Archiv für Juni, 2010

Klimaforscher, Macheten, Vuvuzelas

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wie Schiffeversenken, nur ernster”
(sueddeutsche.de, Peter Glaser)
Peter Glaser nennt Journalismus “die zivilisierteste Form von Widerstand”. Sein Text zur Zukunft des Journalismus befasst sich unter anderem mit der Suchmaschinenoptimierung und der Auflösung der klassischen Bündelungsform.

2. “SPIEGEL vs. ZEIT”
(wissenslogs.de/wblogs/blog/klimalounge, Stefan Rahmstorf)
Eine Diplomarbeit vergleicht die von “Spiegel” und “Zeit” in Artikeln zum Thema Klimawandel zitierten Klimaforscher.

3. “Opfer von Täuschungsmanöver”
(stuttgarter-zeitung.de, Erik Raidt)
Unbekannte geben sich gegenüber der Presse als “Junge Liberale” aus und wenden sich “mit drastischen Parolen gegen Arbeitslose”: “Die Stuttgarter Zeitung bedauert, dass die Jungen Liberalen durch die Berichterstattung über die von Dritten fälschlich in Umlauf gebrachten Behauptungen in ein falsches Licht gerückt worden sind.”

4. “Gewalt? Chaos? Desorganisation?”
(profil.at, Johannes Dieterich)
Die Fußball-WM in Südafrika hat begonnen. Johannes Dieterich erinnert nochmals an die zuvor verbreiteten Vorbehalte: “WM-Besucher müssten damit rechnen, von machetenschwingenden Farbigen zerstückelt zu werden, schrieb der Reporter eines britischen Boulevardblatts. Ein deutsches Sicherheitsunternehmen empfahl seiner Nationalmannschaft, ihr Hotel nur mit kugelsicheren Westen zu verlassen.”

5. “Frisch am Stück.”
(alexander-kissler.de)
Alexander Kissler sieht den kritischen Sportjournalismus während der WM in einer Auszeit: “Kritik hat Sendepause, Sportjournalismus wird zum angewandten Fan-Sein. Jetzt werden, je nach Verbreitungsgebiet, Helden gemacht, Stars gepriesen, Führer gebenedeit.”

6. “Vuvuzela-Filter”
(surfpoeten.de)
Wie macht man ein Audiosignal vuvuzelafrei? Eine kurze Anleitung.

Macht der Islam Jugendliche gewalttätig?

Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen KFN macht es Journalisten mit seinem jüngsten Forschungsbericht “Kinder und Jugendliche in Deutschland: Gewalterfahrungen, Integration und Medienkonsum” nicht leicht. Immerhin umfasst das unter Federführung von Institutsdirektor Prof. Dr. Christian Pfeiffer entstandene Mammutwerk, für das 45.000 Schülerinnen und Schüler befragt wurden, stolze 324 Seiten — und das ohne Such- und Kopierfunktion.

Da trifft es sich gut, dass das KFN — wie schon bei der kürzlich veröffentlichten Studie zur Polizeigewalt (BILDblog berichtete) — so freundlich war, auch eine zweiseitige Kurzzusammenfassung mit dem Titel “Religion, Integration und Delinquenz junger Menschen in Deutschland” zu erstellen. Dieser Kurzbericht konzentriert sich fast ausschließlich auf den Zusammenhang von Religiosität und Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen, der in der zugrunde liegenden Studie nur einen kleinen Teil ausmacht. Laut Pfeiffer liegt das daran, dass gerade zu diesem Aspekt neue Erkenntnisse gewonnen wurden.

Aus der Studie geht hervor:

Für junge Christen gilt, dass sie mit steigender Religiosität weniger Gewalttaten begehen. Bei jungen Migranten sinkt beispielsweise die Quote der Gewalttäter von 21,8 Prozent (nichtreligiöse Jugendliche) auf 12,4 Prozent (sehr religiöse Jugendliche) oder den Angehörigen sonstiger Religionen entsprechend von 26 Prozent auf 8,5 Prozent. Für junge Muslime geht dagegen die zunehmende Bindung an ihre Religion mit einem Anstieg der Gewalt einher. Die höchste Quote erreichen hier die “sehr religiösen” Jugendlichen mit 23,5 Prozent, die niedrigste die “etwas religiösen” mit 19,6 Prozent.

