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Kassen-Ärzte planen neue Hotline

Mit dem Spruch “Wer etwas Wichtiges zu sagen hat, macht keine langen Sätze”, hat die “Bild”-Zeitung früher für sich geworben. Man könnte hinzufügen: Wer mit großen Buchstaben schreibt, benutzt keine langen Wörter.

Manchmal lassen sich Buchstaben auch ganz leicht einsparen: Aus Unzufriedenheit wird “Wut”, aus Informationen “Infos” und aus Klinsmann “Klinsi”.

Klappt aber nicht immer. Die Organisationen der deutschen Ärzte, die die Honorare von den Krankenkassen einsammeln und unter ihren Mitgliedern verteilen, tragen zwar einen Namen, der wirklich schlagzeilenunfreundlich ist: “Kassenärztliche Vereinigungen”. Der lässt sich aber nicht von hinten kürzen. Also, jedenfalls nicht ohne dass dann in der Überschrift völliger Unsinn steht, wie heute auf der “Seite 1” der “Bild”-Zeitung:

Kassen planen neue Ärzte-Hotline

Neu: Nichts Neues von Beckenbauer über “Klinsi”

Auf Bild.de steht heute, dass Ex-Fußballbundestrainer Jürgen Klinsmann “nach Informationen der BILD-Zeitung” offenbar doch Trainer des britischen Fußballclubs Chelsea London werden könnte. Weiter heißt es dort, Franz Beckenbauer habe sich in der britischen “Sun” von heute zu dem Thema geäußert:

Kaiser Franz in der “Sun”: “Er müsste aus Kalifornien nach England umziehen. Ein Klub in einer Liga mit 20 Mannschaften, die auch Weihnachten und Neujahr spielt, dazu die nationalen Cup-Wettbewerbe und die Champions League — das ist nicht aus der Ferne zu handhaben. London frisst dich auf mit Haut und Haaren. Da kann man nicht wie als deutscher Teamchef zwischendurch in Amerika ausspannen.” Beckenbauer weiter: “Zwei Jahre in Chelsea können dich genauso fertig machen wie vier Jahre bei einem anderen Klub.”

Das kommt uns irgendwie bekannt vor:

Chelsea bedeutet: Komplett-Umzug von Kalifornien nach London. Eine Liga mit 20 Klubs, Spiele am zweiten Weihnachtstag und Neujahr, mehrere nationale Pokalwettbewerbe und die Champions League. Als Zugabe noch die wenig zimperliche englische Presse. London frisst dich auf mit Haut und Haaren, da hat man keine Zeit — wie als Bundestrainer — in Amerika zu entspannen. (…) Bei den Erwartungen in Chelsea sind zwei Jahre als Trainer so aufreibend wie vier bei einem anderen Klub.

"Exklusiv: Kaiser Franz schreibt in BILD"So stand’s gestern in “Bild”. “Exklusiv” aufgeschrieben von “Kaiser Franz” (siehe Ausriss). Und es sind bei Weitem nicht die einzigen Beckenbauer-Zitate aus der heutigen “Sun”, die quasi identisch sind mit dem, was Beckenbauer gestern in der “Bild”-Zeitung geschrieben hatte. Das hätte man leicht rausfinden können, denn der exklusive “Bild”-Text von Beckenbauer ist auf Bild.de sogar direkt verlinkt.

Aber offenbar zitiert man bei “Bild” lieber die “Sun” als sich selbst. Man weiß ja nie.

Mit Dank für den sachdienlichen Hinweis an Andreas U.

“Bild” macht Klinsi sein Verdienstkreuz mies (2)

Wie berichtet, war es “Bild” ja bereits gestern irgendwie wichtig, darauf hinzuweisen, dass es sich bei dem heute an Jürgen Klinsmann verliehenen Bundesverdienskreuz am Bande um “die unterste Stufe” handele. Und heute schreibt “Bild” noch einmal:

Das Verdienstkreuz am Bande ist die unterste Stufe (von acht).

Doch was gestern nur merkwürdig war, ist heute schlicht falsch: Klinsmanns Verdienstkreuz ist zwar das kleinste der Verdienstkreuze, aber wenn “Bild” heute auch noch die Gesamtzahl der Stufen mitteilen zu müssen glaubt, hätte ein wenig Recherche vielleicht nicht geschadet. Denn laut Bundespräsidialamt [pdf] wird der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland tatsächlich “in acht verschiedenen Stufen verliehen”, doch “die unterste Stufe” ist die so genannte Verdienstmedaille.

Mit Dank an die zahlreichen Hinweisgeber.

“Bild” macht Klinsi sein Verdienstkreuz mies

Klinsi holt ja morgen sein Bundesverdienstkreuz ab. Und deshalb steht es heute auch in “Bild”:

Überschrift: "Klinsi holt morgen sein Bundesverdienstkreuz ab" Im Text: "Bei Angela Merkel im Bundeskanzleramt wird ihm am Mittwoch das Verdienstkreuz am Bande (dies ist die unterste Stufe) angehängt."

