Autoren-Archiv

Terror, Öffentlich-rechtliche Simplifizierung, Sportfalle

1. Warum sich die Berichterstattung über Terror ändern muss
(sueddeutsche.de, Georg Mascolo & Peter Neumann)
Peter Neumann, Experte für islamistischen Terror und Professor am Londoner King’s College und Georg Mascolo, ehemaliger “Spiegel”-Chef und jetziger Leiter des Rechercheverbunds von “NDR”, “WDR” und “Süddeutscher Zeitung” über den medialen Umgang mit Terroranschlägen. Eine Betrachtung, die historische Vorfälle miteinbezieht und bis in die Jetztzeit reicht. Verschweigen sei keine Lösung, aber die neue Bedrohung erfordere neue Regeln.

2. Öffentlich-rechtliche Sender: Reflexionsniveau einer Streichholzschachtel
(spiegel.de, Georg Diez)
Das öffentlich-rechtliche Fernsehen sei zur “Simplifizierungsmaschine” verkommen. Es müsse sich grundlegend wandeln, wenn es der komplexen Gegenwart gerecht werden wolle, so Georg Diez in seiner neuen “Spiegel”-Kolumne: “Wenn es die Sender nicht schaffen, sich eine wirkliche inhaltliche Berechtigung zu verschaffen, die Automatismen und Abläufe entscheidend zu verändern, die Herausforderung der überbordenden Rentenrechnungen zu meistern – dann werden sie irgendwann dem Druck der Verhältnisse nicht länger standhalten.”

3. Technisch hat der IS zehn Jahre Vorsprung
(faz.net, Jonas Jansen)
Jonas Jansen hat sich die aktuelle Ausgabe des dschihadistischen Magazins „Dabiq“ und Propagandavideos des „Islamischen Staates“ angesehen. Die Medienmaschine des IS laufe effizient und professionell. Die Hoheit im Netz sei ihm nur schwer streitig zu machen. Doch es gäbe Hoffnung, den Terroristen den ideologischen Nährboden zu nehmen. Wissenschaftler und Islamgelehrte würden daran arbeiten, die IS-Propaganda theologisch zu widerlegen: “Denn wenn den Terroristen der ideologische Nährboden weggenommen wird, sind die Chiffren und Codes nicht mehr so attraktiv für ziellose Jugendliche, die sonst vom IS angelockt werden.”

4. Fünf Fragen zur angemessenen Smartphone-Nutzung
(dirkvongehlen.de)
Der “Spiegel” ist augenscheinlich genervt von Handys: Diese Woche macht das Nachrichtenmagazin mit einer entsprechenden Titelstory auf: “Legt doch mal das Ding weg! Wie man sein Smartphone beherrscht – und Ruhe findet”. Auf die um sich greifende Smartphone-Angst reagiert Dirk von Gehlen mit einer “kulturpragmatischen Antwort”, in der er die wichtigsten Kritikpunkte aufgreift, Gegenfragen stellt und zu weiteren Gedanken anregt.

5. Kritik als Krawall
(dirkhansen.net)
Vor einigen Tagen bekam das Journalistenkollektiv “Correctiv” ungebetenen Besuch von zwei aggressiv auftretenden, filmenden Kritikern bzw. Gegnern. Dirk Hansen hat sich über diese Form krawalliger Auseinandersetzung Gedanken gemacht: “Ich fürchte, ignorieren reicht nicht mehr. (Was man ja schon an diesem Blogbeitrag erkennen kann.) Wir sollten derlei aggressive Störfälle sehr sorgfältig registrieren. Wo es journalistische Fehler gibt, kann man diese ja diskutieren. Publizistische Kommandoaktionen ala Graham und Six gilt es öffentlich zu brandmarken. Denn sie verhindern zuverlässig jene Phase der Beruhigung, die der Auf- und Abregung im Meinungsstreit eigentlich folgen müsste.”

6. Video: Die Story im Ersten: Die Sportfalle
(daserste.de, Video, 44:58 Min.)
Die ARD-Reportage “Die Sportfalle” – nur noch heute online zu sehen! Der Film zeigt, “wie Olympia und Co. bisher der Demokratie schaden, die Steuerzahler betrügen, den lokalen Sport ausbremsen und die Volkswirtschaft beschädigen. Und welche Visionen diejenigen haben, die das ändern wollen. Olympische Spiele in Rio – bei den Bürgern herrscht keine große Feierlaune. Die Brasilianer leiden unter einer Staats- und Wirtschaftskrise.”

Wolf, Du hast die Gans gestohlen

Liebe “Bild Hamburg”,

zu Deiner Schlagzeile “Erster Wolf 30 km vor dem Gänsemarkt!” fallen uns gleich mehrere Fragen ein:

1.) Warum gerade vor dem “Gänsemarkt” in Hamburg und nicht vor Rathaus, Alster oder Michel? Weil der Gänsemarkt nur 500 Meter von Eurem Büro am “Axel-Springer-Platz” entfernt ist und ihr dort mittags beim Italiener einkehrt? Oder weil neben dem Wolf noch ein anderes Tier in der Schlagzeile vorkommen sollte? (Dann vielleicht ein kleiner Tipp: Das Lied heißt “FUCHS, Du hast die Gans gestohlen”.)

