Suchergebnisse für ‘youtube’

Staatshilfe, Mika, Hachmeister

1. “Das Funktionieren des Marktes, das die Institutionen durcheinanderbringt”

(carta.info, Robin Meyer-Lucht)

Die etablierten Journalisten stehen noch immer unter dem “Schock nach dem Ende seiner Deutungsoligopole”: “Dem Qualitätsjournalismus über die gegenwärtigen Strukturprobleme des Journalismus kann inzwischen über weite Strecken Distanzlosigkeit, Hang zu normativen Kurzschlüssen, Desinteresse an empirischer Fundierung und Klientelismus in eigner Sache bescheinigt werden.”

2. “Die Presse muss sich selber helfen”

(nzz.ch, ras.)

Nicht nur Robin Meyer-Lucht (siehe 1.), sondern auch ras. von der Neuen Zürcher Zeitung stellt sich klar gegen Staatshilfe für Verlage. Er spricht den aggressiven “Kommerz-Journalismus” aus dem Grossraum Zürich an sowie das Branchen-Tabuthema der “Tiefstlöhne der freien Journalisten”. Ausserdem kann er sich nicht vorstellen, wie der “Gummibegriff” definiert werden soll, der gemäss dem Manifest des Verlegerverbands jenen Vergünstigungen zuspricht, die “publizistische Medienleistungen” erbringen.

3. Interview mit Bascha Mika

(taz.de, Stefan Kuzmany und Stefan Reinecke)

Die tageszeitung befragt ihre abtretende Chefredakteurin. Die beschreibt ihre Redaktion so: “Es gibt diese seltsame Sehnsucht nach jemand, der führt – aber keine unangenehmen Entscheidungen treffen soll. Das blitzt immer mal wieder auf. Es gibt ein frei flottierendes Bedürfnis in der Redaktion nach autoritären, aber unverbindlichen Gesten.”

4. “Ein giftender Lafontaine am Stehtisch”

(derwesten.de, Walter Bau)

“Oskar Lafontaine zeigt Nerven. In einem ZDF-Interview am Sonntagabend (youtube.com, Video, 17:49 Minuten) präsentierte sich der Linkspartei-Chef, der selbst gerne und kräftig verbal austeilt, extrem dünnhäutig. Dabei hatte es ganz gemütlich begonnen.”

5. “Gamejournalismus: Ihr glaubt auch jeden Müll!”

(gamgea.com, Simon Lutstorf)

“Gamesites nehmen in rauen Mengen einen völlig anonymen Beitrag in einem Blog auf, der behauptet, Eidos würde Testberichte schmieren. Es ist ein trauriges Spektakel.”

6. Interview mit Lutz Hachmeister

(fluter.de, Oliver Gehrs)

“Die meisten Medienleute leben in einem wohlanständigen Leben, das vor allem verteidigt werden soll. Natürlich geht man ab und zu mal zu den Arbeitslosen und zu den Neonazis – das sind dann so Pflichtthemen. Aber eigentlich hat man sich gemütlich eingerichtet.”

A Groovy Kind of Schmarrn

Die “Offenbach Post” (OP) kann auch richtig investigativ: Phil Collins, so enthüllt das Blatt, ist nicht nur ein brillanter Musiker, er kann auch brillant klauen. Aber nicht mit den Kollegen von der “OP”, die nämlich haben ihm jetzt nachgewiesen:

Zumindest ist es höchst verwunderlich, dass sein Schmuse-Hit A groovy kind of Love fast eins zu eins auf eine Clementi-Sonatine passt — die Melodie ist identisch, die Tonart auch. Und weil unser guter Phil ja auch das Klavier ganz gut bedienen kann, liegt es nahe, dass er die kleine Clementi-Sonatine schon mal gespielt hat.

Zudem weiß die “Offenbach Post” auch, dass “unser guter Phil” nicht nur klaut, sondern auch noch clever ist, weil es sich bei der Art zu klauen, die der Musiker anwendet, auch noch um eine Art legalen Diebstahl handelt:

Das Urheberrecht ist im EU -Gebiet 50 Jahre nach Tod des Komponisten erloschen; ab dann darf man klauen, dass sich die (Noten-)Balken biegen.

Clever also Collins, gnadenlos aufdeckend die “Offenbach Post” — nur ein klitzekleiner Haken ist an der ganzen Geschichte: Collins hat “A groovy kind of love” gar nicht geschrieben

Mit Dank an Andreas E.

