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ZDF vergoogelt sich, Der Macht nachplappern, Qual mit der Wahl

1. Steckt Putin hinter Anschlägen in Deutschland? ZDF vergoogelt sich bei Russland-Recherche
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Das ZDF suggeriere in einer Dokumentation, dass Russland hinter Anschlägen in Deutschland stecken könnte, und mache dies an Daten von “Google Trends” fest. Diese Methode sei jedoch hochgradig fragwürdig und ungenau, kritisiert Stefan Niggemeier. Er argumentiert, dass diese scheinbaren Indizien lediglich Verschwörungserzählungen nähren, und wirft dem ZDF vor, trotz vieler Relativierungen letztlich derartige Verschwörungserzählungen durch zweifelhafte Schein-Beweise zu verbreiten: “Wer sich im Kampf gegen ‘Fake News’ auf Methoden verlässt, die selbst an ‘Fake News’ grenzen, wird ihn nicht gewinnen können.”
Hinweis: In manchen Browsern scheint der Artikel hinter einer Paywall zu verschwinden, in anderen ist er auch ohne Abo komplett lesbar.

2. Der Macht nachplappern
(taz.de, Gilda Sahebi)
Gilda Sahebi kritisiert, dass das neue Format “Klar” von NDR und BR vorgebe, mutig “Klartext” zum Thema Migration zu sprechen, dabei aber lediglich altbekannte, spaltende Erzählungen wiederhole. Sahebi wirft der Sendung vor, sich hinter der vermeintlichen Wahrheitssuche zu verstecken, um simplifizierende, migrationsfeindliche Narrative zu bedienen und damit von gesellschaftlichen Problemen abzulenken. Statt journalistischer Aufklärung liefere die Sendung nur das “Nachplappern von Erzählungen der Macht”.
Weiterer Lesehinweis: Böhmermann kritisiert neues ARD-Format, Moderatorin antwortet: “Das von BR und NDR gestartete Reportage-Magazin ‘Klar’ erhält mächtig Gegenwind. Auch Jan Böhmermann hat sich nach der ersten Ausgabe zum Thema Migration geäußert und übt Kritik. Moderatorin Julia Ruhs wiegelt ab.” (dwdl.de, Timo Niemeier)

3. Zwei Jahre Krieg – auch gegen Journalisten
(reporter-ohne-grenzen.de)
Laut Reporter ohne Grenzen werden seit Beginn des Krieges vor zwei Jahren zwischen der sudanesischen Armee und den paramilitärischen Rapid Support Forces Journalistinnen und Journalisten massiv verfolgt, angegriffen und getötet, ohne dass die Täter zur Verantwortung gezogen werden. Die Organisation berichtet von mindestens sieben ermordeten Medienschaffenden sowie von zahlreichen weiteren Fällen von Inhaftierung, Vermissten, Überwachung, Bedrohungen, Cybermobbing und sexueller Gewalt gegen Journalistinnen und Journalisten.

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4. ProSiebenSat.1 – Stellenabbau und Übernahmegerüchte: Wie geht’s weiter?
(ardaudiothek.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 28:21 Minuten)
Im Podcast “BR24 Medien” geht es um die aktuelle Krise beim Medienkonzern ProSiebenSat.1, der von Stellenabbau, sinkenden Quoten und internen Problemen betroffen sei. Diskutiert wird außerdem über die mögliche Übernahme durch die italienische Berlusconi-Holding “Media for Europe”, die schrittweise ihren Einfluss bei ProSiebenSat.1 ausweiten wolle. Branchenexperten erklären die Strategie hinter der Übernahme, die darin bestehe, durch Synergien und gemeinsame Strukturen ein europäisches Medienunternehmen aufzubauen.

5. Wo hat investigativer Journalismus in einer von KI geprägten Welt Platz?
(de.ejo-online.eu, Oleksandra Yaroshenko)
Investigativer Journalismus habe in einer von Künstlicher Intelligenz (KI) dominierten Welt die Aufgabe, die mächtigen digitalen Plattformen und deren undurchsichtige Algorithmen kritisch zu überwachen, was traditionelle Methoden oft überfordere. KI könne Journalistinnen und Journalisten dabei helfen, riesige Datenmengen zu analysieren, verborgene Muster aufzudecken und algorithmische Verzerrungen aufzuspüren, wie Studien zu Chatbot-Trainingsdaten und TikToks Empfehlungsalgorithmus zeigen würden: “So haben investigative Journalist:innen in der neuen technologischen Landschaft nicht nur Platz, sondern spielen eine entscheidende Rolle bei der Gewährleistung der Transparenz digitaler Giganten.”

6. Die Qual mit der Wahl: Wie es beim NDR jetzt weitergeht
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Laut “DWDL” herrscht nach der gescheiterten Intendantenwahl beim NDR Unklarheit, ob der Verwaltungsrat dem Rundfunkrat mehrere Kandidaten vorschlagen dürfe, da der NDR-Staatsvertrag in dieser Hinsicht uneindeutig sei. Wegen des engen Zeitrahmens sei kurzfristig keine Vertragsänderung zu erwarten. Daher könnte beim nächsten Versuch, eine Leitung für den öffentlich-rechtlichen Sender zu finden, erneut nur eine Person zur Wahl stehen.

KW 15/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Daniel Drepper bei “Freiheit Deluxe”
(hr2.de, Jagoda Marinić, Audio: 1:24:11 Stunden)
Bei “Freiheit Deluxe” spricht Jagoda Marinić mit dem Investigativjournalisten Daniel Drepper über dessen Recherchen zu Machtmissbrauch, unter anderem zum Fall von Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt und der Band Rammstein, und über deren Auswirkungen auf Gesellschaft und Medien. Die beiden diskutieren außerdem darüber, wie journalistische Arbeit durch politische und mediale Gegenstrategien unter Druck gerät, etwa durch Angriffe auf das Informationsfreiheitsgesetz.

