Social-Media-Wahlkampf, Facebooks späte Reaktion, Falsche Prioritäten

1. Wie der Wahlkampf 2021 auf Social Media geführt wird
(tagesspiegel.de)
Welche Partei postet am meisten? Was sind die am häufigsten verwendeten Hashtags? Welche Politiker haben die meisten Follower? Was sind die meistgenutzten Emojis? Der “Tagespiegel” hat zusammen mit Democracy Reporting International den Wahlkampf auf Facebook, Twitter, Instagram und Youtube ausgewertet und die Ergebnisse in interaktiven Grafiken aufbereitet.

2. “Die Sternstunden des Journalismus stehen noch bevor”
(journalist.de, Henning Kornfeld)
Otto-Kommunikationschef Thomas Voigt diskutiert im “journalist”-Interview über die Herausforderungen des Journalismus beim Thema Klima und über die Frage, wo bei Projekten wie “Now”, einer Kooperation von Otto und “Geo”, die Probleme liegen.

3. Über 100 afghanische Journalisten bitten um Hilfe
(reporter-ohne-grenzen.de)
Mehr als 100 afghanische Journalistinnen und Journalisten haben anonym über Reporter ohne Grenzen einen dringenden Appell an die internationale Gemeinschaft gerichtet. Ihr Aufruf ist mit “Der Journalismus in Afghanistan ist vom Aussterben bedroht” überschrieben. Unterzeichnet haben ihn insgesamt 103 Medienschaffende: “Wir sind afghanische Journalistinnen und Journalisten verschiedener politischer Überzeugungen und Ethnien. Einige von uns sind noch arbeitsfähig. Andere verstecken sich in Kabul oder anderswo in Afghanistan. Andere sind bereits ins Ausland geflohen oder stehen kurz vor der Ausreise. Wir alle sind gezwungen, bei diesem Aufruf anonym zu bleiben. Wir wollen nicht, dass der Journalismus in Afghanistan wie von 1996 bis 2001 ausstirbt. Die Zeit drängt.”

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4. Warum jetzt, Facebook?
(zeit.de, Lisa Hegemann)
Eine Woche vor der Bundestagswahl hat Facebook 150 “Querdenken”-Kanäle gelöscht. Der Gedanke dahinter sei richtig, aber der Weg falsch, findet Lisa Hegemann: “Wieso reagiert die Plattform erst jetzt, so kurz vor der Bundestagswahl und zu einem Zeitpunkt, an dem die Bewegung deutlich an Zulauf und Bedeutung verloren hat? Tatsächlich erinnert das Vorgehen stark an den Umgang des sozialen Netzwerks mit US-Präsident Donald Trump: Jahrelang durfte er die Community-Standards ignorieren und Falschinformationen sowie Hetze in den Newsfeed von Nutzerinnen und Nutzern hineinblasen. Erst nach dem Sturm auf das Kapitol im Januar, als er die US-Präsidentschaftswahl schon verloren hatte und sein Abgang nahe war, reagierte Facebook und sperrte ihn.”

5. “Tagesschau” revidiert Bericht über AfD
(faz.net)
Die AfD hat eine Unterlassungsverpflichtung gegen die “Tagesschau” erwirkt. Die Nachrichtensendung muss einen Bericht über das Abstimmungsverhalten der AfD-Bundestagsfraktion zur Fluthilfe nachträglich umarbeiten. Es habe der Eindruck entstehen können, die AfD-Fraktion habe gegen den Aufbau des Fluthilfefonds gestimmt, “tatsächlich hatte sie in 2. Lesung einstimmig dafür votiert.” Ein Beitrag des “Tagesschau”-“Faktenfinders”, der auf den Einwand der AfD geantwortet hatte, ist derzeit offline und werde nach Angaben des NDR überarbeitet.

6. Möbelhaus schlägt Herzzentrum? Die falschen Doku-Prioritäten des ZDF
(dwdl.de, Peer Schader)
Peer Schader erinnert die Programmzuständigen der Öffentlich-Rechtlichen daran, mehr gesellschaftsrelevante Themen aufzugreifen: “Ich hab nicht den Eindruck, dass in Mainz, München und andernorts, wo Fernsehen für die Realitäten des Jahres 2021 gemacht werden soll, schon ausreichend verstanden worden ist, wie viele Beitragszahlende sich nach einem öffentlich-rechtlichen Rundfunk sehnen, der seine Prioritäten sehr viel besser zu ordnen versteht als das in den zurückliegenden Jahren der Fall war.”

KW 37: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

1. Nazi-Angriff auf Journalisten: Prozess gestartet
(ndr.de, Zapp Medienmagazin, Julian Feldmann, Video: 12:49 Minuten)
Wer als Journalist oder Journalistin die rechtsextreme Szene beobachtet, muss in der Regel einiges an Pöbeleien und Einschüchterungen ertragen. Vor drei Jahren wurde es für zwei Medienschaffende jedoch lebensgefährlich. Sie wurden von Neonazis mit Schraubenschlüssel und Messer attackiert und schwer verletzt. Julian Feldmann ist der Sache nachgegangen und stellt die Frage, warum die Justiz so lange gebraucht hat, einen Gerichtsprozess zu dem Vorfall in die Wege zu leiten.

