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Dünnbartbohrer, Heimliches Strategiepapier, Falscher Tod

1. Exklusiv: Deutschlands beste Corona-Ticker
(kress.de, Christian Lindner)
Medienberater Christian Lindner stellt 15 beispielhafte Corona-Ticker vor. Sein Überraschungssieger: Der Corona-Feed der “Hamburger Morgenpost”. “Total regional, stimmig, kraftvoll, nüchtern im Sound und optisch perfekt.”
Wie es um Europas Presse in Zeiten der Pandemie steht, berichten “SZ”-Korrespondenten aus sechs Ländern. Angenehm kurze Infohäppchen der Auslandsreporterinnen und -reporter.
Doch wie wirkt sich die Corona-Krise im Inland aus? Gregory Lipinski hat sich für “Meedia” bei den großen Verlagshäusern umgeschaut. Nach Bertelsmann, Funke, SWMH und “Zeit”-Verlag wolle jetzt auch Axel Springer zumindest partielle Kurzarbeit anmelden. Und auch beim “Tagesspiegel” werde es wegen massiver Anzeigenrückgänge bald Kurzarbeit geben.
Im Podcast “Unter Zwei” von Levin Kubeth geht es ebenfalls um Die Herausforderungen der Coronakrise. Kubeth hat, wie so oft, hochkarätige Interviewgäste aus der Medienbranche in der Sendung.
Die “taz” plant eine Sonderausgabe für und gefüllt durch freie Fotografen und Fotografinnen: “Die taz wird am Donnerstag, Gründonnerstag Dokumente dieser Zeit aufbereiten — Dokumente, die uns unsere Fotograf:innen selbst bereitstellen, als visuelle Zeitzeug:innen.”
Beim “Fachjournalist” gibt es ein Interview mit dem Datenjournalisten Marcel Pauly vom “Spiegel”: “Die Coronakrise dominiert den Arbeitsalltag aller Datenteams”.
Lesenswert ist zudem Dennis Horns Einordnung der Medienkritik des Virologen Christian Drosten.
Und wer nach all den Corona-News etwas Abstand und Ablenkung braucht: Die “Süddeutsche” hat eine tolle Zusammenstellung von Kulturlinks: Konzerte, Lesungen und Kunst von zu Hause erleben.

2. Der Dünnbartbohrer
(neues-deutschland.de, Christian Y. Schmidt)
Christian Y. Schmidt ärgert sich über die journalistische Begleitung der Corona-Krise durch den Wirtschaftsjournalisten Gabor Steingart in dessen Newsletter: “Seit 2018 verschickt er per E-Mail ein sogenanntes ‘Morning Briefing’, eine Art ‘Breitbart light’ für Wirtschaftsliberale, das stilistisch den schmalen Grat zwischen Claas Relotius und Franz Josef Wagner auslotet. ‘Dünnbart’ wäre kein schlechter Name. Für den Verfasser aber müsste man aufgrund seiner Corona-Verlautbarungen ebenfalls eine neue Bezeichnung finden. Am besten würde eine passen, die ich hier nicht hinschreibe, denn ich habe keine Lust, mich von Steingart verklagen zu lassen.”

3. Veröffentlicht die Dokumente!
(uebermedien.de, Arne Semsrott)
In der Presselandschaft zirkuliert ein vertrauliches Strategiepapier des Bundesinnenministeriums zum Umgang mit der Corona-Pandemie. Viele Medien hätten sich aus dem 17-seitigen Papier unterschiedliche Aspekte herausgepickt und würden daraus zitieren. Obwohl das Strategiepapier bereits in der Branche kreise, weigere sich das Innenministerium, es auch anderen Journalistinnen und Journalisten auf Basis des Pressegesetzes herauszugeben. Arne Semsrott ist deshalb initiativ geworden: “Es über das Informationsfreiheitsgesetz (IFG) zu bekommen, würde sich einen Monat hinziehen, viel zu lange. Und auch kein Sender, kein Verlag hat das Papier bisher veröffentlicht. Deshalb haben wir von ‘FragDenStaat’ das gemacht.”

4. Umstrukturierung als Mentalitätswandel
(deutschlandfunk.de, Daniel Bouhs, Audio: 5:21 Minuten)
Der Hessische Rundfunk befindet sich mitten in der Transformation. Das betrifft sowohl die Personalstruktur als auch die Inhalte und Ausspielwege. Es ist eine gewaltige Herausforderung, denn die Änderungen finden an vielen Stellen gleichzeitig statt, und die Corona-Krise verlangt dem Sender Weiteres ab. Daniel Bouhs hat sich die Reformanstrengungen näher angeschaut.

5. Konkurrenz mit Sonntags-Talks
(sueddeutsche.de)
Neulich lagen ARD und ZDF im Clinch wegen zeitgleich laufender Nachrichtensendungen, nun sollen parallel angesetzte Polit-Talkshows für Unmut sorgen. Spezial-Talkshowausgaben rund um das Coronavirus mit Maybrit Illner (ZDF) kollidierten mit dem festen Sendetermin ihrer ARD-Kollegin Anne Will.

6. Korrektur: Meldung zum Tod von Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger war falsch
(nzz.ch)
Die “Neue Zürcher Zeitung” (“NZZ”) ist offenbar auf einen berühmt-berüchtigten Twitter-Hoaxer hereingefallen, der sich als “Suhrkamp Verlag” ausgegeben und den angeblichen Tod des Schriftstellers Hans Magnus Enzensberger verkündet hatte.
Weiterer Lesehinweis: Felix Neumann hat mit dem Mann Kontakt aufgenommen, der sich als Politiker, Bischof und Künstler ausgebe: Tommasso Debenedetti – “Meisterfälscher” und Papst-Serienmörder (katholisch.de).
PS: Die “NZZ”-Redaktion wäre besser gefahren, wenn sie Neumanns 4 Strategien gegen Twitter-Fakes gelesen hätte, bevor sie die Falschnachricht ungeprüft weiterverbreitete. Ein Artikel für den digitalen Handwerkskoffer und die ewige Bookmarkliste.