2. Warum berichtet die “Zeit” so ausführlich über einen Sorgerechtsstreit?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 19:56 Minuten)
Holger Klein unterhält sich im “Übermedien”-Podcast mit der “Zeit”-Kriminalreporterin Anne Kunze über deren Artikel (nur mit Abo lesbar) zu einem prominenten Sorgerechtsfall: “Wie geht man als Journalistin mit einem derart gewaltigen Aktenberg um? Gehört so ein Streit überhaupt in die Öffentlichkeit? Und wie schwer ist es, journalistisch neutral zu bleiben, wenn eine Seite der Geschichte deutlich kooperativer ist als die andere?”
Ergänzender Lesetipp aus dem Januar 2024: Die Medienschlacht um die Block-Kinder: “Ein privater Sorgerechtsstreit wird seit Monaten auch in Medien ausgetragen. Für die ist die Sache verlockend, weil es um eine Hamburger Millionärsfamilie geht, um einen ehemaligen Sportmoderator und um Entführung. Doch wäre es nicht geboten, die Kinder vor Öffentlichkeit zu schützen?” (übermedien.de, Boris Rosenkranz)

3. Im Osten nichts Neues? Ostdeutschland in den Medien
(youtube.com, Nadine Lindner, Video: 1:02:21 Stunden)
Im Rahmen der Medientage Mitteldeutschland beschäftigte sich ein Panel mit der Berichterstattung deutscher Medien über Ostdeutschland: “Wie kann die vielschichtige Gesellschaft in den ostdeutschen Ländern differenzierter dargestellt werden? Wie lassen sich Klischees vermeiden? Und wie können ostdeutsche Stimmen sichtbarer werden?” Es diskutierten Reiner Haseloff (Ministerpräsident Sachsen-Anhalt), Christin Bohmann (Chefredakteurin MDR), Heiko Paluschka (Leiter des ProSiebenSat.1-Hauptstadtbüros), Maria Fiedler (stellvertretende Leiterin des “Spiegel”-Hauptstadtbüros) und Dirk Oschmann (Literaturprofessor und Publizist).

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4. “Godcode” & “Avignon: Der Prozess Pelicot” – Das “Ich” im Podcast
(ohrensessel.podigee.io, Sandro Schroeder & Carina Schroeder, Audio: 1:59:57 Stunden)
In der aktuellen Folge des Podcasts “Ohrensessel” sprechen Carina und Sandro Schroeder über die Podcasts “Godcode – Macht. KI. Drama.” von funk und die “Spiegel”-Produktion “Avignon: Der Prozess Pelicot”. Sie analysieren die unterschiedlichen Moderationsstile der Hosts und diskutieren darüber, was einen guten Podcast-Host ausmacht. Außerdem geht es um gängige Erzählmuster, überladene Einstiege und abgenutzte Stilmittel in der Podcast-Produktion.

5. F.A.Z.: Warum habt ihr ein neues Abo gelauncht?
(spotify.com, Lennart Schneider, Audio: 1:06:01 Stunden)
In der neuen Folge von “Subscribe Now” geht es um die überarbeitete Nachrichten-App “Der Tag” der “FAZ”, die täglich zehn ausgewählte Artikel, KI-Zusammenfassungen, eine Vorlesefunktion und ein News-Quiz biete. Marina Sorg, “Deputy Chief Product Officer” der “FAZ”, erklärt, warum die App zehn Jahre nach ihrem Start einem Relaunch unterzogen wurde, und wie die Redaktion damit gezielt neue Abonnentinnen und Abonnenten ansprechen will. Außerdem geht es um die Rolle der App als Experimentierfeld für neue Funktionen und die Integration von Künstlicher Intelligenz.

6. Die Geschichte eines Medienskandals: Die gefälschten “Hitler-Tagebücher”
(spotify.com, Christian Jakubetz, Audio: 32:51 Minuten)
Christian Jakubetz spricht in seinem Podcast “Satzzeichen” mit dem Journalisten und Autor Malte Herwig über den Medienskandal rund um die gefälschten Hitler-Tagebücher, die der “Stern” 1983 veröffentlichte. Im Mittelpunkt steht die Rolle des Reporters Gerd Heidemann, dessen Tonbandaufnahmen Herwig später entdeckte und als Grundlage seines Podcasts “Faking Hitler” nutzte. Jakubetz und Herwig sprechen darüber, was der Skandal über den Journalismus aussagt und ob sich so etwas heute wiederholen könnte.

Angriff auf die Informationsfreiheit, Datenretter, Hilfe bei Krisen

1. Union will Informationsfreiheitsgesetz abschaffen
(fragdenstaat.de, Arne Semsrott)
“In den Koalitionsverhandlungen drängen CDU und CSU darauf, das Recht auf staatliche Informationen abzuschaffen. Angetrieben wird das Vorhaben von Philipp Amthor – der wegen seiner umstrittenen Nebentätigkeiten bei Augustus Intelligence selbst unter IFG-Anfragen zu leiden hatte.” Arne Semsrott erläutert den geplanten “Frontalangriff auf die Informationsfreiheit”, der auch Auswirkungen auf die journalistische Arbeit hätte.
Weiterer Lesehinweis: Auch beim Netzwerk Recherche ist man besorgt: “Wer die Abschaffung des Informationsfreiheitsgesetzes fordert, ohne eine andere Transparenzregel an seine Stelle treten zu lassen, fürchtet sich offensichtlich vor mehr Offenheit und Bürgernähe. In Zeiten, in denen immer mehr Menschen den staatlichen Institutionen misstrauen, ist es ein gefährlicher Irrweg, demokratische Rechte beschneiden zu wollen und den Weg der Abschottung zu gehen”. (netzwerkrecherche.org)

2. Richter stoppt Schließung von Radio Free Europe
(faz.net)
Ein US-Bundesrichter habe die Schließung von “Radio Free Europe” vorerst gestoppt und angeordnet, dass die zuständige Behörde den Sender weiter finanzieren muss – auch wenn US-Präsident Donald Trump die Mittel streichen wollte. Der 1950 gegründete Sender, der wöchentlich rund 50 Millionen Menschen in autoritär regierten Staaten erreiche, begrüßt die Entscheidung: “Dieses Urteil ist eine weitere deutliche Botschaft an unsere Journalisten in aller Welt: Ihr Auftrag, wie er vom Kongress festgelegt wurde, ist würdig und wertvoll und sollte fortgesetzt werden”. Juristisch ausgestanden sei die Sache für “Radio Free Europe” jedoch noch nicht, der Rechtsstreit gehe weiter.