2. Was hält eine französische Korrespondentin vom Bundestagswahlkampf?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 36:56 Minuten)
Die französische Korrespondentin Hélène Kohl berichtet seit 17 Jahren aus Berlin und hat schon die eine oder andere Bundestagswahl für französische Medien begleitet. Bei “Übermedien” unterhält sie sich mit Holger Klein über die französische Perspektive auf den deutschen Wahlkampf.

3. RTL Direkt und Murmel-Mania – Nicht viel Neues im Fernsehherbst
(sr.de, Thomas Bimesdörfer & Michael Meyer, Audio: 18:05 Minuten)
Thomas Bimesdörfer und Michael Meyer sprechen mit Thomas Lückerath, dem Chefredakteur des Fachmagazins “DWDL” und Juror beim Deutschen Fernsehpreis, über die aktuellen Auszeichnungen und schauen mit ihm zusammen auf das, was im anstehenden Fernsehherbst an neuen Formaten auf uns zukommt.

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4. Der Fall El-Hassan, Trielle und Kinderfragen
(wdr.de, Steffi Orbach, Audio: 37:42 Minuten)
Im WDR5-Medienmagazin geht es unter anderen um den Fall El-Hassan und die Auswahl von Moderatoren, Lokaljournalismus im Ahrtal, Parteiprogramme zur Medienpolitik, den Einfluss von Influencern auf die Wahlentscheidung und Facebooks aktuelle Sperre diverser “Querdenker”-Konten. Die obligatorische Medienschelte am Ende befasst sich mit Triellen und Kinderfragen.

5. Politisch unterrepräsentiert? Journalistische Initiative “Wir sind der Osten”
(br.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 25:56 Minuten)
Die journalistische Initiative “Wir sind der Osten”, die Wahlkampfberichterstattung von “Bild TV”, die Situation von Journalistinnen und Journalisten in Afghanistan sowie der Journalismus in Russland – das sind die Themen des Medienmagazins im BR.

6. Politik als Servicegesellschaft
(deutschlandfunkkultur.de, Patrick Wellinski, Audio: 18:39 Minuten)
Deutschlandfunk Kultur hat sich mit den Wahlwerbespots der großen Parteien auseinandergesetzt und sie filmisch unter die Lupe genommen: Welche Erzählungen werden entwickelt? Welche Mittel werden dafür eingesetzt? Und welche Botschaften werden subtil oder weniger subtil vermittelt? Experte im Studio ist Stefan Stuckmann, der Drehbuchautor und Showrunner der Politiksatire “Eichwald, MdB”.

Hildmann-Vertrauter packt aus, Rüge für “Bild”, Anti-Klimaschutz

1. Attila Hildmanns engster Vertrauter packt aus
(t-online.de, Lars Wienand)
Vor einigen Tagen hat die Hackergruppe Anonymous Telegram-Kanäle und Websites von Attila Hildmann vom Netz genommen. Der ehemalige Kochbuch-Autor hatte über den Messenger rechtsextremistische, antisemitische und verschwörungsideologische Inhalte an seine teilweise mehr als 100.000 Abonnenten ausgespielt. Die Anonymous-Aktion war nur deshalb möglich, weil ein ehemaliger Vertrauter und IT-Administrator Hildmanns die Daten an das Hackerkollektiv weitergegeben hatte. Jetzt hat dieser Mann vor Journalisten über die Zeit mit Hildmann, dessen Gedankenwelt und Netzwerk gesprochen.
Weiterer Lesehinweis: Facebook löscht Konten und Gruppen der Querdenken-Bewegung: “Facebook hat knapp 150 Accounts und Gruppen auf seinen Plattformen gelöscht, die zur umstrittenen Querdenken-Bewegung gehören sollen. Es ist nach Angaben des Unternehmens weltweit die erste gezielte Aktion, die sich gegen eine Gruppierung richte, die einen ‘koordinierten sozialen Schaden’ (coordinated social harm) hervorruft.” (zeit.de)

2. Erinnert ihr euch an das schreckliche Seilbahn-Unglück in Italien
(twitter.com, Niema Movassat)
Der Bundestagsabgeordnete Niema Movassat hat sich – neben einigen BILDblog-Leserinnen und -Lesern – beim Presserat über “Bild” beschwert und Zustimmung erhalten. Auf Twitter schreibt Movassat: “Erinnert ihr euch an das schreckliche Seilbahn-Unglück in Italien, bei dem ein Kind seine Familie verlor? Das Drecksblatt Bild hat nicht davor zurückgeschreckt, das Bild des Kindes abzudrucken. Ich habe mich beim Presserat beschwert – die Bild bekommt nun eine öffentliche Rüge.” In den Kommentaren wird berechtigterweise die Frage nach den Folgen diskutiert: “Wenn die Lehrerin immer nur Tadel einschreibt und das keine Konsequenzen hat, interessiert das die Jungs, die den Unterricht stören halt einen Scheiss. Also? Konsequenzen?”

