Arte-Kritik, Exekutors Lieblingsdieb, Sexistisches Nudelholz

1. Programmdirektor Schuster
(taz.de, Marlene Halser)
Der Fernsehsender “Arte” steht erneut in der Kritik. Die 15-minütige Reportage „Gaza: Ist das ein Leben?“ unterschlage wesentliche Informationen, so der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland Josef Schuster und solle aus dem Programm genommen werden. Tatsächlich liefere die Reportage über das Schicksal einer palästinensischen Familie so gut wie keine Hintergrundinformationen zu dem seit Jahrzehnten schwelenden Konflikt, den Umständen des Angriffs oder den Aktivitäten der Hamas im Gazastreifen, findet Marlene Halser in der “taz”. Dies sei aber auch nicht der Anspruch gewesen, rechtfertige sich der Fernsehsender. Damit gibt sich der Zentralratspräsident nicht zufrieden und fordert “Arte” im Interview mit der “Faz” zum Handeln auf.

2. Der Exekutor und sein Lieblingsdieb
(kanzlei-hoenig.de, Carsten R. Hönig)
Vor knapp 17 Jahren wurde ein Geldtransporter gestohlen. Einer der Täter flüchtete mit seiner Millionenbeute über verschiedene Stationen nach Südafrika. Nach einiger Zeit wurde er dort gefasst, nach Deutschland überstellt und saß seine Strafe ab. (Die “Bild” hatte den Vorfall genüsslich ausgeschlachtet und sich sogar mit dem Mann in Kapstadt getroffen.) Mittlerweile habe sich der Mann, der zwischenzeitlich erkrankt war, wieder berappelt und einen Job angenommen. Den hat er nicht mehr, was mit daran liegen könnte, dass der „Bild“-Reporter Josef Ley anscheinend einen Narren an Täter und Story gefressen habe und einfach nicht loslasse. Rechtsanwalt Hönig: “Josef Ley reichte es nicht aus, dass der Mann für seine Tat drei Jahre lang im Knast saß, sich danach in der Psychiatrie mit „therapeutischen Parksparziergängen“ behandeln lassen musste und nun versucht, sich wieder auf die eigenen Füße zu stellen. Er musste ihn wieder hinrichten.”

3. Kritik an Gastro-Zeitschrift “Rolling Pin”
(facebook.com, Mary Scherpe)
“Rolling Pin” (englisch für “Nudelholz”) ist ein deutschsprachiges Fachmagazin für Gastronomie, Hotellerie und Kreuzfahrtbranche, das eine Onlineabstimmung über die besten Köche veranstaltet und zu einer Gastrokonferenz einlädt. Laut Bloggerin Mary Scherpe befänden sich unter den “50 besten Köchen Deutschlands” 49 Männer und nur eine Frau. Auf der “Gastro-Konferenz” spreche nicht eine einzige Frau. Und online verbreite die Zeitschrift Bildtafeln mit geschmacklosen und sexistischen Sprüchen. Mary Scherpe fasst ihre Kritik zusammen: “Rolling Pin ist die Spitze eines frauenfeindlichen Eisberges in der Food Szene, Gastro-Sexismus ist allgegenwärtig, deswegen überrascht es mich nicht, aber es bleibt widerwärtig. Dieses Medium spiegelt einen traurigen Status Quo, und arbeitet hart daran, genau diesen zu erhalten. Und es geht hier nicht nur um Frauen, auch people of color kommen bei Rolling Pin weder im Heft, noch auf der Konferenz, noch in der Abstimmung in bedeutender Zahl vor.”

4. Wetterdaten sind jetzt Open Data
(golem.de)
Eine Gesetzesänderung macht es möglich, dass Daten des Deutschen Wetterdienstes künftig kostenlos und von jedermann genutzt werden können. Dies betrifft unter anderem Modellvorhersagen, Radardaten sowie aktuelle Mess- und Beobachtungsdaten und Klimadaten. Softwareentwickler und Hobbymeteorologen dürfen die Daten in ihre Anwendungen einbauen, müssen jedoch die Quelle angeben.

5. Silicon-Valley-Mäzene und ihre Liebe zu traditionsreichen Medien
(sueddeutsche.de, Karoline Meta Beisel)
Manche Silicon-Valley-Unternehmer schaffen sich neben Yacht, Flugzeug und Golfplatz auch Medien an bzw. investieren in sie. Ob Ebay-Gründer Pierre Omidyar mit der Seite “The Intercept”, Facebook-Mitgründer Chris Hughes bei “The New Republic” oder Amazon-Gründer Jeff Bezos mit seiner “Washington Post”. Nun hat Laurene Powell Jobs, die Witwe von Apple-Gründer Steve Jobs, die Zeitschrift “The Atlantic” erworben. Das sei bemerkenswert, denn das prosperierende Magazin habe gar keinen Gönner nötig. Der vergangene Mai sei für “theatlantic.com” ein Rekordmonat mit 42 Millionen Lesern gewesen, eine Expansion nach Europa stehe unmittelbar bevor.