Nachtrag, 18.30 Uhr: Es gibt Geschichten, bei denen ahnt man nicht, was noch alles hinterherkommt. Das hier ist so eine. Erst einmal: Man täte der “OP” unrecht, wenn man sie als den Hauptverursacher der Geschichte sehen würde. Denn tatsächlich ist der Text bereits im Juni 2009 in der Münchner “tz” erschienen, geschrieben von einem ihrer Kulturredakteure. Die “tz” wiederum gehört in das gar nicht mal kleine Reich des Verlegers Dirk Ippen — und der wiederum lässt die Geschichten seiner Leute gerne mal durch seine diversen Blätter von München bis nach Syke zirkulieren. Die große Schwester “Münchner Merkur” hatte den diebischen Collins ebenso online wie einige kleinere Ableger aus dem Ippen-Reich. So auch die “Offenbach Post”. Die Geschichte auf Plausibilität überprüft hat im Ippen-Land niemand, dafür hat man sie jetzt überall gelöscht, wort- und erklärungslos.

Was vielleicht auch daran lag, dass die Sache noch weitere Ungereimtheiten besaß. Zum einen endet der Urheberrechtsschutz erst 70 Jahre nach dem Tod des Schöpfers (in der Geschichte war die Rede von 50 Jahren). Zum anderen ist die Enthüllung eines Diebstahls (“höchst verwunderlich…”) gar keine. “Wikipedia” beschreibt “A groovy kind of love” so:

It is heavily based on the Rondo movement of Sonatina in G major, op. 36 no. 5 by Muzio Clementi.

Mit großem Dank an die vielen Hinweisgeber!

Crash Test Dummies

Irgendeinen Grund wird Bild.de sicherlich gehabt haben, ausgerechnet jetzt mit einer solchen Geschichte anzukommen:

Der Tod fährt mit: Der schlimmste Crashtest aller Zeiten

Im Zweifelsfall war es einfach mal eine schöne Möglichkeit, ein beeindruckendes Video (ein “Fundstück”) zu zeigen, in dem ein Auto wie eine Ziehharmonika zusammengefaltet wird:

Auf dem Video ist zu sehen, wie ein Holden Commodore der ersten Generation von 1978 zu Testzwecken gegen die Wand fährt.

Der schlimmste Crashtest aller Zeiten! […]

Der Hammer: Beim Aufprall mit rund 60 km/h auf das feststehende Hindernis bricht die gesamte Konstruktion komplett zusammen.

Sucht man bei YouTube nach “worst car crash ever”, findet man unter den ersten Treffern ein Video, in dem ein Holden Commodore gegen eine Wand fährt. Also genauer: Das gleiche Video, das auch Bild.de zeigt, nur mit anderem Ton, ohne Off-Sprecher und natürlich ohne Bild.de-Logo oben rechts in der Ecke, hochgeladen am 11. Oktober 2008. (Wir kennen das ja: Das Internet ist ein rechtsfreier Raum.)

Bild.de scheint sich nur das Video bei YouTube besorgt zu haben, ignorierte aber die Fakten, die daneben stehen:

Der Test wurde 1992 durchgeführt und war Teil einer Serie von Tests um unsere Crashtest-Anlage in Betrieb zu nehmen. Es war ein Test des Fahrsystems, nicht des Autos.

Das Auto war ein Standard-Gebrauchtwagen, außer dass die Antriebswelle entfernt worden war, 300 kg Sandballast wurden im Fußraum und im Kofferraum platziert und ein Ballast-Dummy (75 kg) saß auf dem Rücksitz.

(Übersetzung von uns.)

Die Angaben erscheinen zumindest insofern vertrauenswürdig, als im Video kurz das Datum 09/06/92 auf der Testanlage zu sehen ist.

Dass es sich also um einen Test der Crashtest-Anlage mit einem älteren Gebrauchtwagen gehandelt hat, wäre ja vielleicht nicht ganz uninteressant zur Einschätzung der Bilder.

Noch interessanter wäre es natürlich, wenn die Leser von Bild.de wüssten, was noch bei YouTube steht:

Die Testgeschwindigkeit betrug 100 km/h in einen massiven Betonblock.

(Übersetzung von uns.)

Ganz “rund 60 km/h” also.

Mit Dank an Ingo H.

Nachtrag, 16:30 Uhr: Dank weiterer Leserhinweise hätten wir jetzt zwei Theorien.

