Seipel-Bericht, Strategie des Wutleser-Fischens, Künast vs. Meta

1. “Seipel hat sich missbrauchen oder einspannen lassen”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Der Journalist und Dokumentarfilmer Hubert Seipel, bekannt für seine Bücher über und Interviews mit Wladimir Putin, soll laut ZDF und “Spiegel” 600.000 Euro aus Russland erhalten haben. Der NDR hat daraufhin im November eine Untersuchungskommission unter Leitung des ehemaligen “Spiegel”-Chefredakteurs Steffen Klusmann eingesetzt. Nun liegt der Bericht vor, der Seipels Fehlverhalten bestätige, aber auch Kritik am NDR übe. Der Sender formuliert es so: “Wenngleich keinerlei Pflichtverletzungen bei Mitarbeitenden des NDR vorliegen, so kommt der Bericht doch zu der Einschätzung, man habe Seipel über die Jahre zu sehr hofiert und zu wenig kritisch hinterfragt.”

2. “Welt”-Leser wollen sich Rechtsextremismus nicht erklären lassen
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier beleuchtet die Reaktionen der “Welt”-Leserschaft auf einen Bericht über die rechtsextreme Parole “Deutschland den Deutschen – Ausländer raus”. Trotz einer historischen Betrachtung dieser Parole durch “Welt”-Politikredakteur Frederik Schindler, der ihre Wurzeln bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgt, empörten sich die Leser und Leserinnen mehr über die vermeintliche Parteinahme der “Welt” gegen die AfD als über die Parole selbst. Niggemeiers Fazit: “Die Strategie des Wutleser-Fischens scheint nicht nur gefährlich zu sein, sondern auch wenig nachhaltig.”

3. RSF verurteilt Angriffe der AfD gegen Correctiv
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen verurteilt die Angriffe von AfD-Mitgliedern auf Medienschaffende der Rechercheplattform “Correctiv”, die über ein Treffen berichtet hatten, bei dem Pläne für die Ausweisung von Millionen deutscher Staatsbürger diskutiert wurden. “Die vielfältigen Versuche, diese journalistische Recherche zu denunzieren, sind nicht nur ein Angriff gegen die Reporter und Rechercheure von Correctiv, sondern gegen uns alle. Wir wissen, wohin es führt, wenn Parteien den Nährboden für Radikale und Extremisten bereiten”, so Martin Kaul, Vorstandssprecher von Reporter ohne Grenzen.

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4. Wie es jungen Journalist*innen in Österreich geht
(tageins.at, Emil Biller)
Bei “tag eins” berichten fünf junge Journalistinnen und Journalisten aus Österreich über ihre berufliche Situation in einer von Sparmaßnahmen und Strukturwandel geprägten Medienlandschaft. Die Bedingungen klingen alles andere als einfach: Prekäre Arbeitsverhältnisse, schlecht bezahlte Praktika und unsichere Karriereperspektiven bestimmen den Alltag der jungen Medienschaffenden.

5. Renate Künast erzielt Erfolg in Prozess gegen Facebook-Konzern Meta
(zeit.de)
Die Grünen-Politikerin Renate Künast hat im Prozess gegen den Facebook-Mutterkonzern Meta wegen eines Memes mit einem ihr fälschlich zugeschriebenen Zitat einen juristischen Erfolg erzielt: Das Oberlandesgericht Frankfurt bestätigte das Urteil der Vorinstanz, wonach Meta das betreffende Meme sowie ähnliche Varianten löschen muss, um viral verbreiteten Verleumdungen wirksam zu begegnen. Während das Landgericht Künast ein Schmerzensgeld in Höhe von 10.000 Euro zugesprochen hatte, wurde dieser Teil des Urteils vom Oberlandesgericht abgewiesen; die Entscheidung sei noch nicht rechtskräftig.

6. Abpfiff und Niederlage
(taz.de, Sebastian Moll)
Die Zeitschrift “Sports Illustrated”, einst bekannt für ihren literarischen Sportjournalismus, steht vor dem Ende, nachdem sie durch mehrere Besitzerwechsel, zuletzt an eine “Brand-Management”-Firma, ihre journalistische Qualität verloren habe. Mit etwas Wehmut blickt Sebastian Moll auf die goldenen Zeiten der Sportillustrierten zurück: “Das Zusammenspiel von Bild und Text formte die Art und Weise, wie die Geschichte des Sports in Amerika erinnert wird. Wer an den Sensationssieg der US-Eishockeymannschaft bei den Olympischen Spielen von 1980 denkt, wird immer das Sports-Illustrated-Foto der jubelnden Mannschaft im Moment des Sieges im Kopf haben.”

Einfluss von KI, Mit Rechten reden?, “Kontraste” erzwingt Teilnahme

1. “Wir haben nicht vor, Texte von einer KI generieren zu lassen”
(journalist.de, Henning Kornfeld)
Im Interview mit journalist.de spricht Sebastian Horn, stellvertretender Chefredakteur von “Zeit Online”, über die wachsende Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) im Journalismus und betont gleichzeitig die Unersetzbarkeit menschlicher Recherche und Texterstellung: “Bei unseren Texten wird man weiterhin davon ausgehen können, dass sie von Menschen geschrieben wurden. Das Textgenerieren mittels KI würde den Kern dessen berühren, wofür die Zeit steht – vertrauenswürdiger, tief recherchierter und exzellent erzählter Journalismus.”
Weitere Lesetipps: Bei fachjournalist.de macht sich Michael Schaffrath Gedanken über den Einfluss von Künstlicher Intelligenz auf den Sportjournalismus: Kein K.o. durch KI – aber durchaus Wirkungstreffer. Und bei verdi.de berichtet Susanne Stracke-Neumann von einer Podiumsdiskussion über die Herausforderungen und Chancen von Künstlicher Intelligenz für den Journalismus: Qualität versus generative KI?

