Archiv für September 2nd, 2020

Die Akte Richard Schmitt, Die Methoden von “Spiegel TV”, “Rums”

1. Die Akte Richard Schmitt
(kobuk.at, Helge Fahrnberger)
Der ehemalige Chefredakteur von Krone.at und aktuelle Chefredakteur von Oe24.at Richard Schmitt ist für seine tendenziöse und fehlerhafte Berichterstattung bekannt. Als Helge Fahrnberger, Leiter des Medienwatchblogs “Kobuk”, Schmitts Arbeitsweise in einem vergleichsweise harmlosen Tweet kritisierte, verklagte dieser ihn wegen angeblicher Ehrenbeleidigung und Kreditschädigung. Doch Fahrnberger setzte sich erfolgreich zur Wehr und nutzt nun die Gelegenheit, einige der “journalistischen Höchstleistungen des Richard Schmitt” vorzustellen. Eine Chronik des journalistischen Grauens, nach deren Lektüre man sich mehr denn je fragt, wie ein Mann mit einem derartigen Berufsverständnis den Weg zum Gericht antreten konnte.

2. “Spiegel TV” schmückt sich mit fremden Mord­drohungen – und lässt den Bedrohten im Stich
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Soeben von der Paywall befreit und unbedingt lesenswert: Stefan Niggemeier berichtet über einen jungen Libanesen, der dem Fernsehmagazin “Spiegel TV” bei Recherchen und Dreharbeiten in Beirut geholfen hat und nun um sein Leben und seine Existenz fürchten muss – während sich die Redaktion mit einer an ihn gerichteten Morddrohung schmückt. “Ich kann nicht beschreiben, wie enttäuscht ich bin. Ich hasse jeden Tag, den ich mit ‘Spiegel TV’ verbracht habe, und bereue es.”

3. Vogelfrei
(message-online.com, Camila Weiss Franco)
Freie Journalisten und Journalistinnen haben es in Corona-Zeiten besonders schwer: überall wird gespart, verkleinert und gekürzt. Sie sind den Sparmaßnahmen der Redaktionen relativ schutzlos ausgeliefert. Camila Weiss Franco über die prekäre Lage der Freien, die vielfach ohne weitere Jobs nicht überleben können, und die Notwendigkeit besserer Honorare sowie krisenfester Tarifverträge.

Bildblog unterstuetzen

4. Schon entdeckt? RUMS
(mmm.verdi.de, Bärbel Ruben)
Die Medienlandschaft in und um Münster wird von einem Verlagshaus dominiert, das im Besitz beider örtlichen Tageszeitungen ist. Doch der Platzhirsch hat seit einigen Monaten Konkurrenz: Mit dem Digitalangebot “Rums” versorgt ein engagiertes Team die Leserinnen und Leser mit Nachrichten aus der Region und stärkt die publizistische Vielfalt. Nach einer ausgedehnten kostenlosen Phase wird das Angebot nun kostenpflichtig.
Transparenzhinweis: Die “Rums”-Redaktion wird von Ralf Heimann und Katrin Jäger geleitet. Ralf Heimann ist auch BILDblog-Autor und hat bei uns beispielsweise die Serie “Kleine Wissenschaft des Fehlers” über die Fehlerkultur in den Medien veröffentlicht.
Weiterer Hörhinweis: Der Deutschlandfunk hat sich mit “Rums”-Redakteurin Katrin Jäger unterhalten: Konkurrenz für die Münsteraner Tageszeitungen (deutschlandfunk.de, Christopher Ophoven, Audio: 5:41 Minuten).

5. “Die Dimension der Krise ist gewaltig”
(journalist.de, Catalina Schröder)
Das Fachmagazin “journalist” hat sich mit Dirk Steffens unterhalten, einem der bekanntesten Wissenschaftsjournalisten Deutschlands. Das Interview ist empfehlenswert, da es einige Kernprobleme und aktuelle Kernthemen des Wissenschaftsjournalismus anspricht, und Steffens kein Blatt vor den Mund nimmt. Es geht unter anderem um den Umgang mit Klimawandel-Leugnern, die Tücken der Pro-und-Contra-Berichterstattung und das Label des “Umweltaktivisten”, das man ihm gelegentlich verpasse und das er für sich ablehne: “Eine Politikjournalistin, die sagt: Natürlich bin ich für die Demokratie und Meinungsfreiheit, würde man ja auch nicht als Aktivistin bezeichnen, nur weil sie Diktaturen blöd findet.”

6. So überwacht Amazon seine Beschäftigten in den USA
(netzpolitik.org, Alexander Fanta)
Amazon ist nicht nur Onlineversandhändler, sondern vertreibt unter eigener Marke auch Lesegeräte für elektronische Bücher und intelligente TV-Sticks. Außerdem bietet das Unternehmen die Infrastruktur für Cloud-Computing und ist mit Prime Video selbst zum Medienplayer avanciert. Ein neuer Bericht des Open Markets Institute schildert, auf welche Weise Amazon in den USA mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umgeht. Der Internationale Gewerkschaftsbund habe Amazon-Chef Jeff Bezos zum “schlechtesten Arbeitgeber der Welt” gekürt. Eine nachvollziehbare Entscheidung, wenn man liest, wie die Firma ihre Angestellten behandelt.