel Springer gemeinsam mit der “New York Times” Millionen investiert hat, hätte sich zu einer der größten Hoffnungen der Verlagsindustrie entwickelt. Knapp zwei Jahre nach dem Start sei die Sache jedoch noch lange nicht entschieden. Und mit der Nennung von Zahlen halte man sich bei Blendle zurück.

5. Chefrunde
(sueddeutsche.de, David Denk)
Kurzer Bericht von der Pressekonferenz des Treffens der ARD-Intendanten in Potsdam. Der lange geplante gemeinsame Jugendkanal von ARD und ZDF soll nun starten. Außerdem plant man ein aufwändiges Serienvorhaben: “Babylon Berlin” mit 16 Folgen, 200 Drehtagen und 300 Darstellern.

6. Voll die Spaßbremse
(taz.de, Hanna Pütz)
Mit “smartWoman” hat die WEKA-Mediengruppe eine neue Zeitschrift an den Kiosk gebracht: Eine Technik-Postille nur für Frauen. Für 3,90 Euro pro Ausgabe erklärt man dort den Frauen endlich, wie das so funktioniert mit dem “digitalen Leben” (sehr schön: Das Symbolbild “Halte ich es so richtig?” im Artikel). Außerdem gibt es zielgruppengerechte Tipps wie zum Beispiel zum Putzen des Smartphones: “Verschmierter Bildschirm und Krümel auf der Tastatur: Notebook und Smartphone können ganz schön dreckig werden. Zeit, mal wieder gründlich durchzuputzen!”

BILDblog analog – Jetzt auch mit Moderator

In zwei Wochen ist es so weit: BILDblog wird analog. Zumindest für einen Abend:

Und es gibt Neuigkeiten: Damit wir uns nicht verquasseln, wird “aspekte”-Moderator Jo Schück vorbeikommen und durch den Abend führen.

  • Was gibt’s zu sehen?

    Zuerst: “Seite Eins — Theaterstück für einen Mann und ein Smartphone” von Johannes Kram, in dem Ingolf Lück den Boulevardjournalisten Marco spielt. Ein lustiges, realistisches, erschreckendes Stück über die perfiden Methoden einer skrupellosen Zeitung.



    (Fotos: Volker Zimmermann)

    Anschließend geben mehrere Generationen von BILDblog-Autoren Auskunft über Redaktionsinterna und erzählen vom Beklopptesten und Geheimsten aus zwölf Jahren BILDbloggerei.

    Und zum Schluss gibt’s Musik — von wem, geben wir noch bekannt.

  • Wann?

    Am Dienstag, 3. Mai 2016, um 19:30 Uhr (Einlass ab 19:00 Uhr).

  • Wo?

    Im Heimathafen Neukölln.
    (Karl-Marx-Straße 141, 12049 Berlin, U7-Haltestelle Karl-Marx-Straße)

  • Wie viel?

    Die Karten für den Abend kosten 20 Euro (plus Vorverkaufsgebühr). Mit den Einnahmen wollen wir den künftigen Betrieb des BILDblogs sichern — ein Benefizabend in eigener Sache also.

    Tickets gibt es hier …



    … oder direkt beim Heimathafen Neukölln oder bei “Koka 36”. (Die Tickets werden auf den Namen des Käufers ausgestellt, können aber auch gerne verschenkt werden.)

  • Wer uns bei der Gelegenheit noch gleich etwas mehr unterstützen möchte, kann auch eines der limitierten Supporter-Tickets kaufen:

    – für 50 Euro bekommen Sie einen weltexklusiven BILDblog-Jutebeutel obendrauf.

    – für 200 Euro stehen wir Ihnen bei der Party persönlich Rede und Antwort. Die Getränke gehen natürlich auf uns.

    – für 500 Euro laden wir Sie einen Tag nach der Veranstaltung zum Abendessen in unsere liebste Dönerbude in Neukölln ein.

    Dafür einfach eine kurze Mail an [email protected] schreiben.

