Es kommt einigermaßen selten vor, dass sich Mathias Döpfner, der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG, in der “Bild”-Zeitung zu Wort meldet. Es bedarf schon einer besonderen Gelegenheit: Der Tod Michael Jacksons beispielsweise oder die Entscheidung des Papstes, einen Bischof in die Kirche zurückgeholt zu haben, der den Holocaust leugnet, (BILDblog berichtete). Heute ist wieder so ein seltener Tag.
Doch von Anfang an: Nachdem bekannt geworden war, dass der deutschen Bundesregierung eine CD-Rom zum Kauf angeboten wurde, die gestohlene Daten von 1500 mutmaßlichen Steuerhinterziehern enthält, forderte “Bild” am Montag lautstark:
“Bild”-Kolumnist Hugo Müller-Vogg riet: “Kaufen, aber schnell!”, und Wirtschaftschef Oliver Santen feierte die “klare Botschaft von Merkel”.
Kurzum: Die Bundesregierung kauft zum zweiten Mal “Hehlerware”, um Steuerhinterzieher zu enttarnen, und “Bild” findet das seit zwei Tagen gut. Mathias Döpfner findet das schlecht — ja, gefährlich.
Oder wie er es selbst in seinem “Bild”-Kommentar formuliert:
Bleibt die Frage, ob Döpfners Kommentar nur eine Meinungsäußerung im neuen Meinungspluralismus von “Bild” ist oder hier der Vorstandsvorsitzende eines Medienkonzerns nach Belieben in die redaktionelle Unabhängigkeit einer seiner Zeitungen eingreift. Die Antwort dürfte “Bild” schon morgen liefern.