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Twitter verbietet Scherze, Phantom-Spielbericht, Prä-Online-Shitstorms

1. Twitter-Scherze zur Europawahl sind nicht mehr erlaubt
(spiegel.de, Patrick Beuth)
Wer auf Twitter einen Scherz zur Europawahl macht, riskiert, von der Plattform zu fliegen. Dies sei die Folge einer “Richtlinie zur Integrität von Wahlen”. Die Twitter-Anweisung verbiete “das Posten oder Teilen von Inhalten, die sich negativ auf die Wahlbeteiligung auswirken oder falsche Angaben zum Termin, zum Ort, oder zum Ablauf einer Wahl machen”. Aber eine Twitter-Sperre kann mittlerweile jeden und jede treffen, wie die vergangenen Tage zeigten. Und mit Wahlbeeinflussung hatten die allermeisten Fälle nichts zu tun.
Weiterer Lesetipp: Sebastian Baumers “ziemlich kafkaeske Geschichte der Löschung meines Twitteraccounts”, in der er ernüchtert feststellt: “Ich sehe inzwischen ein, dass ich in den letzten Jahren (vor allem nach 2015) einen großen Fehler gemacht habe: Der Fehler war, vor allem und mehr und mehr schwerpunktmäßig auf eine einzelne Plattform zu setzen, was mein Schreiben, meine Fotografie und meine ganze Internetaktivität angeht, nämlich Twitter.”

2. Europa, im Streit vereint
(zeit.de, Maria Exner & Philip Faigle & Sebastian Horn & Jochen Wegner)
Die “Zeit” hat zusammen mit 15 europäischen Partnermedien die Aktion “Europe talks” ins Leben gerufen. Dabei wurden den Leserinnen und Lesern sieben Fragen zu Europa gestellt (zum Beispiel “Sollten alle europäischen Länder strenge Grenzkontrollen einführen?” oder “Verbessert die EU das Leben ihrer Einwohner?”). Anschließend konnten sie sich per Computerlos mit einer unbekannten anderen teilnehmenden Person zum Gespräch zusammenführen lassen, die andere, womöglich gegensätzliche Ansichten hat. Die “Zeit” nennt das Prinzip intern “Politik-Tinder”. Das Ziel sei, persönliche Zwiegespräche zu vermitteln, um so die Filterblasen zu überwinden. Auf den Websites der insgesamt 16 Medienpartner hätten sich mehr als 21.000 Menschen für “Europe Talks” registriert.

3. Wie das Startup Hypedby auf Instagram enorme Reichweiten erzielt und damit Geld verdient
(kress.de, Marc Bartl)
Das Unternehmen Hypedby unterhält bei Instagram über 50 Kanäle mit mehr als zwölf Millionen Followern. Dabei geht es vornehmlich um Fußball, Motorsport, Kochrezepte und Haustiere. Erst vor zwei Jahren gegründet, beschäftigt Hypedby mittlerweile 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich um alle Schritte der Verinstagramisierung von Inhalten kümmern.

4. Shitstorm anno 1971
(deutschlandfunk.de, Matthias Dell, Audio: 4:20 Minuten)
Shitstorms gab es bereits in der Prä-Online-Ära, es existierte nur noch nicht der Begriff dafür. Matthias Dell berichtet im “Deutschlandfunk” über einen dieser analog ausgetragenen Shitstorms aus den 70er-Jahren. Es geht um einen Dokumentarfilm des Regisseurs Eberhard Fechner: “Man kann in den Reaktionen auf den Fechner-Film von 1971 schon vieles von dem entdecken, womit wir es gegenwärtig zu tun haben. Umgangsformen spielen heute aber kaum mehr eine Rolle. Damals macht sich die Zuschauerin immerhin noch die Mühe, ihren Abschied von diesen Formen zu erklären. Heute würde sie wohl zu Ausrufezeichen und Großbuchstaben greifen.”

5. Aus der Tiefe des Maschinenraumes
(uebermedien.de, Holger Pauler)
“Der Unparteiische setzte mit dem Halbzeitpfiff dem torlosen Treiben auf dem Feld vorläufig ein Ende. Nach torloser erster Halbzeit gab es auch nach Wiederanpfiff keine Treffer zu bewundern. Die Teams trennten sich am Ende mit einer Nullnummer voneinander.” So las sich ein Fußball-Spielbericht zum Beispiel in der “Welt”. Das Problem: Das Spiel hatte gar nicht bis zum Ende stattgefunden, sondern war vom Schiedsrichter bereits nach elf Minuten wegen eines Gewitters samt Hagel und Starkregen abgebrochen worden. Dass der Spielbericht des Phantomspiels dennoch erschien, ist fehlerhaften Angaben eines Datenlieferanten geschuldet. Auf deren Basis setzte eine Software den unpassenden Spielbericht aus Textbausteinen zusammen. Der Vorfall erinnert daran, wie sehr sich computergenerierte Texte mittlerweile in der Fußballergebnis- und Börsenberichterstattung breitgemacht haben.

6. Abtreibungsgegner Yannic Hendricks zieht seine Berufung gegen BuzzFeed News zurück – wir werden seinen Namen weiterhin nennen
(buzzfeed.com, Juliane Loeffler)
Der Abtreibungsgegner und leidenschaftliche Ärzte-Anzeiger Yannic Hendricks war gegen “Buzzfeed News” vorgegangen, weil die Nachrichtenseite seinen Namen genannt hatte. Nachdem dies juristisch erfolglos blieb, legte er Berufung ein, zog diese jedoch wegen mangelnder Erfolgsaussichten zurück. In der Berufungsbegründung hatte er unter anderem damit argumentiert, dass er aufgrund der Namensnennung stigmatisiert worden sei. So sei er auf Social Media unter anderem als “Arschloch” bezeichnet worden.

