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Hausmitteilung nicht mehr zu verkaufen

Der “Spiegel” will in Zukunft keine Anzeigen mehr akzeptieren, die redaktionelle Inhalte des Magazins imitieren. Die Anzeige des Autoherstellers Toyota, die an der üblichen Stelle der “Spiegel”-“Hausmitteilung” erschien und ihr zum Verwechseln ähnlich war (wir berichteten), sei ein Fehler gewesen, sagte Chefredakteur Georg Mascolo am Freitag bei der Journalistentagung des “Netzwerks Recherche”: “Ein solcher Fehler wird sich beim ‘Spiegel’ nicht wiederholen.”

Mascolo sagte, die Chefredaktion habe damals dem Werbemotiv zugestimmt — und auch dem Verzicht auf das Wort “Anzeige”, der ein “ausdrücklicher Wunsch des Kunden” gewesen sei. Es habe daraufhin eine Fülle von Leser-Reaktionen gegeben. Viele davon hätten sich gar nicht einmal an der fehlenden Kennzeichnung, sondern der Werbeform an sich gestört und deutlich gemacht, dass sie grundsätzlich nicht wollen, dass der “Spiegel” solche Redaktions-Imitate akzeptiert. Obwohl Anzeigen, die sich als journalistische Inhalte tarnen, bei den Werbekunden sehr begehrt seien und entsprechend gut bezahlt würden, habe man nun eine klare Entscheidung dagegen getroffen.

Hausmitteilung zu verkaufen

Nichts ist unmöglich.
(Werbeslogan)

Prinzipiell gibt es für Medien natürlich zwei Möglichkeiten, auf schlechte Zeiten zu reagieren. Entweder können sie besonders auf die Einhaltung von Qualitätsstandards achten, um ihren Wert zu betonen. Oder sie können mitnehmen, was geht.

Für welchen Weg sich das deutsche Nachrichtenmagazin “Der Spiegel” entschieden hat, konnten seine Leser heute gleich beim Aufschlagen der ersten Seite erahnen — jedenfalls sobald sie gemerkt hatten, dass das, was aussieht wie die “Hausmitteilung”, die traditionell den Auftakt des Heftes bildet, nur eine “Hausmitteilungs”-Attrappe ist. Tatsächlich handelt es sich um eine Anzeige von Toyota. Die echte “Hausmitteilung” steht erst auf der nächsten Seite:

Typographie und Gestaltung der Anzeige sind nicht identisch mit dem redaktionellen Original, ihm aber zum Verwechseln ähnlich:

In bunten Illustrierten sind solche Versuche, den Leser zu täuschen, längst Alltag. Beim “Spiegel” waren sie es bislang nicht. Der Pressekodex sagt übrigens:

Bezahlte Veröffentlichungen müssen so gestaltet sein, dass sie als Werbung für den Leser erkennbar sind. Die Abgrenzung vom redaktionellen Teil kann durch Kennzeichnung und/oder Gestaltung erfolgen.

Auf das kennzeichnende Wort “Anzeige” hat der “Spiegel” dennoch lieber verzichtet.

Fingerkuppen, Bullshit, Paparazzi

1. “Wozu noch Zeitungen?”
(sueddeutsche.de)
Sueddeutsche.de findet drei “Preisträger”, die erklären, warum “die Print-Branche wird auch morgen noch dringend benötigt” wird. Seltsame Oden an raschelndes, totes Holz und an schwarze Fingerkuppen – liest man denn Zeitungen nicht wegen dem Inhalt?

2. Bullshit-Erkennung mit Alan Posener
(welt.de, Video, 3:34 Minuten)
Alan Posener hat seit einiger Zeit bei Welt Online eine neue, eigene Blattkritik-Videokolumne, in der er Zeitungsschlagzeilen auf Bullshit abcheckt. Findet er welchen, drückt er den Bullshit-Button. Und dann wirft er die Zeitung ordentlich neben sich zu Boden.