3. Diese Menschen retten Daten vor der Trump-Zensur
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Sebastian Meineck hat sich mit dem “digitalen Historiker” Sebastian Majstorovic über dessen Arbeit beim “Data Rescue Project” unterhalten. Dort sichert Majstorovic gemeinsam mit Hunderten von Freiwilligen gefährdete öffentliche US-Daten, die unter der zweiten Trump-Administration gelöscht werden sollen: “Da kommen Leute aus Elon Musks DOGE-Abteilung, die sich nicht dafür interessieren, welche Funktionen eine Behörde erfüllt. Sie haben eine Liste mit verbotenen Wörtern, darunter Begriffe wie ‘schwul’, ‘Frau’ oder ‘kulturelles Erbe’. Und sie löschen rücksichtslos Inhalte, in denen diese Wörter auftauchen. Sie haben gelöscht, dass der Schwarze US-General Charles Calvin Rogers mit der ‘Medal of Honor’ geehrt wurde. Sie haben auch medizinisches Wissen gelöscht, das Ärzt*innen für laufende Behandlungen von Patient*innen brauchen.” Majstorovic betrachtet die Löschaktionen als eine Form der “digitalen Bücherverbrennung”. Er warnt vor “technofaschistischen” Tendenzen und ruft dazu auf, auch in Europa Strategien zur digitalen Datensicherung zu entwickeln.

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4. So setzt sich RSF in Gaza und Nahost ein
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) setzt sich im Gaza-Krieg aktiv für den Schutz von Journalistinnen und Journalisten ein, indem sie Schutzzonen fordert, Ausrüstung und Nothilfe bereitstellt und internationale Ermittlungen wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen unterstützt. Seit Beginn des Krieges wurden laut RSF fast 200 Medienschaffende getötet, viele davon gezielt oder im Zusammenhang mit ihrer Arbeit. RSF hat mehrfach beim Internationalen Strafgerichtshof Anzeige erstattet und dokumentiert systematisch die Gewalt gegen Journalistinnen und Journalisten.

5. Berlusconis MFE kündigt Übernahmeangebot für ProSiebenSat.1 an
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Der italienische Medienkonzern MFE unter Pier Silvio Berlusconi habe ein Übernahmeangebot für ProSiebenSat.1 angekündigt, um die Kontrolle über den deutschen TV-Konzern zu erlangen. Trotz großer strategischer Worte und der Vision einer paneuropäischen Sendergruppe bleibe das Angebot mit einem erwarteten Preis von rund 5,75 Euro pro Aktie eher zurückhaltend. Bei ProSiebenSat.1 begegne man dem Vorstoß mit Skepsis, verweise auf den niedrigen Preis und bleibe vorerst gelassen.

6. Wer hilft Journalist:innen bei mentalen Krisen?
(dfjv.de, Gunter Becker)
Gunter Becker schreibt, dass Journalistinnen und Journalisten besonders stark unter psychischen Belastungen wie Stress, Burn-out und Depressionen leiden, was eine aktuelle Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München belege. Gleichzeitig stellt Becker verschiedene Hilfsangebote wie “HateAid”, die “HelpLine” des Netzwerk Recherche und betriebliche Unterstützungsstrukturen bei Verlagen wie Funke und der “Zeit”-Gruppe vor. Inzwischen gebe es ein wachsendes Problembewusstsein in der Branche und vielfältige Anlaufstellen, so dass niemand mit seiner seelischen Not allein bleiben müsse.

7. Nach Chat-Sicherheitspanne: Trump beschimpft Journalisten
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:29 Minuten)
Zusätzlicher Link, da in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator die Attacken des US-Präsidenten auf den “Atlantic” nach dem Militärchat-Skandal: “Die systematische Attacke auf unabhängige Medien ist kein Zufall. Sie ist das Herzstück populistischer Politik. Und sie erfüllt gleich mehrere Zwecke: Sie lenkt ab. Sie diskreditiert Kritik. Und sie schweißt das eigene Lager enger zusammen: Plötzlich geht es nicht mehr um den eigentlichen Fehler – sondern um denjenigen, der ihn sichtbar gemacht hat.”

Politiker fordert Geld vom RBB, Thilo Mischke, Digitaler Widerstand

1. Grünen-Poli­tiker Gelb­haar for­dert 1,7 Mil­lionen Euro vom RBB
(lto.de)
Der Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar verlange wegen fehlerhafter Berichterstattung über Vorwürfe der sexuellen Belästigung, die sich als unbegründet herausstellten, vom RBB eine Entschädigung in Höhe von 1,7 Millionen Euro. Er mache auch entgangene Diäten geltend, da er aufgrund der Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Senders nicht zur Bundestagswahl angetreten sei, obwohl sein Einzug ins Parlament wahrscheinlich gewesen wäre. Der RBB weise die Forderung Gelbhaars als überzogen zurück und betone, dass dieser bereits vor der falschen Berichterstattung auf einen Listenplatz verzichtet habe.
Weiterer Lesehinweis: Boris Rosenkranz berichtet über eine Sitzung des RBB-Rundfunkrats: “Wer im rbb trägt die Verantwortung für den Falschbericht über den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar? Nächste Woche soll es Klarheit geben. Am Mittwochabend übte der Rundfunkrat abermals Kritik. Und griff auch Chefredakteur David Biesinger an.” (uebermedien.de)