2. “Medien reden mit Rechten” hat nicht funktioniert
(deutschlandfunk.de, Matthias Dell, Audio: 3:42 Minuten)
In seiner Kolumne im Deutschlandfunk reflektiert Matthias Dell den Umgang der großen Medien mit der AfD, insbesondere nach den Enthüllungen über den “Geheimplan” von AfD-Politikerinnen und -Politikern. Dell kritisiert eine unangemessene Offenheit und Faszination vieler Medien gegenüber der AfD und rechtsextremen Ideologien, was teilweise zu einer Normalisierung dieser Ansichten geführt habe.
Weiterer Hörtipp: Auch der “6-vor-9”-Kurator hat sich in seiner radioeins-Kolumne Gedanken über die Frage gemacht, ob und wie Medien mit der AfD reden können. Die Herausforderung bestehe darin, die Aussagen der Partei zu analysieren und zu kontextualisieren, ohne ihr eine Plattform für rechtsextreme Propaganda zu bieten. Gleichzeitig sei es wichtig, die Stimmen derer zu hören, die von der Politik und Rhetorik der AfD betroffen sind (radioeins.de, Audio: 3:29 Minuten).

3. “Kontraste” erzwingt Teilnahme an AfD-Veranstaltung
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Das ARD-Magazin “Kontraste” habe per einstweiliger Verfügung seine Teilnahme an einer AfD-Veranstaltung in Sachsen-Anhalt durchgesetzt. Die Journalisten hätten von einer feindseligen Atmosphäre vor Ort und Schwierigkeiten bei der Ausübung ihrer Arbeit berichtet, wie etwa Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und feindseligen Reaktionen des Publikums.
Weiterer Hörtipp: Der Deutschlandfunk hat mit “Kontraste”-Redaktionsleiter Georg Heil über den Fall gesprochen: Gericht kippt Drehverbot für ARD-Team (deutschlandfunk.de, Sören Brinkmann, Audio: 7:45 Minuten).

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4. “Geheimplan”-Recherche: Fragen und Antworten
(correctiv.org)
Die Veröffentlichung der “Correctiv”-Recherche “Geheimplan gegen Deutschland” über ein Treffen von AfD-Politikerinnen und -Politikern sowie einzelnen Mitgliedern von CDU und “Werteunion” mit Rechtsextremisten hat ein enormes Medienecho ausgelöst und am vergangenen Wochenende Hunderttausende bei Demonstrationen auf die Straße gebracht. Die “Correctiv”-Redaktion hat viele Fragen zu ihrer Recherche erhalten, die sie in einem FAQ gebündelt beantwortet hat.

5. Journalisten mit Pegasus-Spyware angegriffen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen schreibt, sie habe Belege dafür, dass die Mobiltelefone zweier in Togo vor Gericht stehender Journalisten von staatlicher Seite mittels der Spionagesoftware “Pegasus” überwacht wurden: “Wir konnten im Fall von Loïc Lawson nachweisen, dass sein Mobiltelefon immer wieder von dem Staatstrojaner Pegasus infiziert wurde. Es ist Aufgabe der internationalen Staatengemeinschaft, die Regierung von Togo und die NSO Group, welche diese Spionagesoftware an Togo verkauft hat, zur Verantwortung zu ziehen”, sagt Janik Besendorf, einer der beiden für die Enthüllung verantwortlichen Mitarbeiter des Berliner Digital Security Lab.

6. Suizid-Content in sozialen Medien: Gefahr für junge Menschen
(ndr.de, Alex Grantl, Video: 21:55 Minuten)
Warnung: In dem verlinkten Beitrag geht es um Suizide. Solltest Du Suizid-Gedanken haben, dann gibt es Menschen, die Dir helfen können, aus dieser Krise herauszufinden. Eine erste schnelle und unkomplizierte Hilfe bekommst Du etwa bei der “TelefonSeelsorge”, die Du kostenlos per Mail, Chat oder Telefon (0800 – 111 0 111 und 0800 – 111 0 222) erreichen kannst.
Das Medienmagazin “Zapp” thematisiert, wie Inhalte in Sozialen Medien, insbesondere auf Plattformen wie TikTok, die sich mit Suizid, Essstörungen und Selbstverletzung beschäftigen, eine potenzielle Gefahr für Jugendliche und junge Erwachsene darstellen. In dem Beitrag werden verschiedene Perspektiven beleuchtet, unter anderem die der TikTokerin Nadine Breaty, der Nutzerin Sera und des Suizidforschers Thomas Niederkrotenthaler, um die Risiken solcher Inhalte für junge Menschen zu untersuchen.

Geld-Journalismus bei “Zeit Online”, Mordfantasien, Zukunftsrat

1. Hubert Seipel: Er war alt und brauchte das Geld
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Der Journalist und Dokumentarfilmer Hubert Seipel habe in einem Interview mit der “Zeit” (nur mit Abo lesbar) erklärt, er habe Hunderttausende Euro von einem Kreml-nahen Oligarchen angenommen, um finanzielle Engpässe zu überbrücken. Diese seien durch unzureichende Honorare der ARD und zu geringe Vorschüsse seines Verlages entstanden. Trotz der Kritik an seinem Verhalten bereue Seipel seine Entscheidung nicht: “Es war spannend und hat mir viele Erkenntnisse gebracht, die ich sonst nicht gewonnen hätte.”

