Suchergebnisse für ‘spiegel online’

Russland vs. Seppelt, Maffay vs. “Spiegel”, Erdogan vs. Böhmermann

1. Einreise mit Unwägbarkeiten
(tagesschau.de)
Russland verweigerte dem ARD-Dopingexperten Halo Seppelt zunächst das für den Besuch der Fußball-WM notwendige Visum. Dagegen erhob sich von verschiedenen Seiten Protest. Nun vermeldete Außenminister Heiko Maas auf Twitter einen Zwischenerfolg: „Russische Seite hat uns soeben mitgeteilt, dass @hajoseppelt zumindest zur WM einreisen kann.“ Damit ist die Sache jedoch nicht ausgestanden, denn es ist unklar, ob und in welchem Umfang Seppelt von Russland aus berichten darf. Außerdem will die staatliche Ermittlungsbehörde Seppelt als Zeugen in dem Strafverfahren gegen den Ex-Chef des Moskauer Anti-Doping-Labors befragen. Dazu werde man „Maßnahmen ergreifen“.

2. SPIEGEL gegen Maffay – 5:0
(spiegel.de)
Im Juli 2017 berichtete der „Spiegel“ über die Peter Maffay und seine „fragwürdige Stiftung“, die traumatisierten Kindern Urlaub auf Mallorca ermöglichen will. Die Hauptvorwürfe: Der Biohof sei verwahrlost, Maffays Geschäftspartner und Fans seien verärgert. Dagegen setzte sich Peter Maffay juristisch zur Wehr. Nun teilte sein Anwalt mit, dass sein Mandant die Klage zurücknimmt. Der „Spiegel“ dazu im hauseigenen Blog: „Damit hat Maffay das Unterlassungsverfahren verloren, wie zuvor schon alle vier Gegendarstellungsverfahren in Hamburg. Auf die Richtigstellungsansprüche hat er bereits verzichtet. Und um die Redlichkeit von Maffay wird sich die Staatsanwaltschaft Köln kümmern, Aktenzeichen 981 Js 538/18.“

3. Tumult beim Presserundgang im Transitzentrum
(donaukurier.de)
Im bayrischen Oberstimm wurde aus einer ehemaligen Kaserne eine „Ankunft- und Rückführungseinrichtung“ für Asylbewerber gemacht. Bei einem Presserundgang kam es am Dienstag zu Tumulten. Zunächst hätten sich die Asylbewerber mit den etwa 50 Journalisten über die ihrer Meinung nach menschenunwürdigen Zustände in dem Lager unterhalten. Dann kam es zu einer Spontandemonstration, die jedoch unterbunden wurde: „Danach ging der Presserundgang weiter, als wäre nichts gewesen. Den Journalisten wurden die leeren Zimmer der Bewohner präsentiert. Mit diesen unterhalten durften sich die Pressevertreter aber nicht mehr.“

4. Über jeden “Mist” berichten?
(deutschlandradio.de, Janko Tietz & Henning Hübert, Audio, 6:05 Minuten)
Angesichts der umstrittenen Äußerungen von Dobrindt (CSU) und Lindner (FDP) fand „Spiegel-Online“-Redakteur Janko Tietz auf Twitter direkte Worte: „Wenn wir als Medien solchen Mist verbreiten, sind wir mit Schuld.” Der „Deutschlandfunk“ hat sich mit Dietz über seinen Tweet unterhalten. Im Gespräch geht es um den Umgang mit Provokationen in einem gesellschaftlich aufgeheizten Klima und die Verantwortung von Journalisten.

5. Regierung: Geheimnis um ein Geschenk für Verleger
(ndr.de, Philipp Hennig & Kaveh Kooroshy)
Die Zeitungsverlage können sich über eine nur für sie geltende Sonderregelung freuen: Laut Koalitionsvertrag wird der Arbeitgeberanteil für die Rentenversicherung bei minijobbenden Zeitungszustellern von 15 auf 5 Prozent abgesenkt. „Panorama 3“ wollte wissen wie der für die Verleger so attraktive Passus in den Koalitionsvertrag gekommen ist und hat die Mitglieder der zuständigen Arbeitsgruppe kontaktiert.

6. Dreiviertelsieger Erdoğan
(taz.de, Christian Rath)
Nachdem schon das Hamburger Landgericht so entschieden hatte, hat nun auch das Oberlandesgericht Hamburg Jan Böhmermann untersagt, 18 von 24 Zeilen seines Erdogan-Gedichts zu wiederholen. Damit ist die Sache jedoch nicht am Ende angelangt: Böhmermanns Anwalt habe klargemacht, dass sein Mandant auf jeden Fall auch das Bundesverfassungsgericht anrufen wird.

Echo auf Echo-Tod, Verleger hinter (Absperr)Gittern, “Spiegel” goes +

1. Neuanfang: Musikpreis Echo wird komplett abgeschafft
(dwdl.de, Alexander Krei)
Nach den Vorkommnissen der letzten Wochen hat die Musikindustrie die Notbremse gezogen und den umstrittenen Musikpreis „Echo“ komplett abgeschafft.
Bei „Spiegel Online“ hält Arno Frank das für “ausgezeichnet geheuchelt”: „Böse Buben wie Kollegah und Kollegen werden jetzt zwar keinen Preis mehr bekommen — doch die Musikindustrie macht weiterhin fetten Umsatz mit ihnen. Ihre Entscheidung ist billig.”
Im „Stern“ fordert Jens Maier den Vorstand des Bundesverbands der Musikindustrie zum Rücktritt auf: Der Echo ist abgeschafft, das Problem bleibt: diese fünf Herren. Und bei “Zeit Online” warnt Jens Balzer, der selbst in der Echo-Jury saß: „Bislang spiegelte der Echo weitgehend ungefiltert die Schlechtheit der Welt und der dazugehörigen Musik. Wenn es ihn nicht mehr gibt, dürfen wir auch ohne seine Skandale die skandalöse Realität der aktuellen Popkultur nicht aus den Augen verlieren. Nicht nur Kollegah und Farid Bang werden uns ohne Zweifel erhalten bleiben.“