3. “Die Deutschen schnappen uns die Frauen weg”
(madial.blogspot.com)
“Die Deutschen, so heisst es in Anführungsstrichen im Titel [tagesanzeiger.ch], schnappen uns die Frauen weg! Was dann folgt, ist eine einzige Demontage des im Titel angedeuteten Problems.”

Read On…

Erwischt: “Bild” verkauft Leser für dumm

Fangen wir mal hinten an: Die “Bild”-Zeitung erklärt ihren Lesern heute, wie sich das so mit dem Abkupfern in der Formel 1 verhält. Dafür hat sie den Chef des BMW-Sauber-Formel-1-Teams Mario Theissen befragt und fasst seine Aussage so zusammen:

Abkupfern ist erlaubt (…).

Soweit, so uninteressant (wer sich ein wenig für die Formel 1 interessiert, weiß das sicher schon länger), hat man offenbar bei “Bild” gedacht und sich alle Mühe gegeben, den Artikel darüber, dass BMW Sauber jetzt, genau wie Ferrari schon in der letzten Saison, auch mit Radabdeckungen fährt, etwas aufzupeppen.

Fragt sich nur, ob es wirklich notwendig war, den Leser deswegen für komplett dumm zu verkaufen:

"Erwischt: BMW klaut bei Ferrari"

Heute der nächste Mammut-Test der Formel 1. (…) Erstmals herrscht höchste Geheimhaltungsstufe. (…)

BILD weiß: BMW hat bei Ferrari geklaut!

Hoffentlich weiß “Bild”, dass BMW bei Ferrari “geklaut” hat! Jeder Formel-1-interessierte Leser weiß es schließlich auch. Oder “erwischte”, um es im “Bild”-Jargon zu sagen, BMW schon bei der Präsentation ihres neuen Autos vor einer guten Woche mit den neuen Radabdeckungen. Da hat BMW das neue Auto nämlich offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt. (Ein Video davon gibt es übrigens auch auf Bild.de direkt neben dem “Erwischt”-Artikel). Ganz ohne Geheimhaltungsmaßnahmen in der BMW-Welt in München. Eine dieser “geklauten” Abdeckungen ist dabei auf einer Proberunde abgefallen.

P.S.: Wir wissen zwar nicht genau, ob Renault, wie “Bild” schreibt, diese Saison auch mit den “geklauten” Radabdeckungen fährt, aber Toyota tut das offenbar. Und war auch in der letzten Saison schon gelegentlich damit auf der Strecke unterwegs.

Mit Dank an B. S. für den sachdienlichen Hinweis.

Hybridjournalismus

Auch wenn sich der Verdacht aufdrängt: Nein, nein, um unzulässige Schleichwerbung bzw. einen Verstoß gegen die (laut Pressekodex und gemäß den “journalistischen Leitlinien” bei Springer) gebotene Trennung von redaktionellen Inhalten und Werbung handelt es sich bei der Toyota-Beseeltheit der heutigen “Bild”-Titelgeschichte selbstverständlich nicht. In einem ähnlichen Fall hielt der Presserat dergleichen jedenfalls für “zulässiges Eigenmarketing”. Warum auch immer.

Doch wenn sich “Bild” und “BamS” nun gemeinsam mit Toyota unter dem gewagten Motto “Wir machen Deutschland sauber” als Umweltschützer gerieren, freuen wir uns einfach abermals über den erstaunlichen Sinneswandel im Hause “Bild”: Hatte die “Bild am Sonntag” doch vor gerade mal zwei Monaten fast eine Seite freigeräumt (siehe Ausriss), um eine angebliche “Empörung im Bundestag” zu promoten — darüber nämlich, dass die Grünen-Politikerin und Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt schon seit längerem genau das tut, was “Bild” und “BamS” seit gestern groß anpreisen: einen Hybrid-Toyota fahren.

Mit Dank auch an Stefan M.