2. Thilo Mischke über “ttt”-Moderation: “Die ARD hat versagt”
(dwdl.de, Timo Niemeier)
TV-Moderator Thilo Mischke kritisiert die ARD scharf für ihr Krisenmanagement rund um sein geplantes Engagement bei der Kultursendung “titel, thesen, temperamente” und wirft dem Sender vor, sich nicht für die Hintergründe der Vorwürfe interessiert zu haben. Mischke betont, dass sein umstrittenes Buch teilweise fiktional und die öffentliche Debatte ohne ihn geführt worden sei. ProSieben habe ihn im Gegensatz zur ARD verteidigt. Zudem stehe ein möglicher Rechtsstreit im Raum, da Mischke sich mit der von der ARD angebotenen Abfindung nicht zufrieden geben wolle.

3. Gegen Elon Musk und Mark Zuckerberg: Zeit für digitalen Widerstand
(derstandard.at, Ingrid Brodnig)
Ingrid Brodnig warnt davor, dass Social-Media-Plattformen wie X und Facebook zunehmend Falschmeldungen und extreme Inhalte fördern, insbesondere durch veränderte Algorithmen und Belohnungssysteme für virale Inhalte. Sie fordert eine stärkere Regulierung durch die EU und ruft gleichzeitig zu individuellem Engagement auf – etwa durch die Unterstützung alternativer Plattformen wie Wikipedia, Mastodon oder Bluesky. Außerdem empfiehlt Brodnig, sich durch E-Mail-Newsletter unabhängiger von Algorithmen zu machen und so bewusst gegen die Macht der großen Tech-Konzerne vorzugehen.

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4. Mythos Desinformation?
(netzpolitik.org, Jan Grapenthin)
Eine umfangreiche Meta-Studie habe keinen eindeutigen Nachweis erbringen können, dass Desinformation den Ausgang von Wahlen maßgeblich beeinflusst. Dies liege aber auch daran, dass die Technologie-Konzerne die entscheidenden Daten nicht bereitstellen. Gleichzeitig würden die Forscherinnen und Forscher darauf hinweisen, dass ständige Warnungen vor Desinformation das allgemeine Misstrauen gegenüber Informationen verstärken und damit negative gesellschaftliche Folgen haben könnten.

5. “Informationsfreie Rituale”
(deutschlandfunk.de, Stephan Beuting, Audio: 37:58 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die Frage, warum die Fernsehsendungen am Wahlabend so wenig erkenntnisreich waren, so jedenfalls der Eindruck von DLF-Hörerin Regina Link. Darüber diskutiert sie mit dem Journalisten Mathias Hamann und dem Dokumentarfilmer, Autor und Produzenten Stephan Lamby.

6. Instagram flutet Feeds mit Gewaltvideos
(spiegel.de)
Ein Fehler bei Instagram habe dazu geführt, dass viele Nutzerinnen und Nutzer plötzlich extrem gewalttätige Inhalte in ihren Reels-Feeds gesehen hätten. Der Mutterkonzern Meta habe das Problem bestätigt, um Entschuldigung gebeten und den Fehler nach eigener Angabe inzwischen behoben.

Appell an die Künftigen, Plaudern im Wohnzimmer, Millionen für Sport

1. RSF gibt Empfehlungen an die künftige Regierung
(reporter-ohne-grenzen.de)
Kurz vor der Bundestagswahl meldet sich die Organisation Reporter ohne Grenzen mit einem Appell zu Wort: “Ohne eine vielfältige und freie Presse gibt es keine Demokratie. Wir appellieren an die künftige Regierung, dafür zu sorgen, dass dieses Grundrecht nicht geschwächt wird – insbesondere auf digitalen Plattformen.” Die vollständigen “Handlungsempfehlungen für die nächste Legislaturperiode” gibt es hier (PDF).

2. Wie neutral ist X und profitieren Populisten?
(zdf.de, Paul Krauß & Gunnar Krüger & Nathan Niedermeier & Markus Reichert)
Eine Recherche von “ZDF frontal” zeige, dass die Plattform X/Twitter Inhalte von AfD und BSW deutlich häufiger empfehle als Beiträge von anderen Parteien, was Fragen nach der Neutralität des Algorithmus aufwerfe. Zudem mische sich Elon Musk persönlich in den Wahlkampf ein, indem er bestimmte Politikerinnen und Politiker retweete und ihnen so eine enorme Reichweite verschaffe.

3. Plaudern in Wohnzimmeratmosphäre
(taz.de, David Honold)
Im laufenden Wahlkampf treten Politiker und Politikerinnen vermehrt in Podcasts auf, wahrscheinlich da sie dort ihre Botschaften in entspannter Atmosphäre vermitteln und nahbarer erscheinen können. Podcasts erreichen besonders junge Zielgruppen, lassen viel Raum für persönliche Geschichten und Emotionen und schaffen durch ihre Intimität eine stärkere Bindung zu den Zuhörerinnen und Zuhörern. David Honold hat sich einige der Formate mit Politik-Gästen angehört.

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4. Springer-Chef Döpfner nennt J.D. Vances Rede »inspirierend« und Europäer »weinerlich«
(spiegel.de)
Springer-Chef Mathias Döpfner habe in der “Financial Times” (nur mit Abo lesbar) die Rede von US-Vizepräsident J.D. Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz als “inspirierend” gelobt und die schockierten Reaktionen aus Europa als “weinerlich” kritisiert. Vance hatte behauptet, in Europa gebe es keine Meinungsfreiheit und dies sei eine größere Bedrohung als Russland oder China. Weiterhin hatte er der deutschen Politik empfohlen, auch mit der AfD zusammenzuarbeiten.