2. Warum das Geld-Ressort von “Zeit Online” abgehobenen Klienteljournalismus betreibt
(uebermedien.de, Mareice Kaiser)
Mareice Kaiser kritisiert in ihrem Kommentar das Geld-Ressort von “Zeit Online” dafür, dass es sich auf wohlhabende Leser und Leserinnen konzentriere und die finanziellen Realitäten und Herausforderungen ärmerer Bevölkerungsschichten ignoriere: “Diese Art von Journalismus ist ein Schlag ins Gesicht von Menschen, die kein Geld haben, die niemals auswärts frühstücken und die für ihre Kinder keine ETFs anlegen können. In keinem dieser Artikel geht es um sozio-ökonomische Ungerechtigkeiten. Stattdessen stärken die Artikel die These, Armutsbetroffene wären an ihrer Situation selbst Schuld.”

3. Mordfantasien im “Exxpress”-Forum: ORF verlangt Herausgabe der Nutzerdaten
(derstandard.at)
Wie der österreichische “Standard” berichtet, wurde im Forum des Boulevard-Onlinemediums “Exxpress” ein Beitrag mit Mordfantasien gegen ORF-Mitarbeiter veröffentlicht. Der öffentlich-rechtliche ORF habe daraufhin eine Sachverhaltsdarstellung – in Deutschland wäre dies eine Strafanzeige – bei der Staatsanwaltschaft eingebracht und vom “Exxpress” die Herausgabe der betroffenen Nutzerdaten verlangt. Der ORF betone, Drohungen gegen seine Mitarbeiter nicht zu dulden und mit allen rechtlichen Mitteln dagegen vorzugehen, während der “Exxpress” angibt, den Kommentar nach Kenntnisnahme gelöscht und sich zur Kooperation mit den Behörden bereit erklärt zu haben.
Weiterer Lesetipp: “Exxpress”-Chefredakteur Richard Schmitt hat keine Absicht zu gehen (derstandard.at, Harald Fidler).

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4. “Verlässlichkeit und Vielfalt”
(taz.de, Christian Rath)
In einem Interview mit der “taz” erläutert Peter Huber, ehemaliger Richter am Bundesverfassungsgericht und ehemaliger stellvertretender Vorsitzender des “Zukunftsrats”, die Vorschläge zur Änderung der Finanzierung von ARD, ZDF und Deutschlandradio. Der “Zukunftsrat” empfehle, den Rundfunkbeitrag beizubehalten, ihn aber an die Inflationsrate zu koppeln, und die Finanzausstattung der öffentlich-rechtlichen Anstalten an der Erfüllung des Programmauftrags zu orientieren. Sollten die Anstalten ihren Auftrag zur Förderung von Demokratie, Gemeinwohl und gesellschaftlichem Diskurs nicht erfüllen, könnten finanzielle Sanktionen verhängt werden.

5. Tarifverhandlungen in der ARD starten
(verdi.de)
In den laufenden Tarifverhandlungen für die ARD-Beschäftigten fordert die Gewerkschaft Verdi eine Erhöhung der Gehälter und Honorare um 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro mehr für die unteren Einkommensgruppen sowie 250 Euro mehr für Auszubildende und Volontäre – alles bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. “Die Beschäftigten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk sind nach Personalabbau und Umstellung der Programmverbreitung auf vervielfachte Kanäle mit einer massiv gestiegenen Arbeitsbelastung und -verdichtung konfrontiert, das belegen unsere Umfragen in allen Landesrundfunkanstalten”, so Christoph Schmitz, für Medien zuständiges Mitglied des Verdi-Bundesvorstandes.

6. Journalistische Ausbildung beim Straßenmagazin Hinz&Kunzt
(deutschlandfunk.de, Christine Reißing, Audio: 5:10 Minuten)
Das Hamburger Straßenmagazin “Hinz&Kunzt” ist laut eigenen Angaben Deutschlands auflagenstärkstes Blatt seiner Art und werde von mehr als 500 Obdachlosen, Wohnungslosen sowie von Menschen in prekären Lebenslagen auf der Straße verkauft. Was viele nicht wissen: “Hinz&Kunzt” bildet auch Journalistinnen und Journalisten aus, und das bereits seit mehr als 30 Jahren.

AfD-Besteck, Verhindertes Putin-Interview, Gebilligte Missbilligungen

1. “Die AfD packt das ganze Besteck demokratiefeindlicher Krisen-PR aus”
(deutschlandfunk.de, Martin Krebbers, Audio: 7:28 Minuten)
Als Reaktion auf die Demonstrationen gegen Rechts soll der AfD-Politiker Björn Höcke Desinformation verbreitet haben. Der Deutschlandfunk sprach mit dem Journalisten und AfD-Kenner Michael Kraske über die Kommunikationsstrategie der Partei. Nach Kraskes Einschätzung “packt die AfD das ganze Besteck demokratiefeindlicher Krisen-PR aus”.

2. ARD-Anstalt gesteht nach Wirbel um Interview Fehler ein
(t-online.de)
In einem Beitrag des Hessischen Rundfunks (HR) über eine Demonstration gegen Rechts sei die HR-Mitarbeiterin Hadija Haruna-Oelker ohne entsprechende Einordnung interviewt und vorgestellt worden. Der HR habe diesen Fehler eingeräumt und zugegeben, dass Haruna-Oelkers Rolle als Mitarbeiterin des Senders in dem Beitrag hätte kenntlich gemacht werden müssen.