Der Halbsatz in Klammern ist bemerkenswert. Damals, als Johannes B. Kerner das gleiche Verdienstkreuz verliehen bekam, hatte “Bild” den Halbsatz nicht dazugeschrieben. Als Hans-Wilhelm Gäb es verliehen bekam, auch nicht. Und als Dr. Dr. h.c. Manuela Schmid bei einer “Herz für Kinder”-Gala “1 Million Euro aus ihrem Privatvermögen spendete”, wurde zwar ausdrücklich erwähnt, dass “die Frau mit dem goldenen Herzen” noch “im April 2005 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet” worden sei. Den Zusatz, dass es sich dabei um die “die unterste Stufe” der Auszeichnung handele, suchte man jedoch auch da vergeblich.

Darüber, warum “Bild” ihn ausgerechnet bei Jürgen Klinsmann dazugeschrieben hat, kann man deshalb nur spekulieren.

Als Hellseher ist “Bild” nur so mittel

Zum Wesen von Verhandlungen gehört es, dass man, solange sie laufen, nicht weiß, wie sie am Ende ausgehen.

Zum Wesen von “Bild” gehört es, aus Möglichkeiten Tatsachen zu machen.

Keine gute Kombination. Und im Fall der Verhandlungen, ob Jürgen Klinsmann Nationaltrainer der USA wird, hatte kaum eine Tatsachenbehauptung von “Bild” Bestand.

Eine kleine Chronologie der Berichterstattung von “Bild”, “Bild am Sonntag” und Bild.de.

15. September:

Gehaltsfrage der Knackpunkt
Klinsmann bald Ami-Coach?

27. Oktober:

Klinsi: Ich muss wieder als Trainer arbeiten!
…er verhandelt bereits mit den Amis

28. Oktober:

Ami-Trainer KLINSI. Bei der nächsten WM gegen uns!
Er hat Deutschland eine schwarz-rot-goldene WM beschert. In vier Jahren bei der nächsten WM wird er unser Gegner sein…

29. Oktober:

KLINSI: USA-Trainer bis 2010. Er kriegt die ganze Macht

30. Oktober:

Dass Klinsi ab 2007 den Job als US-Nationaltrainer annimmt, gilt als so gut wie sicher.
Er wird einen Vertrag bis 2010 bekommen, rund 2,5 Millionen Euro pro Jahr verdienen.

3. November:

“Sun” und “Daily Mirror”: US-Verband legt Verhandlungen auf Eis
Ist Klinsi den Amis zu teuer?

13. November:

Klinsmann
Vertrag mit Amis keine Gehaltsfrage

28. November:

Klinsi
JA zu USA! Spieler verplapperte sich

8. Dezember:

Klinsi sagt USA ab!
(…) Grund für Klinsis Rückzug soll nicht das Thema Geld (rund 2,5 Mio. pro Jahr) gewesen sein. Es ging Klinsi hauptsächlich darum, seine konzeptionellen Vorstellungen zu verwirklichen. Doch die konnte er nicht durchsetzen.

…und die Nationalflagge mitsingen!

Weil Jürgen Klinsmann möglicherweise Trainer der Fußball-Nationalmannschaft der USA wird, hat “Bild” gestern “die wichtigsten Fragen” dazu “beantwortet”. Darunter diese:

Singt er die US-Hymne mit?

Unwahrscheinlich! Klinsi hat immer betont, dass er sich als Deutscher fühlt und unsere Hymne mit Inbrunst singt. Der Text von “Stars and Stripes”, der US-Hymne, dürfte allerdings kein Problem für ihn sein.

Im Gegensatz zur “Bild”-Zeitung, für die schon der Titel der US-Hymne ein Problem ist. Sie heißt nämlich “The Star-Spangled Banner”. “Stars and Stripes” nennt man die amerikanischen Flagge.

Danke an Reinhard T. für den Hinweis!

Neues aus der “Bild”-Redaktion

Die “Bild”-Zeitung ist nicht für Meinungsvielfalt bekannt. Hat sie sich entschieden, für oder gegen etwas zu sein, finden von dieser Linie abweichende Stimmen fast nie den Weg ins Blatt.

Doch intern gibt es sie offenbar, die abweichenden Stimmen. Die Kampagne der “Bild”-Zeitung gegen Jürgen Klinsmann war innerhalb der Sport-Redaktion umstritten. “Bild”-Sportredakteur Lutz Lüttig erklärte in einem Interview mit dem Online-Magazin indirekter-freistoss.de, dass ihm der Umgang der Zeitung mit dem ehemaligen Bundestrainer teilweise persönlich missfallen habe. Ein Ausdruck wie “Grinsi-Klinsi” sei “verächtlich, höhnisch und hämisch”, sagte er. “Aber: Es wird bei uns über so etwas diskutiert. Und manchmal setzt man sich durch und manchmal eben nicht.”

Befragt nach der dann plötzlich entdeckten Liebe von “Bild” zu Klinsmann, sagte Lüttig:

Wenn Sie das als Kehrtwende bezeichnen wollen, bitte schön. Ich habe es als Erkenntnisgewinn empfunden und mich darüber gefreut.