5. Droht ProSiebenSat.1 bereits der nächste Stellenabbau?
(dwdl.de, Alexander Krei)
Wie “DWDL” unter Berufung auf einen Bericht des “Manager Magazins” (nur mit Abo lesbar) berichtet, stehe der TV-Konzern ProSiebenSat.1 vor einem weiteren Stellenabbau, bei dem “rund 500 Stellen” gestrichen werden könnten. Zudem gebe es einen Machtkampf im Unternehmen, da der Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Wiele seinen Rückzug angekündigt habe und der italienische Medienkonzern Media for Europe eine Komplettübernahme anstrebe.

6. Fast 400 Millionen Euro pro Jahr für den Sport: ARD und ZDF wegen hoher Übertragungskosten in Erklärungsnot
(tagesspiegel.de, Michael Rossmann)
ARD und ZDF stünden wegen hoher Ausgaben für Sportrechte, insbesondere für Fußball, in der Kritik, würden diese jedoch als wichtigen Bestandteil ihres Programms verteidigen und betonen, dass sie ihre Budgets bereits gekürzt hätten. Außerdem würden die öffentlich-rechtlichen Sender verstärkt auf Kooperationen mit privaten Sendern setzen, um Kosten zu sparen, zum Beispiel durch die Aufteilung von Übertragungsrechten mit RTL oder den Weiterverkauf von Sublizenzen.

Angriff auf Pressefreiheit, Anstalt ohne Leiter, Joyn kapert Mediatheken

1. Trumps Angriff auf die Pressefreiheit
(reporter-ohne-grenzen.de)
Der Staatsumbau in den USA geht Schritt für Schritt weiter und betrifft auch den Umgang mit Medien. Anja Osterhaus, Geschäftsführerin der Organisation Reporter ohne Grenzen, kommentiert: “Unter dem Deckmantel der Gleichbehandlung und Fairness sollen rechte Newsplattformen und Influencer die Plätze der etablierten Medien einnehmen. Die US-Regierung verfolgt damit eine klare Strategie: Kritischer Journalismus soll erschwert werden, erwünscht sind alle, die positiv über Präsident Trump und die Regierung berichten”.
Weiterer Lesetipp: Weißes Haus schließt Reporter von Veranstaltung aus: “Bereits während seiner ersten Amtszeit hatte US-Präsident Trump mehrere Fehden mit den Medien. Nun folgt eine weitere mit der Nachrichtenagentur AP. Auslöser ist offenbar deren Weigerung, den Golf von Mexiko “Golf von Amerika” zu nennen.” (tagesschau.de)

2. ZDF wirft Moderator aus “Die Anstalt” – wegen Parteiwerbung
(t-online.de)
Max Uthoff ist eines der prominenten Gesichter der ZDF-Satiresendung “Die Anstalt”, doch nach mehr als zehn Jahren musste die Anstalt gestern ohne ihn auskommen. Uthoff hatte zuvor öffentlich zur Wahl der Partei Die Linke aufgerufen, was aus Sicht des ZDF einen Automatismus hervorgerufen habe: “Jeder Staatsbürger hat das Recht, sich politisch zu betätigen. Wenn sich bildschirmprägende Protagonisten im Vorfeld von Wahlen politisch engagieren, dürfen sie allerdings in einem Zeitraum von sechs Wochen vor der Wahl nicht mehr im Programm auftreten. Das gilt auch für Max Uthoff.”

3. Ohne Zustimmung: Joyn kapert Mediatheken von ARD & ZDF
(dwdl.de, Alexander Krei)
Der zur ProSiebenSat.1-Sendergruppe gehörende Streamingdienst Joyn hat offenbar ohne die Zustimmung der öffentlich-rechtlichen Sender die Mediatheken von ARD und ZDF in seine Plattform eingebettet. Alexander Krei fühlt sich an ein ähnliches Vorgehen in Deutschlands Nachbarland erinnert: “Es scheint, als wiederhole ProSiebenSat.1 eine Strategie, die man schon vor mittlerweile fast zwei Jahren in Österreich mit einer erstaunlichen Mischung aus Hemdsärmeligkeit und Dreistigkeit umsetzte.”
Weiterer Lesetipp: “Wir haben einer solchen Integration ausdrücklich widersprochen”: “Dass ProSiebenSat.1 derzeit ungefragt die Mediatheken von ARD und ZDF bei Joyn übernimmt, stößt bei den Öffentlich-Rechtlichen auf Unverständnis. Gegenüber DWDL.de konkretisiert die ARD ihre Empörung.” (dwdl.de, Alexander Krei)

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4. TV-Duell – die große Analyse der Analysen
(youtube.com, Stefan Schulz, Video: 51:56 Minuten)
Stefan Schulz kritisiert in seinem Video die mediale Berichterstattung und politische Debatte rund um das TV-Duell zwischen den Kanzlerkandidaten Olaf Scholz und Friedrich Merz. Schulz zeigt auf, wie Widersprüche zwischen politischem Handeln und öffentlichen Äußerungen von Merz ignoriert oder verschleiert würden, während sich die Debatte stark auf Migration und Abschiebung verengt habe. Viele Medien und Podcasts hätten diese politische Schwerpunktsetzung weitgehend übernommen, ohne sie kritisch zu hinterfragen oder andere Perspektiven zu berücksichtigen.

5. Journalistinnen begnadigt
(taz.de, Daniela Sepehri)
Wie die “taz” berichtet, sind die iranischen Journalistinnen Niloofar Hamedi und Elahe Mohammadi, die über den Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini berichtet hatten und dafür zu langen Haftstrafen verurteilt wurden, nun begnadigt worden. Ihre Berichterstattung habe maßgeblich zur internationalen Aufmerksamkeit und den landesweiten Protesten beigetragen, weshalb das iranische Regime sie für die Unruhen verantwortlich gemacht habe. Menschenrechtsaktivisten sähen in der Begnadigung eine rein politische Entscheidung.