  • Eine Facebook-Veranstaltung gibt’s auch, und zwar: hier.
  • Mit freundlicher Unterstützung von:

Reporter mit Grenzen, Hessliches, Lobbyarbeit vs. Pressefreiheit

1. Journalisten weltweit unter zunehmendem Druck
(reporter-ohne-grenzen.de)
“Reporter ohne Grenzen” stellt die Rangliste der Pressefreiheit 2016 vor. Der Druck auf Journalisten würde weltweit zunehmen. Vorstandssprecher Michael Rediske kommentiert: „Viele Staatsführer reagieren geradezu paranoid auf legitime Kritik durch unabhängige Journalisten. Wenn sich selbstherrliche Präsidenten und Regierungen per Gesetz jeder Kritik entziehen, fördert das Selbstzensur und erstickt jede politische Diskussion. Dabei sind lebendige, debattierfreudige Medien gerade dort nötig, wo die Probleme am größten sind und sich Gesellschaften über den besten Weg in die Zukunft verständigen müssen.“

2. ARD-Korrespondent zurück in Kairo
(tagesschau.de)
Die Türkei hat dem Kairo-Korrespondenten der ARD, Volker Schwenck, die Einreise verweigert. Auf dem Flughafen von Istanbul wurde er in einem Abschieberaum festgesetzt. Inzwischen ist Schwenck wieder zurück in Kairo. Die Hintergründe für das Einreiseverbot sind nach ARD-Angaben noch unklar. Schwenck wollte eigentlich von Istanbul weiter in das türkisch-syrische Grenzgebiet reisen, um dort u.a. mit syrischen Flüchtlingen zu sprechen.

3. Autoren erleiden “kolossale Niederlage” gegen Google
(golem.de, Friedhelm Greis)
Lange Jahre wurde um “Google Books” gestritten, aber nun hat der Oberste Gerichtshof der USA entschieden: Suchmaschinenkonzern Google darf für sein Projekt Google Books beliebig viele Bücher in den USA ohne die Zustimmung der Autoren digitalisieren und durchsuchbar machen. Google dürfte das einige Milliarden sparen. Die amerikanische Autorenvereinigung (Authors Guild), deren Revision abgelehnt wurde, sprach von einer “kolossalen Niederlage”.

4. Nichts wissen, aber das Ende der Pressefreiheit in Hessen ausrufen
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Ein Lokalpolitiker zeigt einen “Bild”-Reporter wegen Verleumdung an. Ohne die Hintergründe zu kennen, skandalisiere das Blatt die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft als Einschüchterungsversuch des hessischen Innenministers. Und Journalistenverbände und Politiker gingen “Bild” auf den Leim, so Stefan Niggemeier auf “Übermedien”.

5. Recherche-Journalismus und Urheberrecht: Kaum rechtliche Möglichkeiten für Schweizer Journalisten
(investigativ.ch, Florian Imbach)
“Investigativ” macht auf einen Fall von fragwürdiger Einflussnahme auf journalistische Arbeit aufmerksam: Die Zürcher Lobbyfirma HirzelNeefSchmid nutze das Urheberrecht, um Druck auf einen ihr lästigen Journalisten auszuüben und die Publikation eines für die Berichterstattung wichtigen Dokuments zu unterdrücken. Der Artikel erklärt Problem und Rechtslage dieses Falls und lässt die beschuldigte Firma mit ihrer Stellungnahme zu Wort kommen.

6. Presse-Fail: Die kleine WELT gegen die große Galaxis
(wortvogel.de, Torsten Dewi)
Torsten Dewi hat in der “Welt” einen Artikel über “Star Wars” gelesen und ärgert sich. In einer Erwiderung geht er akribisch die aus seiner Sicht erfolgten Fehler und Ungenauigkeiten durch. Die Frage des “Welt”-Artikels “Dürfen wir dich Versager nennen, Star Wars?” beantwortet er am Ende mit einem “Nein. Hau ab”.

Die grausame Wahrheit über die “Huffington Post”

Die deutsche Ausgabe der Huffington Post ist das journalistische Angebot des 21. Jahrhunderts. Auf der innovativen Plattform können Redakteure, Blogger und Kommentatoren Haltung zeigen und schreiben, was sie bewegt. Die Redaktion verfügt über ein weltweites Netzwerk von Redakteuren, die nicht dem Mainstream folgen, sondern Themen aus einer anderen Perspektive beleuchten.

Und das liest sich dann so:

Das [sic] Nelken bei Zahnschmerzen helfen sollen und Kamille bei Bauchweh, gehört schon zum medizinischen Allgemeinwissen. Aber Forscher entdecken immer wieder neue Eigenschaften von Pflanzen, mit erstaunlichen Auswirkungen auf den menschlichen Körper.

