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Penis-Treter unschuldig!

Am Samstag gegen Eintracht Frankfurt hat sich der Hannover-96-Spieler Chavdar Yankov eine Verletzung zugezogen, die die Fantasie der “Bild”-Zeitung anregt wie selten eine Verletzung bevor: Die Haut an seinem Penis war eingerissen und musste mit mehreren Stichen genäht werden.

Seitdem beschäftigt sich “Bild” fast täglich mit dem “blutigen Penis-Drama”, der “wirklich üblen Verletzung”, sorgt sich um nächtliche Erektionen, fragt den Mannschaftsarzt, ob das Glied während der Behandlung steif war und ob Beeinträchtigungen beim Sex zu erwarten sind, berichtet von einem viertägigen Sex-Verbot und einer längeren Kondompflicht, zeigt auf einem Foto, wie Yankov beim ersten Training “ab und zu überprüfte, ob sein kleiner Freund das gut überstanden hat”, berichtet vom Entfernen des Pflasters und witzelt: “Er steht wieder seinen Mann”…

…und vergisst in all dem Eifer nur ein kleines Detail nachzurecherchieren: Wer der “Penis-Treter” (“Bild”) war, der all das ausgelöst hat. “Bild” behauptet: Benjamin Köhler — und präsentierte am Dienstag auch eine Entschuldigung (“auch bei seiner Freundin”) des vermeintlichen Täters. Nur war der es offenbar gar nicht. Der “Kicker” berichtet heute (in seiner gedruckten Ausgabe), dass die Fernsehbilder eindeutig zeigten, dass die Verletzung bei einem Zweikampf von Yankov mit Christoph Spycher entstanden sei. Der Teamarzt bestätige dies. Und der angeblich geständige Köhler sagt im “Kicker”:

Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich mich nicht erinnern kann und lediglich hinzugefügt: Falls ich es war, tut es mir Leid.

Danke an Frank P. und Schaumburger für die Hinweise!

“Jetzt” III

Bei Grabungsarbeiten für eine Verlegung des Zeitungsniveaus sind Leipziger “Bild”-Redakteure auf das Sommerloch gestoßen. Die Sensation: Es enthält Braunkohle.

Der City-Tunnel kostet nicht nur Kohle, er bringt auch welche: Denn unterm Marktplatz haben Geologen jetzt Braunkohle entdeckt.

So beginnt der Artikel. Und auch neben einem gigantischen Foto, in das “Bild” gleich noch einen bedrohlichen Kohlebagger montiert hat (Frage im Bildtext: “Kommen etwa bald die Kohle-Bagger?” — Antwort im Artikel: “Nein!”) steht:

Bei den Bauarbeiten für den City-Tunnel wurden jetzt unter dem Leipziger Markt Braunkohleflöze gefunden.

Und das ist ja auch nicht ganz falsch. Jedenfalls wenn man, wie bei “Bild” nicht unüblich, “jetzt” mit “vor gut einem Jahr” übersetzt. Die “Leipziger Volkszeitung” berichtete am 20. August 2004 erstmals über die Braunkohleflöze, die bei den Bauarbeiten für den City-Tunnel unter dem Leipziger Markt gefunden wurden.

Danke für den sachdienlichen Hinweis an Daniel G.!

Tatütata

Bitte beantworten Sie die folgende dreiteilige Frage:

Erstens: Welchem Zweck dient Ihrer Ansicht nach der Einsatz von Blaulicht und Martinshorn an Polizeifahrzeugen? Zweitens: In welcher Situation werden die Signale eingesetzt? Drittens: Können Sie sich Situationen vorstellen, in denen Blaulicht und Martinshorn die notwendige Eindeutigkeit polizeilicher Zeichen und Weisungen nicht gewährleisten?

