Danke an Sebastian M.
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Danke an Thorsten S.
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Danke an Dominic W.
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Danke an Janina M.
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Danke an Julia S.
Danke an Sebastian M.
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Danke an Thorsten S.
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Danke an Dominic W.
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Danke an Janina M.
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Danke an Julia S.
Wenn Ermittlungsbehörden neue Zahlen über politisch motivierte Straftaten herausgeben, ist die “Bild”-Zeitung immer gleich zur Stelle, was meist darauf hinausläuft, dass sie die bösen Linken wortreich verteufelt und die Rechten irgendwie aus den Augen verliert.
Auch an der Studie über linke Gewalt, die der Verfassungsschutz in Berlin jetzt veröffentlicht hat, war “Bild” natürlich sofort dran und hat dabei ein äußerst amüsantes Detail entdeckt:
Der Verfassungsschutz hat in einer Studie, die BILD exklusiv vorliegt, den linken Durchschnitts-Täter ermittelt: Er ist männlich, 21 bis 24 Jahre alt, hat trotz mittlerer Reife meist keinen Job – und 92 Prozent von ihnen wohnen noch bei Mutti.
Hihihi!
Auch die “B.Z.” gluckst:
Diese Studie liegt allerdings nicht nur den Springer-Blättern vor, sondern jedem, der Internetzugang hat (PDF).
Dort kann man dann auch nachlesen, dass es 1. nur um Tatverdächtige geht und dass 2. die erhobenen “Daten zur Wohnsituation, Schulbildung und zum Beruf” auf “freiwilligen, hier nicht nachprüfbaren Daten” beruhen – und nur sehr wenige Verdächtige überhaupt Angaben gemacht haben. Die Zahlen sind also keineswegs repräsentativ. In der Studie heißt es:
Aufgrund der geringen Fallzahl, die hier zur Verfügung stand (insgesamt lagen nur zu 65 Tatverdächtigen valide Aussagen über ihre Wohnsituation vor), sind diese Angaben jedoch in keiner Weise repräsentativ und auch nicht mit den Ergebnissen der Vorgängerstudie vergleichbar.
Im November 2014 gab es übrigens eine ähnliche Studie zu rechter Gewalt in Berlin (auch dort inkl. Bei-Mutti-Wohn-Quote). In der “Bild”-Zeitung stand darüber — nichts.
Mit Dank an Jonas!
Wo wir grad beim Thema “Schweigen” sind: Es gibt neues Futter für Fremdenfeinde.
Aufgedeckt wurde dieser “Skandal” gestern von der “Welt”. Sie schreibt:
Führende NRW-Innenpolitiker waren schon im Oktober 2014 über Straftaten durch Gruppen nordafrikanischer Männer, die in Flüchtlingsheimen in Nordrhein-Westfalen lebten, informiert. Um die Bevölkerung nicht zu beunruhigen, gingen sie mit diesen Informationen aber nicht an die Öffentlichkeit. Das legt das Protokoll einer Innenausschusssitzung vom 23. Oktober 2014 nahe.
Zunächst einmal: Ja, in der Sitzung haben die Politiker tatsächlich über kriminelle Flüchtlinge gesprochen. Doch das Protokoll, mit dem die “Welt” hier beweisen will, dass irgendwas “zurückgehalten” wurde, belegt in Wirklichkeit das Gegenteil: Es ist nämlich seit der Sitzung im Oktober 2014 für jedermann zugänglich (PDF). Auch die Sitzung selbst war öffentlich.
Oder fragen wir mal so: Wenn die Politiker da irgendwas verheimlichen wollten, wenn irgendwas “nicht an die Öffentlichkeit” gelangen sollte — wieso haben sie in einer öffentlichen Sitzung darüber gesprochen? Zu der auch die Medien eingeladen waren? Und von der es ein Protokoll gibt, das seitdem öffentlich einsehbar ist?
Die einzigen Argumente, die die “Welt” für ihre Verheimlichungsthese anführt, sind folgende Zitate aus dem Protokoll:
Die Innenexperten kamen damals überein, dass durch solche Vorfälle “Angst” vor Flüchtlingen geschürt werde und “die öffentliche Wahrnehmung kippen” könnte, so Staatssekretär Nebe. Auch Freidemokrat Joachim Stamp warnte 2014 die Kollegen, solche Vorfälle könnten “schnell dazu führen, dass von interessierter Seite entsprechend Stimmung gemacht wird”. Man müsse “froh sein” über “die derzeitige vernünftige mediale Berichterstattung zu den steigenden Flüchtlingszahlen”. Andere Teilnehmer warnten vor einer drohenden “Stigmatisierung” infolge der Veröffentlichung solcher Erkenntnisse.
Nur leider hat die “Welt” diese Aussagen völlig auseinandergerupft. Gehen wir sie also mal Schritt für Schritt durch.