6. Kommt das Emoji vor oder hinter das Satzzeichen?
(blog.wdr.de, Dennis Horn)
Kommt das Emoji vor das Satzzeichen, kommt das Emoji hinter das Satzzeichen oder ersetzt das Emoji das Satzzeichen? Verbindlichen Regeln dazu gibt es noch nicht, aber Dennis Horn hat für sich eine Lösung gefunden.

Beate Zschäpe auf dem Laufsteg der Nebensächlichkeiten

Welche Modenschauen sind wohl die wichtigsten der Welt? Klar, die in Paris und die in New York. Sicher auch die in Mailand. Und dann wäre da noch eine etwas unbekanntere, die seit knapp viereinhalb Jahren im Saal A 101 im Münchner Strafjustizzentrum in der Nymphenburger Straße stattfindet:

Beate Zschäpe trägt ein rot-orangenes, sommerliches Shirt mit kurzen Ärmeln, ein ungewohnt luftiges Outfit. Rechtsanwalt Wolfgang Stahl erscheint in weißer Hose unter seriösem Jackett.

Diese Passage stammt aus einem “dpa”-Text über einen der bedeutendsten Strafprozesse seit Jahrzehnten in Deutschland, den NSU-Prozess. Die Onlineredaktion der “Stuttgarter Zeitung” hat sie gestern veröffentlicht, ebenso die der “Berliner Morgenpost”, die der “Kieler Nachrichten”, die der “Abendzeitung” aus München, haz.de, derwesten.de und vermutlich noch einige weitere.

Auch direkt vor und nach den zwei Sätzen zum Outfit von Beate Zschäpe und Wolfgang Stahl geht es fast nur um Nebensächlichkeiten. Der “dpa”-Artikel startet so:

Es scheint fast so etwas wie Ferienstimmung in der Luft zu liegen an diesem 379. Verhandlungstag im NSU-Prozess, dem fünften Tag des Anklage-Plädoyers und letzten Sitzungstag vor der Sommerpause des Gerichts. Beate Zschäpe trägt ein rot-orangenes, sommerliches Shirt mit kurzen Ärmeln, ein ungewohnt luftiges Outfit. Rechtsanwalt Wolfgang Stahl erscheint in weißer Hose unter seriösem Jackett. Und vor den Ferien ist auch die Ehefrau des mutmaßlichen Waffenbeschaffers für den “Nationalsozialistischen Untergrund”, Ralf Wohlleben, da: Sie betritt den Saal, nachdem die Fotografen ihn verlassen mussten, schlängelt sich an den Plätzen der Verteidiger vorbei, streichelt ihrem Mann über die Schulter, küsst ihn zur Begrüßung auf den Mund.

Bei Bild.de hat die Redaktion Zschäpes “Sommer-Look” sogar in die Überschrift gepackt, als wäre das die entscheidende Entwicklung im NSU-Prozess:

Ausriss Bild.de - Blümchenschal und luftiges rot-orangenes Shirt - Zschäpe im Sommer-Look in die Sommerpause

In der Zwischenzeit haben sie wohl auch bei Bild.de gemerkt, wie grässlich es ist, über einen Prozess zu berichten, auf den so viele trauernde Angehörige schauen, und dabei den “BLÜMCHENSCHAL” und das “LUFTIG ROT-ORANGENE SHIRT” einer Person hervorzuheben, der die Mittäterschaft in zehn Mordfällen vorgeworfen wird. Dachzeile und Überschrift haben die Bild.de-Mitarbeiter inzwischen geändert (nun: “ERST ENDE AUGUST GEHT ES WEITER — Zschäpes letzter Auftritt vor der Sommerpause”), die einleitende Passage zur “Ferienstimmung” komplett gestrichen.

Mit Dank an @tagesschauder für Hinweis und Screenshot!

Vermessen, Eingebettet, Gefeuert

1. Wie Bewertungskultur und Datenanalyse den Journalismus radikal verändern
(michaelmartiblog.tumblr.com)
Michael Mart (stellv. Chefredakteur und Leiter Digital des Schweizer “Tages-Anzeiger”) hat einen lesenswerten Beitrag über die “Vermessung des Journalismus” vorgelegt. Er erklärt wie die Branche derzeit arbeitet. Über das Messen der Reichweite hinaus geschehe dies zum Beispiel über den “Artikel-Score”. Dieser berücksichtige neben den Seitenaufrufen Werte wie Verweildauer, Anteil Social-Media-Traffic oder Anzahl der Shares. Die neue Bewertungskultur führe nicht nur zum gläsernen Leser, sondern auch zum gläsernen Journalisten. Der Artikel schließt mit einer Erkenntnis aus dem Abo-Journalismus: Besonders erfolgreich seien Service-Geschichten mit einem direkten Nutzen, aber auch lebensnahe Geschichten, die “Learnings” anbieten.

2. Journalisten im Dienst der «nationalen Sicherheit»
(infosperber.ch, Roman Berger)
Roman Berger war Washington-Korrespondent des “Tages Anzeiger” und hat in seiner aktiven Zeit auch den Chef-Militärkorrespondent der “New York Times” Michael Gordon kennengelernt. Gordon, der in wenigen Wochen pensioniert wird, gelte als Prototyp des “eingebetteten Journalismus” mit all seinen negativen Folgen. Nach Ansicht von Berger habe der Fall Gordon sogar Zweifel an der unabhängigen Berichterstattung der “NYT” geweckt. Berger arbeitet die Vorgänge nochmal auf und benennt die Versäumnisse.

