Der argentinische Fußballspieler Emiliano Sala wird seit vorgestern vermisst. Er war mit einer einmotorigen Propellermaschine auf dem Weg von Nantes, wo sein alter Fußballverein, der FC Nantes, spielt, nach Cardiff, wo er einen Vertrag beim Premier-League-Klub Cardiff City unterschrieben hatte. Über dem Ärmelkanal verschwand das Flugzeug am Montagabend vom Radar. Seitdem wird nach Sala und dem Piloten gesucht.
Zuvor hatte Sala per WhatsApp eine Sprachnachricht verschickt, über die nun viele Medien berichten. Darunter auch Bild.de:
Die Redaktion interpretiert die Aufnahme in bemerkenswerter Weise: Es sei …
eine dramatische Sprach-Nachricht des Argentiniers, die er per WhatsApp an Freunde schickte.
Und:
Schon zu Beginn der knapp einminütigen Nachricht heißt es: “Ich bin tot!”
Bei Bild.de schlussfolgern sie:
Im Hintergrund zu hören: Motorengeräusche. Kaum zu fassen: Sala spricht mit relativ ruhiger Stimme. Er klingt erschöpft, fast schon lethargisch — offenbar ohne jede Hoffnung zu überleben …
Tatsächlich spricht Emiliano Sala in der Aufnahme davon, dass das Flugzeug so aussehe, als würde es gleich in Stücke fallen. Und er sagt: “Wenn ihr in eineinhalb Stunden noch nichts Neues von mir gehört habt, keine Ahnung, ob man jemanden schickt, mich zu suchen, der wird mich eh nicht finden, aber das wisst ihr ja.” Er sagt auch: “Papa, habe ich eine Angst.” Angesichts des möglichen Absturzes und der aktuellen Suche nach dem Fußballer wirkt die Sprachnachricht sicher gespenstisch — sie ist ohne diesen Hintergrund allerdings keineswegs “dramatisch”, wie Bild.de schreibt. Sala gähnt beim Reden. Er nennt seine Freunde spaßig “ihr Verrückten”. Er fragt sie: “Wie geht es Euch, Brudis, alles gut?” Er sagt auch nicht zwingend “Ich bin tot!”, sondern “estoy muerto”, was man mit Blick auf den Kontext (er erzählt anschließend, wie viel er vor seiner Abreise nach Cardiff in Nantes noch erledigen musste — “ich musste Sachen erledigen, Sachen erledigen, Sachen erledigen und es hörte nicht auf, es hörte nicht auf, es hörte nicht auf”) besser mit “Ich bin vollkommen fertig” übersetzen kann. Und dann die Behauptung von Bild.de, Sala sei “offenbar ohne jede Hoffnung zu überleben”, was ziemlicher Unsinn ist, schließlich blickt er in der Aufnahme in die Zukunft und erzählt, dass er bald ja das erste Training mit seinem neuen Team habe: “Mal sehen, wie es wird.”
Die Familie von Emiliano Sala soll darum gebeten haben, die Audioaufnahme nicht zu verbreiten. Bild.de hat die Audioaufnahme in den Artikel eingebettet (und, ja, auch wir tragen durch die Zitate weiter oben dazu bei, dass sich der Inhalt der Aufnahme verbreitet — wir verzichten allerdings bewusst auf jeglichen Link zu Artikeln, in denen die Originalaufnahme zu hören ist).
Mit Dank an anonym und Benedikt für die Hinweise!