Archiv für Juli 1st, 2015

Wenn die Wirklichkeit nicht blutig genug ist

Vergangene Woche sind am tunesischen Strand von Port el Kantaoui, den „Bild“ den „Todesstrand“, „Strand des Grauens“, „Strand des Terrors“ und „Strand der Tränen“ nennt, 38 Menschen getötet worden.

Bild.de zeigte auf der Startseite grausame Fotos:



(Unkenntlichmachungen von uns.)

Die „Bild“-Medien zeigten Fotos des erschossenen Attentäters in einer riesigen Blutlache (in „Bild am Sonntag“ und bei Bild.de immerhin verpixelt, in „Bild“ nicht), Fotos von blutüberströmten Verletzten, von blutüberströmten Sonnenliegen, von blutüberströmten Treppenstufen, von weinenden Angehörigen und immer wieder Fotos von Leichen, die am Strand liegen.

Aber das war den Leuten von Bild.de offenbar immer noch nicht grausam genug. Bei mindestens einem Foto — es zeigt zwei notdürftig bedeckte Leichen zwischen Sonnenstühlen — haben sie, bevor sie es auf die Startseite gepackt haben, einen Filter über das Foto gelegt, um das Opfer blutiger zu machen.

Zum Vergleich (Achtung, auf dem Foto ist der Arm einer Leiche zu sehen): Vergleich

Mit Dank an Jan M. für Screenshot und Hinweis!

Memri, Glyphosat, Olympische Spiele

1. “Du sagst Salafist, ich sag Selfie”
(krautreporter.de, Emily Dische-Becker)
Emily Dische-Becker beleuchtet das Middle East Media Research Institute (Memri), das teilweise tendenziöse Übersetzungen aus der Arabischen Sprache vornimmt: “Im Memri-Vorstand sitzt eine veritable Riege aus amerikanischen und israelischen Neokonservativen, die großzügige finanzielle Unterstützung aus dem US-Außenministerium erhielt. Memri-Gründer Yigal Carmon arbeitete 20 Jahre für den israelischen Militärgeheimdienst.”

2. “Die Medienmaschinerie der Guten”
(theeuropean.de, Hasso Mansfeld)
Hasso Mansfeld fragt, warum die Medienmitteilung “Wahrscheinlich krebserregendes Pflanzengift: Glyphosat in Muttermilch” (gruene-bundestag.de) von den Medien breit aufgenommen wurde: “Doch wieder springen Medien auf die halbgaren Verlautbarungen an, die in ihrer Sorge um die Gefahr, stillende Mütter zu verunsichern, heuchlerischer nicht sein könnten und gleichzeitig die propagandistische Stoßrichtung der eigenen Arbeit sogar noch relativ unverstellt ausplaudern. Einer der Hauptgründe dafür ist, dass Journalisten, ebenso wie wir alle, dazu neigen, dem Glauben zu schenken, was wir sowieso hören wollen.” Siehe dazu auch “Giftalarm? Fehlalarm!” (theeuropean.de, Thilo Spahl).

3. “Ohnmächtige Helden der vierten Gewalt”
(nzz.ch, Stephan Russ-Mohl)
Die Beziehung zwischen der PR und dem Journalismus: “Gemäss neueren Statistiken des amerikanischen Arbeitsministeriums sind PR-Leute in den USA gegenüber den Journalisten inzwischen in einer vier- bis fünffachen Übermacht.”

4. “‘Ihr seid raus'”
(sueddeutsche.de, Max Hägler)
Hintergründe zur Vergabe der TV-Rechte für die olympischen Spiele zwischen 2018 und 2026: “Mitte Juni hatten ARD und ZDF mittels ihrer Sportrechteagentur SportA ihr Angebot abgegeben. Kein Nachbesserungswunsch. Nichts. Dann an diesem Montag ein Mitteilung: Ihr seid raus. Discovery Communications hat den Zuschlag bekommen, der Mutterkonzern von Eurosport.”

5. “Bruce Schneier: Warum wir verschlüsseln”
(netzpolitik.org, Bruce Schneier)
Verschlüsselung sei nach wie vor “die wichtigste Privatsphäre-erhaltende Technologie, die wir haben”, schreibt Bruce Schneier in einem kurzen Essay: “Sie ist perfekt dazu geeignet, uns vor genau der Art von Massenüberwachung zu schützen, die einerseits Regierungen anwenden, um ihre Bevölkerung zu kontrollieren, andererseits Kriminelle auf der Suche nach verwundbaren Opfern nutzen.”

6. “Angry man complains that local NBC station changed its peacock logo to ‘the colors of gays'”
(rawstory.com, Travis Gettys, englisch)