Heile Ackerwelt, Konformitätsdruck, Rebellierendes Springer-Personal

1. Wie Springer mithilfe von KI seinen Unternehmenswert verdoppeln will
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Timo Niemeier berichtet bei “DWDL”, dass Springer-Chef Mathias Döpfner angekündigt habe, innerhalb von fünf Jahren den Wert des Unternehmens verdoppeln zu wollen. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) solle das möglich machen. Laut Döpfner solle KI nicht in Konkurrenz zur menschlichen Intelligenz stehen, sondern diese ergänzen, um direkten Nutzerkontakt und langfristige Beziehungen zu stärken. Außerdem habe Döpfner von einer wirtschaftlichen Gold-Suche gesprochen, die er jedoch nicht konkretisiert habe: “Wir müssen neues Gold finden. So wie wir es vor anderthalb Jahrzehnten mit digitalen Classifieds getan haben. Es sollte mit unseren Kernkompetenzen zu tun haben: Inhalte. Abonnement. Werbung. Massenmärkte. Technologie.”

2. Iran, Israel, Gaza – Auslandsberichterstattung zwischen Propaganda, Festnahmen und Raketeneinschlägen
(ardaudiothek.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 31:28 Minuten)
Bei “BR24 Medien” spricht Jonathan Schulenburg mit der ARD-Israel-Korrespondentin Bettina Meier und mit Isabel Gotovac, die aus Istanbul über den Iran berichtet. Ihr Thema: die Herausforderungen der Berichterstattung aus Konfliktgebieten in Nahost. Sie diskutieren darüber, wie schwierig der Zugang zu zuverlässigen Informationen und Quellen in Regionen wie Iran und Gaza ist. Außerdem mit dabei: die Kommunikationswissenschaftlerin Carola Richter von der Freien Universität Berlin.

3. Ach, du heile Ackerwelt
(taz.de Jost Maurin)
Jost Maurin kritisiert in der “taz”, dass der NDR in letzter Zeit auffällig einseitig und unkritisch über die Landwirtschaft in Deutschland berichte. Als Beispiele nennt er die Sendung “Klar”, die Aussagen eines AfD-wählenden Bauern unkritisch übernehme, sowie den NDR-Podcast “63 Hektar”, der von einer Agrarlobbyistin mitmoderiert werde und problematische Themen wie Nitratbelastung verharmlose. Maurin vermutet, dass diese unkritische Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Senders eine Reaktion auf den Druck der Agrarlobby und die Bauernproteste sei.

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4. Wolfgang M. Schmitt: “Politische Talkshows sind wie das Dschungelcamp – nur unehrlicher”
(youtube.com, zqnce, Video: 1:14:24 Stunden)
Auf dem YouTube-Kanal “zqnce” spricht Wolfgang M. Schmitt über die aus seiner Sicht zunehmende Entpolitisierung und Boulevardisierung in der Medienlandschaft, speziell bei politischen Talkshows, die er mit Reality-TV-Formaten wie dem “Dschungelcamp” vergleicht. Zudem bemängelt er eine einseitige Berichterstattung in Krisenzeiten sowie einen Konformitätsdruck im Journalismus, der kontroverse Meinungen verdränge. Schmitt fordert von Redaktionen eine Rückkehr zur echten politischen Analyse, statt Politikerinnen und Politiker sowie Journalistinnen und Journalisten als bloße “Personalities” zu inszenieren.

5. Axel-Springer-Mitarbeitende rebellieren gegen schärfere Büropflicht
(spiegel.de)
Der Axel-Springer-Verlag plane nach Informationen des “Medieninsider” (nur mit Abo lesbar) ab September 2025 eine “Rückkehrpflicht” ins Büro. Demnach müssten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mindestens 80 Prozent ihrer Arbeitszeit im Büro verbringen, was intern zu erheblichem Unmut geführt haben soll. Die Entscheidung sei als Rückschritt kritisiert worden. Dabei gehe es nicht nur um fehlendes Vertrauen, sondern auch um schlechte Bürobedingungen, insbesondere Platzmangel und Lärm.

6. Posuma ist live: Neue Podcast-Suchmaschine bringt Vielfalt hörbar nach vorn
(podnews.net)
Wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht, habe mit “Posuma” eine neue Podcast-Suchmaschine den Betrieb aufgenommen. Diese wolle Podcasts nicht nach Abrufzahlen sortieren, sondern nach inhaltlicher Qualität, und mache damit auch weniger bekannte Produktionen sichtbar.

“Voice of America” verstummt, Agenten auf Mission, Quotenpanne

1. Neue Kündigungswelle bei Voice of America
(spiegel.de)
Der US-Auslandssender “Voice of America” stehe über 80 Jahre nach seiner Gründung kurz vor dem Aus. Auf Anordnung von US-Präsident Donald Trump seien mehr als 600 weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen worden. Trumps Beraterin Kari Lake rechtfertige die massive Personalreduzierung als notwendigen Abbau einer “aufgeblähten, unverantwortlichen Bürokratie”. Kritiker sähen darin jedoch den Versuch, einen als regierungskritisch wahrgenommenen Sender gezielt zu schwächen und abzuschaffen.

2. Enkel des »Weltbühne«-Gründers übt scharfe Kritik an Verleger Friedrich
(juedische-allgemeine.de)
Der Enkel des Gründers der Zeitschrift “Die Weltbühne”, Nicholas Jacobsohn, erhebe scharfe Vorwürfe gegen den Verleger Holger Friedrich. Dieser habe die traditionsreiche Publikation ohne seine Zustimmung neu aufgelegt. Jacobsohn werfe Friedrich vor, das Erbe und die journalistische Integrität der “Weltbühne” zu beschädigen. Der Verleger weise die Vorwürfe zurück und behaupte, Jacobsohns Familie habe jahrzehntelang selbst nichts zur Fortführung der Zeitschrift beigetragen.