3. „Nicht den Anschein erwecken, wir bevorzugen jemanden“
(deutschlandfunk.de, Sebastian Wellendorf, Audio: 6:08 Minuten)
Wie berichten die Sender des Deutschlandradios kurz vor der Bundestagswahl? Welche Politikerinnen und Politiker werden dann noch interviewt? Und wie steht es um journalistische Nebentätigkeiten? Im Gespräch mit @mediasres, dem Medienmagazin im Deutschlandfunk, spricht Friedbert Meurer, Leiter der Abteilung Aktuelles, über die Grundsätze des Senders bei der Berichterstattung kurz vor der Wahl.

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4. Warum der Fall Nemi El-Hassan die Krise des deutschen Journalismus aufzeigt
(berliner-zeitung.de, Hanno Hauenstein)
Hanno Hauenstein findet die Debatte um den WDR und die designierte “Quarks”-Moderatorin Nemi El-Hassan scheinheilig. Die Diskussion sei “Ausdruck einer inzwischen normalisierten deutschen Sehnsucht, die Deutungshoheit über Antisemitismus gegen Minderheiten in Anschlag zu bringen. Ob diese nun jüdisch, muslimisch oder links sind, scheint dabei kaum mehr eine Rolle zu spielen.” Der Beitrag ist auch deshalb empfehlenswert, weil er neue Gedanken und Perspektiven zur Bewertung des Konflikts einbringt.

5. Pressefreiheit: Wahlversprechen unter der Lupe
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen hat die Parteien zu Kernthemen rund um die Pressefreiheit befragt. Die acht “Wahlprüfsteine” behandeln etwa den Umgang mit zunehmenden gewalttätigen Übergriffen auf Journalistinnen und Journalisten, das Sanktionieren mangelnder Rechtsstaatlichkeit in EU-Staaten und die Frage, wie zwischen staatlichen Überwachungsbefugnissen und dem Recht auf vertrauliche Kommunikation im Internet abzuwägen ist. Alle der im Bundestag vertretenen Parten haben geantwortet – abgesehen von der AfD.

6. Bild: Anti-Klimaschutz-Propaganda verbreiten
(klima-luegendetektor.de)
“Bild” sprach mit dem Vorsitzenden der IG Metall über allerlei aktuelle Themen, darunter auch die arbeitsmarktrelevanten Aspekte der Klimapolitik. Die Folge war ein “Bild”-Titel mit der verzerrenden und irreführenden Schlagzeile: “IG-Metall-Boss Hofmann warnt: Klima-Schutz kostet Hunderttausende Jobs!” (siehe dazu auch unseren gestrigen Beitrag “Bild”-Verzerrung kostet richtige Klimaschutz-Aussage). Den Experten und Expertinnen des “Klima-Lügendetektors” sind noch weitere bemerkenswerte Dinge zur “Bild”-Geschichte aufgefallen.

“Bild”-Verzerrung kostet richtige Klimaschutz-Aussage

Jörg Hofmann, Vorsitzender der IG Metall, war zum Interview bei “Bild”. In dem Gespräch ging es unter anderem um die Debatte über die Anhebung des Renteneintrittsalters, um im Wahlkampf versprochene Steuersenkungen und auch um den Klimaschutz. Auf die Frage von “Bild”-Redakteur Johannes C. Bockenheimer “Industriepolitik und Klimapolitik widersprechen sich also?” antwortete Hofmann:

Nein, ich bin überzeugt, dass wir den Wandel zu einer klimaneutralen Wirtschaft schaffen können. Aber dafür brauchen die Industrie und die dort Beschäftigten jetzt Planungssicherheit, andernfalls sind weit mehr als 100 000 Jobs in Gefahr. Wenn wir aber jetzt massiv Ladesäulen bauen, in Batteriezellfabriken und Recycling investieren, eine Wasserstoffinfrastruktur aufbauen, Unternehmen davon abhalten, alles in Billiglohnländer zu verlagern und die Menschen aktiv weiterbilden, dann kann die Transformation ein Erfolgsmodell werden. Aber was wir bei Teilen der Politik und der Unternehmen erleben, ist Trägheit – und die gefährdet Arbeitsplätze.

Daraus macht die “Bild”-Redaktion heute auf der Titelseite diese Schlagzeile:

Ausriss Bild-Titelseite - IG-Metall-Boss Hofmann warnt - Klima-Schutz kostet Hunderttausende Jobs

Bei Bild.de wird aus dem “IG-Metall-Boss” zwar der “IG-Metall-Chef”, die Schlagzeile ist aber auch dort genauso verzerrend:

Screenshot Bild.de - IG-Metall-Chef Jörg Hofmann warnt - Klimaschutz kostet Hunderttausende Jobs

Online kann jeder, der sich die Mühe macht, immerhin nachlesen, dass Jörg Hofmann keineswegs findet, dass Klimaschutz per se “Hunderttausende Jobs” kosten wird, sondern dass der aus seiner Sicht richtig gemachte Klimaschutz sogar “ein Erfolgsmodell” sein kann. In der gedruckten “Bild” ist das nicht möglich. Dort ist kein Wortlautinterview erschienen, sondern nur eine Zusammenfassung Bockenheimers. Der “Bild”-Autor schreibt lediglich:

Hofmanns Sorge: Es sind “weit mehr als 100 000 Jobs in Gefahr!”