Erfinder des Drosten-Podcasts, Restle und Naiv, Pekinger Bettdecke

1. Meinungsfreiheit in Zeiten von Corona – Monitor studioM
(youtube.com, Monitor, Video: 1:08 Stunden)
Bei “studioM” sprechen “Monitor”-Chef Georg Restle und Tilo Jung (“Jung & Naiv”) über journalistisches Arbeiten in Zeiten des Coronavirus und über die Gefahren, die aus den derzeitigen Grundrechtseinschränkungen erwachsen können. Außerdem dabei: Die Journalistin Katja Gloger, die als Vorstand bei Reporter ohne Grenzen über die Lage in anderen Ländern berichten kann.

2. Über 15 Mio. Abrufe: Der gewaltige Erfolg des “Coronavirus Update” mit Professor Christian Drosten
(meedia.de, Stefan Winterbauer)
Nur wenige kennen Norbert Grundei, Leiter des Radiosenders N-Joy und des NDR-Audio-Labs Think Radio. Viele kennen jedoch einen Podcast, den er angestoßen hat: Das “Coronavirus-Update” mit dem Virologen der Berliner Charité Christian Drosten. Bei “Meedia” verrät Grundei, wie es zu der Idee kam, wieviele Personen an der Produktion beteiligt sind und wie es um die Reichweite bestellt ist.

3. Wenn die Wahrheit zur Corona-Pandemie nicht ans Licht kommen soll
(tagesspiegel.de, Gloria Geyer)
Die Corona-Krise ist in vielen Teilen der Welt auch eine Medienkrise. Der Geschäftsführer der Reporter ohne Grenzen habe sich im Gespräch mit dem “Tagesspiegel” alarmiert gezeigt: “‘Ich bin selber überrascht, dass es fast auf der ganzen Welt Einschränkungen wegen der Coronavirus-Ausbreitung gibt.'” In vielen Ländern würden die Sichtweisen, die nicht dem Handeln der Regierung entsprechen, eingeschränkt.

4. Wie wir jetzt arbeiten – Journalismus in Zeiten von Corona
(stern.de)
Auch beim “Stern” entstehen Magazin und Website mittlerweile an vielen verschiedenen Orten und in den unterschiedlichsten Homeoffice-Umgebungen. Die Arbeitsbedingungen sind so vielfältig wie die Journalisten und Journalistinnen selbst, die über die ganze Welt verstreut sind — von Hamburg bis nach New York, von Berlin bis nach Shanghai.

5. Wie das Coronavirus Journalist:innen auf die Probe stellt
(netzpolitik.org, Dominic Lammar)
Volker Stollorz ist Geschäftsführer und Redaktionsleiter des Science Media Center Germany. Im Gespräch mit netzpolitik.org geht es um den Umgang der Medien mit wissenschaftlichen Fakten: Wie sollen Journalistinnen und Journalisten mit wissenschaftlichen Unklarheiten umgehen? Wie kann der Umgang mit ungeprüften Studien und widersprüchlichen Aussagen erfolgen? Und wie lassen sich Falschnachrichten herausfiltern?
Weiterer Lesehinweis: Beatrice Lugger ist Direktorin des Nationalen Instituts für Wissenschaftskommunikation. Bei “Zeit Online” ermuntert sie Forscherinnen und Forscher zum Dialog mit den Nichtexperten: “Forscher sollten lernen, mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren.”

6. Wenig Licht am Ende des Tunnels
(blog.tagesschau.de, Tamara Anthony)
Tamara Anthony berichtet für die “Tagesschau” aus dem ARD-Studio Peking. Was zu normalen Zeiten schon schwierig ist, gestaltet sich jetzt als besondere Herausforderung: Anthony befindet sich in Quarantäne. Im Blog der “Tagesschau” erzählt sie, wie sie und ihr Team mit den derzeitigen Umständen umgehen, einschließlich der Vertonung unter der akustikverbessernden Bettdecke.

Aktuelle Rügen, Des Bäckers kleine Brötchen, Corona-Partys

1. Rüge für Berliner Zeitung wegen Interessenkonflikt
(presserat.de)
Der Deutsche Presserat hat vergangene Woche vier Rügen verteilt: Bei der “Berliner Zeitung” wurde die Berichterstattung über den Börsengang eines Unternehmens gerügt, an dem der Zeitungsbesitzer beteiligt sei. Die Online-Ausgabe von “Mädchen” stand wegen ihrer Glücksspiel-Werbung in der Kritik (BILDblog berichtete). Beim Magazin “Grazia” habe es eine Art Tauschgeschäft Ware gegen Berichterstattung gegeben. Und die Fernsehzeitschrift “Hörzu” habe wiederholt gegen das Schleichwerbeverbot verstoßen.

2. WDR5: “Live-Anmutung” im Podcast für Fake im Radio
(fair-radio.net, Mario Köhne)
Die Initiative “Fair Radio” präsentiert mal wieder ein Beispiel für eine Hörfunksendung mit Live-Anmutung, die jedoch vorproduziert wurde. Darauf angesprochen, findet die Redaktion allerlei Begründungen, die Mario Köhne jedoch nicht gelten lassen will: “Warum aber dieses Theater? Warum sagt WDR 5 nicht klar, dass es sich um eine Aufzeichnung handelt? Das würde den hintergründigen Charakter der Sendung nicht ändern.” Köhne weiter: “In Zeiten, in denen es um die Glaubwürdigkeit der Medien im Allgemeinen und des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Speziellen geht, wäre eine klare Kennzeichnung oder zumindest der Verzicht auf die ‘Live-Anmutung’ aber wichtig.”