3. Der Sultan, der das Hassen lehrt
(sueddeutsche.de, Selim Aydin)
Das türkische Staatsfernsehen “TRT” stehe schon seit Langem in der Kritik, ein Sprachrohr der Regierung zu sein, so Selim Aydin auf “sueddeutsche.de”. Mit opulenten Serien und fragwürdigen Talkshows glorifiziere der Staatssender die Nation – und inszeniere Recep Tayyip Erdogan als historischen Führer. Auch die “taz” beschäftigt sich mit dem Thema der instrumentalisierten historischen Serien. In Erdogans Lieblingsserie heißt es dazu: “Dass derartige historische Serien gut ankommen, könnte damit zusammenhängen, dass viele Türken sich bis heute nicht wirklich mit der Republik Atatürks anfreunden können. Die Serien spiegeln den sehnsüchtigen Wunsch, in glorreiche osmanische Zeiten zurückzukehren. Es ist der wunde Punkt des nationalistisch-konservativen Teils der türkischen Bevölkerung.”

4. Nichts brennt kälter als ein Hack
(zeit.de, Eike Kühl)
Der US-Kabelsender “HBO” wurde Opfer eines Hackerangriffs. Teil der digitalen Beute: Bislang unveröffentlichte Folgen der Erfolgsserie “Game of Thrones” und angeblich das nächste Drehbuch. Erste Inhalte seien bereits im Internet aufgetaucht. Insgesamt haben die Täter 1,5 Terabyte Daten kopiert.

5. Hier steht, wer alles doof ist
(spiegel.de, Margarete Stokowski)
Margarete Stokowski hält nichts von der Antifeministen-Personen-Datenbank der grünennahen Heinrich-Böll-Stiftung: “Es macht verdammt viel Sinn, antifeministische Strategien und Argumentationen zu sammeln und Leuten zu erklären, was daran wie und warum falsch ist, auch weil bestimmte Positionen sich immer wieder als emanzipatorisch verkaufen wollen (die AfD hat zum Beispiel Plakate, auf denen steht, “Die Freiheit der Frau ist nicht verhandelbar”). Aber es ist mehr als schlechter Stil, das anhand von Personenlisten zu tun.”

6. Gebt mir zehn Tage!
(faz.net, Axel Weidemann)
Ganze zehn Tage war Anthony Scaramucci Kommunikationschef von Donald Trump bis dieser ihn feuerte. Axel Weidemann hat eine Chronologie dieser zehn Tage verfasst. Es ist eine Chronologie der Pöbeleien und Fettnäpfchen.

Angstfigur Einwanderer, Puff-Gutscheine, Makaken-Selfie

1. „Medien haben gewalttätige Einwanderer als Angstfigur entdeckt“
(welt.de)
Für eine Studie zur Berichterstattung über Geflüchtete und Zuwanderer haben Wissenschaftler zwischen Januar und April dieses Jahres Artikel in überregionalen Zeitungen und TV-Beiträge aus den Hauptnachrichten analysiert. Die deutschen Medien hätten den gewalttätigen Einwanderer als Angstfigur neu entdeckt, so das Fazit des Studienleiters. Deutsche Fernsehsender hätten im Vergleich zu 2014 viermal so häufig über Gewalt nichtdeutscher Tatverdächtiger berichtet, obwohl deren Anteil in der Kriminalstatistik in diesem Zeitraum lediglich um ein Drittel angestiegen sei. „Das führt zu einem verzerrten Bild und kann Vorurteile in der Bevölkerung anheizen“, warnt der leitende Medienwissenschaftler. Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung: Vor allem die „Bild“-Zeitung berichte über Ausländer zumeist im Zusammenhang mit Kriminalität.

2. Wir haben das Skandalbuch ‘Finis Germania’ gelesen, damit ihr es nicht müsst
(vice.com, Niclas Seydack)
Niclas Seydack hat sich für “Vice” das umstrittene Buch “Finis Germania” angeschaut, das in eine Bestenliste rein- und eine Bestsellerliste rausgetrickst wurde. “Der Unterschied zu einer Landser-CD liegt weniger darin, was gesagt wird, als wie es gesagt wird. Sieferle nutzt eine wissenschaftlich-anmutende Sprache für sein unwissenschaftliches Gedresche vom “Mythos Vergangenheitsbewältigung”. Das macht Bücher wie Finis Germania so gefährlich – und für viele so faszinierend. Wer das Buch derzeit in Berliner Buchhandlungen kaufen will, wird vertröstet. Nicht, weil es die Geschäfte aus dem Sortiment genommen hätten – sondern, weil es ausverkauft ist.”