Dieser — wohlgemerkt relativ geringe — Anstieg der Gewaltbereitschaft betrifft ausschließlich “sehr religiöse” muslimische Jugendliche, nicht aber “etwas religiöse” oder “religiöse” (vgl. Tabelle KFN-Studie, S. 116). Er wird sowohl in der Langfassung als auch in der Kurzfassung der Studie nicht etwa mit der Religon, sondern mit anderen Faktoren wie der Akzeptanz gewaltlegitimierender Männlichkeitsnormen (“Machokultur”), der Zahl straffälliger Freunde oder der Nutzung gewalthaltiger Medien begründet.

In einem Artikel der “Süddeutschen Zeitung” mit dem sehr plakativen Titel “Die Faust zum Gebet”, dessen Inhalt über dpa und AFP seinen Weg in weitere Medien fand, wird KFN-Direktor Christian Pfeiffer dennoch so zitiert (alle folgenden Hervorhebungen von uns):

Selbst wenn man diese Faktoren herausrechnet, bleibt ein signifikanter Zusammenhang zwischen Religiosität und Gewaltbereitschaft.

Da könnte man glatt meinen, Herr Pfeiffer kennt seine eigene Studie nicht, denn was die Signifikanz angeht, kann man an mehreren Stellen (der für vielbeschäftigte Journalisten zu zeitaufwendigen Langfassung) das genaue Gegenteil lesen:

Das Modell III belegt ferner, dass diese erhöhte Gewaltbereitschaft weitestgehend auf andere Belastungsfaktoren zurückzuführen ist, wobei die vier bereits bekannten Faktoren einbezogen werden. Dies führt dazu, dass von der Zugehörigkeit zu einer Konfessionsgruppe kein Effekt mehr auf das Gewaltverhalten zu beobachten ist. (KFN-Studie, Seite 116)

(…) Mit stärkerer religiöser Bindung steigt die Gewaltbereitschaft tendenziell an. Da dieser Zusammenhang aber als nicht signifikant ausgewiesen wird, ist bei islamischen Jugendlichen von keinem unmittelbaren Zusammenhang (und damit auch nicht von einem Gewalt reduzierenden Zusammenhang) zwischen der Religiosität und der Gewaltdelinquenz auszugehen. (KFN-Studie, S. 118)

(…) Mit den hier dargestellten Forschungsergebnissen ist noch nicht ausreichend belegt, dass der Islam für die dargestellte Problematik direkt verantwortlich gemacht werden kann. Zur Klärung bedarf es tiefergehende Analysen (…). (KFN-Studie, S. 129)

Auf Anfrage von BILDblog sagte Pfeiffer dazu: “Die Formulierung im Text der SZ ist offenkundig die Folge davon, dass man meine Aussage aus Platzgründen verkürzt wiedergegeben hat.”

Dumm nur, dass die Kombination aus einer “verkürzten Aussage”, einer unsachlichen Überschrift und enormer Recherchefaulheit längst den Siegeszug durch die Medien angetreten hat und so auch zu einem gefundenen Fressen für islamfeindliche Seiten und Blogs wurde. Denn obwohl in der KFN-Studie kein signifikanter Zusammenhang zwischen Gewalttätigkeit und dem Islam festgestellt werden konnte, rauschte es im Blätterwald so:

Mit Dank an die Hinweisgeber!

Lass die Finger von Vuvuzela (2)

“Bild” machte gestern keinen Hehl daraus, was sie von den “Vuvuzela” genannten Plastiktröten hält, die bei der Fußball-WM in Südafrika massiv zum Einsatz kommen:

Tröööööööt-Wahnsinn bei der WM! Fan-Trompeten nerven pausenlos. TV- und Radio-Reporter kaum zu verstehen. Löw übt schon Zeichensprache.

Das also ist der Sound der WM! Was für ein Tröt-Wahnsinn bei den Spielen Südafrika gegen Mexiko (1:1) und Uruguay gegen Frankreich (0:0). Der nervige Dauerton der Plastiktrompeten (“Vuvuzelas”) erinnert an gewaltige Bienenschwärme.