2.) Ihr gebt die Entfernung mit “nur rund 30 Kilometer Luftlinie” an:

Euch ist schon bewusst, dass Wölfe laut “Brehms Tierleben” und im Gegensatz zu beispielsweise Möwen vier Beine haben und sich nicht fliegenderweise fortbewegen, oder? (Powertipp fürs Ermitteln der korrekten Distanz “Wolf — Gänsemarkt”: Google Routenplaner, Einstellung “Fußgänger”.)

Und wo wir gerade beim Thema Entfernungen sind: Warum gebt Ihr die Entfernung in Eurer gedruckten Version mit 30 Kilometern und online mit 36 Kilometern an? Weil Eure Onliner ein Herz für Tiere haben und noch einen 6-Kilometer-Umweg für ‘nen Besuch beim Futtermitteldiscounter eingerechnet haben?

3.) Wie kommt man damit klar, seinen Lesern mittels alarmistischer Überschrift Angst vor dem bösen Wolf zu machen, wenn man im (dünnen) Artikel einen Experten zu Wort kommen lässt, der keinerlei Bedrohungslage sieht:

Wölfe bald auch in Hamburg? Glaubt Schmidt nicht: “Die Tiere sind scheu und meiden Menschen.”

Okay, das war vielleicht etwas naiv … wir ziehen die Frage zurück.

Als Bonus hier noch ein paar Vorschläge für weitere, alarmgetriebene Schlagzeilen:

  • Erstes Krokodil x Kilometer vor Alster-Schwimmhalle
  • Erster Tiger x Kilometer vor Kindertagesstätte
  • Erstes Faultier x Kilometer vor Axel-Springer-Büro Hamburg

Den Ausgangspunkt haben wir Euch schon mal markiert. Wie man die Kilometer misst, haben wir Euch ja bereits weiter oben erklärt.

Mit Dank an Thorsten H.!

Gipfeltreffen, Digitalradio, Fußball

1. Wer kümmert sich eigentlich um die tausenden Userkommentare, die Medien täglich bekommen?
(zeit.de, Mohamed Amjahid & Matthias Stolz)
Bei “zeit.de” haben sich drei Community- / Social-Media-Redakteure zum Gespräch getroffen: Torsten Beeck von “Spiegel Online”, David Schmidt von der “Zeit” und Niddal Salah-Eldin vom “Welt-Social-Team”. Wie hält man die tägliche Arbeit an der Kommentarfront aus? Welche Eigenschaften muss man mitbringen, um Social-Media-Redakteur zu werden? Und bei welchen Themen melden sich die meisten User zu Wort? Ohne zu viel verraten zu wollen: Der Job scheint anstrengend zu sein, aber auch viel Spaß zu machen.

2. Der Amoklauf von München – ein Rückblick
(blog.tagesschau.de, Kai Gniffke)
Die Berichterstattung der ARD zum Amoklauf in München war nicht unumstritten. Der verantwortliche Chefredakteur von ARD-aktuell, Tagesschau und Tagesthemen Kai Gniffke rechtfertigt das Vorgehen in einem “Rückblick”.

3. In sieben Jahren schalten wir einfach ab
(faz.net, Jürgen Bischoff)
“Die Geschichte des Digitalradios in Deutschland ist keine Geschichte von Pleiten, Pech und Pannen, sondern eine von Murks und Unvermögen, ein an sich sinnvolles System in den Markt zu bringen.”, lässt Jürgen Bischoff seinen Artikel über die Zukunft des Digitalradios beginnen. Die Politik solle sich nicht von den Privatsendern kirre machen lassen. Es sei sinnvoll, auf das Digitalradio zu setzen. Man müsse es nur wollen und notfalls erzwingen, so seine Kernbotschaft.

4. Internationales Bündnis gegen neues BND-Gesetz
(reporter-ohne-grenzen.de)
“Reporter ohne Grenzen” hat gemeinsam mit einem internationalen Bündnis von Menschenrechtsorganisationen und Journalistenverbänden eine globale Kampagne gestartet, um ausländische Journalisten außerhalb der EU vor Überwachung durch den Bundesnachrichtendienst zu schützen. Ziel sei es, eine entsprechende Schutzklausel in der Neufassung des BND-Gesetzes durchzusetzen, über die der Bundestag derzeit berate.

5. Unter verschärfter Beobachtung
(tagesspiegel.de, Kurt Sagatz)
Der Streit zwischen den Zeitungsverlegern und der ARD um die Smartphone-App der „Tagesschau“ geht in eine neue Runde. Das Oberlandesgericht Köln muss nach einer Vorgabe durch den BGH erneut entscheiden. Im Kern geht es um die Frage, ob die Anwendung zu textlastig und damit “presseähnlich” ist, was vom Rundfunkstaatsvertrag untersagt sei. Kurt Sagatz zweifelt mit guten Argumenten die Aussagekraft der erwarteten Entscheidung an: “Grundsätzlich stellt sich die Frage, welche Aussagekraft eine juristische Entscheidung haben kann, die auf der inhaltlichen Bewertung einer fünf Jahre zurückliegenden Ausgabe einer Nachrichten-App beruht. In der „Tagesschau“-App von diesem Donnerstag wird beinahe jeder Beitrag entweder durch einen Hörfunk- oder TV-Beitrag ergänzt, im Fall der Messerattacke von London sogar durch beides. Zugleich haben sich in den zurückliegenden fünf Jahren auch die Webseiten der Zeitungshäuser verändert und enthalten ebenfalls verstärkt Audio- und Videoinhalte.”