Die “Welt” schreibt:
Die Innenexperten kamen damals überein, dass durch solche Vorfälle “Angst” vor Flüchtlingen geschürt werde und “die öffentliche Wahrnehmung kippen” könnte, so Staatssekretär Nebe.
Im Kontext betrachtet liest sich Nebes Aussage so:
Der nächste Punkt ist: Vor Ort werden Störungen in der öffentlichen Ordnung wahrgenommen. In der Tat ist das – auch aus unserer Sicht – kein Problem, das man auf die leichte Schulter nehmen kann. Wir dürfen nicht die Akzeptanz und Zustimmung der Bevölkerung in den Standortkommunen, wo sich am Anfang alle positiv geäußert haben, auf die Dauer riskieren – und diese Hinweise bekommen wir.
Wenn wir hier ein Risiko eingehen, wenn die öffentliche Wahrnehmung kippt, wenn Angstgefühle da sind, selbst wenn die reale Situation der Kriminalitätsentwicklung das nicht rechtfertigt – das ist ein Alarmsignal, und das wollen wir aufgreifen. Dies geschieht auch dadurch, dass der Minister im November beabsichtigt – er hat es eben nicht gesagt, ich sage es trotzdem –, mit den Bürgermeistern der Standortkommunen ein Gespräch zu führen, um auch über diese Fragen zu reden.
Die “Welt” schreibt weiter:
Auch Freidemokrat Joachim Stamp warnte 2014 die Kollegen, solche Vorfälle könnten “schnell dazu führen, dass von interessierter Seite entsprechend Stimmung gemacht wird”. Man müsse “froh sein” über “die derzeitige vernünftige mediale Berichterstattung zu den steigenden Flüchtlingszahlen”.
Wörtlich sagte Stamp:
Die Probleme im Zusammenhang mit Alleinreisenden aus der gerade beschriebenen Zielgruppe sind mir ebenfalls aus verschiedenen Einrichtungen geschildert worden, insbesondere in Hemer. Man muss hier sicher über Repressionen nachdenken. Wir müssen aber insgesamt auch darüber nachdenken, wie wir speziell mit dieser Gruppe umgehen; denn das ist in den Einrichtungen tatsächlich ein Problem. Darüber könnten wir vielleicht interfraktionell diskutieren.
Wir alle sind froh über die derzeitige vernünftige mediale Berichterstattung über die steigenden Flüchtlingszahlen. Solche Einzelfälle, die sich dann, wenn es aus einer bestimmten Richtung kommt, auch häufen können, können schnell dazu führen, dass von interessierter Seite entsprechend Stimmung gemacht wird. Es gibt da ja einen – Gott sei Dank – außerparlamentarischen Wettbewerber, den wir nicht unbedingt stärken wollen. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns als Demokraten verständigen, wie man sich mit diesen schwierigen Gruppen auseinandersetzt.
Und schließlich, “Welt”:
Andere Teilnehmer warnten vor einer drohenden “Stigmatisierung” infolge der Veröffentlichung solcher Erkenntnisse.
Bullshit. Der Begriff “Stigmatisierung” fällt, als ein Politiker der Piraten sagt:
Eine Verstärkung von Polizeikräften im Umfeld der Flüchtlingsunterbringung fände ich überhaupt nicht sinnvoll. Das wäre in meinen Augen eine Stigmatisierung.
Kein Wort von Veröffentlichung — oder: Verheimlichung — irgendwelcher Infos, auch sonst liefert das Protokoll keinerlei Hinweis darauf, dass irgendwas unter den Teppich gekehrt werden sollte. Die einzigen, die hier was verschweigen, sind die Leute von der “Welt”.
Mit Dank an Lars B.
War es nicht mindestens ein Jahrzehnt lang gepflegter gesellschaftlicher Konsens, über Gewalt durch Ausländer weder zu reden noch angemessen zu berichten?
… fragt “Focus”-Chef Ulrich Reitz in seinem Newsletter vom Samstag.
Nun, vielleicht hilft ihm ja schon ein kleiner Blick ins eigene Archiv auf die Sprünge:
Mit Dank an Sinisa M.
Hui! “Bild” hat den ersten Dschungel-Liebes-Skandal entdeckt:
Eine rhetorische Frage natürlich.
Was geht los darein???
… hätte Dschungelqueen Brigitte Nielsen (52) bestimmt gebrüllt, wenn sie gesehen hätte, was sich über 6 Millionen „Dschungelcamp“-Zuschauer am Montagabend [gemeint ist: Sonntagabend] bei RTL antun mussten. Der feurige David Ortega (30) schleckt die TV-Anwältin ab!
