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Zu Besuch bei Gujer, Zukunft von “Buzzfeed”, Fragerecht per Los

1. Wie war ich?
(republik.ch, Daniel Ryser)
Daniel Ryser hat ein überaus lesenswertes Porträt des “NZZ”-Chefredakteurs Eric Gujer verfasst. Er hat ihn im Schweizer Stammhaus besucht und ist nicht davor zurückgeschreckt, Gujer auch mit unangenehmen Fragen zur wirtschaftlichen Entwicklung zu konfrontieren: “Gujer lächelt das mit einem Kopf­schütteln weg, und natürlich kann man durchaus sagen, dass es völlig unwesentlich ist, dass in meinen komplett vernachlässigbaren, in Bubbles erstickenden linken Zecken­kreisen niemand mehr die NZZ liest, weil man es zum Beispiel in einer Welt der Trumps, Erdoğans, Putins, Orbáns, Bolsonaros und Johnsons irgendwann als intellektuelle Beleidigung empfand, wöchentlich erzählt zu bekommen, dass wir offenbar — zumindest in der Wahrnehmung an der Falkenstrasse — kurz vor einer totalitären Diktatur eines queer­feministischen Regen­bogens stehen. Aber 30’000 verloren gegangene Print-Jahres­abos lassen sich womöglich doch nicht so einfach mit Bubble und ‘lesen einfach keine Zeitung mehr’ schönreden.”

2. Was wird aus der deutschen Redaktion?
(deutschlandfunk.de, Daniel Bouhs, Audio: 4:51 Minuten)
Vergangenes Jahr wurde “Buzzfeed News”-Chef Daniel Drepper noch als “Chefredakteur des Jahres” ausgezeichnet. Heute bangen er und seine Redaktion um die berufliche Existenz. Die “Buzzfeed”-Zentrale will seinen mit Lob und Preisen ausgezeichneten deutschen Ableger abstoßen. Man möchte meinen, dass sich deutsche Medienhäuser um das tüchtige Team reißen, doch die derzeitigen Aussichten seien ungewiss.

3. Rechtsextreme podcasten ungestört bei Spotify
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Rechtsextreme haben das Medium Podcast für sich entdeckt — um in der Corona-Krise die Deutungshoheit zu erlangen und um ihre Ideen unters Volk zu bringen. Matthias Schwarzer hat sich angeschaut beziehungsweise angehört, wie die Gruppierung “Ein Prozent” bei ihren Audio-Produktionen vorgeht und welche Köpfe hinter dem Netzwerk stecken.

4. Lotterie: Gewinner dürfen Fragen stellen
(verdi.de, Reiner Wandler)
Pressekonferenzen der spanischen Regierung finden derzeit online und vor leeren Stuhlreihen statt. Journalistinnen und Journalisten, die eine Frage stellen wollen, müssen auf eine Art Gewinnspiel hoffen: Nur wer ausgelost werde, könne per Videoschalte auf der Pressekonferenz zu Wort kommen. Dagegen richte sich nun der Widerstand zahlreicher Medienschaffender: Mittlerweile hätten über 400 von ihnen ein Manifest mit dem Titel “Die Freiheit zu fragen” unterzeichnet.

5. Podcasts zwischen Corona-Hype und Spotify-Monopol
(medienwoche.ch, Nick Lüthi)
Corona-Podcasts haben viel für die Akzeptanz des Mediums Podcast getan. Gleichzeitig versuche Spotify, eine marktbeherrschende Stellung zu erreichen, so Nick Lüthi in der Schweizer “Medienwoche”: “Befürchtungen gehen dahin, dass sich Spotify zu einem Gatekeeper entwickelt, vergleichbar mit der Rolle von Google oder Facebook im Netz. Noch ist es nicht so weit, aber Spotify geht den Weg in diese Richtung ziemlich zielstrebig. Dabei profitiert das Unternehmen auch von jenen Produzenten, die ihre Podcasts dort zum Abruf einstellen. Und das sind so ziemlich alle.”

6. “Misstrauen Sie dieser Video-Kolumne!”
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz, Video: 1:19 Minuten)
“Focus”-Kolumnist Jan Fleischhauer kommentiert die Video-Kolumne von Jan Fleischhauer. Boris Rosenkranz hat eine Video-Collage mit Fleischhauer-Sprech-Schnipseln arrangiert und lässt ihn unter anderem sagen: “Misstrauen Sie dieser Video-Kolumne! Bis irgendwann die Polizei kommt.”