Antwortvorschlag A
Einsatzfahrzeuge der Polizei nutzen Martinshorn und Blaulicht meist, damit andere Autofahrer Platz machen. Das Polizeiauto befindet sich auf dem Weg zu seinem Einsatzort. Aber letztens, wollte die Polizei mich bloß mit Blaulicht und Martinshorn anhalten, was ich zuerst gar nicht richtig begriffen hatte, weil ich die Leuchtschrift “Stop Polizei” zunächst übersehen hatte. Da wär’ ein anderes Signal vielleicht praktischer.

Antwortvorschlag B
Einsatzfahrzeuge der Polizei nutzen Martinshorn und Blaulicht meist, damit andere Autofahrer Platz machen. Die Beamten haben tierischen Kohldampf und Kaffeedurst und sind auf dem Weg zu “Dunkin’ Donuts”. Wenn die jetzt aber ‘n echten Einsatz haben, wär’ so’n extra Zeichen natürlich super — könnt’ ich gleich hinterher.

Wenn Sie sich für Antwort B entschieden haben, sind Sie höchstwahrscheinlich “Bild”-Redakteur und für diesen kurzen Text auf der heutigen Titelseite verantwortlich:

Darin heißt es nämlich:

Zivilfahnder, Streifenbeamte und Autobahn-Cops donnern künftig mit dem Heulton “Yelp” der US-Polizei zu ihren Einsätzen.

Wenn Sie sich aber für Antwort A entschieden haben, ist diese Pressemitteilung des Bundesinnenministeriums sicher interessant. Und für alle, die sich für Antwort B entschieden haben sowieso.

Mit Dank für den Hinweis an Boris T. und Frank R.

Liest “Bild” etwa keine “BamS”?

Am Freitagabend hielt Helmut Kohl im sächsischen Meißen einen Vortrag, zu dem ihn “seine neue Lebenspartnerin” begleitete, woraufhin “Bild” heute schreibt:

“Für Dr. Maike Richter war es der erste offizielle Auftritt an der Seite des Altkanzlers.”

Das ist lustig. Oder falsch. Denn nachdem “Bild” bereits am 23. April aufgeschrieben hatte, dass Kohl ohnehin “immer öfter” zusammen mit Richter “in Berliner Restaurants oder bei Ausstellungen und anderen öffentlichen Gelegenheiten” zu sehen gewesen sei, hieß es in der “BamS” vom 24. April ausdrücklich:

“Den ersten offiziellen Auftritt an seiner Seite hatte sie zu Kohls 75. Geburtstag im Deutschen Historischen Museum in Berlin.”

PS (und weniger lustig): Über Kohl und Richter heißt es in “Bild” ausdrücklich, die beiden würden sich schon länger kennen, “suchen aber keine Öffentlichkeit”. Ein Hinweis, der (angesichts der Tatsache, dass die beiden ihren “kurzen Moment der Zweisamkeit”, festgehalten vom Hochzeitsfotografen des “Bild”-Chefredakteurs, heute auf der Titelseite bereitwillig mit Millionen “Bild”-Lesern teilen) irgendwie albern klingt, andernorts aber erstaunlicherweise völlig fehlt.

  

Wer ist Hauke Brost?

Jeder kennt Franz-Josef Wagner. Viele wundern sich über die Texte von Norbert Körzdörfer. Zu unrecht vernachlässigt wird allzu oft der “Bild”-Kolumnist und frühere “Teuro-Sheriff” Hauke Brost. Mit ihm beginnen wir eine lose Reihe über die Autoren der “Bild”-Zeitung.
 
Von BILD-Autor Hauke BrostHauke Brost (56) ist ein wichtiger Mann bei “Bild”. Früher war er Chef von “Bild Hamburg”, wo er heute noch täglich eine Kolummne schreibt. 2001 machte ihn Kai Diekmann zum Textchef, um — wie der “Tagesspiegel” damals schrieb — “sprachliche Mängel” zu beseitigen, die der Chefredakteur in “Bild” beklage.

An sich eine schöne Idee. Machen wir also aus aktuellem Anlass eine Reise in die Welt von Hauke Brost.

