Manchmal versieht die “Bild”-Redaktion ihre Artikel mit Warnhinweisen. Da steht dann im Text zum Beispiel “nach BILD-Recherchen” oder “nach BILD-Informationen”, und dann müsste eigentlich jedem klar sein, dass da was nicht stimmen kann.
Ein solcher Text, der “nach BILD-Recherchen” entstanden ist, erschien am 3. August. Es ging um Diskuswerfer Christoph Harting, “SUFF-UNFALL” schrieb “Bild” damals auf der Titelseite und im Blatt: “SUFF! CRASH! AUSRASTER!”
Heute muss die Redaktion zwei Gegendarstellungen von Harting abdrucken. Eine auf der Titelseite …
… und eine auf Seite 5:
Und wo wir schon bei Gegendarstellungen sind — diese hier von Sabia Boulahrouz, die Bild.de neulich veröffentlichen musste, beinhaltet eine wunderschöne Feststellung:
1. “Wir sind gescheitert” (horizont.net, Thomas Strerath)
“Wir könnten enttäuschter nicht sein” lautet das Fazit des Vorstands der bekannten Werbeagentur “Jung von Matt”, die für die CDU-Wahlkampagne verantwortlich war. “Die mediale Thematisierung und Überhöhung der AfD, auch in Social Media, war Futter für die Hydra. Und so wuchs sie auf knapp 13 Prozent am Wahltag, dabei lag sie am 3. September noch bei 8 Prozent. Ein Zuwachs von 60 Prozent in drei Wochen! Deswegen ist es nicht nur sinnlos, sondern sogar kontraproduktiv, sich auf Facebook oder sonstwo permanent über die AfD zu echauffieren oder, noch schlimmer, ihr mit gleichermaßen wütendem Protest und Demonstrationen auf der Straße zu begegnen. Auch das nur Futter für die Wut der Hydra.” In den letzten drei Wochen hätte man keine neue Antwort mehr gefunden. Strerath betrachtet sich als gescheitert: “So haben wir vielleicht erst geholfen, das zu ermöglichen, was wir genau verhindern wollten.”
2. Fragen, mit denen man gegen die AfD nur verlieren kann (uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeiers Gedanken zur “Berliner Runde” sind gleichzeitig eine allgemeine Kritik zum journalistischen Umgang mit der AfD, denn vieles, was in der Sendung schief lief, misslingt auch an anderer Stelle. Niggemeier dazu: “Es ist ein Vorsatz zu spüren, die AfD nicht wie eine normale Partei zu behandeln. Dieser Vorsatz ist nachvollziehbar, denn eine Partei, die rassistische, rechtsextreme Positionen einnimmt oder zulässt, ist keine normale Partei. Der Vorsatz führt aber regelmäßig zu einer Angststarre, Pampigkeit und Fixierung, die dem Ressentiment und den Schein-Argumenten der Partei nur Emotion und Empörung entgegensetzt.”
3. Ein Journalist kommt frei, vier bleiben in Haft (faz.net)
Nach elf Monaten Untersuchungshaft hat ein türkisches Gericht die Freilassung des “Cumhuriyet”-Journalisten Kadri Gürsel angeordnet: Bis zu einem Urteil befindet er sich (unter Auflagen) auf freiem Fuß. Die vier anderen seit Monaten inhaftierten “Cumhuriyet”-Mitarbeiter bleiben jedoch weiter eingesperrt. Das “International Press Institute” (IPI) kritisiert das Verfahren als “politisch motiviert”. Durch die lange U-Haft würden die Angeklagten bestraft, ohne verurteilt worden zu sein.
4. Journalistisches Wunschdenken (ndr.de, Annette Leiterer)
Annette Leiterer, Redaktionsleiterin des Medienmagazins “ZAPP” (NDR), antwortet auf den Vorwurf, die öffentlich-rechtlichen Medien hätten den “Rechtsruck herbeigetalkt”. “Dahinter steht eine Vorstellung, die Medien mehr Macht und Journalisten mehr Einfluss zuweist, als sie gemeinhin haben. Selbstüberschätzung nennt man das wohl und interessanterweise wird ja gerade die von Seiten der AfD-Wählerschaft hin und wieder Journalisten vorgeworfen. Aber tatsächlich: Wer meint, dass die vielen Menschen, die nun die AfD gewählt haben, diese nicht gewählt hätten, wenn in ARD und ZDF nicht so viel über sie berichtet hätten, scheint die Meinung von immerhin knapp 13 Prozent der Wählerinnen und Wähler zu negieren.”
Auf Sueddeutsch.de gibt es weitere Stimmen zur Thematik: Sind die Medien Schuld am Erfolg der AfD?
5. Gegen Rechtsextremismus im Netz (deutschlandfunk.de, Christiane Enkeler)
“Den Fake News trotzen” hieß es beim DJV-Kongress “Besser Online”, einer Tagung für Online-Journalisten. Mit Johannes Filous von der Initiative “Straßengezwitscher” und Gerald Hensel von “Fearless Democracy” hatte man gleich zwei Experten für Engagement gegen Rechtsextremismus im Netz eingeladen. Beide haben ihre einschlägigen Erfahrungen gemacht. Johannes Filous: “Wer das macht, der muss sich im Klaren sein, dass man dadurch häufig auch zur Zielscheibe von Hasskriminalität wird.” Und Gerhard Hensel wurde Opfer eines Shitstorms, der auch sein berufliches Umfeld einbezog.
6. „Angeber-Wessi mit Bierflasche erschlagen“ (welt.de, Christian Walther)
Christian Walther, Vorsitzender des Journalistenverbandes Berlin-Brandenburg, blickt auf 400 Jahre Zeitungsgeschichte in Berlin.