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Afghanistan, Auskunft über Vonovia-Deal, Laschet in Kinderfernsehfalle

1. Afghanische Journalisten nicht im Stich lassen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Grundsätzlich begrüßt Reporter ohne Grenzen die pauschale Aufnahmezusage des Innenministeriums für mehr als 2.000 schutzsuchende Menschen aus Afghanistan, unter ihnen auch Journalistinnen und Journalisten. Dies reiche jedoch nicht aus: “Denn Überlegungen, die Sicherheitsüberprüfungen in Kabul durchführen zu lassen, sind angesichts der Lage vor Ort weltfremd. Für viele bedrohte Medienschaffende in Afghanistan schwindet gerade die Hoffnung, einem der größten Feinde der Pressefreiheit weltweit noch zu entkommen.”

2. Eilantrag erfolgreich: Land Berlin muss Auskunft zu Vonovia-Deal geben
(fragdenstaat.de, Arne Semsrott)
Monatelang habe sich die SPD-geführte Finanzverwaltung in Berlin gegen Transparenz gewehrt, jetzt müsse sie Details zum umstrittenen Milliarden-Deal mit den Wohnungsunternehmen Vonovia und Deutsche Wohnen veröffentlichen. Das meldet die Transparenz-Offensive “FragDenStaat”, die dafür beim Berliner Verwaltungsgericht einen Eilantrag auf Basis des Landespressegesetzes eingereicht hatte. Vorherige Versuche, an Informationen zu gelangen, hatten nicht gefruchtet.

3. Der Fall Nemi El-Hassan und die blinden Flecke
(uebermedien.de, Andrej Reisin)
Eigentlich sollte die Fernsehmoderatorin Nemi El-Hassan demnächst die WDR-Wissenschaftssendung “Quarks” übernehmen. Nachdem bekannt geworden war, dass sie im Jahr 2014 an der Al-Quds-Demonstration teilgenommen hat, ruht der Vorgang allerdings. Für “Übermedien” hat Andrej Reisin die nicht einfache Angelegenheit aus verschiedenen Perspektiven betrachtet: “Wir müssen uns streiten!”

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4. AfD kündigt juristische Schritte gegen “Tagesschau” an
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Die “Tagesschau” hat durch eine nachlässige Formulierung den Eindruck erweckt, die AfD hätte sich gegen die Einrichtung eines Wiederaufbaufonds für die Flutgebiete ausgesprochen. Es war jedoch im sogenannten Omnibusverfahren gleichzeitig über zwei verschiedene Gesetze abgestimmt worden. Bei der Schlussabstimmung hatte sich die AfD enthalten. Die AfD-Fraktion hat nun angekündigt, juristische Schritte gegen die “Tagesschau” einzuleiten, und fordert, die Behauptung, die Fraktion habe der Fluthilfe nicht zugestimmt, richtigzustellen und nicht weiter zu verbreiten.

5. Hält Facebook kritische Studien zurück?
(meedia.de, Frank Puscher)
“Facebook weiß laut vorliegender Unternehmensdokumente, dass Instagram für Teenager-Mädchen toxisch ist”, schreibt das “Wall Street Journal” (nur mit Abo lesbar). Frank Puscher hat den Bericht gelesen: “Es geht vor allem um junge Mädchen und es geht in erster Linie um deren Wahrnehmung des eigenen Körpers. Die permanente Zurschaustellung, perfekt durchtrainierter und proportionierter Körper von Fitness- und Beauty-Influencerinnen, führt augenscheinlich dazu, dass die jungen Damen zusehends mit dem eigenen Körper unzufrieden sind.”

6. Die Kinderfernsehfalle: Wie Laschet im Schülerinterview zum dünnhäutigen Grummelonkel wurde
(rnd.de, Imre Grimm)
Imre Grimm kommentiert den Besuch Armin Laschets in der ProSieben-Sendung “Late Night Berlin” und das dort durchgeführte Kinderinterview: “Gewiss ist das Ziel des Formats kein echter Erkenntnisgewinn für Kinder, sondern eine sorgsam orchestrierte Blamage zur Beömmelung Erwachsener. Trotzdem war die Außenwirkung von Laschets hilflosem Strampeln verheerend. Statt auf Augenhöhe mit den Kindern zu sprechen, wirkte er wie ein huldreicher Großonkel zweiten Grades, der auf einer Familienfeier ein paar passiv-aggressive Pflichtworte mit dem Kleingemüse wechselt, damit die Gattin hinterher nicht schimpft, er habe den ganzen Abend nur schmollend in der Ecke gesessen und Zigarillos geraucht.”
Weiterer Lesehinweis: Beim “Spiegel” erklärt Marco Wedig, was ihn an dem Format stört und wie beim “Spiegel” bei Kinderinterviews vorgegangen wird: “Mich hätte beim ‘Late Night Berlin’-Gespräch mit Laschet zum Beispiel mehr interessiert, ob Pauline und Romeo einen Luftfilter in ihrer Klasse haben und was Herr Laschet dazu gesagt hätte.” Auf Twitter antwortet Medienkritiker Stefan Niggemeier dem Autor unter anderem: “Man kann diese waghalsige Mischung aus Ernst und Unernst auch kritisieren. Ich find’s nur schwer, diese Kinder-Interviews mit euren zu vergleichen, ohne darauf hinzuweisen, dass die Ziele im Zweifel andere sind, und die Methoden sehr offenkundig auch.”