Die eine betrifft die Frage, warum Bild.de das Video ausgerechnet jetzt online stellt: Das macht nämlich seit einigen Tagen die Runde durch diverse Autoblogs.

Die andere erklärt, wie Bild.de auf “rund 60 km/h” kommt: In einem amerikanischen Blog hatte man die 100 km/h in Meilen pro Stunde (mph) umgerechent:

The Commodore was reportedly crashed at 62 mph back in 1992 to to test the vehicle’s drive system, and not the car itself.

Und wenn man da nicht genau auf die Einheit achtet, hat man schnell einen Wert von “rund 60”. Nur halt nicht km/h.

Nachtrag, 10. Juli: Im Fließtext bei Bild.de ist jetzt von “rund 60 Meilen” die Rede (wobei Physiker sicherlich anmerken würden, dass das eine Strecke und keine Geschwindigkeit sei), im Video immer noch von “60 km/h”.

Tilgner, Mingels, Ahmadinedschad

1. Interview mit Ulrich Tilgner

(swr.de, Wolfgang Heim)

Iran-Korrespondent Ulrich Tilgner (wegen Einschränkungen seiner Arbeit nicht mehr beim ZDF) ist nach Deutschland zurückgekehrt und spricht (mp3, 31:42 Minuten) über die Propaganda aus dem Westen, über Demonstrationen, die von Zehntausenden auf Millionen Menschen anwachsen, über das öffentliche Leben im Iran, das ohne Internet schlicht zusammenbricht und über die Software aus China, die jeden Morgen neu installiert werden muss, um die Internet-Filter zu umgehen.

2. “Bad Cover Versions*”

(stefan-niggemeier.de, Daniel Erk)

Daniel Erk liest den ins Zeit-Magazin übernommene Das-Magazin-Artikel “Dubai Exodus” (Guido Mingels, 19.06.2009) und vergleicht ihn mit dem Independent-Artikel “The dark side of Dubai” (Johann Hari, 07.04.2009). Erk meint: “(…) vielleicht hätte man auch einfach Johann Haris ganz hervorragenden Text übersetzen können. Oder, wenn man sich schon an seinem Text orientiert, wenigstens kurz auf ihn verweisen können. Im Hiphop nennt man das ‘Samples’ klären – und dem Respekt zollen, dem Respekt gebührt.”

3. “Finde den Unterschied – Zeit Online vs. Printausgabe”

(unpolitik.de)

“Stoppschilder vor Kinderpornoseiten” vs. “Verbot von Kinderpornographie”.

4. “IVW schränkt ab 2010 Relevanz von Page Impressions ein”

(horizont.net)

Endlich gibt es ein wenig Hoffnung auf ein Ende der den Online-Journalismus verändernden Page Impressions. Leider bleiben sie auch in Zukunft “ein Faktor zur Darstellung der Werbeträgerleistung von Online-Medien” (ivw.de).

5. “How to verify a tweet”

(twitterjournalism.com, Craig Kanalley)

8 Methoden, um einen Tweet (einen Beitrag beim Mikroblogging-Dienst Twitter) zu verifizieren.

6. Hose zu!

(youtube.com, Video, 30 Sekunden)

Im Umgang mit den Medien gibt es einige wichtige Dinge, die man wissen sollte. Dazu gehört: Vor einem Interview immer den Hosenschlitz zumachen. Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad weiss das.

Iran, Twitter, Graff, Federer

1. “Journalismus im Iran: Ein Flickr Hoffnung”

(diepresse.com, Patricia Käfer)

“Bürgerreporter als wichtige Stütze, Arbeitsbedingungen schwierig. Die Blogger-Szene im Iran ist seit Jahren kritisch aktiv. Und derzeit bietet das Web 2.0 selbst renommierten Medien die einzige Möglichkeit, an authentische Informationen zu kommen.”

2. In der Endlosschleife

(carta.info, Robin Meyer-Lucht)

Robin Meyer-Lucht war am Medienforum NRW und an einer Veranstaltung zum “Ende des Journalismus” in Berlin und kriegte “das Gefühl, ein Mediensystem im Abstieg zu besichtigen”, denn: “Wirklich zentrale Fragen für neue Öffentlichkeitsstrukturen, wie beispielsweise eine Link-Ethik, werden nicht aufgegriffen. Das Internet als Leitmedium und der Veränderungsbedarf aller Medieninstitutionen werden noch immer unter den Vorzeichen und mit der Sprache des klassischen Systems verhandelt. ”

3. “Wie ein Pirat dem anderen”

(bildblog.de, Lukas Heinser)

Bernd Graff, stellvertretender Chefredakteur von sueddeutsche.de, nennt die Piratenpartei die “politische Vertretung” von Pirate Bay. Doch so ist es nicht: “Piratenpartei und Pirate Bay entstammen derselben Bewegung, sind aber nicht direkt miteinander verbunden.”