3. Agenten auf komplexer Mission
(journalist.de, Henning Kornfeld)
Henning Kornfeld berichtet darüber, wie Medienhäuser KI-Agenten einsetzen, um komplexe redaktionelle Aufgaben effizienter zu erledigen. So habe beispielsweise Ippen Digital bei der automatisierten Erstellung lokaler Wahlanalysen auf Künstliche Intelligenz gesetzt, ebenso der Bayerische Rundfunk bei der Produktion von Teletext-Seiten. KI-Agenten hätten zwar ein großes Potenzial, Redaktionen würden aber weiterhin Menschen zur Kontrolle benötigen. Langfristig sei daher die Kombination aus KI-Unterstützung und menschlicher Qualitätskontrolle entscheidend.

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4. Berichte aus dem Iran und transparenter Investigativjournalismus
(wdr.de, Anja Backkaus, Audio: 48:40 Minuten)
Im WDR5-Medienmagazin “Töne, Texte, Bilder” spricht Parniean Soufiani über die aktuelle Lage der Menschen im Iran angesichts des Kriegs mit Israel. Außerdem berichtet Florian Flade von seinen Recherchen zur Zusammenarbeit des Journalisten Peter Scholl-Latour mit dem Bundesnachrichtendienst, und Stefanie Dodt fordert mehr Transparenz im Investigativjournalismus. Weitere Themen sind gesperrte Social-Media-Accounts und das Phänomen der Beziehungscoaches in Sozialen Medien.

5. Innovatives Arbeiten im Journalismus
(verdi.de)
In ihrer Studie “Agiles Arbeiten im Journalismus: Einführung, Anwendung und Effekte von agilen Methoden in deutschen Medienhäusern” (Hinweis: Die verlinkte Seite scheint aktuell nicht erreichbar zu sein) untersuchen Maria Hendrischke und Ann-Kathrin Lautenschläger, wie agile Methoden, die ursprünglich aus der Softwareentwicklung stammen, in deutschen Medienhäusern eingesetzt werden. Die Einführung derartiger Prozesse sei vor allem durch digitale Transformation, wirtschaftliche Herausforderungen und die Corona-Pandemie beeinflusst worden.

6. Monatelang falsche Zahlen: Die größte Panne der Quotenmessung
(dwdl.de, Christian Richter)
Die neueste “DWDL”-“Telegeschichte” des Medien- und Fernsehwissenschaftlers Christian Richter behandelt die größte Panne der Einschaltquotenmessung in Deutschland, die sich im Jahr 1994 ereignet habe und bei der aufgrund eines technischen Fehlers monatelang falsche Zahlen veröffentlicht worden seien. Betroffene Sender wie ProSieben hätten dadurch massiv Werbegelder verloren, während RTL II überraschend hohe Marktanteile verzeichnet habe. Ein interessanter Blick in ein spezielles Kapitel der deutschen TV-Geschichte.

KW 25/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Warum meiden Menschen Nachrichten – und wie schlimm ist das?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 22:25 Minuten)
Der “Digital News Report 2025” des Reuters Institute hat festgestellt, dass 71 Prozent der Deutschen mindestens gelegentlich Nachrichten vermeiden. Holger Klein hat im “Übermedien”-Podcast mit der Medienwissenschaftlerin Julia Behre gesprochen, die an der Studie beteiligt war: “Was genau steckt hinter dieser Zahl? Wie besorgniserregend ist sie? Und was bedeutet Nachrichtenvermeidung überhaupt?”
Weiterer Hörtipp in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator: “Nachrichtenvermeidung ist ein Weckruf: Wir brauchen einen Journalismus, der informiert ohne zu deprimieren, der aufklärt ohne zu erschlagen, der Lösungen zeigt statt nur Krisen. Wenn das gelingt, bleiben die Menschen dran. Und das ist am Ende gut für uns alle.” (radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 3:56 Minuten)

2. Krasse BILD-Fälschung aufgeflogen
(youtube.com, TopfvollGold, Mats Schönauer, Video: 17:30 Minuten)
Mats Schönauer wirft auf seinem YouTube-Kanal “Topfvollgold” regelmäßig einen kritischen Blick hinter die Kulissen von Boulevardpresse, YouTubern und Social Media. In seinem aktuellen Video geht es um einen Fall, der selbst Schönauer überrascht: “Dass die BILD-Zeitung lügt, kennt man. Aber dass eine komplette Berichterstattung erfunden wird – und dann Beweismittel gefälscht werden, um den Skandal zu vertuschen, ist eine neue Hausnummer.” Zuerst hatte der Schweizer YouTube-Kanal “IzzyProjects” darüber berichtet: Wir haben die Bild Zeitung beim Lügen erwischt (youtube.com, Video: 6:43 Minuten).
Transparenzhinweis: Mats Schönauer ist ehemaliger Leiter des BILDblog und Co-Autor des BILDblog-Buchs “Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet”.

3. Deutsche Medien und Nahost: Wie gelingt vertrauenswürdiger Journalismus?
(youtube.com, Christopher Resch, Video: 1:00:59 Stunden)
Christopher Resch von der Organisation Reporter ohne Grenzen diskutiert mit dem Journalisten Armin Ghassim und der Medienkritikerin Nadia Zaboura über die Herausforderungen und Belastungen für Journalistinnen und Journalisten bei der Berichterstattung in Deutschland über Israel und Palästina. Die drei sprechen über die Ursachen des Misstrauens gegenüber deutschen Medien und fragen, wie eine faktenbasierte, demokratiefördernde und unabhängige Berichterstattung gelingen kann. Außerdem gehen sie auf interne Konflikte und Ängste in Redaktionen ein und denken über mögliche Lösungen nach.

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4. Haltung, Mut, Innovation: Was brauchen ARD und ZDF jetzt?
(youtube.com, Georg Mascolo, Video: 59:09 Minuten)
Auf der Jahreskonferenz von Netzwerk Recherche hat sich Georg Mascolo mit Christina Elmer, Maria Exner und Yvette Gerner über die zukünftige Aufstellung von ARD und ZDF unterhalten: “Wie können sich die Öffentlich-Rechtlichen für die nächsten Jahre stärker aufstellen, offensiver und selbstbewusster, innovativer und auch klüger im Selbst-Marketing? Wo gibt es für ARD, ZDF und Deutschlandradio ‘Easy Wins’, wo müssten ganze Strukturen verändert werden? Und wer kann das konkret wie angehen?”