6 vor 9

Schlagzeilen für die Scheinwelt
(nzz.ch, set.)
Nach Unternehmen wie Adidas, IBM und Toyota bauen nun erste Medienhäuser virtuelle Niederlassungen in der Welt des Online-Spiels «Second Life». Bei den Aktivitäten von Firmen wie Reuters oder dem Axel-Springer-Verlag verwischen sich die Grenzen zwischen realer und fiktiver Welt. Die Präsenz hat den Effekt einer PR-Aktion.

«Zeitungen sind etwas anderes als Hamburger»
(bilanz.ch, Stefan Barmettler)
Seit Jahresanfang gehört die BILANZ zum Portefeuille von Axel Springer. Der Vorstandsvorsitzende, Mathias Döpfner, über die Grundwerte des grössten deutschen Verlags, dessen Auslandsengagements und Übervater Axel Springer.

Gut so
(freitag.de, Martin Böttger)
Muss Fernsehen denn wie Fußball sein?

“Die Quelle schweigt”
(fr-online.de, Volker Mazassek)
Wenn ein Sender wie ProSieben sich an der Historie versucht, wird es schon mal unfreiwillig komisch.

Standhafte Reporter im Sturm
(sf.tv, Video, 0:59 Minuten)
Viele europäische Fernsehstationen haben ihre Korrespondenten mitten aus dem Sturm ins Studio zugeschaltet. 10vor10 zeigt, wie die Reporter gegen die Sturmböen ankämpfen.

The last word
(nytimes.com, Video, 2:29 Minuten)
“Hi, I’m Art Buchwald and I just died”

Kurz korrigiert (269)

Um Volontär bei “Bild” zu werden, sollte man u.a. möglichst wissen, dass Dimitri Dimitrijewitsch Schostakowitsch im vergangenen Monat 100 Jahre alt geworden wäre und der Toyota Corolla das meistverkaufte Auto der Welt ist.

Bei Bild.de nehmen sie aber auch Leute, die in den vergangenen zwei Jahren und auch den letzten Wochen alle bebilderten Nachrichtenmedien gemieden haben müssen. Leute also, die den Al-Qaida-Führer im Irak Abu Ajjub al-Masri nicht von dem vermutlich von der CIA nach Afghanistan verschleppten Deutschen Khaled al-Masri (Foto) unterscheiden können:

Danke an Nikolaus M.!

Irgend so ‘ne Automarke

Anfang dieser Saison wechselte der Formel-1-Rennfahrer Ralf Schumacher von BMW zu Toyota. Das ganze Jahr über drehte er also in einem rot-weißen, statt in einem blau-weißen Auto seine Runden. Laut Vertrag wird er das auch noch zwei weitere Jahre tun.

Und gestern gab Ralf Schumacher bekannt, dass er sich von seinem Manager, Willi Weber, getrennt hat, worüber “Bild” heute berichtet.

Zwar hat Weber weder etwas mit Toyota noch mit BMW zu tun, bei Bild.de hat man sich aber trotzdem entschieden, die Geschichte über “Toyota-Pilot Ralf” (Bild.de) so anzuteasern:

Mit Dank für den sachdienlichen Hinweis an Christian H.

Kurz korrigiert (5)

In der Umweltliste des Verkehrsclub Deutschland (VCD), der regelmäßig neue Automodelle nach deren Umweltverträglichkeit testet, belegen Citroën C1 1.0, Peugeot 107 Petit Filou und Toyota Aygo mit derselben Punktzahl den zweiten Platz.

So berichtet auch Bild.de – und zeigt in der dazugehörigen Illustration aus unerklärlichen Gründen neben dem Citroën einen Kia Picanto und den neuen Fiat Panda

Platz 2: Citroën C1 1.0, Peugeot 107 Petit Filou, Toyota AYGO (…) Foto: FIAT, Kia, Citroen

…ohne dass der zuständige Bild.de-Redakteur wegen des Fotonachweises, den er hinzugefügt hat, misstrauisch geworden wäre, was ja durchaus nahe gelegen hätte.

Bei Bild.de kommen sie offenbar leicht durcheinander bei all den fremd klingenden Herstellernamen. Immer wieder.

Dank an Oliver K. und Christopher H. für die Hinweise.