4. “Rules of Engagement for Journalists on Twitter”

(pbs.org, Julie Posetti)

Zwanzig Regeln für Journalisten bei Twitter. Von 1. “Denke, bevor du twitterst. Du kannst einen unbesonnenen Tweet nicht löschen” über 5. “Sei menschlich; sei ehrlich; sei offen; sei aktiv” bis zur 13. “Twittere nicht, wenn du wütend oder betrunken bist.”

5. “Iran’s Web Spying Aided By Western Technology”

(online.wsj.com, Christopher Rhoads und Loretta Chao)

Europäische Telekommunikationsfirmen haben dem Iran geholfen, eine Infrastruktur zur Zensur und Kontrolle des Internets aufzubauen.

6. “Federer’s shot around the post”

(youtube.com, Video, 1:03 Minuten)

Geht es nicht auf dem üblichen Weg – mach’s wie Roger Federer: aussenrum.

Twittersuche, Augstein, Medienkaffee

1. “Das Internet rettet die ARD”

(axel-springer-akademie.de, Thomas Wanhoff)

Thomas Wanhoff fragt sich, warum die ordentlich akkreditierten Journalisten in Teheran bei YouTube klauen: “Was ich nicht verstehe ist, warum die ARD nicht einen eigenen Mann mit Handy oder Minicam auf die Strasse schickt – vielleicht nicht gerade einen Ausländer, sondern einen Iraner. Der kann heimlich filmen und die ARD hat die Bildrechte.”

2. Interview mit Jakob Augstein

(planet-interview.de, Jakob Buhre und Felix Kubach)

Jakob Augstein, Verleger des Freitag, grenzt sich politisch ab: “Also, die Typen, die im Ernst finden, dass der Kapitalismus morgen abgeschafft werden muss, notfalls mit Gewalt, die werden wir verlieren. Weil sie irgendwann merken werden, dass diese Zeitung kein Rote Front-Kämpferverein ist, sondern wir uns hier auch mit Quittenlimonade von Bionade beschäftigen. Die Leute gehen dann wahrscheinlich zur ‘Roten Fahne’ zurück und das ist ehrlich gesagt auch gut so.”

3. Media Coffee in München

(youtube.com, Video, 5:31 Minuten)

Hans Werner Kilz, Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung, glaubt weiterhin an Papier: “Also wenn die Zeitungen mal gestorben sind, dann wird der erfolgreichste Unternehmer der sein, der sie sofort wiedererfindet. Das Medium ist gar nicht tot zu kriegen – weil es so praktisch ist.”

4. “Medienpolitisches Manifest”

(schweizerpresse.ch, PDF-Datei)

Der Schweizer Verlegerverband hat ein Manifest geschrieben, in dem medienpolitische Massnahmen gefordert werden. Darunter die Befreiung der Mehrwertsteuer, Steuerabzug für Zeitungs- und Zeitschriftenabos, Vertriebsförderung, Werbefreiheit, Urheberrechtsschutz und Schutz vor staatlicher Konkurrenz, inkl. einer Eingrenzung der Aktivitäten der SRG.

5. “Twitter Search in Plain English”

(youtube.com, Video, 3:37 Minuten)

Redakteur und keine Ahnung, wie man bei Twitter sucht? Dem kann abgeholfen werden mit einer kostenlosen und leicht verständlichen Anleitung.

6. “S’beschte wo’s je hets gits”

(nzz.ch, Daniel Gerny)

“Youtube-Video [youtube.com, Video, 8 Sekunden] wird zum Sprachkult auf Pausenplätzen”

Springer, Autismus, Nachtkritik

1. Interview mit Mathias Döpfner

(faz.net, Claudius Seidl und Harald Staun)

Der Vorstandsvorsitzende des Springer-Verlags erklärt, dass der Begriff “Enteignet Springer” “von einem Mitarbeiter der Stasi, Walter Barthel, erfunden und verbreitet wurde”: “Ich finde, es wäre an der Zeit, dass sich die uneinsichtigen Protagonisten der 68er-Bewegung mal bei unserem Haus entschuldigen. Ich glaube, dem Axel-Springer-Verlag ist Unrecht widerfahren in dieser Auseinandersetzung, die bis heute negativ auf unser Haus wirkt.”