5. Radio Taiwan International: Informationen für alle
(verdi.de, Claudia Krieg & Danilo Höpfner, Audio: 22:22 Minuten)
Bei “M”, dem Medienpodcast der Gewerkschaft Verdi, geht es aktuell um Radio Taiwan International (RTI), das seit 97 Jahren weltweit sende und als wichtiger unabhängiger Informationskanal insbesondere für China und Myanmar gelte. RTI nutze weiterhin die klassische Kurzwelle, um trotz möglicher Einschränkungen durch den taiwanesisch-chinesischen Konflikt zuverlässig erreichbar zu sein, und biete zunehmend auch Inhalte über Soziale Medien an. (Hinweis: Der verlinkte Beitrag behandelt im Text Radio Taiwan International, im eingebetteten Audiostream geht es allerdings, vermutlich aus Versehen, um ein anderes Thema. Die Podcastfolge zu RTI gibt es hier zu hören.)

6. Musk gegen Trump
(zdf.de, Bernd Reufels & Laura Hohmann, Video: 43:53 Minuten)
Laura Hohmann und Bernd Reufels haben sich mit dem seltsamen Verhältnis der zwei vielleicht mächtigsten Männer der USA beschäftigt, Elon Musk und Donald Trump: “Der eine: Unternehmer, Visionär, Techmogul. Der andere: Präsident, Populist, Reizfigur. Die Doku erzählt die Geschichte als Machtanalyse: Wer von beiden kontrolliert mehr – die Wirtschaft, die Medien, die politische Bühne – und das Weltall?”

Umstrittene Handyauswertung, Methode “Nius”, Lob des Anonymen

1. Handydaten ausgewertet: RSF unterstützt Klage
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen fordert gemeinsam mit der Gesellschaft für Freiheitsrechte, dass die umfassende und grundlose Auswertung von Handydaten durch die Polizei gestoppt werden müsse. Anlass ist die Klage des Nachwuchsjournalisten Hendrik Torner, dessen Smartphone die Polizei nach Torners Berichterstattung über eine Demonstration beschlagnahmt habe, und dessen Daten umfassend ausgewertet worden seien.

2. Die Methode “Nius”
(belltower.news, Kira Ayyadi)
Kira Ayyadi schreibt, dass das rechtspopulistische Medienportal “Nius” unter der Leitung des früheren “Bild”-Chefredakteurs Julian Reichelt gezielt Hass gegen demokratische Akteure verbreite. Ziel dieser Kampagnen sei es, die demokratische Zivilgesellschaft zu schwächen und damit rechte, autoritäre politische Ziele zu fördern: “Nius ist mittlerweile einer der zentralsten Stichwortgeber im rechtsextremen Kulturkampf, der schon seit einiger Zeit in Deutschland wütet.”

3. USA: Gefährliche Berichterstattung
(verdi.de, Vera Dracke)
Während der Proteste in Los Angeles gegen die Politik der Regierung von Donald Trump seien zahlreiche Journalistinnen und Journalisten Opfer von Polizeigewalt geworden. Sie seien “angegriffen, festgenommen und in ihrer Arbeit massiv behindert” worden. Verschiedene Organisationen würden eine Untersuchung der Vorfälle fordern. Vera Drackes Fazit: “Um die Pressefreiheit scheint es in den USA derzeit nicht gut bestellt. Die Trump-Regierung gibt sich seit Monaten offen pressefeindlich und geht systematisch gegen kritische Berichterstattung und unliebsame Medien vor.”

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4. Wir alle brauchen anonyme Orte im Netz
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
“Die Forderung nach einer Klarnamenpflicht im Netz hat wieder Konjunktur. Dabei ist sie brandgefährlich für gleich mehrere Grundrechte. In einer Demokratie brauchen wir Orte, an denen wir wirklich frei kommunizieren können.” Markus Reuter zeigt anhand konkreter Beispiele, warum eine Klarnamenpflicht aus seiner Sicht gefährlich ist.

5. Wer rettet den Lokaljournalismus?
(mdr.de, Ralf Heimann)
Ralf Heimann erklärt in seinem Beitrag, dass Lokaljournalismus sich finanziell oft nicht selbst trage, und die häufig praktizierte Selbstausbeutung auf Dauer keine nachhaltige Lösung sei. Er beschreibt verschiedene Finanzierungsmodelle lokaler Medienprojekte wie Abos, Veranstaltungen oder Stiftungsgelder, betont aber auch, dass diese Lösungen strukturell und dauerhaft angelegt sein müssten, um wirklich tragfähig zu sein.
Transparenzhinweis: Ralf Heimann ist auch BILDblog-Autor und hat sich unter anderem in einer achtteiligen Serie mit Fehlern und der Fehlerkultur von Redaktionen beschäftigt: “Kleine Wissenschaft des Fehlers”.

6. Integrationsbeauftragte plädieren für den Erhalt von Cosmo
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Die Integrationsbeauftragten von Berlin und Brandenburg würden den RBB in einem offenen Brief auffordern, das Radioprogramm Cosmo zu erhalten und auszubauen. Cosmo, ein mehrsprachiges Programm für die Einwanderungsgesellschaft, erreiche täglich 160.000 Hörerinnen und Hörer und leiste einen wichtigen Beitrag zur Integration und Partizipation. Eine Abschaltung des Senders könnte marginalisierte Gruppen benachteiligen und widerspräche dem Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Altersgrenze für Soziale Medien?, Verstärker-Effekte, Defensivmodus

1. Umfrage: Mehrheit für Zugang zu sozialen Medien erst ab 16
(t-online.de)
Laut einer aktuellen Umfrage befürworte eine Mehrheit der Deutschen eine Altersgrenze für Soziale Medien, wobei die meisten (57 Prozent) ein Mindestalter von 16 Jahren vorschlügen. Kritiker einer solchen Grenze, darunter der Deutsche Lehrerverband und Bundesbildungsministerin Karin Prien, würden eine starre Altersgrenze ablehnen und stattdessen stärkere Schutzmaßnahmen und Altersverifikationen fordern. Bislang fehle jedoch ein wirksamer Kontrollmechanismus, um bestehende Altersvorgaben im Internet konsequent umzusetzen.