2. Verleger hinter Gittern
(kontextwochenzeitung.de, Josef-Otto Freudenreich)
Die sonst eher unbekannte “Eßlinger Zeitung” feiert ihren 150. Geburtstag mit einer illustren Gästeschar: Springerchef Mathias Döpfner und Ministerpräsident Kretschmann sind dabei, aber auch jede Menge demonstrierende JournalistInnen vor der Haustür. Josef-Otto Freudenreich berichtet von einer Geburtstagsfeier, bei der die Gäste mit Sperrgittern geschützt werden und die Mitarbeiter draußen stehen und streiken.

3. Frankfurter Neue Unsicherheit
(journalist-magazin.de, Josephine Pabst)
Seit dem ersten April gehören „Frankfurter Rundschau“ und „Frankfurter Neue Presse“ zum Zeitungsimperium von Verleger Dirk Ippen. Und der setzt auf einen radikalen Sparkurs: Der Chefredakteur der „FNP“ musste gehen und viele Redakteure würden um ihren Job bangen.

4. Was uns das vorhersehbar gewesene Ende von Spiegel Daily über die deutsche Medienwelt sagt
(neunetz.com, Marcel Weiss)
Vor ein paar Tagen konnte man in einem Blogbeitrag des „Spiegel“ lesen, wie man sich dort die digitale Zukunft vorstellt und an welchen digitalen Erlösmodellen zur Zeit gebastelt wird. Dem vorausgegangen war das misslungene Experiment mit „Spiegel Daily“, das bis heute gerade mal 5.000 Abonnenten für sich gewinnen konnte. Marcel Weiss kommentiert: „Grundsätzlich steht der Spiegel mit der neuen Strategie sehr viel besser dar als mit dem, was man vor einem Jahr gemacht hat. Aber das ist nun wahrlich keine Messlatte, an der sich irgendjemand messen sollte.“
Weiterer Lesetipp: “Spiegel Daily”: Chronik eines angekündigten Todes (blog-cj.de, Christian Jakubetz)

5. Wie die „Krone“ für ihre Leser einen Flüchtlingssturm entfacht
(kobuk.at, Hans Kirchmeyr)
Die österreichische „Krone“ berichtet von einem Zwischenfall an der französisch-italienischen Grenze und lässt dabei wichtige Zusammenhänge außer Acht. „Erneut stürmen Migranten eine europäische Grenze“ heißt es dort in der Schlagzeile, und es wird alles getan, um die Stimmung anzuheizen. Wenn man so will, mit Erfolg: In den Kommentaren fordern die „Krone“-Leser: „alle abschießen“.

6. Perfekte Symbiose: Schönheits-Doc im Privat-TV
(ndr.de, Sebastian Asmus)
In vielen Casting- und Reality-Shows taucht das Thema Schönheits-OPs auf. Gelegentlich werden die Teilnehmerinnen sogar mit Filmkameras bis in den Operationsraum begleitet. Auffällig oft taucht dabei der Schönheitschirurg Dr. Mehmet Atila auf, der das Spiel mit den Medien perfektioniert hat und daraus einen Deal auf Gegenseitigkeit gemacht hat. Für die Ärztekammer ein “Grenzfall“.

“Spiegel +” Reloaded, DSGVO für Fotografen, “In” mit Photoshop-Skills

1. Gutes lesen, mehr verstehen — wie wir das neue SPIEGEL+ entwickeln.
(medium.com/@devspiegel)
Dem „Spiegel“ ist es trotz allerlei Herumexperimentierens bislang nicht gelungen, sein Bezahlangebot „Spiegel plus“ zu etablieren. Das soll sich nun ändern: Noch im Sommer will man mit einem neuen Bezahlmodell an den Start gehen. Wie das aussehen soll und welche Gedanken dahinter stehen, erklärt ein erstaunlich offener und selbstkritischer Blogbeitrag.

2. Wissen zur DSGVO – 7 Tipps für Fotografen
(ipcl-rieck.com, Lars Rieck)
Ab dem 25. Mai 2018 gilt die neue Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), die sich auch auf Fotografen und Fotografinnen auswirkt. Medienrechtler Lars Rieck hat die undankbare Aufgabe übernommen und die komplizierte Lage sortiert. Sein Fazit: Digitale Street Photography, Sportfotografie, Konzertfotografie, Hochzeitsfotografie und alle Bereiche, die absichtlich oder unabsichtlich Personen abbilden, werden bis auf weiteres nur noch unter Eingehung eines ganz erheblichen Risikos möglich sein. Um juristischen Ärger (und hohe Geldbußen) zu vermeiden, sollten Fotografen daher einen Blick auf die sieben Tipps werfen, die Rieck am Ende seines Beitrags zusammenfasst.

3. „In“ lässt Träume mit Photoshop wahr werden
(uebermedien.de, Mats Schönauer)
Wer das das Klatschblatt „In“ durchblättert, könnte es auch für ein verhindertes Fachmagazin für Photoshop-Nerds halten, die darüber spekulieren, mit welchen technischen Tricks all die gefälschten Bilder, Montagen und Retuschen entstanden sind. Mats Schönauer zeigt beeindruckende Vorher-/Nachher-Bilder zum „Tuschelthema“ Jennifer Aniston und Brad Pitt.

