Archiv für November 13th, 2006

Leser-Beteiligung immer teurer (2)

Seltsam: Am vergangenen Freitag hatten wir darauf hingewiesen, dass “Bild” die Kosten, die jedem “BILD-Leser-Reporter” bei Einsendung eines Foto per MMS entstehen, Wochen vorher im Kleingedruckten klammheimlich von vormals 19 Cent um gut 50 Prozent (zzgl. Gebühren) erhöht hatte. Am Samstag dann kam das tägliche “Leser-Foto” ganz ohne Kleingedrucktes aus.

Und heute? Als wäre nichts gewesen, sind’s heute plötzlich wieder “0,19 Euro je SMS/MMS; zzgl. Gebühren des Netzbetreibers” — jedenfalls in der gedruckten “Bild” (siehe Ausriss rechts). Bei Bild.de allerdings steht zur selben Zeit, wo auch immer man hinschaut, nach wie vor und unverändert:

überall "0,29 Euro"

Wir haben “Bild” um Aufklärung gebeten und sind gespannt.

Nachtrag, 14.11.2006: Da sich, wie wir von “Bild” auf Nachfrage erfuhren, die Antwort auf unsere Frage (“Was kostet den ‘BILD-Leser-Reporter’ die Einsendung eines Fotos per MMS an ‘Bild’?”) noch etwas verzögert, sei hier nur schnell erwähnt, dass der Preis für den MMS-Versand in der heutigen “Bild” wieder mit 29 Cent (zzgl. Gebühren) angegeben wird.

Kurz korrigiert (284)

Zur Kaderaufstellung für das Fußball-EM-Qualifikationsspiel am Mittwoch schreibt “Bild” heute:

“Löws Entscheidung, Hannovers Robert Enke erst mal hinter Lehmann und Oliver Kahn als Nummer 3 zu nominieren, sorgte nicht nur in Dortmund für Verwunderung.”

Dazu der Pottblogger:

“Der Satz sorgt auch bei mir für Verwunderung (…), da Oliver Kahn seit dem Ende der Fußball-WM 2006 nicht mehr zum Kader der deutschen Nationalmannschaft gehört!

Wir können das — nach einem tiefen Blick ins Archiv — nur bestätigen:

“Als Nationalspieler hat Oliver Kahn (37) direkt nach der WM seinen Rücktritt erklärt.”
(“Bild” vom 16.8.2006)

“Oliver Kahn (37), unser zweiter Weltklasse-Mann neben Lehmann, hatte unmittelbar nach der WM seinen Rücktritt erklärt.”
(“Bild” vom 14.7.2006)

“Oliver Kahn (37) verkündete kurz nach seiner Weltklasse-Leistung beim 3:1 gegen Portugal mitten in der Jubel-Explosion überraschend seinen Rücktritt.”
(“Bild” vom 10.7.2006)

Doch der Pottblogger meint (aus aktuellem Anlass):

“Das kann man im Wikipedia-Eintrag zu Oliver Kahn ganz einfach entdecken…”

“Bild” verhöhnt Pendler

Zur “Bild” vom 9. November erklärt Jürgen Trittin u.a:

In der 4. Folge der BILD-Serie Patient Erde wird (…) empfohlen: “Weniger Auto fahren. Laufen, Rad nehmen, Fahrgemeinschaften mit Nachbarn, Kollegen bilden — oder öffentliche Verkehrsmittel.” Denn: “So können wir unseren schönen Planeten retten”.

Vor gerade mal einem Jahr war BILD noch ganz anderer Auffassung. Meinen Hinweis, man könne neben anderen Maßnahmen auch mal ab und zu das Auto stehen lassen, war Anlass für eine “Benzin-Wut-Kampagne” gegen den Umweltminister. Dieser Vorschlag sei “blanker Hohn” für Pendler.
(Aus einer Pressemitteilung von Jürgen Trittin, Links von uns.)

Mit Dank an Jonas L. und Trittins Büro für den Hinweis.