2. So lassen sich ungewollte Verstärker-Effekte vermeiden
(belltower.news, Simone Rafael)
Simone Rafael wünscht sich, dass Medien bei der Berichterstattung über die AfD deren rechtsextreme Positionen klar benennen, kritische Einordnungen vornehmen und provokative Aussagen von Parteimitgliedern nicht unkommentiert übernehmen. Rafael plädiert dafür, Verstärker-Effekte für rechtsextreme Ideologie zu vermeiden, indem Redaktionen auf analytische, sorgfältig recherchierte Berichte setzen und sich nicht auf rein emotionale Reizthemen konzentrieren.

3. Leid dokumentieren, Leid erleben: Journalismus in Krisen- und Kriegsregionen
(youtube.com, Sarah Ulrich, Video: 1:01:36 Stunden)
Auf der Jahreskonferenz des Netzwerk Recherche gab es ein Panel über Journalismus in Krisen- und Kriegsregionen. Unter der Leitung von Moderatorin Sarah Ulrich sprechen Emran Feroz (Journalist und Reporter), Rabea Stückemann (Autorin und Producerin) sowie Sophia Maier (Journalistin und Kriegsreporterin) über die besonderen Herausforderungen der Arbeit “im Spannungsfeld zwischen journalistischer Genauigkeit und persönlicher Betroffenheit”.

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4. Des KI-Kaisers neue Kleider: Warum wir aus dem Defensivmodus rausmüssen
(npj.news, Stephan Weichert)
Stephan Weichert betont in seinem Debattenbeitrag, dass Künstliche Intelligenz (KI) bereits heute unverzichtbarer Teil unseres Alltags und besonders im Journalismus angekommen sei, jedoch auch große Risiken mit sich bringe. Er fordert, dass Journalistinnen und Journalisten offen und ehrlich über die Folgen und Herausforderungen durch KI sprechen und aktiv mitgestalten müssten, anstatt nur zu reagieren. Guter, resilienter Journalismus sei entscheidend, um demokratische Werte zu sichern und negativen Effekten der KI entgegenzuwirken.

5. Das sind die am meisten verbreiteten «Fake News» in der Schweiz
(fairmedia.ch, Tobias König)
“Fairmedia” berichtet, dass in der Schweiz in den vergangenen Jahren am häufigsten Falschnachrichten zu Corona, Donald Trump und dem Krieg in der Ukraine verbreitet worden seien. Besonders populäre “Fake News” seien ein Video von Daniele Ganser über die Ukraine, falsche Behauptungen des Anwalts Philipp Kruse zum WHO-Pandemievertrag und Verschwörungserzählungen über den rumänischen Politiker Călin Georgescu.

6. Trump will Frist zum Verkauf von TikTok um weitere 90 Tage verlängern
(spiegel.de)
US-Präsident Donald Trump plane, die Frist für den Verkauf des US-Geschäfts der Videoplattform TikTok durch den chinesischen Mutterkonzern ByteDance erneut um 90 Tage zu verlängern. Hintergrund sei ein Gesetz der USA, das einen Verkauf erzwinge, da ByteDance vorgeworfen werde, TikTok für chinesische Spionage zu nutzen. Trump wolle durch den Verkauf verhindern, dass TikTok in seinem Land abgeschaltet wird, weshalb dies bereits die dritte Fristverlängerung wäre.

Nachrichtenvermeidung, Falsche Todesnachricht, Verurteilungen

1. Mehr als zwei Drittel der Menschen meiden Nachrichten
(spiegel.de)
Dem “Digital News Report 2025” des Reuters Institute zufolge meiden inzwischen 71 Prozent der Internetnutzerinnen und -nutzer gelegentlich Nachrichten, um ihr mentales Wohlbefinden zu schützen: “Das mit Abstand wichtigste Motiv der Nachrichtenvermeidung stellen demnach die negativen Auswirkungen der Nachrichten auf die eigene Stimmung (48 Prozent) dar. 39 Prozent der Menschen, die Nachrichten vermeiden, geben an, dass zu viel über Kriege und Konflikte berichtet wird und dass sie von der Menge an Nachrichten erschöpft sind.”

2. Aufregung wegen Fake-Todesmeldung: Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek lebt
(tagesspiegel.de, Gerrit Bartels)
Einige Medien und Nachrichtenportale hätten ungeprüft eine Meldung eines offensichtlichen Fake-Accounts über den vermeintlichen Tod der österreichischen Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek übernommen. Jelinek betonte, dass es bereits das zweite Mal sei, dass sie fälschlich für tot erklärt worden sei, und bestätigte, dass sie sehr wohl am Leben sei. Auch Jelineks Verlag Rowohlt dementierte die Todesmeldung offiziell als “Fake”.

3. Ein kleiner Schritt Richtung Gerechtigkeit
(taz.de, Christian Jakob)
Christian Jakob berichtet über ein Urteil gegen zwei Männer, die nach Überzeugung des zuständigen Gerichts am Mord an der maltesischen Investigativ- und Enthüllungsjournalistin Daphne Caruana Galizia beteiligt gewesen sind. Sie “sollen den Sprengstoff für das Autobomben-Attentat beschafft haben und wurden vom Gericht deshalb zu lebenslanger Haft verurteilt.” Caruana Galizia wurde 2017 getötet, und die Indizien dafür seien erdrückend, dass der Mord “mit ihren Recherchen gegen ­ranghohe Mitglieder der Regierung von Ex-Premierminister Joseph Muscat zusammenhängt.” Sie hatte vielfach über Korruption im Umfeld der sozialdemokratischen Regierungspartei Maltas berichtet. Daphne Caruana Galizias Familie sagte nach der Gerichtsentscheidung: “Wir hoffen, dass das heutige Urteil einen Schritt auf dem Weg darstellt, die Welt für Journalisten sicherer zu machen”.

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4. Südkorea: Journalismus als demokratischer Watchdog während des Kriegsrechts
(de.ejo-online.eu, Chansouk Kim)
Laut dem Medienwissenschaftler Chansouk Kim habe die Verhängung des Kriegsrechts in Südkorea im Jahr 2024 durch den damaligen Präsidenten Yoon Suk Yeol den Journalismus des Landes vor gewaltige Herausforderungen gestellt. Trotz angeordneter Zensur hätten viele südkoreanische Medien jedoch weiterhin kritisch berichtet und mit Echtzeit-Faktenprüfungen und Live-Übertragungen international Anerkennung erlangt.

