Archiv für November 12th, 2006

Bild.de-Redaktion beweist Murphys Gesetz

Das Schöne am “News-Ticker” von Bild.de ist, dass da nicht viel schiefgehen kann, weil meist nur Agenturmeldungen im Wortlaut eingestellt werden, was die Fehlermöglichkeiten, nun ja, minimiert.

Seit “17.17 Uhr” steht im “News-Ticker” von Bild.de eine Meldung, die exakt so kurz zuvor von der Nachrichtenagentur AP (Überschrift: “Republikaner McCain bereitet sich auf Präsidentschaftskandidatur vor”) veröffentlicht wurde. Ihr erster Satz lautet hier wie dort:

“Der republikanische Senator John McCain bereitet sich auf die Präsidentschaftskandidatur 2008 vor.”

Und unter welcher Überschrift erscheint so eine Meldung dann auf der Startseite von Bild.de? Na, logisch:

"Demokrat McCain will 2008 US-Präsident werden"

Mit Dank an Carl Z. für den Hinweis.

Nachtrag, 20.54 Uhr: Ui, das ging jetzt aber fix mit der Korrektur

Kuckucksei

So sieht er aus, der Teaser, mit dem Bild.de heute eine aktuelle “BamS”-Story (“Wieviel Geld kriegt Bohlens kleiner Sohn?”) ankündigt:

Ganz ähnlich also wie in der gedruckten “BamS”: Auch dort findet sich direkt links neben dem Kopf von Dieter Bohlen in großen Lettern dieses “Luxusunterhalt”-Zitat.

Aber es ist nicht so, wie Sie denken.

Nein, nein: Der O-Ton mit dem “Luxusunterhalt”, den “BamS” und Bild.de so prominent neben Bohlens Konterfei gerückt haben, ist, wie man erst im Artikel selbst erfährt, nichts weiter als die (verkürzte) grundsätzliche Einschätzung irgendeines “BamS”-Experten — denn, wie die “Bild am Sonntag” sogar selber weiß:

“Der Pop-Produzent äußerte sich (…) nicht zu dem Fall.”

Mit Dank an Marco S. für den Hinweis.

Mehr dazu hier.

Kurz korrigiert (283)

In einem Artikel, der ausschließlich eine neue, “einheitliche Spielphilosophie” des Deutschen Fußball-Bundes thematisiert, heißt es in der heutigen “BamS” (und bei Bild.de) exklusiv:

“BamS erfuhr: In einem Geheimtreffen einigten sich Sammer und Bundestrainer Joachim Löw (46) darauf, dass beim DFB von der U18 bis zur A-Nationalelf ab sofort alle Mannschaften mit der gleichen Taktik spielen müssen – und zwar einem 4:4:2-System! (…) Bei der U15 bis zur U17 darf flexibel zwischen 4:2:2 und 4:3:3 variiert werden.
(Hervorhebung von uns.)

Nähme man das, was die “BamS erfuhr”, beim Wort, hätte sich die DFB-Spitze darauf geeinigt, dass in den U15- bis U17-Mannschaften die Spielerzahl flexibel zwischen neun und elf variieren dürfe. Um so erfreulicher also, dass andere Medien den “BamS”-Fehler beim Weiterverbreiten bereits unauffällig korrigiert haben.

Mit Dank an Sebastian B. für den Hinweis.

Nachtrag, 16.40 Uhr:
Inzwischen hat auch Bild.de den “BamS”-Fehler unauffällig korrigiert.

Kurz korrigiert (282)

Nachdem die schwedischen Musiker Benny Andersson und Björn Ulvaeus ihrer Kollegin Madonna im letzten Jahr für deren Song “Hung Up” die Verwendung eines Melodiebogens aus dem ABBA-Klassiker “Gimme, Gimme, Gimme” gestattet hatten, behauptet die “BamS” heute, Madonna habe “als Erste und Einzige” die Erlaubnis bekommen, “Songs der Pop-Legende ABBA zu benutzen”.

Aber was ist dann mit der Behauptung des “Hamburger Abendblatts”* vom 20.10.2005, es sei “das zweite Mal, daß die Schweden einem anderen Künstler erlaubten, ABBA-Musik zu benutzen”? Oder mit der “Welt”*? Die behauptete am 7.11.2005 ebenfalls korrekt: “Erst das zweite Mal nämlich haben Benny & Björn von Abba ein Sample aus ihrer Schöpfung freigegeben.”

Mit Dank an Sebastian D. für den Hinweis.

*) Aus der Fülle von Quellen, welche die heutige “BamS”-Behauptung widerlegen, haben wir hier spaßeshalber beispielhaft zwei Publikationen ausgewählt, die wie die “BamS” zum Axel-Springer-Konzern gehören.
 
Nachtrag, 19.11.2006: In ihrer Korrekturspalte schreibt die “BamS” heute über ihre Madonna-Behauptung: “Das stimmte nicht. Die Hip-Hop-Gruppe ‘The Fugees’ (1997) und die Popsängerin Tanita Tikaram (1998) waren die ersten, für die ein ‘ABBA’-Sample offiziell freigegeben wurde. Madonna kam danach.” Woher die “BamS” die Tikaram-Info hat, wissen wir nicht. Aber vielleicht haben sich ja Andersson und Ulvaeus selbst geirrt, als sie dem “Telegraph” (hier nochmals der Link) über Madonnas ABBA-Sampling sagten: “This is only the second time we have given permission.” Und dass der Fehler nach wie vor unkorrigiert bei Bild.de (hier nochmals der Link) steht, hat wahrscheinlich auch irgendeinen Sinn…