4. Markt der Sonntagszeitungen schrumpft dramatisch
(wuv.de, Franz Scheele)
Großbritannien ist traditionell ein starker Markt für Sonntagszeitungen, doch das hat nun ein Ende: Seit 2010 hat sich die Gesamtauflage mehr als halbiert. Schuld daran ist natürlich die verstärkte Nutzung von Online-Angeboten, aber auch die Verlagerung auf die Print-Samstagsausgabe.

5. “Fake News als Kampfansage”
(faktenfinder.tagesschau.de, Jan-Christoph Kitzler)
Die journalistische Karriere des Tommaso Debenedetti fand ein jähes Ende, als sich herausstellte, dass seine Interviews mit Schriftstellern wie Gore Vidal und Philipp Roth erfunden waren. Seitdem verbreitet er auf Twitter unter falschem Namen Falschmeldungen, auf die auch schon große Medien hereingefallen sind. Angeblich, um „Nutzer und Journalisten auf ihre Verantwortung aufmerksam machen“.

6. Florian Klenk, Chefredakteur vom „Falter“ – Folge 362 aus Österreich
(jungundnaiv.de)
Tilo Jung hat den Chefredakteur des Wiener Stadtmagazins „Falter“ Florian Klenk zum Interview getroffen. Alleine schon die erste Minute ist feinstes Politkabarett: Klenk spricht über den Twitter-Hashtag „#answerlikekurz“, der sich über die ausweichende Rhetorik von Bundeskanzler Sebastian Kurz lustig macht. Und liefert in einer Stegreif-Stellungnahme zur Frage: „Wie ist das Wetter heute?“ eine fast bühnenreife Performance.

ARD-Spiegelfechterei, Präzedenzfall, Hauswinkelspinnen-Hysterie

1. “Simple Schmähkritik”: ARD kontert dem “Spiegel”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Der “Spiegel” beschäftigt sich in der aktuellen Ausgabe sehr kritisch mit dem öffentlich-rechtlichen System (“Die unheimliche Macht — Wie ARD und ZDF Politik betreiben”). Die ARD hat mit einer Stellungnahme reagiert, die sie mit dem Wort “Zerrspiegel” überschreibt. Alexander Krei fasst die Antwort des Senders bei “DWDL” zusammen. Weiterer Lesetipp zum Thema: “Zapp” mit “Wie der “Spiegel” Medienpolitik betreibt”.

2. #np13 – Datenjournalismus als Gegenpol zur staatlichen und kommerziellen Datenanalyse
(netzpolitik.org, Johann Stephanowitz, Video, 26:54 Minuten)
Michael Kreil arbeitet bei “Data Science and Storys”, dem Datenjournalismus-Team der Berliner Zeitung “Tagesspiegel”. Auf der “Netzpolitik”-Konferenz gab er unter dem Titel „Datenjournalismus für die Informationsgesellschaft“ einen Überblick über die Möglichkeiten von Datenjournalismus und stellte verschiedene interaktive Projekte vor. Zum Beispiel das Lobbyradar, das die Lobby-Netzwerke der Hauptstadt grafisch darstellt, oder die GSM Map, die zeigt, wie gut die Mobilfunknetze verschlüsselt sind. Sein Vortrag liegt als Video und als Audiomitschnitt vor.

3. Floskel des Monats: Schlechter Tag für die Demokratie
(journalist-magazin.de, Sebastian Pertsch & Udo Stiehl)
War der 24. September ein “schlechter Tag für die Demokratie”? Ganz im Gegenteil finden die Floskel-Experten Sebastian Pertsch und Udo Stiehl in ihrer Monatsglosse: “Trotzdem war die Bundestagswahl auch 2017 wieder ein guter Tag für die Demokratie — weil die freie Wahl eines ihrer wichtigsten Merkmale ist. Selbst wenn das Ergebnis nicht jedem gefällt.”

4. Bundesnetzagentur zwingt Telekom zum Nachbessern
(zeit.de)
Die Bundesnetzagentur hat entschieden: Die sogenannten “StreamOn-Tarife” der Telekom verstoßen nur in Details gegen die Netzneutralität. Bei den Streaming-Tarifen werden datenintensive Audio- und Videodienste wie Spotify, Netflix, Apple Music, Amazon Prime und Youtube nicht auf das Datenvolumen des Vertrags angerechnet. Kritiker sehen in der unterschiedlichen Behandlung der Medientypen einen Verstoß gegen das Gebot der Gleichbehandlung allen Datenverkehrs und sprechen von einem “gefährlichen Präzedenzfall”.

5. Unsere kleine Stadt
(sueddeutsche.de, Viola Schenz)
“Merkurist” ist ein Web-Portal für Lokaljournalismus, das von den Zulieferungen und Vorschlägen seiner Nutzer lebt. Gegründet wurde die Plattform von Manuel Conrad, der das Projekt mit einem Team von Software-Entwicklern hochgezogen hat. Seit zwei Jahren gibt es den “Merkurist” schon, der von bezahlten PR-Texten und sonstigen Anzeigen lebt. Und Investoren, die an diese Form von Journalismus glauben.

6. Invasion! Plage! Bissig! Die alle Jahre wiederkehrende Hauswinkelspinnen-Hysterie der Online-Medien
(meedia.de)
Social-Media-Star ist derzeit die “Hauswinkelspinne” und das hat einen schlichten Grund: Im Herbst werden die Tiere am häufigsten gesehen. Da das Thema viele Klicks generiert, überbieten sich viele Online-Medien geradezu mit sensationsheischenden Beiträgen, bei denen auch fleißig voneinander abgeschrieben wird. Das Medienportal “Meedia” bleibt jedoch gelassen: “Aber wie das so ist mit Medien im Allgemeinen und Online-Medien im Speziellen. Wenn der Winter da ist, wird sich aufgrund der Temperaturen die Spinnen-Hysterie erledigt haben und das „Blitz-Eis“, bzw. der „Russen-Winter“ drohen. Und im nächste Herbst holt dann garantiert wieder jemand das Thema Hauswinkelspinne aus der Schublade.”