3. Emotionaler Bäcker steht in der Kritik
(n-tv.de)
Der Unternehmer Gerhard Bosselmann aus Hannover wurde zu einer Art Medienheld, als er vergangenen Freitag einen verzweifelten Aufruf bei Facebook veröffentlichte. Eindringlich und emotional berührend appellierte er an die Menschen, weiterhin Bäckereien um die Ecke aufzusuchen, und bedankte sich auf herzliche Weise bei seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Gerade weil das Video so menschlich und warmherzig erschien, wurde es zum viralen Hit. Viele Medien berichteten. Nun tauchte eine (verifizierte) “Dienstanweisung” von Bosselmann auf, die ihn in einem anderen Licht erscheinen lässt: Als kaltherzigen Boss, der seine Angestellten unter eklatanter Verletzung des Arbeitsrechts bedroht und einschüchtert, sie trotz Erkrankung an den Arbeitsplatz zwingen will und ihnen mit Rauswurf droht.

4. Die Wut auf Corona-Partys wächst – doch wie viele Feiern gibt es wirklich?
(bento.de, Jan Petter & Lukas Eberle)
Wenn man den Berichten einiger Redaktionen Glauben schenkt, soll es in ganz Deutschland immer wieder sogenannte “Corona-Partys” uneinsichtiger junger Menschen gegeben haben. Doch was ist dran an den Storys mit dem Empörpotenzial? Jan Petter und Lukas Eberle sind der Sache nachgegangen: “Viel Hörensagen, wenige dokumentierte Fälle”, so ihr Resümee.

5. Corona-Krise: Welche Hilfen freie Journalisten beanspruchen können
(uebermedien.de, Alexander Graf)
Angesichts der aktuellen Situation wissen viele freie Journalistinnen und Journalisten nicht, wie sie über die Runden kommen sollen. Alexander Graf hat zusammengetragen, was es an staatlichen Hilfen und sonstigen Unterstützungen gibt — angefangen bei Krediten und Liquiditätshilfen bis hin zu Entlastungen durch Steuerstundung und Senkung der Sozialbeiträge.

6. Wie wir den Spiegel entwickeln
(journalist.de, Stefan Ottlitz & Christina Elmer & Matthias Streitz)
Habt ihr schon mal versucht, aus einem Feuerwehrschlauch zu trinken? Hoffentlich nicht, denn danach wäret ihr pitschnass und immer noch so durstig wie zuvor. Der hier verlinkte Text kann als Beispiel für ein ähnliches Phänomen dienen. Drei Spitzenkräfte des “Spiegel” berichten vom Relaunch der Seite, und außer viel leerem Wortgeklingel, Selbstverständlichkeiten und Kalenderweisheiten kommt nichts rüber. Ein Text, der keine echten Erkenntnisse bietet, nur der flauschigen Selbstbespiegelung und Selbstvergewisserung dient und bestenfalls als internes Memo zirkulieren sollte.

Corona und die Medien, Falsche Sat.1-Polizistinnen, Der schwarze Kanal

1. Pandemie veranschaulicht Lücke
(taz.de, Said Rezek)
Anlässlich der vielen herumschwirrenden “Fake News”, Falschmeldungen und Verschwörungstheorien zum Coronavirus plädiert Said Rezek für die Vermittlung von mehr Medienkompetenz. Das mache “zwar niemanden gegen das Coronavirus immun, aber immerhin sind dann alle gegen Fake News gewappnet. So kann jeder User durch Nutzung seriöser Quellen zur Informationsbeschaffung dazu beitragen, die Verbreitung von Covid-19 zu verlangsamen, die medizinische Versorgung zu verbessern und Panik zu verhindern. Letztlich steht und fällt alles mit Bildung.”
Weiterer Lesehinweis: Das European Journalism Observatory beschreibt in einer Serie, wie weltweit über die Corona-Pandemie berichtet wird (bisher erschienene Beiträge: Großbritannien, Finnland, Schweden, Russland, Brasilien und Ägypten).
Beim “Spiegel” berichten die Korrespondenten in einem Video (3:54 Minuten) von ihrem Alltag aus verschiedenen Weltstädten.
Die “Medienwoche” beschäftigt sich mit einer anderen Gefahr: In mehreren Ländern erhöben Gesundheitsbehörden Smartphone-Daten, um Bewegungsprofile der Bevölkerung zu erstellen und Infektionsketten zurückzuverfolgen. Adrian Lobe fragt: “Mit Big Data gegen Corona: Weniger Datenschutz für mehr Seuchenschutz?”
Gute Fragen hat auch Jakob Buhre beim Pressebriefing des Robert Koch Instituts gestellt. Es geht um den Sprachgebrauch und die Abgrenzung der beiden Begriffe “Erkrankung” und “Fälle”.
Europaweit bleiben die Menschen zuhause und bringen mit ihrem steigenden Internet-Konsum die Netze an ihre Belastungsgrenzen. Um die Infrastruktur zu schützen, reduziere der Streamingdienst Netflix ab sofort seine Bitrate für Streams in Europa (dwdl.de, Thomas Lückerath).
Trotz coronabedingter fußballfreier Zeit würden sich Welt.de und t-online.de auf ein heißes Fußball-Wochenende vorbereiten und entsprechende Vorberichte veröffentlichen. Schuld ist eine Kombination aus Roboterjournalismus und Unaufmerksamkeit (uebermedien.de, Jürn Kruse).

2. Sat.1 schickt falsche Polizistinnen nach Connewitz – und hat nun Ärger mit dem Gesetz
(uebermedien.de, Aiko Kempen & Henrik Merker)
Der Fernsehsender Sat.1 hat zwei Reporterinnen in nachgemachten Polizeiuniformen in den Leipziger Stadtteil Connewitz geschickt. Insgesamt drei Drehtage lang zogen die verkleideten Frauen durch das Leipziger Szeneviertel, samt Kamerateam und Security-Crew. Das Ziel: Eine Art skandalisierender Kriegsbericht aus einer angeblichen No-go-Area. Das löst moralisch-ethische Fragen aus — und das Interesse von Staatsanwaltschaft und Polizei für das Vorgehen von Sender und Fernsehteam.