5. Ehemalige Geschäftsführerin Sigrun Albert sagt: Der BDZV ist nicht ramponiert
(kress.de, Marcus Schuster)
Marcus Schuster hat für “kress pro” mit Sigrun Albert, der neuen Geschäftsführerin des Verlags Nürnberger Presse, über deren Pläne für die digitale Transformation des Medienhauses gesprochen. In dem Interview erklärt Albert, warum sie nach gut zwei Jahren als Hauptgeschäftsführerin den Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) verlassen hat, und betont dabei die Bedeutung ihrer dort gesammelten Erfahrungen im Bereich Lobbying. Albert weist zudem die Kritik zurück, der BDZV sei aufgrund interner Konflikte und Austritte geschwächt.

6. Printausgabe wird per Ende Jahr eingestellt
(persoenlich.com)
Die Schweizer Gratiszeitung “20 Minuten” werde zum Jahresende ihre Printausgabe einstellen und ab dann vollständig auf digitale Angebote setzen. Als Folge würden bis zu 80 Vollzeitstellen gestrichen. Zudem werde man die Redaktionen aus der Deutsch- und der Westschweiz zu einer Redaktion zusammenlegen und einige Regionalbüros schließen. Gewerkschaften sähen darin eine Gefahr für die Medienvielfalt in der Schweiz.

Mächtige Männer, Ende eines Albtraums, Im Anekdoten-Universum

1. Wenn sich mächtige Männer als Außenseiter inszenieren
(uebermedien.de, Johannes Franzen)
Johannes Franzen kritisiert in seiner Kolumne, dass sich mächtige Männer wie Dieter Nuhr, Markus Lanz oder Richard David Precht öffentlichkeitswirksam als Opfer einer angeblich bedrohten Meinungsfreiheit inszenieren. Dabei übersähen Medien bewusst, dass diese Männer tatsächlich zur gesellschaftlichen Elite gehören und dadurch Macht besitzen. Franzens Fazit: “Menschen, die nach allen soziologischen Kategorien zur Elite des Landes gehören, wollen sprechen, aber nicht hören, wollen kritisieren, aber nicht kritisiert werden. Wenn sie austeilen, dann ist das Meinungsfreiheit, wenn sie einstecken sollen, dann jammern sie über ‘soziale Kosten’. Das ist von Trumps Rhetorik, die nun rasch einer ausgedachten Linken in die Schuhe geschoben werden soll, nicht weit entfernt.” Der Text ist schon eine gute Woche alt, nun aber ohne Abo lesbar.

2. »Washington Post« offenbar von ausländischen Hackern attackiert
(spiegel.de)
Die “Washington Post” sei laut einem Bericht des “Wall Street Journal” Ziel eines Hackerangriffs gewesen, der wahrscheinlich von einem ausländischen Staat ausgegangen sei. Dabei seien Microsoft-Konten von Journalisten gehackt worden, die über Themen wie nationale Sicherheit und China berichten. Die US-Regierung vermute chinesische Hacker hinter der Attacke, ähnliche Angriffe habe es bereits bei Behörden, anderen Medien und Universitäten gegeben.

3. Ende eines Albtraums: Funke kurz vor Exit bei der “Kronen Zeitung”
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie Timo Niemeier bei “DWDL” berichtet, verkaufe die Funke Mediengruppe ihren 50-Prozent-Anteil an der österreichischen “Kronen Zeitung” an die Familie Dichand. Niemeier kommentiert: “Sollte der Deal zwischen Funke und den Dichands halten und die neuen Verhältnisse gegen Ende des Jahres schlagend werden, würde eine große Last vom deutschen Verlag abfallen.”

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4. Berichterstattung über Nahost und deutsche Serien im Ausland
(wdr.de, Anja Backhaus, Audio: 41:51 Minuten)
Das WDR5-Medienmagazin “Töne, Texte, Bilder” mit Anja Backhaus thematisiert unter anderem die Herausforderungen für Reporterinnen und Reporter bei der Berichterstattung aus Nahost. Außerdem geht es der Frage nach, warum das Vertrauen in deutsche Medien bei diesem Thema gering ist. Weitere Themen der Sendung sind Donald Trumps Einstellung der Finanzierung von “Voice of America”, das EU-IP-Programm zum Schutz von Nutzerdaten sowie die internationale Beliebtheit (bestimmter) deutscher Serien.

5. Der perfekte Podcastsound
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 25:20 Minuten)
Bei “Läuft”, dem Podcast von epd medien und Grimme-Institut, begrüßt Gastgeber Alexander Matzkeit den Komponisten, Sound Designer und Audio Editor Joscha Grunewald. In dem Gespräch mit Grunewald geht es um die Fragen, “wie wichtig die richtige Intromusik ist, wie er zu szenischen Soundeffekten steht, warum er sich manchmal mehr Regie wünscht und was die Möglichkeiten und Grenzen neuer Technik wie generativer KI sind.”

6. Im Anekdoten-Universum
(taz.de, Frank Keil)
Frank Keil stellt die Biografie “Harry Rowohlt – Ein freies Leben” vor, in der Autor Alexander Solloch vom Leben des Multitalents Harry Rowohlt berichtet, der unter anderem als Schriftsteller, Hörbuchsprecher, Übersetzer und Schauspieler gewirkt hat. Solloch stütze sich dabei auf Gespräche mit Rowohlts Ehefrau Ulla und anderen Weggefährten. “Eine Fleißarbeit, die sich gelohnt hat: Solloch erzählt mit gebotener Distanz vom 1968er-Leben eines Verlagserben, der nichts weniger wollte, als einen Verlag zu erben, und der diesem Nicht-Wollen glücklicherweise vertraute.”