3. Puff-Gutscheine aus dem Elfenbeinturm: Medienforscher blamiert sich in der ARD beim Thema Fake-News
(meedia.de, Hendrik Steinkuhl)
Hendrik Steinkuhl kann der ARD-Doku „Im Netz der Lügen – Der Kampf gegen Fake News“ wenig Gutes abgewinnen. Der Film sei schlecht und liefere keine einzige originelle Erkenntnis zum Thema. Einen erheblichen Anteil daran habe der Medienforscher und Kommunikationswissenschaftler Wolfgang Schweiger mit seinem Experiment, kontrolliert und geplant Fake-News in die Welt zu setzen. “Der Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Schweiger lässt seine Mitarbeiterinnen im Dienst der Wissenschaft gegen Minderheiten hetzen, sagt aber vorher, dass sie genau das natürlich auf keinen Fall tun dürften. Er holt den Puff-Gutschein aus der digitalen Mottenkiste und entdeckt, oh Wunder, dass die Leute darauf hereinfallen. Und er sieht seine These von einer ungenügenden Quellenprüfung im Netz als bestätigt an, weil in seinem Experiment die Nähe zwischen Volksbeobachter und Völkischem Beobachter ja jedem hätte ins Auge springen müssen.”

4. Entenfleisch mit frischem Blut
(taz.de, Marina Mai)
Der deutschvietnamesische Journalist Trung Khoa Le betreibt seit neuneinhalb Jahren die zweisprachige Onlinezeitung “Thoibao.de” (Die Zeit), das größte vietnamesisch-sprachige Medienangebot aus Deutschland. Neun Jahre hätte er “schön” über Vietnam berichtet, seit ein paar Monaten schreibe er “die Wahrheit”. Nun fühlt er sich von Offiziellen in Vietnam und von einer Privatperson aus München bedroht und hat Strafanzeige bei der Berliner Polizei gestellt. „Iss zur Entspannung doch mal etwas Entenfleisch mit frischem Blut“, habe in einer an ihn gerichteten SMS gestanden, was in Vietnam als Todesdrohung gelte.

5. Kampf gegen deutsche Dominanz
(de.ejo-online.eu, Sebastian Bolsinger)
Die Medienlandschaft in Polen sieht sich weitreichenden Veränderungen ausgesetzt: Nach einigen Umstrukturierungen und Entlassungen im öffentlich-rechtlichen Radio und Fernsehen, soll nun der vermeintliche Einfluss deutscher Verlage auf die polnische Politik bekämpft werden. Die polnische Regierungspartei „Recht und Gerechtigkeit“ habe eine Gesetzesinitiative angekündigt. Details seien derzeit jedoch noch nicht bekannt. Wie sich die Bemühungen der polnischen Regierung, die Printmedien zu repolonisieren, insgesamt weiter entwickeln werden, sei im Moment schwer zu beurteilen.

6. “Ich wünschte, ich hätte die verdammten Fotos nie gemacht”
(sueddeutsche.de, Laura Hertreiter)
Vielleicht sind Sie im Netz schon mal dem Bild eines freundlich in die Kamera lächelnden Affen begegnet. Ein indonesischer Schopfmakake hatte einen Fotoapparat in die Hand bekommen, den Auslöser gedrückt und das wohl berühmteste Selfie der Welt geschossen. Für den Fotografen David Slater, der das Bild von einer seiner Reisen mitgebracht hat, könnte das erhebliche Lizenzeinnahmen bedeuten. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die für ihre rabiaten Methoden bekannte Tierrechtsorganisation Peta zog 2015 vor Gericht und will sich im Namen des Affen die Erlöse aus der Verwertung des Fotos erstreiten. Eine letztgültige Entscheidung steht noch aus. Der Fotograf sei inzwischen offenbar pleite und müsse sich mit Aushilfsjobs über Wasser halten.

Wall-Street-Würstchen, Geschlechterdebatte, Bauchgefühl

1. The Würstchen of Wall Street
(faz.net, Lars Jensen)
Sie mögen Politserien wie “House of Cards”? Dann ist dieser Artikel über den neuen Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses Anthony Scaramucci geradezu eine Pflichtlektüre. Angesichts der sich an allen Seiten auftuenden politischen und menschlichen Abgründe kann man “FAZ”-Autor Lars Jensen verstehen, wenn er sich an der einen oder anderen Stelle nur noch mit Sarkasmus zu helfen weiß: “Scaramucci kann ja nichts dafür, dass die Geschichte Hollywoods nur so wimmelt von Figuren, die aussehen wie er, die reden wie er und die irgendwann im Laufe des Films einen Widersacher durchsieben und in den Kofferraum stopfen.”

2. Vom Radio lernen …
(taz.de, Stefan Stuckmann)
Warum werden anspruchsvolle Serien auf Netflix gefeiert, scheitern aber auf Sat.1 oder RTL? Vielleicht, weil das Medium Fernsehen für diese Serien nicht mehr das richtige ist, findet Stefan Stuckmann und entwickelt einige Gegenrezepte. So empfiehlt er den privaten TV-Machern die “Gegenteil-Strategie”, eine Verbreiterung des Angebots und die Kuratierung von Inhalten. Die Öffentlich-Rechtlichen könnten sich vergleichsweise leichter gegen die Streamingdienste zur Wehr setzen: “ARD und ZDF haben durch die Beitragsfinanzierung den Vorteil, dass sie, in ihrer idealen Gestalt und, wenn sie wollten, ohnehin eher Netflix entsprechen könnten als RTL.”

