Es gab mal so eine verrückte Sache, die hieß Zwei-Quellen-Prinzip. Die Idee dahinter: Journalistinnen und Journalisten sollten erst berichten, wenn sie eine Information durch zwei voneinander unabhängigen Quellen bestätigen konnten. Sowas könnte zum Beispiel verhindern, dass viele Redaktionen auf einen Satiriker reinfallen, der bei Twitter verkündet, dass der CSU-Vorsitzende das Bündnis mit der CDU aufgekündigt hat.
Bei Bild.de verfolgen sie einen etwas anderen Ansatz: das Irgendein-Medium-hat-berichtet-dass-es-über-mehrere-Ecken-was-gehört-hat-Prinzip. Über die vermisste Schauspielerin Jasmin Tawil schlagzeilt die Redaktion …
1. Foulen im Kampf gegen grüne “Mainstream-Medien” (uebermedien.de, Stefan Fries)
Vor ein paar Tagen veröffentlichte die “NZZ” einen Gastkommentar des ehemaligen Chefredakteurs der “Heilbronner Stimme”, Wolfgang Bok. Überschrift und Hypothese des Beitrags: “Grün ist die Redaktion — die deutschen Mainstream-Medien haben aus der Flüchtlingskrise nichts gelernt.” Nachdem Stefan Fries auf Twitter zunächst mit einem kurzen Thread reagiert hatte (“An dem Artikel ist so viel falsch, da weiß man gar nicht, wo man anfangen soll.”), erklärt er nun auf “Übermedien”, wie der Autor des Textes mit “falschen Zitaten, Dekontextualisierung, falschen Interpretationen wissenschaftlicher Daten und Unkenntnis der Sachverhalte” arbeitet.
Weiterer Lesetipp: Anmerkungen zum NZZ-Kommentar: “Grün ist die Redaktion” (flurfunk-dresden.de, Peter Stawowy).
2. Gekaufte Wahrheiten (sueddeutsche.de, Adrian Lobe)
Immer wieder ist Wikipedia das Ziel von Schleichwerbern, Faktenverdrehern und Schummlern (bekannte Fälle: die eingeschmuggelten Werbefotos des Outdoor-Ausrüsters North Face und die fragwürdigen Interventionen des Wikipedia-Users “Verlagsleitung BILD Gruppe”). Adrian Lobe erzählt von den “gekauften Wahrheiten”, den Auftraggebern und der Schwierigkeit, sich der Manipulationen zu erwehren.
3. Lokaljournalismus per Newsletter (deutschlandfunk.de, Vera Linß, Audio: 5:27 Minuten)
Berlin ist in zwölf Stadtbezirke unterteilt, von denen jeder mehr Einwohner hat als manch andere Stadt insgesamt. Weil man nicht jeden der Bezirke mit einer eigenen Regionalzeitung versorgen kann, ist der “Tagesspiegel” auf eine clevere Idee gekommen: maßgeschneiderte Regional-Newsletter. Vera Linß hat mit den Machern der werbefinanzierten Bezirksnewsletter gesprochen. Das Format lebt auch von der Beteiligung der Leserinnen und Leser: “Was auch sehr gut funktioniert ist, dass wir dann auf die Leser zugehen und fragen: Was halten Sie eigentlich von der Randbebauung am Tempelhofer Feld? Und dann hab ich das in einem Newsletter geschrieben, den ich selber geschrieben habe. Es kamen, sobald ich sie rausgeschickt habe, im Fünf-Minuten-Takt Antworten von den Lesern.”
4. Wie man sich gegen Hass und Hetze wehrt (spiegel.de, Jörg Breithut)
Wer im Netz mit Beleidigung, Nötigung und Volksverhetzung konfrontiert wird, kann sich dagegen rechtlich wehren. Doch wie geht man am besten vor? Jörg Breithut hat die wichtigen Schritte zusammengefasst. Dabei geht es auch um eine gute Dokumentation zur Beweissicherung.
5. Zu niedrige Zahlen über rechte Gewalt (tagesschau.de, Patrick Gensing)
Man fragt sich, wie Nachrichtenagenturen wie AFP und epd oder die “Tagesschau” überhaupt auf die Idee kommen, “Bild am Sonntag” als Quelle in Erwägung zu ziehen. Wenn sie es denn schon tun, sollten sie jedoch zumindest den Wahrheitsgehalt überprüfen. Wie zum Beispiel beim jüngsten Fall, in dem die Zahlen rechtsextremer Gewalttaten zu niedrig angegeben wurden.
6. Korrumpiert der “Tatort” das Rechtsempfinden? (zeit.de, Stephanie Alvarez & Hella Kemper & Anna-Lena Oltersdorf & Max Rauner, Audio: 24:00 Minuten)
Im “Zeit”-Podcast “Woher weißt Du das?” geht es im ersten Teil um die regelmäßig zu beobachtenden Gesetzesverstöße von TV-Kommissaren, Ermittlern und Rechtsmedizinern, so zum Beispiel im berühmten Münsteraner “Tatort”. Ein Drehbuchautor, eine Kommunikationswissenschaftlerin und ein Kriminalpolizist erklären, wie es dazu kommt und worauf besser geachtet werden sollte.