3. Vor 60 Jahren startete “Der schwarze Kanal”
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz, Audio: 4:55 Minuten)
Vor 60 Jahren wurde in der DDR das erste Mal “Der schwarze Kanal” ausgestrahlt, eine Sendung, die vorgab, sich kritisch mit dem Westfernsehen auseinanderzusetzen. Moderiert von Karl-Eduard von Schnitzler, der die Ausschnitte mal polemisch, mal geradezu hasserfüllt kommentierte. Brigitte Baetz erinnert an eine Propagandasendung aus den finstersten Ost-West-Zeiten.

4. Gerade jetzt ist Wissenschaftsjournalismus unerlässlich
(fachjournalist.de, Holger Wormer & Sascha Karberg)
Eigentlich müsste in den jetzigen Zeiten der Wissenschaftsjournalismus blühen, denn es bestehe ein großer Bedarf an fundierter Berichterstattung, doch das Gegenteil sei der Fall. Holger Wormer und Sascha Karberg beschreiben in ihrem einem Buch entnommenen Text, worin die Probleme bestehen und wie man ihnen begegnen könnte. Zwei Kulturen müssten sich einander annähern: “der naturwissenschaftlich geprägte Berichterstattungsstil des Wissenschaftsressorts und der traditionelle, eher geisteswissenschaftlich oder ›literarisch‹ geprägte Journalismustypus der übrigen Ressorts”.

5. “Grundwerte mutig verteidigen”
(kontextwochenzeitung.de, Minh Schredle)
Rassisten eine Bühne zu bieten habe nichts mit Ausgewogenheit zu tun, so der “Monitor”-Moderator Georg Restle im Interview mit dem Wochenmagazin “Kontext”: “Ich glaube, es braucht auch unter Kolleginnen und Kollegen ein klares Verständnis dafür, dass es nichts mit Ausgewogenheit und Perspektivenvielfalt zu tun hat, rechtsextreme Positionen zu verbreiten. Das haben wir bei ‘Monitor’ schon 2016 kritisiert, als es um Talkshow-Auftritte von AfD-Politikern ging. Ich habe den Eindruck, dass sich diese Auffassung, wenn auch noch nicht überall, aber doch langsam durchsetzt, und hoffe, dass daraus auch die entsprechenden Konsequenzen gezogen werden.”

6. Der US-“Playboy” war kein “Tittenmagazin”, sondern eine politische Streitschrift
(meedia.de, Ben Krischke)
Man kann an dem US-Magazin “Playboy” sicherlich vieles kritisieren. Anlässlich der Einstellung der Printausgabe in den USA ist Ben Krischke in seinem Nachruf jedoch gnädig und fokussiert sich auf die positiven Aspekte: “Der US-‘Playboy’ war nie ein aufpoliertes ‘Schmuddelblatt’ oder ein chauvinistisches ‘Tittenmagazin’, sondern eine lustvolle Streitschrift. Er lichtete einerseits nackte Frauen in erotischen Posen ab. Andererseits druckte Hefner von Anfang an umstrittene Werke bekannter Schriftsteller wie Ray Bradbury, der in seiner Dystopie ‘Fahrenheit 451’ gegen die Zensur anschrieb. Oder einen Text von Charles Beaumont, der eine Welt erdachte, in der Homosexualität normal ist und Heterosexualität als abartig gilt.”

Corona-Erklärstücke, Merkwürdige Stimme, Clan-Hype durch Medien?

1. Die besten Erklärstücke zum Coronavirus weltweit
(digitalpresent.tagesspiegel.de, Hendrik Lehmann)
Die Zeit der Corona-Krise ist auch die Zeit des Datenjournalismus. Der “Tagesspiegel” hat sich auf der ganzen Welt nach den besten Infografiken, Animationen und Erklärstücken zum Coronavirus umgesehen.

2. Wechselspiel mit rechten Medien
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers, Audio: 6:02 Minuten)
Seit vielen Jahren pflegt der Sänger Xavier Naidoo ein äußerst krudes Weltbild, das er regelmäßig mit der Öffentlichkeit teilt — ob durch fragwürdige Songtexte, wirre Interviews oder rassistische Statements. Michael Borgers berichtet von Naidoos Nähe zu einem Verschwörungstheoretiker und zum Netzwerk der Neuen Rechten.

3. “Republik” überlebt
(sueddeutsche.de)
Das Onlinemagazin “Republik” verfügte bei seinem Start im Jahr 2017 über 7,7 Millionen Franken, die sich aus Crowdfunding-Einnahmen und Investorengeldern zusammensetzten. Dieses Kapital hatte sich erschöpft, so dass die Schließung drohte. Nun hat man weitere zweieinhalb Millionen Franken eingeworben und kann den Betrieb aufrechterhalten.

4. Die Schweizer dürfen das
(zeit.de, Lenz Jacobsen)
Lenz Jacobsen hat sich mit dem Leiter des Berliner Büros der “NZZ”, Marc Felix Serrao, zum Gespräch getroffen. Jacobsen schreibt: “In den vergangenen drei Jahren ist die Schweizer Zeitung zur merkwürdigsten Stimme des deutschen Journalismus geworden. Mittlerweile acht Redakteure produzieren in Berlin ein Medium, das aus der Schweiz kommt, aber für Deutschland schreibt; das von rechts bejubelt wird, sich aber als Festung der bürgerlichen Mitte versteht; das sich auf den Liberalismus und die Nüchternheit der NZZ beruft, aber vor allem gern und oft weiß, was in Deutschland alles falsch läuft.”

5. Clan-Hype durch Medien?
(youtube.com, Zapp, Video: 8:52 Minuten)
Clan-Kriminalität ist ein ernstes Thema, das eine angemessene Berichterstattung verdient. Einige Medien bieten den Kriminellen jedoch eine Bühne, auf der diese sich regelrecht inszenieren können. “Da wird ein Heldenstatus aufgebaut. Das wirkt auf junge Leute. Das ist sehr gefährlich, denn das blendet aus, worum es wirklich geht: Schwerstkriminalität”, so Benjamin Jendro von der Gewerkschaft der Polizei. “Zapp” berichtet über den fragwürdigen Umgang der Medien mit den Clans und den sich aufplusternden Clan-Kriminellen.

