Archiv für Dezember 1st, 2008

Kurz korrigiert (486)

Von der “Bild”-Zeitung, die sich bekanntlich wie kaum ein anderes Medium regelmäßig an Geschichte und Gegenwart der RAF abarbeitet, sollte man doch eigentlich erwarten können, dass sie wenigstens die groben Eckdaten des Deutschen Herbstes kennt. Auch in ihrem Online-Angebot. Zumal gestern mit “Mogadischu” ein “bewegender Teil” dieser Geschichte “im TV gezeigt” wurde. Oder?

"Mit dem Geiseldrama zur Freipressung der RAF-Köpfe Andreas Baader, Gudrun Enslin und Ulrike Meinhof aus dem Gefängnis Stuttgart-Stammheim wurde gestern ein bewegender Teil deutscher Geschichte im TV gezeigt."

Ulrike Meinhof war zum Zeitpunkt der Entführung der Landshut schon seit fast anderthalb Jahren tot.

Mit Dank an R. B. und Philip M. für den sachdienlichen Hinweis.

Nachtrag, 21.50 Uhr. Bild.de hat Ulrike Meinhof aus dem Artikel entfernt, hält aber an der Schreibweise “Enslin” für Ensslin fest.

Nachtrag, 2.12.2008: Inzwischen weiß Bild.de auch wieder, wie man Gudrun Ensslin schreibt.

Schnapsidee

Bierernst berichtete die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) gestern von der “ersten ökumenischen Pferdesegnung in Hamburg”, an der am Samstagnachmittag “mehr als 40 Vierbeiner und 100 Menschen” teilgenommen hätten:

Die Idee zur ersten ökumenischen Pferdesegnung im Norden entstand in dem mehr als 200 Mitglieder zählenden Harburger Reitverein im Süden Hamburgs. Dort sei der Wunsch nach einer Weihnachtsfeier aufgekommen, die zeigt, “dass es auch anders geht im Reitsport”, erklärte die Vereinsvorsitzende Andrea Sjursen-Stein.

Und auch beim “Hamburger Abendblatt” hat der ein oder andere am Wochenende offenbar schon so’n büschen Weihnachten gefeiert. Danach ist dann wohl die Idee entstanden, aus der KNA-Meldung diese kleine Nachricht zu machen (hicks):

"Die Idee zur ersten ökumenischen Pferdesegnung im Norden war in dem mehr als 200 Mitglieder zählenden Harburger Reitverein nach eine Weihnachtsfeier entstanden."

Mit Dank an Flo F. für den sachdienlichen Hinweis.

neu  

Bild.de beweist: Welt-Aids-Tag immer noch nötig

Heute ist Welt-Aids-Tag. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sieht ihn u.a. als Anlass, “Solidarität mit den Betroffenen auf der ganzen Welt zu zeigen” und “aufzuklären”. Weiter heißt es auf welt-aids-tag.de:

Und jeder kann mitmachen.

Bild.de hat sich das nicht zweimal sagen lassen und präsentiert:

"Die wichtigsten Fragen und Antworten zu HIV und Aids"

Eine der Fragen lautet:

"Gibt es Risikogruppen?"

Und die Bild.de-Antwort kann sich sehen lassen:

"Homosexuelle Männer und Drogenanhängige sind besonders gefährdet, aber leider auch Unschuldige: Unter den 63 500 Infizierten sind auch etwa 400 Kinder, die HIV über ihre Mutter bekommen haben."

Mit Dank an Kermit für den Hinweis!

Nachtrag, 17.40 Uhr: Bild.de zeigt plötzlich doch noch ein wenig Solidarität mit den Betroffenen und hat die Antwort geändert. Nun heißt es: “Homosexuelle Männer und Drogenabhängige sind besonders gefährdet. Unter den 63 500 Infizierten sind aber auch etwa 400 Kinder, die HIV über ihre Mutter bekommen haben.”

Genosse Klar, Arbeitslose, Augenhöhe

1. “Was unterscheidet Stars von ‘Bild’-Artikeln?”
(bildblog.de, lupo)
Die Bild-Zeitung und bild.de recyclen fröhlich alte Beiträge. Und zwar nicht uralte Beiträge, sondern welche, die erst vor zweieinhalb Monaten gelaufen sind.

2. “‘Junge Welt’ verklärt RAF und Christian Klar”
(odenwald-geschichten.de)
Die Junge Welt schreibt über die Freilassung des wegen mehrfachen Mordes verurteilten Christian Klars und wünscht ihm “trotz alledem” nach 26 Jahren Knast ein “Willkommen in der Freiheit, Genosse Christian Klar“.

3. FAZ und Perlentaucher weiter ohne Einigung
(fr-online.de, René Martens)
Die grosse Frankfurter Allgemeine und der kleine Perlentaucher wollten sich auf einen Vergleich einigen, berichtet die Frankfurter Rundschau. Der Perlentaucher wünscht sich die Richtigstellung eines Artikels, die FAZ bot eine “Notiz” an, die dieser Tage erscheinen sollte. Es sah also nach einer Einigung aus – “sofern die Parteien nicht kurzfristig noch Argumente gegen den Kompromiss gefunden haben”. Genau dieser Fall scheint nun eingetreten zu sein – vorerst keine Notiz, vorerst kein Vergleich.

Read On…