3. Wenn Missbilligungen durch den Presserat ausnahmsweise Schlagzeilen machen
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Die “Süddeutsche Zeitung” hat kürzlich Aufsehen erregt, weil sie zwei Missbilligungen des Deutschen Presserats veröffentlicht hat, obwohl sie dazu gar nicht verpflichtet ist. Diese ungewohnte Offenheit hat zu einer breiten Berichterstattung anderer Medien geführt. Stefan Niggemeier betont in seinem Artikel, dass das Vorgehen der “SZ” eine wichtige Form der Transparenz sei, auch wenn diese die Aufmerksamkeit auf eigene Fehler lenke. Gleichzeitig kritisiert Niggemeier andere Redaktionen für die fehlende Berichterstattung über eigene Missbilligungen durch den Presserat.

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4. Das Problem heißt Rechtsextremismus und nicht Migration
(neuemedienmacher.de)
Die “Neuen Deutschen Medienmacher*innen” sind ein bundesweites Netzwerk von Journalistinnen und Journalisten mit und ohne Einwanderungsgeschichte. In einem Positionspapier betont die Organisation, dass Rechtsextremismus und nicht Migration die größte Bedrohung für die Gesellschaft darstelle, und kritisiert Medien, die dieses Thema vernachlässigen: “Medienschaffende müssen aufhören, rechtsradikale Narrative und Framings zu reproduzieren, einige Medienhäuser und Redaktionen ihre Strategien im Umgang mit der AfD hinterfragen. Betroffene sollten zu Wort kommen und die kritische Aufmerksamkeit darf nicht verloren gehen.”

5. Kleine Leuchte am großen Tisch
(taz.de, Doris Akrap)
Doris Akrap hat sich die neue politische Sonntagabend-Talkshow mit Caren Miosga angesehen. Von der ersten Ausgabe ist Akrap wenig begeistert. Miosga habe ihren Gast, CDU-Chef Friedrich Merz, behandelt, “als wäre er ein echter Superstar, vielleicht George Clooney”. Ein Überraschungsmoment sei erst eingetreten, als “Zeit”-Journalistin Anne Hähnig Merz “alles um die Ohren [haut], was Caren Miosga vorher umschifft hatte”: “Diese furiosen drei Minuten beeindrucken noch lange. Doch vergebens ist das Warten auf die Wiederholung einer auch nur annähernd so guten Attacke.”

6. WDR verhinderte Putin-Interview von Seipel kurz vor Kriegsbeginn
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Der wegen hoher und intransparenter Zahlungen aus Russland kritisierte Journalist Hubert Seipel soll der ARD kurz vor Beginn des Krieges Russlands gegen die Ukraine ein Interview mit Wladimir Putin angeboten haben, das der Sender aber abgelehnt habe. Ellen Ehni, Chefredakteurin des WDR, habe das Interview verhindern wollen, weil sie es für unangemessen und nicht kritisch genug hielt, vor allem angesichts der früheren Arbeiten Seipels über Putin.

Rechte Influencer, “Rage Bait”, Eskalation in Polen?

1. Braune IT und rechte Influencer
(netzpolitik.org, Tomas Rudl & Markus Reuter)
Eine Recherche von netzpolitik.org und “Correctiv” beleuchtet die Verbindungen eines IT-Unternehmers zur rechtsextremen Szene in Deutschland. Dieser sei früher im Umfeld der NPD aktiv gewesen und immer noch in rechtsextremen Kreisen vernetzt, wie seine Teilnahme an einem Geheimtreffen in Potsdam zeige. Der Artikel enthüllt auch die Pläne des Sohnes des Gastgebers des Treffens, eine rechte Influencer-Agentur zu gründen, um Kampagnen und finanzielle Unterstützung für rechtsextreme Inhalte zu organisieren.

2. Eskalation in Polen? Erbitterter Kampf um öffentlich-rechtliche Medien
(ndr.de, Tom Fugmann, Video: 11:27 Minuten)
In Polen gibt es einen heftigen Konflikt um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, insbesondere um den Fernsehsender TVP. Nach dem Machtwechsel zu einer Mitte-Links-Regierung unter Donald Tusk wurde die von der nationalkonservativen PiS-Partei eingesetzte TVP-Führung abgesetzt, was zu Protesten und einer vorübergehenden Besetzung des TVP-Gebäudes in Warschau durch PiS-Politiker und Medienschaffende führte.

3. “Ich bin sowieso ein ruhiger Typ”
(journalist.de, Jan Freitag)
Im Interview mit dem “journalist” spricht die langjährige Fernsehmoderatorin Anne Will über ihre Karriere und die Bedeutung ihrer journalistischen Herangehensweise. Sie betont die Wichtigkeit von Ruhe und Gelassenheit in ihrer Rolle, insbesondere in Krisensituationen wie den Anschlägen vom 11. September 2001. Will spricht auch über ihre Entscheidung, sich von der Moderation ihrer Sonntagabend-Talkshow zurückzuziehen, um wieder verstärkt journalistisch arbeiten zu können. Außerdem geht es in dem Gespräch um die Herausforderungen und die Verantwortung, die die Moderation einer Talkshow mit großer Reichweite mit sich bringt, sowie um die Auswirkungen von Talkshows auf die öffentliche Meinung und politische Debatten.

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4. Rechtsextreme Politiker*Innen feiern Erfolge auf TikTok
(belltower.news, Federico Battaglia, Visualising Democracy)
Eine beliebte Strategie für hohe Interaktionsraten in Sozialen Netzwerken sei das sogenannte “Rage Bait”, schreibt Federico Battaglia mit Blick auf einen AfD-Politiker: “Dabei werden Inhalte verbreitet, die vor allem Wut auslösen sollen, polarisieren und damit große Reichweite erlangen. Mit dieser Strategie, bekannt unter anderem aus dem Präsidentschaftswahlkampf Donald Trumps, ist Ulrich Siegmund zum erfolgreichsten deutschen Politiker auf TikTok avanciert.”