Neue Fakten der “Storymachine”, Was für ein Aufzug, Sonja Zietlow

1. Streeck, Laschet, StoryMachine: Schnelle Daten, pünktlich geliefert
(riffreporter.de, Christian Schwägerl & Joachim Budde)
Die “Riffreporter” haben in einem längeren Lesestück die Vorgänge um das sogenannte “Heinsberg Protokoll” rekonstruiert. Eine lesenswerte Chronologie und Analyse mit erschreckenden Erkenntnissen: “Es ist Laschet, Streeck und StoryMachine gelungen, in der politischen Themen- und Prioritätensetzung neue Fakten zu schaffen und Aufmerksamkeit vom Lockdown auf den Exit umzulenken. Doch das PR-Bündnis hat einen Preis: Die Kritik an der Seriosität des Vorgehens.”

2. Traue keiner Statistik, …?
(spiegel.de, Marcel Pauly & Patrick Stotz)
Die Berichterstattung über das Coronavirus basiert häufig auf Zahlen. Doch welche Datenquellen und welche Messgrößen werden verwendet? Der “Spiegel” erklärt, woher die Daten kommen, wie aussagekräftig die Infiziertenzahlen sind, welche Kennzahlen für die Ländertabelle verwendet werden, und beantwortet weitere Fragen zum Umgang mit den Covid-19-Zahlen.

3. Was machen all diese Politiker in einem Aufzug?
(hessenschau.de)
Im ganzen Land heißt es Abstand halten, aber ausgerechnet die, die es besser wissen müssten, quetschen sich in einen proppenvollen Aufzug. Mit dabei: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, Kanzleramtsminister Helge Braun, Ministerpräsident Volker Bouffier, Regierungssprecher Michael Bußer (alle CDU) und Hessens Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne), dazu noch mindestens sechs weitere Personen. Das Foto der irren Szene sorgte in den Sozialen Medien für allerlei Gesprächsstoff: von kritischen Anmerkungen bis hin zu spöttischen und lakonischen Bemerkungen.

4. Susanne Gaschke fragt sich, ob Corona der neue Hitler ist
(uebermedien.de, Jürn Kruse)
Gefallen sich die Deutschen tatsächlich “in 150-prozentigem Corona-Gehorsam”, wie von Susanne Gaschke in der “NZZ” behauptet? Jürn Kruse hat sich den Artikel absatzweise vorgenommen und die darin enthaltenen Vorwürfe und Unterstellungen (“Totalitarismus”, “Ermächtigungsgesetz”, “Unterwerfung”) seziert.

5. Forum Recht, Ausgabe “Don’t @ me” (1/2020)
(forum-recht-online.de)
“Forum Recht” ist ein rechtspolitisches Magazin, das vom Bundesarbeitskreis kritischer Juragruppen sowie einem Trägerverein herausgegeben und vor allem von Studierenden, Referendarinnen und Referendaren gefüllt wird. Die aktuelle Ausgabe widmet sich dem Thema Social Media: Wie agieren Menschen und staatliche Akteure in den Sozialen Medien? Und wie kann das Recht darauf reagieren? Das Heft steht jetzt zur freien Online-Lektüre bereit.

6. Sonja Zietlow irritiert mit Facebook-Posts zum Coronavirus
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
In den vergangenen Tagen postete die prominente RTL-Moderatorin Sonja Zietlow (“Dschungelcamp”) allerlei Seltsamkeiten auf ihrem verifizierten Facebook-Kanal und lockte damit Verschwörungstheoretiker der unterschiedlichsten Couleur an. Am Ostersonntag veröffentlichte sie eine Liste mit Personen aus Medizin und Forschung, die ihrer Auffassung nach in der Gesellschaft als “Verschwörungstheoretiker” gelten würden. Das Problem: Viele davon hatten tatsächlich fragwürdige oder gänzlich widerlegte Aussagen über das Coronavirus verbreitet. “Wer nicht als Verschwörungstheoretiker gilt”, so Zietlow weiter in ihrem Post: “Prof. Dorsten (!), Lothar Wieler RKI, Bill Gates, Spahn.” Der Spuk scheint jedoch beendet, zumindest vorerst: Zietlows Facebookseite ist seit gestern Abend nicht mehr erreichbar.