Debatte um “Quarks”-Moderatorin, Migration, Baut Barrieren ab

1. Debatte um “Quarks”-Frau
(taz.de, Peter Weissenburger)
Die Fernsehmoderatorin Nemi El-Hassan sollte eigentlich demnächst durch die WDR-Wissenschaftssendung “Quarks” führen, doch damit wird es vorerst nichts. Nachdem bekannt geworden war, dass El-Hassan vor sieben Jahren an einer israelfeindlichen, antisemitischen Demo teilgenommen hat, setzte der WDR den geplanten Moderationsstart aus. Peter Weissenburger erklärt, um was es bei den Vorwürfen geht.

2. Die Krux mit der digitalen Transformation
(netzpolitik.org, Jana Ballweber)
Mit einer Subvention von 220 Millionen Euro wollte das Bundeswirtschaftsministerium die digitale Transformation der deutschen Zeitungs- und Zeitschriftenverlage unterstützen, doch dazu kam es nicht. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) musste das Projekt kurz vor der Auszahlung einstampfen. Es bestanden verfassungsrechtliche Bedenken, Onlinemedien sahen sich benachteiligt, und auch der Bundesrechnungshof habe das Konzept “komplett zerlegt”. Nun erbe die neue Bundesregierung das Problem.

3. Unsere Arbeit in Afghanistan wird nicht mit Regierungsgeldern finanziert
(aerzte-ohne-grenzen.de)
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen korrigiert die wiederholten Aussagen von Seiten der Politik, sie erhalte für ihre humanitäre Hilfe in Afghanistan Regierungsgelder. Zuletzt habe dies der CSU-Landesgruppenchef im Deutschen Bundestag Alexander Dobrindt vorgestern im TV-“Vierkampf” der kleineren Parteien behauptet. Die Organisation stellt klar: “Ärzte ohne Grenzen nimmt für seine humanitäre Hilfe in Afghanistan keine Gelder von Regierungen an, auch nicht von der deutschen Bundesregierung. Die Arbeit wird ausschließlich mit privaten Mitteln finanziert. Nur so können die drei Grundprinzipien – Unparteilichkeit, Neutralität und Unabhängigkeit – nach denen die Organisation arbeitet, gewährleistet werden. Die Einhaltung dieser Prinzipien ist die wichtigste Grundlage der humanitären Arbeit und gewährleistet die Sicherheit der Patient*innen und Mitarbeitenden vor Ort.”

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4. Kompetent über Migration berichten
(verdi.de, Bärbel Röben)
Beim Thema Migration fehlt es Medienschaffenden oft an Fachwissen. Abhilfe soll das kostenfrei verfügbare UNESCO-Handbuch “Reporting on Migrants and Refugees” schaffen, das im Dortmunder Erich-Brost-Institut für internationalen Journalismus erarbeitet wurde. Bärbel Röben hat sich das Handbuch angeschaut, das wertvolle Informationen liefere, jedoch leider nur in englischer Sprache erhältlich sei.

5. Baut die Barrieren ab!
(uebermedien.de, Andrea Schöne)
Gerade in Katastrophenfällen ist eine barrierefreie Berichterstattung enorm wichtig. Daran mangelt es jedoch, wie sich zuletzt schmerzlich bei der Hochwasserkatastrophe im Kreis Ahrweiler zeigte. Es sei Zeit, dass deutsche Medien ihr alltägliches Programm und auch ihre Notfallkommunikation neu denken, findet Andrea Schöne bei “Übermedien” und hat dazu einen Katalog mit Wünschen aufgestellt.

6. Die Kanzlerin und die Medien
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers, Audio: 7:14 Minuten)
Der Deutschlandfunk schaut auf 16 Jahre Angela Merkel als Bundeskanzlerin und ihr Verhältnis zu den Medien zurück: Hat sie sich zu oft zu rar gemacht? Hätte sie ihre Politik in Interviews besser erklären müssen? Wurde meistens zu wohlwollend berichtet?

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Eckstein, Eckstein, niemand wird versteckt sein

Eine momentan ganz beliebte Erzählung von Politikern der CDU und CSU geht so: Die SPD und ihr Spitzenkandidat Olaf Scholz sollen die prominenten Vertreter des linken Parteiflügels verstecken, damit diese mit ihren Ideen und Aussagen nicht Scholz’ erfolgreichen Wahlkampf torpedieren können. Das SPD-Führungsduo Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans sollen genauso wie der ehemalige Juso-Chef und heutige stellvertretende Bundesvorsitzende Kevin Kühnert also nicht in die Öffentlichkeit gelassen werden.

Gestern Abend in der “Bild-TV”-Sendung “Viertel nach Acht” hat sich “Bild”-Moderatorin Nena Schink dieser Erzählung angeschlossen:

Der eigentliche Erfolg von Olaf Scholz war doch gar nicht gestern im Triell die Leistung, nein, der eigentliche Erfolg von Olaf Scholz ist, wie er seine Leute im Griff hat. Ich meine, dass Saskia Esken die Einladung zu Anne Will ausschlug, das ist der große Erfolg von Olaf Scholz. Und das ist das, wofür man ihn loben sollte: Dass er es schafft, Enteignungs-Kevin, Versteck-mich-Saskia und den Corona-Hampelmann Lauterbach einfach zu verstecken und damit auch die linken Phantasien.