“Focus Online” fällt auf autonome Abgassammler der “Titanic” rein

Was auf den ersten Blick nach einem schlechten Scherz aussieht, scheinen die Macher des Videos offenbar ernst gemeint zu haben.

… schreibt “Focus Online”.

Linksextreme die Autoabgase einsammeln, um sie zu einer Messstation zu tragen — was wie Satire klingt, war tatsächlich Gegenstand einer Anleitung, die kürzlich auf einer Internetseite von sogenannten Linksautonomen veröffentlicht wurde.

… heißt es bei der “Achse des Guten”.

“schlechter Scherz” — das ist Geschmackssache. Satire — auf jeden Fall! Denn die “Titanic” schreibt zu den linksautonomen Abgassammlern: Wir waren’s!

Die “Titanic”-Redakteure Leonard Riegel und Moritz Hürtgen haben “Focus Online” reingelegt. Sie haben sich unter dem Namen Michael Leitmayr — ein Münchner, “der als Hobby ‘linke Aktivitäten überwacht'” — bei dem Portal mit einem selbst zusammengefrickelten Video gemeldet, das vermeintlich auf der Plattform “Indymedia” veröffentlicht und dort wieder gelöscht wurde:

Wer die “Focus online”-App auf seinem Smartphone installiert hat, weiß, dass die Münchner Vollgasjournalisten jeden Tag zwischen fünf und hundert Push-Mitteilungen zum Thema Pkw ausgeben. Müsste das Faktenmagazin nicht zwingend berichten, wenn das Autohasser-Filmchen z.B. beim linksextremen Portal “Indymedia” auftaucht? Na klar, es müsste!

Das “Filmchen” mit dem Titel “TUTORIAL FEINSTAUBMESSSTATIONEN MANIPULIEREN” zeigt Hürtgen und Riegel mit Sturmhauben, wie sie mit einer Fußpumpe erst Abgase an einem Autoauspuff sammeln und diese dann an einer Frankfurter Messstation verteilen. Dazu die Slogans “Autokonzerne bekämpfen” und “Diesellobby zerschlagen”. Bei “Focus Online” haben sie einen Artikel draus gemacht:

Screenshot Focus Online - Radikale Maßnahmen für Fahrverbote? Autonome verbreiten Anleitung zur Manipulation von Feinstaub-Messstationen

Auf einer Internetseite wurde eine Anleitung verbreitet, wie man Feinstaub- und Stickoxid-Messstationen manipulieren könnte. Das Video liegt FOCUS Online vor.

Die “Achse des Guten” schrieb von “Focus Online” ab. Genauso die “Junge Freiheit”. Und auch “Spiegel”-Autor Jan Fleischhauer glaubte die Geschichte:

Screenshot eines Tweets von Jan Fleischhauer - Ich stelle mir gerade vor, wie der aufrechte Autonome mit einer Fusspumpe am Auspuff seines Autos Abgase einsammelt, um diese zur Messstation zu tragen und da dann wieder freizulassen. Irgendwie war das Autonomenleben auch schon mal glamouröser.

Unter anderem “Welt”-Chef Ulf Poschardt verbreitete Fleischhauers Tweet.

Und ja, es hätte einen relativ leichten Weg gegeben, die Sache vor Veröffentlichung zu überprüfen: Die “Titanic” (beziehungsweise Michael Leitmayr) hat nach eigener Angabe mit einem Mitarbeiter von “Focus Online” telefoniert und ihm erzählt, über Twitter auf den Link zur inzwischen gelöschten “Indymedia”-Seite gestoßen zu sein. Man könne sich aber nicht mehr erinnern, welcher Twitter-Account das genau gewesen ist, so die Notlüge der “Titanic”-Mitarbeiter. Nach diesem Link, der “Focus Online” durch einen Screenshot bekannt war, hätte man bei Twitter suchen können — und nichts gefunden. Dafür hätte man natürlich gewillt sein müssen, auf eine klickträchtige Story zu verzichten.

Alle Hintergrundinfos und ein Protokoll zur Aktion gibt’s bei der “Titanic”:

Verwechselt “Tagesspiegel” Hitler mit “Tagesspiegel”?

Am Samstag veröffentlichte die “FAZ” in ihrer Gastautoren-Rubrik “Fremde Federn” einen Artikel des AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland. Das Stück sorgte für einige Aufregung — unter anderem beim “Tagesspiegel”, der gestern Abend enthüllte (heute auch bei unseren “6 vor 9” verlinkt):

Twitter-User entdeckt Parallelen zwischen Gauland-Text und Hitler-Rede

Ein Twitter-User entdeckte Parallelen zwischen dem Kommentar des AfD-Vorsitzenden und einer Rede, die Adolf Hitler am 10. November 1933 vor Arbeitern in Berlin in Siemensstadt hielt.

Das Thema schaffte es heute sogar auf die Titelseite der Print-Ausgabe:

Historiker: Gauland argumentiert wie Hitler

(Inzwischen macht die Geschichte auch international die Runde.)

Konkret geht es um folgende Aussagen:

Screenshot eines Tweets von Jonas-Mueller-Töwe - Der Stand der Debatte 2018 in Deutschland: Paraphrasierte Hitler-Reden werden in der FAZ gedruckt. Wegen Pluralismus und so. Links Gauland, rechts Hitler - dazu zwei Screenshots mit Zitaten von Gauland und Hilter, die auch hier im Text gleich folgen

So schrieb Gauland:

(…) Diese globalisierte Klasse sitzt in den international agierenden Unternehmen, in Organisationen wie der UN, in den Medien, Start-ups, Universitäten, NGOs, Stiftungen, in den Parteien und ihren Apparaten, und weil sie die Informationen kontrolliert, gibt sie kulturell und politisch den Takt vor. Ihre Mitglieder leben fast ausschließlich in Großstädten, sprechen fließend Englisch, und wenn sie zum Jobwechsel von Berlin nach London oder Singapur ziehen, finden sie überall ähnliche Appartements, Häuser, Restaurants, Geschäfte und Privatschulen.