Männer haben zwei Wahrheiten. Die eine sagen sie am Frühstückstisch. Die andere spüren sie, wenn sie die Hand in die Hosentasche stecken.

Wenn Hauke Brost sein Geschlechtsteil fühlt, spürt er eine von zwei Wahrheiten. Das mag zunächst verblüffend klingen, erklärt aber viel. Zum Beispiel einen Bild.de-Artikel vom Mai 2004, in dem es eigentlich nur um die Vorteile des Grillens mit Holzkohle gehen soll. Brost beginnt ihn mit folgenden Worten:

Grillen ist wie guter Sex. Es muss knistern, es muss riechen, es muss spritzen.

Cover "Kopf hoch, Männer"Es erklärt auch, warum Brost kein Verständnis hat für Frauen, die darüber klagen, dass ihre Männer fremdgehen. Hauke Brost, Autor des Standardwerkes “Kopf hoch, Männer. Ein Scheidungsbrevier nur für ihn” (darin u.a.: “Wie drückt man sich vor Unterhalt?”), dessen Ehen nach eigenem Bekunden “bisher ein begrenztes Haltbarkeitsdatum hatten”, fährt dann zu großer Form auf, wenn eine prominente Ehe scheitert. Uschi Glas zum Beispiel regte Brost im Februar 2002 zu dem Hosentaschen-Zitat oben an. Und als Roberto Blanco im Oktober 2004 als Ehebrecher dastand, schrieb Brost in “Bild” eine flammende Verteidigungsschrift:

Roberto Blanco ist ein ganz normal empfindender Mann so wie du und ich. Er liebt Wein, Weib, Gesang. Er sagt nicht nein, wenn man ihm Gratis-Schampus einschenkt oder wenn so eine blutjunge Hupfdrossel vor ihm die Brüste blanklegt. (…) Können Sie ihm wirklich verdenken, dass er zugreift? Ich kann es nicht.

Dann wandte er sich direkt an Frau Blanco:

Wann hatten Sie eigentlich das letzte Mal Sex mit Roberto? Wann haben Sie ihm das letzte Mal gesagt, dass er ein toller Typ ist? (…) Und wie sehen Sie eigentlich morgens aus, wenn er tatsächlich mal wieder neben Ihnen aufwachen würde?

(Wie Hauke Brost aussieht, nicht nur morgens, können Sie übrigens auf seiner Homepage sehen.)

Im November 2003 zitiert ihn der Südwestrundfunk mit dem Satz: “Bei der BILD gibt es keine Frauen in Führungspositionen”, was scheinbar gegen “Bild” spricht, tatsächlich aber nur gegen Brost. Denn es gibt bei “Bild” eine Frau in einer Führungsposition: Marion Horn, seit 1. Januar 2001 stellvertretende Chefredakteurin.

Aber zurück zu Roberto Blanco, den Brost in seinem Artikel gleich dreimal “schwarzer Mann” nennt. Immerhin empfindet der trotz seiner Hautfarbe nach Ansicht von Brost “ganz normal”. Aber nicht jeder Fremde ist so nett und berechenbar. Anlässlich des deutschen Fiaskos beim Eurovision Song Contest macht Brost heute seinem Unmut mal Luft:

Gestern noch Papst. Heute letzter Platz. Das Leben ist eine Achterbahn, nur ungerechter: Die Achterbahn fährt schließlich alle, die zahlen. Wir zahlen für alle und die geben uns 0 Points als Dank.

Was will uns diese Metapher sagen? Dass die anderen nicht selber für ihre Achterbahn zahlen? Dass wir in der Achterbahn mitfahren müssen, obwohl wir schon für die anderen gezahlt haben? Dass uns die anderen, wo wir schon für die Achterbahn gezahlt haben, hinterher nicht wenigstens eine Zuckerwatte kaufen?

Und überhaupt: Sind wir heute nicht mehr Papst?