Und über den Eindruck, dass der “Bild”-Zeitung gegenüber Menschen, die anderer Meinung sind, die Toleranz fehlt:

Zugegeben, den Slogan “Bild Dir Deine Meinung!” kann man manchmal als “Bild Dir meine Meinung!” mißverstehen. Das ist nicht immer besonders klug. Andererseits, welche Zeitung will keinen Einfluß haben?

Lüttigs Interview ist nicht mehr online. Er hat seine Aussagen nach der Veröffentlichung zurückgezogen — ohne Angabe von Gründen, sagt Oliver Fritsch, der verantwortliche Redakteur von indirekter-freistoss.de. Dabei habe Lüttig das Interview vorher schriftlich autorisiert.

Danke an Thomas M., Nils K. und Kai P.!

Sein altes Leben

Da scheinen die Profis von “Bild” ja wieder eine richtige Exklusiv-Geschichte ausgegraben zu haben. Groß lacht heute Jürgen Klinsmann von der Seite 1, und daneben steht:

JÜRGEN KLINSMANN: Sein neues Leben. Traumvilla! Traumfrau! Traumwetter!

Wobei der aufmerksame “Bild”-Leser sich an dieser Stelle schon fragen könnte: Traumvilla? Traumfrau? Traumwetter? Ist das nicht exakt das alte Leben des Jürgen Klinsmann?

Sein neues Leben nach dem Rücktritt

“Welcome to Klinsi Beach” steht über dem Artikel im Inneren. Und: “Sein neues Leben nach dem Rücktritt”. Frisch und erholt sieht Klinsmann auf den vielen Fotos aus, die das “neue Leben” illustrieren. So, als hätte die WM gar keine Spuren hinterlassen.

Ach so: Hat sie auch gar nicht. Die Fotos, auch das fast halbseitige, stammen aus einer Zeit, als Klinsmann noch gar nicht Bundestrainer war. Und wenn man genau liest, steht das auch da. “So zeigte er sich den BILD-Reportern schon bevor er Bundestrainer wurde”, heißt es in einem Bildtext. Und im Artikel steht:

BILD erklärt, wie Klinsi (…) am Pazifikstrand Kraft tanken will für die Zukunft. Dazu zeigt BILD Fotos von früheren Besuchen bei Klinsi.

Alles korrekt als Symbolfotos gekennzeichnet also.

Aktuelle Fotos von Klinsmann am “Klinsi-Beach” kann es auch schon deshalb nicht geben, weil er anscheinend noch gar nicht wieder in Kalifornien ist. Aber im Dezember 2004 war er es. Und damals hatte “Bild”-Autor Walter M. Straten ihn dort getroffen und darüber berichtet (“BamS-Besuch beim Bundestrainer”). Was er damals sah (und was “Bild” bis kurz vor der WM regelmäßig anprangerte), hat er einfach noch einmal aufgeschrieben.

Dass sich das “neue Leben” des Jürgen Klinsmann so wunderbar mit den Fotos aus dem alten Leben des Jürgen Klinsmann illustrieren lässt, liegt daran, dass sich beide offenbar nicht unterscheiden. Das macht zwar die große “Bild”-Schlagzeile abwegig. Aber wenigstens war es so für “Bild” leichter, Klinsmanns Zukunft optisch “nachzuempfinden”.

Die andere “Bild”-Exklusiv-Geschichte über Klinsi

“Bild” meldete gestern abend als eine der ersten Zeitungen, dass Jürgen Klinsmann seinen Vertrag nicht verlängert. Und doch sind heute nicht alle “Bild”-Leser gut informiert. Denn vor der Exklusivmeldung, dass Klinsmann aufhört, hatte “Bild” noch eine andere Exklusivmeldung — und in einigen Ausgaben macht “Bild” heute damit auf:

Geheimplan
Klinsi bleibt als Teamchef

Beim DFB gibt es einen Plan, wie Jürgen Klinsmann bei der Nationalelf bleibt. Er wird Teamchef und kontrolliert alles. Sein Assistent Jogi Löw rückt zum Bundestrainer auf.

Heute läse sich das natürlich besser, wenn “Bild” aus der angeblichen Idee nicht gleich eine Tatsache gemacht hätte.

Vielen Dank an Dirk B. für den Hinweis, das Nochmal-zum-Lidl-Fahren und den Scan!

Was “Bild” weiß

Manchmal würde es schon reichen, wenn “Bild” das Verb wissen nicht als Synonym benutzen würde für vermuten, ahnen, raten, schätzen, prognostizieren, einfach mal behaupten, gehört haben, für nicht unwahrscheinlich halten und nicht völlig ausschließen können.

Am Montag schrieb das Blatt:

Jürgen Klinsmann (41) krempelt unsere Start-Elf um! Morgen gegen Ecuador wirft der Bundestrainer zwei Reservisten ins Rennen. BILD weiß: Tim Borowski (26) und Robert Huth (21) laufen im letzten Gruppenspiel von Beginn an auf.

Seit gestern Nachmittag wissen wir: Borowski spielte nicht von Anfang an, sondern wurde erst in der 66. Minute eingewechselt.

Danke an Stefan S.!

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