Gaza-Zugang, ICE-Überwachung, Antisemitismus-Ansprechpartner

1. Oberstes Gericht muss Gaza-Zugang gestatten
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) fordert ungehinderten Zugang zum Gazastreifen für Journalistinnen und Journalisten: “Seit zwei Jahren blockiert Israel den Zugang von internationalen Medienschaffenden nach Gaza fast vollständig”, so RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus: “Wir fordern den Obersten Gerichtshof in Jerusalem auf, endlich grundlegende demokratische Prinzipien durchzusetzen. Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, Gaza nicht für internationale, israelische und palästinensische Medien zu öffnen.”

2. Felix Klein rät Medien zu Antisemitismus-Ansprechpartnern
(taz.de, Jannik Grimmbacher)
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung Felix Klein habe vorgeschlagen, dass große Medien feste Ansprechpartner für Fragen rund um Antisemitismus einrichten sollen. Dafür sehe er den Verband Jüdischer Journalistinnen und Journalisten als möglichen Partner, der beraten, schulen und rechtliche Expertise liefern könne und künftig staatlich gefördert werde. Klein sei jedoch nicht unumstritten, schreibt Jannik Grimbacher in der “taz”: “In der Vergangenheit hat er seinen Auftrag, Antisemitismus entgegenzutreten, sehr großzügig interpretiert.”

3. Amerikanische Abschiebebehörde will Soziale Medien überwachen
(netzpolitik.org, Paula Clamor)
Die US-Behörde ICE wolle nach einer Etataufstockung Software beschaffen, die Soziale Medien auswertet und mit Regierungsdaten verknüpft, um Aufenthaltsorte von Menschen ohne gültige Papiere zu ermitteln. Das Programm solle laut Regierungsanfrage Hinweise wie Adressen, Arbeitsstellen oder Kontaktpersonen liefern. Zugleich rüste die Behörde technisch auf, etwa durch ein Palantir-System namens “ImmigrationOS”.

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4. Mehrheitseigner MFE tauscht Vorstand von ProSiebenSat.1 aus
(spiegel.de)
Der Aufsichtsrat von ProSiebenSat.1 habe auf Druck des neuen Mehrheitseigners, dem italienische Medienkonzern MediaForEurope, einen umfassenden Vorstandsumbau beschlossen. Zugleich sei ein weiteres Vorstandsmitglied zurückgetreten; die Position werde nicht nachbesetzt. Hintergrund seien Sparziele und die Transformation vom “linearen Broadcaster zum Streaminganbieter”. Ein weiterer Personalabbau werde erwartet. Das “Handelsblatt” habe im Februar von “grob 500 Stellen” gesprochen.

5. Worte, die verletzen: Wie afrikanische Medien über sexualisierte Gewalt berichten – und was sich ändern soll
(de.ejo-online.eu, Kemiso Wessie)
Laut Studien prägen afrikanische Medienberichte über sexualisierte Gewalt die öffentliche Wahrnehmung stark, enthalten jedoch oft Mythen und Sensationslust. Die Untersuchungen würden zugleich eine sehr hohe Betroffenheit von Frauen und Mädchen zeigen. Aktivistinnen wie Mbali Shongwe betonen, dass Medienschaffende und Polizei besser geschult werden müssten, damit Berichte und der Umgang mit dem Thema nicht retraumatisierend wirken, sondern die Würde der Betroffenen gewährleisten und Hilfe fördern.

6. Wie die Deutsche Welle weltweit ihre Zielgruppen erreicht
(thisismedianow.podigee.io, Lukas Schöne, Audio: 58:19 Minuten)
In seinem Podcast “This Is Media Now” spricht Lukas Schöne mit Yasmina Al-Gannabi, “Senior Audience Development Managerin” und “Social Media Security Officer” der Deutschen Welle, darüber, wie der deutsche Auslandssender weltweit seine Zielgruppen findet und bindet. Im Mittelpunkt stehen datengetriebene Ansätze wie Watchtime-Analysen, Interaktionsraten und Ausstiegsminuten sowie plattformabhängige Nutzungsmuster. Außerdem geht es um sichere und konstruktive Social-Media-Arbeit.

Raketenangriff, Entkernung der Demokratie, KI-Raubzug verhindern

1. “Es ist nicht hinnehmbar”: Mitarbeiter von ZDF-Partnerfirma offenbar bei israelischem Raketenangriff in Gaza getötet
(tagesspiegel.de)
Ein Mitarbeiter der Produktionsfirma Palestine Media Production, die seit Jahrzehnten für das ZDF arbeite, sei bei einem israelischen Raketenangriff im Gazastreifen getötet worden, ebenso wie der achtjährige Sohn eines anderen Mitarbeiters. Überlebende würden berichten, es habe keine Vorwarnung gegeben und auch der Übertragungswagen sowie Teamfahrzeuge seien zerstört worden. Die israelische Armee habe auf Nachfrage mitgeteilt, der Vorfall werde geprüft.

2. ÖRR-Reformen auf der Kippe: Das ist der Stand in Sachsen
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie Timo Niemeier bei “DWDL” berichtet, drohe die Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu scheitern, weil der sächsische Landtag dem Reformstaatsvertrag voraussichtlich nicht zustimmen werde. Ohne diese Zustimmung könne die Reform nicht in Kraft treten. Die ebenfalls geplante Reform der Rundfunkfinanzierung sei bereits gescheitert, weil einige Bundesländer sie erst behandeln wollen, wenn ARD und ZDF ihre Verfassungsbeschwerde zum Rundfunkbeitrag zurückziehen.