6. Fußball als komplexer Sport
(120minuten.net, Lukas Tank)
Lukas Tank mit einem Debattenbeitrag zum Thema Fußball und Sportberichterstattung: “Tagtäglich liefert uns die Sportberichterstattung Antwort auf die Frage, warum Mannschaft X gegen Mannschaft Y gewonnen hat und warum jener Spieler besser oder schlechter ist als ein anderer. Bei der Ursachenforschung gehen die Meinungen auseinander. Gibt es noch die einfachen Erklärungen? Oder ist Fußball eine hochkomplexe Angelegenheit, bei der man den Spielausgang nicht mit einem schnöden „Wir sind nicht in die Zweikämpfe gekommen“ abtun kann?”

Pressegefängnis Türkei, Podcast-Aufwind, Kneipenverleger

1. Eines Nachts, unvermutet
(faz.net, Bülent Mumay)
“Vergangene Woche wurde ich in Istanbul verhaftet. Man warf mir vor, die Putschisten zu unterstützen. Jetzt bin ich wieder auf freiem Fuß – und noch entsetzter über mein Land als zuvor.” So beginnt der erschütternde Bericht des türkischen Journalisten Bülent Mumay, der letzten Dienstag mit drei anderen Verhafteten in eine sechs Quadratmeter große Zelle gesperrt wurde. Nach drei Tagen bei Mangelernährung, Dauerlicht und ohne Bett wurde er wieder freigesetzt; der Staatsanwalt konnte trotz angestrengten Googelns und dem Besuch von Mumays LinkedIn-Profils nichts Vorwerfbares finden.

2. Die Alte Tante und ihre neuen deutschen Freunde
(medienwoche.ch, Nick Lüthi)
Noch vor sechs Jahren wurde der Bedeutungsverlust der “NZZ” als Weltblatt beklagt, doch heute steht das Schweizer Blatt so stark wie noch nie da, vor allem in Deutschland. Nick Lüthi in seiner ausführlichen Analyse: “Mit seiner Refokussierung auf einen Liberalismus ohne erklärende Etiketten trifft NZZ-Chefredaktor Eric Gujer in Deutschland offenbar den rechten Zeitgeist. Auch wenn beileibe nicht alle deutschen Leserinnen und Leser die politische Haltung der Merkel-, Islam- und einwanderungskritischen NZZ-Gastautoren teilen, so gibt es unter ihnen eine mitteilungsfreudige Minderheit, welche die Essays und Kommentare als Bestätigungsprosa liest.”

3. Plattformen rücken der Podcast-Community auf die Pelle
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Die Podcast-Szene zeichnet sich durch viele Enthusiasten aus, die mit viel Liebe und meist ohne große kommerzielle Erwartungen ihre Hörangebote ins Netz speisen. Doch nun entdecken Streaming-Plattformen wie Soundcloud, Spotify oder Audible den wachsenden Markt für sich. Markus Reuter hat die Entwicklung zusammengefasst und sich umgehört, was die Podcaster dazu sagen.

4. Merkels Presseamt beobachtet Putin-Sender “RT Deutsch”
(stern.de, Hans-Martin Tillack)
Das vom russischen Staat finanzierte Webangebot “RT Deutsch” (Russia Today) konnte sich seit dem Start Ende 2014 trotz (oder wegen) oft umstrittener Beiträge eine Fangemeinde aufbauen. Zu den regelmäßigen Lesern gehört auch das Bundespresseamt, welches nach Recherchen des “Stern” fast seit Beginn mitliest, mitschaut und ggf. mitprotokolliert. Letzteres durchaus kritisch, wie die Notizen aus den Protokollen belegen.

5. Böse, verrückt oder ein Würstchen?
(zeit.de, Thomas Fischer)
Der von vielen kultisch verehrte, in letzter Zeit aber auch kritisierte BGH-Richter und “Zeit”-Kolumnist Thomas Fischer (“Fischer im Recht”) antwortet auf einen Artikel in der FAZ. Wie immer im kraftvollen und metaphernreichen Fischer-Style, der dem Leser einiges an Orientierungs-, Durchhalte- und Abstraktionsvermögen abverlangt.

6. Kneipenwirte sind auch keine besseren Verleger
(rnd-news.de, Ulrike Simon)
Was Ulrike Simon in ihrer Kolumne erzählt, hätte man sich als filmische Umsetzung von Helmut Dietl gewünscht: Als eine Art “Monaco Franze vom Wendland”. Eine Story um einen umtriebigen und lang gedienten Reporter, der mit einem Kneipenwirt bei Bier und Schnaps ein Magazin in hochwertiger Ausstattung erfindet (“Landluft”) und für die Beiträge einige berühmte Namen engagiert. Und sich jetzt mit seinem “Kneipenwirtverleger” auseinanderdividiert hat, um mit seinen 74 Lenzen zu neuen Ufern aufzubrechen.