10 Sekunden, Spiegel-Werk-Daily, Etikettenschwindel

1. Zehn Sekunden für eine Entscheidung
(zeit.de, Eike Kühl)
Nach welchen Kriterien Facebook Inhalte löscht, ist oft unklar. Doch nun wurden dem britischen “Guardian” mehr als 100 interne Dokumente zugespielt, die Auskunft über die Kriterien geben, nach denen Facebookmitarbeiter gemeldete Inhalte löschen sollen. Die Regeln sind komplex und auch die personelle Ausstattung klingt dünn: 7.500 Mitarbeiter sollen sich um die Inhalte von mittlerweile fast zwei Milliarden Nutzern kümmern. Der Job sei psychisch belastend. Außerdem würden die häufig über externe Dienstleister angestellten Menschen oft unter prekären Bedingungen arbeiten.

2. Bilder, Bilder, Bilder – wie Medien mit den Identitären umgehen sollten
(blog.zeit.de, David Begrich)
David Begrich macht darauf aufmerksam, dass es den “Identitären” bei ihren politischen Aktionen in erster Linie um die Bilder ihrer Aktionen und erst in zweiter um die Aktion selbst geht. Er rät den Medien, das Spiel nicht mitzuspielen: “Die Berichterstattung sollte die geplante, wiewohl indirekte, unbeabsichtigte Mitwirkung an der strategischen Bildkommunikation der Identitären verweigern. Sie muss entweder auf Bilder verzichten oder solche Bilder suchen, die die heroische Inszenierung der Identitären dekonstruiert. Es geht also um beides: die Identitären als rechtsextreme Kadergruppe zu entlarven und ihren Bildern die ikonische Wiedergabe zu verweigern.”

3. Spiegel Werk-Daily: Das digitale Missverständnis
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz hat sich nochmal mit “Spiegel Daily” beschäftigt. Er fragt sich, warum man sieben Euro für eine Webseitenversion eines Newsletters zahlen soll, der nur werktags zu einer bestimmten Uhrzeit erscheine. Was zu dem fatalen Ergebnis führe, dass bei “Spiegel Daily” am Montag bis zu 72 Stunden alte Nachrichten zu sehen seien. Wenn das Angebot so bleiben sollte, wie es derzeit ist, sieht Jakubetz schwarz für die Zukunft: “Dann wird „Spiegel Daily“ grandios scheitern und das nicht mal unverdient. Ich habe selten ein weniger durchdachtes und lustloser gemachtes Projekt gesehen wie dieses.”

4. Lange Freiheitsstrafen für Chefs von Nachrichtenmagazin
(spiegel.de)
Ein türkisches Gericht hat zwei Chefs des Nachrichtenmagazins “Nokta” zu 22 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Die Veröffentlichung eines Erdogan-kritischen Titelblatts im Jahr 2015 wird ihnen als Aufruf zu einem bewaffneten Aufstand gegen die Regierung ausgelegt.

5. Von Pressefreiheit und „Pressefreiheit“
(www.message-online.com, Ariane Butzke)
Auf der Jahreskonferenz des International Press Institutes (IPI) in Hamburg kamen etwa 300 Redakteure, Reporter und Verleger aus aller Welt zusammen. Es ging vor allem um die massiven Einschränkungen der Pressefreiheit in allen Teilen der Welt. Besonders betroffen seien Redaktionen in Afrika und Asien, aber auch in Europa und den USA würden Journalisten zunehmend eingeschüchtert, schikaniert und zensiert.

6. Wenn Werbung uns und sich selbst belügt und einer ganzen Branche Absolution erteilt.
(kaffeeundkapital.de, Martin Oetting)
Martin Oetting war Gast bei einer Konferenz von Kreativen, auf der u.a. ein Kurzfilm gezeigt wurde, der in anrührender Weise zeigt, wie eine Handvoll Griechen auf dem Höhepunkt des Flüchtlingsandrangs ihr Möglichstes taten, um Menschenleben zu retten. Es war ein Werbefilm einer Whiskymarke… Oetting hat in einem Artikel seine Störgefühle in Worte gefasst und appelliert an die Werber: “Hört auf, Euch in Kundenmeetings und bei der Entwicklung quasipolitischer Image-Kampagnen Dinge vorzumachen. Geht stattdessen hin und helft den Organisationen und Menschen, die wirklich Dinge bewegen auf der Welt. Wenn man für sie starke durchschlagende Kampagnen macht, dann verschwindet auch die Doppelbödigkeit. Alles andere ist dagegen Etikettenschwindel. Ein Etikettenschwindel, der leicht dazu führen kann, die Dinge schlechter zu machen, als sie eh schon sind. Wie wir bei der „Ode to Lesvos“ gesehen haben — anstatt Menschen zum Helfen anzuregen, wiegt er uns in dem warmen Irrtum, dass die Dinge ja schon von guten Menschen fern von hier geregelt werden.”