3. Die Vielfalt, die sie meinen
(taz.de, Christian Rath)
Christian Rath kommentiert das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, wonach niemand Rundfunkbeitrag zahlen müsse, wenn ARD und ZDF über längere Zeit ihren Programmauftrag “gröblich” verletzen. Rath begrüßt, dass das Gericht den Weg zu den Gerichten nicht künstlich verbaue, warnt aber vor einer kommenden Klagewelle verschiedener Kreise, die dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) Einseitigkeit bei Themen wie Impfschäden oder dem Krieg in der Ukraine vorwerfen. Er sieht darin aber auch eine Chance: “Der ÖRR könnte auch die Chance ergreifen, sich selbstbewusst zu präsentieren, als faktenstarke Informationsbasis, die aber zur Orientierung auch linken, liberalen und rechten Haltungsjournalismus anbietet. Diese Marketing-Bühne sollte er sich nicht entgehen lassen.”

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4. Die Entkernung der Demokratie
(digitalpolitik.de, Markus Beckedahl)
Markus Beckedahl, Gründer von netzpolitik.org, warnt in einem Gastbeitrag für die “Blätter für deutsche und internationale Politik” vor der “Entkernung der Demokratie” durch Tech-Oligarchen wie Mark Zuckerberg oder Elon Musk, die digitale Infrastrukturen kontrollieren und teils gezielt autoritäre Kräfte unterstützen. Gleichzeitig sei am rechten Rand ein neues mediales Ökosystem von “Nius” bis “Welt” entstanden. Beckedahl kritisiert, dass europäische Regulierungen wie DSA, DMA und DSGVO zwar existieren, aber zu zaghaft durchgesetzt würden, und fordert massive Investitionen in gemeinwohlorientierte digitale Infrastrukturen.

5. KI-Raubzug an Kreativen beenden: ver.di fordert Kulturstaatsminister Weimer zum Handeln auf
(dju.verdi.de)
Die Gewerkschaft Verdi fordert Kulturstaatsminister Wolfram Weimer auf, nach seinen öffentlichen Äußerungen zu Künstlicher Intelligenz (KI) nun konkrete Konzepte vorzulegen, um Kultur- und Medienschaffende vor Ausbeutung durch generative KI zu schützen. Christoph Schmitz-Dethlefsen, Bundesvorstandsmitglied von Verdi, kritisiert, dass KI Kreative ausbeute, Geschäftsmodelle redaktioneller Medien durch Plattformoligopole wegbrächen und Existenzen bedroht seien. Er fordert, den “Raubzug” zu unterbinden, digitale Plattformen zu regulieren und Anbieter von generativer KI zur Vergütung der Urheberinnen und Urheber zu verpflichten.

6. Erster KI-gesteuerter Podcast der FAZ
(kress.de, Henning Kornfeld)
Die “FAZ” habe mit dem “Rhein-Main Feierabendbriefing” ihren ersten KI-gesteuerten Podcast gestartet, der werktags um 17 Uhr in fünf bis sieben Minuten über die zentralen regionalen Ereignisse informieren soll. Dabei würden die wichtigsten Artikel des Rhein-Main-Ressorts durch Künstliche Intelligenz zusammengefasst und von der geklonten Stimme des “Frühdenker”-Podcast-Hosts Jan Malte Andresen eingesprochen.

Giftschränke der Bundesregierung, Minister in Bedrängnis, “Das crazy”

1. Die Giftschränke der Bundesregierung
(abgeordnetenwatch.de, Martin Reyher)
Laut “Abgeordnetenwatch” habe die Bundesregierung in mehreren Fällen versucht, brisante Unterlagen etwa zu Nord Stream 2 oder Lobbykontakten zu BMW und Porsche zunächst zurückzuhalten oder gar nicht erst als “amtlich” zu registrieren. Martin Reyher zeigt auf, dass solche Dokumente häufig erst nach öffentlichem Druck oder Klagen auftauchen. Diese Praxis unterlaufe das Informationsfreiheitsgesetz und erschwere es Journalistinnen und Journalisten, Regierungshandeln kritisch zu hinterfragen. Wenn staatliche Stellen gezielt Informationen zurückhalten, sei unabhängige Recherche kaum noch möglich.

2. Staatsminister in Bedrängnis – Weidel schaltet Anwälte ein
(t-online.de, Annika Leister)
AfD-Chefin Alice Weidel habe Anwälte eingeschaltet, weil das Onlinemagazin “The European” sie zwischen 2017 und 2021 als Autorin von Texten aufführte, obwohl sie dafür weder geschrieben noch ihre Erlaubnis gegeben habe. “The European” gehöre zur Weimer Media Group, die von Wolfram Weimer gegründet wurde, der heute Kulturstaatsminister unter Kanzler Friedrich Merz ist und als dessen Vertrauter gilt. Die Plattform weise die Vorwürfe zurück und behaupte, es habe sich um “dokumentarische Publikation von Politikerreden” gehandelt. t-online.de-Hauptstadtreporterin Annika Leister kommentiert dies wie folgt: “So mit Reden in gehäufter Zahl, Pressemitteilungen und anderen Äußerungen von Politikern zu verfahren, war allerdings in der seriösen Medienlandschaft nie Usus.”

3. Chatbots fressen Klicks und Quellen auf
(netzpolitik.org, Tomas Rudl)
Laut Tomas Rudl verdrängen KI-gestützte Suchmaschinen wie die Google-KI zunehmend den klassischen Zugang zu Informationen und verringern damit den Traffic für journalistische Quellen drastisch. Studien würden zeigen, dass Nutzerinnen und Nutzer seltener auf verlinkte Quellen klicken. Das gefährde die Wirtschaftlichkeit von Medienhäusern und schränke die Vielfalt im Netz ein. Gleichzeitig gewännen Inhalte von Akteuren mit politischen oder wirtschaftlichen Interessen an Einfluss.