Popper, AfD-Recherchereise, Dr. Sommer

1. Poppers Alptraum
(de.ejo-online.eu, Gerret von Nordheim)
Am Amoklauf in München habe sich gezeigt, welch zentrale und dabei ambivalente Rolle soziale Medien in der modernen Öffentlichkeit spielen, so Gerret von Nordheim in seiner Auswertung des Münchner Geschehens. Der Autor hat eine umfangreiche Netzwerkanalyse durchgeführt und Twitter ausgewertet. Ein Ergebnis seiner Beobachtungen: “Durch psychologische Effekte wie den Bestätigungsfehler, die kognitive Dissonanz oder die Gruppenpolarisierung werden soziale Medien so zu einem Zerrspiegel der Weltwahrnehmung. Es ist davon auszugehen, dass der Selektionseffekt individualisierender Algorithmen (die vielzitierte Filterblase) diese Effekte darüber hinaus katalysiert.”

2. loading: Recherchereise AfD in Mecklenburg-Vorpommern
(dirkvongehlen.de)
Crowdfunding-Experte Dirk von Gehlen macht auf ein spannendes Projekt aufmerksam: Die geplante AfD-Recherchereise von Raphael Thelen anlässlich der am 4. September in Mecklenburg-Vorpommern stattfindenden Landtagswahlen.

3. “Wir sind überzeugt, unserer Verantwortung nachgekommen zu sein”
(wuv.de, Jochen Kalka)
Jochen Kalka übt bei “W&V” Kritik an der Berichterstattung des “Spiegel” in Zusammenhang mit dem Münchner Amoklauf: Während sich Deutschlands Medien offen der Ethikdiskussion stellen und sich für die eine oder andere Berichterstattung über die letzten Terrorakte entschuldigen oder zumindest rechtfertigen, hält sich der “Spiegel” an keine Grenzen.” Beim “Spiegel” ist man sich keiner Schuld bewusst, wie man auf Nachfrage mitteilt.

4. Wie sollen Medien über Terroristen berichten?
(sueddeutsche.de, Joseph Hanimann)
Französische Medien wollen keine Fotos von Attentätern mehr zeigen und keine Namen mehr nennen. Kann das funktionieren, fragt Joseph Hanimann beschreibt den Stand der Debatte in Frankreich.

5. Reaktionen auf Hashtag-Regelungen bei Olympia: „Alles viel zu kompliziert“
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Das IOC hat mit den Regeln für Hashtags und Social-Media-Nutzung bei den Olympischen Spielen für einigen Wirbel und vor allem Spott und Frust gesorgt. Einige Athleten haben bereits angekündigt, auf Berichte von den Olympischen Spielen zu verzichten, da sie den Ausschluss befürchten. Nun versucht sich Michael Vesper vom Deutschen Olympischen Sportbund an einer Klarstellung.

6. Entdeckt (61): Sommerloch 2016: Dr. Sommer drückt sich – und Frau Fischer trägt jetzt Tischdecke
(kioskforscher.wordpress.com, Markus Böhm)
“Kioskforscher” Markus Böhm mit Kurzkritiken zu “Dr. Sommer”, “Bock” und dem “Straßen Journal Deutschland”. Visuelles Highlight seines Beitrags: Die zusammengephotoshoppten nur leicht variierten Cover vom “Goldenen Blatt” und Co.

7. Aus „seit“ und „seid“ wird „seidt“? MDR aktuell sitzt Fake-Meldung auf
(flurfunk-dresden.de)
“Oh, das ist peinlich: In einem Radio-Beitrag zu “20 Jahre Rechtschreibreform” berichtet MDR aktuell, dass es künftig eine einheitliche Form von “seid” und “seit” geben soll: “seidt”. … Blöd nur, dass die Meldung überhaupt nicht stimmt. Vielmehr ist man beim MDR dem Satire-Portal Der Postillon aufgesessen.”

AfD-Stratege, Spiegelhistorie, Startseitengenerve

1. Ehemaliger “Welt”-Redakteur arbeitet für die AfD
(zeit.de)
Der nordrhein-westfälische AfD-Landeschef Marcus Pretzell hatte die ihm angebotenen Dienste noch abgelehnt, nun heuert der bei der “Welt” unter großem Getöse ausgeschiedene Journalist Günther Lachmann bei der AfD in Thüringen an.

2. IS: Bilder-Verbote wie in Frankreich?
(mdr.de, Patrick Eicke, Audio 2:05 Min.)
MDR-Autor Patrick Eicke hat bei deutschen Medienhäusern nachgefragt, wie diese mit der Veröffentlichung von Fotos von Attentätern umgehen.