Unfehlbar, Spiegel Daily, Durchgetanzt

1. Journalisten machen keine Fehler. Sie werden bloß missverstanden.
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Der Chefredakteur der „Welt am Sonntag“ Peter Huth teilte auf Facebook die Meldung des Online-Dienstes seiner Zeitung, wonach ein baden-württembergischer AfD-Landtagsabgeordneter empfohlen habe, Frauen zu verbrennen, um das Klima zu retten. Als Huth von Nutzern darauf hingewiesen wird, dass das Zitat nicht stimmt, macht er sich über die „Wortklauber“ und die „Superkorrekten“ lustig. Eine Entschuldigung will ihm schon gar nicht über die Lippen kommen. Stefan Niggemeier kommentiert den Vorgang: „Wegen Leuten wie Huth werden in vielen Redaktionen immer noch nicht Fehler korrigiert, sondern Missverständnisse beklagt. Wegen einer Haltung wie der von Huth gibt es oft noch keine klaren Routinen, wie mit Korrekturen umzugehen ist, und vor allem kein Gespür für die verheerende Wirkung, die Falschmeldungen und ein ungeschickter Umgang mit ihnen haben. Es ist eine Haltung aus einer Zeit, in der es noch nicht drauf ankam. In der die Hütte noch nicht an allen Ecken brannte.“

2. Links, jüdisch, divers
(taz.de, Frederik Schindler)
Ein neues Debattenmagazin will die „Diversität jüdischen Lebens jenseits der etablierten Institutionen“ zeigen: „Jalta – Positionen zur jüdischen Gegenwart“. Es geht darum, jüdisches Leben abzubilden und kritisch zu reflektieren. Die erste Ausgabe widmet sich aber auch feministischen Themen. Das Heft soll halbjährlich erscheinen. Die ersten beiden Ausgaben sind durch öffentliche Mittel finanziert, danach ist man auf sich allein gestellt.

3. Weil wir im Jahr 2017 leben
(faz.net, Julia Encke & Karen Krüger)
Miriam Meckel ist Herausgeberin der „Wirtschaftswoche“ und Direktorin am Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement an der Universität St. Gallen. Im Interview spricht sie unter anderem über Feminismus, Frauennetzwerke und Quotendiskussionen, über Donald Trump, Torsten Albig und Emmanuel Macron.

4. Am Dienstag kommt SPIEGEL DAILY
(spiegel.de)
Der „Spiegel“ startet heute eine neue digitale Tageszeitung: „Spiegel Daily“. Die Inhalte kommen von den Kollegen von Print, Online und TV und werden in Form von einer einzigen Ausgabe jeweils um 17.00 Uhr an die Leser ausgeliefert. Das Ganze kostet 2,49 Euro je Woche bzw. 6,99 Euro je Monat, für Abonnenten des digitalen Spiegels ist das Angebot kostenlos.

5. Die kleine Null möchte beim Schwimmmeister abgeholt und in die Y-Achse aufgenommen werden!
(nichperfekt.blogspot.de, Matthias Speidel)
Anlässlich der NRW-Wahl gab es auf „tagesschau.de“ eine Grafik zur Aussage „Hannelore Kraft versteht, was Menschen in NRW bewegt“: ein Liniendiagramm mit ganzen zwei Punkten, bei dem die Y-Achse nicht bei 0 beginnt. Das ist unsauber und unnötig, wie Matthias Speidel in seinem Blog bemerkt und wäre ein Fall für das von der „Tagesschau“ an anderer Stelle gepostete Tutorial für korrekte Statistiken.

6. Österreich: Verwirrung um “Dancing Stars”-Teilnehmer
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Was bei uns im Privatfernsehen als „Lets Dance“ bekannt ist, läuft in Österreich in ähnlicher Form im öffentlich-rechtlichen „ORF“ als „Dancing Stars“. Nun hat einer der Teilnehmer in einem Interview behauptet, dass der Sender ihm das Weiterkommen vertraglich zugesichert habe. Wenn dies stimmt, wäre dies Betrug an den Zuschauern, die Geld für ihre Voting-Anrufe zahlen.

Julian Reichelt will den “Spiegel” nicht als Quelle nennen

Anfang Januar jubelte die “Bild”-Redaktion auf ihrer Titelseite:

Ein ziemlich enges Rennen zwischen “Bild” und dem “Spiegel”, 1253 Zitate versus 1252 Zitate. Dass Redaktionen und Journalisten sich freuen, wenn Kollegen ihre “exklusiven Nachrichten, Berichte, Interviews etc.” übernehmen und — mit Nennung des Mediums, das das Exklusivmaterial veröffentlicht hat — über das gleiche Thema berichten, kann man gut verstehen.

Der “Spiegel” hat in seiner aktuellen Ausgabe unter anderem so ein Thema. Es geht um Fußballstar David Beckham:

Der Artikel gehört zur Reihe “Football Leaks”, die der “Spiegel” im vergangenen Jahr gestartet hat. Die gleichnamige Enthüllungsplattform hatte der Redaktion zahlreiche Verträge, E-Mails, Informationen aus der Fußballbranche zugespielt. Gemeinsam mit anderen Redaktionen der “European Investigative Collaborations” hat ein “Spiegel”-Team dieses ganze Material ausgewertet; nun veröffentlicht das Magazin peu à peu neue Enthüllungen.

Die Geschichte über David Beckham basiert auf Millionen E-Mails, die Hacker gestohlen haben. Sie zeigen, dass der frühere Mittelfeldspieler ganz heiß darauf war, von der Queen zum Ritter geschlagen zu werden. Und dass er ganz jähzornig und ausfallend wurde, als das nicht geklappt hat. Außerdem lassen die Mails daran zweifeln, dass Beckham sich völlig uneigennützig für “Unicef” engagiert. Vielmehr scheint dieses Engagement ein wichtiger Baustein seiner Selbstvermarktung und der wertvollen Marke “David Beckham” zu sein.

Gestern berichtete dann auch Bild.de über die Beckham-Mails:

Die “Spiegel”-Autoren Peter Ahrens, Rafael Buschmann, Jürgen Dahlkamp, Christoph Henrichs und Jörg Schmitt hätten sich sicher gefreut, wenn Bild.de ihr Magazin als Quelle genannt hätte. Stattdessen bezieht sich das Portal aber auf das britische Knallblatt “The Sun”:

In einer seiner E-Mails schrieb er dazu laut “The Sun”

“Bis es keine Ritterschaft ist, fuck off”, schrieb er laut der Zeitung “The Sun”.