Bild.de-sinformation

Bild.de-sinformation -- So unzuverlässig ist Deutschlands beliebtestes Nachrichten-Portal
VON C. L. ARISSA UND S. PYRI

Berlin — Können Sie sich vorstellen, dass jemand tagein tagaus in einer Nachrichten-Redaktion lauter fehlerhafte Artikel schreibt und die dann auch noch so gedruckt werden?

wikipedia wikifehlia "wiki-fehlia"Blödsinn, klar! Im Internet geht das — zum Beispiel beim Online-Ableger von Europas größter Tageszeitung, Bild.de (www.bild.t-online.de, mehr als 38 Millionen Visits im Monat).

Verrückte Fans der Aufweichung des Trennungsgebots von Redaktion und Reklame (“Schleichwerbung”) gaben auf Bild.de wiederholt werbliche Texte als Artikel aus und kennzeichneten sie nicht als Anzeige …

Was ist Bild.de?

Die multimediale Erweiterung der Tageszeitung “Bild”. Es gibt eine Redaktion, keine Journalisten. Jeder kann Texte für Bild.de schreiben oder Artikel von anderen bearbeiten. Rund 40.000 ehrenamtliche Bild.de-Aufpasser kontrollieren die Artikel und korrigieren den gröbsten Unfug. BILDblog.de testete, wie lange die Fehlerbeseitigung dauert: von 13 Minuten (Michael Schumachers silberner Privat-Ferrari war “rot”) bis gar nicht (“Dr. Seltsam versucht im satirische Film von Stanley Kubrick, auf eigene Faust einen Atomkrieg mit der Sowjetunion auszulösen”).

Warum ist es gefährlich, sich auf Bild.de zu verlassen?

Niemand weiß, wer hinter den Artikeln steckt — ob Experte, Laie oder Spaßvogel. Immer wieder schreiben Internet-Vagabunden mit erfundenen Identitäten absichtlich Fehler in Einträge.

Der amerikanische Digital-Visionär Jaron Lanier (46) sagte dem “Spiegel”: “Das Schlimmste ist der Glaube an die sogenannte Weisheit der Massen, die im Internet ihre Vollendung finde. Die Wahrheit hingegen bekommen sie nur mit Verantwortlichkeit. Genau deswegen schlage ich ja jetzt Krach.”

Haben Sie auch was gefunden? BILDblog sucht die kleinen und großen Bild.de-Fehler: [email protected]
 
Nachtrag, 20.45 Uhr.
Fast hätten wir’s vergessen: Natürlich sucht BILDblog auch die kleinen und großen Fehler in der gedruckten “Bild”. Schließlich steht Deutschlands beliebteste Tageszeitung Deutschlands beliebtestem Nachrichten-Portal in nichts nach.

6 vor 9

Rettet Google die ?New York Times??
(faz.net, Nina Rehfeld)
Eine Institution wankt: Die ?New York Times? verliert nicht nur Leser, sondern durch eine Reihe von redaktionellen Skandalen auch zunehmend Renommee. Nun sorgt ausgerechnet Google für einen Hoffnungsschimmer.

Zeitschriften-Trash
(fudder.de, dirk)
Nachdem ich die ‘Presseschau der Subkultur’ auf jetzt.de gelesen hatte, zogen mich all die bunten Druckgrotesken am Bahnhofskiosk beinahe magisch an. Nach stundenlangem Blättern, Ermahnungen durch die Verkäuferin und ihrem fassungslosen Blick beim Sichten der zu bezahlenden Ware, konnte ich sie mein Eigen nennen: die acht trashigsten Zeitschriften des Freiburger Kioskwesens. Heute: Teil eins.

Viel Schatten, ein bißchen Licht
(telepolis.de, Marcus Hammerschmidt)
Lesen, was in und über Afrika gebloggt wird.

Bin ich drin?
(taz.de, David Denk)
Das Café Sankt Oberholz in Berlin-Mitte gilt als inoffizielles Hauptquartier der sogenannten digitalen Bohème. Aber wer sitzt dort eigentlich – und warum? Eine Homestory.

»Vor allem bin ich nicht ich«
(zeit.de, Christof Siemes)
Ein Gespräch mit Deutschlands bestem Entertainer Hape Kerkeling über seinen Weg zur Erleuchtung, die Grenzen von Satire und Leser-Reporter auf dem Herrenklo.

Im Irrgarten der Intelligenz
(nzz.ch, Hans Magnus Enzensberger)
Über den getesteten Verstand und den Unverstand des Testens.