Die Kommentatoren in TV und Radio sind kaum zu verstehen. Dröhnen uns jetzt vier Wochen lang die Ohren? BILD beantwortet die wichtigsten Fragen.

Diese Fragen finden sich auch auf Bild.de — und darüber hinaus auch die Antwort auf die gar nicht gestellte Frage “Und wo bekomme ich jetzt so ein Teil?”:

Deutschland Fan-Set: Fahne, Schminke und Vuvuzela für 9,99 Euro

Siehe auch:

Mit Dank an die vielen, vielen Hinweisgeber!

Kleine Gegendarstellungen unter Feinden

Das NDR-Eurovision-Blog fasst das Verhältnis zwischen Grand-Prix-Siegerin Lena Meyer-Landrut und “Bild” recht plastisch zusammen:

Für ein Medium, das beansprucht, die Phantasien von Massen zu kennen und diese entsprechend zu bedienen, also für eine Zeitung wie die “Bild”, muss es ein GAU sein, in Sachen Lena und ihrer ESC-Performances dauerhaft draußen gestanden zu haben – vorher, währenddessen und auch jetzt.

Um den eigenen Lesern irgendwas über Lena erzählen zu können, tragen “Bild” und Bild.de also seit Wochen Informationen aus Sekundär- und Tertiärquellen zusammen, die sich mal widersprechen und mal gar nichts aussagen.

Lena sagt Danke!Am 3. Juni, wenige Tage nach Lenas Sieg in Oslo, erklärte “Bild” anhand der Danksagungen im Booklet ihrer fast vier Wochen zuvor erschienenen CD, wem Lena “jetzt” Danke sagt. Auch Bild.de veröffentlichte einen umständlichen und etwas hilflosen Versuch einer Entschlüsselung.

Während manche der Dankeszuordnungen ziemlich unkonkret daherkommen (“im Internet glauben viele …”), waren andere Namen wie “Stefan” (Raab) und “Jörg” (Grabosch, von der TV-Produktionsfirma Brainpool) leichter zuzuordnen.

Dummerweise ist Bild.de dabei ein kleiner Fehler unterlaufen, den nicht mal wir aufgeschrieben hätten. Aber das war für Stefan Raab offenbar kein Kriterium:

Gegendarstellung: Zu dem Artikel "So sagt Lena Danke" vom 3.6. BILD.de veröffentlichte am 03.06.2010 den Artikel "So sagt Lena Danke", in welchem Lena aus dem Booklet ihrer CD "My Cassette Player" wie folgt zitiert wurde: "Ich danke den Leuten in, um und um Brainpool herum, (...)" Klickte man auf "Brainpool", öffnete sich ein Fenster, in dem es erklärend hieß: "Es handelt sich um die 1994 u.a. von Stefan Raab gegründete "Brainpool TV GmbH (...)". Hierzu stelle ich fest, dass ich die Brainpool TV GmbH nicht 1994 mitbegründet habe. Stefan Raab, Köln, den 07.06.2010. Anmerkung der Redaktion: Stefan Raab hat recht.

Mit Dank an Tobi.

Nachtrag, 12. Juni: Heute erschien die Gegendarstellung auch in der gedruckten “Bild”.

Bild  

WM-Pakete packen mit alten Freunden

Ab heute! WM-Knaller von Lidl und Bild: 6 Flaschen Bier + 1 Tüte Erdnuß-Flips + 1 Deutschland-Fahne nur 99 Cent!Es ist Sommer, wir schreiben eine gerade Jahreszahl und viele Privatfahrzeuge sind beflaggt wie sonst nur Staatskarossen. Kein Zweifel: Uns steht ein internationales Fußballgroßereignis ins Haus.

Anlässlich der Fußball-WM 2006 hatte “Bild” mit einem “WM-Knaller” überrascht: Mit einem in der Zeitung abgedruckten Gutschein konnte man beim Discounter Lidl für 99 Cent 6 Flaschen “köstliches Grafenwalder Premium-Pils”, “eine große Tüte knackige Erdnuß-Flips” und eine Deutschland-Fahne erstehen.

Nach langem Zögern sah der deutsche Presserat darin einen Verstoß gegen die Ziffern 6 und 7 des Pressekodex und sprach – unter anderem wegen eines Verstoß gegen des Trennungsgebot von Werbung und redaktionellen Inhalten – gegen “Bild” einen “Hinweis” aus (BILDblog berichtete).