In den Texten von “Spiegel”, Bild.de und “The Sun” geht es um die gleichen Aspekte zum gleichen Thema mit den gleichen Zitaten.

Einer der “Spiegel”-Autoren, Jörg Schmitt, wandte sich heute per Twitter an “Bild” und Julian Reichelt, der seit einigen Tagen nicht mehr nur Bild.de-Chefredakteur ist, sondern auch Vorsitzender der Chefredakteure der “Bild”-Gruppe:

Reichelt hatte darauf gleich so viel zu erwidern, dass er drei Tweets benötigte:

Nun hat niemand behauptet, dass “The Sun” den “Spiegel” “beklaut” hätte. Und auch die Mitarbeiter der “Sun” selbst tun wahrlich nicht so, als würde die gesamte Beckham-Story von ihnen stammen (auch wenn — und darauf bezieht sich Reichelt — das Boulevardblatt auf seiner Titelseite ein “EXCLUSIVE” gedruckt hat). Ganz im Gegenteil: “The Sun” nennt im Artikel sauber den “Spiegel” als Quelle. Das hätte auch Julian Reichelt rausfinden können, wenn er vor dem Drauflostwittern den “Sun”-Text gelesen hätte, den seine eigene Redaktion gleich zweimal verlinkt hat. Dort steht:

Und auch in all ihren anderen Artikeln zu den Beckham-E-Mails gibt “The Sun” den “Spiegel” als Quelle an. Hier zum Beispiel:

Oder hier:

Oder hier:


Oder hier:

Oder hier:

Oder auch hier:

Darauf, dass “The Sun” den “Spiegel” ordentlich zitiert hat, machte auch “Spiegel”-Redakteur Rafael Buschmann Julian Reichelt aufmerksam:

Doch den interessierte das nicht sonderlich. Stattdessen warf er seine erste Nebelkerze, den ReicheltDauerbrenner Edward Snowden:

Was jetzt genau Edward Snowden mit David Beckham zu tun hat, ist nicht ganz klar. Und seit wann der Geschmack entscheidet, von wem eine Geschichte stammt, auch nicht. Aber mit solchen Details hält sich Julian Reichelt auch nicht lange auf. Stattdessen gleich die nächste Nebelkerze:

Rafael Buschmann versucht es dann noch einmal sachlich und weist Julian Reichelt auf einen faktischen Fehler im Bild.de-Artikel hin. Dort steht nämlich, dass die Website “Football Leaks” die E-Mails von David Beckham veröffentlicht habe — was nicht stimmt. “Football Leaks” hat sie weitergeleitet, verschiedene Medien haben daraus dann Artikel gemacht:

Gebracht hat all das nichts. In dem Bild.de-Artikel wird der “Spiegel” weiterhin mit keinem Wort erwähnt.

Vor knapp drei Wochen, als bekannt wurde, dass “Bild” wegen “Inhalte-Diebstahls” gegen “Focus Online” klagt, sagte Julian Reichelt:

“Für uns geht es hier um das Wertvollste, was wir als journalistische Marke haben: unsere mit eigenen Ressourcen recherchierten Inhalte.”

Dass andere Redaktionen für ihre “mit eigenen Ressourcen recherchierten Inhalte” gerne den Credit bekommen würden — dafür hat Julian Reichelt dann aber kein Verständnis.

Spiegel Daily, Kristallkugel Demoskopie, Martenstoned

1. Erste Details zu „Spiegel Daily“
(horizont.net, Ulrike Simon)
Der “Spiegel” will in den nächsten Monaten die digitale Tageszeitung „Spiegel Daily“ starten. Ulrike Simon liefert erste Einblicke in das redaktionelle Konzept, das mehrstufige Abomodell und das Zusammenspiel mit „Spiegel Online“. Die offizielle Pressemitteilung dazu gibt es hier. Projektbeteiligter Cordt Schnibben schildert auf seiner Facebookseite die Entstehungsgeschichte der Idee vom ersten Prototypen bis heute. Und kann sich einen Seitenhieb auf seinen ehemaligen Chefredakteur nicht verkneifen.

2. “Eine beeindruckende Gestalt”
(sueddeutsche.de, Evelyn Roll)
Der Publizist Jürgen Todenhöfer ist seit kurzem Herausgeber des “Freitag”. Chefredakteur Jakob Augstein erklärt, warum. Die Zuweisung “umstritten” in der Eingangsfrage will er nicht so stehen lassen: “Sie sagen, er sei umstritten. Das ist doch interessant – dem arrivierten Medienbetrieb ist ausgerechnet ein Mann suspekt, der nicht vom Schreibtisch aus urteilt, sondern sich selbst ein Bild macht. Eine sonderbare Umkehrung. Die meisten von uns haben ihre Informationen aus dem Netz oder aus dem Fernsehen und verlassen sich blind darauf. Aber jemand, der es selber wissen will, der sich Mühen und Gefahren der Reise und der Recherche aussetzt, der ist uns verdächtig.”

3. Ist das zu viel des Trump? Nein.
(udostiehl.wordpress.com)
Muss wirklich jeder Schritt des neuen amerikanischen Präsidenten auseinandergenommen werden? Auf jeden Fall und mit aller Konsequenz, findet Udo Stiehl: “Es dauert vielleicht jetzt etwas länger, bis ein ausgewogener und verlässlicher Artikel geschrieben ist, oder ein entsprechender Fernseh- oder Hörfunkbeitrag. Das kostet Zeit und Kraft. Aber das dürfen unsere Zuschauer, Hörer und Leser wohl auch erwarten von uns.”