3. Das Wiki ist Teil einer Radikalisierung der Geschlechterdebatte im Internet
(sueddeutsche.de, Kathleen Hildebrand)
Das Online-Portal “Agent*In” der Heinrich-Böll-Stiftung (eine parteinahe Stiftung von Bündnis 90/Die Grünen) listet Gegner feministischer Positionen auf und erntet dafür einiges an Kritik. Es geht um die Prangerwirkung der “schwarzen Liste” und darum, dass viele der Einträge unzureichend unterfüttert seien. Außerdem trage die Seite zur Radikalisierung der Geschlechterdebatte bei: “Man kann das Wiki also nicht nur – wie es seine Macher tun – als Reaktion auf, sondern auch als Teil einer Dynamik sehen, in der sich Debatten über Geschlechterfragen in den vergangenen Jahren im Internet radikalisiert haben. Online-Foren, Kommentarsektionen und viele Wikis sind keine Orte differenzierter Argumentation und sachlicher Diskussion.”

4. Fake News von Fake-Autoren
(faktenfinder.tagesschau.de, Srdjan Govedarica)
Die “Faktenfinder” der “Tagesschau” berichten von einem skurrilen Fall von Fake News in Serbien: Dort habe eine regierungsnahe in den vergangenen Monaten drei frauenfeindliche Meinungsbeiträge veröffentlicht. Die Autoren seien vermeintliche Experten aus dem Ausland mit wohlklingenden Titeln gewesen. Das Problem: Sie existieren nicht.

5. “Filterblasen sind wahrscheinlich Voraussetzung unseres Überlebens”
(derstandard.at, Klaus Taschwer)
Der “Standard” hat sich mit dem IT-Rechtler Nikolaus Forgó über das postfaktische Zeitalter, alte und neue Filterblasen, problematische Gesetzesinitiativen gegen Hatespeech und Fake News sowie die Zukunft der Medien und der staatlichen Überwachung unterhalten.

6. Royale Nicht-Neuigkeiten
(detektor.fm, Christian Bollert)
Moritz Tschermak verrät im Gespräch mit “detektor.fm”, warum man als weibliches Mitglied der britischen Königsfamilie im gebärfähigen Alter niemals, niemals, nie die Hand auf den Bauch legen sollte, sei es noch so zufällig… Transparenzhinweis: Moritz Tschermak ist nicht nur Spezialist für die sogenannte Regenbogenpresse, sondern auch Chef des BILDblogs.

I klau’ English very well – halt, ich übersetz’ noch nicht so schnell

Bei Bild.de können sie ja so einiges, zum Beispiel Englisch. Das kann sehr vorteilhaft sein, wenn einer der Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter einen Text über ein Thema schreiben soll, das im englischsprachigen Raum spielt. Denn dann muss diese Person sich gar nicht selber Gedanken über das Geschehene machen, sondern kann sich einfach bei News-Seiten bedienen, die bereits in Englisch darüber publiziert haben.

Blöd ist es nur, wenn man sich dabei erwischen lässt, beispielsweise weil der Artikel, für den man geklaute Passagen übersetzt, schon veröffentlicht wird, während man noch geklaute Passage übersetzt:

Ausriss Bild.de - Der republikanische Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell, wird nicht locker lassen und irgendeinen Weg suchen, um 50 Republikaner hinter einen Entwurf zur Reform der Krankenversicherung zu versammeln - wie auch immer dieser aussehen mag. Doch dies ist keine Aufgabe, denn die Abweichler stimmten nicht alle aus dem gleichen Grund gegen die Abschaffung von Obamacare: Manche The goal for McConnell at the moment is to find a way to get 50 Republicans to back a final bill - whatever it looks like. As with the full repeal without immediate replacement vote, the GOP leadership is getting a sense of where their members are on various proposals, as well as testing out revised language with the parliamentarian

Das ist in dieser Form bei Bild.de erschienen. Der englische Teil stammt aus einem CNN-Artikel:

Ausriss CNN.com - The goal for Majority Leader Mitch McConnell at the moment is to find a way to get 50 Republicans to back a final bill - whatever it looks like. As with the full repeal without immediate replacement vote, the GOP leadership is getting a sense of where their members are on various proposals, as well as testing out revised language with the parliamentarian on things like the Planned Parenthood defunding provision.

Inzwischen hat die Bild.de-Redaktion den Text mehrmals aktualisiert. Die eingedeutschte CNN-Passage hat sie nicht rausgestrichen.

Mit Dank an Tilman S. und Stefan A. für die Hinweise!

Startup-ernüchtert, Einnahmequelle Fotorecht, Automobiler Maus-Spott

1. Angriff auf den Journalismus
(spiegel.de, Bülent Mumay)
Der türkische Journalist Bülent Mumay hat bei der linksliberalen Tageszeitung “Radikal” gearbeitet und leitete die Online-Redaktion der “Hürriyet”. Bis er 2015 für fünf Tage festgenommen wurde und seinen Arbeitsplatz verlor. In einem Gastbeitrag für “Spiegel Online” erklärt er wie Erdogan und die AKP systematisch die türkische Medienlandschaft zerstören. Vor allem der Putschversuch habe sich in dieser Hinsicht als hilfreich erwiesen: “Jetzt wurden sämtliche kritischen Journalisten eingesperrt – weil sie angeblich Anhänger der Gülen-Bewegung waren. Auch Leute wie ich, Leute wie die Kollegen von “Cumhuriyet”, die immer gegen die Gülenisten waren, sind verhaftet worden.”