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4. Medienkrise in Österreich: Wer wird noch Korruption aufdecken?
(profil.at, Franziska Schwarz)
Der österreichische Journalismus stecke in einer tiefen Krise. Stellenabbau, sinkende Reichweiten und schlecht gesteuerte Förderungen hätten zu einem historischen Tiefstand bei den Beschäftigten geführt. Ursachen seien wegbrechende Werbeeinnahmen, eine Abo-Müdigkeit, der Aufstieg KI-gestützter Suchsysteme und eine Förderpolitik, die an der Realität vorbeigehe.

5. Medienethiker warnt vor Propaganda in alternativen Medien
(fr.de, Florian Leclerc)
Der Wiener Medienethiker Luis Paulitsch habe auf der Frankfurter Buchmesse vor der wachsenden Wirkung alternativer Medien gewarnt, die oft nicht journalistischen Standards folgen und gezielt Propaganda verbreiten würden. Er nennt Beispiele von rechts wie “Tichys Einblick”, “Compact” oder “Nius”, aber auch linke Formate wie “Konkret”, und betont, der Begriff “alternativ” sei politisch nicht eindeutig. Am Fall der verhinderten Wahl der Verfassungsrichterin Frauke Brosius-Gersdorf zeige sich, wie stark solche Medien Debatten beeinflussen können. Paulitsch fordert Politik und Zivilgesellschaft auf, bei Förderung und Kommunikation klar zwischen seriösem Journalismus und Stimmungsmache zu unterscheiden.

6. »Das crazy« ist Jugendwort des Jahres
(spiegel.de)
“Das crazy” ist zum Jugendwort des Jahres 2025 gewählt worden. Die Floskel, die genutzt werde, wenn man sprachlos sei oder keine echte Antwort geben wolle, habe sich knapp gegen “goonen” und “checkst du” durchgesetzt. Bei der anonymen Onlinewahl seien angeblich rund zwei Millionen Stimmen von 11- bis 20-Jährigen abgegeben worden. Seit 2020 dürfe ausschließlich diese Altersgruppe über das Jugendwort abstimmen (“Wir müssen uns darauf verlassen, dass die Teilnehmenden ihr Alter wahrheitsgemäß angeben”, so eine Sprecherin der von einem Verlag betriebenen Aktion).

KW 42/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Wie man angemessen über Verkehrsunfälle berichtet
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers, Audio: 30:29 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die Berichterstattung über Verkehrsunfälle. DLF-Hörer und “Blaulichtreporter” Marcel von Fehrn diskutiert darüber mit Medienethikerin Marlis Prinzing und Jakob Gokl, Chefredakteur der “Schaumburger Zeitung”.

2. Keine Macht den Tätern – Berichterstattung über sexualisierte Gewalt im Sport
(wdr.de, Nora Hespers & Kerstin von Kalckreuth & Andrea Schültke, Audio: 48:28 Minuten)
Nora Hespers unterhält sich im Podcast von “Sport inside” mit ihren Kolleginnen Andrea Schültke und Kerstin von Kalckreuth über die mediale Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt im Sport: “Körperliche, psychische und sexualisierte Gewalt im Sport sind keine Einzelfälle. Sie sind Teil des Systems. Eine Erkenntnis, die erst seit wenigen Jahren in der Gesellschaft angekommen ist. Berichterstattung über die Hintergründe hat dazu beigetragen.”

3. Ich soll ermordet werden
(youtube.com, Mats Schönauer, Video: 27:23 Minuten)
In diesem Video geht es um die zunehmenden Drohungen und Hassnachrichten, die Kritiker rechter Content-Creator im Internet erhalten, zum Beispiel nachdem sie Inhalte des YouTubers “Clownswelt” kritisch hinterfragt haben. Mats Schönauer schildert persönliche Erfahrungen, analysiert Muster der Angriffe und gibt Hinweise, wie Betroffene damit umgehen können. Ein zentrales Anliegen ist dabei die Forderung nach sachlicher Debatte statt Beleidigungen sowie die Offenlegung der Mechanismen hinter solchen Kampagnen.
Transparenzhinweis: Mats Schönauer ist ehemaliger Leiter des BILDblog und Co-Autor des BILDblog-Buchs “Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet”.

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4. Internet-Blockaden nehmen zu – warum Staaten das Netz abschalten
(br.de, Linus Lüring, Audio: 23:38 Minuten)
Linus Lüring spricht bei “BR24 Medien” mit Daniel Leisegang von netzpolitik.org über die weltweite Zunahme staatlich veranlasster Internetblockaden, die besonders in autoritär regierten Ländern wie China, Iran oder Russland häufig seien. Leisegang erklärt, wie solche Sperren technisch funktionieren, etwa über DNS-Blockaden. Er betont, dass es dabei meist nicht um vollständige Abschaltungen, sondern um gezielte Zensur einzelner Inhalte oder Plattformen gehe.

5. Wer bezahlt das? Der Journalismus und das Geld
(youtube.com, Tanjev Schultz & Markus Wolsiffer, Video: 43:56 Minuten)
Tanjev Schultz und Markus Wolsiffer überlegen in der neuesten Folge der “Medienversteher”, wie sich Journalismus in Zeiten schwindender Werbeeinnahmen und Abo-Müdigkeit noch finanzieren lässt. Sie diskutieren über Modelle wie Paywalls, Mitgliedschaften, Crowdfunding und staatliche Förderung. Eine Patentlösung gebe es jedoch nicht. Zudem hänge die Zukunft des Journalismus stark vom gesellschaftlichen Engagement ab.

