Suchergebnisse für ‘Knut’

Lehren aus Winnenden, DuMont, Böhmermann vs. “Computer Bild”

1. Amoklauf in Winnenden – Lehren aus medialen Übertretungen?
(ndr.de, Daniel Bouhs & Sabine Schaper)
Vor zehn Jahren erschütterte der Amoklauf von Winnenden die Republik. Ein Jugendlicher hatte 15 Schüler und Lehrer und anschließend sich selbst erschossen. Daraufhin fiel in Winnenden die Weltpresse ein und es kam zu einer Vielzahl medialer Grenzüberschreitungen: Rücksichtslose Medienvertreter bedrängten Eltern an der Haustür, um an Opferbilder zu kommen, missachteten Film- und Fotografierverbote und plünderten die am Anfang stehenden sozialen Netzwerke, um bequem an Bilder der Opfer zu kommen. “Zapp” hat mit Anton Jany gesprochen, der vor zehn Jahren für das ZDF in Winnenden war: “Ich habe nach Winnenden überlegt, ob ich meinen Job als Journalist an den Nagel hänge” (Videolink). Der seinerzeit ebenfalls anwesende SWR-Reporter Knut Bauer konstatiert: “Ich bin fast davon überzeugt, dass, wenn so etwas wieder passieren würde, sich das ähnlich abspielen würde” (Videolink). Der auf Medienrecht spezialisierte Rechtsanwalt Christian Schertz äußert sich zum Verhalten der Medien in Winnenden und der Abwägung zwischen Persönlichkeitsschutz und Pressefreiheit: “Das Recht am eigenen Bild besteht über den Tod hinaus” (Videolink).

2. Springers Magazin-Neustart Bild Politik: Grosso-Beobachter melden ernüchternde Verkaufszahlen in Testgebieten
(meedia.de, Marvin Schade)
Springers Magazin-Neustart “Bild Politik” tut sich laut “Meedia” am Kiosk schwer. Die Testmarkt-Premierenausgabe soll auf eine verkaufte Auflage von 2.500 bis 3.000 Exemplaren gekommen sein soll, bei einer geschätzten Remissionsquote von 85 bis 90 Prozent. Der Axel-Springer-Konzern habe die Verkaufszahlen auf Anfrage von “Meedia” nicht bestätigen wollen, gibt sich jedoch “sehr zufrieden”.

3. “Mögliche Veräußerung”
(taz.de, Frederik Schindler)
Nachdem der Branchendienst “Horizont” es vorab gemeldet hatte, hat nun auch der Vorstand der DuMont Mediengruppe die “mögliche Veräußerung von Teilen des Portfolios der Mediengruppe” bestätigt, gibt dabei allerdings keine Einzelheiten bekannt. Die sickern jedoch nach und nach durch. Frederik Schindler sortiert den jetzigen Informationsstand und berichtet, wie Arbeitnehmerverbände, Journalistenverband und Politik auf das Ganze reagieren.
Weiterer Lesehinweis: Zeitungsforscher über DuMont: “Es wurden viele Fehler gemacht” (taz.de, Finn Holitzka).
Beachtenswert auch Ulrike Simons Zusammenstellung von bemerkenswerten Zitaten des DuMont-CEOs Christoph Bauer. Simon kommentiert nüchtern: “Das eine ist, was einer sagt; das andere, was einer tut. Öffentlich vermittelte der CEO den Eindruck, DuMont bliebe ein publizistisch getriebenes Haus, das wirtschaftlich wieder auf dem Vormarsch sei. Das war wohl ein Missverständnis” (horizont.net).

4. Mehr Einordnung wagen: Warum Lokaljournalismus im Fußball weiter wichtig ist
(120minuten.net, Oliver Leiste)
Der unabhängige Fußballjournalismus hat es nicht leicht. Immer mehr Vereine treten selbst als Medienunternehmen auf und füttern ihre Internetseiten und Social-Media-Kanäle mit Spielberichten, Interviews, und vermeintlichen “Blicken hinter die Kulissen”. Doch der Medienwandel bietet auch neue Recherchemöglichkeiten. Und er kann neutral bewerten und einordnen, so Oliver Leiste in seinem Plädoyer für den Lokaljournalismus: “Kritische Beobachtung, hintergründige Berichterstattung und die Einordnung von Sachverhalten — all das können lokale Fußballreporter*innen besser als jeder andere leisten, wenn sie dafür Raum bekommen und sich nicht vornehmlich um das Verkünden von Terminen und Ergebnissen konzentrieren müssen.”

5. UN-Berichterstatterin warnt vor umstrittenem EU-Gesetz gegen Terrorpropaganda
(netzpolitik.org, Alexander Fanta)
In einem Gesetzesentwurf der Europäischen Union ist die Rede davon, dass Internet-Plattformen angebliche Terror-Propaganda in dringenden Fällen binnen einer Stunde löschen müssen. Dieser Vorschlag der EU-Kommission wird stark von einer führenden Menschenrechtlerin der Vereinten Nationen kritisiert. Er schaffe eine allzu breite Definition von Terrorismus, was viele legale Inhalte aus dem Netz fegen könnte.

6. “Computer-Bild”-Urteil: Böhmermann zieht vor den BGH
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Die “Computer Bild” hat einen werblichen Beitrag für einen DVB-T2-Receiver mit einem Foto von Jan Böhmermann bebildert. Dieser sah sich damit unfreiwillig zur Werbefigur gemacht und ging dagegen juristisch vor. Das Oberlandesgericht Köln gab nun, etwas überraschend, dem Axel-Springer-Verlag Recht. Der Artikel habe zwar einen werblichen Charakter, da aber im Text auch Tipps gegeben wurden, habe er auch der Befriedigung des Informationsbedürfnisses der Leser gedient. Böhmermann hat gegenüber “DWDL” den Gang vor den Bundesgerichtshof angekündigt. Falls dies auch erfolglos bleibe, müsse die Politik handeln: “Das Europaparlament und die Bundesregierung müssen jetzt handeln und alle Verlage zur Einführung von Uploadfiltern für Zeitungen und Zeitschriften zwingen.”
Weiterer Lesehinweis: Offizielle Pressemitteilung des Oberlandesgerichts Köln: “Endlich scharf: Computer Bild durfte Beitrag über DVB-T2 HD Receiver mit Jan Böhmermann bebildern” (PDF).

Trackingkapitalismus, Vergessene Nachrichten, Postkarte von Facebook

1. Top Ten der vergessenen Nachrichten 2018
(derblindefleck.de)
Die Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) e.V. hat ihre „Top Ten der vergessenen Nachrichten 2018“ vorgestellt. Dabei handelt es sich um Themen und Geschichten, die in den Medien weitgehend unsichtbar blieben, obwohl sie von gesellschaftlicher Bedeutung seien. Auf den ersten drei Plätzen: Inklusion in der Arbeitswelt, Portugal und seine Anti-Spar-Politik sowie der Monsun in Südasien.