Gestern noch Papst, heute letzter Platz, Brost glaubt:

Wir haben keine Freunde.

Das Gefühl kennt Brost. Auf seiner Homepage schreibt er:

Auch verringert sich die Zahl meiner Freunde langsam, aber stetig auf einen sehr, sehr kleinen Kreis.

Woran liegt das? Brost weiß: An ihm Deutschland liegt es nicht.

Nehmen wir mal die Polen.

Wer sich da drüben einen gebrauchten Skoda leisten kann, wo hat der denn die Kohle her? Auf deutschen Baustellen Fliesen verlegt oder in deutschen Schlachthöfen Rinder zerlegt. Dankbarkeit? Stinkefinger (0 Points von Polen).

Sind wir Deutschen nicht die Lieben? Aber ja, obwohl wir merkwürdige EU-Ressentiments haben:

Wir Deutschen sind die Lieben. Wir zahlen für alle, bald auch für Rumänien (die gaben uns übrigens auch 0 Points, na super, willkommen in Europa).

Und sein Abendessen, weiß Brost, holt der Deutsche aus reiner Großzügigkeit nicht beim Deutschen, sondern beim Türken. Und zahlt auch noch dafür!

Wir kaufen dem Türken sein Döner ab, und aus lauter Freundschaft haben wir gleich 10 Points in die Türkei geschickt, und was schallt zurück? 0 Points von der Türkei. Ey, Alda, kraß, voll der Hammer, ey.

(Wie sich “der Türke” in Hamburg, dem Brost “sein Döner” abkauft, dafür beim Grand Prix hätte revanchieren können, lässt der Autor leider offen.)

Wir Deutschen sind die Guten.

So schreibt Brost und was er danach schreibt, ist vielleicht nur eins von mehreren “gewissen satirischen Elementen”, die sein Text enthalten soll, wie Brost uns auf Anfrage mitteilte. Vielleicht enthält es aber auch nur in außergewöhnlich konzentrierter Form all das, was Brost über Ausländer, schwarze Männer und Frauen denkt:

Wir Deutschen sind die Guten. Wir lassen Heidi Klum ihren Seal heiraten (…).

Nachtrag, 25. Mai: Brost hat seine Homepage inzwischen überarbeitet. Deshalb finden sich dort zur Zeit nicht die oben zitierten Hinweise auf seinen kleinen Freundeskreis und auf sein Buch, das er dort zuvor als “fieser kleiner Macho-Scheidungsratgeber nur für ‘ihn'” bezeichnete und aus dessen Inhalt er unter anderem die Frage “Wie drückt man sich vor Unterhalt?” hervorhob.

Ein Klassiker

Im Jahr 1967 drehte Sergio Leone den Italowestern “The Good, the Bad and the Ugly”. Ebenfalls 1967 formulierte der “Bild”-Erfinder Axel C. Springer seine Unternehmensgrundsätze, zu denen (bis 1990) auch das “Eintreten für die friedliche Wiederherstellung der deutschen Einheit” gehörte. Und am 17. Juni verleiht das “Kuratorium Deutsche Einheit” bei Geisa in der Rhön den diesjährigen “Einheitspreis” “Point-Alpha-Preis” an Michail Gorbatschow, George Bush und Helmut Kohl.

Und man mag sich die hitzigen Diskussionen in der “Bild”-Redaktion gar nicht vorstellen, als es darum ging, zu entscheiden, welcher der drei Preisträger den über 12 Millionen “Bild”-Lesern heute als “Gewinner” des Tages ans Herz gelegt werden sollte:

Michail Gorbatschow etwa für sein beherztes Eintreten gegen den Kalten Krieg?

Oder vielleicht George Bush für sein beherztes Eintreten gegen den Kalten Krieg?

Oder doch lieber Helmut Kohl für sein beherztes Eintreten gegen den Kalten Krieg?