6. Wer haftet eigentlich für KI-Chatbots, die lügen?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 23:05 Minuten)
Im “Übermedien”-Podcast geht es um die Frage, wer zur Verantwortung gezogen werden kann, wenn KI-Chatbots falsche Informationen verbreiten. Holger Klein spricht dazu mit Journalist Falk Steiner über fehlerhafte Antworten, mögliche rechtliche Folgen und überlegenswerte Regulierungsansätze. Auch der Umgang mit Falschinformationen über Einzelpersonen kommt dabei zur Sprache.

Journalisten verlassen Pentagon, Zugriff auf “taz”-Laptop, Fußballseele

1. Journalisten verlassen Pentagon aus Protest
(tagesschau.de)
Fast alle US-Journalistinnen und -journalisten hätten aus Protest gegen neue Restriktionen des Kriegsministers Pete Hegseth ihre Büros im Pentagon verlassen und ihre Zugangsausweise abgegeben, darunter auch Reporter von Medien wie Fox News, wo Hegseth selbst früher gearbeitet habe: “Den Angaben nach verließen etwa 40 bis 50 Journalisten gemeinsam das Gebäude und trugen Stühle, einen Kopierer, Bücher und Fotos auf den Parkplatz des Ministeriums.”

2. Das bisschen Überwachung
(journalist.de, Daniel Moßbrucker)
Daniel Moßbrucker kritisiert, dass die geplante Vorratsdatenspeicherung von Union und SPD kaum noch Widerstand bei Journalistinnen und Journalisten hervorrufe, obwohl die Branche jahrzehntelang dagegen gekämpft habe. Er erklärt das damit, dass sich der Journalismus vollständig digitalisiert habe, die Ängste nach den Snowden-Enthüllungen sich nicht realisiert hätten, neue Bedrohungen wie die aus Russland die Debatte verändert hätten, und Medienschaffende selbst massenhaft Daten sammeln würden.

3. Bleib wach – sonst stirbst du!
(taz.de, Christof Meueler)
In einem Gastbeitrag für die “taz” wirbt Christof Meueler, Feuilletonleiter des “nd”, dafür, die in finanzieller Not steckende linke Tageszeitung mit mindestens 150.000 Euro zu retten, damit sie ihren 80. Geburtstag im April feiern könne. Er betont, dass das “nd” viel moderner sei als sein Ruf, aber der Kostendruck so hoch sei, “dass die Zeitung mit dem Sparen kaum mehr hinterherkommt. Es ist wie in einem Actionfilm. Das nd liegt schwer getroffen am Boden, lebensgefährlich verletzt.”

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4. Verschwörungstheorien und was sie anrichten
(verdi.de, Till Schmidt)
Till Schmidt hat mit dem Verschwörungstheorie-Experten Michael Butter über die Verbreitung und die Gefahren von Verschwörungserzählungen in Deutschland gesprochen. Butter erklärt, dass Verschwörungstheorien nicht per se gefährlich seien, sondern erst dann zum Problem würden, wenn sie sich mit “dicken Ideologien” wie Antisemitismus oder Rassismus verbinden und zu Gewalt oder demokratiefeindlichem Verhalten führen. Butter plädiert dafür, differenzierter hinzuschauen und investigativen Journalismus als “Gegengift” zu stärken.

5. Zugriff auf taz-Laptop “sehr wahrscheinlich”
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen hat den Laptop der “taz”-Journalistin Serena Bilanceri untersucht, der im Juli neun Tage lang von israelischen Sicherheitskräften am Flughafen in Tel Aviv konfisziert worden war. Sie kommt zu dem Schluss, dass “sehr wahrscheinlich” auf die Daten zugegriffen worden sei. Man habe Hinweise gefunden, dass der Laptop gewaltsam geöffnet wurde. Reporter ohne Grenzen und die “taz” kritisieren das Vorgehen als Verletzung internationaler Standards, des Quellenschutzes und des Redaktionsgeheimnisses.

6. Ein Stück Berliner Fußballseele geht verloren: Mit der “FuWo” verschwindet mehr als eine Zeitung
(tagesspiegel.de, Michael Perlinski)
Michael Perlinski trauert um die nach 102 Jahren eingestellte Berliner “Fußball-Woche” (“FuWo”), die für ihn und viele andere weit mehr als nur eine Zeitung gewesen sei. Er kritisiert sowohl den Berliner Fußball-Verband als auch die Politik scharf dafür, dass sie die Tradition nicht gerettet haben, obwohl Geld vorhanden gewesen wäre. Mit der “FuWo” verschwinde ein Stück Berliner Fußballkultur, das ehrlich über den Sport auf den Plätzen berichtete und nicht aus den VIP-Logen.

Ausgewogenes Programm?, Visa weg, Journalismus ohne Chefetage

1. Gerichte müssen prüfen, ob das Pro­gramm aus­ge­wogen ist
(lto.de, Annelie Kaufmann)
In einer “überraschenden Entscheidung” habe das Bundesverwaltungsgericht geurteilt, dass der Rundfunkbeitrag verfassungswidrig sein kann, wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk kein ausreichend ausgewogenes und vielfältiges Programm bietet. Nun müsse der Bayerische Verwaltungsgerichtshof klären, ob es “hinreichende Anhaltspunkte für evidente und regelmäßige Defizite” im Programm der Öffentlich-Rechtlichen gibt. Das Gericht halte es nach dem bisherigen Vorbringen der Klägerin allerdings für “überaus zweifelhaft”, dass diese Erfolg haben wird. Annelie Kaufmann erläutert bei “Legal Tribune Online” (“LTO”) den Fall und die juristischen Hintergründe.
Weiterer Lesetipp: “LTO”-Chefredakteur Felix W. Zimmermann sieht in dem Urteil “ein Geschenk für den öff­ent­lich-recht­li­chen Rund­funk”. (lto.de)