In dem Fachmagazin “Journal of Medicial Mushrooms” wird in einem Artikel zum Beispiel ein Pilz beschrieben, dessen Geruch bei Frauen einen spontanen Orgasmus auslösen soll. Der Pilz wird der Gattung Dictyophora zugeordnet.

Bei einem Test mit Freiwilligen sollen mehr als die Hälfte der Probandinnen angegeben haben, spontan einen Orgasmus erlebt zu haben.

Allerdings:

Wie viele Probandinnen an dem Test teilgenommen haben, ist allerdings unklar. Auch ist nicht ersichtlich, ob die Orgasmen auch körperlich nachgewiesen wurden. Zu vermuten ist daher, dass die Studie wissenschaftlichen Qualitätskriterien nicht standhält.

Nun ja. Die Autorin hätte nur kurz googeln müssen, um herauszufinden, dass die Anzahl der Probandinnen sehr wohl bekannt ist, nämlich: 16.

Vielleicht wäre ihr dabei auch aufgefallen, dass diese angebliche „Studie“ schon 15 Jahre alt ist. Und dass sie seitdem etliche Male auseinandergepflückt und für äußerst fragwürdig befunden wurde, unter anderem von — der „Huffington Post“.

Nicht mal den Namen des Journals hat die Autorin richtig abgeschrieben (es heißt „… Medicinal Mushroom“, nicht „… Medicial Mushrooms“). Von den zwei Forschernamen ist immerhin nur einer falsch (er heißt „Holliday“, nicht „Halliday“).

Fassen wir also zusammen: Der Artikel gibt eine 15 Jahre alte, nichtssagende Scheinstudie falsch wieder. Im Grunde ist man nach der Lektüre also schlechter informiert als vorher. Aber Hauptsache: die „Huffington Post“ um einen Klick reicher.

Man kann nicht mal behaupten, die “Huffington Post” würde schlecht recherchieren, denn dafür müsste sie recherchieren. Je intensiver man sich mit ihr befasst, desto mehr zeigt sich jedoch, dass sie keineswegs ein journalistisches Angebot ist, sondern ein lieblos zusammengeklopptes Fundstück-Sammelsurium mit einem informationellen Mehrwert irgendwo zwischen “Praline” und “Upps! Die Superpannenshow”.

Bleiben wir mal bei der Orgasmuspilz-Autorin. Einen Tag später schrieb sie:

Der Artikel besteht aus diesem eingebetteten Foto …

… und diesem Text:

Zugegeben. Wir können nicht mit Gewissheit sagen, was sich hinter diesem Bild verbirgt. Aber falls wirklich eine unbezahlte Gärtner-Rechnung dahinter steckt, hat der um seinen Lohn betrogene Gartenbauer unseren Respekt verdient.

Zugegeben. Wir können nicht mit Gewissheit sagen, wie viel Zeit die Autorin diesmal in die Recherche investiert hat. Aber wir haben weniger als zwei Minuten gebraucht, um herauszufinden, was sich hinter dem Bild verbirgt: Der Penisbusch steht in England. Der Besitzer des Gartens hat ihn selbst so geschnitten und taucht deshalb seit einigen Monaten in den Medien auf. Zufällig betreibt er auch ein Unternehmen, das auf das Zurechtschneiden von Bäumen und Büschen spezialisiert ist. Das Ganze ist also keine Rache-, sondern eine zwei Monate alte PR-Aktion.

So sieht der “Huffpo”-Alltag aus. Beispiele könnten wir Dutzende auflisten.

Bleiben wir bei der Orgasmuspilzpenisbusch-Autorin. Oft erscheinen mehrere ihrer Artikel täglich, fast immer über Fundstücke aus Sozialen Netzwerken. Meist irgendwas mit Sex oder Promis oder Sex, eingebettet in kurze Texte, Clickbait-Überschrift, fertig. Wahrheitsgehalt? Aktualität? Egal.

Sie entdeckt dieses Foto:

… zack:

Oder dieses:

… zack:

Oder dieses:

… zack:

Sie stößt auf eine sechs Monate alte Studie über postkoitale Depressionen — zack:

Sie stößt auf eine zwei Jahre alte Untersuchung, nach der Pflanzen auf das Kaugeräusch von Raupen reagieren — zack:

Sie stößt auf die seit Ewigkeiten bekannte Tatsache, dass Prosecco Zucker enthält — zack:

So sind in den vergangenen drei Monaten allein von dieser Autorin gut 100 Artikel erschienen:

Wie war das noch?

