Archiv für August 5th, 2014

Bild, dpa  

Angehörige sollen Fotografen verprügelt haben

In Freiburg ist vor zwei Wochen die Leiche eines achtjährigen Jungen gefunden worden. Die Ermittler gehen von einem Verbrechen aus.

Das Medieninteresse an dem Fall ist so enorm, dass das Ordnungsamt vor der Beerdigung des Kindes eine Verfügung verhängen musste, um Fotos und Filmaufnahmen während der Trauerfeier zu verhindern. Der Friedhof wurde so gut es ging abgeschirmt, Kameraleute mussten draußen bleiben.

Einige Journalisten warteten jedoch, bis die Beisetzung vorbei war, gingen auf den Friedhof und knipsten dann.

“Bild” druckte in der Stuttgarter Ausgabe ein Foto, auf dem (aus einiger Entfernung) zu sehen ist, wie das Grab des Jungen zugeschaufelt wird. Online ist außerdem ein riesiges Foto erschienen, auf dem man die Trauerkränze und das Grabkreuz sieht.

Wie die “Stuttgarter Nachrichten” berichten, hat noch ein weiterer Journalist auf dem Friedhof fotografiert — und ist daraufhin von Angehörigen des Jungen krankenhausreif geprügelt worden.

Familienangehörige des ermordeten Achtjährigen haben einen Pressefotografen zusammengeschlagen, weil er das Grab des Jungen fotografiert hat. Das Opfer erlitt massive Gesichtsverletzungen und musste stationär in einem Krankenhaus behandelt werden. Das bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Freiburg (…).

Der Fotograf habe mehrere Stunden nach der Beerdigung Fotos vom Grab des Jungen gemacht, sich damit aber “rein rechtlich” nichts zu Schulden kommen lassen, zitiert die Zeitung eine Polizeisprecherin.

Als er sich weigerte, den Angehörigen die Speicherkarte zu geben, soll ein Familienmitglied

ausgerastet sein und derart brutal auf den Mann eingeprügelt haben, dass dieser einen Kiefer- und einen Augenhöhlenbruch erlitt.

Weil dem Fotografen zudem die Speicherkarte abgenommen worden sei, ermittle die Staatsanwaltschaft jetzt gegen zwei Angehörige wegen Körperverletzung und räuberischen Diebstahls.

Weder die Staatsanwaltschaft noch die Polizei hatten den Fall öffentlich gemacht. „Auf ausdrücklichen Wunsch des Opfers“, wie es heißt.

Nach unseren Informationen war der Fotograf im Auftrag der dpa unterwegs. Die Agentur wollte sich mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht zu der Sache äußern.

Karl Dall, Native Advertising, Gutmenschen

1. “Mitten im Propaganda-Krieg – ohne es zu wissen”
(heute.de, Video, 3:33 Minuten)
Manipulierte Videos und verfälschte Meldungen im Propagandakrieg: “Wenn die Story gut ist und Emotionen schürt, trägt sie weit.”

2. “Vermitteln deutsche Medien ein extrem einseitiges, negatives Israel-Bild?”
(stefan-niggemeier.de)
Stefan Niggemeier zweifelt daran, dass “kein anderes Land der Welt” in deutschen Medien so oft und scharf kritisiert werde wie Israel – so hatte es Stern.de mit Bezug auf eine noch nicht veröffentliche Studie dargestellt.

3. “Ermittlungen gegen Karl Dall beendet”
(handelsblatt.com/AFP)
Erhebt die Staatsanwaltschaft Zürich Anklage gegen Karl Dall, wie “Bild” berichtet? “Die entsprechende Meldung der „Bild“-Zeitung vom Montag sei ‘nicht korrekt’, sagte die Sprecherin der Oberstaatsanwaltschaft des Kantons Zürich, Corinne Bouvard, am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Es sei noch keine formelle Entscheidung gefallen.”

4. “Männer gestehen sich ihre sanfte Seite nicht ein”
(planet-interview.de, Jakob Buhre und Lovis-Marie Trummer)
Matthias Reim spricht über die Herzkatheter-Untersuchung, aus der “Bild” eine “heimliche Herz-OP” (“sechsstündiger Eingriff am Herzen”) machte (BILDblog berichtete).

5. “Politische Korrektheit: Wider den Aufstand der Gutmenschen”
(novo-argumente.com, Günter Ropohl)
Ein “Diktat eines kleinbürgerlichen Moralismus” durch politisch korrekte Sprache fürchtet Technikphilosoph Günter Ropohl in einem Beitrag zur Debatte über sogenannte Gutmenschen: “Natürlich möchten wir alle, dass die Welt gut wäre. Wo sie es nicht ist, müssen alle mit persönlichen und politischen Anstrengungen daran arbeiten, sie besser zu machen. Aber es hilft nicht, sie bloß gut zu reden. In der eskapistischen Version ist solche Moralrhetorik bestenfalls Gesinnungspflege zur Beruhigung des eigenen Gewissens, in der kategorischen Form kann sie schlimmstenfalls in Tugendterror ausarten. Daher rühren die Vorbehalte gegen die Gutmenschen, nicht daher, dass sie linke Ideen von Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität verträten. Gutmenschen sind nicht ‘links’, sie sind Moralisten.” Siehe dazu auch “Linke Heuchler” (faz.net, Reinhard Mohr).

6. “Last Week Tonight with John Oliver: Native Advertising (HBO)”
(youtube.com, Video, 11:22 Minuten, englisch)