4. „Regierung ist nicht die Instanz“
(taz.de, René Martens)
Die Bundesregierung plant, gesetzlich gegen sogenannte Fake News vorzugehen. Im Gespräch ist auch ein „Abwehrzentrum gegen Desinformation“. Der Rechtswissenschaftler und emeritierter Professor für öffentliches Recht Karl-Heinz Ladeur warnt vor solchen staatlichen Maßnahmen und regt die Einrichtung privater Schiedsgerichte an.

5. Die Kristallkugel
(de.ejo-online.eu, Thomas Petersen)
Thomas Petersen ist Privatdozent an der TU Dresden und arbeitet als Projektleiter am “Institut für Demoskopie Allensbach”. In seinem Beitrag erklärt er, was Demoskopie leisten kann und was nicht. Umfrageforscher würden viel zu oft als Wahrsager wahrgenommen werden. Für ihn ist das nichts: “Wenn mir das nächste Mal wieder ein Journalist die Kristallkugel entgegenhält mit der Aufforderung, hineinzuschauen, sollte ich sie vielleicht gleich an ihn weiterreichen.”

6. Über Flüchtlinge, Autos, Wohlbefinden und Todesgefahren.
(herrfischer.net, Tin Fischer)
Tin Fischer hat die neueste Martenstein-Kolumne im Zeit-Magazin gelesen (“Opferzahlen und Gewissensfragen”). Darin fragt Martenstein “Würden Sie Ihr Leben opfern, um 20 Flüchtlinge zu retten?” Fischer kam ins Grübeln und hat sich in die offiziellen Zahlen eingearbeitet. Abgesehen davon, dass die Martenstein-Zahl angreifbar ist, kommt Fischer zu dem Schluss, dass die größte Bedrohung für sein Leben, die direkt von anderen Leuten ausgeht, laut “Todesursachen”-Rubrik des Statistischen Bundesamtes Autos und LKWs seien. Also dreht er die Argumentationsrichtung: “Ich will Harald Martenstein nicht unterstellen, dass er mit seinem Auto nur durch Berlin fährt, um an einer Kreuzung mal eben schnell rechts abzubiegen, wenn er mich mit meinem Fahrrad im Rückspiegel sieht. Aber sagen wir es so: er nimmt es zumindest ein klein wenig in Kauf, mich allenfalls umzubringen.”

Bild.de vs. “Focus Online”, falsche NPD-Eile, schwuleres Deutschland

1. Abkupfern mit System
(taz.de, Malte Göbel)
Manchmal dauert es nur wenige Minuten, da taucht eine Nachricht, die bei Bild.de hinter der Bezahlschranke liegt, bei “Focus Online” auf, frei zugänglich für alle. Das passiere immer wieder, habe System und greife das Geschäftsmodell einer ganzen Branche an, sagen sie bei Bild.de und wollen sich den Geschichten-Klau nicht mehr gefallen lassen. Deswegen klagt das Portal nun auf Unterlassung, Auskunft und Schadensersatzfeststellung. “Das Verfahren könnte ein Jahr oder länger in Anspruch nehmen”, schreibt Malte Göbel.

2. Etliche Medien meldeten fälschlicherweise NPD-Verbot
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Die rechtsextreme NPD wird nicht verboten. Und dennoch eilmeldeten viele Medien gestern, dass die Partei verboten werde: “Spiegel Online”, “Zeit Online”, “NZZ”, “Das Erste”, “Phoenix” … hach, ja. “Im besten Fall führt das nun zu intensiven Diskussionen in den Redaktionen, damit ähnliches nicht noch einmal passiert”, schreibt Timo Niemeier. Inzwischen haben sich sowohl “Spiegel Online” (“SPIEGEL ONLINE passiert ärgerlicher Fehler”) als auch “Zeit Online” (“Wie unsere falsche Eilmeldung zum NPD-Urteil zustande kam”) für ihre Fehler entschuldigt und erklärt, wie die falschen Eilmeldungen passieren konnten.

3. Deutschland soll doch nicht “schwuler” werden
(queer.de, mize)
“Schwule sind Abfallprodukte der Natur” oder “schwule Lügenpresse” — die Reaktionen auf eine Aussage von “Welt”-Chefredakteur Ulf Poschardt waren ziemlich übel. Der hatte, als Reaktion auf die Aussagen von Bald-US-Präsident Donald Trump im Interview mit “Bild”, geschrieben, Deutschland müsse sich “wehren und besser, mutiger, fleißiger, innovativer, freier, offener, schwuler, multikultureller werden.” Das erzeugte die eingangs erwähnte Wut im rechten Lager. Poschardt ließ sich beeindrucken, ersetzte in seinem Text bei Welt.de das “schwuler” durch “kreativer”. Dafür gibt es jetzt Kritik von queer.de. Zum gleichen Thema schreibt die “taz”: “Nicht nur, dass Poschardt und die Welt-Redaktion vor dem Shitstorm der Homo-Hasser einknicken. Sie tun es auch nur hier, nicht bei ihren anderen (von verschiedenen Seiten) beshitstormten Aussagen.”