“Verschlossene Auster”, KI als Helfer, Zombie-Zeitschriften

1. Verschlossene Auster 2025 für die Bundeslöschtage
(netzwerkrecherche.org)
Das Netzwerk Recherche hat die “Verschlossene Auster 2025” an die Bundesregierung – sowohl an die aktuelle als auch an die Vorgängerregierung – verliehen für deren “Bundeslöschtage”, bei denen dienstliche Daten von Ministerinnen und Ministern gelöscht werden. Trotz Kritik und gesetzlicher Archivierungspflichten weigere sich die Regierung, diese Praxis zu beenden. Die Vorgehensweise gefährde die demokratische Transparenz und erschwere die Aufarbeitung politischer Entscheidungen. Einen Videomitschnitt der Verleihung des Negativpreises gibt es hier.

2. Gefängnis statt Rechtsstaat
(taz.de, Ann-Kathrin Leclère)
Der bekannte palästinensische Journalist Ali al-Samudi befinde sich “seit Ende April 2025 in Haft, ohne Anklage oder Beweise.” Al-Samudi sei in Dschenin, einer Stadt im Westjordanland, von israelischen Soldaten in Handschellen abgeführt worden, das israelische Militärgericht habe eine sechsmonatige Verwaltungshaft verhängt. Ann-Kathrin Leclère berichtet über den Fall, der zeige: “Israel befindet sich in einem dauerhaften Ausnahmezustand.”

3. Melonis Überwachungsskandal weitet sich aus
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
“Der Hacking-Skandal der Meloni-Regierung in Italien weitet sich aus. Laut IT-Forscher:innen des kanadischen Citizen Lab wurden die Geräte von zwei weiteren Journalisten ‘mit hoher Sicherheit’ durch die Spionagesoftware ‘Graphite’ angegriffen.” Markus Reuter erklärt bei netzpolitik.org die Vorgänge in Italien und deren politische Dimension.

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4. Zeitschriften: Tarifvertrag steht, Onliner bleiben außen vor
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Uwe Mantel berichtet bei “DWDL”, dass sich die Zeitschriftenverlage und die Gewerkschaften nach sechs Verhandlungsrunden auf einen Tarifvertrag geeinigt hätten, der stufenweise Gehaltserhöhungen über drei Jahre hinweg vorsehe. Online-Redakteurinnen und -Redakteure würden dabei allerdings nicht berücksichtigt, was von den Gewerkschaften kritisiert werde. Es bleibe weiterhin das Ziel der Arbeitnehmervertreter, auch Online-Journalistinnen und -Journalisten in den Tarifvertrag einzubeziehen.

5. Endlich ein Redigatur-Buddy!
(journalist.de, Kathi Preppner)
Für den “journalist” hat sich Kathi Preppner bei Medienschaffenden umgehört, wie sie Künstliche Intelligenz (KI) für ihre journalistische Arbeit nutzen. Viele von ihnen verwenden KI vor allem zur Recherche, zur Strukturierung von Texten sowie zur Rechtschreib- und Grammatikprüfung, also eher für unterstützende Aufgaben und nicht für die Erstellung neuer Inhalte. Einige der Befragten äußern Bedenken hinsichtlich Ungenauigkeiten, fehlender Kreativität und des Bedrohungspotenzials durch die neue Technik.

6. Zombie-Zeitschriften: The last of the (in)famous international Playboys
(wortvogel.de, Torsten Dewi)
Torsten Dewi berichtet, dass früher populäre Männermagazine wie “Playboy”, “Maxim” und “FHM” heute als digitale Zombie-Versionen existieren, produziert von einem umtriebigen Geschäftsmann, der zahlreiche internationale Ausgaben gleichzeitig veröffentliche. Die Magazine seien fast komplett identisch und bestünden hauptsächlich aus gekauften Cover-Models, Produktplatzierungen und erfundenen KI-Inhalten.

KW 24/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Springer CEO über Macht, Medien, Milliarden und seine Mutter – Mathias Döpfner
(youtube.com, Matze Hielscher, Video: 1:54:14 Stunden)
Springer-Chef Mathias Döpfner war zu Gast im Podcast “Hotel Matze”. Der Kommentar des “6-vor-9”-Kurators: Mathias Döpfner will es anscheinend nochmal wissen und hat seinen Medienkonzern neu ausgerichtet. Dazu scheint auch eine öffentliche Charmeoffensive zu gehören. Da ist er bei Podcaster Matze Hielscher und dessen “Hotel Matze” genau an der richtigen Stelle. Hielscher bietet Döpfner dafür nicht nur ein kuscheliges Umfeld, sondern auch die passende PR-Bühne. Der Podcast eignet sich vor allem als psychologische Studie über die Liebesbedürftigkeit eines Konzernlenkers, der als “der Mathias” und “guter Mensch” gesehen werden möchte. Döpfner nutzt geschickt das intime Podcast-Format, um sich als nachdenklicher Kulturmensch zu inszenieren: vom Bassisten zum philosophierenden CEO. Die Betonung seiner Vertrauensseligkeit nach dem Reichelt-Skandal wirkt wie eine kalkulierte Botschaft. Leider bleibt das Gespräch an der Oberfläche, denn elementare Themen werden in den rund zwei Stunden nicht angesprochen: Döpfners politische Einflussnahme auf die Berichterstattung der Springer-Medien (“Please Stärke die FDP”). Sein überliefertes “Gebet”, dass Donald Trump erneut US-Präsident werden möge. Die Rolle und der Einfluss von Döpfners Gönnerin Friede Springer. Und nicht zuletzt: Wie vereinbart man den Anspruch, “guter Mensch” zu sein, mit der Verantwortung für ein Medium, das regelmäßig ethische Grenzen überschreitet?

2. COSMO und Mehrsprachigkeit: Warum sie in den Medien wichtig ist
(ardaudiothek.de, Nina Landhofer, Audio: 27:32 Minuten)
Dem von WDR, RBB und Radio Bremen produzierten mehrsprachigen Sender “Cosmo” drohte das Aus. Dies führte zu einer breiten Unterstützerkampagne unter dem Motto “Save Cosmo”. Bei “BR24 Medien” erklären Kulturschaffende sowie Expertinnen und Experten, warum mehrsprachige Medienangebote wichtig sind und welche Rolle sie für die Teilhabe und die kulturelle Vielfalt spielen können.