Das hat zur Folge, dass die Bindung dieser neuen Elite an ihr jeweiliges Heimatland schwach ist. In einer abgehobenen Parallelgesellschaft fühlen sie sich als Weltbürger. Der Regen, der in ihren Heimatländern fällt, macht sie nicht nass. Sie träumen von der one world und der Weltrepublik. Da dieses Milieu ,sexy’ ist, hat es auch auf Teile der Gesellschaft großen Einfluss, denen der Zutritt dorthin versperrt bleibt.

Und Adolf Hitler hatte, wie der “Tagesspiegel” dokumentiert, 1933 vor Siemens-Arbeitern gesagt:

(…) Der Völkerstreit und der Haß untereinander, er wird gepflegt von ganz bestimmten Interessenten. Es ist eine kleine wurzellose internationale Clique, die die Völker gegeneinander hetzt, die nicht will, daß sie zur Ruhe kommen. Es sind das die Menschen, die überall und nirgends zuhause sind, sondern die heute in Berlin leben, morgen genauso in Brüssel sein können, übermorgen in Paris und dann wieder in Prag oder Wien oder in London, und die sich überall zu Hause fühlen. (Zuruf aus dem Publikum: “Juden!”)

Es sind die einzigen, die wirklich als internationale Elemente anzusprechen sind, weil sie überall ihre Geschäfte betätigen können, aber das Volk kann ihnen gar nicht nachfolgen, das Volk ist ja gekettet an seinen Boden, ist gekettet an seine Heimat, ist gebunden an die Lebensmöglichkeiten seines Staates, der Nation.

Nun kann man dort durchaus Ähnlichkeiten erkennen. Vielleicht hat Gauland aber gar nicht, wie der “Tagesspiegel” vermutet, bei Hitler abgeschrieben, sondern — beim “Tagesspiegel”.

Der veröffentlichte 2016 nämlich einen Gastbeitrag von Michael Seemann, in dem es hieß:

Diese neue globalisierte Klasse sitzt in den Medien, in den StartUps und NGOs, in den Parteien, und weil sie die Informationen kontrolliert (“liberal media”, “Lügenpresse”), gibt sie überall kulturell und politisch den Takt vor.

Gauland in der “FAZ”:

Diese globalisierte Klasse sitzt in den international agierenden Unternehmen, in Organisationen wie der UN, in den Medien, Start-ups, Universitäten, NGOs, Stiftungen, in den Parteien und ihren Apparaten, und weil sie die Informationen kontrolliert, gibt sie kulturell und politisch den Takt vor.

“Tagesspiegel” 2016:

Es ist eine Klasse, die fast ausschließlich in Großstädten lebt, die so flüssig Englisch spricht wie ihre Muttersprache, für die Europa kein abstraktes Etwas ist, sondern eine gelebte Realität, wenn sie zum Jobwechsel von Madrid nach Stockholm zieht.

Gauland:

Ihre Mitglieder leben fast ausschließlich in Großstädten, sprechen fließend Englisch, und wenn sie zum Jobwechsel von Berlin nach London oder Singapur ziehen, finden sie überall ähnliche Appartements, Häuser, Restaurants, Geschäfte und Privatschulen.

Diese teils wörtliche Übereinstimmung ist nicht nur “Tagesspiegel”-Lesern aufgefallen, sondern auch dem Verfasser des ursprünglichen “Tagesspiegel”-Beitrags:

Screenshot eines Tweets von Michael Seemann - oha. es sieht so aus als hätte alexander gauland fast wörtlich bei mir abgeschrieben. allerdings habe ich mit der globalen klasse ja auch explizit das feindbild der afd rekonstruiert.

Nur der “Tagesspiegel” selbst scheint noch nichts bemerkt zu haben. Aber vielleicht bringt er’s ja morgen auf der Titelseite: Tagesspiegel verwechselt Tagesspiegel mit Hitler.

Mit Dank an Stefan S. und Alexander H. für die Hinweise!

Nachtrag, 11. Oktober: Im Interview mit t-online.de erzählt Michael Seemann, dass er sich sehr sicher sei, dass Alexander Gauland bei ihm abgeschrieben hat:

Der Beitrag von Herrn Gauland in der “FAZ” enthält mit leichten Abwandlungen eins zu eins Sätze aus meinem Text für den “Tagesspiegel”. Das sind eindeutige Plagiate. Wie ein Fingerabdruck. Das hat mich erschreckt.

Gauland hingegen lässt einen Sprecher ausrichten, dass er den Text von Seemann nicht gekannt habe.

Gaulands Gastbeitrag, Maffay und der “Spiegel”, “Bild” scheißt drauf

1. Der Wolf im “FAZ”-Pelz
(taz.de, Sophie Spelsberg)
In der Samstagsausgabe der “FAZ” erschien ein Gastbeitrag des AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland. Sophie Spelsberg kritisiert die Zeitung dafür: “Sie hat Gauland durch ihren Namen etwas Wertvolles verliehen: Legitimität. Dass unter der seriösen FAZ-Hülle ein Rassist und Nationalist schreibt, ist schnell vergessen, wenn der Beitrag selbst gar nicht so böse klingt. Wessen Meinung in der “Zeitung für Deutschland” erscheint, der kann so schlimm nicht sein. Dieser Rückschluss ist gefährlicher als der Beitrag selbst.”
Eine andere Sichtweise hat Jakob Augstein bei “Spiegel Online”. Es lohne sich durch den “sofort aufkommenden Empörungsnebel” zu sehen: “Gauland hat nämlich einen klugen Text über die deutsche — und die westliche — Misere geschrieben. Aber aus seinen richtigen Gedanken zur Elitenkritik zieht er dann die falschen Schlüsse.”