“Bild”-Chef Julian Reichelt, der ebenfalls in der “Bild-TV”-Sendung sitzt, erzählt zwar, dass Kevin Kühnert aus dem Vorwurf “ein teilweise sehr unterhaltsames Spiel” mache, indem er bei Twitter regelmäßig darauf hinweist, in welcher Talkshow er sich diesmal versteckt; aber auch Reichelt sagt:

Ich habe ja auch das Gefühl, dass das durchaus bewusst ist, dieses Verstecken von manchen Figuren, die vielleicht nicht wirklich zum sehr geschmeidigen, sehr bürgerlichen Auftritt von Olaf Scholz passen wird.

Da haben Recherche-Julian und Fakten-Hampelfrau Schink entweder so gar nicht aufgepasst und einfach nur ahnungslos irgendwas nachgeplappert. Oder sie wissen es eigentlich besser und erzählen bewusst etwas Falsches. Denn dass Saskia Esken, Norbert Walter-Borjans, Kevin Kühnert und Karl Lauterbach “einfach versteckt” werden, ist schlicht Blödsinn. Hier mal eine kleine Übersicht, nur aus dem bisher 14 Tage alten September:

Man kann die SPD und die Vertreter des linken Parteiflügels gern völlig daneben finden. Man sollte dann aber nicht irgendwelche Unwahrheiten über sie verbreiten.

***

Offenlegung: Für unser Buch “Ohne Rücksicht auf Verluste” hat Kevin Kühnert das Nachwort geschrieben.

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Townhall vs. Triell, Obrigkeitshöriges Genre, Attila Hildmann offline

1. Mehr Erkenntnisgewinn durch Wählerfragen
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Christina Holtz-Bacha & Christoph Sterz, Audio: 5:57 Minuten)
Schon während des zweiten TV-Triells gab es in den Sozialen Medien Kritik am Moderatorenteam. Bei Oliver Köhr (ARD) und Maybrit Illner (ZDF) habe hinsichtlich der Diskussionsführung Chaos und Uneinigkeit geherrscht. Außerdem seien wesentliche Themen nicht berücksichtigt worden. Die Kommunikationswissenschaftlerin Christina Holtz-Bacha bevorzugt ein sogenanntes Townhall-Format wie die “Wahlarena” in der ARD, wo Wählerinnen und Wähler Fragen stellen können: “Das ist viel lehrreicher, da geht es mehr um die alltäglichen Probleme der Wählerschaft.”

2. “Wahres Tatsachensubstrat”
(arminwolf.at)
Der österreichische “Kurier” druckte im Januar ein ganzseitiges Inserat mehrerer Vereine ab, die sich gegen die Corona-Maßnahmen wandten. In einem Kommentar distanzierte sich die Zeitung von den Inhalten. Man habe sich trotzdem zum Abdruck entschieden, da “wir Meinungsfreiheit für ein unantastbares Gut halten”. Als Armin Wolf den “Kurier” dafür auf Twitter kritisierte, flatterte ihm Anwaltspost von den Leuten ins Haus, die offenbar hinter dem Inserat stehen.

3. Die Verantwortung der Krimi-Autor*innen: Einige Forderungen an ein obrigkeitshöriges Genre
(54books.de, Till Raether)
Der Schriftsteller Till Raether verfasst unter anderem Kriminalromane. In einem bemerkenswert offenen Text spricht er über die Zweifel an seinem Umgang mit dem Genre. Zu Beginn seiner Laufbahn als Krimi-Autor sei er zwei Irrtümern aufgesessen: “Irrtum 1: Das Genre Kriminalroman enthebt mich als Autor von der Verantwortung, mich mit der Realität des von mir benutzten Materials auseinanderzusetzen, weil Genre sich aus Fiktionalitäts-Markern zusammensetzt. Irrtum 2: Polizei ist cool. Denn: Die Waffen. Die Uniformen. Die Büros. Das Blaulicht. Die Rituale. Die Ermächtigung. Die Gewalt.” Lesenswert für jeden Krimi-Fan, da es neue Perspektiven öffnet.

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4. Der engste Vertraute zerstört Attila Hildmann
(t-online.de, Lars Wienand)
Die Hacker-Gruppe Anonymous hat Telegram-Kanäle und Websites von Attila Hildmann vom Netz genommen. Der ehemalige Kochbuch-Autor hatte über den Messenger rechtsextremistische, antisemitische und verschwörungsideologische Inhalte an seine teilweise mehr als 100.000 Abonnenten ausgespielt. Die Aktion wäre nicht möglich gewesen ohne den ehemaligen IT-Administrator Hildmanns, der die Zugangsdaten an das Hacker-Kollektiv weitergab.