Die deutsche Ausgabe der Huffington Post ist das journalistische Angebot des 21. Jahrhunderts. Auf der innovativen Plattform können Redakteure, Blogger und Kommentatoren Haltung zeigen und schreiben, was sie bewegt. Die Redaktion verfügt über ein weltweites Netzwerk von Redakteuren, die nicht dem Mainstream folgen, sondern Themen aus einer anderen Perspektive beleuchten.

Genau.

Werte, Pfefferspray, Selfies

1. Schwimmen im Common Sense: Medien, wo sind eure Werte?
(derstandard.at, Franziska Weder)
Medienwissenschaftlerin Franziska Weder kritisiert die Medien, die sich mit “Common-Sense-Issues” und Allgemeinplätzen begnügen und neue, andere Sichtweisen und Gegenargumente scheuen würden. Der vom “gesunden Menschenverstand” getriebene Common Sense sei erwartbar und unterdrücke Debatten, was schade sei. Gefordert sei ein “aufklärender, verantwortungsorientierter Informationsjournalismus, ein Aufbrecherjournalismus, der nach Für und Wider sucht, der mit neuen Argumenten und Gegenargumenten anstelle von Allgemeinplätzen spielt, der Themen problematisiert und einen öffentlichen Dialog ermöglicht”.

2. Lästiges Pfefferspray-Bild: US-Universität zahlte 175.000 Dollar für Suchmaschinenoptimierung
(netzpolitik.org, Jonas Klaus)
Manch einer erinnert sich noch an die Bilder von Studentenprotesten an einer amerikanischen Uni, bei der die friedlichen Teilnehmer eines Sitzstreiks aus nächster Nähe mit Pfefferspray attackiert wurden. “Netzpolitik” berichtet nun davon, dass die Uni verschiedene Marketingunternehmen beauftragt hat, die für sie unangenehme Berichterstattung aus dem Netz zu drängen. Rund 175.000 Dollar habe sich die Uni die Bereinigungsaktion kosten lassen. Mit zweifelhaftem Erfolg: Wenn man den Namen der Universität (“uc davis”) bei Google eingibt, erscheint bereits als erster Ergänzungsvorschlag “pepper spray”.

3. Lügenpresse
(lügenpresse.de)
Journalisten bekommen seit geraumer Zeit den Vorwurf der angeblichen “Lügenpresse” zu hören. Nun wehrt man sich mit Video-Statements: “Deshalb wird es Zeit, dass die “Lügenpresse” das Wort ergreift und wir unsere Version erzählen. Hier spricht also die “Lügenpresse”!” Produziert wird die Seite von der DDV Mediengruppe (“Sächsische Zeitung”, “Mopo24” etc.). Verantwortlicher Redakteur ist der Chefredakteur der “Morgenpost Sachsen” und “MOPO24.de” Robert Kuhne.

4. Der Zusammenhang: Die Flüchtlingskrise
(krautreporter.de, Dominik Wurnig)
Weil seit mehr als einem Jahr die Flüchtlingsthematik die Berichterstattung in Deutschland bestimmen würde, hat Krautreporter Dominik Wurnig die 13 wichtigsten Fragen dazu aufgegriffen, erklärt und mit weiterführenden Links versehen. Wer zum Thema mitreden will: Kompakter und dennoch ausführlich kann man sich wohl keinen Überblick verschaffen.

5. Der Appell an die Ethik wird immer weniger gehört.
(planet-interview.de, Henry Steinhau)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) vertritt als Gewerkschaft 35.000 Mitglieder und ist damit die größte Journalisten-Organisation Europas. Seit 2015 leitet Frank Überall den Verband, in den 12 Jahren zuvor war dies Michael Konken. Im Interview mit “Planet Interview” spricht der ehemalige DJV-Chef Konken über Trennungsgebote, den Umgang mit “Lügenpresse“-Vorwürfen, wirkungslose Rügen, Autorisierung und seine Idee einer Haushaltsabgabe für Printmedien.