AfD vs ARD, “E-Mail ist die neue Homepage”, Weinsteins Schuld

1. Jubel und Ausladung: ARD wehrt sich gegen AfD-Vorwürfe
(uebermedien.de, Jürn Kruse)
Haben sich bei der ARD-Wahlberichterstattung tatsächlich “Kameramann und Regieassistent vor Freude in die Hose gemacht”, als die schlechte AfD-Prognose bei der Wahl in Hamburg eingeblendet wurde? Dies behaupten jedenfalls verschiedene Abgeordnete der Partei. Jürn Kruse ist für “Übermedien” der Behauptung nachgegangen, die sich, so viel sei bereits verraten, als falsch herausstellt.
Weiterer Lesehinweis: RTL-Reporterin bejubelt Hamburg-Wahlergebnis: Darf sie das? (rnd.de, Matthias Schwarzer).

2. Geschworene sprechen Harvey Weinstein schuldig
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Ex-Filmmogul Harvey Weinstein ist von einem Geschworenengericht wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung schuldig gesprochen worden. Ihm drohen nun mehrere Jahre Haft. Von einem der schwerwiegendsten aller Anklagepunkte, dem “raubtierhaften sexuellen Angriff”, wurde er jedoch freigesprochen. Bei Spiegel.de kommentiert Milena Hassenkamp: “Der Fall Weinstein belegt in mehrfacher Hinsicht, dass das amerikanische Justizsystem Frauen nicht ausreichend vor männlicher Gewalt schützt. Zunächst taten sich die Staatsanwälte in New York schwer damit, eine Anklage aufzubauen, da manche der Taten verjährt waren, Frauen nicht aussagen wollten, oder Fälle außerhalb des Bundesstaates stattgefunden hatten. Dann war es schwer, mehrere Frauen zu finden, deren Geschichten ausreichend glaubwürdig waren — und am Ende scheiterte das entscheidende Urteil genau daran.”

3. Kostenlose Stockfotos finden – gute Quellen und Tipps
(netzpiloten.de, Moritz Stoll)
Wer einen Blog oder eine Internetseite betreibt oder auf Social Media engagiert ist, weiß um die Wichtigkeit von professionellen Bildern zur Hervorhebung und Illustration der Beiträge. Doch woher nehmen und nicht stehlen? Moritz Stoll führt einige Quellen für lizenzfreie Fotos auf und gibt Tipps zu Einsatz und Verwendung.

4. “E-Mail ist die neue Homepage” – über bessere Newsletter
(dirkvongehlen.de)
Die schon oft totgesagte E-Mail erlebt eine Renaissance sondergleichen und zwar in der Gestalt des per Mail versandten Newsletters. Dirk von Gehlen geht dem Phänomen nach und widmet sich auf briefingbriefing.de aus journalistischer Perspektive der Frage, wie man erfolgreiche Newsletter erstellt.

5. Was Sie jetzt über den Fall Julian Assange wissen sollten
(zeit.de, Meike Laaff)
Meike Laaff beantwortet in einem kompakten, aber gründlichen und mit vielen Quellen und Lesehinweisen gespickten FAQ die wichtigsten Fragen zum Fall Julian Assange: Was genau wird dem Wikileaks-Gründer vorgeworfen? Welche Strafe droht ihm? Warum könnte die Sache zum Präzedenzfall für die Pressefreiheit werden?

6. Stefan Brink meint es ernst mit dem Datenschutz
(netzpolitik.org, Lucia Parbel)
Viele Behörden nutzen Soziale Netzwerke, um Bürger und Bürgerinnen zu informieren. Sie sind Teil der behördlichen Öffentlichkeitsarbeit. Auch Stefan Brink, der Landesdatenschutzbeauftragte von Baden-Württemberg, tat dies über einen Twitter-Account, den er jedoch mittlerweile gelöscht habe. Eine weitere Nutzung sei mit der seit 2017 geltenden Richtlinie für die behördliche Nutzung von Social Media nicht vereinbar. Im Gespräch mit Netzpolitik.org rät Brink allen Behörden, es ihm gleich zu tun und ihre Social-Media-Praxis hinsichtlich Transparenz und Datenschutz zu überprüfen: “Für Behörden dürfte es eigentlich nicht überraschend sein, dass man sich an bestimmte Regeln hält, aber offensichtlich müssen viele das neu lernen.”