3. Welche Details aus dem P. Diddy-Prozess gehören an die Öffentlichkeit?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 26:43 Minuten)
Ann-Kathrin Nezik begleitet als US-Korrespondentin für die “Süddeutsche Zeitung” den Gerichtsprozess gegen den Rapper Sean Combs (“P. Diddy”) in New York. Im “Übermedien”-Podcast spricht Holger Klein mit Nezik über deren Arbeit und fragt unter anderem: “Wie geht sie mit den intimen, erschütternden Aussagen mutmaßlicher Opfer um? Was unterscheidet diesen Prozess von anderen Metoo-Fällen? Und welche politische Bedeutung hat das Verfahren im Kontext der aktuellen Entwicklungen in den USA?”

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4. “Mehr Tiefe statt Breite” – Qualitätsjournalismus bewahren und stärken
(dfjv.de, Nadine Zeidler, Audio: 13:59 Minuten)
In der aktuellen Folge des “Fachjournalist”-Podcasts spricht Nadine Zeidler mit dem Journalisten, Autor und Honorarprofessor Bernd-Peter Arnold. Es geht um die Frage: “Was zeichnet Qualitätsjournalismus aus und welche Bedeutung hat dieser für unsere heutige Gesellschaft?”

5. Fabio Bacigalupo, Gründer von podcast.de, über die Monetarisierung von Podcasts
(spotify.com, Christian Kallenberg, Audio: 36:09 Minuten)
In dieser Folge des Publishing-Podcasts “We like Mags” unterhält sich Christian Kallenberg mit Fabio Bacigalupo, dem Gründer von podcast.de, über die Monetarisierung von Podcasts. Im Fokus des Gesprächs stehen Chancen und Hürden für Medienhäuser und Verlage, von Werbeformen bis zur Eigenvermarktung. Bacigalupo gibt Tipps, wie Podcasts auch mit kleinem Budget erfolgreich starten können, wenn die Strategie stimmt.

6. Robert Lembke – Wer bin ich?
(ardmediathek.de, Martin Weinhart, Video: 1:29:35 Stunden)
Die SWR-Doku von Martin Weinhart erzählt die ungewöhnliche Lebensgeschichte von Robert Lembke, der als Quizmaster (“Was bin ich?”) bekannt wurde, aber zeitlebens über seine bewegte Vergangenheit schwieg. Das Dokudrama ist prominent besetzt und lässt Familienmitglieder sowie langjährige Wegbegleiter zu Wort kommen.

Medienversagen, Verdrehte Themen, Content aus dem Klassenraum

1. Medienversagen nach der Tragödie von Graz
(kobuk.at, Andrea Gutschi)
Andrea Gutschi kritisiert, dass zahlreiche Medien nach dem Amoklauf in Graz grundlegende journalistische Prinzipien verletzt hätten. Sie beanstandet unter anderem, dass einige Redaktionen den Täter durch Fotos, persönliche Details und Deutungen seiner Psyche unnötig in den Mittelpunkt gerückt hätten, was ein gefährliches Identifikationspotenzial für mögliche Nachahmer geschaffen haben könnte. Insgesamt sei Gutschis Einschätzung nach das mediale Verhalten in dieser Ausnahmesituation weniger von Aufklärung als von Emotionalisierung und dem Streben nach Reichweite geprägt gewesen.
Weiterer Lesetipp: Ganz ähnlich sieht das Boris Rosenkranz bei “Übermedien”: “Sie verbreiten reißerische Videos und belagern traumatisierte Menschen: Einigen Medien geht es nach dem Grazer Amoklauf nicht um sachliche Berichterstattung, sondern darum, im Rennen um exklusive Content-Schnipsel vorne zu liegen. Wie immer bei solchen Ereignissen.”

2. Die “Berliner Zeitung” verdreht Themen so lange, bis sie ins verhetzende Muster passen
(msn.com, Jochen Zenthöfer)
Jochen Zenthöfer kritisiert, dass die “Berliner Zeitung” Themen aus seiner Sicht systematisch so verdrehe, bis sie in ein populistisches oder hetzerisches Narrativ passen würden. Aktuell werde eine Soziologin, die demokratisch zur Präsidentin einer Hochschule gewählt worden sei, mithilfe fragwürdiger Plagiatsvorwürfe und suggestiver Berichterstattung diskreditiert. Wichtige Fakten und Kontext würden dabei weggelassen, um ein Bild von Skandal und politischer Fehlbesetzung zu erzeugen.

3. “Klimapolitik wird zum Kulturkampfthema erhoben”
(orsted.de, Nils Husmann)
Luis Paulitsch warnt im Interview mit Nils Husmann, dass viele Alternativmedien nicht primär Meinungsvielfalt fördern, sondern gezielt rechte Narrative verbreiten und einen politischen Rechtsruck anstreben würden. Unterstützt von Social-Media-Algorithmen könnten sie mit emotionalisierenden Inhalten gezielt Angst und Empörung schüren. Das geschehe oft im Zusammenhang mit Themen wie Klimapolitik, Migration oder Energiekrisen. Trotz oft geringer Reichweite würden sie es immer wieder schaffen, durch geschickte Themenplatzierung und ideologische Netzwerke die öffentliche Debatte spürbar zu beeinflussen.

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4. Warum wir regionale Zeitungen in der digitalen Ära brauchen
(medientage.de, Petra Schwegler)
Petra Schwegler berichtet über eine neue Studie, der zufolge regionale Zeitungen trotz sinkender Auflagen weiterhin eine wichtige Rolle spielen, auch weil sie digital immer stärker genutzt würden. Die Studie stammt von der Score Media Group, einem Zusammenschluss regionaler Zeitungen, und zeige: Viele Menschen würden lokale Berichterstattung für unverzichtbar halten und seien zunehmend bereit, dafür zu zahlen und Werbung zu akzeptieren. Der digitale Wandel gelte dabei nicht als Bedrohung, sondern werde als Chance gesehen, neue Leserinnen und Leser über verschiedene Kanäle zu erreichen.

5. Berichten über LSBTIQ-Themen
(verdi.de)
Queere Menschen begegnen in Medienberichten noch immer häufig missverständlichen oder klischeehaften Formulierungen. Um Unsicherheiten zu beseitigen und Fehler zu vermeiden, helfe ein aktualisierter Leitfaden des Bundes Lesbischer und Schwuler JournalistInnen, der konkrete Tipps und Fallbeispiele für sensible und sachgerechte Sprache liefere.

