Zur aktuellen “Bild”-Werbekampagne (siehe hier) hätten wir noch Folgendes zu sagen:
Archiv für April 24th, 2008
… und nichts als die halbe Wahrheit (3)
Seit Montag berichtet “Bild” täglich und zunehmend skrupellos über einen Mann, der mit seinem Auto einen Unfall verschuldet hat, bei dem ein Motorradfahrer ums Leben kam. Seit Montag hat “Bild” nicht erwähnt, dass der Mann mit einer Geschwindigkeit von 6 km/h fuhr.
Vielleicht findet die “Bild”-Zeitung diese Information einfach nicht relevant, weil sie an der Schuld des Fahrer nichts ändert. Vielleicht will sie sich aber auch nur durch die Wahrheit nicht die Möglichkeit nehmen lassen, den Mann, den sie daneben groß und gut erkennbar abbildet, “Totraser” zu nennen.
Ein Rentenbeitragssatz mit X
Der Managerkreis der Friedrich-Ebert-Stiftung gab sich empört. Ein “besonders krasses Beispiel” für schlechten Journalismus habe Anne Will geliefert, schrieb er in einem offenen Brief (PDFs: Seite 1, Seite 2) an die Moderatorin und den Intendanten des NDR. In ihrer Talkshow am 30. März sei unter anderem unwidersprochen ein falscher Rentenbeitragssatz genannt worden: “unter 20 Prozent”, obwohl er in Wahrheit doppelt so hoch sei, wenn man Arbeitnehmer- und Arbeitgeber-Beiträge berücksichtige.
Das war sehr peinlich. Denn der Rentenbeitragssatz liegt tatsächlich bei 19,9 Prozent — Arbeitnehmer- und Arbeitgeber-Beiträge zusammen genommen. Die Zahl ist eigentlich bekannt.
Bild.de, 12.04.08:
“Will nannte einen falschen Rentenbeitragssatz. In der Sendung war von einem Satz ‘unter 20 Prozent’ die Rede. Die Manager: Richtig wären 40 Prozent, die sich ergeben, wenn man die Beiträge von Arbeitnehmern und Arbeitgebern berücksichtigen würde.”
“BamS”, 13.04.08:
“Unter anderem bemängeln die Manager, dass in der Sendung ein falscher Rentenbeitragssatz genannt worden sei.”
Es war peinlich, dass die Manager den Unsinn schrieben. Es war peinlich, dass die “FAZ” am 12. April den Unsinn glaubte. Es war peinlich, dass Bild.de den Unsinn einfach übernahm. Und es war peinlich, dass “Bild am Sonntag” den Unsinn ebenfalls verbreitete.
Aber am 16. April stellten die Manager ihren Fehler richtig und entschuldigten sich. Und am 17. April berichtete die “FAZ” darüber.
In Bild.de und “Bild am Sonntag” (das ist die mit dem “sehr offenen Umgang mit Fehlern”) fehlt bis heute jeder Hinweis auf Korrektur und Entschuldigung.
6 vor 9
Viele wussten Bescheid
(tagesschau.de, Alexander Richter)
Die erneute Journalistenbespitzelung durch den BND wird mysteriös. Nach tagesschau.de-Informationen war die Lauschaktion seit Monaten Kanzleramt und Parlamentariern bekannt. Doch erst jetzt schlagen die Wellen der Empörung so hoch, dass der Rücktritt von BND-Chef Uhrlau diskutiert wird. In einer außerordentlichen Sitzung will das Parlamentarische Kontrollgremium Licht ins Dunkel bringen.
Weblogs und die Liebe zum Ich
(handelsblatt.com, Christoph Moss)
Die Kommunikationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts scheint die Rolle der Blogger noch nicht wirklich fassen zu können. Jetzt haben Wissenschaftler das Phänomen der Online-Tagebücher genauer unter die Lupe genommen. Ihre Studie sucht nach Antworten auf die Frage, ob Blogger die besseren Journalisten sind.
Altlast als Quelle des Neuen
(werbewoche.ch, Helen Brügger)
L?Hebdo wirft die traditionellen Rubriken über Bord: Am 30. April startet das Newsmagazin mit neuem Layout und, neuen Inhalten.
Die Dekolletés der Frauen
(zeit.de, Video, 5:57 Minuten)
Jens Jessen denkt nach über den Sinn gesellschaftlicher Etiketten und Weiblichkeit in der Politik. Er fordert nach einem historischen Exkurs Respekt. Von Kurt Beck werde ja auch nicht missgünstig behauptet, er sei mit seinem erstaunlichen Haarwuchs- und Bartwuchswunder besser als Werbechef von Gillette geeignet.
Mein Rausschmiss bei FACTS2.0
(thinkabout.ch)
“Ich bin seit heute Morgen, kurz vor Mittag nicht mehr Mitglied der Facts-Community und mein Blog ist da gelöscht worden.” – Hier eine erste Antwort von facts.ch.
Thomas Doll – Wutrede
(youtube.com, Video, 2:44 Minuten)
Thomas Doll ärgert sich über Journalisten, die immer nur das Negative sehen wollen. Siehe auch “Doll kritisiert Medien” (sport.ard.de)