2. Retten Start-ups den Journalismus?
(de.ejo-online.eu, Christopher Buschow)
Der Kommunikationswissenschaftler Christopher Buschow hat das Potenzial von Medien-Startups untersucht. Mit ernüchternden Ergebnissen: “Weil sie sich mitunter an alten Traditionen orientieren, kopieren manche Neueinsteiger das Erlösmodell der Tageszeitung. So geraten sie jedoch in dieselben Probleme wie etablierte Medienhäuser: Auf Seiten der Leser besteht kaum Zahlungsbereitschaft für Online-Inhalte, Anzeigenkunden platzieren ihre Werbung nur noch zurückhaltend in journalistischen Umfeldern.” Die Gründer würden außerdem nicht selten ihre Doppelrolle von Journalist und Medienmanager und die bürokratischen Verwaltungsaufgaben unterschätzen.

3. Fotorecht – eine verborgene Einnahmequelle für Journalisten
(fachjournalist.de, Frank C. Biethahn)
Rechtsanwalt Frank C. Biethahn hat einen Übersichtsartikel zum Fotorecht für Journalisten verfasst. Oft könnten die Fotografen mehr verlangen, als ihnen bewusst sei, sowohl bei der “an sich legalen” Nutzung als auch bei der illegalen Nutzung. Viele Journalisten würden ihre Rechte allerdings kaum nutzen, oft schlicht aus Unwissenheit.
Interessante Informationen für Journalisten, die ihrer Einkommen aufbessern wollen, aber auch für diejenigen, die allzu sorglos mit fremden Fotos umgehen und teure Abmahnungen riskieren.

4. Kachelmann siegt vor Gericht gegen Staatsanwaltschaft
(dwdl.de, Alexander Krei)
Jörg Kachelmann hat einen weiteren juristischen Erfolg erzielt. Die Staatsanwaltschaft Mannheim darf die in einer Pressemitteilung geäußerten Behauptungen zu DNA-Spuren auf einem vermeintlichen Tatmesser nicht wiederholen und hat eine Unterlassungserklärung abgegeben. Die Pressemitteilung mit den nicht zutreffenden Behauptungen der Staatsanwaltschaft war seinerzeit bei “SternTV” wiedergegeben worden.

5. Ohne Distanzierung verlinken?
(taz.de, Christian Rath)
Der Grünen-Abgeordnete Volker Beck will verhindern, dass “Spiegel Online” ein altes Manuskript zur Pädophilie-Debatte veröffentlicht – ohne die von ihm zwischenzeitlich vorgenommene Distanzierung. Der Fall ist juristisch verzwickt. Der BGH hat die Sache an den EuGH weitergegeben.

6. „Sendung mit der Maus“ spottet über deutsche Autobauer
(welt.de)
Die “Sendung mit der Maus” erklärt Kindern seit 1971 die Welt, zum Beispiel mit den beliebten “Lach- und Sachgeschichten”. Anlässlich der Autoskandale und Kartellabsprachen haben die Mausmacher ein Filmchen produziert, das sich ausdrücklich an die Großen wendet.

Bild.de lässt Flutwelle auf Braunschweig los

Wenn man in Braunschweig oder Umgebung lebt und den großen Fehler begeht, sich einzig und allein bei Bild.de über die aktuelle Lage in der Welt und vor der eigenen Haustür zu informieren, dürfte man heute morgen beim Blick auf die Startseite des Portals leichte Panik bekommen haben:

Ausriss Bild.de - Lagedienstführer: Wir gehen davon aus, dass Stadtteile überflutet werden - Flutwelle rollt auf Braunschweig zu

Im dazugehörigen “Live-Ticker” schrieb Bild.de um 9:39 Uhr:

Ausriss Bild.de - Flutwelle rollt auf Braunschweig zu! Mit rund hundert freiwilligen zusätzlichen Einsatzkräften bereitet sich die Feuerwehr der Stadt Braunschweig auf die Ankunft der Flutwelle aus dem Harz vor.

Im Text ist zwar immer noch von einer Überschwemmung die Rede, es klingt dort aber doch alles etwas harmloser:

Die Oker soll der Vorhersage nach am Mittag ihren Höchststand im Landkreis Wolfenbüttel erreichen. Am Nachmittag werden sehr hohe Pegelstände in Braunschweig erwartet. “Wir gehen davon aus, dass Stadtteile überschwemmt werden”, sagte der für das Hochwasser zuständige Lagedienstführer Jörg Meyer am Donnerstagmorgen.

Möglicherweise könnten einzelne Straßen etwa im Bereich Leiferde betroffen sein. Die Feuerwehr stellt sich darauf ein, dass die Oker so hoch steigen könnte wie in den vergangenen 20 Jahren nicht mehr.

