Suchergebnisse für ‘kohl’

Wie “Bild” zitiert

Welche Wertungen fallen der “Bild”-Zeitung zu dem Tanzstück “Hannelore Kohl” von Johann Kresnik ein, das am Freitag in Bonn Premiere hatte?

Geschmacklos
Sumpf der Gefühle
Halbwahrheiten
skandalöse Lügen
das intellektuelle Niveau von Nacktfilmchen
eklig
Theater als Toilette für Gefühle

Schlimm also. Ganz, ganz schlimm. Und andere scheinen das genauso zu sehen. “Bild” zitiert die “Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung”:

“Kresnik ist ein Choreograph, der unterstellt statt untersucht, der Konflikte behauptet statt austrägt. Für die inneren Nöte der Hannelore Kohl interessiert er sich nicht: So bleibt die Figur ein willfähriges Demonstrationsmittel seiner Besserwisserei.”

Keine Frage, dem FAS-Kritiker hat es auch nicht gefallen. Aber der Kernsatz seines Artikels ist dieser:

Der einzige Skandal dieser Aufführung ist ihre Harmlosigkeit.

Den zitiert “Bild” nicht.

We (and he) are the Champions XVI

1.) Am gestrigen Mittwoch machte “Bild” mal nicht sich selbst (oder den Axel Springer-Verlag) zum “Gewinner” des Tages, sondern einen gewissen Wendelin Wiedeking, und schrieb dazu:

“Übrigens: Vergangenes Jahr ging die hohe Auszeichnung an BILD. BILD meint: Ein würdiger Nachfolger!”

(Stattdessen stand auf der “Bild”-Titelseite nur eine Kurzfassung dieser oder dieser oder dieser Version dieser Pressemitteilung über die “Axel Springer AG auf Erfolgskurs!”)

2.) Am heutigen Donnerstag hingegen macht “Bild” wiederum nicht sich selbst (usw.) zum “Gewinner” des Tages, sondern zum nunmehr achten Mal in diesem Jahr Helmut Kohl.

We are the champions IX

Die Musikzeitschrift “Rolling Stone” wird zehn. Und deshalb “Gewinner des Tages” in “Bild”. Wundert Sie das? Nur wenn Sie nicht wissen, dass der “Rolling Stone” seit zwei Jahren im Axel Springer Verlag erscheint. Ob sich die “Bild”-Leute manchmal selbst beim Lesen ihres Blattes langweilen?

Als Service für sie und Sie hier noch einmal alle einschlägigen “Gewinner des Tages” der vergangenen Wochen (und dabei ist Kohl nicht einmal mitgerechnet):

06.09.: Christian Kracht, “Der Freund” (Axel Springer)
10.09.: “Welt kompakt” (Axel Springer)
15.09.: “Auto Bild.de Automarkt” (Axel Springer)
17.09.: “Welt” (Axel Springer)
18.09.: Dieter Stolte (Axel Springer)
21.09.: Claus Strunz (Axel Springer)
28.09.: Hans-Olaf Henkel (Axel-Springer-Autor)
30.09.: Volker Koop (Axel Springer)
05.10.: Georg Kofler (Axel-Springer-Geschäftspartner)
08.10.: Rolling Stone (Axel Springer)

We are the champions II

Manchmal ist “Bild” so berechenbar wie früher das “Neue Deutschland”. Dieter Stolte wird 70, und weil der ehemalige ZDF-Intendant heute Herausgeber von “Welt” und “Berliner Morgenpost” ist, die im Axel-Springer-Verlag erscheinen, der auch die “Bild”-Zeitung herausgibt, ist Dieter Stolte heute was? Richtig: Gewinner des Tages in “Bild”.

Und wir seufzen und machen einen weiteren Eintrag auf dieser Liste:

06.09.: Christian Kracht, “Der Freund” (Axel Springer)
10.09.: “Welt kompakt” (Axel Springer)
15.09.: “Auto Bild.de Automarkt” (Axel Springer)
17.09.: “Welt” (Axel Springer)
18.09.: Dieter Stolte (Axel Springer)

Langsam wär’ mal wieder Kohl dran.

(Wird fortgesetzt.)

Eine verlogene Debatte

“Bild” kämpft an vorderster Front gegen das Urteil des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte, das es als “Zensur” bezeichnet. In der “Süddeutschen Zeitung” lesen sich die Folgen der Entscheidung ein bisschen anders:

“Da läuft eine verlogene Debatte“, stellt der Essener Anwalt Stephan Holthoff-Pförtner fest. “Es geht um Kohle für einige Verlage, und die machen eine Kampagne daraus. Bedroht ist nicht der investigative Journalismus, sondern der Kloakenjournalismus.” …

“Im Klartext: Über viele Skandale dürfte dann nicht mehr berichtet werden”, schrieb Bild am Dienstag. “Vor allem über die inszenierten”, kommentiert Anwalt Holthoff-Pförtner knapp. …

Bundesverfassungsrichter Hoffmann-Riem findet … “keines der Beispiele der Behinderung der Wächterfunktion der Presse wird von der Straßburger Entscheidung erfasst. Sie behindert insbesondere keine Recherchen der Presse zwecks Aufdeckung von Skandalen.”

Etwas überspitzt lässt sich der Artikel des SZ-Redakteurs Hans Leyendecker so zusammenfassen: Seriöse Journalisten haben das Straßburger Urteil nicht zu fürchten. “Bild” schon.

Zum Weglaufen

In seiner “Bild”-Kolumne “Mein Tagebuch” erzählt Claus Jacobi ohne ersichtlichen Zusammenhang unter anderem folgende Anekdote:

Vorsicht

Ein Mann mit Koffer hastete durch Berlins Flughafen Tegel. “Wohin so eilig?”, fragte ein Freund. Der Mann setzte seinen Koffer ab und sagte: “Im NS-Reich wurde es verfolgt. Unter Adenauer war es verboten. Unter Kohl wurde es erlaubt. Jetzt werden sie als Pärchen in der Kirche gesegnet.” Er nahm den Koffer wieder: “Ich will weg sein, bevor es Pflicht wird.”

Die Anekdote handelt offensichtlich von Homosexualität. Im Dritten Reich wurden rund 100.000 Menschen wegen ihrer Homosexualität in Konzentrationslager verschleppt und gefoltert, zwei Drittel davon ermordet. Viele weitere wurden zwangskastriert. Bis 1969 stellten die Paragraphen 175 und 175a homosexuelle Handlungen unter Strafe und trieben viele Schwule in die Isolation oder den Selbstmord. Erst 1994 wurde das Sonderstrafrecht für Homosexuelle abgeschafft.

Und Claus Jacobi erzählt einen Witz darüber, dass die Situation nicht 1933, nicht 1945, nicht 1954, nicht 1969 zum Weglaufen war, sondern heute, wo Schwule und Lesben viele Rechte haben und sichtbar in verantwortlichen Positionen sind. Was will er uns damit sagen?

Blättern:  1 ... 24 25 26 27 28