3. Lutz Hachmeister: „Ich wollte dem Spiegel nicht schaden“
(wolfgangmichal.de)
Interview mit dem Hochschullehrer für Journalistik und langjährigem Leiter des Grimme-Instituts Lutz Hachmeister über seine 20-jährige Recherche zum “Netzwerk ehemaliger Nazis” im Nachrichtenmagazin “Der Spiegel”.

4. Kommunikation in der Krise
(wwwagner.tv, Jörg Wagner, Audio, 26:57 Min.)
Jörg Wagner hat mit dem Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Polizeipräsidiums München Marcus da Gloria Martins gesprochen. Dieser hatte während der Berichterstattung um den Münchner Amoklauf viel Lob für seine besonnene Art geerntet. In dem knapp halbstündigen Interview erfährt man Einiges über die Arbeit der Pressestelle eines Großpräsidiums mit tausenden von schriftlichen Presseanfragen pro Tag, über seine Einstellung zu Social Media und Krisenkommunikation.

5. Die Quote darf nicht zum alleinigen Impulsgeber werden.
(planet-interview.de, Adrian Arab)
Adrian Arab hat für “Planet Interview” die ARD-Vorsitzende und Intendantin des MDR Karola Wille befragt. Das Themenspektrum reicht von Mahnverfahren und Transparenz bis hin zu den vielen ARD-Mediatheken. Dem Interview angehängt ist eine Tabelle zur “Offenlegung der Intendanten-Gehälter auf den Websites der Rundfunkanstalten der ARD”.

6. Breaking News: Die Startseite wurde aktualisiert!
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Sie kennen die lästigen Einblendungen auf den Startseiten großer Medienseiten: “Wir haben neue Artikel für Sie. Möchten Sie jetzt die aktuelle Startseite laden?” Stefan Niggemeier widmet sich auf “Übermedien” den digitalen Plagegeistern und fragt einige Verantwortliche, warum sie von den lästigen Störbildern Gebrauch machen.

Täterbilder, Neonazi-Presseausweise, Netzreaktionen

1. „Das Internet kann nicht alles besser“
(faz.net, Harald Staun)
Nach dem Amoklauf in München entschloss sich die Berliner Boulevardzeitung “B.Z.”, nicht mit dem Bild des Täters aufzumachen, sondern titelte “Dein Foto kommt nicht auf unseren Titel!” Die “FAZ” hat mit “B.Z.”-Chefredakteur Peter Huth über Boulevardjournalismus in Zeiten von Terror und digitaler Panik gesprochen.

2. Falsche Journalisten
(br.de, Jonas Miller )
Von einer perfiden Methode der rechtsextremen Szene berichtet Jonas Miller. Neonazis würden sich Polizeibeamten gegenüber als Journalisten ausgeben, könnten so Absperrungen durchlaufen, Gegendemonstranten sowie Polizisten fotografieren und die Einsatztaktik der Polizei ausforschen. Das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) beobachte dieses Vorgehen seit einigen Jahren. Abhilfe könnte ein bundeseinheitlicher Presseausweis schaffen, der von Verleger- und Journalistenverbänden gegen entsprechende Nachweise ausgestellt wird.

3. Abschaltung einer Welt
(taz.de, Clemens Setz)
Google hat den vielgelobten Blog “DC’s” des Schriftstellers Dennis Cooper gelöscht und dabei gleich auch noch dessen E-Mail-Adresse deaktiviert. Die Gründe dafür sind unbekannt. Der Konzern schweigt. Clemens Setz über den Vorgang: “Viele Künstler lieben die Cloud, und das zu Recht. Aber all das bedeutet nicht, dass sich das gigantische Datenwesen, das sich von unseren Erzeugnissen ernährt, auch in irgendeiner Weise für uns interessiert oder auf das Wohlergehen unserer Erzeugnisse achtet. Es kann sich ohne nachvollziehbare Motivation dazu entscheiden, unsere Kunst, unsere Welten und Museen, die wir mit seiner Hilfe errichtet haben, in einer Sekunde zu verschlucken und danach auf keine Anfragen mehr zu reagieren. Es besitzt das Recht der absoluten Gleichgültigkeit, der interesselosen Verwandlung seiner selbst in was immer es zu sein wünscht. Wir sind nur sein Rohstoff. Das kann uns ehren oder erniedrigen, man weiß es nie so genau.”

4. Vormoderner Bann
(carta.info, Franz Sommerfeld)
In Frankreich haben einzelne Medien wie “Le Monde” vor einigen Tagen angekündigt, keine Fotos oder Namen von terroristischen Tätern zu veröffentlichen. Doch die Vorstellung, Bilder oder Texte zu bannen, um eine Gesellschaft zu beruhigen, sei falsch, findet Franz Sommerfeld. “Medien haben ihr Publikationsverhalten natürlich verantwortlich zu gestalten, aber sie sind keine Lehranstalten oder Erzieher der Nation. Es wäre eine neue Variante des Betroffenheits-Kults, wenn die mögliche im Zweifel post-mortale Selbsterregung von Terroristen zur Zensur von Berichten führt.”