"Lidl-EM-Paket exklusiv in BILD"Zwei Jahre später bekam der geneigte Leser zur Fußball-EM für “nur einen Euro” sechs Flaschen “Grafenwalder Premium Pils” und ein Paket Grillwürstchen (“Dulano, 350 Gramm”). “Bild” pries die “größte EM-Aktion aller Zeiten” zwei Mal auf der Titelseite an und schwärmte in den dazugehörigen Artikeln u.a. vom “Party-Hammer”. Der Gutscheincoupon selbst war immerhin – gleich zwei Mal – mit dem Wörtchen “Anzeige” versehen (BILDblog berichtete auch dazu).

WM-Paket von Lidl und BILD: 6 Würstchen, 6 Bier für 1 EuroHeute startet – wie die Meisten vielleicht mitbekommen haben – mal wieder eine Fußballweltmeisterschaft — und da sind “Bild” und Lidl natürlich bestens aufgestellt:

Im … äh: “redaktionellen” Artikel wurde gestern schon mal vom “WM-Knaller von BILD und Lidl” geschwärmt, der “sechs Flaschen Grafenwalder Pils und ein Paket Grillwürstchen (6 Stück) für nur 1 Euro” verspricht (“Sie sparen bis zu 70 Prozent gegenüber dem Einzelkauf!”).

WM-Paket von BILD & Lidl: 6 Bier und 6 Würstchen für 1 EuroHeute nun ist es laut “Bild”-Titelseite ein “Mega-Kracher zum WM-Start”.

Auf einer Viertelseite wird in der Zeitung “die größte Fan-Aktion aller Zeiten” gefeiert, “mit allem, was Sie für Ihre WM-Feier brauchen”. Als “Anzeige” gekennzeichnet ist allerdings – in alter Tradition – nur der Gutschein-Coupon selbst. Das aber natürlich wieder doppelt:

6 Würstchen und 6 Bier für nur 1 Euro! Mit diesem Coupon. [...] Anzeige

Mit Dank auch an die vielen Hinweisgeber!

Was Spiegel-Online-Leser mehr wissen

“Wir wollen die Berichterstattung im Panorama-Ressort verstärken und originärer machen”, sagte 2006 der damalige “Spiegel Online”-Chefredakteur Matthias Müller von Blumencron der “taz”. Anlass des Interviews war Blumencrons Entscheidung, die “Bild”-Unterhaltungschefin Patricia Dreyer zur Leiterin des “Panorama”-Ressorts zu machen.

Blumencron ist inzwischen Co-Chef des großen “Spiegel”, Dreyer hält im “Panorama” gemeinsam mit boulevarderprobten Kollegen aber weiterhin die Zügel in der Hand.

Blumencrons Entscheidung hat “Spiegel Online” verändert. “Panorama” ist inzwischen einer der wichtigsten Bestandteile der Plattform. Nur das “Politik”-Ressort beschäftigt mehr feste Redakteure, auf der Startseite kommen die bunten Nachrichten als erstes nach den Hauptmeldungen. In der Woche vom 4. Juni bis zum 10. Juni kamen genau 101 der 630 deutschsprachigen Meldungen auf Spiegel Online aus dem “Panorama”-Ressort, knapp 16 Prozent.

Originär allerdings ist “Panorama” keineswegs: In der ganzen Woche veröffentlichten die sieben Redakteure gerade einmal 4 Online-Artikel, die grundlegend neu waren: Über eine vermisste Studentin, ein Bericht von einem Gerichtsverfahren, eine Reportage über Zwangsehe und eine Serie von Liebhabern der alten deutschen Währung. Titel: “Ich mag die Mark“.

Knapp 96 % der veröffentlichten Artikel in der vergangenen Woche hingegen waren Protokolle von Pressekonferenzen, Zweitverwertungen ausländischer Boulevard-Nachrichten, oder – zum großen Teil – umgeschriebene Agenturmeldungen. Vier Meldungen stammen aus dem Print-“Spiegel”.

Und welche Themen behandelte “Panorama” vom 4. bis 10. Juni?

