Archiv für Juli, 2025

Mohammed-Zeichnung, Deepfakes und Erinnerungskultur, Neue Meta-Abos

1. Wegen Mohammed-Zeichnung verhaftet
(taz.de, Wolf Wittenfeld)
Das türkische Satiremagazin “Leman” habe kürzlich “eine völlig harmlose Zeichnung von Mohammed, der im Himmel auf Moses trifft”, veröffentlicht. Daraufhin hätten am Montagabend Islamisten die Redaktion angegriffen, schreibt Wolf Wittenfeld: “Videos zeigen, wie eine aufgehetzte Menge am Montagabend mitten im Istanbuler Ausgehbezirk Beyoğlu schreiend und Steine werfend gegen ein Haus anstürmten, in dem sich die Redaktion von Leman befindet. Die Polizei war präsent, griff aber nicht ein. Stattdessen stürmten andere Polizisten die Redaktion, nahmen den Zeichner und drei weitere Mitarbeiter von Leman fest und besetzten das Gebäude.” Der Chefredakteur von “Leman” sagt, dass es sich nicht um eine Karikatur des Propheten Mohammed handele, sondern um eine zur Versöhnung aufrufende Zeichnung. Das Bild sei absichtlich falsch interpretiert worden.

2. Kartellamt erlaubt Verkauf von SWMH-Regionalzeitungen im Südwesten
(tagesspiegel.de)
Das Bundeskartellamt habe trotz eigener Bedenken den Verkauf mehrerer Regionalzeitungen der Südwestdeutschen Medienholding an die Neue Pressegesellschaft genehmigt. Damit entstehe in Baden-Württemberg ein klar dominierender Verlag. Kritiker wie der Deutsche Journalisten-Verband würden vor einer weiteren Medienkonzentration und dem möglichen Abbau journalistischer Arbeitsplätze warnen.

3. Ein kleiner Klick für Dich, ein großer Klick für Mark Zuckerberg
(digitalpolitik.ghost.io, Markus Beckedahl & Michael Kolain)
“Für 100 Euro Instagram werbefrei und der ganze Scheiß bleibt trotzdem?” Meta zwinge Nutzerinnen und Nutzer von Instagram und Facebook in der EU aktuell, entweder ein kostenfreies, aber datenbasiertes personalisiertes Werbemodell oder ein werbefreies Abo für 7,99 Euro im Monat abzuschließen. Der vorgebliche Grund sei der Digital Markets Act, der mehr Datenschutz und Wahlfreiheit schaffen soll. In der Praxis werde dies jedoch durch undurchsichtige Einwilligungsabfragen (“Pay or Consent”) untergraben.

Bildblog unterstuetzen

4. Wieviel Deepfake verträgt Erinnerungskultur?
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 28:29 Minuten)
Alexander Matzkeit spricht mit Deborah Schnabel, Direktorin der Bildungsstätte Anne Frank, über den Einsatz von sogenannten KI-Reenactments in Geschichtsformaten wie den “Deepfake Diaries” des ZDF. Das Gespräch kreist um die Fragen, wie solche Technologien sinnvoll gegen geschichtsrevisionistische Tendenzen eingesetzt werden können. Außerdem diskutieren die beiden darüber, wie Erinnerungskultur in einer vielfältigen Migrationsgesellschaft vermittelt werden kann.

5. ARD schützt ihre Inhalte vor KI
(verdi.de, Volker Nünning)
Die ARD habe beschlossen, KI-Anbietern wie OpenAI und Google zu verbieten, Inhalte ihrer Webseiten zum Training von KI-Systemen zu nutzen. Man habe deshalb einen technischen Nutzungsvorbehalt eingebaut. Ziel sei es, Regeln für die sachgemäße Nutzung öffentlich-rechtlicher Inhalte in KI-Anwendungen zu verhandeln. Kritiker würden jedoch warnen, dass dadurch die Auffindbarkeit der Inhalte leiden und der öffentlich-rechtliche Journalismus geschwächt werden könnte.