Zwischen einer “Flutwelle”, die auf eine Stadt zurollt, und “einzelnen Straßen”, die überschwemmt werden, dürften noch ein paar Abstufungen liegen. Wohl auch deswegen hat die Stadt Braunschweig der Startseiten-Panikmache von Bild.de bei Twitter widersprochen:

Und auch die Feuerwehr in Braunschweig, auf die sich Bild.de unter anderem beruft, versuchte bei Facebook, das Flutwellen-Gerücht wieder einzufangen:

Ausriss Facebook-Post der Feuerwehr Braunschweig +++WICHTIG+++ Es rollt keine Flutwelle auf Braunschweig zu. Die Pegel steigen langsam. Der Höchststand des Hochwassers wird gegen Abend erwartet. Es wird zu Überflutungen kommen in den ausgewiesenen Überschwemmungsgebieten. Es werden keine Stadtteile überflutet. Wir sind aktuell an fünf Einsatzstellen tätig. Und die weiteren Einsatzkräfte sind einsatzbereit.

Sowohl die Stadt Braunschweig als auch die dortige Feuerwehr verlinken zu einer extra für das Hochwasser eingerichteten Seite, auf der noch einmal in Ruhe erklärt wird:

+++WICHTIG+++ Es rollt keine Flutwelle auf Braunschweig zu. Diese Fehlinformation kursiert aktuell im Internet und ist falsch. Richtig ist, dass die Pegel langsam steigen.

Dass keine Flutwelle in Richtung Braunschweig unterwegs ist, hat dann auch die Bild.de-Redaktion irgendwann mitbekommen. In ihrem “Live-Ticker” schreibt sie:

Nur in ausgewiesenen Überschwemmungsgebieten werde es Überflutungen geben, teilte die Feuerwehr auf Facebook mit.

Kein Wort davon, dass dieser Facebook-Post nur nötig war, weil Bild.de zuvor Panik gemacht hat.

Mit Dank an Joshua R., Sebastian D., @dokurechts, @eks1bs, @weltbekannt, @felix12370, @abiturensohn und @lukasneuss für die Hinweise!

Gefakte Angela, Saure G20-Gegner, Verabschiedeter Spicer

1. 7 der 10 erfolgreichsten Artikel über Angela Merkel auf Facebook sind Fake News
(buzzfeed.com, Karsten Schmehl)
Haben Sie auf Facebook schon mal einen geteilten Artikel über Angela Merkel gelesen? Dann kommt es unter anderem auf die Ausgestaltung ihrer persönlichen Filterblase an, ob sie dort mit seriösen Nachrichten oder Falschinformationen beliefert wurden. Nach einer Datenanalyse von BuzzFeedNews sind sieben der zehn erfolgreichsten Artikel über Angela Merkel auf Facebook Fake News oder falsch verstandene Satire.

2. Die Wut der linksradikalen Szene
(fnp.de, Christian Scheh)
Nach den Ausschreitungen beim G20-Gipfel in Hamburg hat die “Frankfurter Neue Presse” über ein öffentlich beworbenes “Auswertungstreffen” der linksradikalen Szene berichtet. Den Gastgebern der Zusammenkunft im Frankfurter Café Exzess habe das nicht gepasst, berichtet die Zeitung. In einem anonymen Schreiben an die Redaktion hätten sie die Löschung des Artikels gefordert. Der Chefredakteur: “Ein solches Verhalten waren wir bisher lediglich von der AfD und ähnlichen Gruppierungen gewohnt, die die freie Presse gerne von ihren Veranstaltungen ausschließen möchten. Dass G 20-Gegner, beziehungsweise die Linken die gleiche verfassungsfeindliche Haltung an den Tag legen, verwundert uns doch sehr – oder vielleicht auch nicht.”

3. Kamelmarkt 2017
(sueddeutsche.de, Silke Burmester)
Silke Burmester beschäftigt sich mit der Fleischbeschau im Fernsehen, der Deutungshoheit von Frauenbildern und unterschiedlichen Gehältern von Männern und Frauen in der Medienbranche. “In den Medien hat der Kampf um die Deutungshoheit von Frauenbildern begonnen. Dass er hier stattfindet und nicht wie früher dort, wo ihn keiner sieht, hat die Ursache darin, dass Männer, die in den Medien institutionelles Manspreading betrieben haben (sich breitmachen, damit neben ihnen keiner Platz hat) merken, dass sie ihr Refugium verteidigen müssen. Dazu passt zum Beispiel auch, dass sie sich gerne über Frauenfußball lustig machen, der quotenmäßig etwa die Curvy Supermodels aber dann doch weit hinter sich lässt.”

4. Warum viele Türken plötzlich ihre Telekom-Verträge kündigen wollen
(joca.me, Jörgen Camrath)
Ein T-Online-Werbe-Leuchtkasten in Düsseldorf sorgte für einen Empörungssturm im Netz. In den Magenta-Farben der Telekom und mit dem bekannten T-Logo stand dort „T-Online Trend: Würden Sie noch Urlaub in der Türkei machen? Über 100.000 Nutzer von t-online.de sagen: Nein“. Türkische Blogger und Aktivisten posteten das Bild und riefen zur Kündigung von Telekom-Verträgen auf. Der Mobilfunkkonzern hat die T-Online-Sparte jedoch bereits vor zwei Jahren verkauft und sieht sich zu Unrecht im Zentrum des Shitstorms. T-Online hat die Anzeige nun zurückgezogen, die Sache jedoch nicht wirklich besser gemacht hat: Nun hagelt es Kritik von anderer Seite.

