Archiv für Dezember 9th, 2008

Irre: Ein Jahr hat ca. 365 Tage

Es gibt Nachrichten, da glaubt man gar nicht, dass sie eine sind – bis man sie in “Bild” liest.

Und wir meinen jetzt gar nicht diese hier:

Sondern diese:

"Knackt Funkel den Ribbeck-Rekord?"

Der Trainer des Fußballvereins Eintracht Frankfurt, Friedhelm Funkel, sei nämlich, so “Bild”, “auf dem besten Weg, Erich Ribbeck (71) als Rekord-Trainer der Eintracht [1. Juli ’68 bis 30. Juni ’73] abzulösen!”

Kern des Artikels ist ein Zitat des Vorstandsvorsitzenden der Eintracht Frankfurt Fußball AG, Heribert Bruchhagen. Auf die Frage (von “Bild”?), ob Funkel auch in der kommenden Saison Eintracht-Trainer bleibe, hat er offenbar geantwortet:

“Eintracht trifft die Entscheidung, wenn es an der Zeit ist”.

Irre, oder?! Oder nicht irre genug. Denn mangels Nachrichtenwert blieb in dem Artikel wohl noch Platz für eine kleine Zahlenspielerei:

"Die Zahlen: 1826 Tage war Ribbeck Chef-Coach der Eintracht. Funkel ist heute genau 1622 Tage im Amt. Irre: Wenn sein aktueller Vertrag am 30. Juni ausläuft, kommt Funkel auf exakt 1825 Tage! Ein Tag weniger als Ribbeck.

Aber selbst das ist weniger irre, als es klingt. Weil’s nämlich nicht mal stimmt. Denn wer (wie Ribbeck 1968 oder Funkel 2004) an einem 1. Juli als Trainer anfängt, kommt fünf Jahre später ganz wie von selbst auf eine Amtszeit von exakt 1.825 Tagen – es sei denn, in diese Amtszeit fällt ein Schaltjahr (wie etwa 1972 oder 2008 – und eigentlich fast immer). Dann sind’s natürlich unterm Strich 1.826. Egal bei wem.

Und, seien wir ehrlich, unterm Strich auch irre egal.

Mit Dank an Markus für den Hinweis.

Nachtrag, 10.12.2008: “Bild” bleibt bei seinem “einen Tag weniger”-Unsinn. In einem weiteren Artikel zum Thema (“BILD hatte es exklusiv vermeldet. Trainer Friedhelm Funkel jagt den Ribbeck-Rekord.) heißt es heute: “Zur Erinnerung: Funkel (…) ist jetzt seit 1623 Tage im Amt beim Traditionsklub. ‘Sir’ Erich Ribbeck (71) kam insgesamt auf 1826 Tage. Wenn Funkels Vertrag am 30.6. ausläuft, fehlen ihm gerade noch zwei Tage, um neuer Rekordhalter zu werden.”

Kilometerweit von der richtigen Antwort entfernt

"Pendler-Pauschale wieder ab dem 1. Kilometer -- BILD.de beantworte die wichtigsten Fragen

Wie nett: Da hat das Bundesvefassungsgericht heute die von der Bundesregierung beschlossene Kürzung der sog. Pendlerpauschale gekippt, und Bild.de kündigt schon auf der Startseite groß an, “die wichtigsten Fragen” zu beantworten – also z.B. diese:

"Welche Regel gilt für meine nächste Lohnsteuer-Erklärung? Es gilt: Jeder Kilometer zur Arbeit und wieder zurück kann mit jeweils 30 Cent voll abgesetzt werden! 15 Millionen Pendler werden entlastet."

Noch netter wäre es, wenn Bild.de auf “DIE WICHTIGSTEN FRAGEN ZUM URTEIL” auch die richtigen Antworten kennte. Denn nicht jeder Kilometer zur Arbeit und wieder zurück kann mit jeweils 30 Cent voll abgesetzt werden, sondern nur jeder Kilometer zur Arbeit!

Oder um’s einfach mit Wikipedia zu sagen: “Berücksichtigt werden (…) nur die vollen Kilometer der einfachen Entfernung, damit sind Hin- und Rückfahrt abgegolten.”

Mit Dank an Bastian D. für den Hinweis.

Nachtrag, 18.13 Uhr: Jetzt stimmt’s. Bild.de hat den Heimweg aus der Antwort gestrichen.

Russland, News 1, Reisejournalismus

1. “Von Geschäftsreisen und Reisegeschäften”
(bildblog.de, Clarissa)
In der Adventszeit beschäftigt sich das Bildblog nicht nur mit der Bild, sondern auch mal mit anderen Publikationen, zum Beispiel mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Im Fokus ist ein Fall von Reise-Journalismus, wie er auch in anderen Zeitungen oft zu lesen ist, “kein Einzelfall”.

2. “News1.ch: No News, aber etwas Social Dingsbums”
(medienspiegel.ch, Martin Hitz)
“Seit einigen Wochen ist ‘News1‘, der ‘Google News’-Killer der Schweizer Regionalverleger, in einer registrierungspflichtigen Betaversion zugänglich. Dass kaum jemand darüber berichtet, ist irgendwie verständlich, denn noch lässt einen das Angebot ziemlich ratlos zurück.”

3. “Russland: Sterben für die Pressefreiheit”
(ardmediathek.de, Video, 6:41 Minuten, Stephan Stuchlik)
“Es gibt nur noch wenige mutige Journalisten in Russland – und die riskieren alles. In Moskau wird derzeit der Mord an der Journalistin Politowskaja vor Gericht verhandelt. Derweil kämpfen die Ärzte um das Leben von Michail Beketow. Der kritische Umweltjournalist hatte sich mit seinen Recherchen mächtige Feinde gemacht und wurde brutal überfallen. Eine Spurensuche, wenige Tage vor dem 60. Jahrestag der UN-Menschenrechtserklärung.” (Protokoll des Beitrags)

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