2. USA streichen Visa wegen Kirk-Kommentaren – auch einem Deutschen
(spiegel.de)
Die US-Regierung habe sechs Ausländern, darunter einer Person aus Deutschland (Anmerkung des “6-vor-9”-Kurators: offenbar der Filmemacher und Autor Mario Sixtus), die Visa entzogen, weil sie in Sozialen Medien den Tod von Charlie Kirk kommentiert hatten, der vor einem Monat bei einer Campus-Veranstaltung erschossen wurde. Im Fall des Deutschen lautete der Kommentar: “Wenn Faschisten sterben, jammern Demokraten nicht.” Das US-Außenministerium habe die Maßnahme damit begründet, dass das Land nicht verpflichtet sei, Ausländer aufzunehmen, die US-Amerikanern den Tod wünschen, und gewarnt, gegen alle vorzugehen, die Charlie Kirks Tod “loben, rationalisieren oder verharmlosen”.

3. Krautreporter: Journalismus ohne Chefetage
(dfjv.de, Ulrike Bremm)
Ulrike Bremm hat sich mit Theresa Bäuerlein über die “Krautreporter” und deren von anderen Redaktionen abweichende interne Struktur unterhalten. Die beiden sprechen darüber, wie “Krautreporter” seit 2023 ohne Chefredaktion funktioniert, und wie Führungsaufgaben auf das Team verteilt sind. Bäuerlein erzählt von den Vorteilen wie geteilter Verantwortung und davon, dass jeder seine Stärken einbringen könne. Sie spricht aber auch von Herausforderungen wie einem erhöhten Mental Load durch die vielen verschiedenen Rollen.

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4. Stephan Schmitter: “Kooperation ist ein Must-have”
(medientage.de, Petra Schwegler)
Stephan Schmitter, seit Januar 2024 CEO von RTL Deutschland, spricht im Interview mit Petra Schwegler über die Zukunft der Medienbranche, die sich laut Schmitter in einem “Dreikampf zwischen Content, Tech und Engagement” befinde, sowie über RTLs Strategie mit breiten Erlösmodellen, Partnerschaften und massiven Investitionen ins Streaming. Ein zentrales Thema ist außerdem die geplante Übernahme von Sky Deutschland.

5. Neue ChatGPT-App holt tote Promis zurück – zum Entsetzen ihrer Familien
(stern.de, Malte Mansholt)
Die neue Video-KI-App Sora von OpenAI ermögliche es Nutzern, mit wenigen Worten KI-Videos zu erstellen. Dazu zähle auch das Darstellen verstorbener Prominenter, was zu einer Flut von manipulierten Videos mit Personen wie Robin Williams oder Martin Luther King geführt habe. Die Angehörigen seien entsetzt, da die Verstorbenen in den Videos wie “digitale Handpuppen” dargestellt würden, die oft rassistische, provokante oder völlig untypische Dinge sagen. OpenAI habe zwar signalisiert, dass Angehörige “kürzlich Verstorbener” künftig eine Sperrung beantragen können, das Unternehmen wolle aber nicht vollständig auf die Funktion verzichten.
Weiterer Lesetipp: Kulturausschuss wünscht sich Label für KI-Nutzung bei Büchern: Der Vorsitzende des Kultur- und Medienausschusses im Bundestag, Sven Lehmann (Grüne), schlage ein Transparenzlabel für Bücher vor, das offenlegen soll, ob und in welchem Umfang Künstliche Intelligenz bei der Entstehung genutzt wurde. Hintergrund sei, dass ganze Berufszweige wie Übersetzung, Lektorat oder Covergestaltung durch die rasante KI-Entwicklung wegfallen könnten, und die Buchbranche massiv unter Druck stehe. (zeit.de)

6. Fast eine Tonne taz
(taz.de, Bernd Müllender)
Ein “taz”-Leser aus Marburg habe dem Internationalen Zeitungsmuseum in Aachen seine komplette “taz”-Sammlung geschenkt. Von der ersten Nullnummer 1978 bis heute seien dies insgesamt 13.133 Exemplare, die zusammen fast eine Tonne wiegen und 60 Regalmeter füllen. Das Museum sammele seit 1962 historische Zeitungen aus aller Welt und bewahre auch besondere Ausgaben wie die erste deutsche Nachkriegszeitung oder Blätter aus Nordkorea.

Weniger Buchhandlungen, Raus aus der Erregungsfalle, Erotische KI

1. Zahl der Bucheinzelhändler um ein Viertel geschrumpft
(tagesschau.de)
Die Zahl der Bucheinzelhändler in Deutschland sei zwischen 2018 und 2023 um 24 Prozent gesunken, von rund 3.930 auf etwa 2.980 Geschäfte. Die Zahl der Beschäftigten sei im selben Zeitraum um 19 Prozent zurückgegangen. Als mögliche Gründe habe das Statistische Bundesamt steigende Mieten und Personalkosten sowie ein geändertes Kaufverhalten der Kundinnen und Kunden genannt. Trotz des Rückgangs bei der Zahl der Buchhandlungen sei der Gesamtumsatz der Branche im gleichen Zeitraum um neun Prozent auf knapp vier Milliarden Euro gestiegen.

2. Raus aus der Erregungsfalle
(taz.de, Korbinian Frenzel)
Korbinian Frenzel, Redaktionsleiter bei Deutschlandfunk Kultur, fordert in einem Gastkommentar für die “taz” Journalistinnen und Journalisten auf, sich von der Polarisierungs- und Empörungsfalle zu lösen und nicht jeden kleinen Konflikt zu dramatisieren. Er schlägt sechs konkrete Verbesserungen vor: sich von digitalen Aufregungsthemen emanzipieren, Minderheitenmeinungen fairer behandeln, mehr über Sachinhalte statt über Machtfragen berichten, wahrhaftige Momente in der Politik erkennen, nicht jede perfekte Antwort sofort verlangen und weniger Drama produzieren.

