Archiv für Januar 26th, 2021

“Bild”-Experte Marcel Reif ist “kein großer Gewaltanhänger”, aber …

In der “Bild TV”-Sendung “Reif ist live”, in der zwischen zwei Gläsern Müllermilch auch über Fußball gesprochen wird, ging es gestern unter anderem um Breel Embolo. Der Stürmer von Bundesligist Borussia Mönchengladbach soll Gast einer (in Corona-Zeiten) illegalen Party mit 23 Personen gewesen sein. Embolo bestreitet das. Er habe sich lediglich in einer angrenzenden Wohnung eines Freundes aufgehalten, so der Fußballer. Die Polizei sagt hingegen, Embolo sei von der Party über ein Dach in diese Wohnung geflüchtet.

“Bild”-Experte Marcel Reif findet, Breel Embolo sollte für den Besuch der Party mal ordentlich verprügelt werden. In seiner “Bild”-Sendung sagt er zu Moderator Walter M. Straten:

Wissen Sie, was mir gefallen würde? Wenn die in der Kabine in Gladbach, und ich könnte mir gut vorstellen, dass das so ist, also zu meiner Zeit, als ich ein bisschen gekickt habe, war das noch so, es gab so eine bestimmte innere Hygiene, um es mal sehr vorsichtig und sehr freundlich auszudrücken, in der Kabine. Also nach dem Motto: Trainer, könnten Sie mal kurz rausgehen? Wir brauchen mal fünf Minuten. Und dann macht man ein bisschen die Musik laut. Und dann wurde demjenigen mitgeteilt mit relativ klaren, auch nonverbalen Mitteln, was geht und was nicht geht.

Und wie reagiert “Bild”-Sportchef Walter M. Straten? Ist er empört, dass Marcel Reif zu Gewalt in der Gladbacher Kabine aufruft? Wundert er sich wenigstens, was Reif da so vorschlägt? Nee. Straten findet’s “spannend”:

Hui, das klingt ja spannend. Nonverbale Mittel. Also Gladbach äh …

Reif unterbricht ihn:

Ja, Körpersprache.

Wieder Straten:

Klassenkeile hat man in der Schule gesagt.

Marcel Reif versucht anschließend noch, seine Aussage wieder etwas einzufangen. Auf einmal geht es nicht mehr um laute Musik in der Kabine und um “nonverbale Mittel”, sondern eher um eine lustige Schneeballschlacht. Ein “großer Gewaltanhänger” sei er ja sowieso nicht, sagt Reif:

Also das könnte ich mir gut vorstellen. Ehrlich gesagt, ich bin kein großer Gewaltanhänger und kein Gewalttäter im Inneren, aber so eine kleine Abreibung, draußen liegt Schnee, so mal richtig einseifen und sagen: “Sag mal, hallo? Hallo, wach? Wie wär’s?” Nicht verkehrt.

Mit Dank an @tobylix für den Hinweis!

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Eine Woche mit Clubhouse, Sparkurs beim “Stern”, Live-Nacht

1. Eine Woche mit Clubhouse: Wohin soll das alles führen?
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
“In dem einen Channel singt Philipp Amthor, in dem anderen reden Journalisten mit Rechten – und Thomas Gottschalk schafft es gar nicht erst, sich einzuloggen.” Zumindest in der deutschen Medienwelt wird seit Tagen über die Livetalk-App Clubhouse gesprochen. Matthias Schwarzer blickt angenehm distanziert und ironisch auf das muntere Treiben auf der neuen Plattform: “Zeitweise glich Clubhouse in seinen ersten Tagen einer sehr lauten Schulklasse voller Anwaltskinder. Keiner hatte wirklich etwas zu sagen, aber alle mussten etwas sagen. Die Fomo [fear of missing out] traf sie wie ein Faustschlag – wer jetzt nicht mitdiskutierte war ein Niemand. Und man wartete so sehnsüchtig auf das eine introvertierte Kind mit dem klugen Gedanken, das beim Aufzeigen nicht schnipst.”

2. ZDF zufrieden, ARD zerknirscht: Die Lehren aus der Live-Nacht von Washington
(uebermedien.de, Daniel Bouhs)
Außergewöhnliche Ereignisse wie der Sturm auf das Kapitol ziehen oft eine Diskussion über die Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Sender nach sich. Daniel Bouhs hat sich umgehört, wie zufrieden ARD und ZDF mit ihrer eigenen Leistung sind.

3. Wie die Kapitol-Stürmer mit rechten Live-Videos Geld machen
(deutschlandfunk.de, Sinje Stadtlich, Audio: 4:47 Minuten)
Als am 6. Januar das Kapitol gestürmt wurde, gab es diverse Livestreams vom Geschehen. Einige der Angreifer haben daraus ein lukratives Nebengeschäft gemacht und ihre Bilder auf der rechtsdominierten Plattform DLive angeboten. Einer der Streamer habe mit den Bildern vom Kapitol-Sturm 2.000 Dollar verdient. Er sei mittlerweile festgenommen worden, und man habe seinen Account gelöscht. Was aber nicht heiße, dass nicht andere Rechtsextreme dort weiterstreamen würden.

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4. Social Media tut dem Journalismus einfach nicht gut, alles in allem.
(twitter.com, Jan-Eric Peters)
Der vormalige “Welt”-Chef und jahrzehntelange Springer-Mann Jan-Eric Peters leitet seit Anfang Januar die Geschäfte der “NZZ Deutschland” in Berlin. In einem Thread erklärt er, warum aus seiner Sicht Social Media dem Journalismus nicht gut tue. Sein kurzer Zwischenruf ist auch auf Facebook verfügbar.

5. Starker Journalismus in Zeiten der Krise
(verdi.de, Bärbel Roben & Helma Nehrlich & Karin Wenk)
Beim 34. Journalismustag der Gewerkschaft dju waren diesmal nur wenige Referent:innen im Berliner ver.di-Haus vor Ort. Die Konferenz fand weitgehend digital statt. Wer nicht dabei sein konnte, findet in dem Beitrag einen guten Überblick über die behandelten Themen. Spätestens heute Abend wolle man zusätzlich einen Videomitschnitt der Veranstaltung bei Youtube anbieten.

6. G+J-Betriebsrat fürchtet Imageschaden durch Sparkurs beim “Stern”
(meedia.de, Gregory Lipinski)
Die Sparmaßnahmen beim “Stern” hören nicht auf. Nachdem das Magazin bereits die Politik- und Wirtschaftsredaktion abgeben musste, wolle der Verlag Gruner+Jahr nun auch die Pressedatenbank mit zehn Mitarbeitenden dichtmachen. In einer Stellungnahme des Betriebsrats heißt es: “Der Redaktionsbeirat des Stern hat die Maßnahme in einem Brief an die Chefredaktion aufs Schärfste verurteilt. Auch der Betriebsrat hat die Geschäftsführung eindringlich vor der Umsetzung der Pläne gewarnt. Sie können das Image der Marke Stern beschädigen. Sie erzeugen schon jetzt Negativ-Schlagzeilen über den Stern und Gruner + Jahr. Und sie erzeugen massive Sorgen und Ängste in der Belegschaft – weit über die Stern-Redaktion hinaus.”