5. Elf Investigativjournalisten in Untersuchungshaft
(reporter-ohne-grenzen.de)
Als “größte Verhaftungswelle der letzten Jahre” bezeichnet Reporter ohne Grenzen (ROG) das, was sich derzeit in Kirgisistan abspielt: “Mit den Verhaftungen sollen zwei unbequeme Medien endgültig zum Verstummen gebracht werden, deren Beiträge die Regierenden kritisieren. Doch Berichte über Korruption und Amtsmissbrauch sind kein Verbrechen”, so Katja Gloger, ROG-Vorstandssprecherin: “Wir verurteilen die Festnahmen und fordern die kirgisischen Behörden auf, die Medienschaffenden freizulassen”.

6. Der Abschied vom Pressebüro
(verdi.de, Rudolf Stumberger)
Rudolf Stumberger beschreibt die Entwicklung eines in den 1980er-Jahren gegründeten Journalistenbüros in der Münchner Fliegenstraße, das im vergangenen Jahr seine Räume verlassen musste und sich aufgelöst habe. Die heute üblichen Pressebüros würden den gesellschaftlichen und journalistischen Wandel widerspiegeln: “Vom sich als gesellschaftskritisch verstehenden Journalistenkollektiv mit gemeinsamem Auftritt hin zu einer pragmatischen Bürogemeinschaft einzelner Kolleg*innen. Von der Dominanz des Politischen hin zur Dominanz des Wirtschaftlichen.”

KW 03/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Wie viel Theater braucht investigative Recherche?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 32:08 Minuten)
Das Recherchenetzwerk “Correctiv” berichtete am 10. Januar über ein konspiratives Treffen einflussreicher AfD-Politiker und -Politikerinnen mit Rechtsextremen, bei dem ein geheimer Plan zur Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland besprochen worden sei. Bei dem Treffen sei es auch um den Kampf gegen öffentlich-rechtliche Medien und den Aufbau einer rechtsextremen Gegenöffentlichkeit gegangen. Im “Übermedien”-Podcast berichtet Anette Dowideit, stellvertretende “Correctiv”-Chefredakteurin, über die Recherche und ihre Folgen. Die im Podcast erwähnte szenische Lesung der Recherche als Theaterstück ist hier zu sehen (youtube.com, Video: 1:23:30 Stunden).

2. Hörbar Rust: Caren Miosga
(ardaudiothek.de, Bettina Rust: 1:26:37 Stunden)
Caren Miosga kann auf eine beachtliche Fernsehkarriere zurückblicken: “Kulturjournal”, “Zapp”, “Titel, Thesen, Temperamente”, 16 Jahre “Tagesthemen”. Nun wartet eine neue Herausforderung: Als Nachfolgerin von Anne Will geht es für Miosga ab diesem Sonntag mit einer eigenen wöchentlichen politischen Talkshow im Ersten weiter. Bettina Rust hat sich mit der zukünftigen Polit-Talkerin in der “Hörbar Rust” getroffen.

3. Wer ist die Familie Murdoch?
(zdf.de, Heike Ebling, Video: 17:03 Minuten)
Jahrzehntelang war Rupert Murdoch einer der mächtigsten Medienmacher der Welt, nun zieht er sich im biblischen Alter von 92 Jahren von der Spitze seines Unternehmens zurück. ZDF Info ist der Frage nachgegangen, wie die Murdochs ihr globales Medienimperium aufgebaut haben und wer Rupert Murdochs Nachfolge antreten wird: “Wer ist die Familie Murdoch?”

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4. Survival-Guide für Redaktionen
(hinterdenzeilen.de, Niklas Münch & Tobias Hausdorf, Audio: 46:26 Minuten)
Die “Hinter-den-Zeilen”-Podcaster Niklas Münch und Tobias Hausdorf wollen sich nach dreieinhalb Jahren Podcast anderen Dingen widmen. Für die letzte Ausgabe haben sie sich noch mal etwas Besonderes ausgedacht: einen akustischen “Survival-Guide für Redaktionen”: “Dazu haben wir Anekdoten von Kolleg*innen gesammelt, die davon erzählen, welche Peinlichkeiten ihnen beim Berufsstart passiert sind oder welche ungeschriebenen Redaktionsregeln sie gebrochen haben. Ihr hört, warum ihr vor einem Termin die Postleitzahl checken solltet und wie ihr euch richtig entschuldigt: mit Marzipankuchen.”

5. Satire und Kunstfreiheit
(share.transistor.fm, Luis Paulitsch, Audio: 31:47 Minuten)
Was darf Satire? Welche Auswirkungen haben solche Diskussionen auf die Freiheit der Kunst? Und wo hört Kunst auf? Darüber spricht Luis Paulitsch im Podcast des österreichischen Presserats mit Fritz Jergitsch, Chefredakteur der österreichischen “Tagespresse”, und Meri Disoski, Frauensprecherin der österreichischen Grünen. Zu Wort kommen auch der “Kurier”-Karikaturist Michael Pammesberger und Alexander Warzilek, Geschäftsführer des Presserats.

6. Griechenland: Journalisten in Bedrängnis
(ardmediathek.de, Anja Miller, Video: 5:51 Minuten)
Im “Weltspiegel” gibt es einen Bericht (ab Minute 26:08) über die Situation von Journalistinnen und Journalisten in Griechenland. Bespitzelungen und Bedrohungen bei kritischen Recherchen seien an der Tagesordnung. Auf der internationalen Rangliste der Pressefreiheit stehe das Land nur auf Platz 107 von 142, noch hinter Katar.