2. Überwachungskapitalismus: Wie unser Online-Verhalten ausgewertet wird
(futurezone.at, Barbara Wimmer)
Barbara Wimmer beschreibt, was passiert, wenn private Daten im Netz gesammelt und miteinander verknüpft werden. Da kann dann schon mal die Urlaubsreise teurer oder ein Kredit abgelehnt werden, weil man im falschen Viertel wohnt oder auf Facebook mit den falschen Menschen befreundet ist. Netzaktivist und Datenanalyst Wolfie Christl: „Man kann sich das Machtungleichgewicht zwischen datensammelnden Firmen und Einzelpersonen vorstellen wie beim Pokerspiel. Die eine Seite hat die Karten verdeckt, die andere muss mit offenen Karten spielen. Es wird immer die Seite verlieren, deren Karten aufgedeckt liegen. Wie beim Pokern können Firmen das gesammelte Wissen gegen uns verwenden.“
Weiterer Lesetipp: WWW: Tracking-Methoden werden brutaler, Browser-Hersteller schauen weg (heise.de, Daniel AJ Sokolov).

3. Journalismus von morgen?
(deutschlandfunk.de, Charlotte Horn, Audio, 5:25 Minuten)
“Constructive Journalism Day” heißt die Fachkonferenz, die von der „Hamburg Media School“ und „NDR Info“ organisiert wird. Beim „konstruktiven Journalismus“ geht es darum, Lösungsideen in den Mittelpunkt zu stellen, ohne dabei die journalistischen Grundregeln wie kritische Distanz zu vergessen. Charlotte Horn berichtet von der Konferenz und lässt Experten aus Lehre und Medien zu Wort kommen.

4. Facebook will Wahlwerbung per Postkarte verifizieren
(zeit.de)
Es hört sich anachronistisch und etwas zu kurz gesprungen an, aber es ist tatsächlich so: Facebook will Wahlwerbung per Postkarte verifizieren. Jeder, der auf Facebook politische Werbung veröffentlichen will, bekomme zukünftig eine Postkarte mit einem Code zugeschickt. Erst nach Aktivierung des Codes geht die Werbeanzeige online. Auf diese Weise wolle man eine Beeinflussung der US-Wahl aus dem Ausland verhindern.

5. Arbeiten unter Angst
(taz.de, Knut Henkel)
Kolumbien ist für Journalisten ein gefährliches Pflaster. Wie Knut Henkel berichtet, gehören Morddrohungen trotz des Friedensabkommens mit der Farc für viele Journalisten zum Alltag. Letztes Jahr hätte es 310 Angriffe auf Medienvertreter gegeben, so viel wie seit 2006 nicht mehr. Angst sei ein ständiger Begleiter, viele Journalisten würden mit Selbstzensur reagieren. Doch es gibt auch mutige Stimmen, die eine Neuregelung der Medienlandschaft fordern.

6. Hallo! Wir sind die “Saarbrücker Zeitung“…
(twitter.com/medienkuh)
Die „Medien-KuH“ hat bei der „Saarbrücker Zeitung“ etwas entdeckt, das man als, nun ja… selbstreferentiell bezeichnen kann.

Deniz Yücel 365 Tage in Haft: Jahres-Chronologie und Leseliste zu einem Fall, den es nicht geben dürfte

Ein Drama, zu dem wir nicht schweigen dürfen
(spiegel.de, Hasnain Kazim)
In der Türkei werden seit Jahren Journalisten eingeschüchtert, verfolgt und eingesperrt. Nun hat es den Journalisten Deniz Yücel erwischt, der lange Jahre für die “taz” tätig war und seit einiger Zeit für die “Welt” berichtet. Offensichtlich hat der Türkei seine kritische Berichterstattung über den Umgang der türkischen Regierung mit den Medien nicht gefallen. Hasnain Kazim plädiert im “Spiegel” für Klartext: “Es ist an der Zeit, deutliche Worte zu finden und politische und wirtschaftliche Konsequenzen folgen zu lassen auf das, was in der Türkei geschieht: die Abschaffung von Demokratie und Freiheitsrechten.”
(Nur lesen, wenn genügend Beruhigungstee in der Nähe: Michael Martens empfiehlt in der “FAZ” deutschen Verlagen ihre Entsendungspolitik zu überdenken und fragt, ob es gut sei, ein Land zu lieben, über das man berichtet. Außerdem fallen noch weitere verstörende Äußerungen wie “Die Verlage schulden den Lesern Journalisten, nicht Türken vom Dienst.”)

Deniz’e özgürlük! Freiheit für Deniz!
(change.org, Shahak Shapira)
Seit gestern sitzt der Journalist Deniz Yücel nicht mehr nur in Polizeihaft, sondern in Untersuchungshaft, nachdem ein Untersuchungsrichter dem Antrag der türkischen Staatsanwaltschaft gefolgt ist. Als kleines Zeichen der Unterstützung für Yücel könnten Sie sich an der von Shahak Shapira gestarteten Petition beteiligen. Dazu auch: Die “Reporter ohne Grenzen” fordern: “Deniz Yücel sofort freilassen”.

Deniz Yücel – das Haftprotokoll
(welt.de, Deniz Yücel)
Es gibt Neuigkeiten vom “Welt”-Korrespondenten Deniz Yücel, der sich seit dem 14. Februar im “türkischen Polizeigewahrsam” befindet (eine viel zu wohlklingende Umschreibung für “im Knast eingesperrt”). Yücel darf zwar in seiner Zelle nicht schreiben, hat aber seinen Verteidigern einen Bericht in den Block diktiert. Ein Haft-Protokoll, das deutlich macht, wie unzumutbar und unwürdig die Haftbedingungen für die Inhaftierten sein müssen und ahnen lässt, was alles in Yücel vorgehen mag.

Warum die türkische Regierung solche Angst vor Deniz Yücel hat
(vice.com, Matern Boeselager)
Auf “Vice” fragt sich Matern Boeselager, warum die türkische Regierung solche Angst vor Deniz Yücel habe. Yücels unangepasste und unbequeme Art und natürlich seine Texte seien es, die ihm schon in der Vergangenheit Ärger beschert hätten: “Deniz Yücel wusste also, dass er ein hohes Risiko einging, indem er weiter aus der Türkei über die Türkei berichtete, was er für die Wahrheit hielt. Dass er trotzdem immer weiter macht, ist genau der Grund, warum die türkische Regierung solche Angst vor ihm hat.”
PS: “taz.de” hat sechs Briefe von Kollegen und Freunden an Deniz Yücel veröffentlicht.

Intellektueller und moralischer Auffahrunfall
(welt.de, Sascha Lehnartz)
Der Kommentar des “FAZ”-Korrespondenten Michael Martens zum Fall des festgenommenen Türkei-Korrespondenten der “Welt” Deniz Yücel hat viele Leser vor den Kopf gestoßen und für Entsetzen und Unverständnis gesorgt. Sascha Lehnartz hat nun in der “Welt” geantwortet und bezeichnet die Ausführungen des Kollegen, den er ansonsten schätze, als “intellektuellen und moralischen Auffahrunfall”. Und erklärt, warum genau sich der Kollege seinen Kommentar besser hätte sparen sollen.
PS: Knut Kuckel hat auf dem Nachrichtenportal “Journalistblog” Reaktionen von Behörden und Medien zusammengefasst und erklärt die Zusammenhänge.