  • Mord, Totschlag & Amoklauf: 28 Artikel,
    darunter “Der Unbekannte im Müllsack

    • davon Todesfall durch Tiere: 1
    • davon Selbstmord: 1
  • Klatsch und Promi-Tratsch: 18,
    darunter “Heather Mills war keine schlechte Chefin”
  • Skurrilles: 11,
    darunter “Franzose klaute Schulkindern die Süßigkeiten”
  • Diebstahl/Raub: 7
  • Sex: 6
    • davon Sex mit Minderjährigen: 1
    • davon Inzest: 2
  • Gerichtsprozesse: 8
  • Körperverletzung: 4
    • davon Körperverletzungen durch Tiere: 2
  • Umweltkatastrophe: 4
  • Unfälle und Brandstiftung: 4
  • Drogen: 3
  • Terrorangst: 2
  • Entführung: 1
  • Zwangsehe: 1

Oder im Bild:

Im Interview mit dem “Standard” sagte SpOn-Chefredakteur Rüdiger Ditz vor einigen Monaten, die Unterschiede zwischen “Spiegel Online” und Bild.de seien ähnlich groß wie zwischen Print-“Bild” und Print-“Spiegel”. Das Verhältnis beschrieb er folgendermaßen:

Wir fischen in einem völlig anderen Gewässer.

Ist aber vermutlich auch nur eine Pfütze.

Gute Nachbarn kann niemand trennen

In wenigen Stunden startet die Fußball-WM in Südafrika und viele Fußballinteressierte hierzulande denken nur noch an Deutschland.

Nicht so die Mitarbeiter bei kicker.de: Sie haben das Spiel Dänemark gegen die Niederlande zum “Nachbarschaftsduell” erklärt.

Dänemark: Nachbarschaftsduell wohl ohne Bendtner. Am Montag (13.30 Uhr) startet die WM für Dänemark gegen die Nachbarn aus den Niederlanden

Und das, obwohl Dänemark nur an ein einziges Land grenzt — Deutschland halt.

Mit Dank an Daniel S.

Nachtrag, 13.03 Uhr: kicker.de hat alle Verweise auf die angebliche Nachbarschaft zwischen Dänemark und den Niederlanden entfernt.

2. Nachtrag, 16.15 Uhr: Mehrere Leser weisen uns darauf hin, dass Dänemark auch noch verschiedene Seegrenzen zu anderen Staaten (die Niederlande zählen nicht dazu) hat, was natürlich auch richtig ist.

Uni-Ranking, Tauss, Public Viewing

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Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Sorry, unsere Uni-Rankings waren Quatsch”
(spiegel.de, Christoph Titz und Jochen Leffers)
Phil Baty vom britischen Hochschulmagazin “Times Higher Education” kritisiert das eigene Hochschulranking, für das er seit 2009 die Verantwortung trägt und “auf das seit 2004 viele Unis auch in Deutschland jeden Oktober gespannt warten”. “Aus Deutschland – ‘ich schäme mich fast, es zuzugeben’, so Baty – kamen ‘lächerliche 182 Antworten als Rücklauf’. Deutschland hat immerhin fast 400 Hochschulen mit über 13.000 Studienangeboten.”

2. “Meine Vierte-Gewalt-Bilanz”
(blogs.taz.de/hausblog, Sebastian Heiser)
Der für Berliner Landespolitik zuständige Redakteur Sebastian Heiser fragt sich, in welchem Umfang es ihm gelungen ist, “die Regierung kritisch zu begleiten, sie gut zu analysieren und auf Missstände hinzuweisen”.

3. “Jörg Tauss und der Qualitätsjournalismus”
(bruchsal.org, Rolf Schmitt)
Neben Tauss selbst und “Telepolis” (Teil 1 / Teil 2, folgt später) berichtet auch Rolf Schmitt von der Rolle der Medien im zu Ende gegangenen Strafprozess gegen Jörg Tauss: “Ich war selbst an jedem der fünf Prozesstagen im Gerichtssaal und habe miterlebt, wie am ersten Tag die Pressebank bis zum Bersten gefüllt war, wie leer die Pressebank sich an den drei darauf folgenden Verhandlungstagen zeigte und wie wieder voll besetzt am letzten Tag, dem Tag der Urteilsverkündung.”