Reaktionen auf Zukunftsrat, “Radio GPT”, Uneinsichtiger AfD-Politiker

1. Erste Reaktionen auf die Vorschläge des Zukunftsrats
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Uwe Mantel fasst die Reaktionen auf die Vorschläge des Zukunftsrats zur Weiterentwicklung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland zusammen: Sowohl ARD als auch ZDF begrüßen die Grundrichtung, betonen aber auch eigene Reformbemühungen. Kritisch äußert sich die Gewerkschaft Verdi, die eine zu geringe Beteiligung der Rundfunkmitarbeiter und -mitarbeiterinnen sowie mögliche negative Auswirkungen auf die Rundfunkfinanzierung bemängelt. Der Deutsche Journalisten-Verband betont die Wichtigkeit von Investitionen in Qualitätsjournalismus und warnt vor einer Fokussierung auf Einsparungen.

2. AfD-Poli­tiker darf Spiegel-Redakteurin nicht Faschistin nennen
(lto.de, Felix Zimmermann)
Stephan Brandner, parlamentarischer Geschäftsführer der AfD-Bundestagsfraktion, meinte, “Spiegel”-Redakteurin Ann-Katrin Müller als “Faschistin” bezeichnen zu dürfen. Das durfte er jedoch nicht, wie nun das Landgericht Berlin entschieden hat. Trotz des Gerichtsurteils zeige sich Brandner uneinsichtig und habe seine Anhänger aufgefordert, Müller weiterhin als Faschistin zu bezeichnen, was möglicherweise gegen die gegen ihn erlassene einstweilige Verfügung verstößt.

3. Radio GPT – Rundfunk ohne Mitarbeiter
(3sat.de, Carsten Walter, Video: 6:20 Minuten)
Der Mannheimer Radiosender BigFM sendet seit Kurzem ein Programm, das praktisch ohne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auskommt. Als Radiomoderatorin fungiert die KI-Figur “Big Layla”. Die Nachrichten werden automatisiert ausgewählt und getextet. Selbst die Musikauswahl erfolgt vollautomatisch und orientiert sich an den Charts diverser Dienste wie TikTok, Spotify und Youtube. Im gleichen Haus wird aber auch noch konventionell gearbeitet. Die Moderatorin der Morningshow sieht sich von der KI-Konkurrenz nicht bedroht.

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4. Reddit bereitet angeblich Börsengang vor
(spiegel.de)
Der bekannte Internetforen-Anbieter Reddit soll für März seinen lang erwarteten Börsengang planen. Das 2005 gegründete Unternehmen, das eine der meistbesuchten Websites der Welt betreibt, wolle rund zehn Prozent seiner Anteile verkaufen, nachdem es zuletzt mit einem Wert von zehn Milliarden US-Dollar bewertet wurde. Trotz steigender Werbeeinnahmen und einem prognostizierten Umsatz von über 800 Millionen US-Dollar im Jahr 2023 habe Reddit noch keinen Gewinn erzielt.

5. Rumänien: Unabhängige Berichterstattung unter schwierigen Bedingungen
(de.ejo-online.eu, Christian Krüger)
In Rumänien, so Christian Krüger, stünden Medienschaffende und öffentlich-rechtliche Medien unter starkem Druck staatlicher Einflussnahme und finanzieller Abhängigkeit, was eine unabhängige Berichterstattung erschwere. Private und unabhängige Medien, unterstützt durch Spenden und ausländische Gelder, trügen jedoch wesentlich zum Erhalt des investigativen Journalismus bei.

6. Das Bild von Journalistinnen in der Geschichte des Kinos
(journalistenfilme.de, Patrick Toma)
Patrick Toma erläutert die Entwicklung der Darstellung von Reporterinnen im Film. Er zeigt, wie sich das einst positive Bild der “sob sisters” in der Frühzeit des Kinos zu stereotypen und negativen Rollenbildern in den folgenden Jahrzehnten wandelte. Der Artikel umfasst eine historische Reise von den frühen Heldinnenrollen bis hin zu modernen, differenzierteren Darstellungen von Journalistinnen, die ein neues, emanzipatorisches Bild in der Filmwelt prägen.

Mangelnde Vielfalt, Wachstum durch Rabatte, Lokalseiten weg

1. Wie divers sind die journalistischen Chefetagen?
(journalist.de, Kathi Preppner)
Kathi Preppner befasst sich mit der mangelnden Vielfalt in Führungspositionen im deutschen Journalismus, insbesondere bei Regionalzeitungen. Dort seien rund 90 Prozent der Chefredakteursposten mit Männern besetzt. Bei den überregionalen Medien sei die Situation etwas besser. Die Repräsentanz von Frauen und “anderen gesellschaftlich benachteiligten Gruppen” sei aber immer noch gering. People of Color gebe es auf den Führungsebenen deutscher Medien kaum.

2. “Bild+” wuchs 2023 am stärksten – aber nur dank Rabatten
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Wie Uwe Mantel bei “DWDL” berichtet, verzeichnete “Bild plus” im Jahr 2023 das stärkste Wachstum unter den Bezahlangeboten, was vor allem auf deutliche Rabatte zurückzuführen sei. Der Anstieg der abgeschlossenen “Bild-plus”-Abonnements um mehr als 73.000 wird auf den niedrigen Preis von 1,99 Euro pro Monat für Neukunden zurückgeführt. Allerdings seien die meisten Abonnenten nach der Rabattperiode nicht zum Vollpreis gewechselt, was darauf hindeute, dass der Anstieg der Abonnentenzahlen möglicherweise keine nachhaltige Umsatzsteigerung darstelle.
Weiterer Lesehinweis: “Bild” gleicht Print-Rückgänge durch Digitales aus und schickt Führungskräfte zum Coaching (turi2.de, Markus Trantow).