6. Warum wir die Maus jetzt brauchen
(welt.de, Christian Meier)
Als Angebot für die von den Schulschließungen betroffenen Kinder und Eltern strahlt der WDR “Die Sendung mit der Maus” zurzeit täglich aus. Christian Meier singt in der “Welt” ein Loblied auf den kleinen Nager: “Wir brauchen jetzt die Maus, die unseren Kindern die Welt erklärt, selbst wenn sie auf Corona wohl nicht vorbereitet war. Eine Folge am Tag reicht schon. Ein Nebeneffekt, der nicht zu unterschätzen ist: Auch uns Eltern helfen diese vertrauten Geräusche der Kindheit — Klimperklimper, Trööttrööt, Stapfstapf — in einer Zeit, in der wir jeden Tag ein Stück nervöser werden. Was würde die Maus jetzt tun?”

Netzhetze, We agree to disagree, Dieter Bohlens wirres Statement

1. “Hetze trifft irgendwann jeden: Verwandte, Bekannte, Sie selbst”
(zeit.de, Meike Laaff & Lisa Hegemann)
“Zeit Online” hat sich mit der Grünen-Politikerin Renate Künast über Hass und Hetze im Netz unterhalten. Künast ist immer wieder das Ziel von Anfeindungen, gegen die sie sich nötigenfalls auch juristisch zur Wehr setzt. Im Gespräch geht es vor allem um die beiden Gesetzesentwürfe, mit denen die Bundesregierung Hassrede im Internet bekämpfen will und die von Künast kritisch beurteilt werden: “Wir brauchen nicht nur das BKA, wir brauchen auch ein Demokratiefördergesetz, eine gute Finanzierung für Beratungsstellen und Leute, die wirklich immer hingucken.”

2. Dialog oder Kampf?
(gaborsteingart.com, Marina Weisband & Gabor Steingart, Audio: 53:02 Minuten)
Der Journalist und Medien-Unternehmer Gabor Steingart eckt mit seinem täglichen Newsletter “Morning Briefing” und dem dazugehörigen Podcast immer wieder an und erntet teilweise deutliche Kritik. Nun haben sich Marina Weisband und Gabor Steingart zum Streitgespräch zusammengesetzt, und das ist insofern eine Besonderheit, da Weisband selbst einen Podcast bei Steingarts Unternehmen Media Pioneer betreibt. Das merkt man jedoch an keiner Stelle, denn Weisband schont ihren Auftraggeber nicht und konfrontiert ihn mit seinen Aussagen zu Migration und Hufeisentheorie. Ein gelungenes Beispiel für Streitkultur, bei dem es am Ende heißt: We agree to disagree.

3. Die Maus grüßt ab Mittwoch täglich
(spiegel.de)
In vielen Bundesländern bleiben wegen der Corona-Krise die Kindertagesstätten und Schulen geschlossen, die Kinder müssen daheim bleiben. Die öffentlich-rechtlichen Sender haben auf die veränderte Situation reagiert und ihr Programm für die jungen Zuschauer und Zuschauerinnen angepasst. Das reicht von Unterhaltungssendungen bis hin zu Lernformaten. Der “Spiegel” bietet eine Übersicht.

4. Dieter Bohlen in “Der Sinneswandel in zwei Stunden”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Nach dem Rauswurf von Xavier Naidoo aus der Unterhaltungssendung “Deutschland sucht den Superstar” warteten viele gespannt auf das angekündigte Statement von Jury-Urgestein Dieter Bohlen. Nach allerlei quotenschielender Zeitschinderei kam es dann zu einem Statement, das an Wirrheit kaum zu überbieten ist. Thomas Lückerath versucht die Gedanken des “Poptitans” nachzuvollziehen, kapituliert jedoch am Ende: “Das ist Realsatire, serviert von einem Mann, der offenbar mit der ihm zugetragenen Rolle überfordert ist und auch nach drei Tagen kein noch so einfaches oder klares Statement abgeben kann. Lieber Dieter Bohlen, nein, es ging in der Empörung der vergangenen Woche nie um die Jury Ihrer Castingshow. Es ging um rassistische und höchst irritierende Aussagen von Xavier Naidoo. Es sind nicht die anderen, die da etwas durcheinander bekommen haben.”

5. Erster Corona-Fall: ZDF beschließt Maßnahmen für Mitarbeiter
(meedia.de, Thomas Borgböhmer)
RTL schickt ab heute 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins Homeoffice. Ähnliche Maßnahmen treffe nun das ZDF. Nach einem ersten bestätigten Fall einer Corona-Infektion solle die Belegschaft, sofern das möglich und vertretbar ist, von zu Hause aus arbeiten. “Wir müssen gemeinsam alles tun, um die Sendesicherheit, das Programm und die notwendigen Infrastrukturen aufrechtzuerhalten. In Zeiten wie diesen ist unser Programmauftrag wichtiger denn je”, so Intendant Thomas Bellut.

6. “Immer nur Corona? Das verdirbt doch die Laune.”
(twitter.com, Boris Rosenkranz)
“Immer nur Corona? Das verdirbt doch die Laune. Wir sollten ein hoffnungsvolles Gegenprogramm senden.” Diese Worte legt Boris Rosenkranz spöttisch den “Welt”-Programmmachern in den Mund und dokumentiert mit einem Screenshot die auffällige Themenbesessenheit des Senders.

“6 vor 9”-Sonderausgabe: Corona in und bei Medien

1. Der Corona-Aufklärer der Nation
(sueddeutsche.de, Carolin Gasteiger)
Professor Christian Drosten, Leiter des Instituts für Virologie an der Berliner Charité, ist in den Medien derzeit nahezu omnipräsent. Er sitzt in der Bundespressekonferenz, äußert sich unter anderem in der “Tagesschau” und ist beim täglichen Podcast “Das Coronavirus Update” (NDR) zu hören. Carolin Gasteiger stellt den Wissenschaftler vor.