6. Was krabbelt da?
(npj.news)
Bei NPJ.news, der “zentralen Online-Plattform für Nonprofit-Journalismus im deutschsprachigen Raum”, werden regelmäßig innovative, gemeinwohlorientierte Journalismusprojekte vorgestellt. In der aktuellen Folge geht es um “Was krabbelt da?”, ein Projekt, das mit Kameratechnik und Künstlicher Intelligenz das Leben von Insekten dokumentiert und damit neue Erzählformen über Biodiversität schaffe. Ziel sei es, Aufmerksamkeit für das Insektensterben zu wecken und dessen Bedeutung für Klima und Ökosystem journalistisch greifbar zu machen.

RTL will Sky schlucken, Werbegelder für rechte Influencer, Whistleblower

1. RTL schluckt Sky Deutschland
(verdi.de, Günter Herkel)
Günter Herkel kommentiert den Versuch von RTL, den Bezahlsender Sky Deutschland zu übernehmen und damit zur Nummer drei im deutschsprachigen Streamingmarkt aufzusteigen, hinter Netflix und Amazon. Die Fusion solle RTL helfen, im Wettbewerb mit US-Plattformen zu bestehen, müsse aber noch von der EU-Kommission genehmigt werden. Herkel merkt kritisch an, dass die RTL-Mutter Bertelsmann durch die Abwicklung von Gruner + Jahr bereits zuvor journalistische Vielfalt geopfert habe.

2. Trump will Journalisten zur Offenlegung von Quellen drängen
(spiegel.de)
US-Präsident Donald Trump habe Journalistinnen und Journalisten von CNN und der “New York Times” mit Zwangsmaßnahmen gedroht, sollten sie ihre Quellen zu Berichten über US-Angriffe im Iran nicht offenlegen. In einem Fox-News-Interview habe Trump gesagt, seine Regierung werde Reporter zur Preisgabe ihrer Informanten drängen. Das sei ganz einfach: “Du gehst zum Reporter und sagst: Nationale Sicherheit, wer hat es dir gegeben? Das musst du tun, und ich vermute, wir werden so etwas tun.”

3. Haribo macht Kinder froh – und rechte Influencer ebenso
(taz.de, Jost Maurin)
Immer wieder würden große Unternehmen wie Haribo, FreeNow und die Investitionsbank Berlin unbeabsichtigt Werbung auf rechtsextremen YouTube-Kanälen schalten, was auf automatisierte Systeme wie Google Ads zurückzuführen sei. Das Problem: Die Werbung verschaffe den Kanälen nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch den Anschein gesellschaftlicher Akzeptanz und fördere so die Radikalisierung im Internet.

Bildblog unterstuetzen

4. Funke ver­kauft mit Lin­kla­ters acht Zeit­schrif­t­en­titel an Klambt
(lto.de)
Die Funke Mediengruppe verkaufe acht ihrer Zeitschriften, darunter Regenbogenblätter wie “Die Aktuelle” und “Das Goldene Blatt”, an die Mediengruppe Klambt. Damit setze Funke seine strategische Neuausrichtung fort, nachdem der Konzern zuvor prominente Titel wie “Brigitte” und “Gala” von RTL übernommen habe. Klambt übernehme auch 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Transaktion stehe jedoch noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die Kartellbehörden.

5. Journalisten von Radio Free Europe freigelassen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Wie die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) mitteilt, haben Russland und Belarus zwei Journalisten von Radio Free Europe nach mehrjähriger Haft freigelassen. RSF fordert weiterhin die Freilassung aller Medienschaffenden in Russland und Belarus, wo Dutzende Journalistinnen und Journalisten in Haft sitzen.

6. Zwei Jahre Hinweisgeberschutzgesetz – Whistleblowing bleibt eine Gratwanderung mit hoher Absturzgefahr
(whistleblower-net.de)
Das Whistleblower-Netzwerk nimmt einen aktuellen Fall zum Anlass, auf eine baldige Nachbesserung der Regelungen zum Hinweisgeberschutzgesetz zu drängen: “Der aktuelle Fall zweier VW-Manager, der am 24. Juni 2025 vor dem Arbeitsgericht Braunschweig verhandelt wurde, verdeutlicht: Die praktische Umsetzung des Gesetzes wirft viele ungeklärte Rechtsfragen auf – mit potenziell gravierenden Folgen für Whistleblower.”

Blättern:  1 2