3. BILD Sachsen: Lokalseiten weg, kaum regionales bei BILD Ost
(flurfunk-dresden.de, Leonhard Pitz)
Im Medienblog “Flurfunk” beschreibt Leonhard Pitz, wie die “Bild”-Zeitung im Osten ihre Lokalseiten abgeschafft habe und kaum noch regionale Inhalte anbiete, da die Berichterstattung nun zentral in Berlin erfolge. Die Lokalseiten von Städten wie Leipzig und Dresden seien durch eine allgemeine Regionalseite ersetzt worden, die oft keine regionalen Themen mehr aufgreife.

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4. Greenpeace macht keinen Druck mehr
(taz.de, Reimar Paul)
Wie bei der “taz” zu lesen ist, soll das seit über 30 Jahren bestehende “Greenpeace Magazin” 2024 eingestellt werden. Gründe dafür seien sinkende Einnahmen und steigende Kosten durch Krieg, Pandemiefolgen und höhere Preise für eine nachhaltige Produktion. Ein Kernredaktionsteam plane die Gründung eines neuen Umweltmagazins mit dem Arbeitstitel “atmo“.

5. Entlassene Journalistinnen erneut angeklagt
(reporter-ohne-grenzen.de)
Den iranischen Journalistinnen Nilufar Hamedi und Elahe Mohammadi, die kürzlich nach 15 Monaten Haft auf Kaution freigelassen wurden, droht eine erneute strafrechtliche Verfolgung, weil sie ohne den im Iran vorgeschriebenen Hidschab fotografiert wurden. Reporter ohne Grenzen fordert ihre endgültige und bedingungslose Freilassung und ein Ende der Verfolgung durch das iranische Regime.

6. Coaching-Tipps für freie Medienschaffende aus der Welt des Improvisationstheaters
(fachjournalist.de, Ralf Falbe)
Ralf Falbe spricht mit der Coachingexpertin und Schauspielerin Katharina Butting darüber, was freie Journalistinnen und Journalisten vom Theater im Allgemeinen und vom Improvisationstheater im Besonderen lernen können. Butting erklärt, wie Übungen freien Medienschaffenden helfen können, mit beruflichen Herausforderungen und Unsicherheiten umzugehen. Außerdem betont sie die Bedeutung von Anpassungsfähigkeit, Präsenz und Akzeptanz von Veränderungen.

7. Wird zu viel über das Unwort des Jahres geredet?
(radioeins.de, Lorenz Meyer)
In eigener Sache und deshalb als zusätzlicher Link: Bei radioeins hat der “6-vor-9”-Kurator über die Wahl des Wortes “Remigration” zum “Unwort des Jahres” gesprochen: “Der Begriff gibt einer Ungeheuerlichkeit einen sachlichen Anstrich.” (radioeins.de, Audio: 3:33 Minuten)

Filter blockiert Hilfsangebote, DJV vs. Lindner, Streit um “Beewashing”

1. Deutschlands wichtigster Jugendschutz-Filter blockiert Hilfsangebote
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Die Jugendschutzsoftware JusProg, die in Deutschland zum Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet eingesetzt wird, hat laut netzpolitik.org fälschlicherweise wichtige Informationsseiten zu Themen wie Verhütung, Coming-out und Suizidprävention blockiert. Eine Untersuchung habe ergeben, dass mindestens 74 seriöse Hilfsangebote irrtümlicherweise als “ab 18 Jahren” eingestuft und dadurch blockiert worden seien.
Weiterer Lesehinweis: Der Beitrag des an der Recherche beteiligten Bayerischen Rundfunks: Offizieller Jugendschutz-Filter blockiert Aufklärungsseiten (br.de, Julia Barthel & Katharina Brunner). Außerdem hat Sebastian Meineck in einem Kommentar “fünf Forderungen für gute Jugendschutz-Filter” formuliert (netzpolitik.org).

2. DJV weist Medienschelte zurück
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat die Kritik von Bundesfinanzminister Christian Lindner an der Berichterstattung der Medien zurückgewiesen. Lindner hatte bei einem Auftritt vor protestierenden Landwirten die Medien aufgefordert, “vor der linksextremistischen Unterwanderung der Klimakleber” zu warnen. Der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster betonte, über die Aktionen der “Letzten Generation” und die damit verbundenen Gerichtsverfahren sei umfassend berichtet worden. Journalistinnen und Journalisten bräuchten keine Ratschläge des Finanzministers.

3. Vom Wetterfrosch zur Glücksfee
(taz.de, Florian Bayer)
Florian Bayer kritisiert einen ORF-Mitarbeiter, der sich offenbar für Glücksspielwerbung einspannen ließ. Dies sei nicht der einzige Fall von Nebentätigkeiten von ORF-Mitarbeitern, der Fragen nach möglichen Interessenkonflikten und mangelnder Transparenz aufwerfe. Trotz neuer und strengerer interner Regelungen des öffentlich-rechtlichen österreichischen Senders bleibe die öffentliche Transparenz über solche Nebentätigkeiten und mögliche Interessenskonflikte unklar.

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4. OpenAI will ChatGPT gegen Desinformation sichern
(zeit.de)
Im Jahr 2024 finden in mehreren Ländern wichtige Wahlen statt, darunter die USA, Indien und Großbritannien. Anlässlich dieser Ereignisse möchte das Unternehmen OpenAI Werkzeuge zur Erkennung von Desinformation in seinen Chatbot ChatGPT integrieren. Diese Werkzeuge sollen den Nutzerinnen und Nutzern helfen, ChatGPT-generierte Texte zu erkennen und festzustellen, ob Bilder von Künstlicher Intelligenz erstellt wurden. Außerdem sollen Interessierte bei Fragen zu den US-Wahlen auf offizielle Webseiten umgeleitet werden.