6. Das perfekte Selfie – wo liegen die Grenzen?
(netzpiloten.de, Michael Weigold)
Eine ausführliche Auseinandersetzung mit dem Thema “Selfie”, samt geschichtlichem Abriss (erstes “Selfie”: 1839), unzähligen Links zum Weiterlesen und kulturpessimistischem Ende: “Letztendlich ziehen Selfies Aufmerksamkeit auf sich, was eine gute Sache zu sein scheint. Aber das tun Autounfälle auch. Die Bestätigung, die durch Likes und positive Kommentare in sozialen Medien entsteht, ist belohnend – besonders für die Einsamen, Isolierten und Unsicheren. Die Tatsachen weisen alles in allem (einschließlich der Tode von Menschen und Tieren!) darauf hin, dass es bei diesem Hype nur wenig zu verherrlichen gibt.”

Medien tappen in gigantische Superrattenfalle

Ob man aus ihnen auch Benzin machen kann, verrät Bild.de zwar nicht, aber ist ja auch so schon eine Knallerstory:

In der britischen Hauptstadt hat Schädlingsbekämpfer Dean Burr sechs große Biester unschädlich gemacht. Es sollen Ratten sein, rund 60 Zentimeter lang, etwa so groß wie Katzen!

Und nicht nur das!

Burr vermutet, dass die Tiere so zugelegt haben, weil sie auch Kannibalen seien: „Sie fressen Mäuse, sie fressen aber auch Artgenossen, sterbende oder tote Tiere.“

INVASION DER KANNIBALISCHEN SUPERRATTEN?

So viel vorweg: Nee.

Aber der Reihe nach. Dean Burr, der Kammerjäger, hatte das Foto vor ein paar Wochen bei Facebook gepostet und behauptet, er habe die Tiere in London gefangen.

Die britische “Sun” bekam Wind davon und schrie am vergangenen Freitag:

Am Wochenende schwappte die Geschichte dann in den deutschsprachigen Raum — Bild.de kopierte sie ungeprüft, ebenso wie N24:

Und „20 Minuten“:

Und heute.at:

Und stern.de:

Allerdings: Alles Quatsch.

In Wirklichkeit stammen die Aufnahmen von “National Geographic”:

Sie sind mindestens drei Jahre alt und zeigen ganz normale Nutrias, die bis zu 65 Zentimeter groß werden, Vegetarier und völlig harmlos sind. Die Tiere wurden auch nicht in London gefangen, sondern in den USA.

Inzwischen hat der Kammerjäger das Foto von seiner Facebookseite gelöscht, und bei einigen der deutschen Abschreiber regen sich allmählich doch ein paar Zweifel.

Stern.de hat die Überschrift heute unauffällig in „Sind das wirklich Ratten? Diese Riesenbiester machen London unsicher“ geändert und schreibt am Ende des Artikels:

Einige Leser wiesen uns darauf hin, dass es sich bei den vermeintlichen Ratten um Nutrias, auch Biberratten genannt, handeln könnte. Die aus Südamerika stammenden Nager sind mittlerweile auch in Europa heimisch und ernähren sich von Pflanzen und Insekten. Ob es sich bei den gezeigten Tieren aber tatsächlich um die harmlosen Nagetiere handelt, ist aktuell noch unklar. Die markanten Orange-farbenen Zähne sprechen aber tatsächlich dafür.

Und News.de schreibt:

Einige Zweifler gibt es dennoch. Es könne sich demnach auch gar nicht um eine herkömmliche Ratte handeln, sondern um eine sogenannte Biberratte. Diese kommt ursprünglich aus Südamerika, sind im Gegensatz zur Kanalratte allerdings fast ausschließlich Vegetarier. Bleibt nur die Frage: Wie kommen die Biberratten nach England? Es darf spekuliert werden.

Überschrift:

Mit Dank an Anonym und Moritz K.

TV-Ausschalter, Chat-Schrott, Nordkorea-Auszeit

1. Im Reich des Beleidigten
(taz.de, Çiğdem Akyol)
Die ehemalige “taz”-Redakteurin und Autorin einer Erdogan-Biographie Çiğdem Akyol hat sich in Istanbul mit einem türkischen Medienkritiker zum Gespräch getroffen. Gönenç Ünaldı ist studierter Medienwissenschaftler und betreibt auf Facebook die Seite „Istanbul Revolution“. Dort dokumentiert er nach seiner Arbeit auf Englisch den politisch-medialen Alltag in der Türkei. Bei seinen Kommentaren werde er nie beleidigend, er mache lediglich auf Artikel aufmerksam, die in der mittlerweile überwiegend staatstreuen türkischen Presse kaum noch zu finden sind. Mittlerweile folgen “Istanbul-Revolution” auf Facebook mehr als 16.000 Menschen.