Erdogan bezeichnet Deniz Yücel als Terror-Helfer
(faz.net)
Die jüngsten Äußerungen des türkischen Präsidenten Erdogan über den inhaftierten “Welt”-Journalist Deniz Yücel lassen Schlimmes befürchten. Jedenfalls ist die Hoffnung auf eine baldige Freilassung Yücels erstmal in weite Ferne gerückt. Yücel sei ein Terror-Helfer und werde vor Gericht gestellt: „Gott sei Dank ist er festgenommen worden.“

Vorverurteilung von höchster Stelle
(reporter-ohne-grenzen.de)
„Reporter ohne Grenzen“ verurteilt die Äußerungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zum Fall des in der Türkei in Untersuchungshaft sitzenden Korrespondenten Deniz Yücel: „Präsident Erdogan hat mit seinen gravierenden, durch nichts belegten Anschuldigungen jeden noch so kleinen Rest Hoffnung auf eine rechtsstaatliche Behandlung von Deniz Yücel zunichte gemacht. Spätestens nach dieser unentschuldbaren Vorverurteilung von höchster Stelle ist an ein faires Gerichtsverfahren nicht mehr zu denken. Schon alleine deshalb muss Deniz Yücel sofort freigelassen werden.”

Offener Brief an Staatspräsident Erdogan
(welt.de, Ulf Poschardt)
„Welt“-Chefredakteur Ulf Poschardt appelliert in einem offenen Brief an den türkischen Staatspräsidenten, Deniz Yücel freizulassen. “Ich glaube, die Türkei und Deutschland verbindet viel. Nicht nur Millionen von Bundesbürgern mit türkischen Wurzeln, die häufig wie Deniz die doppelte Staatsbürgerschaft besitzen, sondern auch eine wechselvolle Geschichte, in der es beiden Seiten am besten ging, wenn gemeinsame Interessen gewürdigt und gepflegt wurden. Das augenblickliche Verhältnis spiegelt nicht wider, was unsere beiden Länder verbindet. Sie können das ändern. Sie vor allem.”

2. Kluger Kotau
(taz.de, Georg Löwisch)
Demutsgesten der freien Presse gegenüber ihren Gegnern seien gefährlich, doch der Brief von “Welt”-Chef Poschardt an Erdogan sei richtig, so “taz”-Chefredakteur Löwisch: “Sein Ziel ist es, Deniz Yücel freizubekommen, den der Autokrat als Geisel genommen hat. Der Chefredakteur verspricht nichts, er entschuldigt sich nicht. Er macht sich allerdings klein, damit sich Erdoğan größer machen kann. Er setzt darauf, dass der Präsident vom Bild des starken Mannes lebt, der jedes Armdrücken gewinnen muss.”

Deniz Yücel ruft zu Solidaritäts-Abos für türkische Zeitungen auf
(welt.de, Deniz Yücel)
Aus dem Gefängnis von Silivri übermittelt Deniz Yücel eine Botschaft an seine Unterstützer, seine Leser – und seine Heimatstadt: „Ich habe eine Bitte: Eine der ersten Sachen, die ich in diesem Gefängnis gemacht habe, war, die Tageszeitungen „Cumhuriyet“, „Birgün“ und „Evrensel“ zu abonnieren. Ich lade Sie dazu ein, ebenfalls diese Zeitungen oder eine der wenigen verbliebenen und in jeder Hinsicht unter Druck stehenden unabhängigen Medien zu unterstützen.“

Deniz Yücel seit 100 Tagen im Gefängnis
(reporter-ohne-grenzen.de)
Der von den türkischen Behörden inhaftierte Deniz Yücel verbringt am heutigen Mittwoch seinen 100. Tag im Gefängnis. Anlass für “Reporter ohne Grenzen” nochmal die umgehende Freilassung zu fordern und an die anderen inhaftierten Journalisten zu erinnern. Weitere Leseempfehlung: Die “taz” hat einen Offenen Brief der #FreeDeniz-Unterstützerin Doris Akrap an Bundeskanzlerin Angela Merkel veröffentlicht.

Sich mit Deniz Yücel gemein machen? Aber ja!
(rnd-news.de, Ulrike Simon)
Die ARD konnte sich nicht zu einer Aktion für den inhaftierten Journalisten Deniz Yücel durchringen und begründete dies mit dem oft strapazierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Zitat, wonach sich ein Journalist mit nichts gemein zu machen habe, auch nicht mit einer guten Sache. Medienkolumnistin Ulrike Simon hat einige der bekanntesten Kollegen, die Friedrichs gut kannten beziehungsweise sich in seiner Tradition sehen, um eine Stellungnahme gebeten. Darunter Thomas Roth, Claus Richter, Dagmar Reim, Nikolaus Brender, Stephan Lamby und Christoph Fröhder.

Flaggezeigen unerwünscht
(taz.de, René Martens)
Auf Anregung des “NDR” sollten die ARD-Intendanten am Internationalen Tag der Pressefreiheit einen offenen Brief für Deniz Yücel im Fernsehen vorlesen. Doch das Vorhaben kam, angeblich nach einer Intervention des ARD-Chefredakteurs, nicht zustande. René Martens kommentiert: “Dass die ARD nicht einmal in der Lage ist, sich auf etwas Selbstverständliches zu einigen und Flagge zu zeigen, wenn es um Menschenrechtsverletzungen gegen einen Journalisten aus Deutschland geht, ist allemal besorgniserregend. Wie die Intendanten agieren, wenn wirklich einmal ein kontroverses Thema auf der Agenda steht, mag man sich gar nicht vorstellen.”

„Alles, was ich verlange, ist ein fairer Prozess“
(welt.de, Deniz Yücel)
Der “Welt”-Korrespondent Deniz Yücel sitzt in der Türkei seit vielen Wochen in Einzelhaft. Die Tatvorwürfe sind in höchstem Maße zweifelhaft. Der türkische Präsident Erdogan redet von Spionage und Terrorismus. Nun meldet sich Yücel mit einem Brief, den er seinen Anwälten bei einem Besuchstermin diktiert hat. Er wolle keineswegs “ausgeliefert” werden, sondern verlange einen fairen Prozess.

„Wenn Deniz schreibt, lebt er in einer anderen Welt“
(welt.de, Hilal Köse)
Die türkische Zeitung „Cumhuriyet“ hat mit Dilek Mayatürk Yücel gesprochen, die seit April mit dem in der Türkei inhaftierten Denis Yücel verheiratet ist. Im Interview geht es um die Haftbedingungen, aber auch um Gefühle. So endet das Gespräch mit einem Liebesgedicht und den an Denis Yücel gerichteten Worten: „Ich liebe dich sehr. Ich küsse deinen Edelmut. Und bitte, rauch nicht so viel, okay?“

Türkei-Korrespondent müsste man jetzt sein…
(welt.de, Deniz Yücel)
Der Türkei-Korrespondent der “Welt” Deniz Yücel befindet sich seit März 2017 in Einzelhaft. Seinen Anwälten hat er diktiert, was man so alles zum Thema Türkei schreiben müsste. Und das ist eine ziemliche Menge… Yücels Schlusssätze: “Als Journalist könnte ich mir in diesen Tagen keine interessantere und als Bürger dieses Landes keine sinnvollere Aufgabe vorstellen als diese. Ich sag’s ja: Türkei-Korrespondent müsste man jetzt sein. Journalismus ist schließlich kein Verbrechen.”

