Archiv für Oktober 10th, 2012

Das Weltall ist zu weit (2)

Gestern wollte der Extremsportler Felix Baumgartner aus einem Ballon in 36 Kilometern Höhe (“36 576 Meter”, Bild.de) springen.

Oder, wie manche Medien es ausdrückten:

“Bild”:
Die letzten Stunden vor dem Sprung aus dem Weltall

Bild.de:
Der irre Sprung aus dem All

Tatsächlich fängt das Weltall – je nach Definition – zwischen 80 und 100 Kilometer Höhe an. Aber das wissen Sie ja schon.

Nach mehrfacher Verschiebung mussten Ballonfahrt und Sprung für gestern dann abgesagt werden, worüber “Bild” heute beinahe zurückhaltend schreibt:

Rekord-Sprung vom Rand des Alls abgeblasen

Wobei Baumgartner mit den 36 Kilometern nicht mal die Hälfte der Strecke bis zum eigentlichen “Rand des Alles” zurücklegt.

Bei Bild.de geht der All-Wahn aber sowieso unvermindert weiter:

Findet derWeltall-Sprung nie statt?

Und für Franz Josef Wagner ist der Fallschirmsprung aus der Stratosphäre ein “Todessturz aus dem Weltall”.

Mit Dank an Dani, Martin und Max.

Nebeneinkünfte, Doping, Volontäre

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Spitzenverdiener im Parlament”
(blog.abgeordnetenwatch.de, Martin Reyher)
Ex-“Bild”-Chefredakteur Hans-Hermann Tiedje verteidigt in einem “Bild”-Kommentar Peer Steinbrück. Martin Reyher schreibt dazu: “Der als Journalist getarnte Agenturchef Tiedje verteidigt seinen Klienten Steinbrück. Ein Hinweis auf diese Geschäftsbeziehung wäre reizend gewesen, BILD! Von wegen Transparenz und so…”

2. “Sind wir nicht alle ein bisschen Steinbrück? – Radiomacher und ihre Nebenjobs”
(fair-radio.net, Thomas Korte)
Thomas Korte erinnert daran, dass Journalisten Nebeneinkünfte nicht nur kritisieren, sondern sie auch gerne selbst akzeptieren: “Interessenkonflikte scheinen programmiert. Denn die Inhalte und die Entscheidung, wie ein Reporter über den Event vorher oder nachher berichtet, sind entscheidend mit der Frage verbunden, wie sehr er sich mit dem Thema verbunden fühlt. Und ist es nicht ein deutlicher Unterschied, ob man als unbeteiligter Journalist, als Zuschauer, Kulturkritiker, als interessierter Vertreter von Öffentlichkeit und damit als unabhängiger Berichterstatter über die Veranstaltung berichtet oder ob man als eingekaufter Moderator, Präsentator oder Kommentator dem Ereignis bewohnt?”

3. “‘Die Presse’: Fake-Falafel statt Fact-Check”
(deranderefellner.wordpress.com)
“Die Presse” stellt eine Satire-Story aus den USA als Realität dar. Der Autor nimmt Stellung: “In flagranti erwischt, in der Tat. Ist mir auch noch nie passiert und durchaus Scheiss-peinlich.”

4. “Die Geschichte von der vergessenen Klemme”
(journalist.de, Wolfgang Lenders)
Ein Foto liegt über Jahre hinweg mit einer irreführenden Bildunterschrift in den Bilddatenbanken von dpa und dapd. Aufgedeckt wird der Fehler nach der Intervention eines Lesers des “Donaukuriers”.

5. “Urteil im Dopingprozess Röthlin ./. Steffny: Gut für Berichte über Doping”
(derwesten-recherche.org, Daniel Drepper)
Ein Urteil des Kammergerichts Berlin zu Dopingvorwürfen gegen Marathonläufer Viktor Röthlin: “Das Urteil ist gut für die Berichterstattung über Doping. Steffnys Text ist weiß Gott kein Paradebeispiel für guten Dopingjournalismus. Er steckt voller Vermutungen und Recherchefehler. Trotzdem hat er das Stück nicht um die Ohren gehauen bekommen. Ein paar Richtigstellungen, ein bisschen Gerichtskosten, das war es.”

6. “Abschiedsfilm der BR-Volontäre 2012”
(youtube.com, Video, 8:05 Minuten)