2. Wie deutsche Medien auf die Corona-Pandemie reagieren
(deutschlandfunk.de)
Wie wollen Medien in Corona-Zeiten die Berichterstattung sichern? Welche Auswirkungen auf das Programm gibt es? Wie gehen Soziale Medien mit dem Coronavirus um? Der Deutschlandfunk versucht sich an Antworten auf diese und die damit in Zusammenhang stehenden Fragen.
Weiterer Lesetipp: Coronavirus-Fall beim “Tagesspiegel”: Wie das Virus unseren Alltag auf die Probe stellt (tagesspiegel.de, Maris Hubschmid).

3. Corona-Pandemie: Wie Medienhäuser, Werbe- und die Eventindustrie die Auswirkungen beurteilen
(meedia.de)
Wie wirkt sich die Corona-Krise auf die Medien-, Werbe- und Eventindustrie aus? Die Arbeit im Home Office wird angeordnet, Dienstreisen werden abgesagt. Die Anzahl persönlicher Meetings wird reduziert und Veranstaltungen werden verschoben. Siehe dazu auch: Springer schickt alle Mitarbeiter nach Hause (uebermedien.de, Jürn Kruse).

4. Corona trifft Medien: Was das Publikum erwarten kann
(br.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 23:04 Minuten)
Im Podcast “Das Medienmagazin” (BR) geht es in der aktuellen Ausgabe auch um das Thema Corona und die Medien: Wie bereitet sich der Bayerische Rundfunk auf die Pandemie vor? Wie können Medien derzeit in der italienischen Hauptstadt arbeiten? Welche Verschwörungstheorien und Falschinformationen zum Coronavirus breiten sich im Internet aus? Und wie erkennt man sie?

5. Coronavirus in den Medien: Von Experten und «Experten»
(medienwoche.ch, Servan Grüninger)
Servan Grüninger hat sich angeschaut, wie in der Schweiz über das Thema Corona berichtet wird. Sein Resümee: Die Journalisten und Journalistinnen “sollten dem Publikum dabei helfen, irreführenden Nonsens von verlässlichen Informationen unterscheiden, und damit im Krisenfall eine Art ‘geistige Rettungsgasse’ schaffen, damit die relevanten und verlässlichen Informationen durchdringen können. Dazu gehört insbesondere, die befragten Experten konsequent nach Quellen und Unsicherheiten fragen, diese richtig wiederzugeben und auf Zuspitzungen und Übertreibungen verzichten.”

6. Historischer Krisentag: dpa verschickte 31 Eilmeldungen
(t-online.de, Lars Wienand)
Freitag gab es bei der Deutschen Presse-Agentur (dpa) eine rekordverdächtige Zahl von Eilmeldungen. Ganze 31 wurden über den Basisdienst verschickt. Damit habe es an einem Tag halb so viele Eilmeldungen gegeben wie im gesamten Jahr 2019 zu Terror (60).

7. Ein Thread, um die Widerstandsfähigkeit gewöhnlicher Menschen zu feiern
(twitter.com/leonardocarella)
Extralink: Zum Schluss ein bewegender Blick nach Italien, wo die Menschen in Zeiten von Quarantäne und Lockdown zusammenhalten, sich über die Balkongrenzen hinweg Gesellschaft leisten, singen, tanzen und Musik machen.

Goldene Blogger, Trickreiche TikTokker, Empörte Fußballreporter

1. 119 Angriffe auf Reporter in fünf Jahren
(faz.net)
Eine Erhebung des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit in Leipzig liefert beunruhigende Zahlen: In den vergangenen fünf Jahren sei es in Deutschland in 119 Fällen zu Angriffen auf Journalisten und Journalistinnen gekommen. Trauriger Spitzenreiter sei Sachsen mit fast der Hälfte aller bundesdeutschen Attacken auf Medienschaffende.

2. Fukushima: Freie Berichterstattung zulassen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Exakt neun Jahre ist es her, dass im japanischen Fukushima aus einer Naturkatastrophe eine Nuklearkatastrophe wurde. Neun Jahre, in denen sich Medien immer wieder darüber beklagen würden, von Regierung und Atomlobby in ihrer Berichterstattung behindert zu werden. Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen, fordert ein Umlenken: “Die japanischen Behörden müssen sicherstellen, dass Medien uneingeschränkt über Fukushima berichten können. Journalistinnen und Journalisten — dazu gehören auch Auslandskorrespondentinnen und -korrespondenten sowie freie Medienschaffende — müssen Zugang zu den kontaminierten Regionen und zu allen verfügbaren Daten bekommen.”

3. Nach Angriff auf RTL-Kameramann: Rapper Fler verhaftet
(dwdl.de, Kevin Hennings)
Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin gab gestern bekannt, dass gegen den Rapper Fler ein Haftbefehl wegen Raubes und Körperverletzung “zum Nachteil eines RTL-TV-Teams” erlassen und vollstreckt worden sei. Kevin Hennings erklärt bei “DWDL” den Hintergrund und den vorangegangenen Streit um die “unhatewomen”-Kampagne zu verbaler Gewalt gegen Frauen in Rap-Texten.
Nachtrag: Die Generalstaatsanwaltschaft teilt auf Twitter mit: “Im Termin zur Verkündung des Haftbefehls ist der Ermittlungsrichter der Bewertung der Staatsanwaltschaft nicht gefolgt und hat den HB wegen Zweifeln am dringenden Tatverdacht aufgehoben. Der Beschuldigte ist entlassen. Die Staatsanwaltschaft prüft die Einlegung einer Beschwerde.”