5. Journalisten klagen gegen Bayern
(verdi.de)
Vier Journalisten klagen gegen den Freistaat Bayern. Die Pressevertreter waren am 9. September auf dem Gelände der Internationalen Automobil-Ausstellung von Polizeibeamten angehalten, kontrolliert und in Gewahrsam genommen worden – trotz mehrfacher Hinweise auf ihre Akkreditierungen, der bereits am Eingang erfolgten Kontrolle und des Vorzeigens ihrer Presseausweise. Der sie vertretende Rechtsanwalt kommentiert: “Freiheitsentziehung und Durchsuchung sind schwerwiegende Grundrechtseingriffe, erst Recht gegenüber Pressevertretern. Die Polizei ist dabei insbesondere an den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gebunden. Da die Polizei München keine Einsicht zeigt, wird sie die rechtliche Grundlage für ihr Vorgehen nun dem Verwaltungsgericht erläutern müssen.”

6. klimaneutral
(journalist.de, Sebastian Pertsch & Udo Stiehl)
Sebastian Pertsch und Udo Stiehl werfen im Rahmen ihres Projekts “Floskelwolke” einen sprach- und medienkritischen Blick auf vielbenutzte Formulierungen. Diesmal kritisieren sie den inflationär verwendeten Begriff “grün” und das Wort “klimaneutral”.

Weniger Verschwörungsgeraune wagen!

In Dänemark sind vor ein paar Tagen die letzten Corona-Beschränkungen aufgehoben worden. Oder wie die “Bild”-Redaktion online titelt:

Screenshot Bild.de - Alle Beschränkungen aufgehoben - Wow! Die Dänen impfen sich frei - Corona keine gesellschaftskritische Krankheit mehr - 73 Prozent haben vollständigen Schutz

“Bild”-Redakteur Jan W. Schäfer, Leiter des Politikressorts, fordert auch sogleich in einem Kommentar:

Screenshot Bild.de - Kommentar zu Corona-Massnahmen - Mehr Dänemark wagen

Denn, so behauptet es die “Bild”-Redaktion in einem weiteren Beitrag, in Deutschland sieht es beim Impfen doch ganz ähnlich aus wie in Dänemark:

Screenshot Bild.de - Epidemiologe Klaus Stöhr erklärt - Darum macht Dänemark auf und wir nicht - trotz ähnliche Impfquote

Das ist eine etwas überraschende Behauptung. Dänemark gehört nach Portugal, Island, Malta und Spanien zu den Ländern Europas mit der höchsten Impfquote. Zwischen Dänemark und Deutschland liegen noch Irland, Finnland, Frankreich, Belgien, Italien, Norwegen, Großbritannien, San Marino, die Niederlande, Schweden, Monaco und Andorra. Oder anders gesagt: Es besteht durchaus ein gewisser Unterscheid zwischen den Impfquoten in Dänemark und in Deutschland.

Der Bild.de-Artikel befindet sich zwar hinter der “Bild-plus”-Paywall, doch auch davor kann man ohne Abo schon lesen, wie “ähnlich” die Impfquote ist:

Dänemark jubelt. Ab heute fallen bei unserem nördlichen Nachbarn alle Corona-Beschränkungen.

Corona wird nicht länger als “gesellschaftskritische Krankheit” kategorisiert. Diese Kategorisierung machte die Einführung bestimmter Regeln – wie beispielsweise die Maskenpflicht oder ein Versammlungsverbot – überhaupt erst möglich.

Spannend: Die Quote der vollständig Geimpften liegt in Dänemark bei 73,5 Prozent – also gar nicht so viel höher als in Deutschland (61,8 Prozent).

Das ist eine Differenz von 11,7 Prozentpunkten. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung Deutschlands also etwa 9,7 Millionen Menschen, die sich noch vollständig impfen lassen müssten, damit hier eine Impfquote wie in Dänemark erreicht wird. Dem offiziellen “Impfdashboard” zufolge werden derzeit in Deutschland im Schnitt etwa 180.000 Impfungen pro Tag durchgeführt. Um bei diesem Tempo 9,7 Millionen Menschen vollständig zu impfen, würde es also noch Monate dauern.

Auch bei den Über-60-Jährigen, also der von Corona besonders gefährdeten Gruppe, gibt es beim Impfen einen deutlichen Unterschied zwischen Dänemark und Deutschland. Das steht so auch im Bild.de-Artikel:

Mehr als 96 Prozent aller Menschen über 60 Jahren sind in Dänemark vollständig geimpft. Heißt: In Dänemark sind fast alle Menschen, die häufiger schwer erkranken und sogar sterben, geschützt!

Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Impfquote bei den Älteren über 60 Jahre bei gerade einmal 83 Prozent.

Dass die “Bild”-Redaktion es dennoch so darstellt, als wäre die Impfsituation in Deutschland angeblich eine “ähnliche” wie in Dänemark, in Deutschland aber die “epidemische Lage von nationaler Tragweite” verlängert wird, während in Dänemark alle Corona-Maßnahmen aufgehoben werden, passt zur generellen Corona-Berichterstattung der Redaktion. Da behauptet dann beispielsweise Kai Weise, eine der zentralen Figuren beim neuen “Bild”-TV-Sender, dass die Bundesregierung “offenbar Spaß dabei” habe, Ungeimpfte auszugrenzen und sie “zu Aussätzigen, zu Menschen zweiter Klasse” zu machen. Die Regierung habe “einen ungehörigen Spaß, die Leute zu knechten”. Chefredakteur Julian Reichelt sieht eine “berauschende Angst-Politik, die Politikern so viel Zugriff gegeben hat, dass sie davon gar nicht mehr lassen können”. Er behauptet, “die Politik möchte gar keinen Ausweg aus der Pandemie aufzeigen. Sie möchte diesen Zustand erhalten”. Und auch “Bild”-Meinungschef Filipp Piatov behauptet, dass man bei der Bundesregierung den Eindruck habe, dass sie gar nicht aus dem Lockdown heraus wolle.