Queer.de unter Druck, Nichts gelernt, Im Zentrum des Shitstorms

1. “Queer.de” unter Druck
(taz.de, Eva-Maria Tepest)
Das LGBT-Medium queer.de wurde von einem christlichen Bildungsverein abgemahnt. Das “Zentralorgan der Homo-Lobby”, so die augenzwinkernde Selbstbezeichnung, habe angeblich falsche Fakten über den umstrittenen Verein verbreitet, der Homosexualität in seinen Lehrunterlagen schon mal als heilbare “Verirrung” bezeichnet. queer.de-Geschäftsführer Micha Schulze will trotz des juristischen Drucks an der Berichterstattung festhalten: “Kein anderes Portal berichtet so ausführlich und so hartnäckig über die neue gefährliche Allianz aus fundamentalistischen Christen und rechtsextremen Hetzern”.
Weiterer Lesehinweis zum Hintergrund des christlichen Vereins: Bildungsministerium verweist Sexualkundeverein aus Klassenzimmern (diepresse.com).

2. Angestachelt vom #AfD-Fanboy …
(twitter.com, Sebastian Pertsch)
Der Journalist und “Floskelwolken”-Mitbetreiber Sebastian Pertsch sieht sich einem Shitstorm aus der rechten Szene ausgesetzt. Er werde verbal angegriffen, beleidigt, mit Hass und Häme überzogen — und auch bedroht. Auf Twitter hat er in einem Thread seine Beobachtungen dazu notiert. Besonders bitter, dass sich anscheinend auch Leute dem Shitstorm (direkt oder indirekt) anschlossen, die es besser hätten wissen müssen: “Außerdem likten ein Ressortleiter des Spiegels, ein ehemaliger Journalist des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, Mitarbeiter der WELT, ein Preisträger des Deutschen Radiopreises aus diesem Jahr und ein paar FDP- und CDU-Politiker die Hate-Posts, weil sie offensichtlich nicht in der Lage waren, die Hintergründe zu recherchieren.”
Weiterer Lesehinweis: Der Journalist Stefan Fries hat Ähnliches erlebt, auch was den Auslöser des Shitstorms betrifft.

3. Debatte um Meinungsfreiheit: Offenbar haben wir nichts gelernt
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Anlässlich der Debatte um Meinungsfreiheit fragt Matthias Schwarzer in seinem Kommentar, wann Journalistinnen und Journalisten endlich damit aufhören, ständig übers rechte Stöckchen zu springen. Und er fragt sich sowie seine Kollegen und Kolleginnen in den Medien: “Warum veranstalten wir schon seit Jahren ganze TV-Talkshows zu Themen wie Political Correctness und zu Scheindiskussionen, ob man heute eigentlich noch “Zigeunerschnitzel” sagen darf? Haben wir (und nein, das ist kein Whataboutismus) denn wirklich gerade keine anderen Probleme?”

4. “Fake-Nachrichten können die Wikipedia-Community nicht beeindrucken”
(spiegel.de, Torsten Kleinz)
Torsten Kleinz hat sich für “Spiegel Online” mit dem Wikipedia-Gründer Jimmy Wales über die aktuellen Entwicklungen bei der Online-Enzyklopädie unterhalten. Es geht um Themen wie “Fake News”, Desinformationskampagnen und Diversität. Wales beklagt im Gespräch außerdem den nicht immer fairen Umgang mit den Wikipedia-Inhalten: “Natürlich sind wir zufriedener, wenn wir als Quelle genannt werden. Google macht das ganz gut. Wenn man aber Alexa fragt: “Wer ist Tom Cruise?”, dann liest sie die ersten zwei Sätze aus dem Wikipedia-Artikel vor, ohne dem Nutzer zu sagen, woher die Informationen stammen. Es wäre schlecht, wenn Leute meinten, dass die Wikipedia entbehrlich ist, weil Alexa ja alles weiß.”

5. Sibel Schick erzählt, wie es ist, wenn man ständig Morddrohungen bekommt
(vice.com, Marlene Halser)
Wie ist es, wenn man ständig Morddrohungen bekommt? Die Journalistin und Autorin Sibel Schick kennt dieses Gefühl leider viel zu gut. Bei “Vice” erzählt sie vom jüngsten Fall, als ihr Name auf einer Todesliste auftauchte: “Menschen, die noch nie Nachrichten von mehr als fünf unbekannten Personen gleichzeitig auf Twitter bekommen haben, denken immer: Mach das Handy aus, Problem gelöst. Aber so einfach ist es nicht. Ich bin ja als Person betroffen. Ich werde als Person bedroht und beleidigt und nicht als Social-Media-Account. Und mich selbst kann und will ich nicht ausschalten.”