5. Spiegel Daily: Sehr nettes Total-Desaster
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Man hört wenig über das täglich um 17.00 Uhr erscheinende “Spiegel Daily”. Vor einigen Wochen war in den Medien von etwa 3.000 Abonnenten die Rede, doch wie sieht es jetzt aus? Nicht viel besser findet Christian Jakubetz und zieht als ein Indiz die ernüchternden Social-Media-Zahlen hinzu. Dazu käme die grundsätzliche Frage: “Wenn es schon SPON und den Spiegel gibt, warum dann noch „Spiegel Daily“? Warum ab 17 Uhr für etwas bezahlen, was es gefühlt den ganzen Tag kostenlos gibt? Dem Angebot ist ein Fehler unterlaufen, der normalerweise tödlich und nicht mehr korrigierbar ist: Es hat keinen USP definiert, es kann die Frage nach dem „Warum?“ nicht wirklich beantworten.”

6. Ein großer Entertainer verlässt die Bühne
(faz.net, Nina Rehfeld)
Was bedeutet der Rücktritt des Trump-Pressesprechers Sean Spicer für die amerikanische Comedyszene? Nina Rehfeld lässt nochmal einige unvergessliche Spicer-Momente aufleben und Satiregrößen wie Stephen Colbert zu Wort kommen.

Waffengleichheit, Junge Fake Union, Finis Bestsellerlistia

1. Waffengleichheit geschützt
(taz.de, Christian Rath)
Wenn es um Klagen gegen Medien geht, spielt das Landgericht Hamburg eine zentrale Rolle: Hier werden Persönlichkeitsrechte in der Abwägung mit der Pressefreiheit besonders hoch gewichtet. Da bei bundesweit erscheinenden Medien der Gerichtsstand frei gewählt werden kann, bemühen Kläger daher oft das klägerfreundliche Hamburger Gericht und seine Pressekammer. Wie sich eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts auf diese Praxis ausüben kann, erklärt Christian Rath in der “taz”.

2. Gericht verbietet gefälschtes Schulz-Zitat
(faktenfinder.tagesschau.de, Kristin Becker)
Die “Junge Union Bayern” musste nach einer einstweiligen Verfügung des Hamburger Landgerichts einen Facebookbeitrag löschen. Die Jugendorganisation von CDU/CSU hatte dem Kanzlerkandidaten der SPD Martin Schulz ein gefälschtes Zitat untergeschoben, über einen extra dafür angelegten Fakeaccount. CSU und Junge Union Bayern wurden durch den Gerichtsbeschluss verpflichtet, den fragwürdigen Tweet sofort zu löschen.

3. Stellungnahme: Neue deutsche Medienmacher kritisieren besorgten Wissenschaftler (mit Reaktion)
(neuemedienmacher.de)
Das Netzwerk “Neue deutsche Medienmacher” versteht sich als “Interessenvertretung für Medienschaffende mit Migrationsgeschichte und tritt für eine ausgewogene Berichterstattung ein, die das Einwanderungsland Deutschland adäquat wiedergibt”. In einer Stellungnahme macht die Vereinigung ihrem Unmut über die Studie “Die “Flüchtlingskrise” in den Medien” Luft. Die Antwort des Studienleiters ist dem Beitrag angehängt.

4. Neues Gender-Wikipedia „Agent*In“ will auf eigenartige Weise Klischees bekämpfen
(ze.tt, Milena Zwerenz)
Die Heinrich-Böll-Stiftung, die politische Stiftung von Bündnis 90/Die Grünen, hat gemeinsam mit der Linkspartei-nahen Rosa-Luxemburg-Stiftung die Broschüre “”Gender raus!” Zwölf Richtigstellungen zu Antifeminismus und Gender-Kritik” veröffentlicht. Als Hilfestellung, wie man antifeministische Kommentare und Gender-Kritik abwehren kann. Eine gute Idee, findet Milena Zwerenz, doch das Ganze habe einen merkwürdigen Beigeschmack.

5. Fakten gegen Fakes: fünf Verifizierungs-Initiativen made in Germany
(get.torial.com, Bernd Oswald)
Faktencheckerseiten haben gerade Hochkonjunktur. Bernd Oswald stellt fünf Verifizierungs-Initiativen vor: den “Faktenfinder” der “Tagesschau”, die BR-Verifikation, das sich noch im Betastadium befindliche Projekt “Truly Media”, den “ZDFcheck17” und “Correctivs” “Echtjetzt” (auf das neu hinzugekommene “Stimmtdas” haben wir in den letzten Tagen in den 6vor9 verwiesen).

6. “Finis Germania” und die SPIEGEL-Bestsellerliste
(spiegel.de, Susanne Beyer)
Nach einem veritablen Shitstorm um das heimlich von der “Spiegel”-Bestsellerliste entfernte Buch “Finis Germania” sieht sich die stellvertretende Chefredakteurin des “Spiegel” nun genötigt, eine Stellungnahme abzugeben. Es ist ein Dokument, das auch der PR-Maschinerie eines Konzerns entsprungen sein könnte und weit entfernt vom Slogan des Nachrichtenmagazins “Keine Angst vor der Wahrheit”.

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