2. “Geldbündel für ‘Enteignet Springer’?”

(meedia.de, Georg Altrogge)

Schriftsteller Peter Schneider und Publizist Manfred Bissinger erzählen Details über die Geldübergaben deutscher Verleger an die Kampagne “Enteignet Springer”. Sowohl Rudolf Augstein als auch Gerd Bucerius sollen je 50000 DM gespendet haben.

3. Interview mit Nikolaus Merck

(tagesspiegel.de, Adrian Pickshaus)

Der Chefredakteur des Theaterkritik-Portals nachtkritik.de erzählt, was Kritiker im Internet erwartet: “Zunächst ist da natürlich die erschreckende Erfahrung, dass plötzlich jemand antwortet. (…) Damit haben vor allem diejenigen Probleme, die nie den Resonanzkörper einer Redaktion kennengelernt haben, vor dem sie spielen konnten. Die treffen dann auf das Kommentarwesen bei nachtkritik.de – und sind erst mal geschockt. Aber mit der Zeit bekommt man ein dickes Fell.”

4. “Schleichwerbung beim Schweizer Fernsehen”

(augenreiberei.ch)

Die Augenreiberei macht sich Gedanken über Schleichwerbung im Schweizer Fernsehen und bringt viele verschiedene Beispiele aufs Tapet.

5. “The Paper Chase”

(vanityfair.com, Graydon Carter)

Graydon Carter, Chefredakteur der Vanity Fair, fragt seine Leser, ob sie nicht etwas müde seien, in den Zeitungen so viel über den baldigen Untergang der Zeitung zu lesen: “It’s no wonder readership is down. Who has the patience to hear endless whining about someone else’s misfortune when your own fortunes are rickety?”

6. “Autismus bringt das Genie hervor”

(nzz.ch, Lena Stallmach)

“Eine Hemmung in der linken Hirnhemisphäre” verbessere die Gedächtnisleistung, schreibt die NZZ. Im Beitrag eingebunden sind zwei Videos, in einem davon (youtube.com, Video, 5:18 Minuten) zeichnet der Autist Stephen Wiltshire nach einem Rundflug über Rom das Panorama der Stadt aus dem Gedächtnis originalgetreu nach.”

Yes we count

Dann legen wir heute eben einen spontanen “Englisch lernen mit BILDblog”-Tag ein …

US-Präsident landet am Donnerstag in Dresden: One, two, three ... Jetzt läuft der Obama-Countdown

Das Wort Countdown ist zusammengesetzt aus den zwei englischen Begriffen (to) count (“zählen”) und down (“herunter”). Bei einem Countdown wird also bei einer (hohen) Zahl begonnen und heruntergezählt.

Wir haben mal einen Experten gebeten, uns (und den Redakteuren von Bild.de) so einen Countdown vorzumachen:

Mit Dank an Marco B. und C. W.

Nachtrag, 18:05 Uhr: Bild.de hat sich der Expertenmeinung angeschlossen und schreibt nun “Three, two, one …”

Zuckerberg, Murdoch, Promi-Anwälte

1. “Intimsphäre vs. Pressefreiheit”

(sueddeutsche.de, Hans-Jürgen Jakobs)

Der Chef von sueddeutsche.de schreibt über “die unheimliche Nähe von Medienanwälten, Presse und Prominenz”: “Die Macht der Presse ist heutzutage auch eine Frage, wie viel Geld man in einen Rechtsstreit stecken kann.”

2. “Reinigendes Getwitter”

(coffeeandtv.de, Lukas Heinser)

Lukas Heinser macht sich Gedanken über Menschen, die twittern, ohne sich Gedanken zu machen. Er findet es erstaunlich, dass man “Volksvertretern offenbar erst einmal erklären muss, was mit ‘nicht-öffentlich’ gemeint sein könnte”. Und er fragt sich: “Wann kommen die ersten Tweets aus den geheimen Sicherheitsausschüssen? (‘Hinweise auf gepl. Anschläge im Raum Berlin. Schmutzige Bombe, BKA ist dran’)”.

3. Bei “Freundchen” Mark Zuckerberg

(zeit.de, Christoph Amend und Götz Hamann)

Das Zeit-Magazin verbringt Zeit mit dem Gründer von Facebook. Immer, wenn das Gespräch persönlich werden könnte, gehen sofort die Berater von Zuckerberg dazwischen.