4. Das sind die Preisträger*innen der Goldenen Blogger 2019
(die-goldenen-blogger.de)
Anfang der Woche wurden in Berlin zum dreizehnten Mal die “Goldenen Blogger” verliehen. Die Wahl erfolgte per Online-, Saal- und Akademievoting und erstreckte sich auf insgesamt 19 Kategorien. Mit dem “Sonderpreis fürs Lebenswerk” wurde der Autor und “Spiegel”-Kolumnist Sascha Lobo ausgezeichnet. Die weiteren Preisträger samt der dahinterstehenden Projekte finden sich auf der oben verlinkten Seite.

5. Wie Fußballreporter im Empörungsrausch den Ton angeben
(uebermedien.de, Andrej Reisin)
Wenn Fußballreporter über Kritik der Fußballfans und Ultras am Sportbusiness berichten, seien differenzierte Betrachtungen oft Mangelware, so Andrej Reisin auf “Übermedien”. Ein Grund dafür sei mangelnde Professionalität und mangelnde Distanz zum Berichtsgegenstand: “Die Ausbildung zum Sportjournalisten findet im besten Fall in extra eingerichteten Studiengängen statt, von denen es nur wenige gibt, die sich wiederum (wie an der Sporthochschule Köln) geradezu ihrer Praxisverbundenheit rühmen. Das heißt: Je näher der Berichterstatter am sportlichen Geschehen ist, vielleicht sogar einst selbst Athlet war, desto besser. Das alte Klischee vom Fan, der es auf die andere Seite der Absperrung geschafft hat, trifft hier noch immer häufig zu. Das Resultat ist allzu oft eine vollkommen fehlende Distanz vom Gegenstand der Berichterstattung. Reporter werden zu Gala-Empfängen nach Europapokalspielen als Gäste eingeladen; einige duzen Spieler, Trainer und Vereinsbosse vor laufender Kamera — in anderen Feldern der Berichterstattung ein absolutes No-Go.”

6. TikTok-Tricks: Mit diesen drei Engagement-Hebeln hacken TikTokker die Für-Dich-Seite
(omr.com, Roland Eisenbrand)
Wer sich ein wenig für die Social-Video-App TikTok interessiert, sollte unbedingt einen Blick auf Roland Eisenbrands Analyse werfen. Dort verrät er, wie TikTokker mit ungewöhnlichen Ideen und schmutzigen Tricks Reichweite erzeugen und Kasse machen.

Unehrliche Unterhalter, Schäbige Gewaltausbrüche, Sexszenen-Expertin

1. Das Ende von Joko & Klaas als ehrliche Unterhalter
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier kommentiert den Fall der reihenweise zusammengetricksten und geschummelten Videos von Joko & Klaas: “Es war immer schon ein atemberaubender Spagat, dass Joko und Klaas gleichzeitig die albernsten, pubertärsten, extremsten Späße machen und sich glaubwürdig gesellschaftspolitisch engagieren konnten. Dieser Spagat funktionierte auch deshalb, weil die beiden Protagonisten für ehrliche Unterhaltung standen — sei es durch schlichte, eindimensionale Spaß-Aktion oder durch ein cleveres, ironisches, oft genug entlarvendes Spiel mit dem Medium und seinen Regeln. Beide Seiten ihrer Prominenz, die reine Spaß-Existenz und die engagierte Persönlichkeit, beruhen auf dem Vertrauen, dass sie das Publikum nicht für dumm verkaufen. Damit ist es erstmal vorbei.”
Weiterer Lesehinweis: Ausgerechnet an dem Tag, an dem der Schwindel um die Joko-&-Klaas-Videos aufgedeckt wurde, verkündete das Grimme-Institut, wer seine begehrten Preise bekommen soll. Joko & Klaas sollen einen erhalten, aber nicht für eine ihrer Fernsehshows, sondern für ihre 15 Live-Minuten bei ProSieben. Und ab hier ging bei Bild.de und Welt.de einiges durcheinander. Stefan Niggemeier fragte dazu gestern auf Twitter: “Ist es nicht irre, dass diese Falschmeldung, dass #LateNightBerlin wegen der Fake-Vorwürfe der Grimme-Preis aberkannt worden sei, bei der @Welt auch nach 7 Stunden immer noch nicht korrigiert wurde? Merkt da niemand irgendwas?”

2. Die schäbigen Gewaltausbrüche des Patrick Losensky
(tagesspiegel.de, Sebastian Leber)
Sollte man über die Gewaltausbrüche des Rappers Fler berichten oder ihn mit medialer Nichtbeachtung strafen? Für Sebastian Leber gehören die Vorgänge öffentlich gemacht: “Weil es Menschen gibt, die real von ihm bedroht, sexistisch beleidigt und verprügelt werden. Weil sich diese Betroffenen alleingelassen fühlen. Und weil Strafrahmen in der Vergangenheit offenbar so wenig ausgeschöpft wurden, dass Fler nicht einmal Reue zeigt und seine Opfer nach Taten sogar öffentlich verhöhnt.”

3. Die zweifelhaften Zocker-Ratschläge der “Bild”
(ndr.de, Philipp Eckstein & Stella Peters & Jan Lukas Strozyk)
Online-Glücksspiel ist in Deutschland, außer in Schleswig-Holstein, illegal. Dennoch trommele die “Bild”-Redaktion mit ihrer werblichen Berichterstattung für diverse Online-Casino-Angebote. Ein NDR-Team ist der Sache nachgegangen und hat Beteiligte und Behörden dazu befragt. Die Glücksspielaufsicht prüfe Schritte gegen “Bild”. Die weist jeden Vorwurf empört zurück: Man berichte über Glückspiel “ausgesprochen verantwortungsvoll.”