6. Content aus dem Klassenraum – Dürfen Lehrer Influencer sein?
(youtube.com, Lisa Beusch & Kim Kristin Mauch, Video: 18:57 Minuten)
Der Beitrag des NDR-Medienmagazins “Zapp” zeigt, wie Lehrkräfte auf Plattformen wie TikTok und Instagram mit Einblicken in ihren Schulalltag viralen Content erstellen. Dabei würden sie in Konflikt mit Datenschutz, Werbung und ihrem Bildungsauftrag geraten, wenn etwa Schülerinnen und Schüler Teil der Videos werden. Lisa Beusch und Kim Kristin Mauch begleiten zwei angehende Lehrerinnen, die wegen ihrer Posts ihren Job verloren haben, und gehen den rechtlichen und ethischen Fragen hinter dem Phänomen nach.

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BILDblog-Klassiker

neu  

Von Katzen und dummen Menschen

Gestern berichtete “Bild”:

… und okay-okay, im letzten Absatz, ganz am Ende ihrer Berichterstattung hat “Bild” im Vornamen der darin zitierten Tierschützerin “Annelise Krauß” ein “e” vergessen. Aber selbst Anneliese Krauß findet das nicht so schlimm. Allerdings steht ihr Name natürlich nicht nur zum Spaß in “Bild”. Zitiert wird sie dort – und zwar wie folgt:

‘Das ist so schlimm wie grausame Tierversuche’, wettert Annelise Krauß vom Tierschutzverein Dresden.”

Und das sei nun wirklich “Quatsch”, sagt Krauß, wenn man sie fragt. Weil sie nämlich den von “Bild” zitierten Satz weder gewettert noch gesagt habe. Im Gegenteil: “Das wäre ja auch idiotisch,” sagt Krauß, “denn wenn es um tote Tiere geht, dann ist das ja kein Problem des Tierschutzes!” Zusammenfassend sagt uns die Tierschützerin über die Erfindung von Christian Koch (der laut “Bild” ja “aus Katzen Benzin machen” kann):

“Von unserer Seite ist daran nichts auszusetzen.”

Und genau so habe sie das im Übrigen auch zu “Bild” gesagt. (Aber, so Krauß weiter, wenn “der Herr Helfricht”, also einer der Autoren des “Bild”-Artikels, sie anrufe, dann wisse sie schon aus Erfahrung, dass hinterher Sachen in “Bild” stünden, die sie so gar nicht gesagt habe. Das gehe in Dresden schließlich schon über zehn Jahre so, so Krauß. — Und soviel vielleicht nur zum letzten Absatz des obigen Artikels.)

Kommen wir zum Rest, dem Eigentlichen, also darum, dass “Dr. Christian Koch (55) aus Kleinhartmannsdorf (Sachsen)”, wie es in “Bild” heißt, “aus Katzen Benzin machen” könne: Denn dass die “Benzin”-Überschrift Unsinn ist, verrät schließlich schon der dazugehörige “Bild”-Text selbst, weil darin nur von “Bio-Diesel” oder “Diesel” die Rede ist… Tatsächlich aber hat Koch offenbar eine ungewöhnliche und effektive Alternativmethode zur Treibstoffgewinnung entwickelt: die katalytische drucklose Verölung (KDV), über die beispielsweise schon der MDR im Mai 2003, 3sat im Juli 2004, die “Welt” im Januar 2005, die “Pirmasenser Zeitung” im Juli, der RBB vergangene Woche oder auch RTL berichteten. Und all diesen Berichten ist eines gemein: dass sie dem Gegenstand, über den sie (durchaus auch kritisch) berichten, gerecht werden.

“Bild” indes nennt Kochs Erfindung einen “Spezialreaktor” und schreibt Sätze wie diesen:

“Die Katzen-Kraft lässt sich theoretisch exakt berechnen: Aus einem ausgewachsenen 13-Pfund-Kater könnten 2,5 Liter Sprit entstehen, vier Miezen würden für 100 Kilometer reichen, für eine Tankfüllung wären 20 tote Katzen erforderlich.”

Und fragt man einfach mal nach bei dem “Mann, der (Stuben-)Tiger in den Tank packen kann” (“Bild”), antwortet Christian Koch, der “Bild”-Bericht habe “nichts mit der Wahrheit zu tun” und sei “zudem grenzenlos dumm”. Koch weiter:

“Wie kann man mit gekochtem tierischen Material Auto fahren? Wasser würde jeden Motor sofort zum Stillstand bringen. Hier wird an die niedrigsten Instinkte von dummen Menschen appelliert, um eine wertvolle Entwicklung zu verunglimpfen. (…) Mir zu unterstellen, dass ich mit Tierkadavern herumhantiere, ist kriminell. Das ist nicht im geringsten der Inhalt der Entwicklung und kann deshalb nur als gezielte Verleumdung angesehen werden.”

Auf der Website von Kochs Firma heißt es zudem inzwischen:

Mit Dank an Jan S. für die Anregung.
 
Nachtrag, 12:15:
“Bild” hat die Sache mit der “Katzen-Kraft” heute noch einmal aufgegriffen:

Darf man aus Katzen wirklich Benzin machen?

Doch wenn es jetzt etwas vorsichtiger als gestern heißt, dass Christian Koch “theoretisch auch aus Katzen” Bio-Diesel herstellen “könnte”, wenn jetzt nicht Koch, sondern ein Konkurrent die gestern von “Bild” aus der Luft gegriffene Skandalisierung zurechtrücken darf, wenn nun auch die gelassene Position der Tierschützer weniger sinnenstellend als gestern wiedergegeben wird und sich im heutigen “Bild”-Bericht immerhin ein einziger halbwegs sinnvoller Satz (“Die Diskussion ist überflüssig”) wiederfindet, dann macht das alles den Nonsens von gestern weder ungeschehen noch besser — und sei es nur deshalb, weil es “Bild” offenbar immer noch nicht gelingen will, zwischen “Benzin” (Überschrift) und “Diesel” (Text) zu unterscheiden…

Mehr dazu hier und hier.