5. Wie sich Jugendliche im Netz informieren
(deutschlandfunk.de, Daniel Bouhs & Jörg Wagner)
Junge Menschen informieren sich mehr denn je über soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter, WhatsApp und Co. Doch die Herausforderung, aus dem digitalen Sammelbecken, die richtigen und relevanten Informationen herauszufiltern ist immens. Daniel Bouhs und Jörg Wagner haben für den Deutschlandfunk versucht, sich dem Thema zu nähern und u.a. mit Christian Jakubetz gesprochen, einem erfahrenen Journalisten und Social-Media-Kenner. Jakubetz war in der Nacht des Amoklaufs selbst in die Berichterstattung involviert und musste auf das Netz als Informationsquelle zurückgreifen, doch “der Informationscocktail in den sozialen Netzwerken war kaum genießbar”.

6. Wie das Netz auf Anschläge reagiert
(br.de, Lisa Altmeier)
Lisa Altmeier hat für “Puls” die 12 Phasen im Netz nach einem Anschlag zusammengefasst. Sie reichen von “1. Entsetzen: OMG und WTF” bis zu “12. Zurück zur Normalität: “Wow, ein Turtok!”

Körperbeschimpfung, Salafistenrazzia, Olympia-Maulkorb

1. Körperbeschimpfung als Kampfmittel
(zeit.de, Catherine Newmark)
Frauen, die sich öffentlich äußern, schlägt viel Hass entgegen. Doch warum werde gerade jetzt das Klischee der hässlichen Emanze wiederbelebt, fragt Kulturjournalistin Catherine Newmark in der “Zeit”. Newmark greift Vorgänge aus der unmittelbaren Vergangenheit auf wie den Disput zwischen den Autoren Stefanie Sargnagel und Thomas Glavinic und schließt zum Ende hin mit “…es wäre von Vorteil, sich wieder mal klar zu machen, dass Feminismus und Genderforschung keine überflüssigen Hobbys gebildeter Frauen sind oder gar ein ideologischen Verblendungszusammenhang, der weltverschwörerisch an der Natur vorbeizuregieren sucht.”

2. Brexit: So haben die Zeitungen in Europa berichtet
(de.ejo-online.eu)
Das Team des “European Journalism Observatory” hat in einer aufwändigen Untersuchung die Brexit-Berichterstattung von jeweils drei Zeitungen aus elf europäischen Ländern, Russland und den USA unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Die Zeitungen hätten mit einer überwältigenden Mehrheit negativ über die Entscheidung Großbritanniens, die Europäische Union zu verlassen, berichtet.

3. Salafisten gewarnt? NP weist Vorwurf zurück
(ndr.de)
Hat die Zeitung “Neue Presse” aus Hannover beim “Deutschsprachigen Islamkreis Hildesheim” (DIK) angerufen und diesen vor einer geplanten Razzia gewarnt, wie Niedersachsen Innenministers Boris Pistorius zunächst behauptete? Die “Neue Presse” weist den Vorwurf als “falsche Anschuldigung” zurück. Der “NDR” hat über die zu Grunde liegende Thematik berichtet und mit den zuständigen Stellen gesprochen.

4. Hochkonjunktur fürs E-Paper
(rnd-news.de, Ulrike Simon)
RND-Kolumnistin Ulrike Simon wundert sich, warum bestimmte Zeitungen ihre E-Paper nur über relativ kurze Zeiträume für ihre Abonnenten bereithalten. Bei der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ würden sich die digitalen Ausgaben bis maximal drei Wochen nach Erscheinen abrufen lassen, bei der „SZ“, „FAZ“, „Abendblatt“ und „Berliner Morgenpost“ sogar nur sieben Tage. Simon hat sich mit den Verantwortlichen unterhalten, die zunächst gute Gründe dafür anführen. Doch die Lage sieht wohl etwas anders aus, wie sich später herausstellt.

5. Nachrichten in Zeiten der Aufregung
(deutschlandfunk.de, Marco Bertolaso)
Der Leiter der Deutschlandfunk-Nachrichten Marco Bertolaso überlegt, wie eine Nachrichtenredaktion heutzutage mit Situationen wie dem Münchner Amoklauf umgehen kann. Es ist ein Spagat aus Eilmeldungen, Echtzeitberichterstattung und journalistischer Gründlichkeit, den Bertolaso beschreibt: “Wir müssen dem Druck der Eilmeldung widerstehen. Wir melden, was wir für bestätigt halten. Diese alte passive Tugend reicht aber alleine nicht mehr. Wir müssen uns auch aktiv daran beteiligen, Gerüchte und Unterstellungen einzufangen, bevor sie politisch-gesellschaftliche oder andere Folgen haben.”

6. Social-Media-Maulkorb: Unerlaubte Worte, Hashtags und Re-Tweets bei den Olympischen Spielen
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Bald finden die Olympischen Spiele in Rio statt. Das Internationale Olympische Komitees (IOC) hat ein Regelwerk zur Berichterstattung veröffentlicht, das “Netzpolitik”-Autor Markus Reuter zu Recht als “Social-Media-Maulkorb” bezeichnet. Der hyperaktive Markenschutz des IOCs könne das Spektakel in Rio zu einer Abmahnfalle machen. Wer mit einem Unternehmensaccount etwas über die Olympischen Spiele in sozialen Medien postet, begebe sich auf ein juristisches Minenfeld. Markus Reuter hat am Ende seines Beitrags eine kleine “olympische Übung” zusammengestellt und fragt im Rahmen eines Tests bei einigen denkbaren Konstellationen, ob erlaubt oder verboten. Ein Stück Realsatire, über das man herzhaft lachen könnte, wenn es nicht so bitter wäre.