Was geht los darein??? David Ortega schleckt Helena Fürst ab: https://t.co/Cavd8WW8VO #ibes pic.twitter.com/sr7ElA4Lkg
— BILD (@BILD) 18. Januar 2016
Was eigentlich nur Bussi rechts, Bussi links auf die Wangen werden soll, geht scheinbar irgendwie daneben. Nicht mal beim Küssen kann sich der Mann konzentrieren, oder wie?!
Nun ja. In echt sah die Szene so aus:
Als Vorsitzender des Vereins “Krisenintervention und Notfallseelsorge Dresden” hat Tom Gehre in den vergangenen Tagen einige Angehörige der Opfer des Anschlags in Istanbul betreut. Am Samstag hat er bei Facebook ein paar Gedanken zum Verhalten der Medien aufgeschrieben, die wir mit seinem Einverständnis auch hier veröffentlichen.
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In der Regel äußern wir uns nicht im Detail zu unseren bisherigen Einsätzen oder lassen die Öffentlichkeit an unserer Meinung teilhaben. Doch leider wirft der Einsatz im Zusammenhang mit den Terroranschlägen in Istanbul neben seiner Tragik noch einen zusätzlichen negativen Schatten voraus. Der Umgang der Medien mit den Angehörigen der Opfer.
Wir weisen darauf hin, dass die Angehörigen über dieses Schreiben informiert wurden und ihre Zustimmung einer Veröffentlichung erteilten. Wir können auch nur über die Vorfälle hier in Dresden urteilen.
Mein Name ist Tom Gehre, ich bin Vorsitzender des Vereins Krisenintervention und Notfallseelsorge Dresden e.V.. Seit 7 Jahren bin ich in diesem Bereich tätig, habe unzählige Einsätze absolviert, auch Einsätze, die von einem scheinbar „hohen öffentlichen Interesse“ waren.
Als eine Kollegin und ich den Einsatzauftrag in der Nacht 12./13.01.2016 zum Überbringen der Todesnachricht gemeinsam mit der Polizei an die Angehörigen erhielten und durchführten, klärten wir in der Krisenintervention die Angehörigen u.a. darüber auf, wie mit der Presse umgegangen werden sollte und was auf sie zukommen könnte. Doch was die nächsten zwei Tage passierte, hatten wir in dieser Form noch nie erlebt.
Es wurde von mehreren lokalen, überregionalen und internationalen Medien versucht, mit den Angehörigen Kontakt aufzunehmen, von Telefonanrufen bis Klingeln an der Haustür, oder bei Nachbarn und deren Befragung. Es wurden Fotos von dem Haus der Betroffenen geschossen. Des Weiteren wurden Angehörige bedrängt, über den Anschlag zu sprechen und Auskunft zu geben. Es wurden Worte, die gesagt wurden, falsch dargestellt und die Hilflosigkeit der Angehörigen schamlos ausgenutzt, um über den an Sinnlosigkeit kaum zu überbietenden Terrorakt gegenüber Menschen noch mehr sinnlose Artikel zu schreiben. Meiner Meinung nach werden deutliche Grenzen überschritten, und dies hat nichts mehr mit seriösem und ethischem Journalismus zu tun. Hier besteht auch kein „öffentliches Interesse“ mehr.
Mir ist durchaus bewusst, dass die Öffentlichkeit ein Recht darauf hat, über dieses Ereignis informiert zu werden. Das betrifft aber meiner Meinung nach das Ereignis an sich und nicht die Privatsphäre der Angehörigen. Worin besteht der Sinn, einen Eingang mit Hausnummer von Angehörigen in einer Zeitung abzulichten? Worin besteht der Sinn, die privaten familiären Umstände zu kennen?
Der Sinn ist für mich persönlich nicht erkennbar. Erkennbar ist für mich ganz deutlich, wie sehr die Angehörigen leiden, wie sie versuchen, die Tage zu überstehen und irgendwie das Unfassbare zu realisieren. Sie wollen selbst entscheiden, wie sie mit ihrer Hilflosigkeit und Trauer umgehen, und plötzlich wird ihr einziger privater Rückzugsort, ihre Wohnung, durch ständige Anrufe, Klingeln oder Fragen an der Tür öffentlich.
Ich weiß nicht, ob es wirklich sein muss, dass für diesen Preis die Rücksicht gegenüber Angehörigen nach Todesfällen so wenig Beachtung findet. Ich bin mir im Klaren darüber, dass auch Vertreter von der Presse ihren Beruf ausüben müssen, dass sie ihr Geld dadurch verdienen, aber wird hier nicht eine Grenze überschritten, wenn man anfragt und ein Nein seitens der Angehörigen nicht akzeptiert? Wenn trotz eines Neins versucht wird, die Angehörigen zu fragen und auf ein Interview gedrängt wird? Wenn trotz eines Neins einfach in die Wohnung gegangen wird, nachdem ein Angehöriger fast zusammenbricht, weil an der Haustür auf ihn eingeredet wurde?