4. “The Twitter Devolution”
(foreignpolicy.com, Golnaz Esfandiari, englisch)
Golnaz Esfandiari zweifelt an der Revolution durch Twitter im Iran: “Through it all, no one seemed to wonder why people trying to coordinate protests in Iran would be writing in any language other than Farsi.”

5. “Warum Fußball?”
(novo-argumente.com, Stefan Chatrath)
Stefan Chatrath macht sich zum Start der Fußball-WM Gedanken zum Public Viewing: “Viele ‘echte’ Fans sprechen gar davon, dass die Stätten professionellen Fußballs heute ‘klinisch rein’ seien. Vermutlich ist das einer der wichtigsten Gründe dafür, dass mittlerweile so viele von ihnen das ‘Public Viewing’ vorziehen.”

6. “Press You’re Stuck”
(thedailyshow.com, Video, 4:49 Minuten, englisch)
Nach dem Abgang der bald 90-jährigen Helen Thomas aus der ersten Reihe im James S. Brady Press Briefing Room streiten sich die Journalisten, wer nun diesen Platz einnehmen darf.

Jeden Sommer das Gleiche …

Das Thermometer ist schon ein paar mal über 25 Grad geklettert, die Gastronomen haben ihre Tische draußen aufgestellt und manche Menschen in den Innenstädten haben fast so wenig an wie die Frauen auf Seite 1 von “Bild” — mit anderen Worten: Es ist Sommer.

Und damit die Saison der Wiederholungen:

Nur die WM kann uns jetzt noch retten: Gähn-Programm im TV-Sommer

Gottschalk, Schmidt, Kerner – die beliebtesten TV-Gesichter lassen uns jetzt wochenlang allein. Ausgezappt durch die Sommerpause auf allen Sendern. Jetzt droht: Das große Gähn-Programm – Wiederholungen, Archiv-Zusammenschnitte, Herz-Schmerz-Filme in Dauerschleife. Einschlafdosis garantiert!

(Bild.de am 9.6.2010)

2009:

Wofür zahlen wir eigentlich TV-Gebühren? 1442 Minuten Wiederholungen am Wochenende

Haben SIE sich am Wochenende auch so vorm Fernseher gelangweilt?

Gegen hohe Gebühren liefern ARD und ZDF auch diesen Sommer wieder Gähn-TV in Einschlafdosis! Satte 492 Minuten Wiederholungen leistete sich die ARD am Samstag. (…) Gähn gegen Gebühren – müssen TV-Zuschauer sich das gefallen lassen?
(“Bild” vom 20.7.2009)

2007:

Gebühren-Skandal: 865 Minuten Wiederholungen am Wochenende

Wie gut, dass die Meteorologen fürs Wochenende besseres Wetter vorausgesagt haben! Denn im Fernsehen erwartet uns nur Langeweile…

Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF präsentieren den TV-Zuschauern von heute bis Sonntag in der Hauptsendezeit geschlagene 865 Minuten Wiederholungen!

Im Klartext: Mehr als 14 Stunden Gähn-TV! (…)
(“Bild” vom 3.8.2007)

2005:

Das ist der Gipfel aller TV-Unverschämtheiten!

Dieses Wochenende über 44 Stunden Wiederholungen Und dafür zahlen wir auch noch TV-Gebühren! Erst im April wurden die Gebühren fürs öffentlich-rechtliche Fernsehen um 88 Cent auf monatlich 17,03 Euro erhöht. Und jetzt bekommen wir von ARD und ZDF trotzdem einen TV-Sommer voller Wiederholungen. Allein an diesem Wochenende bringen es die beiden Anstalten fertig, an drei Tagen 2669 Minuten aus dem Altfilm-Lager zu füllen. Das sind 44 Stunden und 29 Minuten!
(“Bild” vom 30.7.2005)

2004:

Schlimmste Fernseh-Woche… Wiederholung, Wiederholung, Wiederholung…
(“Bild” vom 23.6.2004)

Weniger Gebühren für Gähn-TV im Sommer
(“Bild” vom 8.7.2004)

2003:

Zum Gähnen! Der TV-Sommer der Wiederwiederwiederholungen

TV-GÄHN! Egal, wohin man zappt — fast nur noch Wiederholungen. Gähnende TV-Langeweile. Bei dem Programm droht akute Einschlafgefahr! Falls Sie sich z. B. heute auf einen tollen Fernsehabend freuen, ein gutgemeinter Tipp: Verabreden Sie sich lieber zu einer Grillparty. Denn im TV verpassen Sie nichts! (…) Wofür zahlen wir eigentlich noch TV-Gebühren!
(“Bild” vom 16.7.2003)

2002:

Wiederholungsterror im Fernsehen — Politiker fordert: TV-Gebühren im Sommer halbieren!

