Schon gehört? Kroatien ist nicht mehr Mitglied in der Europäischen Union. Außerdem liegt Bulgarien jetzt in Südamerika. Und den Sieg der deutschen Nationalmannschaft 2014 bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien? Den hat es nie gegeben. Steht so alles bei Bild.de.
Denn “Bild”-Mitarbeiter haben nicht nur ein Talent für die große Desinformation, sie sind auch besonders gut darin, Details zielgenau durcheinanderzubringen. Hier eine kleine Auswahl aus den vergangenen Tagen.
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Was war das für eine Klatsche für das Team von Bundestrainer Joachim Löw! 1:7 verloren gegen Brasilien im Halbfinale der WM 2014. An dieses Debakel erinnert sich bestimmt jeder. Jedenfalls jeder bei Bild.de:
Als Brasilien im Halbfinale der WM 2014 mit sieben zu eins gegen Deutschland gewonnen hat (#Brager), war #Blitzkrieg kurzzeitig der am häufigsten gebrauchten Hashtag auf Twitter.
Es waren allerdings nicht die Brasilianer, liebe Bild.de-Historiker, die 1939 Polen angegriffen und damit das Wort “Blitzkrieg” geprägt haben, sondern die Deutschen. Und die deutsche Fußballnationalmannschaft hat das WM-Halbfinale 2014 7:1 gegen Brasilien gewonnen. Und schon erklärt sich das makabere Hashtag #Blitzkrieg.
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Vor dem TV-Duell am vergangenen Sonntag zwischen Angela Merkel und Martin Schulz hatte Bild.de schon mal das “Netz-Duell” zwischen der Bundeskanzlerin und dem Herausforderer durchgespielt:
Was die Grafik in der Kategorie “Twitter-Follower” vergleicht, ist allerdings ziemlicher Quatsch. SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat in der Tat einen eigenen Twitter-Account, im Gegensatz zu Angela Merkel. Die Rolle von Regierungssprecher Steffen Seibert, der den Account @RegSprecher füllt, heißt Regierungssprecher, weil Seibert Regierungssprecher ist und nicht Angela-Merkel-Sprecher und auch nicht CDU-Sprecher. Er twittert zwar häufig über die Arbeit der Bundeskanzlerin, aber auch über die Arbeit der restlichen Bundesregierung. Und die besteht unter anderem aus SPD-Mitgliedern. Es existiert kein Twitter-Account, den man allein Merkel zuordnen kann.
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Bei Bild.de schaffen sie es, mit einem Halbsatz ein ganzes Land aus der EU zu kegeln. In einem Artikel über den Fußballer Ante Rebic, der trotz einiger Interessenten nicht nach England wechselte, schreibt die Redaktion:
Doch weil der Kroate kein aktueller Nationalspieler ist, bekommt er als Nicht-EU-Bürger in England keine Spielgenehmigung.
Den Kroxit — so würden die “Bild”-Medien ihn wohl nennen — gab es aber nie. Ante Rebic ist als Kroate sehr wohl ein Bürger der Europäischen Union.
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Bulgarien haben die Bild.de-Geographen nicht nur aus der EU geschmissen, sondern direkt nach Südamerika verlegt. Dort sollten die Fußballer des Landes gegen Kolumbien um die Teilnahme bei der kommenden WM spielen:
Tatsächlich spielt die Nationalmannschaft Kolumbiens heute gegen Brasilien. Immerhin auch mit “B”.
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Doch bei Bild.de kennen sie sich nicht nur nicht in Südamerika aus, sondern auch nicht in Süddeutschland. Gestern hielten mehrere Politiker Bierzeltreden im niederbayerischen Abensberg. Dort fand der Gillamoos statt, ein recht bekanntes Volksfest. Bild.de berichtete über die Politiker-Auftritte:
In Gillamoos witzelte er darüber
So machte Christian Lindner in Gillamoos Wahlkampf
Cem Özdemir, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, in Gillamoos
Bei den politischen Bierzeltreden in Gillamoos
und wurde in Gillamoos gefeiert
“Bild”-Redakteur Ralf Schuler war sogar extra vor Ort:
R.SCHULER (ZZ. IN GILLAMOOS)
Gillamoos ist aber kein geographischer Ort. Man kann nicht “in Gillamoos” sein, nur beim Gillamoos oder auf dem Gillamoos.
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Am vergangenen Mittwoch meldete Bild.de:
Die Sängerin des Songs “Back to Life”, Caron Wheeler, ist aber gar nicht gestorben. Sondern die Sängerin des Songs “Wish”, der vier Jahre später von derselben Band aufgenommen wurde. Und die hieß Melissa Bell. Andere Redaktionen haben Bell ebenfalls fälschlicherweise mit dem Song “Back to Life” in Verbindung gebracht.
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Mit Orten haben Bild.de-Mitarbeiter also Schwierigkeiten, genauso mit Namen. Fehlen noch die Zahlen.
Nach den astronomischen Ablösesummen, die der französischen Fußballklub Paris Saint-Germain vor Kurzem zahlte, hat Bild.de mal zusammengerechnet, wie viel die Pariser für ihre Startelf ausgegeben haben:
Im Artikel schrieb die Redaktion:
Nur sind 375 Millionen Euro nicht die Hälfte von 588 Millionen Euro. Und man kommt auch nicht, rechnet man 375 Millionen Euro und 113 Millionen Euro zusammen, auf 588 Millionen Euro, sondern auf 488 Millionen Euro.
Zumindest Fehler 1 hat auch das Bild.de-Team bemerkt und die Stelle geändert:
Die Differenz zwischen der “Pariser Startformation” und der des FC Bayern München beträgt allerdings nicht 113 Millionen Euro, sondern 348,75 Millionen Euro. Dass Bild.de gleich zwei Fehler auf einmal korrigiert, ist dann wohl doch etwas zu viel verlangt.
Danke an Oliver, Jochen, Thorsten S., Jan H., Sven W., @Cranque, @engmann, @Boneffm, @MoDeutschmann, @RengersAlex und @JessyJessy110 für die Hinweise!