Ein Umstand mit Geschmäckle
(taz.de, Silke Burmester)
Die Entwicklungen in der Türkei mit den zahlreichen Repressionen gegen Journalisten, Juristen und Andersdenkende haben dem Image des Landes naturgemäß geschadet. Türkische Wirtschaftsorganisationen klappern nun die Anzeigenabteilungen deutscher (und ausländischer) Medienhäuser ab und winken mit Geld für großformatige Imageanzeigen mit propagandistischem Einschlag. Im Falle der “Welt”, deren Korrespondent Deniz Yücel sich seit Februar in der Türkei in Haft befindet, besonders problematisch. Selbst wenn man sich auf eine Trennung von Redaktion und Anzeigenabteilung berufe: “Die Bigotterie, dass Verlage, die sich für Demokratie und Pressefreiheit einsetzen, die noch dazu für die Freilassung ihrer Mitarbeiter kämpfen, an den Imagebeilagen der undemokratischen Staaten verdienen, bleibt.” Beim “Deutschlandfunk” hat Silke Burmester noch mal zum Thema nachgelegt.

Macht mehr Laune als ein Autokorso
(faz.net, Oliver Jungen)
In Köln fand eine prominent besetzte Solidaritätsveranstaltung für Deniz Yücel statt. Günter Wallraff, Oliver Welke, Thomas Gottschalk und Olli Dittrich trugen Texte des von der Türkei inhaftierten Journalisten vor. “FAZ”-Autor Oliver Jungen war angetan von der Aktion: “Leichten Herzens verließ man diese Veranstaltung, die nicht nur gezeigt hat, wie wichtig öffentliche Aufmerksamkeit für die Verfolgten und Inhaftierten in Unrechtsregimen ist, sondern auch, welche gesellschaftsbildende Macht im Humor steckt.”

Ein Glück, dass es Deniz gibt
(deutschlandfunk.de, Silke Burmester)
Silke Burmester fühlt sich hin- und hergerissen, wenn es um die Berichterstattung über die in der Türkei inhaftierten Journalisten geht. Alle würden immer nur von Deniz Yücel reden, von den meisten anderen inhaftierten Kollegen aber spreche kein Mensch. “Ja, das ist blöd. Und vielleicht auch nicht fair. Aber auf der anderen Seite ist es auch für sie ein Glück, dass es Deniz gibt. Deniz, der so ein Krawallo ist, so ein journalistischer Hau-Drauf, der so viele Jahre Redakteur bei der “taz” war, dass er ein Heer an Freunden und Kollegen hat, die jetzt so laut für ihn trommeln und ihn zum Gesicht des Widerstandes gegen Erdogans Journalisten-Plattmache erheben.”

Sofortige Freilassung von Deniz Yücel gefordert
(deutschlandfunkkultur.de, Katrin Heise)
Der Journalist Deniz Yücel („Welt“) befindet sich seit nunmehr über 200 Tagen in türkischer Haft. Lea Deuber von “journalists.networks” hat einen offenen Brief an den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan gestartet, den 14 Journalistenorganisationen unterstützen. Im Interview mit dem Deutschlandfunk spricht Deuber über ihre Beweggründe und Hoffnungen.
Weiterer Lesetipp: “Moralische Appelle reichen nicht mehr aus” auf Welt.de.

Deniz Yücels Anwälte gehen vor das Verfassungsgericht
(welt.de)
Nachdem der „Welt“-Korrrespondent Deniz Yücel bereits mehrere Wochen inhaftiert ist, sind seine Anwälte nun vor das türkische Verfassungsgericht gezogen. Die Inhaftierung Yücels verletze „sein Recht auf körperliche Unversehrtheit und seine persönliche Freiheit, das Recht auf ein faires Verfahren, sein Recht auf die Unschuldsvermutung, sein Recht auf Schutz vor Verleumdung, das Recht auf Privatsphäre und freie Kommunikation sowie seine Meinungsfreiheit“. Deutsche Botschaftsvertreter haben unterdessen weiterhin keinen Zugang zu Yücel, obwohl von Seiten der Türkei eine konsularische Betreuung zugesichert worden war.

“Der Fall Yücel sollte kein Politikum sein”
(welt.de, Daniel-Dylan Böhmer)
“Welt”-Korrespondent Deniz Yücel sitzt nun seit mehr als 250 Tagen im Gefängnis. Eine Anklageschrift gibt es noch immer nicht. Daniel-Dylan Böhmer hat mit Yücels Anwalt Veysel Ok gesprochen, der seinen Mandanten regelmäßig besucht und der durchaus Hoffnung hat, dass der Fall Yücel noch juristisch zu lösen ist. Am Ende des Interviews gibt es alle nötigen Informationen, wie man Deniz Yücel einen Brief zukommen lassen kann — auf Deutsch oder auf Türkisch.

Preis für Pressefreiheit: Deniz Yücel und Asli Erdoğan ausgezeichnet
(dw.com)
Die türkische Autorin Asli Erdoğan und der inhaftierte Journalist Deniz Yücel erhalten den Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien. Die Wahl der Preisträger sei eine Solidaritätsbekundung der Medienstiftung mit allen Journalisten in der Türkei, die wegen ihres Eintretens für eine freie Berichterstattung unterdrückt werden.

Türkische Opposition stellt Parlamentsanfrage wegen Deniz Yücel
(welt.de)
Mehr als sieben Monaten befindet sich der Journalist und “Welt”-Korrespondent Deniz Yücel schon in Einzelhaft. Nun hat ein Abgeordneter der größten türkischen Oppositionspartei CHP im Parlament in Ankara eine kleine Anfrage gestellt, in der es u.a. heißt: “Warum wird gegen den Journalisten Deniz Yücel keine Anklageschrift erstellt, obwohl er vor rund neun Monaten in Polizeihaft genommen wurde? Warum wird Deniz Yücel in Isolationshaft gehalten und ihm eine gemeinsame Unterbringung mit anderen Gefangenen nicht gestattet?”

Klagt mich endlich an
(taz.de, Doris Akrap)
Doris Akrap ist „taz“-Redakteurin und enge Freundin des in der Türkei inhaftierten Journalisten Deniz Yücel. Sie kennt ihn seit dem Abitur in den frühen Neunzigern. Nun hat sie ihn auf ungewöhnliche Weise interviewt: „Meine Fragen habe ich schriftlich über Deniz’ Anwälte gestellt und Deniz hat sie über die Anwälte schriftlich beantwortet. Meine Rückfragen und seine Antworten dazu gingen dann auf demselben Weg noch zwei Mal hin und her. Dazwischen lagen jeweils mehrere Tage.“ Yücel wartet bereits seit acht Monaten auf seine Anklageschrift. Er wünscht sich: „Ich will einen fairen Prozess. Und den am besten gleich morgen. Nicht mehr. Nicht weniger.“

Politisches Rauchen
(taz.de, Raphael Piotrowski)
Am Dienstagabend pünktlich um 18 Uhr füllte sich der Bürgersteig vor dem “taz”-Gebäude in der Rudi-Dutschke-Straße in Berlin mit Protestrauchern, die damit an den ehemaligen “taz”- und heutigen “Welt”-Autoren und passionierten Raucher Deniz Yücel erinnern wollten. Und an seine fortdauernde Haft in der Türkei. Auch vor dem “Spiegel”-Redaktionsgebäude in Hamburg hätten Kollegen solidarisch für Deniz Yücel gequalmt.

