Geld-Journalismus bei “Zeit Online”, Mordfantasien, Zukunftsrat

1. Hubert Seipel: Er war alt und brauchte das Geld
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Der Journalist und Dokumentarfilmer Hubert Seipel habe in einem Interview mit der “Zeit” (nur mit Abo lesbar) erklärt, er habe Hunderttausende Euro von einem Kreml-nahen Oligarchen angenommen, um finanzielle Engpässe zu überbrücken. Diese seien durch unzureichende Honorare der ARD und zu geringe Vorschüsse seines Verlages entstanden. Trotz der Kritik an seinem Verhalten bereue Seipel seine Entscheidung nicht: “Es war spannend und hat mir viele Erkenntnisse gebracht, die ich sonst nicht gewonnen hätte.”

2. Warum das Geld-Ressort von “Zeit Online” abgehobenen Klienteljournalismus betreibt
(uebermedien.de, Mareice Kaiser)
Mareice Kaiser kritisiert in ihrem Kommentar das Geld-Ressort von “Zeit Online” dafür, dass es sich auf wohlhabende Leser und Leserinnen konzentriere und die finanziellen Realitäten und Herausforderungen ärmerer Bevölkerungsschichten ignoriere: “Diese Art von Journalismus ist ein Schlag ins Gesicht von Menschen, die kein Geld haben, die niemals auswärts frühstücken und die für ihre Kinder keine ETFs anlegen können. In keinem dieser Artikel geht es um sozio-ökonomische Ungerechtigkeiten. Stattdessen stärken die Artikel die These, Armutsbetroffene wären an ihrer Situation selbst Schuld.”

3. Mordfantasien im “Exxpress”-Forum: ORF verlangt Herausgabe der Nutzerdaten
(derstandard.at)
Wie der österreichische “Standard” berichtet, wurde im Forum des Boulevard-Onlinemediums “Exxpress” ein Beitrag mit Mordfantasien gegen ORF-Mitarbeiter veröffentlicht. Der öffentlich-rechtliche ORF habe daraufhin eine Sachverhaltsdarstellung – in Deutschland wäre dies eine Strafanzeige – bei der Staatsanwaltschaft eingebracht und vom “Exxpress” die Herausgabe der betroffenen Nutzerdaten verlangt. Der ORF betone, Drohungen gegen seine Mitarbeiter nicht zu dulden und mit allen rechtlichen Mitteln dagegen vorzugehen, während der “Exxpress” angibt, den Kommentar nach Kenntnisnahme gelöscht und sich zur Kooperation mit den Behörden bereit erklärt zu haben.
Weiterer Lesetipp: “Exxpress”-Chefredakteur Richard Schmitt hat keine Absicht zu gehen (derstandard.at, Harald Fidler).

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4. “Verlässlichkeit und Vielfalt”
(taz.de, Christian Rath)
In einem Interview mit der “taz” erläutert Peter Huber, ehemaliger Richter am Bundesverfassungsgericht und ehemaliger stellvertretender Vorsitzender des “Zukunftsrats”, die Vorschläge zur Änderung der Finanzierung von ARD, ZDF und Deutschlandradio. Der “Zukunftsrat” empfehle, den Rundfunkbeitrag beizubehalten, ihn aber an die Inflationsrate zu koppeln, und die Finanzausstattung der öffentlich-rechtlichen Anstalten an der Erfüllung des Programmauftrags zu orientieren. Sollten die Anstalten ihren Auftrag zur Förderung von Demokratie, Gemeinwohl und gesellschaftlichem Diskurs nicht erfüllen, könnten finanzielle Sanktionen verhängt werden.

5. Tarifverhandlungen in der ARD starten
(verdi.de)
In den laufenden Tarifverhandlungen für die ARD-Beschäftigten fordert die Gewerkschaft Verdi eine Erhöhung der Gehälter und Honorare um 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro mehr für die unteren Einkommensgruppen sowie 250 Euro mehr für Auszubildende und Volontäre – alles bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. “Die Beschäftigten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk sind nach Personalabbau und Umstellung der Programmverbreitung auf vervielfachte Kanäle mit einer massiv gestiegenen Arbeitsbelastung und -verdichtung konfrontiert, das belegen unsere Umfragen in allen Landesrundfunkanstalten”, so Christoph Schmitz, für Medien zuständiges Mitglied des Verdi-Bundesvorstandes.

6. Journalistische Ausbildung beim Straßenmagazin Hinz&Kunzt
(deutschlandfunk.de, Christine Reißing, Audio: 5:10 Minuten)
Das Hamburger Straßenmagazin “Hinz&Kunzt” ist laut eigenen Angaben Deutschlands auflagenstärkstes Blatt seiner Art und werde von mehr als 500 Obdachlosen, Wohnungslosen sowie von Menschen in prekären Lebenslagen auf der Straße verkauft. Was viele nicht wissen: “Hinz&Kunzt” bildet auch Journalistinnen und Journalisten aus, und das bereits seit mehr als 30 Jahren.