3. Kalifornien beschließt Transparenzregeln für KI-Chatbots
(spiegel.de)
Als erster US-Bundesstaat habe Kalifornien Gesetze zur Regulierung von KI-Chatbots erlassen. Diese würden die Betreiber verpflichten, das Alter der Nutzerinnen und Nutzer zu überprüfen, regelmäßig daran zu erinnern, dass das Gegenüber eine Maschine ist, und Maßnahmen zur Suizidprävention zu treffen. Hintergrund seien mehrere Suizide von Jugendlichen, die fiktive Beziehungen mit Chatbots geführt hätten. Dazu habe auch der Fall eines 14-Jährigen gehört, der sich im Jahr 2024 nach Gesprächen mit einem Chatbot das Leben nahm.
(Solltest Du Suizid-Gedanken haben, dann gibt es Menschen, die Dir helfen können, aus dieser Krise herauszufinden. Eine erste schnelle und unkomplizierte Hilfe bekommst Du etwa bei der “TelefonSeelsorge”, die Du kostenlos per Mail, Chat oder Telefon (0800 – 111 0 111 und 0800 – 111 0 222) erreichen kannst.)

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4. EU ringt um digitale Regulierung
(verdi.de, Bettina Hesse)
Die EU habe mit Regelwerken wie dem Europäischen Medienfreiheitsgesetz und der KI-Verordnung wichtige digitale Reformen auf den Weg gebracht, die nun in Deutschland umgesetzt werden müssten. Zu den zentralen Reformpunkten gehören mehr Transparenz bei Medieneigentümern, besserer Schutz journalistischer Quellen vor Überwachung, transparentere Besetzungsverfahren beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk sowie die Kennzeichnung KI-generierter Inhalte und die Vergütung von Urheberinnen und Urhebern. Besonders dringlich sei die Reform des Medienkonzentrationsrechts.

5. OpenAI will künftig erotische Inhalte bei ChatGPT zulassen
(zeit.de)
Das KI-Unternehmen OpenAI werde ab Dezember erwachsenen Nutzerinnen und Nutzern von ChatGPT auch erotische Inhalte erlauben. “Mit der vollständigen Einführung der Altersüberprüfung und gemäß unserem Grundsatz, erwachsene Nutzer wie Erwachsene zu behandeln, werden wir mehr Inhalte wie Erotik für verifizierte Erwachsene erlauben”, so OpenAI-Chef Sam Altman. Zusätzlich sollen sie künftig den Charakter von ChatGPT stärker beeinflussen können, damit die Software beispielsweise “wie ein Freund” agiert.

6. CDs zu retten ist kein Heldentum
(backstageclassical.com, Axel Brüggemann)
Eine ehemalige Mitarbeiterin des Bayerischen Rundfunks habe 175.000 CDs des öffentlich-rechtlichen Senders vor der Vernichtung gerettet und werde dafür als Heldin gefeiert. Axel Brüggemann hält diese Aktion jedoch für sinnlos und anachronistisch. Er argumentiert, dass CDs als digitales Medium im Gegensatz zu Schallplatten keine Sinnlichkeit besitzen und problemlos auf Festplatten digitalisiert werden können, ohne an Qualität zu verlieren. Der BR habe dies auch getan. Die Rettung von CDs sei keine Rettung des musikalischen Erbes von Bach und Beethoven, sondern lediglich das verzweifelte Festhalten an einem überholten Medium.

Mächtige Medienmänner, Kampagne gegen Verlagspreis, Podcasts

1. Wie reiche Männer Meinung kaufen
(youtube.com, Jan Böhmermann, Video: 19:11 Minuten)
Jan Böhmermann beschäftigt sich in der aktuellen Ausgabe seines “ZDF Magazin Royale” mit drei mächtigen Medienmännern: “Was man dafür braucht? Viel Geld, eine Handvoll gesunden Unternehmer-Spirit und natürlich das richtige Personal, das schon zuvor mit Bravour gezeigt hat, wie man Meinungen abseits des öden Mainstreams hübsch aufbereitet.” Er startet mit Holger Friedrich und dessen Berliner Verlag und leitet dann zu Frank Gotthardt mit dessen Beteiligungen an rechtslastigen Portalen über. Am Schluss wird ein noch mächtigerer Dritter angeteasert, doch die Folge bricht mit dem Verweis auf die angeblich abgelaufene Sendezeit ab.

2. Kampagne gegen Deutschen Verlagspreis : “Nius” versus Wolfram Weimer
(tagesspiegel.de, Gerrit Bartels)
Die rechte Onlineseite “Nius” habe versucht, eine Kampagne gegen den Deutschen Verlagspreis zu starten, indem sie behauptet habe, unter den 80 Preisträgern befänden sich “linksradikale Verlage” wie der Verbrecher Verlag oder die Edition Nautilus. “Nius” habe fünf Artikel zu dem Thema veröffentlicht und offenbar auf eine Intervention von Kulturstaatsminister Wolfram Weimer gehofft, ähnlich wie im Fall des Rappers Chefket.

3. “Podcasts sind noch nicht zu Ende gelernt”
(medientage.de, Petra Schwegler)
Im Interview mit den Münchener Medientagen erklärt Maria Lorenz-Bokelberg, Gründerin der Podcast-Produktionsfirma Pool Artists, warum sie trotz mancher Grabgesänge weiter an das Hörformat glaubt. Ihr Appell: “Zieht Euch nicht alle zurück aus der Podcast-Branche! Erkundigt Euch ein bisschen, geht es im Zweifelsfall langsamer an – das ist gar kein Problem. Aber lasst uns nicht nervös machen von zwei, drei etwas lauteren Stimmen, die sich vielleicht verschätzt haben oder falsche Erwartungen hatten.”