Deniz Yücel ist nicht mehr in Einzelhaft
(welt.de, Daniel-Dylan Böhmer)
Gute Nachrichten aus der Türkei: Deniz Yücel befindet sich zwar immer noch in Haft, ist jedoch in eine Zelle verlegt worden, die über einen kleinen Innenhof mit zwei anderen Zellen verbunden ist. Nach 290 Tagen Einzelhaft ist ihm damit zumindest der Kontakt zu einem Mitgefangenen möglich, dem Journalisten Oguz Usluer, der für die türkische Tageszeitung “Habertürk” gearbeitet hat. Nach wie vor freut sich Yücel über Post, die zur Übersetzung ins Türkische an die “Welt” gesendet werden kann.

“Wir sind ja nicht in einer lustigen Netflix-Serie”
(welt.de, Deniz Yücel)
Seit 300 Tagen sitzt der Journalist Deniz Yücel nun bereits ohne Anklage in einem türkischen Gefängnis. In einem offenen Brief schildert er seinen Alltag und die Umstände seiner Haft. Post erreicht ihn sporadisch, wenn sie die anstaltseigene “Brief-Lese-Kommission” an ihn weiterleitet. Da Yücel seinen Briefschreibern nicht direkt antworten kann, ist sein Bericht eine Art Sammelantwort geworden, voller Witz, Charme und Liebenswürdigkeit. Weiterer Lesetipp: “Mehr als 200 Prominente fordern Freiheit für Deniz Yücel” (“SZ”).

Deniz Yücel lehnt „schmutzige Deals“ für seine Freilassung ab
(faz.net)
Der weiterhin in der Türkei inhaftierte Journalist Deniz Yücel lehnt einen etwaigen Tauschhandel zwischen Berlin und Ankara für seine Freilassung ab. Er wolle seine Freiheit nicht „mit Panzergeschäften von Rheinmetall oder dem Treiben irgendwelcher anderen Waffenbrüder befleckt wissen“. Auch wolle er keinen etwaigen Austausch mit Anhängern der Gülen-Bewegung, nach denen die Türkei fahndet. Yücel wörtlich: „Für schmutzige Deals stehe ich nicht zur Verfügung!“

Gibt es einen schmutzigen Deal?
(faktenfinder.tagesschau.de, Arnd Henze)
Ist die Freilassung des “Welt”-Journalisten Deniz Yücel an Rüstungsexporte in die Türkei gebunden, wie man Äußerungen von Außenminister Sigmar Gabriel entnehmen kann? Was hat der Minister tatsächlich gesagt? Wie ist es interpretiert worden? Wie überzeugend sind seine späteren Dementis und Erklärungen? Arnd Henze vom ARD-Hauptstadtstudio sortiert und kommentiert den Vorgang.

Es reicht!
(zeit.de, Özlem Topçu)
Der Türkei-Korrespondent der Tageszeitung „Die Welt“, Deniz Yücel, sitzt seit bald einem Jahr in türkischer Untersuchungshaft. „Es reicht!“, findet seine Kollegin Özlem Topçu, wünscht sich jedoch eine ausgewogene Berichterstattung, die sich ein mehrdimensionales Bild der Türkei macht: „Das Demokratieproblem in der Türkei beschränkt sich nicht auf die Regierung. Die anderen 50 Prozent, die Erdogan-Gegner, sind nicht automatisch die Verfechter der Demokratie in diesem Land. Sie sind vielmehr eine Feel good- Projektion, während die Demokraten zwischen den Lagern zerrieben werden und viele unserer Journalistenkollegen immer noch unter immensen Repressionen ihre Arbeit machen.“

Politische Geiselhaft von Deniz Yücel beenden
(reporter-ohne-grenzen.de)
Mit dem morgigen Tag befindet sich Deniz Yücel ein Jahr in Haft. Der bevorstehende Jahrestag ist für „Reporter ohne Grenzen“ ein Anlass, die türkische Justiz erneut aufzufordern, den deutsch-türkischen Journalisten freizulassen: „Die fast ein Jahr anhaltende politische Geiselhaft von Deniz Yücel ist unerträglich. Dass immer noch keine Anklageschrift vorliegt und die türkische Justiz an den haltlosen Anschuldigungen festhält, ist eine Schande für die Türkei.“

Ein Jahr Unfreiheit – Deniz Yücel muss endlich raus
(neuemedienmacher.de)
Die „Neuen deutschen Medienmacher“ sind ein bundesweiter unabhängiger Zusammenschluss von Journalisten und Journalistinnen mit und ohne Migrationsgeschichte. In einem offenen Brief fordern sie die Bundesregierung auf: „Seit einem Jahr sitzt unser Kollege Deniz Yücel in türkischer Haft. Wir finden: es reicht! Er hätte nie dort landen dürfen – und viele seiner Kolleg*innen auch nicht.“

365 ungeheuerliche Tage
(spiegel.de, Hasnain Kazim)
Zum Jahrestag von Deniz Yücels Festnahme kommentiert Hasnain Kazim: „Yücel macht mit seiner unbeugsamen Haltung und seinen mutigen Aussagen, die seine Haftzeit nicht unbedingt verkürzen dürften, eines ganz deutlich: Rechtsstaatliche Prinzipien sind keine Basarware, über die man beim Tee verhandeln könnte. Wir beugen uns nicht! Kritik an der türkischen Regierungspolitik darf nicht verstummen.“

Ohne Pressefreiheit kein Journalismus
(dwdl.de)
Zum Jahrestag setzt „DWDL“ die Berichterstattung aus und hat die Webseite temporär deaktiviert.

“Wer das für Terrorpropaganda hält, der kann nicht lesen”
(sueddeutsche.de, Luise Checchin)
Heute erscheint Deniz Yücels neues Buch “Wir sind ja nicht zum Spaß hier“, das er aus der Haft heraus veröffentlicht. Herausgeberin Doris Akrap erzählt im Interview, wie man mit einem Mann im Hochsicherheitsgefängnis kommuniziert.

157 Journalistinnen und Journalisten sind aktuell in der Türkei inhaftiert.
(twitter.com, Ann-Kathrin Hipp)
Journalistin Ann-Kathrin Hipp listet alle 157 Journalistinnen und Journalisten auf, die derzeit in der Türkei in Haft sitzen. Jede/Jeder Einzelne verdient unsere Aufmerksamkeit.

#FreeDeniz #FreeThemAll

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Heiße “Bild”-Altherren könnten Finger nicht von Frauen-Body lassen

Manchmal reicht eine einzige Zeile unter einem Foto, und schon schüttelt’s einen vor lauter “Bild”-Breitbeinigkeit. Zum Beispiel diese hier:

Aber mal ehrlich: An Jörns Stelle könnten wir auch nicht die Finger von diesem knattergeilen Body lassen

Die Frau mit dem “knattergeilen Body”, von der die ehrlichen “Bild”-Redakteure die Finger nicht lassen könnten, war mit dem Schauspieler Jörn Schlönvoigt im Urlaub. Die “Bild”-Zeitung brachte am vergangenen Freitag eine ganze Fotoserie mit Bildern der beiden — er in Badehose, sie im silbernen Bikini –, die sie auf einer Jacht vor der Küste Mallorcas zeigen:

Ausriss Bild-Zeitung - Schauspieler Jörn Schlönvoigt mit neuer Freundin - Sexy Silber-Nixe geht GZSZ-Star ins Netz
(Alle Unkenntlichmachungen in diesem Beitrag durch uns.)