2. Medien: “Vom Thema Vertrauen und Glaubwürdigkeit ist nur Gerede übriggeblieben”
(heise.de, Marcus Klöckner)
Im “Aufwachen-Podcast” beschäftigt sich der Soziologe und ehemalige “FAZ”-Journalist Stefan Schulz zusammen mit Tilo Jung regelmäßig mit den Nachrichtensendungen der Öffentlich-Rechtlichen. Nun hat Schulz ein Buch mit dem Titel “Redaktionsschluss” vorgelegt, in dem er sich intensiv mit der Berichterstattung in Deutschland und der Glaubwürdigkeitskrise der Medien auseinandersetzt. Interessant sei beispielsweise der Stellenwert der Nachrichten im ZDF. Dort hätte man ein News-Budget von 86 Millionen, was sich relativiere, wenn man hört, dass allein für die Champions League fünfzig Millionen Euro hingeblättert wurden. Sein Fazit und Ratschlag: Fernseher aus!

3. Analyse statt Erregung: Gestatten, Bernhard Pörksen
(dwdl.de, Hans Hoff)
DWDL-Kolumnist Hans Hoff mit einem Loblied auf einen professoralen Talkshowgast. Wenn Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen als Gast in Talkshows auftrete, solle man ihm unbedingt Gehör schenken. Ganz gleich, ob es um die Causa Böhmermann oder die Kölner Silvesternacht ginge. Wenn der Professor käme, werde es anstrengend, aber es lohne wegen des Erkenntnisgewinns. “Ich weiß nicht, wie es in Pörksens Seminaren zugeht, ob es da langweilig oder aufregend zugeht. Aber wenn sie nur halb so viel Erkenntnis beinhalten wie seine öffentlichen Wortmeldungen, würde ich gerne mal an einer solchen Veranstaltung teilnehmen.”

4. Hey, du Mensch!
(zeit.de, Eike Kühl)
Auf der diesjährigen Facebook-Entwicklerkonferenz F8 hat Facebook gezeigt, wie man sich die mobile Kommunikation der Zukunft vorstellt. Ein Element davon sind Chatbots, die im Messenger automatisiert in den Dialog mit Interessenten und Kunden eintreten sollen. Eike Kühl hat sich die auf künstlicher Intelligenz basierenden Programme angeschaut. Zum jetzigen Zeitpunkt sei der Umgang mit den Bots jedoch noch frustrierend. Und: “Wieso sollte ich in einem kleinen Chatfenster im Messenger einkaufen, wenn es auf der Website mehr Informationen gibt? Was kann ein Bot wie Poncho mehr liefern als ein Wetter-Widget auf dem Smartphone? Die Antwort: Nicht viel, jedenfalls noch nicht.”

5. The CIA Is Investing in Firms That Mine Your Tweets and Instagram Photos
(theintercept.com, Lee Fang)
Vor zwei Jahren wurde die Nachrichten-Webseite “The Intercept” gegründet. Sie wird von den US-amerikanischen Journalismus-Größen Laura Poitras, Glenn Greenwald und Jeremy Scahill betrieben, als Finanzier wirkt der ebay-Gründer Pierre Omidyar. Im Artikel beschreibt der Journalist Lee Fang wie der der Auslandsgeheimdienst der Vereinigten Staaten zielgerichtet in Technologiefirmen investiert, die Datamining betreiben, um z.B. Twitter und Instagram auszuwerten.

6. Post von Jan Böhmermann
(www.facebook.com, Jan Böhmermann)
Der Satiriker Jan Böhmermann verabschiedet sich auf Facebook von seinen Fans in eine Fernsehpause: “Daher verlasse ich jetzt erstmal das Land, lasse mir beim Twerk&Travel durch Nordkorea die Sache mit der Presse- und Kunstfreiheit nochmal genau erklären, bevor ich noch ein paar Tage mit meinem Segway auf dem Jakobsweg pilgere, um mich selbst zu finden.”

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