Entschieden hat sich “Bild” am Ende für den Trauzeugen des Chefredakteurs. Und Sergio Leones Westernklassiker heißt auf deutsch bekanntermaßen “Zwei glorreiche Halunken”.

“Bild” weiß es (nicht)

Manchmal ist “Bild” wirklich prima informiert. Gestern zum Beispiel, als das Blatt (unter der Überschrift “Helmut Kohl: Sein neues Glück”) weltexklusiv enthüllte, der “Einheitskanzler” habe “eine neue Lebenspartnerin”. Aber ja: “Engste Freunde und langjährige Weggefährten (…) hatte Helmut Kohl schon seit einiger Zeit eingeweiht”, hieß es da, aufgeschrieben von einem engsten Freund langjährigen Weggefährten, genauer gesagt von Kai Diekmann, dem derzeitigen Chefredakteur der “Bild”-Zeitung. Kohl war Diekmanns Trauzeuge, Diekmann Kohls Biograph, und darüber, wer wohl der “gute Freund von Helmut Kohl” ist, den Kohl-Freund Diekmann in seiner Verlautbarung Enthüllung zu Wort kommen ließ, kann man jetzt wild spekulieren

…was übrigens ein gutes Stichwort ist – so als Überleitung.

Schließlich spekulierte am Samstag auch “Bild”. Oder auch nicht. Denn (unter der Überschrift “Kardinal Lehmann jetzt nach Rom?”) hieß es:

“Nach BILD-Informationen will der neue Papst Benedikt XVI. den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann (68), in die Kurie nach Rom berufen. (…) Der Mainzer Bischof Lehmann will bis Montag entscheiden, ob er dem Ruf nach Rom folgt.”

Der Mainzer Bischof Lehmann sagte dazu dem WDR:

“Das gehört zu den vielen Enten und Spekulationen dieser Tage, die nicht aufhören. Ich weiß von nichts, ich lese das nur in der Zeitung.”

Und dem Radio Vatikan (siehe z.B. FAZ.net) sagte Lehmann:

“Ich weiß gar nicht, woher die Leute sich das aus den Fingern saugen. Denn ich weiß überhaupt nichts davon. Das ist alles erstunken und erlogen, sagt man in Deutschland.”

Fußnotenjournalismus

“Mit einer Fülle an Exklusivmeldungen
verschafft BILD den Lesern jeden Tag
einen Informationsvorsprung”
(Aus einer “Bild”-Selbstdarstellung)

 
Rudolf Scharping*, Abgeordneter des Wahlkreises Montabaur im Deutschen Bundestag, schreibt heute einen Gastbeitrag in “Bild”, weil Franz Müntefering vor einem Jahr die Nachfolge von Gerhard Schröder als SPD-Parteivorsitzender antrat. “Bild” schreibt dazu:

“Exklusiv in BILD zieht Ex-SPD-Chef Rudolf Scharping
eine Bilanz der Arbeit seines Nachfolgers.”

Und, naja, immerhin wäre Scharping, wenn bei der Bundestagswahl 1994 nicht die CDU gewonnen hätte, wohl Bundeskanzler geworden. Er hätte, wäre es bei der Bundestagswahl 1994 schon zu einem Regierungswechsel gekommen, nach 12 Jahren Amtszeit Helmut Kohl abgelöst. Und das ist noch nicht alles. Doch weil sich vielleicht trotzdem nicht jeder “Bild”-Leser erinnert, wer noch gleich dieser Rudolf Scharping war ist, haben die Politikredakteure der “Bild”-Zeitung (siehe auch Bild.de) am Ende seines Gastbeitrags auf Seite 2 freundlicherweise folgende Fußnote angefügt:

“Ex-Verteidigungsminister Scharping (57) war
von 1995 bis 2001 SPD-Vorsitzender”

Dumm ist nur, dass das nicht stimmt.