4. Interview mit Rupert Murdoch

(foxbusiness.com, Video, 6:39 Minuten)

Für Rupert Murdoch ist der endgültige Abschied vom Papier in der Zeitungsbranche nur noch zwei oder drei Jahre entfernt. Dann finde der Umstieg auf “panels” statt. In etwa 10 bis 15 Jahren werde sich die Öffentlichkeit daran anpassen.

5. “Verdeckte PR”

(spiegel.de)

“Die Bahn hat allein im Jahr 2007 1,3 Millionen Euro ausgegeben, um die Öffentlichkeit mit bezahlten Beiträgen in Radioprogrammen und Internet-Foren zu manipulieren – wobei nicht erkennbar war, dass die Bahn Auftraggeber der Artikel und Meinungsäußerungen war. ”

6. Höchstleistungen eines Fussball-Kommentators

(youtube.com, Video, 1:21 Minuten)

Deutschsprachige Fussball-Kommentatoren äussern sich zur Veränderung des Spielstands nicht selten mit einem kurzen “Tor!”. Langweiler! (Video unbedingt mit Ton ansehen).

Krasses Video von irgendwas, irgendwann

Gestern veröffentlichte “Spiegel Online” einen Videobericht. Er beginnt mit den Worten:

Ungewöhnlicher Besuch im Rathaus von Wichita, Kansas, im mittleren Westen der USA. Ein Mann brettert mit seiner Limousine durch das Gebäude. Ihm immer auf den Fersen: zwei tapfere Sicherheitsleute. Verschiedene Überwachsungskameras zeichnen das Geschehen auf.

Die Bilder sind dramatisch. Es ist kaum zu glauben, dass bei der wilden Fahrt niemand verletzt wurde, wie der Sprecher sagt. Nur Momente, bevor der Mann mit seinem Auto durch die Gänge rast, sind sie noch voller Menschen.

Wer sich das Video nicht auf “Spiegel Online”, sondern zum Beispiel auf “YouTube” ansieht, sieht mehr: einen Timecode. Auf “Spiegel Online” ist die eingeblendete Uhrzeit am unteren Bildrand abgeschnitten. Dabei enthält sie wertvolle Informationen. Sie enthüllen zum Beispiel, dass die Szenen unmerkliche Schnitte enthalten. Obwohl es aussieht, als würden die Leute immer wieder um Haaresbreite dem Amokfahrer entkommen, liegt in Wirklichkeit bis zu einer Viertelstunde dazwischen.

Die Aufnahmen der Überwachungskameras wurden offenbar auf maximalen Unterhaltungswert als Internetvideo dramatisiert*. Den Leuten von “Spiegel Online” war das entweder egal oder recht. Denn als Nachricht interessiert sie das Ereignis ohnehin nicht. Sie erwähnen nicht einmal, dass die spektakuläre Fahrt, über die sie aktuell berichten, bereits im Januar vergangenen Jahres stattfand.

Seit längerer Zeit schon folgen viele Online-Medien einem Trend zur Boulevardisierung, was neben einer reißerischen Form der Präsentation vor allem andere Kriterien bei der Auswahl von Nachrichten bedeutet. Inzwischen gehen sie gern noch einen Schritt weiter und behandeln Videos und Fotos gar nicht mehr als Dokumente einer Nachricht, sondern nur noch als kontextlose Fundsache, wie bei einer Clipshow im Fernsehen oder einem von Kollege zu Kollege weitergeschickten YouTube-Video.

Die in mehrerer Hinsicht dramatisierte “Spiegel Online”-Präsentation der Aufnahmen von dem Auto, das durch das Rathaus von Wichita, Kansas, fuhr, ist dafür nur ein anschauliches Beispiel.

*) Nachtrag, 14.40 Uhr. Der örtliche Fernsehsender KSCW weist in seinem Bericht ausdrücklich auf die Zeitsprünge im Video hin und erklärt sie: Die Überwachungskameras zeichnen nur dann etwas auf, wenn sie Bewegungen wahrnehmen. Aktueller Anlass für die Berichterstattung und die Veröffentlichung des Videos ist übrigens die Verurteilung des Fahrers am Mittwoch vergangener Woche. Aber das kann man aufgrund des “Spiegel Online”-Videos kaum erahnen.

Mit Dank an Gunar, jaimitoCV und Clarissa!

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