5. Presseclubs? Nein, danke! Auslandskorrespondenz in Japan
(de.ejo-online.eu, Jana Niehoff)
Jana Niehoff hat im Rahmen ihrer Bachelorarbeit sechs deutsche Auslandskorrespondentinnen und -korrespondenten in Japan zu deren Arbeitsbedingungen während der Corona-Pandemie vor dem Hintergrund des japanischen Presseclub-Systems befragt. Die Ergebnisse seien überraschend: Entgegen der landläufigen Kritik hätten sich die Befragten durch das System nicht eingeschränkt gefühlt und es nicht als wesentlich für ihre Arbeit angesehen.

6. Böhmermann-Klage: Bio-Imker aus Meißen lehnt Einigung ab
(mdr.de)
Jan Böhmermann hat einen Imker aus Meißen verklagt, weil dieser ohne Böhmermanns Zustimmung dessen Bild und Namen für Honigwerbung verwendet haben soll. Der Imker habe seine Aktion als Reaktion auf einen satirischen Beitrag Böhmermanns zum Thema “Beewashing” verteidigt. In der mündlichen Verhandlung vor dem Landgericht Dresden sei keine Einigung erzielt worden.
Weiterer Lesehinweis: Bei Legal Tribune Online kommentiert Max Kolter den Fall aus juristischer Sicht: Muss Jan Böhmermann Beewashing-Werbung dulden?

Rücktritt, Unwort des Jahres, Strg_F bittet Rezo um Entschuldigung

1. Treffen mit Rechtsextremen: Silke Schröder tritt zurück
(br.de)
Silke Schröder ist als Vorstandsmitglied des Vereins Deutsche Sprache zurückgetreten, nachdem sie an einem rechtsextremen Treffen teilgenommen hatte, bei dem über die Ausweisung von Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland diskutiert wurde (siehe dazu auch die “6 vor 9” von gestern). Bei dem Treffen waren auch AfD-Funktionäre und CDU-Mitglieder, die der rechtskonservativen Werteunion angehören, anwesend. Bekannt geworden war der “Geheimplan gegen Deutschland” durch eine “Correctiv”-Recherche.

2. dju in ver.di Niedersachsen-Bremen kritisiert massive Einschränkung der Pressefreiheit
(dju.verdi.de, Tobias Morchner)
Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in Verdi Niedersachsen-Bremen hat die Polizeidirektion Hannover wegen der Einschränkung der Pressefreiheit bei der Räumung eines Protestcamps kritisiert. Die dju fordert einen ungehinderten Zugang für Medienschaffende zu einem Waldstück, das geräumt wurde, um Rodungsarbeiten für den Ausbau eines Schnellweges zu ermöglichen: “Journalist*innen vor Ort berichten, dass ihnen die Beobachtung der polizeilichen Maßnahmen praktisch nicht möglich ist”, so dju-Landesmediensekretär Peter Dinkloh: “Damit setzt sich die Polizei über das große öffentliche Interesse an einem so umfangreichen Einsatz hinweg.”

3. Verwicklung in US-Politik
(taz.de, Ann-Kathrin Leclere)
Der US-amerikanische Milliardär Bill Ackman sei auf einem Kreuzzug gegen Unis und Medien, und der Axel-Springer-Verlag stehe ihm dabei bei, so die Einschätzung von Ann-Kathrin Leclere. Ein verwickelter Fall, bei dem es auch um Plagiatsvorwürfe geht.

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4. NDR-Format STRG_F bittet Internetstar Rezo um Entschuldigung
(spiegel.de)
Das öffentlich-rechtliche Youtube-Format “Strg_F” hat nach einem öffentlich ausgetragenen Schlagabtausch den Youtuber Rezo wegen Fehlern in der Berichterstattung um Entschuldigung gebeten. Rezo hatte “Strg_F” unter anderem für die Darstellung seiner Beziehung zur Marke More Nutrition kritisiert. Die “Strg_F”-Redaktion räumt ein, dass sie Rezo mehr Zeit hätte geben sollen, um Fragen zu beantworten, und betont, dass sie daran arbeite, ihre Prozesse und den Umgang mit Fehlern zu verbessern.

5. Klima vor Acht statt Börse vor Acht
(verdi.de, Claudia Krieg)
Die Initiative “Klima vor Acht” kritisiert die aus ihrer Sicht unzureichende Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Sender über die Klimakrise und fordert ein regelmäßiges Format zur besten TV-Sendezeit, das umfassend über Klimathemen informiert. Claudia Krieg hat sich mit “Klima-vor-Acht”-Mitgründer Norman Schumann über die Ziele der Initiative und die Reaktionen der Sender unterhalten.

6. “Remigration” ist “Unwort des Jahres”
(sueddeutsche.de, Kassian Stroh)
Das “Unwort des Jahres” 2023 ist “Remigration”, das von rechten und rechtsextremen Gruppierungen als Euphemismus für Zwangsausweisungen und Massendeportationen von Menschen mit Migrationshintergrund verwendet werde. Dies stehe im Gegensatz zur ursprünglichen Bedeutung des Begriffs in der Migrations- und Exilforschung, die verschiedene Formen der freiwilligen Rückkehr umfasst. Auf Platz zwei landete das Wort “Sozialklimbim” aus der Debatte um die Kindergrundsicherung und auf Platz drei “Heizungs-Stasi”.

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