Jeden Sommer der gleiche Ärger über Wiederholungen im TV.
(“Bild am Sonntag” vom 14.7.2002)

2001:

Gähn-TV: Wofür zahlen wir im Sommer eigentlich Gebühren? (…) Politiker fordern weniger Gebühren wegen Gähn-TV
(“Bild am Sonntag” vom 28.7.2001)

Gähn-TV immer schlimmer: Das Sommer-Gähn-TV. Nur Wiederholungen, fast alle Show- und Talkmaster im Urlaub.
(“Bild am Sonntag” vom 3.8.2001)

2000:

Der trostlose TV-Sommer — Noch nie sendete das Fernsehen so viele Wiederholungen wie in den kommenden Wochen

Auf die Gebührenzahler kommt ein trostloser TV-Sommer zu — noch nie griff das Fernsehen so tief in die Mottenkiste, wie es in den kommenden Wochen der Fall sein wird. (…) Gähn-TV! Sogar an den Talkshows und Comedy-Sendungen, die bei Gags und Gästen ja eigentlich von der Aktualität leben, geht der Sommerschlaf nicht vorbei. (…)
(“Bild am Sonntag” vom 2.7.2000)

1999:

Das Fernsehen fällt in den Sommerschlaf

Ab Juni fast nur noch Wiederholungen. (…) Das Fernsehen macht Sommerpause, fällt vom Juni an für über drei Monate in den Tiefschlaf. Der Blick ins sogenannte Programm — ein Dauerärgernis. (…) Gähn-TV in den schönsten Monaten des Jahres. (…)
(“Bild am Sonntag” vom 30.5.1999)

1997:

Fernsehen fällt drei Monate in Sommerschlaf

Nur noch Wiederholungen — Frechheit! Noch 21 Tage bis zum Sommeranfang! Doch das Fernsehen geht schon jetzt in Urlaub, fällt in einen dreimonatigen Tiefschlaf. Sommerzeit, Wiederholungszeit! Der Blick ins TV-Programm wird zum Ärgernis. Wohin man auch zappt — fast alles schon gesehen. (…)
(“Bild am Sonntag” vom 1.6.1997)

PS: Zugegeben: Auch dieser Eintrag ist – natürlich – eine Wiederholung.

Lass die Finger von Vuvuzela

Wir unterbrechen unser Programm für eine wichtige Warnung im Bezug auf diese komischen Fußballtröten:

Der Hörgerätehersteller Phonak fand in einer Studie heraus, dass Vuvuzelas Hörschäden verursachen können. Die Tröte bringt es auf über 120 Dezibel und ist damit lauter als eine Kettensäge oder ein Schlagzeug.

Geräusche in dieser Lautstärke können neben dem akutem Hörversagen auch irreparable Schäden wie Tinnitus-Geräusche verursachen.

Soweit Bild.de.

Und damit zu etwas völlig Anderem:

Viele Fußballfans wollen trotz der Warnungen kräftig in die Vuvuzela blasen. Wenn Sie auch Spaß daran haben, dann machen Sie doch mit!

Zum Beispiel beim größten Vuvuzela-Flashmob der Welt: Fußball-Fans auf der ganzen Welt sollen vor dem Eröffnungsspiel zwischen Südafrika und Mexiko gleichzeitig in die Riesen-Tröte blasen. Am 11. Juni um 12 Uhr soll es weltweit losgehen. In Berlin ist der Treffpunkt der Pariser Platz am Brandenburger Tor. Mehr Infos unter www.thisissouthafrica.de, ein Online-Projekt der Axel Springer Akademie.

So Bild.de … im selben Artikel.

Mit Dank an Michael Sch.

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