Verhaftungswelle, VG-Wort-Tauziehen, Mario Barth

1. “Le Monde” zeigt keine Bilder von Terroristen mehr
(sueddeutsche.de)
Die “SZ” informiert über die neue Berichterstattungspraxis der französischen Tageszeitung “Le Monde”. Diese wolle zukünftig keine Bilder mehr von Terroristen veröffentlichen und auf die Wiedergabe von IS-Propagandamaterial verzichten. So wolle man “eventuelle Effekte der posthumen Glorifizierung” vermeiden.

2. Massenhafte Haftbefehle gegen Journalisten
(reporter-ohne-grenzen.de)
“Reporter ohne Grenzen” berichtet über die neue Verhaftungswelle gegen Journalisten in der Türkei. In den vergangenen Tagen habe die türkische Justiz gegen rund 90 Medienschaffende Haftbefehle erlassen, einige davon seien bereits vollzogen. “RoG”-Geschäftsführer Mihr dazu: “Die massenhaften Haftbefehle der vergangenen Tage zielen unmissverständlich darauf, unbequeme Journalisten mundtot zu machen. Das Versprechen der Regierung in Ankara, trotz des Ausnahmezustands Grundrechte wie die Pressefreiheit zu achten, ist offensichtlich keinen Pfifferling wert. Die Hexenjagd auf kritische Journalisten in der Türkei muss sofort aufhören.”

3. „Die postredaktionelle Gesellschaft“
(taz.de, Amna Franzke)
Der Medienethiker und Theologe Alexander Filipović ist Inhaber des deutschlandweit ersten Lehrstuhls für Medienethik. Seine Schwerpunkte: Die Ethik digitaler Öffentlichkeiten und die Zukunft des Journalismus. Amna Franzke hat sich mit dem Medienethiker über Öffentlichkeit, Tempo, Verantwortung und die “redaktionelle Gesellschaft” unterhalten, von der wir weit entfernt seien: “Die redaktionelle Gesellschaft ist als Utopie zu verstehen: Alle Leute können kompetent über die Folgen ihrer öffentlichen Kommunikation nachdenken und danach handeln. Faktisch erleben wir das Gegenteil: die postredaktionelle Gesellschaft. Wir haben keine Redaktionen für unsere öffentliche Kommunikation. Wozu das führt, haben wir nach dem Attentat in Nizza gesehen und jetzt in München. Die Menschen halten ihre Kamera drauf und verbreiten Fotos, Videos und Falschmeldungen rasend schnell.”

4. Richtungsstreit in der VG Wort
(irights.info, Henry Steinhau)
Laut “irights.info” entwickelt sich in der VG Wort ein Tauziehen darum, wie es mit der Verwertungsgesellschaft weitergehen soll. Autoren würden sich gegen die Verlegerbeteiligung wenden und einen Umbau der Mitbestimmung fordern. Auf der anderen Seite würden Vorstand und Verlage den Gesetzgeber drängen, die Verlegerbeteiligung zu legalisieren. Auslöser des Streits ist das jüngste Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH), das die Rechtswidrigkeit der Verlegerbeteiligung an den Autorenvergütungen feststellte.

5. Forderung nach Nachrichtenkanal − ARD: Können schnell reagieren
(newsroom.de)
In den letzten Tagen tauchten immer wieder Forderungen nach einem neu einzurichtenden Nachrichtenkanal der Öffentlich-Rechtlichen auf, der rund um die Uhr berichtet. Nun hat sich der Gründungsintendant des Deutschlandradios, Ernst Elitz, in die Diskussion eingeschaltet und schließt sich dieser Forderung an.

6. „Schmähkritik“: Krah fordert Unterlassung von „DNN“
(flurfunk-dresden.de, Dirk Birgel)
Laut dem Dresdner Medienblog “Flurfunk” hat der Dresdner Anwalt und CDU-Kreisvorstandsbeisitzer Maximilian Krah den “Dresdner Neueste Nachrichten” ein Anwaltsschreiben zukommen lassen, in dem er Gegendarstellung, Widerruf, Unterlassung und Schadensersatz fordert. Krah hatte während des Münchner Amoklaufs einen (mittlerweile gelöschten) Tweet abgesetzt, der für bundesweite Kritik sorgte.

7. Antwort auf Mario Barths jüngste “Medienkritik”
(facebook.com, Lorenz Meyer)
Mario Barth hat sich mit einer Kritik an den “Medien” (Anführungszeichen von ihm) zu Wort gemeldet. Anlass sind die Reaktionen auf seinen vorherigen Facebook-Post (“Es wird immer schwieriger zu schreiben, wie man etwas empfindet, da man entweder dann ein “Hetzer”, ein “Angstverbreiter”, ein “Natzi”, ein “Publizist” oder ein “Idiot” ist.”) Nach einer ersten Reaktion, hat 6vor9-Kurator Lorenz Meyer nun einen Antwortbrief an den Comedian verfasst. Um besser verstanden zu werden, in der Sprache des Bühnenkünstlers, also auf “MarioBarthinisch”.