6. Mit maximaler Erregung
(sueddeutsche.de, Bernd Graff)
“Titelbilder buhlen im Zeitschriftenständer um Aufmerksamkeit. Ein höchst dissonanter Chor ist das, doch darum will (und muss) jede Ausgabe neu und sensationell sein, versucht, auf unerhörte, nie gesehene Schätze in ihrem Inneren zu verweisen, will als das einzig lohnende Spektakel in diesem Überbietungskampf des Spektakulären erscheinen.” Bernd Graff stellt den Bildband “Titelseiten, die Geschichte schrieben” vor, in dem einige der eindrücklichsten Zeitschriftencover von 1949 bis heute zusammengestellt und abgebildet sind.

Relotius vs. Moreno, AfD-Sprech analysiert, Tränen-lach-Emoji

1. Juan Moreno und der Fluch der fast perfekten Pointe
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
“Spiegel”-Fälscher Claas Relotius wirft seinem Ex-Kollegen und Fälschungsaufdecker Juan Moreno per Anwaltsschreiben “erhebliche Unwahrheiten und Falschdarstellungen” vor. Neben allerlei Petitessen geht es um eine Anekdote in Morenos Buch, die als wirkungsvolle Schlusspointe dient. Ließe diese sich nicht beweisen, sei dies ärgerlich, so Medienkritiker Stefan Niggemeier. Trotzdem sei es wichtig, “den Maßstab nicht aus den Augen zu verlieren. Moreno ist kein Relotius, in keiner Hinsicht.”
Weiterer Lesetipp: Der “6 vor 9”-Kurator erklärt seinem Vater auf Twitter “die aktuellen Vorgänge in Sachen #Relotius und #Moreno”. Dabei geht es um goldene Armbanduhren, einen Zweireiher und ein Halteverbot.

2. Twitter-Krach um rechtspopulistische Äußerungen
(sueddeutsche.de, Sandra Lohse)
Es ist schon verwirrend, was sich teilweise beim Deutschen Journalisten-Verband abspielt: Ein Landesverband (Berlin-Brandenburg) macht durch fragwürdige und mit rechtspopulistischen Vokabeln gespickte Stellungnahmen auf sich aufmerksam. Der Dachverband distanziert sich von den Äußerungen, kann nach eigenen Angaben aber nicht direkt bei Twitter darauf reagieren, weil der Landesverband den Dachverband blockiert habe. Sandra Lohse schreibt über den irritierenden Verbandszwist.
Nachtrag: BILDblog-Leser Sebastian Pertsch merkt bei Twitter an, dass im verlinkten Artikel der Hinweis zu den Regionalverbänden “DJV Berlin und JVBB” fehle: “So entsteht der Eindruck, es wäre der einzige Landesverband in Berlin. Dabei spielt der DJVBB bis auf die rechten Polemiken als AfD-Fanboy keine Rolle.”
Nachtrag zum Nachtrag: Die Redaktion der “Süddeutschen” hat auf den Hinweis reagiert und die Information im Text nachgetragen.

3. Polizei schaut bei Eklat auf Frankfurter Buchmesse nur zu
(tagesspiegel.de, Sebastian Leber)
Als der Journalist Jonas Fedders auf der Frankfurter Buchmesse über rechte Verlage recherchieren will, wird er von rechten Aktivisten und einem Szene-Verleger schikaniert, bedrängt und bedroht und an der Arbeit gehindert. Auf gewisse Weise unterstützt durch die Frankfurter Polizei, wie ein Videomitschnitt beweise. Sebastian Leber kommentiert: “So unpassend wie das Verhalten der Beamten vor Ort gerät auch die Stellungnahme der Frankfurter Polizei im Nachhinein. Obwohl das Video der Polizei bekannt ist und seine Authentizität eingeräumt wird, erklärt die Behörde vage, die Beamten vor Ort hätten die Ausübung der Pressearbeit zu keiner Zeit eingeschränkt. Das ist, wie das Video belegt, offensichtlich unwahr.”