Dieses Geraune in den “Bild”-Medien ist kaum noch zu unterscheiden von den Verschwörungserzählungen in den einschlägigen Telegram-Kanälen.

Mit Dank an @RalphGoldmann für den Hinweis!

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Festgehalten bei der IAA, Pferderennen?, Deutsche Gedichte

1. Warum muss Marion Brasch pausieren, aber Jörg Thadeusz nicht?
(daniel-bouhs.de)
Wenn sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des rbb in Wahlkämpfen aktiv beteiligen, sollen sie eigentlich nicht auftreten dürfen. Bei den rbb-Moderatoren Marion Brasch und Jörg Thadeusz kam es zu derlei Kollisionen: Brasch hatte sich in einer Anzeige mit anderen Kulturschaffenden für den Linken-Politiker Klaus Lederer eingesetzt. Von Thadeusz ist in einem Magazin des Berliner Landesverbands der FDP ein Text über das “Frei sein” erschienen. Im Medienmagazin von radioeins erklärt rbb-Chefredakteur David Biesinger die Beweggründe der Geschäftsleitung, Brasch pausieren und Thadeusz weitermachen zu lassen.

2. “taz”-Journalist bei Protesten gegen IAA von Polizei festgehalten – Journalistenverbände empört
(rnd.de)
Ein Journalist der Tageszeitung “taz” ist bei Protesten gegen die Automesse IAA in München im Umfeld einer Hausbesetzung zeitweise von der Polizei festgehalten worden. Nach mehr als drei Stunden in Gewahrsam sei er wieder freigelassen, jedoch von der weiteren Berichterstattung ausgeschlossen worden. Die Polizei habe ihm ein Betretungsverbot für alle Veranstaltungsflächen der IAA erteilt. Der Deutsche Journalisten-Verband bezeichnet auf Twitter das Vorgehen der Polizei als “unerhört”.

3. Der Westen wird in Schwelm verteidigt
(uebermedien.de, Sebastian Weiermann)
Das Städtchen Schwelm ist nicht der Ort, in dem man “Bild”-Chef Julian Reichelt am Vorabend des 11. September erwartet, um über Weltpolitik zu reden. Aber wenn ein befreundeter Axel-Springer-Manager dort für die CDU kandidiert, macht sich Reichelt schon mal auf die Reise. Sebastian Weiermann hat sich die Veranstaltung für “Übermedien” angeschaut, bei der jedoch nur 40 Menschen anwesend waren.

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4. Schlägt in diesem Wahljahr die Stunde des politischen Journalismus?
(fachjournalist.de, Silke Liebig-Braunholz)
Der “Fachjournalist” hat sich mit Justus von Daniels vom Recherchenzentrum “Correctiv” über den Bundestagswahlkampf und den politischen Journalismus unterhalten. Von Daniels spricht sich für mehr inhaltliche Schwerpunkte in der Berichterstattung aus, gibt jedoch zu bedenken: “Das Problem ist, dass solche Formate oft punktuell sind und viele das nicht mitbekommen. Was da helfen könnte, sind verständliche Übersichten oder Dossiers. Die müssen allerdings gut kuratiert sein und nicht einfach nur verwandte Themen bündeln. Da sollten wir alle in der Branche mehr Kreativität üben, auch was die grafische Aufbereitung von Themen angeht.”

5. Wahlkampf als politisches Pferderennen
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Stefan Fries, Audio: 18:48 Minuten)
Müssen wir bei der Wahlkampfberichterstattung US-amerikanische Verhältnisse samt Horse-Race-Journalismus befürchten, der sich an die Sportberichterstattung anlehnt? Trotz aller Entwicklungen in diese Richtung sei dies nicht zu befürchten, finden zwei Kommunikationswissenschaftler und Wissenschaftlerinnen im Deutschlandfunk: “Die Situation in Deutschland sei damit nicht zu vergleichen. Und die Forscher weisen auch darauf hin, dass das politische System in Deutschland einer zu starken Personalisierung ohnehin entgegenstehe, schließlich wählten die Menschen mit der entscheidenden Stimme Parteien und keine Kanzler.”

6. AfD-Chef Chrupalla will, dass Schüler mehr deutsche Gedichte lernen – kennt aber selbst keins
(spiegel.de)
AfD-Chef Tino Chrupalla hat in einem Interview mit der Kindernachrichten-Sendung “logo!” gefordert, Schülerinnen und Schüler sollten mehr “deutsche Gedichte” lernen. Als der Kinderreporter Chrupalla nach dessen Lieblingsgedicht fragte, geriet dieser ins Schwimmen: “Mein Lieblingsgedicht ist … öhm … Da müsste ich jetzt mal überlegen, fällt mir jetzt gar keins ein.”

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