Bild.de berichtete bereits am späten Donnerstagabend:

Ausriss Bild.de - Sexy Silber-Nixe geht GZSZ-Star ins Netz

Die acht (“Bild”) beziehungsweise 14 (Bild.de) Fotos, die in “Bild” riesig ausgebreitet werden und bei Bild.de nur mit einem “Bild plus”-Abo zu sehen sind, haben alle eine gewisse Paparazzo-Ästhetik; wir wollen aber nicht ausschließen, dass sie gestellt sind. Da wir nicht sicher sein können, ob die Aufnahmen mit den Personen, die sie zeigen, abgesprochen waren, haben wir sie lieber verpixelt.

Die Fotos und die eventuelle, damit zusammenhängende Verletzung der Privatsphäre sind eine Sache. Eine andere sind der dazugehörige Text und vor allem die Bildunterschriften. Dort gibt es neben der “knattergeil”-Zeile die gesammelte Altherrenwitzigkeit der “Bild”-Medien:

Jörn Schlönvoigt und seine brünette Sex-Bombe — schwer verliebt auf Mallorca

Alle J-ACHTung: Jörn Schlönvoigt und seine Hanna bei Hoppe-Hoppe-Reiter-Spielen an Deck

Der Silberpfeil will geölt werden: Jörn Schlönvoigt cremt seine neue Freundin Hanna ein

Kaum zusammen, da nimmt sich Jörn seine Hanna schon zur Brust

Aufschwung zur Liebe. So schön kann Nahkampf sein

Gemeinsames Sonnenbaden — da wird uns schon beim Zuschauen ganz heiß

Auf ihrem Tagesprogramm: DECKungsarbeit an Bord! Es wird getätschelt, geplanscht und gaaanz viel geknutscht.

Ein bisschen planschen im kalten Wasser würde auch den Altherren von “Bild” und Bild.de ganz gut tun.

Mit Dank an @Fluxcompensator, @RA_Conrad und Lukas H. für die Hinweise!

Verfahren, Versichert, Versprengt

1. Intellektueller und moralischer Auffahrunfall
(welt.de, Sascha Lehnartz)
Der Kommentar des “FAZ”-Korrespondenten Michael Martens zum Fall des festgenommenen Türkei-Korrespondenten der “Welt” Deniz Yücel hat viele Leser vor den Kopf gestoßen und für Entsetzen und Unverständnis gesorgt. Sascha Lehnartz hat nun in der “Welt” geantwortet und bezeichnet die Ausführungen des Kollegen, den er ansonsten schätze, als “intellektuellen und moralischen Auffahrunfall”. Und erklärt, warum genau sich der Kollege seinen Kommentar besser hätte sparen sollen.
PS: Knut Kuckel hat auf dem Nachrichtenportal “Journalistblog” Reaktionen von Behörden und Medien zusammengefasst und erklärt die Zusammenhänge.

2. Journalisten lassen Kachelmann sprengen
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Haben Sie neulich auch die Nachricht gelesen, dass Jörg Kachelmann eine Veranstaltung mit Alice Schwarzer “gesprengt” hat, indem er sich mitten während des Vortrags zu Wort gemeldet hat? Falls ja, dann sind Sie einer veritablen Falschmeldung aufgesessen. Stefan Niggemeier hat den Vorgang für “Übermedien” aufbereitet.

3. Fake News: Worum es geht und was wir tun können
(boell.de, Karolin Schwarz)
Wenn sich jemand mit Fake News auskennen muss, dann ist es Karolin Schwarz, die Mitinitiatorin von “hoaxmap.org”. Auf der Seite der Heinrich-Böll-Stiftung schreibt sie über die Entwicklung von Gerüchten im Internet und die aktuellen Initiativen zu deren Eindämmung. “Nachdem Generationen von Schülern gelernt haben, Wikipedia zu misstrauen, nicht aber den bisweilen höchst unseriösen Links, die auf der ersten Seite der Google-Suchergebnisse auftauchen, müssen wir uns mit Informationen im Netz, ihren Verbreitungswegen und ihrer Überprüfung auseinandersetzen. Alle.”

4. Warum wir zwei Jahre lang zu Versicherungen recherchiert haben
(correctiv.org, Daniel Drepper)
Eine Quelle wendet sich an einen Journalisten des Recherchebüros “Correctiv”: „Es geht um die Verbindung zwischen der Versicherungswirtschaft – insbesondere den Personenversicherern (BU, Unfall, Kranken) – und einigen Richtern der oberen Instanzen an den Versicherungssenaten der Zivilgerichte.“ Der Journalist Daniel Drepper beschreibt wie die zweijährige Recherche bis zur fertigen Reportage verlief. Die Geschichte liest sich manchmal ähnlich spannend wie ein Wirtschaftskrimi.

5. Die neue Hartnäckigkeit
(taz.de, Dorothea Hahn)
Nicht alles ist schlecht unter Trump, findet US-Korrespondentin Dorothea Hahn auf “taz.de”. Nach jahrelangem kontinuierlichem Auflagenrückgang würden die politischen Medien wieder Zulauf erleben: Die “New York Times” hätte allein im letzten Quartal 2016 mehr als eine Viertelmillion neue digitale AbonnentInnen gewonnen. Die großen Tageszeitungen hätten seit Trumps Wahl ihre Teams im Weißen Haus vergrößert. Ein Medienexperte hätte gar einen „neuen journalistischen Frühling“ prognostiziert.

6. Every NYT front page since 1852
(vimeo.com, Josh Begley, Video, 0:55 Minuten)
Alle Titelseiten der New York Times seit 1852 in einem einminütigen Zeitraffervideo. Faszinierend das erste Auftauchen von Schwarz-Weiß-Fotos und der spätere Übergang zur bunten Titelseite.

Un-Anonymous, Assads Medienstrategie, Griechenbashing

1. Leak zeigt mutmaßliche Betreiber der größten deutschen Hetzseite
(sueddeutsche.de, Max Hoppenstedt & Simon Hurtz)
Mehr als zwei Millionen Menschen hatten auf Facebook die Seite “Anonymous.Kollektiv” geliket. Viele in dem Irrglauben, es mit der Hacker-Bewegung “Anonymous” zu tun zu haben. Doch weit gefehlt, die Seite war ein Tummelplatz für Islamhasser, Verschwörungstheoretiker und Fremdenfeinde. “SZ.de” und “Motherboard” wurde nun ein Screenshot zugespielt, der die Seitenadministratoren zeigen soll. Die Journalisten Max Hoppenstedt und Simon Hurtz sind der Sache nachgegangen und bringen Licht ins Dunkel dieses einzigartigen Krimis, in dem auch das umstrittene “Compact-Magazin” eine Rolle spielt.

2. Je kritischer, desto besser
(de.ejo-online.eu, Kurt W. Zimmermann)
Der Chefredakteur von “Schweizer Journalist” Kurt W. Zimmermann hat sich angeschaut, wie Syriens Präsident Assad mit Medien umgeht: “Assad hat eine ultramoderne Medienstrategie entwickelt, die für westliche Journalisten ebenso ungewohnt wie faszinierend ist. Er erwartet von den Medien nicht Propaganda, er erwartet Konfrontation. Damit unterscheidet er sich diametral von Staatschefs wie Wladimir Putin oder François Hollande, die sich bei Interviews lieber harmlose Steigbügelhalter wünschen. Assad, beraten von PR-Spezialisten aus dem Westen, hat den wichtigsten Mechanismus des Medienbusiness begriffen wie kaum ein anderer. Er weiß, dass seine Glaubwürdigkeit umso höher steigt, je härter und skeptischer die Journalisten ihn befragen.”