6. Neue Initiative will Einfluss von großen Social-Media-Konzernen begrenzen
(deutschlandfunk.de)
Die neue Initiative “Save Social” wolle den Einfluss großer Social-Media-Konzerne begrenzen, da deren Dominanz die Meinungsvielfalt und Demokratie gefährde: “Die Unterzeichnenden sehen dringenden Handlungsbedarf für alle, für Unternehmen, Verbände, gesellschaftliche Institutionen und die Politik auf nationaler und europäischer Ebene. Demokratiestärkende Angebote müssen ausgebaut, demokratieschädliche Plattformmonopole sollten ihre massiven Privilegien umgehend verlieren.” Zu den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern zählen Prominente wie Marc-Uwe Kling, Jan Delay und Greenpeace.

Eulen-Clickbait, Milliardäre mischen die Karten neu, 71-Stunden-Woche

1. Ich klicke auf Clickbait, damit ihr nicht müsst
(youtube.com, Mats Schönauer, Video: 16:33 Minuten)
In seinem Video berichtet Mats Schönauer über Youtube-Kanäle wie “Die weise Eule”, die irreführende und oft gefälschte Inhalte als Bildungsvideos präsentieren. Er erklärt, wie solche Kanäle gezielt Kinder sowie unkritische Zuschauerinnen und Zuschauer ansprechen und Künstliche Intelligenz einsetzen, um täuschend echte, aber falsche Inhalte zu erstellen: “Ich hab’ mir das ausgeklügelte System der Clickbait-Channel mal genauer angeguckt und zeige in diesem Video, mit welchen perfiden Tricks die Kanäle arbeiten, warum sie das alles machen und was für unschöne Folgen das im echten Leben hat.”
Transparenzhinweis: Mats Schönauer ist ehemaliger Leiter des BILDblog und Co-Autor des BILDblog-Buchs “Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet”.

2. Milliardäre mischen die Karten neu
(t-online.de, Nicole Diekmann)
Nicole Diekmann prangert in ihrer Kolumne das Verhalten von US-Milliardären wie Jeff Bezos und Mark Zuckerberg an, die direkten Zugang zu Medien und Sozialen Netzwerken haben und entsprechende Vorgaben machen können: “Sollte Kamala Harris diese Wahl gewinnen, sollte sie sich daran erinnern, wie duckmäuserisch sich diese Männer zeigten, als sie Sorgen um ihre Imperien hatten. Und diesen Hebel nutzen. Um zu regulieren. Damit zum Beispiel Leute wie Donald Trump samt ihren Unterstützern, samt ihrem auf Fake News, Hetze und Menschenverachtung basierenden Modell endlich eingehegt werden.”

3. X zahlt Nutzern wohl Tausende Dollar für Desinformation und KI-Bilder
(spiegel.de)
Nach Recherchen der BBC können Nutzer auf der Plattform X/Twitter bis zu mehrere Tausend US-Dollar verdienen, indem sie Desinformation und KI-generierte Bilder zu den US-Wahlen teilen. X habe vor Kurzem seine Monetarisierungsregeln angepasst, so dass Nutzer durch die Einrichtung von Premium-Accounts Geld verdienen können, wobei besonders kontroverse, oft politische Beiträge belohnt würden.
Weiterer Lesehinweis: Elon Musk muss wegen Millionentombola vor Gericht erscheinen (spiegel.de).

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4. “Unser Ziel ist es, dass möglichst viele vom Podcasten leben können”
(medientage.de, Petra Schwegler)
Die zwei Spotify-Verantwortlichen Saruul Krause-Jentsch und Yves Brunschwiler sprechen im Interview mit dem Blog der Medientage München über die Zukunftsstrategie für Podcasts auf ihrer Plattform. Sie erklären, wie Spotify Creator dabei unterstützen will, vom Podcasten leben zu können, und welche Rolle innovative Werbeformate dabei spielen. Zudem betonen sie das Potenzial von Video-Podcasts und die neuen Monetarisierungsmöglichkeiten für die Creator-Community.

5. “Es gibt schon genügend Blasen, in denen sich die Menschen bewegen”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Alexander Krei hat sich mit ProSiebenSat.1-Chefredakteur Sven Pietsch über die Nachrichtensendung aus dem neuen Senderstudio unterhalten. Pietsch betont die Bedeutung wertungsfreier Berichterstattung angesichts zunehmender Polarisierung in der Gesellschaft. Außerdem erläutert er die umfangreiche Berichterstattung zur bevorstehenden US-Wahl und die Planung zur Bundestagswahl, bei der ProSiebenSat.1 auch kontroverse Themen ausgewogen präsentieren wolle.

6. Jugendliche sind wieder länger online
(zeit.de)
Laut der “Jugend-Digitalstudie 2024” der Postbank seien Jugendliche wieder länger online und verbringen derzeit durchschnittlich 71,5 Stunden pro Woche im Internet, vor allem über das Smartphone. Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen gebe es vor allem bei der Nutzung des Desktop-PCs, den Jungen deutlich häufiger nutzen.

Internes Papier, Böhmermann unterliegt, Ikonisches Attentats-Foto

1. So begründet das BMI das Compact-Verbot
(lto.de, Felix W. Zimmermann & Markus Sehl & Max Kolter)
Das Bundesinnenministerium (BMI) habe das rechtsextreme Magazin “Compact” verboten, weil es als Sprachrohr für verfassungsfeindliche Ziele fungiere. “Legal Tribune Online” liege ein 79-seitiges internes Papier des Ministeriums vor, das detailliert begründe, wie “Compact” aus Sicht des BMI die verfassungsmäßige Ordnung ablehnt und rassistische sowie antisemitische Inhalte verbreitet. Trotz Diskussionen um die Pressefreiheit sehe das Innenministerium in dem Verbot keinen Widerspruch, da hier die Meinungsfreiheit missbraucht werde.