2. Medien wie ⁦@SPIEGELONLINE⁩ übernehmen ungeprüft Zahlen von ⁦@BILD⁩
(twitter.com/UlrichKelber)
Der Bundestagsabgeordnete Ulrich Kelber kritisiert einen bei “Spiegel Online” erschienenen Beitrag: “Medien wie ⁦@SPIEGELONLINE⁩ übernehmen ungeprüft Zahlen von ⁦@BILD⁩, hier zu MdB-Diäten. Würden 460 Mio € stimmen, bekämen wir pro Monat 54.000 €. Nutzt doch mal Taschenrechner-Programm. Plausibilitätsprüfung. 1. Stunde Journalismusschule :-(“. Die Botschaft ist augenscheinlich angekommen: “Spiegel”-Parlamentsreporter Florian Gathmann wenige Stunden später: “Haben das korrigiert”.

3. UPDATE: SPIEGEL gegen Maffay – 5:0
(spiegel.de)
Peter Maffay hat den “Spiegel” mit diversen Unterlassungs- und Gegendarstellungsverfahren überzogen, weil er sich an der Berichterstattung über die Peter-Maffay-Stiftung und deren Arbeit auf Mallorca störte. Dies verlief bislang juristisch wenig erfolgreich, um nicht zu sagen sehr erfolglos. Nun gibt es ein letztes Nachspiel: Maffay soll 5.000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung zahlen, andernfalls würde Anklage gegen ihn erhoben. Es geht dabei um eine im Raum stehende Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung und eine laut Angaben des “Spiegels” dem Künstler äußerst entgegenkommende Staatsanwaltschaft.

4. Regierung muss Mord aufklären
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen (ROG) fordert die Behörden in Bulgarien auf, den Mord an der Fernsehjournalistin Viktoria Marinova unverzüglich aufzuklären und Journalisten besser zu schützen. “Der Mord an Viktoria Marinova steht für einen erschreckenden Trend: Immer häufiger werden auch in der Europäischen Union Journalistinnen und Journalisten ermordet, weil sie unangenehme Themen ansprechen”, so ROG-Geschäftsführer Christian Mihr: “Die EU darf nicht wegschauen, wenn die Regierungen in den entsprechenden Ländern unfähig oder unwillig sind, investigative Reporter zu schützen.”
Weiterer Lesehinweis: Wer steckt hinter dem Mord an der bulgarischen Journalistin? (faz.net, Michael Martens)
Und außerdem das “Deutschlandfunk”-Gespräch mit Christian Schult vom “European Center For Press & Media Freedom” (Audio, 5:39 Minuten).

5. Floskel des Monats: grünes Licht
(journalist-magazin.de, Sebastian Pertsch & Udo Stiehl)
Die Experten von der Floskelwolke nehmen sich die strapazierte Wendung vom “grünen Licht” vor: “Das grüne Licht ist ein Synonym für Zustimmung oder Genehmigung — und gelegentlich wäre es doch wunderbar, dies nüchtern in Nachrichtentexten so zu formulieren.”

6. Die beklopptesten Stellen aus dem bekloppten “Hitler-Interview” der Bild
(vice.com, Matern Boeselager)
“Bild” hat die Nachkommen von Adolf Hitlers Halbneffen in den USA aufgestöbert (BILDblog berichtete), mit Gaga-Fragen belästigt und aus einem Nichts ein Interview geschnitzt, das sie als Sensation auf die Titelseite gehoben haben (“Letzter Hitler bricht sein Schweigen”). Matern Boeselager nennt es “einen der bizarrsten Texte, die je in der deutschen Sprache verfasst wurden” und konstatiert: “Egal, wie deutlich du machst, dass du einfach nur in Ruhe gelassen werden und nichts mit deinem unsäglichen Halb-Vorfahren zu tun haben willst — die Bild scheißt drauf. Genauso, wie sie auch drauf scheißt, dass du nicht “Hitler” heißt und auch nie “Hitler” geheißen hast — sie wird dich einfach “Hitler” nennen.”

Facebook nachhaltig geströert, Rechter Rand, Onlineaktivismus

1. Wie der Werbegigant Ströer Millionen Facebook-Fans heimlich für Werbung benutzt — und dabei ihre Communities zerstört
(buzzfeed.com, Karsten Schmehl)
Anscheinend hat sich der Werbegigant Ströer trickreich ein ganzes Portfolio von Facebookseiten zugelegt, die er für seine Werbekunden mit Clickbait-Beiträgen überzieht. Karsten Schmehl hat ein Netzwerk von 61 Seiten identifiziert über die das Unternehmen insgesamt 20 Millionen Fans erreicht, darunter “Unnützes Wissen” (800.000 Likes), “Wir Kinder der 90er” (600.000 Likes) oder “Dinge, die eine Erzieherin nicht sagt” (130.000 Likes). Manches deute darauf hin, dass Ströer zumindest einige der Facebookseiten von Privatpersonen gekauft haben könnte und jetzt als Link-Abwurfhalde für diverse renommierte Kunden nutzt. Abgesehen davon, dass dies gegen die Facebookregeln verstoßen würde, erscheint die Vorgehensweise wenig nachhaltig: Die derart genutzten Seiten haben teilweise katastrophal schlechte Interaktionsraten. Es hagelt Beschwerden aus den jeweiligen Communities, die sich verraten und missbraucht fühlen.

2. “Das ist ganz klar eine Kampagne”
(deutschlandfunk.de, Stefan Koldehoff & Michael Borgers, Audio, 6:38 Minuten)
Im “Deutschlandfunk” hat sich Georg Restle, Redaktionsleiter des ARD-Politmagazins “Monitor”, zu der Debatte um den Begriff “Hetzjagd” geäußert. Restle hatte in einem “Tagesthemen”-Kommentar Verfassungsschutzchef Maaßen aufgefordert, Beweise für seine Statements vorzulegen, und war dafür vom AfD-Politiker Jörg Meuten als “Hofschranze Merkels”, dem “das ein oder andere Tässchen fehlen könnte”, bezeichnet worden. Restle hält den Streit um Begriffe und die Echtheit eines Videos für eine “groteske Debatte”, die vom eigentlichen Thema ablenke: Deutschland erlebe eine “Mobilisierung des rechtesten Randes der Republik”.