3. Journalistenanfrage löste die Razzia bei der An’nur-Moschee aus
(landbote.ch, Mirko Plüss)
Der Kriegsreporter Kurt Pelda recherchiert schon seit Jahren im Umfeld der An’nur-Moschee in Winterthurer Hegi und zu den Mordaufrufen des (mittlerweile verhafteten) Imams. In einer SMS hat er die Stadt Winterthur um eine Stellungnahme zu seinem geplanten Artikel gebeten. Unmittelbar danach führte die Kantons- und Stadtpolizei eine breit angelegte Razzia in der An’nur-Moschee durch. Wohl eine Folge von Peldas Anfrage.

4. Die Griechen provozieren!
(oxiblog.de, Hans-Jürgen Arlt)
Eine Studie der Otto Brenner Stiftung befasst sich mit der öffentlich-rechtlichen Berichterstattung über die griechische Staatsschuldenkrise. Die Grundlage: 615 Beiträge aus “Tagesschau” und dem “ARD-Brennpunkt” sowie aus “heute” und “ZDF-Spezial”. Hans-Jürgen Arlt gibt der Studie eine gute Note, allem anderen jedoch ein “Mangelhaft”. Insgesamt hätten die Sondersendungen “Brennpunkt” und “ZDF-Spezial” schlechter abgeschnitten als die klassischen Nachrichtensendungen. Sie hätten die Kriterien der Ausgewogenheit und der Neutralität verletzt und eben keine Hintergrundberichterstattung geliefert.

5. Eine Stimme für die Frauen
(taz.de, Knut Henkel)
Fast alle Gesellschaften in Mittel- und Südamerika leiden nach Ansicht von Fachleuten unter sexueller Gewalt gegen Mädchen und Frauen. Wenn in Guatemala über derartige Themen gesprochen wird, liegt das auch an “La Cuerda”, Zentralamerikas einziger feministischer Monatszeitung. Das Blatt kämpft seit 18 Jahren für die Rechte von Frauen und Indigenen. Knut Henkel stellt das Magazin vor und lässt Beteiligte zu Wort kommen.

6. Die Geschichte der Familie Schlesinger
(rnd-news.de, Ulrike Simon)
Der Journalist Gerhard Spörl war 25 Jahre beim “Spiegel”. Er ist verheiratet mit Patricia Schlesinger, der Intendantin des “rbb”. Nun hat er ein Buch über die Großeltern seiner Frau geschrieben. “RND”-Kolumnistin Ulrike Simon war dabei, als das Buch am Mittwoch von Stefan Aust vorgestellt wurde.

Ruhebezüge, Haftnotizen, Social Bots

1. Fall Augenstein: Wie Medien den Populismus bedienen
(ndr.de, Andrej Reisin)
Als der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD) sich kurz nach der Wahl von seiner bisherigen Pressesprecherin Daniela Augenstein trennte, kam es zu einem Aufschrei in den Medien: Viele Medien titelten mit den hohen Ruhebezügen der Ex-Staatssekretärin. Andrej Reisin hat für das “NDR”-Magazin “Zapp” nachgerechnet und kommt zum Schluss, dass die Zahlen längst nicht so hoch seien, wie es den Anschein erwecke.

2. Can Dündar – Lebenslang für die Wahrheit
(journalisten-bloggen.de, Knut Kuckel)
Ende 2015 wurde Can Dündar in der Türkei verhaftet. Dündar war zu dieser Zeit Chefredakteur der kritischen Tageszeitung “Cumhuriyet”. Staatspräsident Erdoğan hatte persönlich Strafanzeige gegen den Journalisten gestellt und lebenslange Haft gefordert. Dündars Vergehen: Er hatte über die Waffenlieferungen des türkischen Geheimdienstes nach Syrien geschrieben. Nach einem Gefängnisaufenthalt konnte Dündar ins Ausland reisen. Eine Rückkehr in die Türkei erscheint gefährlich, da ihm weitere Sanktionen drohen. In der Haft hat er ein Tagebuch geführt, das auch als Buch vorliegt (Can Dündar: Lebenslang für die Wahrheit, Hoffmann und Campe).

3. Warum es richtig sein kann, geheime Dokumente zu veröffentlichen
(vocer.org, Daniel Moßbrucker)
“Netzpolitik.org” hat nach der Landesverrat-Affäre erneut einen geheimen Bericht veröffentlicht, der belegt, dass der BND “dutzendfach Gesetz und Verfassung bricht”. Daniel Moßbrucker überlegt in seinem Beitrag, inwieweit solche Veröffentlichungen erlaubt sind. Im aktuellen Fall fällt sein Votum eindeutig aus: “Es ist richtig, solche Dokumente nach gewissenhafter Abwägung ins Netz zu stellen. Die Veröffentlichung ist ein mutiger Schritt der Redaktion. Er führt allen Journalisten vor Augen, dass sie ständig Gefahr laufen, sich der Logik eines anderen Systems zu unterwerfen. Gerade in Zeiten der „Lügenpresse“-Rufe bietet größtmögliche Transparenz aller Gesellschaftssysteme die Chance, dass sich Menschen unabhängig informieren können.”

4. Holger Poppenhäger: „Pressevertreter sollten sich zu erkennen geben“
(augenzeugen.info)
Ralf Leifer und Anita Grasse vom DJV-Landesverband Thüringen haben mit Thüringens Innenminister Poppenhäger über Konflikte zwischen Berichterstattern, Demonstranten und der Polizei gesprochen. Der Rat des Ministers: Medienvertreter sollen sich “bereits im Vorfeld und bei aktuell auftretenden Fragen oder Problemen im Rahmen ihrer Tätigkeit vor Ort grundsätzlich an die Beamten wenden, die zum Einsatzabschnitt „Einsatzbegleitende Presse- und Öffentlichkeitsarbeit“ (EPÖA) gehören.” Die Mitarbeiter dieses Einsatzabschnitts seien als Ansprechpartner für Medienvertreter vor Ort deutlich erkennbar. Der Minister weiter: “Es bleibt auch festzuhalten, dass ein unmittelbarer Schutz vor verbalen Angriffen und Beleidigungen aus Menschenmengen heraus oder über die sozialen Netzwerke während oder nach Berichterstattungen grundsätzlich nicht möglich ist.”

5. „Manipulation ist nicht so einfach“
(taz.de, Meike Laaff)
Simon Hegelich ist Professor für Political Datascience an der Hochschule für Politik der TU München und forscht dort zum Thema “Social Bots”. Dabei handelt es sich um Programme, die bevorzugt in Online-Netzwerken eingesetzt werden und vorgeben, Menschen zu sein. Meike Laaff hat mit dem Wissenschaftler gesprochen. Dabei ging es unter anderem um ein Botnetz mit über 15.000 falschen Twitter-Accounts, das im Ukraine-Konflikt eingesetzt wurde und nach wie vor aktiv ist. Das Thema ist nach wie vor aktuell: Hegelich hat auch Hinweise auf Social Bots im US-Wahlkampf.