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4. Ein inszenierter Skandal wird zur Hasswelle gegen die Zivilgesellschaft
(belltower.news, Robert Lüdecke)
“Apollo News”, ein rechts-alternatives Medienportal, habe eine Kampagne gegen die Amadeu Antonio Stiftung gestartet, nachdem eine Mitarbeiterin bei einer Veranstaltung über rechte Medien gesprochen habe. Dabei sei der Veranstaltungstitel “Rechten Medien auf die Tasten treten” bewusst als Gewaltaufruf gedeutet worden. Die Geschichte sei von anderen rechten Medien wie “Nius” und AfD-Politikern aufgegriffen und verbreitet worden, was zu einer Welle von Hassmails, Morddrohungen und antisemitischen Beleidigungen gegen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung geführt habe. Robert Lüdecke zeichnet den Ablauf der “orchestrierten Kampagne” bei “Belltower News”, das von der Amadeu Antonio Stiftung betrieben wird, nach.

5. Es geht los
(steady.page, Sebastian Esser)
In seinem Newsletter beschäftigt sich Sebastian Esser mit den Expansionsplänen des ChatGPT-Anbieters OpenAI und den damit verbundenen Risiken: “Was uns als Medien, aber besonders uns als User dabei sehr bewusst sein sollte: Was wir da machen, ist sehr gefährlich. OpenAI wird in irgendeiner Form seinen App-Partnern Zugriff auf Memory und Kontext seiner User gewähren. OpenAI weiß sehr viel über dich und mich, wenn wir die App benutzen. Dieses Wissen ist hochsensibel und sollte auf keinen Fall in falsche Hände fallen.”
Weiterer Lesehinweis: In ihrem Newsletter fragt Ingrid Brodnig: “Ist die Schmeichelei der KI ein Problem?” und warnt: “Auch wenn Menschen es tendenziell mögen, wenn sie bestätigt werden oder ihnen geschmeichelt wird, sollten wir diese Ausdrucksweise der KI-Chatbots sehr genau und kritisch beobachten.” (steady.page)

6. Wissen, was Fakt ist: CORRECTIV und GADMO starten in die zweite Phase
(correctiv.org)
Das “German-Austrian Digital Media Observatory” (GADMO), ein seit 2022 bestehendes Bündnis aus Faktencheck-Organisationen sowie Forschungseinrichtungen, starte unter dem neuen Motto “Wissen, was Fakt ist” in die zweite Projektphase. Neben der bereits aufgebauten Datenbank mit über 3.800 Faktenchecks im deutschsprachigen Raum wolle man künftig verstärkt investigative Recherchen, wissenschaftliche Analysen sowie Medienkompetenz-Angebote für Eltern und ältere Zielgruppen anbieten.

Big Brother Awards, Angriffe auf Wikipedia, Signal gegen Grok

1. Datenschützer verleihen Negativpreis an TikTok, Google und Dobrindt
(spiegel.de)
Die Big Brother Awards 2025, ein Negativpreis des Vereins Digitalcourage, gehen an Innenminister Alexander Dobrindt, Google sowie TikTok. Dobrindt werde für sein “Sicherheitspaket” mit Gesichtserkennung und Palantirs “Gotham” kritisiert, das aus Sicht der Jury Grundrechte gefährde und Daten Unbeteiligter erfasse. Google werde für den KI-Assistenten Gemini gerügt, TikTok für intransparente Algorithmen, problematische Datenübermittlungen und die Schaffung von Abhängigkeiten.

2. Wie Wikipedia sich in Kriegszeiten vor Informationsangriffen schützt
(de.ejo-online.eu, Oleksandra Yaroshenko)
Oleksandra Yaroshenko fasst die Ergebnisse einer Studie zusammen, die sich mit den Informationsangriffen auf Wikipedia im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine beschäftigt: “Insbesondere ergab die Studie, dass Artikel über den russisch-ukrainischen Krieg sowohl von pro-russischen als auch von pro-ukrainischen Accounts in hohem Maße destruktiv bearbeitet wurden. Pro-russische Redakteure versuchten, die Ukraine zu delegitimieren, während pro-ukrainische Redakteure die Niederlagen der russischen Truppen hervorheben wollten.”

3. LG Hamburg: xAI darf Unwahrheiten nicht als Fakten verbreiten
(heise.de, Falk Steiner)
Das Landgericht Hamburg habe per Einstweiliger Verfügung dem KI-Unternehmen xAI untersagt, dass dessen Chatbot Grok die falsche Behauptung verbreitet, der Verein Campact werde aus Steuermitteln finanziert. Das Gericht mache xAI für das Unterbinden solcher Unwahrheiten verantwortlich. (Die Verfügung sei jedoch nur eine Zwischenetappe. xAI könne dagegen vorgehen, und das Hauptsacheverfahren stehe noch aus.) Campact werte den Beschluss als wichtiges Signal gegen “Fake News”. Der Fall stehe exemplarisch für offene Haftungsfragen rund um Künstliche Intelligenz und Filtermechanismen.

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4. Kein Einigungswille beim rbb
(verdi.de)
Die Gewerkschaften DJV und Verdi verklagen den RBB, da seit über einem Jahr der Tarifvertrag für freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei dem öffentlich-rechtlichen Sender zwar ausverhandelt, aber nicht unterschrieben worden sei. “Mit der Klage gegen den rbb soll die Intendantin verpflichtet werden, den Tarifvertrag endlich zu unterzeichnen”, so eine Verdi-Vertreterin: “Bislang haben weder Protest noch Streiks auf der Seite des rbb für ein Einsehen gesorgt. Deshalb muss nun ein Gericht klar machen, dass ein Wortbruch Folgen hat.”