3. “Einstellungen ändern sich nicht durch Hashtags”
(zeit.de, Jakob von Lindern)
Nach den fremdenfeindlichen Übergriffe in Chemnitz kam es zu Gegenprotesten: 65.000 Menschen versammelten sich zu einem Konzert, Tausende versahen auf Facebook und Twitter ihre Profile und Beiträge mit dem Hashtag #wirsindmehr. Doch erreicht diese Form des Protests etwas? Die Politikwissenschaftlerin Sigrid Baringhorst spricht im Interview mit “Zeit Online” über die politische Wirkung von Onlineaktivismus und erklärt, warum die Präsenz auf der Straße so wichtig ist.

4. Zwischen Empörung und Framing — Impulse der Tutzinger Radiotage 2018
(danielfiene.com)
Derzeit finden die 14. Tutzinger Radiotage an der Akademie für Politische Bildung statt. Daniel Fiene ist vor Ort und notiert seine Gedanken und Erkenntnisse auf seinem Blog. Ein bisheriger Schwerpunkt: das wichtige Thema Framing.

5. Neue Recherche-Kooperation aus rbb/”T-Online”
(ndr.de, Daniel Bouhs)
Nach dem Recherchezusammenschluss von NDR/WDR/”SZ” tut sich eine weitere Kooperation von privatwirtschaftlichem und öffentlich-rechtlichem Medium auf: Das Onlineportal “T-Online” recherchiert und publiziert nun gemeinsam mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Strategische Kooperationen von öffentlich-rechtlichen und privaten Medien sind umstritten, auch wegen des Vorwurfs der Markenwerbung und Quersubventionierung.
Weiterer Lesehinweis: RBB lädt die ARD ins “Waldorf Astoria”: “Für den Rundfunk Berlin-Brandenburg ist es eine Art Sparmodell: die ARD-Hauptversammlung im Fünf-Sterne-Hotel” (tagesspiegel.de, Joachim Huber).

6. Anja Reschkes Tipp für mehr Selbstvertrauen: „Denk an den Chef, der die größte Pfeife ist. So gut kriegst du das auch hin“
(editionf.com, Celia Parbey)
“Edition F” hat am Rande des in Berlin stattfindenden “Female Future Force Day” mit der Journalistin Anja Reschke (“Panorama”, “Zapp”) gesprochen. Dabei geht es um die Fragen, wie man mit Hass im Netz umgeht, was geschehen muss, damit mehr Frauen es in Führungspositionen im Journalismus schaffen, und wie es um die Zukunft des investigativen Journalismus steht.

Trump als Restaurantkritik, Online-Antisemitismus, “Aldi”-Wutkultur

1. Berichterstattung und Haltung kann man nicht trennen
(spiegel.de, Sascha Lobo)
In der URL steht noch der ursprüngliche Titel : “Donald Trump in den Medien: Kotze muss man Kotze nennen!” Und das trifft den Kern von Sascha Lobos Text: “Trump erbricht sich und das Gros der Berichterstattung tut, als könne man das Ergebnis in Form einer Restaurantkritik besprechen.” Oder vornehmer ausgedrückt: “Mit den Instrumenten politischer Normalität versucht der Journalismus, das Aberwitzige zu verarbeiten.”

2. MDR Sachsen-Anhalt korrigiert die falsche Ausgewogenheit in einem Bericht übers Impfen
(blog.gwup.net, Bernd Harder)
Die kritischen Geister der GWUP freuen sich über eine positive Entwicklung beim MDR Sachsen Anhalt. Dort hatte man beim Thema Impfen zunächst beide Seiten zu Wort kommen lassen, was unter anderem vom Autoren und Kreativen Tommy Krappweis auf Twitter kritisiert wurde. Nun hat der Sender nicht nur den Artikel korrigiert, sondern auch mit einem Professor für Wissenschaftskommunikation über “false balance” (“falsche Gleichgewichtung”) gesprochen.

3. ARD: “Auch Unterhaltung ist Public Value”
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Was gehört zum Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen? Wie viele Unterhaltungsformate sollen ARD und ZDF künftig noch zeigen dürfen? Darüber werde derzeitig heftig diskutiert, wie Timo Neumeier bei DWDL ausführt. Während das ZDF dazu weitgehend schweige, würde die ARD sich in Sachen Unterhaltung klar positionieren.

4. Gut gemeint, aber nicht gut genug
(zeit.de)
Die “Zeit”-Chefredaktion hat eine erneute Stellungnahme zur Causa “Oder soll man es lassen?” abgegeben. Man bedauere unter anderem, dass ein “anderer Eindruck” entstehen konnte und bescheinigt sich selbst: “Gut gemeint, aber nicht gut genug”.

5. Antisemitismus durchdringt das Netz
(tagesschau.de)
Nach einer Studie der TU Berlin ist der Antisemitismus so weit verbreitet wie noch nie in deutschen Blogs, Medien und Online-Kommentaren. In mehr als der Hälfte der untersuchten Texte seien Stereotype aufgetaucht, wie sie seit Jahrhunderten kursieren: die Juden als Fremde, Andere, Böse oder Wucherer.
Weiterer Lesetipp: Zuckerberg will Beiträge von Holocaust-Leugnern nicht entfernen lassen (spiegel.de)

6. In den Facebook-Kommentarspalten deutscher Discounter offenbart sich wahres Wutbürgertum
(vice.com, Rebecca Baden)
Heutzutage haben Verbraucher neben den gesetzlichen Möglichkeiten eine Waffe, von der sie gerne Gebrauch machen: Den wütenden Facebook-Eintrag beim Lebensmitteldiscounter oder Hersteller. Rebecca Baden hat für “Vice” einen Tag lang die öffentlichen Beiträge auf den Facebook-Seiten von Lidl, Aldi und Co. gelesen und dabei viel über die deutsche Wutkultur gelernt.