6. Wir zeigen Ihnen, wie wir arbeiten
(tagesanzeiger.ch, Alan Cassidy & Jan Rothenberger)
Der Schweizer “Tages-Anzeiger” will dem allgemeinen Vertrauensverlust in die Medien etwas entgegensetzen und ruft seine Leser auf, ihn mit Fragen zur politischen Berichterstattung zu löchern: “Wie entscheidet sich, ob, wie und wie ausführlich wir über etwas schreiben? Weshalb nimmt die Redaktion eine bestimmte Haltung für oder gegen eine Abstimmungsvorlage ein? Und was machen wir, wenn wir uns in der Redaktion nicht einig sind? Dem stellen wir uns gerne und wollen Transparenz schaffen. Sagen Sie uns, was Sie wissen möchten – unsere Inlandredaktion beantwortet Ihre Frage.”

Hallöchen Voyeurchen

Stellen Sie sich mal vor, Sie sind Redakteur bei der “Bild”-Zeitung. Okay, vielleicht etwas heftig …

Stellen Sie sich mal vor, Sie sind Redakteur bei einer Zeitung. Am Mittwochmittag erreicht Sie die Mail eines Lesers, in der er Ihnen Fotos eines Liebespaares anbietet. Das Paar knutscht auf einer Wiese mitten in Bremen, und als sich die Frau über den Mann beugt, um ihn weiter zu küssen, rutscht ihr Rock hoch. Man kann auf den Fotos ihren Hintern und ihren Tanga gut erkennen. Es dürfte sich bei den Leuten nicht um Prominenten handeln. Der Leser schreibt Ihnen noch:

“Die beiden waren so mit sich beschäftigt, dass sie die nur wenige Meter entfernt sitzenden anderen Menschen überhaupt nicht mehr wahrgenommen haben. Ich würde das als schweres Fummeln bezeichnen!”

Welcher Gedanke gehen Ihnen als Blattmacher durch den Kopf?

Mögliche Reaktion 1:
“Moment mal! Das ist doch aber gar nicht in Ordnung, einer Frau unter den Rock zu fotografieren. Klar, man könnte jetzt sagen: Selbst schuld, wenn die zwei da in aller Öffentlichkeit so eine Nummer abziehen. Aber reicht es nicht, dass die Leute drumherum das Ganze gesehen haben? Und die beiden konnten ja auch nicht wissen, dass da irgendein notgeiler Passant direkt sein Handy zückt, Fotos macht und für ein paar Euros das Material an eine Zeitung verkauft. Ich will nicht alles noch peinlicher für das Liebespaar machen und Fotos von nackten Hintern groß in meiner Zeitung mit einer hohen Auflage veröffentlichen. Die Leute auf den Fotos haben schließlich auch eine Würde. Und die will ich ja nicht mit den Füßen treten.”

Mögliche Reaktion 2:
“Boah! Geil! Geiel!! GEIEL!!! Ein nackter Arsch! Darauf habe ich heute den ganzen Tag gewartet. Das bringen wird groß, ach was, riesengroß. Und gleich mit drei Fotos. Dann müssen unsere Leser morgen auch gar nicht auf ihren Lieblingspornoseiten nach Voyeur-Filmen suchen. Und dann packen wir noch ein paar gute Wortspiele dazu. Sowas wie: ‘Hallöchen Popöchen!’ oder ‘Heißes Wetter, heiße Show’. Das wird der Knaller! Vielleicht können wir daraus ja auch eine Serie machen. Morgen schicken wir erstmal den Praktikanten los und lassen ihn nach der Alten fahnden: ‘Ich bin der geile Arsch von der Wiese.’ Und dann suchen wir noch andere Leute, die schon mal jemanden in der Öffentlichkeit geküsst haben. Und dazu bringen wir noch ein Interview mit Nacktschnecke Micaela Schäfer. Vielleicht zeigt die uns ja auch noch ihre Hupen — Jackpot! Ich liebe meinen Job! Genau für solche Geschichten bin ich Journalist geworden!”

Für welche Variante sich die Bremen-Redaktion der “Bild”-Zeitung und Bild.de entschieden haben?


(Nur der Vollständigkeit halber: Unkenntlichmachungen durch uns.)

Mit Dank an basti!

Burgerjournalismus beim “Express”

Spontane Feiern in den Straßen Kölns, wildfremde Menschen knutschen sich ab wie sonst nur an Rosenmontag, und die Jubelstimmung breitet sich nach und nach auch in ganz Nordrhein-Westfalen, ach was, in ganz Deutschland aus.

Sollten Sie also etwas Verschüttbares in der Hand halten — legen Sie es zur Seite, bevor Sie weiterlesen. Und Personen mit einem schwachen Herzen raten wir, sich hinzusetzen und erstmal tief durchzuatmen. Denn heute konnte der “Express” ganz aufgeregt auf seiner Startseite verkünden:

Doch, doch, Sie lesen richtig: Die Fast-Food-Kette “McDonald’s” nimmt jetzt einen Burger, den es sonst nur ab und zu mal gab, permanent ins Angebot. Potztausend!

Dem Kölner Boulevardblatt ist das einen ganzen Artikel wert:

Saftiges Rindfleisch, Bacon, Salat und Käse zwischen zwei Weizenbrötchen …

Die Fans hatten immer wieder gebettelt und nie locker gelassen — jetzt werden sie erhört! McDonald’s nimmt den Big Tasty Bacon ins Standard-Sortiment auf!

Na, haben wir zu viel versprochen?

“Ihr solltet wirklich den Big Tasty Bacon dauerhaft einführen!” oder “Ich wollte mal fragen wie lange ich jetzt wieder auf den Big Tasty Bacon warten muss?” — zahlreiche Fragen und Hinweise dieser Art erreichten den Fast-Food-Riesen in den vergangenen Wochen und Monaten.

“Und der Gast hat gesprochen — der Big Tasty Bacon wird ab dem 11.08. dauerhaft in unseren Restaurants angeboten” so Holger Beeck, Vorstandsvorsitzender McDonald’s Deutschland.

Klar, die fehlenden Kommata hätte die Redaktion beim Abschreiben der Pressemitteilung natürlich noch ergänzen können. Aber das sei dem “Express” verziehen — kann bei all dem Trubel schon mal untergehen, schließlich kommt so eine Knallermeldung ja auch nicht jeden Tag rein.

Immerhin haben die Mitarbeiter noch dran gedacht, auch das “McDonald’s”-Werbefoto in den Artikel einzufügen:

Boah, dieses saftige Rindfleisch und der Bacon und der Salat und der Käse und alles zwischen zwei Weizenbrötchen. Da kann man als Journalist schon mal schwach werden. Jedenfalls: saubere Arbeit.

Nur bei der Rubrik hätten wir anders entschieden: Da gehört statt “Politik und Wirtschaft” (warum eigentlich “Politik”? Hat der Sicherheitsrat der “Vereinten Nationen” etwa auch noch interveniert, damit “McDonald’s” den “Big Tasty Bacon” “Endlich!” ins “Standard-Sortiment” aufnimmt?) ein dickes, fettes “Anzeige” hin.

Mit Dank an Alex für Hinweis und Screenshot!

Nachtrag, 12. August: Die “Morgenpost” aus Dresden berichtet ebenfalls über das “Big Tasty Bacon”-Wunder. “Focus Online” hat der Entscheidung von “McDonald’s” sogar ein Video gewidmet.

Mit Dank an Jens L. und Carsten N. für die Hinweise!

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