5. Vatikan warnt vor KI und Faschismus
(taz.de)
Papst Leo XIV. habe bei einem Treffen mit Nachrichtenagenturen im Vatikan seinen Appell zur Freilassung aller inhaftierten und festgehaltenen Journalistinnen und Journalisten wiederholt: “Journalismus darf nie als Straftat betrachtet werden; es ist ein Recht, das geschützt werden muss. Die freie Information ist ein Grundpfeiler der Gesellschaft, und deshalb sind wir aufgerufen, sie zu verteidigen und zu schützen.”

6. “Hart aber fair”-Tests: Louis Klamroth und der Tempel der Verdichtung
(dwdl.de, Peer Schader)
Peer Schader beschreibt, wie Moderator Louis Klamroth mit neuen Formaten wie “Press Play” und Ablegern von “Hart aber fair” jüngere Zielgruppen erreichen wolle, dabei aber oft auf Clip-Zapping, Spielereien und extreme Verdichtung setze. Schader kritisiert, dass diese Kurzformate Orientierung und Haltung vermissen lassen, ständig Namen und Konzepte wechseln und so eher Überforderung als Zugang erzeugen würden: “Vielleicht muss Klamroth mit seinen Gästen einfach mal raus aus dem Studio. Und Begegnungen mit echten Wähler:innen möglich machen. Nicht als Buzzerspiel, ohne künstliche Wohnzimmeratmosphäre, aber mit Struktur, Raum für Unvorhergesehenes – und Currywurst.”

KW 41/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Wann ist es sinnvoll, dass Medien die Herkunft eines Täters nennen?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 20:04 Minuten)
Holger Klein spricht mit Christine Horz-Ishak über die Praxis, Nationalitäten von Tatverdächtigen in Polizeimeldungen und Medien zu nennen. Die Kommunikationswissenschaftlerin meint, dies helfe niemandem außer Kräften, die den Diskurs nach rechts verschieben wollen. Das Interesse an Herkunft entstehe vor allem durch die Berichterstattung. Klein und Horz-Ishak besprechen, wie Redaktionen mit Vorwürfen der Verheimlichung umgehen, was der Pressekodex verlangt und wann die Nennung der Herkunft sinnvoll sein kann.

2. Wie funktioniert Journalismus im Gazakrieg?
(falter.at, Tim Cupal, Audio: 24:20 Minuten)
Im “Falter”-Podcast erzählt ORF-Korrespondent Tim Cupal, wie Journalismus im Gazakrieg funktioniert und wie er selbst seit dem 7. Oktober aus Israel und den Palästinensergebieten berichtet. Cupal spricht über die Grenzen seiner Arbeit ohne Zugang zu Gaza, seine Quellen, den Umgang mit der Fehlergefahr und Objektivität sowie die Belastung durch fehlendes Mitgefühl auf beiden Seiten.

3. Das Internet braucht einen Neustart
(youtube.com, Sascha Pallenberg, Video: 26:51 Minuten)
Auf der diesjährigen Digitalkonferenz DMEXCO sprach Sascha Pallenberg darüber, wie Social Media, Likes und KI-basierte Inhalte unser Verhalten sowie die Qualität der digitalen Kommunikation beeinflussen. Anhand zahlreicher Beispiele zeigt er auf, wie algorithmische Plattformlogiken Empörung, Fake-Reichweiten und toxisches Engagement befeuern. Pallenberg warnt vor einer digitalen Welt voller intransparenter Systeme und appelliert an mehr Aufklärung, Verantwortung und kreative Eigenleistung. Informativ und unterhaltsam zugleich.

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4. Chatkontrolle und fünf neue Kolleg:innen
(netzpolitik.org, Anna Biselli, Audio: 42:28 Minuten)
In der neuen Folge des Podcasts “Off/On” von netzpolitik.org sprechen Anna Biselli, Markus Reuter und Timur Vorkul vor allem über die EU-Pläne zur Chatkontrolle. Sie diskutieren über den aktuellen Stand der Pläne im Rat, den Druck aus der Zivilgesellschaft und mögliche Folgen im Trilog. Außerdem geht es um ein vietnamesisches Exilmedium, das wegen Facebook-Sperren in Finanznöte gerät.

5. Vreni Hockenjos (Kinderfotobuch-Expertin)
(wiesoweshalbwarum.podigee.io, Thomas Hartmann, Audio: 1:16:48 Stunden)
Thomas Hartmann hat mit Vreni Hockenjos, Medienwissenschaftlerin, Autorin, Kuratorin und Expertin für Kinderfotobücher, gesprochen. Themen des Gesprächs sind unter anderem die Fotobuchforschung, der Stellenwert und die Faszination von Kinderfotobüchern, Visual Literacy sowie die heutige Relevanz der Fotografie.

6. Die letzten Paparazzi
(ardmediathek.de, Carolin von der Groeben, Video: 30:40 Minuten)
“Y-Kollektiv”-Reporterin Carolin von der Groeben erkundet das Geschäft mit Promifotos und spricht dabei mit Paparazzi und Prominenten wie Jürgen Klopp. Sie zeigt, dass mit bestimmten Bildern auch heute noch hohe Summen verdient werden können. Altgediente Paparazzi sind überzeugt, dass Promis kein Recht auf Privatsphäre hätten, und finden, mit ihren Fotos würden sie VIPs helfen, “very important” zu bleiben.

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