Russland vs. Seppelt, Maffay vs. “Spiegel”, Erdogan vs. Böhmermann

1. Einreise mit Unwägbarkeiten
(tagesschau.de)
Russland verweigerte dem ARD-Dopingexperten Halo Seppelt zunächst das für den Besuch der Fußball-WM notwendige Visum. Dagegen erhob sich von verschiedenen Seiten Protest. Nun vermeldete Außenminister Heiko Maas auf Twitter einen Zwischenerfolg: „Russische Seite hat uns soeben mitgeteilt, dass @hajoseppelt zumindest zur WM einreisen kann.“ Damit ist die Sache jedoch nicht ausgestanden, denn es ist unklar, ob und in welchem Umfang Seppelt von Russland aus berichten darf. Außerdem will die staatliche Ermittlungsbehörde Seppelt als Zeugen in dem Strafverfahren gegen den Ex-Chef des Moskauer Anti-Doping-Labors befragen. Dazu werde man „Maßnahmen ergreifen“.

2. SPIEGEL gegen Maffay – 5:0
(spiegel.de)
Im Juli 2017 berichtete der „Spiegel“ über die Peter Maffay und seine „fragwürdige Stiftung“, die traumatisierten Kindern Urlaub auf Mallorca ermöglichen will. Die Hauptvorwürfe: Der Biohof sei verwahrlost, Maffays Geschäftspartner und Fans seien verärgert. Dagegen setzte sich Peter Maffay juristisch zur Wehr. Nun teilte sein Anwalt mit, dass sein Mandant die Klage zurücknimmt. Der „Spiegel“ dazu im hauseigenen Blog: „Damit hat Maffay das Unterlassungsverfahren verloren, wie zuvor schon alle vier Gegendarstellungsverfahren in Hamburg. Auf die Richtigstellungsansprüche hat er bereits verzichtet. Und um die Redlichkeit von Maffay wird sich die Staatsanwaltschaft Köln kümmern, Aktenzeichen 981 Js 538/18.“

3. Tumult beim Presserundgang im Transitzentrum
(donaukurier.de)
Im bayrischen Oberstimm wurde aus einer ehemaligen Kaserne eine „Ankunft- und Rückführungseinrichtung“ für Asylbewerber gemacht. Bei einem Presserundgang kam es am Dienstag zu Tumulten. Zunächst hätten sich die Asylbewerber mit den etwa 50 Journalisten über die ihrer Meinung nach menschenunwürdigen Zustände in dem Lager unterhalten. Dann kam es zu einer Spontandemonstration, die jedoch unterbunden wurde: „Danach ging der Presserundgang weiter, als wäre nichts gewesen. Den Journalisten wurden die leeren Zimmer der Bewohner präsentiert. Mit diesen unterhalten durften sich die Pressevertreter aber nicht mehr.“

4. Über jeden “Mist” berichten?
(deutschlandradio.de, Janko Tietz & Henning Hübert, Audio, 6:05 Minuten)
Angesichts der umstrittenen Äußerungen von Dobrindt (CSU) und Lindner (FDP) fand „Spiegel-Online“-Redakteur Janko Tietz auf Twitter direkte Worte: „Wenn wir als Medien solchen Mist verbreiten, sind wir mit Schuld.” Der „Deutschlandfunk“ hat sich mit Dietz über seinen Tweet unterhalten. Im Gespräch geht es um den Umgang mit Provokationen in einem gesellschaftlich aufgeheizten Klima und die Verantwortung von Journalisten.

5. Regierung: Geheimnis um ein Geschenk für Verleger
(ndr.de, Philipp Hennig & Kaveh Kooroshy)
Die Zeitungsverlage können sich über eine nur für sie geltende Sonderregelung freuen: Laut Koalitionsvertrag wird der Arbeitgeberanteil für die Rentenversicherung bei minijobbenden Zeitungszustellern von 15 auf 5 Prozent abgesenkt. „Panorama 3“ wollte wissen wie der für die Verleger so attraktive Passus in den Koalitionsvertrag gekommen ist und hat die Mitglieder der zuständigen Arbeitsgruppe kontaktiert.

6. Dreiviertelsieger Erdoğan
(taz.de, Christian Rath)
Nachdem schon das Hamburger Landgericht so entschieden hatte, hat nun auch das Oberlandesgericht Hamburg Jan Böhmermann untersagt, 18 von 24 Zeilen seines Erdogan-Gedichts zu wiederholen. Damit ist die Sache jedoch nicht am Ende angelangt: Böhmermanns Anwalt habe klargemacht, dass sein Mandant auf jeden Fall auch das Bundesverfassungsgericht anrufen wird.

Echo auf Echo-Tod, Verleger hinter (Absperr)Gittern, “Spiegel” goes +

1. Neuanfang: Musikpreis Echo wird komplett abgeschafft
(dwdl.de, Alexander Krei)
Nach den Vorkommnissen der letzten Wochen hat die Musikindustrie die Notbremse gezogen und den umstrittenen Musikpreis „Echo“ komplett abgeschafft.
Bei „Spiegel Online“ hält Arno Frank das für “ausgezeichnet geheuchelt”: „Böse Buben wie Kollegah und Kollegen werden jetzt zwar keinen Preis mehr bekommen — doch die Musikindustrie macht weiterhin fetten Umsatz mit ihnen. Ihre Entscheidung ist billig.”
Im „Stern“ fordert Jens Maier den Vorstand des Bundesverbands der Musikindustrie zum Rücktritt auf: Der Echo ist abgeschafft, das Problem bleibt: diese fünf Herren. Und bei “Zeit Online” warnt Jens Balzer, der selbst in der Echo-Jury saß: „Bislang spiegelte der Echo weitgehend ungefiltert die Schlechtheit der Welt und der dazugehörigen Musik. Wenn es ihn nicht mehr gibt, dürfen wir auch ohne seine Skandale die skandalöse Realität der aktuellen Popkultur nicht aus den Augen verlieren. Nicht nur Kollegah und Farid Bang werden uns ohne Zweifel erhalten bleiben.“