4. Journalismus-ist-wenn-wir-es-sagen-Fabrik
(medium.com, Lorenz Matzat)
Vor drei Tagen wurden die Pläne für eine “Reporterfabrik” bekannt (siehe Punkt 5 der “6 vor 9” vom Montag), gestern folgte die Kritik daran. Lorenz Matzat nennt verschiedene Punkte, die ihn wundern oder nicht passen: vom Titel des Projekts bis zu ganz grundsätzlichen Aussagen im Konzept: “Geradezu aberwitzig wird es, wenn im ersten Halbsatz auf den Pressekodex (Sorgfaltspflicht usw.) verwiesen wird, um im folgenden Nebensatz ein Bild von ‘hundertausenden Hobby-Journalisten’ zu zeichnen, die desinformieren und verunglimpfen würden — ohne Quellenangabe für diese vage Zahlenangabe.” Wolfgang Michal hat auch noch ein paar Fragen zum Vorhaben (“Geht es der geplanten Reporter-Fabrik also um Bildung oder um Erziehung? Geht es um die Verteidigung der Demokratie oder um die Verteidigung des alten Mediensystems?”), aber auch Lob für die Idee.

5. Unglaubliche Dichte von Politikerlügen
(planet-interview.de, Julie Kirschner-Krohm)
Klaus Fiedler kennt sich mit Lügen aus. Nicht weil er andauernd flunkert, sondern weil er drüber forscht. Julie Kirschner-Krohm hat mit ihm über rücksichtsvolle Lügen, die Lügen des Donald Trump und lügende Politiker in TV-Talkshows gesprochen.

6. Heimvorteil
(sueddeutsche.de, Anna Dreher)
Übermorgen, wenn die Bundesliga wieder loslegt, kommt die “Fußball Bild” bundesweit auf den Markt, eine tägliche Fußballzeitung von “Bild”. Anna Dreher hat diesen Anlass für einen Besuch beim “Kicker” in Nürnberg genutzt und geschaut, wie die älteste Fußballzeitschrift des Landes auf die neue Konkurrenz reagiert.

Michael Schumacher, “Spiegel”-Titel, Comic in der DDR

1. Medien-Bericht verärgert Schumachers Managerin
(tagesspiegel.de, Markus Ehrenberg)
“Er kann wieder gehen …” — mit dieser Schlagzeile behauptet die “Bunte” auf dem Titel ihrer aktuellen Ausgabe, dass Michael Schumacher mithilfe seiner Therapeuten erste Schritte machen könne. Dessen Managerin dementiert und kritisiert, “dass viele Menschen, die ehrlich Anteil nehmen, sich falsche Hoffnungen machen”. Dem Boulevardblatt scheint das relativ egal, es beharrt auf seiner Darstellung. Mittlerweile hat Schumachers Anwalt Konsequenzen angekündigt: “Wir werden gegen die ‘Bunte’ rechtliche Schritte in die Wege leiten und raten von der Übernahme der Behauptung ab.”

2. Katzenfreunde
(sueddeutsche.de, Julian Hans)
Vergangene Woche hatte das russische Außenministerium den Korrespondenten der liberalen, polnischen “Gazeta Wyborcza” die Akkreditierung entzogen und ihm eine 30-Tage-Frist gesetzt, um das Land zu verlassen — angeblich eine “symmetrische Antwort” auf ein ähnliches Vorgehen Polens, das einen Mitarbeiter der staatlichen russischen Agentur “Rossija Segodnja” ausgewiesen hatte. Mittlerweile hat sich die diplomatische Posse in einen bizarren Streit verwandelt, der auch öffentlich auf Facebook ausgetragen wird.

3. Lügenpresse, Germanwings, Aylan — Ein medienethischer Jahresrückblick 2015
(netzwerk-medienethik.de, Alexander Filipovic)
Durfte der Name des Co-Piloten genannt werden, der die Germanwings-Maschine abstürzen ließ? War es richtig, das Foto des syrischen Flüchtlingskindes Aylan Kurdi zu zeigen, der ertrunken an einem türkischen Strand gefunden wurde? Und woher kommt das Misstrauen, das Journalisten im Jahr 2015 stärker als je zuvor entgegenschlug? Alexander Filipovic lässt das vergangene Jahr aus medienethischer Sicht Revue passieren.

4. Väter sind auch nur Eltern
(leitmedium.de, Caspar Clemens Mierau)
Auf seinem Cover fragt der “Spiegel” derzeit, ob Väter “die besseren Mütter” sind. Für Caspar Clemens Mierau “ein unsäglicher Artikel”, der “Väter und Mütter in einer Art Wettstreit gegeneinander antreten lässt.” Jochen König findet, es sei eine schreckliche Titelgeschichte, und Patricia Cammarata dreht die Frage des “Spiegel” um. Hans-Peter Canibol sieht in der Titelstory hingegen “ein buntes, lehrreiches und anregendes Stück über Väter und Mütter”.

5. Von Einschaltquote zu Klickzahlen
(ausgestrahlt.tv)
Die Kölner Journalistenschüler aus dem Jahrgang 2013 haben ihr aktuelles Projekt veröffentlicht: ausgestrahlt.tv begleite “den Wandel auf den deutschen Bildschirmen”. Soll heißen: Ist das Fernsehen am Ende und zählt jetzt nur noch Youtube? Um Antworten zu finden, haben die Journalistenschüler mit Müttern von Youtube-Fangirls, Medienpädagogen und jungen Fernsehmachern gesprochen.

6. Das Geheimnis der Digedags
(rbb-online.de, Joseph Lippok und Maria Wischnewski, Video, 42:54 Minuten)
Dig, Dag und Digedag sind drei Kobolde, die Kinder (und Erwachsene) in der DDR zwei Jahrzehnte lang begeistert haben. Die Heimat des Trios war die Zeitschrift “Mosaik”, die Hannes Hegen 1955 in Ost-Berlin gegründet und die zeitweise 600.000 Exemplare verkauft hatte. In der Doku von Joseph Lippok und Maria Wischnewski erzählen Hegens Weggefährten von der “Mosaik”-Erfolgsstory, den Schwierigkeiten, in der DDR einen Comic zu gestalten, und dem Ende der Digedags.

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