Kopfschmerzen, Broderismus, Sangria

1. Welches Privatleben steht Politikern zu?
(heute.de, Christoph Schneider)
Christoph Schneider berichtet über die bevorstehende Entscheidung des BGH im Fall Wowereit gegen “Bild”. Ein Promi-Jäger habe 2013 Wowereit bei einem privaten Restaurantbesuch von draußen durch die Scheibe fotografiert. “Bild” habe das Foto drei Tage später, zusammen mit einer herabsetzenden Überschrift veröffentlicht. Persönlichkeitsrecht eines Politikers versus ein unterstelltes Informationsinteresse der Öffentlichkeit, das werde am 27. September vom BGH entschieden. Womöglich mit Auswirkungen auch über die Causa Wowereit hinaus.

2. Finde die Fehler: Nach 25 Jahren Migräne geheilt
(scilogs.spektrum.de, Markus A. Dahlem)
Der “Focus” sorgt mit seiner Headline “Migräne: Frau hat dank Ernährungsumstellung nach 25 Jahren keine Kopfschmerzen mehr” für Kopfschmerzen bei SciLogs-Blogger Markus Dahlem. Der wohl von einer englischen Boulevardpostille abgeschriebene Text strotze vor Fehlern. Dahlem arbeitet gegen den Schmerz an und macht das, was sich die “Focus”-Redaktion laut Einblendung wünscht. Er markiert Fehler. Und er findet eine Menge davon…

3. Schnell, fair und unparteiisch?
(zeit.de, Hilal Sezgin)
Die Journalistin Hilal Sezgin erinnert sich an ihre Ausbildung beim Hessischen Rundfunk vor 20 Jahren. Die ersten Dinge, die man ihr dort vermittelt hätte: Pünktlichkeit, Sorgfalt bei der Recherche, Fairness und Unparteilichkeit. Schon damals war sie skeptisch, was die geforderte Unparteilichkeit anbelangt. Heute sieht sie sich darin bestätigt und argumentiert gegen die Meinungslosigkeit: “Wer hingegen die eigene Weltsicht wie ein Chamäleon dem hegemonialen Hintergrund anpasst, ohne darüber zu reflektieren, berichtet oft genug unfair über Lebensweisen und Ansichten anderer. Die kommen dem Chamäleon dann nämlich sonderbar schrill vor, selbst wenn es selbst momentan auf einem orange-gepunkteten Blatt sitzt und entsprechend aussieht.”

4. ZDF: Die schwierige Suche nach jungem Publikum
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Uwe Mantel hat sich auf “dwdl” die ZDF-Zahlen der Saison 2015/16 angeschaut und analysiert. Das ZDF sei auch in der zurückliegenden Fernsehsaison wieder unangefochtener Marktführer beim Gesamtpublikum gewesen. Zu verdanken sei das den älteren Zuschauern, die das ZDF vor allem mit seinem Krimi-Überangebot fest für sich gebucht habe. Mantel nennt es ein “süßes Gift”, denn herausragenden Quoten beim älteren Publikum stehe hier nämlich meist Desinteresse bei den Jüngeren gegenüber. Der Artikel birgt einige Überraschungen, z.B. über “heute-show” und Horst Lichters “Bares für Rares”.

5. Broder rückt Journalisten in die Nähe der SS
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Henryk M. Broder wütet in einer Kolumne gegen namentlich bezeichnete Chefredaktuere und Journalisten an, denen er “Gefühlskälte, Mitleidslosigkeit und Brutalität im Gewande der Sachlichkeit” unterstellt. Und er beendet seine Zeilen mit einem Satz, bei dem einigen vielleicht nicht aufgefallen ist, dass es sich um ein Zitat des SS-Reichsführer Heinrich Himmlers über den Holocaust handelt. Stefan Niggemeier von “Übermedien” ist es aufgefallen: “Auch wenn Broder es nicht explizit ausformuliert: Seine angedeutete Parallele lässt sich als einer der brutalsten Nazi-Vergleiche lesen, die man sich vorstellen kann.”

6. Nachrichtenlage: +++ Keine Eilmeldung +++
(spiegel.de, Margarete Stokowski)
“Ich habe begonnen, Eilmeldungen zu hassen. Ich könnte sie abbestellen, aber so schlau und entspannt bin ich nicht. Alle paar Tage lösche ich eine News-App auf dem iPhone, inzwischen kommen nur noch Eilmeldungen von SPIEGEL ONLINE, vom “Guardian”, von “Zeit Online” und der “FAZ”. Ich zähle sie auf und denke: Ich bin doch bescheuert, es sind immer noch zu viele. Um mich herum sind lauter genauso Bescheuerte. Wie Leute am Ballermann, die um Sangria-Eimer rumsitzen, sitzen wir um unsere Smartphones rum und saufen Eilmeldungen.”

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