2. Verleger hinter Gittern
(kontextwochenzeitung.de, Josef-Otto Freudenreich)
Die sonst eher unbekannte “Eßlinger Zeitung” feiert ihren 150. Geburtstag mit einer illustren Gästeschar: Springerchef Mathias Döpfner und Ministerpräsident Kretschmann sind dabei, aber auch jede Menge demonstrierende JournalistInnen vor der Haustür. Josef-Otto Freudenreich berichtet von einer Geburtstagsfeier, bei der die Gäste mit Sperrgittern geschützt werden und die Mitarbeiter draußen stehen und streiken.

3. Frankfurter Neue Unsicherheit
(journalist-magazin.de, Josephine Pabst)
Seit dem ersten April gehören „Frankfurter Rundschau“ und „Frankfurter Neue Presse“ zum Zeitungsimperium von Verleger Dirk Ippen. Und der setzt auf einen radikalen Sparkurs: Der Chefredakteur der „FNP“ musste gehen und viele Redakteure würden um ihren Job bangen.

4. Was uns das vorhersehbar gewesene Ende von Spiegel Daily über die deutsche Medienwelt sagt
(neunetz.com, Marcel Weiss)
Vor ein paar Tagen konnte man in einem Blogbeitrag des „Spiegel“ lesen, wie man sich dort die digitale Zukunft vorstellt und an welchen digitalen Erlösmodellen zur Zeit gebastelt wird. Dem vorausgegangen war das misslungene Experiment mit „Spiegel Daily“, das bis heute gerade mal 5.000 Abonnenten für sich gewinnen konnte. Marcel Weiss kommentiert: „Grundsätzlich steht der Spiegel mit der neuen Strategie sehr viel besser dar als mit dem, was man vor einem Jahr gemacht hat. Aber das ist nun wahrlich keine Messlatte, an der sich irgendjemand messen sollte.“
Weiterer Lesetipp: “Spiegel Daily”: Chronik eines angekündigten Todes (blog-cj.de, Christian Jakubetz)

5. Wie die „Krone“ für ihre Leser einen Flüchtlingssturm entfacht
(kobuk.at, Hans Kirchmeyr)
Die österreichische „Krone“ berichtet von einem Zwischenfall an der französisch-italienischen Grenze und lässt dabei wichtige Zusammenhänge außer Acht. „Erneut stürmen Migranten eine europäische Grenze“ heißt es dort in der Schlagzeile, und es wird alles getan, um die Stimmung anzuheizen. Wenn man so will, mit Erfolg: In den Kommentaren fordern die „Krone“-Leser: „alle abschießen“.

6. Perfekte Symbiose: Schönheits-Doc im Privat-TV
(ndr.de, Sebastian Asmus)
In vielen Casting- und Reality-Shows taucht das Thema Schönheits-OPs auf. Gelegentlich werden die Teilnehmerinnen sogar mit Filmkameras bis in den Operationsraum begleitet. Auffällig oft taucht dabei der Schönheitschirurg Dr. Mehmet Atila auf, der das Spiel mit den Medien perfektioniert hat und daraus einen Deal auf Gegenseitigkeit gemacht hat. Für die Ärztekammer ein “Grenzfall“.

“Spiegel +” Reloaded, DSGVO für Fotografen, “In” mit Photoshop-Skills

1. Gutes lesen, mehr verstehen — wie wir das neue SPIEGEL+ entwickeln.
(medium.com/@devspiegel)
Dem „Spiegel“ ist es trotz allerlei Herumexperimentierens bislang nicht gelungen, sein Bezahlangebot „Spiegel plus“ zu etablieren. Das soll sich nun ändern: Noch im Sommer will man mit einem neuen Bezahlmodell an den Start gehen. Wie das aussehen soll und welche Gedanken dahinter stehen, erklärt ein erstaunlich offener und selbstkritischer Blogbeitrag.

2. Wissen zur DSGVO – 7 Tipps für Fotografen
(ipcl-rieck.com, Lars Rieck)
Ab dem 25. Mai 2018 gilt die neue Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), die sich auch auf Fotografen und Fotografinnen auswirkt. Medienrechtler Lars Rieck hat die undankbare Aufgabe übernommen und die komplizierte Lage sortiert. Sein Fazit: Digitale Street Photography, Sportfotografie, Konzertfotografie, Hochzeitsfotografie und alle Bereiche, die absichtlich oder unabsichtlich Personen abbilden, werden bis auf weiteres nur noch unter Eingehung eines ganz erheblichen Risikos möglich sein. Um juristischen Ärger (und hohe Geldbußen) zu vermeiden, sollten Fotografen daher einen Blick auf die sieben Tipps werfen, die Rieck am Ende seines Beitrags zusammenfasst.

3. „In“ lässt Träume mit Photoshop wahr werden
(uebermedien.de, Mats Schönauer)
Wer das das Klatschblatt „In“ durchblättert, könnte es auch für ein verhindertes Fachmagazin für Photoshop-Nerds halten, die darüber spekulieren, mit welchen technischen Tricks all die gefälschten Bilder, Montagen und Retuschen entstanden sind. Mats Schönauer zeigt beeindruckende Vorher-/Nachher-Bilder zum „Tuschelthema“ Jennifer Aniston und Brad Pitt.