2. Verfassungsschutz darf Zeitung “Junge Welt” erwähnen
(zeit.de)
Das Berliner Verwaltungsgericht habe entschieden, dass der Verfassungsschutz die Zeitung “Junge Welt” in seinen Berichten erwähnen darf, weil sie eine sozialistisch-kommunistische Gesellschaftsordnung nach marxistisch-leninistischem Verständnis anstrebe. Die Zeitung sehe im Handeln des Verfassungsschutzes einen Eingriff in ihre Pressefreiheit. Das Urteil sei noch nicht rechtskräftig, die “Junge Welt” habe bereits Rechtsmittel angekündigt und wolle notfalls bis nach Karlsruhe vor das Bundesverfassungsgericht ziehen.
Weiterer Lesehinweis mit juristischen Details: Die “Junge Welt” darf wei­terhin vom Ver­fas­sungs­schutz erwähnt werden (lto.de, Maryam Kamil Abdulsalam).

3. Ein Jackpot, aber für wen?
(taz.de, Jörg Colberg)
Der Fotograf und Autor Jörg Colberg kommentiert das ikonische Foto, das nach dem Attentat auf Donald Trump entstanden ist: Trump inmitten von Sicherheitsbeamten mit erhobener Faust und US-Flagge hinter sich. Das Foto vermittle ein Bild der Stärke, wohingegen Live-Aufnahmen ein großes Chaos zeigen würden. Dieses Beispiel mache deutlich, wie die Fotografie komplexe Ereignisse vereinfache und dabei wichtige Aspekte ausklammere.

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4. So viel Hass wie nie: 40 Anzeigen wegen “GNTM”-Hetze
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie Timo Niemeier bei “DWDL” berichtet, wurde die vergangene Staffel von “Germany’s Next Topmodel” von einer Rekordzahl an Hasskommentaren im Internet begleitet. ProSieben musste 40.000 problematische Kommentare löschen und habe 40 davon bei der Staatsanwaltschaft angezeigt, da sie zum Teil strafrechtlich relevant waren. Diese Entwicklung verdeutliche das Ausmaß von Hass im Internet und die Bedeutung der Moderation von Social-Media-Kanälen.

5. Filmschaffende kriegen künftig mehr
(verdi.de)
Wie beim Gewerkschaftsmagazin “M” zu lesen ist, haben die Filmschaffenden nach langen Tarifverhandlungen deutliche Verbesserungen erreicht, darunter eine monatliche Vier-Tage-Woche, kürzere Tagesarbeitszeiten und eine verbesserte Altersvorsorge. Ab Januar 2025 gelten neue Arbeitszeit- und Überstundenregelungen sowie Gagenerhöhungen von jeweils 2,5 Prozent in den Jahren 2025 und 2026. Ein Ergebnis zu tariflichen Regelungen für den Einsatz von generativer KI bei Filmproduktionen stehe noch aus.

6. Jan Böhmermann unterliegt vor Gericht erneut bei Streit um Honig-Werbung
(spiegel.de)
Jan Böhmermann hat im Rechtsstreit um eine Honigwerbung, in der der Imker Rico Heinzig Böhmermanns Konterfei satirisch verwendete, erneut verloren. Das Oberlandesgericht (OLG) Dresden habe die Berufung in einem Eilverfahren des Moderators gegen ein Urteil des Landgerichts Dresden vom Februar zurückgewiesen. Das Landgericht hatte damals entschieden, dass die Verwendung von Böhmermanns Bild und Namen durch Heinzig eine zulässige satirische Auseinandersetzung darstelle. Gegen die Entscheidung des OLG sei ein Rechtsmittel nicht mehr möglich, Böhmermann könne jedoch ein Hauptsacheverfahren vor dem Landgericht Dresden anstrengen.

Kapituliert Madsack?, “Rechtsruck”, Ungesunde Gesundheitstipps

1. Kapituliert Madsack vor den Rechtsextremen?
(verdi.de, Tina Groll)
“Stell Dir vor, die AfD wird Volkspartei – und die einzig verbleibende Zeitung streicht ihre ohnehin schon ausgedünnte Redaktion zusammen.” Tina Groll, Redakteurin bei “Zeit Online” und Bundesvorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union, kommentiert die Entscheidung der Mediengruppe Madsack, die Redaktionen der “Sächsischen Zeitung” und der “Leipziger Volkszeitung” zusammenzulegen.

2. Warum das mediale Schlagwort “Rechtsruck” problematisch ist
(deutschlandfunk.de, Matthias Dell)
In seiner Deutschlandfunk-Kolumne erklärt Matthias Dell, warum das mediale Schlagwort “Rechtsruck” aus seiner Sicht problematisch ist: “Wenn schon 2018 oft und viel von einem ‘Rechtsruck’ geschrieben und gesendet wurde, wieso wird dann jeder weitere Wahlerfolg jedes Mal wieder neu ‘Rechtsruck’ genannt? Wie weit rückt der ‘Rechtsruck’ nach dem ‘Rechtsruck’ dann etwas nach rechts? Müsste man extrem rechte Politiken nicht vielmehr als Kontinuität begreifen?”

3. Diese Oe24-Gesundheitstipps sollte man lieber nicht befolgen
(kobuk.at, Andrea Gutschi)
Andrea Gutschi hat sich die Gesundheitstipps des österreichischen Nachrichtenportals “oe24” angesehen, und die sind auffallend ungesund: “Gesund&fit, früher ‘Gesund24’, bezieht sich regelmäßig auf Studien, die man entweder falsch interpretiert oder augenscheinlich gar nicht gelesen hat. Immer wieder zieht die Gesundheitsredaktion daher fragwürdige Schlüsse.”