4. Leipziger Buchmesse 2020 abgesagt: »Sicherheit geht vor«
(buchreport.de)
Rund 280.000 Besucherinnen und Besucher wurden zur diesjährigen Leipziger Buchmesse erwartet, etwa 2500 Aussteller wollten dort den Lesern und Leserinnen ihr Angebot näherbringen. Doch gestern wurde das wichtige Branchenereignis abgesagt. Das Gesundheitsamt Leipzig sei “der Aufforderung des Bundesgesundheits- und des Bundeswirtschaftsministeriums gefolgt, wonach eine Rückverfolgbarkeit von Kontaktpersonen bei Großveranstaltungen gewährleistet sein muss. Es empfahl dringend, dass jeder Messeteilnehmer schriftlich belegen muss, nicht aus definierten Risikogebieten zu stammen oder Kontakt zu Personen aus Risikogebieten gehabt zu haben.” Da dies nicht zu bewerkstelligen sei, habe man die Buchmesse schweren Herzens abgesagt.

5. Berliner Verlag: Wer ist schuld am Abgang Thiemes?
(newsroom.de)
Über die Gründe des Abgangs des kurzzeitigen Chefredakteurs von “Berliner Zeitung” und “Berliner Kurier” sind sich die Beteiligten uneinig: Während die Verleger Silke und Holger Friedrich mitteilen, dass Ex-Chefredakteur Matthias Thieme aus persönlichen Gründen ausgeschieden sei, entgegnet dieser über einen Anwalt, es habe sich um betriebliche Gründe gehandelt.

6. Expertin für Sexszenen im Film: Deutschlands erste Intimitätskoordinatorin
(rnd.de, Tilmann P. Gangloff)
In den USA sei es schon gang und gäbe, nun soll es diese Praxis auch hier geben: Deutschlands erste “Intimitätskoordinatorin” will Schauspieler und Schauspielerinnen bei Sexszenen im Film beraten.

Lesbos-Lichtenhagen, Unkontrolle, Frauenhassende Rapper

1. “Da braut sich ein Pogrom zusammen”
(tagesspiegel.de, Paul Gäbler)
Als der Foto- und Videojournalist Michael Trammer auf Lesbos die Ankunft von Geflüchteten dokumentierte, wurde er von Rechtsradikalen angegriffen und verletzt. Der “Tagesspiegel” hat mit Trammer gesprochen, der zum Zeitpunkt des Gesprächs aus Sicherheitsgründen die Insel verlassen wollte: “Die Situation erinnert ein wenig an Rostock-Lichtenhagen 1992. Hier braut sich gerade ein Pogrom zusammen. Ich habe schon seit ein paar Tagen Angst gehabt, dass es bald eskalieren könnte. Europa hat monatelange weggeschaut. Lange wird das hier nicht mehr gut gehen.”

2. Chefredakteur von “Berliner Zeitung” hat gekündigt
(spiegel.de, Stefan Kuzmany)
Nach der Übernahme durch das Ehepaar Silke und Holger Friedrich will bei “Berliner Kurier” und “Berliner Zeitung” einfach keine Ruhe einkehren. Zunächst sorgte ein wirres Manifest für Kopfschütteln, dann ging es um die Stasi-Vergangenheit des Neueigentümers. Vorher hochgelobte Chefredakteure verließen den Verlag, und seit gestern steht der Vorwurf im Raum, das Verlegerehepaar habe die Existenz einer Schweizer GmbH vorgetäuscht. Zudem müssen sich die Friedrichs nach neuem Führungspersonal umsehen: Nach gerade einmal drei Wochen habe der neue Chefredakteur von “Berliner Zeitung” und “Berliner Kurier” seine Kündigung eingereicht.

3. Die sehr freiwillige Selbstkontrolle der deutschen Presse
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Laut Pressekodex (Artikel 16) “entspricht es fairer Berichterstattung, vom Deutschen Presserat öffentlich ausgesprochene Rügen zu veröffentlichen, insbesondere in den betroffenen Publikationsorganen bzw. Telemedien.” Doch wie halten es die Medien mit dieser “fairen Berichterstattung”? Nicht sonderlich gut, wie Stefan Niggemeier feststellt. Und auch der Presserat selbst lässt es an Transparenz missen.

4. Vorurteilsbewusster Journalismus
(medium.com, Lorenz Matzat)
Lorenz Matzat fordert Journalisten und Journalistinnen dazu auf, sich stärker ihrer Verantwortung für eine möglichst rassismusfreie Gesellschaft bewusst zu sein und ihre berufliche Praxis zu überprüfen: “Wir könnten beispielsweise unsere Quellenarbeit überdenken. Reicht es, wenn wir schlicht darauf setzen, dass es zwei voneinander unabhängige Quellen gibt? Oder müssen wir nicht auch darauf schauen: Wer spricht über wen? Wie können marginalisierte Perspektiven stärker zu Wort kommen? An welcher und wessen Norm orientieren wir unsere Wort- und Bildwahl? Und vielleicht könnte es ein redaktioneller Maßstab werden zu fragen: Wenn eine Person mit Rassismuserfahrung unser journalistisches Stück liest, sieht oder hört: Was könnte für sie verletzend sein, wie kommt das bei ihr an?”

5. Rapper setzt Kopfgeld auf Frau aus und bedroht Komiker
(t-online.de, Janna Halbroth)
Die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes hat ein Video veröffentlicht, in dem Frauen Textstellen aus Songs von Rappern wie Kollegah, Farid Bang, Gzuz und Fler vorlesen, die an Frauenfeindlichkeit und Gewaltverherrlichung kaum zu überbieten sind. Für den Rapper Fler war dies wohl eine Art Aufforderung, seinem Hass freien Lauf zu lassen und diverse Personen übel zu beleidigen und zu bedrohen.

6. Deutsche Konzert- und Tourneeveranstalter bangen um ihre Existenz
(bdkv.de)
Der Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft ist besorgt wegen der Ausbreitung des Coronavirus und der Auswirkung auf das Veranstaltungsgeschäft: “Wir beobachten bereits seit einigen Tagen einen erheblichen Einbruch bei den Kartenverkäufen, und Inhaber von Karten versuchen zunehmend, diese gegen Erstattung des Eintrittsgeldes zurückzugeben”. Zahlreichen Veranstaltungsunternehmen drohe der wirtschaftliche Kollaps.

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