4. Markt der Sonntagszeitungen schrumpft dramatisch
(wuv.de, Franz Scheele)
Großbritannien ist traditionell ein starker Markt für Sonntagszeitungen, doch das hat nun ein Ende: Seit 2010 hat sich die Gesamtauflage mehr als halbiert. Schuld daran ist natürlich die verstärkte Nutzung von Online-Angeboten, aber auch die Verlagerung auf die Print-Samstagsausgabe.

5. “Fake News als Kampfansage”
(faktenfinder.tagesschau.de, Jan-Christoph Kitzler)
Die journalistische Karriere des Tommaso Debenedetti fand ein jähes Ende, als sich herausstellte, dass seine Interviews mit Schriftstellern wie Gore Vidal und Philipp Roth erfunden waren. Seitdem verbreitet er auf Twitter unter falschem Namen Falschmeldungen, auf die auch schon große Medien hereingefallen sind. Angeblich, um „Nutzer und Journalisten auf ihre Verantwortung aufmerksam machen“.

6. Florian Klenk, Chefredakteur vom „Falter“ – Folge 362 aus Österreich
(jungundnaiv.de)
Tilo Jung hat den Chefredakteur des Wiener Stadtmagazins „Falter“ Florian Klenk zum Interview getroffen. Alleine schon die erste Minute ist feinstes Politkabarett: Klenk spricht über den Twitter-Hashtag „#answerlikekurz“, der sich über die ausweichende Rhetorik von Bundeskanzler Sebastian Kurz lustig macht. Und liefert in einer Stegreif-Stellungnahme zur Frage: „Wie ist das Wetter heute?“ eine fast bühnenreife Performance.

ARD-Spiegelfechterei, Präzedenzfall, Hauswinkelspinnen-Hysterie

1. “Simple Schmähkritik”: ARD kontert dem “Spiegel”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Der “Spiegel” beschäftigt sich in der aktuellen Ausgabe sehr kritisch mit dem öffentlich-rechtlichen System (“Die unheimliche Macht — Wie ARD und ZDF Politik betreiben”). Die ARD hat mit einer Stellungnahme reagiert, die sie mit dem Wort “Zerrspiegel” überschreibt. Alexander Krei fasst die Antwort des Senders bei “DWDL” zusammen. Weiterer Lesetipp zum Thema: “Zapp” mit “Wie der “Spiegel” Medienpolitik betreibt”.

2. #np13 – Datenjournalismus als Gegenpol zur staatlichen und kommerziellen Datenanalyse
(netzpolitik.org, Johann Stephanowitz, Video, 26:54 Minuten)
Michael Kreil arbeitet bei “Data Science and Storys”, dem Datenjournalismus-Team der Berliner Zeitung “Tagesspiegel”. Auf der “Netzpolitik”-Konferenz gab er unter dem Titel „Datenjournalismus für die Informationsgesellschaft“ einen Überblick über die Möglichkeiten von Datenjournalismus und stellte verschiedene interaktive Projekte vor. Zum Beispiel das Lobbyradar, das die Lobby-Netzwerke der Hauptstadt grafisch darstellt, oder die GSM Map, die zeigt, wie gut die Mobilfunknetze verschlüsselt sind. Sein Vortrag liegt als Video und als Audiomitschnitt vor.

3. Floskel des Monats: Schlechter Tag für die Demokratie
(journalist-magazin.de, Sebastian Pertsch & Udo Stiehl)
War der 24. September ein “schlechter Tag für die Demokratie”? Ganz im Gegenteil finden die Floskel-Experten Sebastian Pertsch und Udo Stiehl in ihrer Monatsglosse: “Trotzdem war die Bundestagswahl auch 2017 wieder ein guter Tag für die Demokratie — weil die freie Wahl eines ihrer wichtigsten Merkmale ist. Selbst wenn das Ergebnis nicht jedem gefällt.”

4. Bundesnetzagentur zwingt Telekom zum Nachbessern
(zeit.de)
Die Bundesnetzagentur hat entschieden: Die sogenannten “StreamOn-Tarife” der Telekom verstoßen nur in Details gegen die Netzneutralität. Bei den Streaming-Tarifen werden datenintensive Audio- und Videodienste wie Spotify, Netflix, Apple Music, Amazon Prime und Youtube nicht auf das Datenvolumen des Vertrags angerechnet. Kritiker sehen in der unterschiedlichen Behandlung der Medientypen einen Verstoß gegen das Gebot der Gleichbehandlung allen Datenverkehrs und sprechen von einem “gefährlichen Präzedenzfall”.

5. Unsere kleine Stadt
(sueddeutsche.de, Viola Schenz)
“Merkurist” ist ein Web-Portal für Lokaljournalismus, das von den Zulieferungen und Vorschlägen seiner Nutzer lebt. Gegründet wurde die Plattform von Manuel Conrad, der das Projekt mit einem Team von Software-Entwicklern hochgezogen hat. Seit zwei Jahren gibt es den “Merkurist” schon, der von bezahlten PR-Texten und sonstigen Anzeigen lebt. Und Investoren, die an diese Form von Journalismus glauben.

6. Invasion! Plage! Bissig! Die alle Jahre wiederkehrende Hauswinkelspinnen-Hysterie der Online-Medien
(meedia.de)
Social-Media-Star ist derzeit die “Hauswinkelspinne” und das hat einen schlichten Grund: Im Herbst werden die Tiere am häufigsten gesehen. Da das Thema viele Klicks generiert, überbieten sich viele Online-Medien geradezu mit sensationsheischenden Beiträgen, bei denen auch fleißig voneinander abgeschrieben wird. Das Medienportal “Meedia” bleibt jedoch gelassen: “Aber wie das so ist mit Medien im Allgemeinen und Online-Medien im Speziellen. Wenn der Winter da ist, wird sich aufgrund der Temperaturen die Spinnen-Hysterie erledigt haben und das „Blitz-Eis“, bzw. der „Russen-Winter“ drohen. Und im nächste Herbst holt dann garantiert wieder jemand das Thema Hauswinkelspinne aus der Schublade.”

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