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4. Große Unsicherheit beim HR
(taz.de, Joscha Frahm)
In der “taz” fasst Joscha Frahm die Sparmaßnahmen beim Hessischen Rundfunk zusammen: Der öffentlich-rechtliche Sender plane bis 2032 massive Einsparungen im linearen Radio- und Fernsehprogramm zugunsten des Digitalbereichs, was viele Mitarbeitende um ihre Jobs fürchten lasse. Die Pläne sähen vor, von sechs auf drei selbstproduzierte Radiosender zu reduzieren und 15 Prozent der Stellen abzubauen, ohne betriebsbedingte Kündigungen vorzunehmen.

5. Was wird aus der Informationsoffensive von ProSiebenSat.1?
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Seit der Ankündigung einer Journalismusoffensive im Dezember 2020 versucht die Sendergruppe ProSiebenSat.1, ihr journalistisches Angebot durch den Aufbau einer eigenen Infrastruktur zu stärken. Thomas Lückerath hat sich angesehen, was daraus geworden ist: Auch wenn sich der Umzug in ein neues Studio im neuen Konzerngebäude verzögere und einige Formate nicht überlebt hätten, bleibe ein “Fokus auf die Informationsoffensive” bestehen – wenn auch weniger euphorisch.

6. Wer erklärt dem “Fränkischen Tag”, was Einfache Sprache ist? Die Maus sicher nicht.
(uebermedien.de, Lisa Kräher)
Bei “Übermedien” kritisiert Lisa Kräher einen Beitrag des “Fränkischen Tag”, der sich über die “Tagesschau” in Einfacher Sprache lustig macht: “Der Autor erweckt zudem den Eindruck, als wäre ein Angebot, das zur Gleichberechtigung beiträgt, ein Nachteil für die Mehrheit. Nochmal: Es geht hier um ein zusätzliches Nachrichtenformat, das einmal am Tag im Fernsehen – nicht einmal im Hauptprogramm! – läuft und das man im Internet anschauen kann.”

Ende der Hintergrundrunde?, Schertz und die Medien, Auskoppel-Formate

1. Keine verschwiegenen Runden mehr im Kanzleramt
(tagesspiegel.de, Jost Müller-Neuhof)
Laut “Tagesspiegel” will sich Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt nicht mehr mit ausgewählten Journalisten und Journalistinnen zu vertraulichen Hintergrundgesprächen treffen. Jost Müller-Neuhof, rechtspolitischer Korrespondent beim “Tagesspiegel”, ist sich allerdings nicht sicher, wie ernst das zu nehmen ist: “Möglich, dass Schmidt seine Aktivitäten mit der Presse nun ausschließlich als Privatmann weiterführt – und sich amtlichen Transparenzpflichten damit entzieht. Auf eine Anfrage dazu gab es zunächst keine Reaktion.”

2. Der Star-Anwalt: Christian Schertz und die Medien
(ardmediathek.de, Nora Binder, Video: 59:20 Minuten)
Als “Star-Anwalt” ist Christian Schertz bekannt für die Vertretung von Prominenten und Medienschaffenden. Er vertrat Jan Böhmermann in der Schmähgedicht-Affäre gegen den türkischen Präsidenten Erdoğan, Moderator Günther Jauch gegen die Boulevardpresse und zuletzt Rammstein-Sänger Till Lindemann. Nora Binder hat Schertz für ihre einstündige Dokumentation in dessen Berliner Kanzlei besucht und mit Mandanten sowie Journalisten gesprochen. Der sehenswerte Film wirft viele interessante Fragen auf um “Recht, Moral, Medien und mächtige Männer”.

3. Vermitteln Medien eine europäische Öffentlichkeit?
(deutschlandfunk.de, Pia Behme, Audio: 30:31 Minuten)
Schaffen Medien eine europäische Öffentlichkeit? Können sie zu einem europäischen Bewusstsein beitragen? Darüber spricht Pia Behme mit Patrick Leusch von ENTR, einer Initiative der Deutschen Welle und France Médias Monde in Zusammenarbeit mit Medienunternehmen in sechs europäischen Ländern, und der Deutschlandfunk-Korrespondentin Carolin Born.

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4. Volksverpetzer: “Manchen Menschen ist die Wahrheit egal”
(christoph-koch.net)
Christoph Koch hat Thomas Laschyk, den Gründer des Blogs “Volksverpetzer”, interviewt. Laschyk verrät, warum er für seine Faktenchecks gerne reißerische Überschriften verwendet: “Wenn ich mir schon die Mühe mache, das alles nachzurecherchieren und zu widerlegen, dann brauche ich eigene Narrative, um die Menschen zu erreichen. Also fing ich an, die Methoden der Fake-Verbreiter gegen sie zu verwenden und auch reißerische Titel zu nutzen, um die Leserinnen und Leser emotional anzusprechen.”

5. AfroMedia Network
(de.ejo-online.eu, Elva Nziza)
Elva Nziza stellt das AfroMedia Network vor, eine Plattform für afrikanische Medienforschung und Zusammenarbeit. Das Netzwerk arbeite mit dem African Journalism Educators’ Network und dem European Journalism Observatory zusammen, um “Informationen auszutauschen und die Sichtbarkeit von für Afrika relevanten Geschichten zu erhöhen”.

6. Auskoppel-Formate: Wieviel Idee braucht eine Abendshow?
(dwdl.de, Peer Schader)
“ProSieben im Speziellen und das Fernsehen im Allgemeinen pflegt schon seit längerem eine Leidenschaft dafür, schnell und klein auf Sendung geschickte Ideen nachher nochmal in ganz großem Rahmen auszukoppeln. Mit unterschiedlichem Erfolg allerdings.” Peer Schader hat sich angeschaut, wie das mit den Auskopplungen funktioniert, wie groß eine Idee sein muss, um eine abendfüllende Show daraus zu machen, und warum ein Scheitern erfolgreiche Konzepte hervorbringen kann.

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