Mich macht dies unheimlich traurig und wütend zugleich! Ich dachte, wir wären alle Menschen mit Herz und Verstand, doch scheinbar habe ich mich diesbezüglich getäuscht. Ich dachte, es gibt ethische Grenzen, die eingehalten werden. Ich will einfach nicht verstehen, dass scheinbar kaum Empathie herrscht, die Vorstellung, wie sich Angehörige wohl fühlen mögen, wenn plötzlich auf der Titelseite Bilder von ihren Verstorbenen auftauchen oder ihr privates Haus abgelichtet wurde. Es macht sie wütend, sie haben Angst, und das, obwohl sie doch schon so viel Wut für das Ereignis empfinden.
Mir ist bewusst, dass dieses Schreiben leider an der Situation nichts mehr ändert und auch in Zukunft nichts ändern wird. Aber ich persönlich sehe mich in der Pflicht, auf solche schweren Missstände hinzuweisen, darauf aufmerksam zu machen, und vielleicht erreicht es doch den ein oder anderen, der sein Verhalten überdenkt oder das nächste Mal anders handelt.
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Siehe auch: Die Opfer der “Bild”-Zeitung
Mit Dank an flurfunk-dresden.de.
Danke an Mario E.
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Danke an Nathalie G.
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Danke an Marcus Q.
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Danke an Stefanie D.
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Danke an Mathias W.
Und was macht man als guter “Bild”-Reporter nach einem Terroranschlag, bei dem mehrere Deutsche gestorben sind? Richtig: Witwen schütteln.
(Unkenntlichmachung von uns.)
Dazu hat “Bild” ein Foto des Mannes abgedruckt — und eins seiner Leiche.
Auch von fünf anderen Opfern zeigt das Blatt unverpixelte Porträtfotos, nennt ihre (abgekürzten) Namen, ihre Wohnorte und viele private Details.
Davon, dass “Bild” die Erlaubnis der Angehörigen hatte, ist eher nicht auszugehen. Quellen für “die Geschichten der deutschen Opfer” sind überwiegend Nachbarn, (Ex-)Kollegen und die Facebookprofile der Verstorbenen.
Mit Dank auch an Jonas J.
Kurz vorm Abflug ins Trainingslager vor einer Woche hat FC-Bayern-Fußballer Thomas Müller mit “Bild”-Reporter Kai Psotta über seine Ziele für 2016 gesprochen:
“Bild”-Reporter: Was ist denn deine persönliche Zielsetzung für 2016? Ereignisreiches Jahr: EM, gibt drei Titel noch zu gewinnen mit Bayern …
Müller: Mein Hauptziel ist, so wenig wie möglich Interviews mit der “Bild”-Zeitung zu führen.
Mit Dank an Daniel N.
Nachtrag, 15. Januar: Und wie das mit guten Vorsätzen so ist … Direkt im Anschluss hat Müller dem “Bild”-Mann dann doch ein Interview gegeben.
Vor knapp zwei Wochen ist im „Stern“ eine Reportage über ein Flüchtlingsheim in Bautzen erschienen. Autorin Frauke Hunfeld hatte fast eineinhalb Jahre lang die Entwicklung des Heims (das früher mal ein Hotel war) verfolgt. An einer Stelle schreibt sie:
Gemunkelt wird viel, im Heim und auch außerhalb des Heims. Gemunkelt wird in Bautzen zum Beispiel, dass der Notarzt nur noch mit schusssicherer Weste ins Spreehotel geht und dass die Asylbewerber ungestraft klauen dürften, jedenfalls bis 50 Euro, das habe der Kreistag so beschlossen.
Doch wenn man versucht, der Sache auf den Grund zu gehen, war es doch nicht die Tante vom Informanten, die das gesehen hat, sondern nur gehört, und zwar von einem, dessen Namen sie leider nicht weiß. Der Kreistag weiß nichts, die Polizei kennt die 50-Euro-Regel auch nicht, und was die Westen betrifft: Peter Rausch [der Betreiber des Heims] sagt, er habe noch keine Notärzte damit gesehen, und er sieht sie wirklich oft. Die Rettungsstelle sagt: durchstichsichere Westen wurden angeschafft, aber nicht fürs Spreehotel, sondern für Konfliktsituationen aller Art, Schlägereien, Fußballfans, Betrunkene. Im Supermarkt heißt es: Natürlich klauen die Flüchtlinge, aber eben auch nicht mehr als die Deutschen. Und dass Asylbewerber Hausverbot haben, da lacht der Verkäufer bloß, da wären sie ja schön blöd, “die tragen ihre 370 Euro im Monat doch zu 90 Prozent zu uns”.
Woher dieses Gemunkel kommt? Wir hätten da eine Vermutung.