*) Rudolf Scharping war von 1993 bis 1995 SPD-Vorsitzender. (Ihm folgten 1995 Oskar Lafontaine, 1999 Gerhard Schröder und 2004 Franz Müntefering.) Von 1995 bis 2001 war Scharping Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE).

Mit Dank an Thomas P. für den Hinweis.

Gewinner des Jahres

Lange nichts von Helmut Kohl gehört. Im vergangenen Jahr war noch mächtig was los: Er gewann einen Prozess (und wurde dafür bei “Bild” Gewinner des Tages), er bekam einen Preis in Polen (und wurde dafür bei “Bild” Gewinner des Tages), er schrieb einen Bestseller (und wurde dafür bei “Bild” Gewinner des Tages), er schrieb wirklich einen Bestseller (und wurde dafür bei “Bild” Gewinner des Tages), er bekam einen Preis in Bayern (und wurde dafür bei “Bild” Gewinner des Tages), er gewann noch einen Prozess (und wurde dafür bei “Bild” Gewinner des Tages), er wurde Ehrenbürger seiner Heimatstadt (und wurde dafür bei “Bild” Gewinner des Tages), und er bekam einen Preis in Italien (und wurde dafür bei “Bild” Gewinner des Tages).

In diesen Minuten zeichnet “Bild” Helmut Kohl mit dem “Bild”-Medienpreis “Osgar 2005” dafür aus, dass er im vergangenen Jahr am häufigsten Gewinner des Tages in “Bild” war dass er sich für die deutsche Einheit, eine starke EU und ein freiheitliches Osteuropa eingesetzt hat.

Und wenn er dafür morgen nicht Gewinner des Tages in “Bild” ist, werden wir nachfragen, was da schiefgelaufen ist. Versprochen!

Nachtrag, 16.03.2005:
Also schiefgelaufen ist da natürlich nix. Im Gegenteil: “Helmut Kohl ist ja quasi ‘Gewinner’ des Tages,” so ein “Bild”-Sprecher unter Verweis auf die begleitende Berichterstattung, “weil er zusammen mit sieben weiteren wichtigen Persönlichkeiten den Osgar gewonnen hat.” Das leuchtet ein – zumal die Springer-Zeitung “Bild” den “Gewinner”-Platz so mal wieder anderweitig zu nutzen verstand und ihn kurzerhand dem Geschäftsführenden Redakteur der Springer-Zeitungen “Welt” und “Welt am Sonntag” zueignete.

BILD dir eine Meinung

Interessant, interessant: Falls man nicht unterstellt, dass “Bild” schlicht was dagegen hat, wenn (hierzu zum Beispiel) andere anderer Meinung sind als “Bild”, dann ist wohl schon allein die Tatsache, dass in einer Zeitung zwei verschiedene Meinungen stehen können, für “Bild” (in der ja manchmal sogar zwei verschiedene Wahrheiten stehen) Grund genug, um daraus einen “Verlierer” des Tages zurechtzubiegen – und die Meinungsverschiedenheit “peinlich” zu finden.

Mit anderen Worten:

“Peinlich für den Politikchef der ‘Süddeutschen Zeitung’. Einen Tag, nachdem Heribert Prantl (51) die Rede von Bundespräsident Köhler von seinem Münchener Schreibtisch aus im Leitartikel runtergemacht hat (‘Allgemeinplätze aneinandergereiht …’), mußte er sich im eigenen Blatt vom jüngeren Kollegen belehren lassen. Reporter Christoph Schwennicke, der Köhler live im Israelischen Parlament erlebt hatte, urteilte: eine Rede ‘mit besonderer Kraft’.”

PS: Natürlich hätte “Bild” aus demselben Grund auch ebenso gut Herrn Schwennicke zum “Gewinner” machen können, aber der Platz für den “Gewinner” war ja schon vergeben an den tollen Auflagenrekord eines verlagseigenen Sonderhefts der “AutoBILD”! [Ach nee, Unsinn: Das mit der “AutoBILD” war ja gar nicht heute, sondern gestern, sorry…]

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