4. Ermittler: Hetze kommt überwiegend von rechts
(deutschlandfunk.de, Ann-Kathrin Büüsker, Audio: 10:41 Minuten)
Ann-Kathrin Büüsker hat sich im Deutschlandfunk mit Staatsanwalt Christoph Hebbecker über Hasskommentare im Internet unterhalten. Hebbecker arbeitet bei der staatsanwaltschaftlichen Anlaufstelle Cybercrime des Landes Nordrhein-Westfalen und beschäftigt sich tagtäglich mit Hasskriminalität. Die Fälle seien politisch ziemlich eindeutig zuzuordnen: “Wir können ganz klar sagen, dass die ganz weit überwiegende Anzahl der Fälle, die wir täglich bearbeiten, dem rechten und rechtsextremen Spektrum zuzuordnen ist, ein kleiner Teil auch dem linken Spektrum, und ein kleiner Teil ist auch keiner politischen Orientierung zuzuordnen.”

5. Die Macht der Komposition
(zeit.de, Lena Luisa Leisten)
Die AfD ist für ihre populistische Sprache bekannt, die auf Gefühle und Framing setzt. Sie bedient sich dabei einiger sprachlicher Tricks: Besonders eingängige Wortzusammensetzungen gehören genauso dazu wie Begriffe aus dem Bereich der Naturkatastrophen oder dem Kampf- und Kriegskontext. Lena Luisa Leisten hat den AfD-Sprech anhand von echten Beispielen analysiert und klassifiziert. Eine lohnende Lektüre, die auch in den Deutsch- oder Politikunterricht gehören könnte.

6. Nicht lustig: Warum das Tränen-lach-Emoji sterben muss
(haz.de, Matthias Schwarzer)
Matthias Schwarzer geht die lachende Fratze des Tränen-lach-Emojis auf die Nerven. Der Smiley werde inflationär eingesetzt und diene vielfach als Symbol von Überheblichkeit und Hass. Aus “sehr laut lachen” sei im Laufe der Jahre ein “auslachen” geworden: “Der Tränen-lach-Smiley hilft auch dem schlimmsten Rassisten, die eigentlich nicht vorhandene Witzigkeit auszudrücken und ein Gag-Feuerwerk (natürlich auf Kosten anderer) abzufeuern. Der Tränen-lach-Smiley wird dabei in den Facebook-Kommentarspalten zum Zeichen der Ausgrenzung, zum Zeichen der Erniedrigung, zur Verniedlichung ekelhaftester Beleidigungen.”

Dubiose Wahlzeitschrift, Hart aber unfair, Post für Dieter Nuhr

1. Dubiose Zeitschrift macht Wahlwerbung in Thüringen
(t-online.de, Jonas Mueller-Töwe & Sarah Thust & Jan-Henrik Wiebe)
Reporter von t-online.de wollten wissen, wer hinter einer Wahlkampfzeitschrift in Thüringen steckt. Das Impressum gab darüber keine echte Auskunft. Nach einiger Recherchearbeit lichtete sich der Nebel: “Bei dem Herausgeber der Zeitschrift handelt es sich also zusammenfassend um eine Gruppierung mit unklarer Rechtsform und virtueller Adresse im Impressum, die sie laut Anbieter fälschlicherweise als ladungsfähige Adresse angibt. Trotz angeblich überparteilicher Ausrichtung sind die Autoren rechte Publizisten. Fragen zur Finanzierung der Auflage mit angeblich 500.000 Exemplaren will Sprecher Vollenweider nicht beantworten. Ist das Blatt nach zahlreichen Spendenskandalen der Partei eine erneute intransparente Wahlkampfhilfe für die AfD?”

2. Wir lassen das nicht stehen
(spiegel.de, Jonas Leppin)
In der ARD-Talkshow “Hart aber fair” wurde eine antisemitische Zuschauermail vorgelesen, die von Moderator Frank Plasberg mit den Worten “Wir lassen das einfach mal stehen” kommentiert wurde. Jonas Leppin kritisiert diese Vorgehensweise: “Mag sein, dass es ein redaktionelles Konzept ist, Zuschauermails unkommentiert zu lassen. Dann ist es ein schlechtes Konzept. Es wäre Aufgabe von Frank Plasberg gewesen, als Moderator diesen Kommentar einzuordnen. Ihn zu dechiffrieren und nicht so zu tun, als wäre Antisemitismus eine durchaus interessante Perspektive, die als eine von vielen die Diskussionsrunde bereichert.”

3. 380 Euro pro Stunde für Abwehr von Pres­se­an­fragen
(lto.de, Markus Sehl)
Einige Behörden und Ministerien beantworten Presseanfragen nicht selbst, sondern übergeben sie dem Rechtsanwalt. Und damit ist nicht etwa der hauseigene Justitiar gemeint, sondern externe Kanzleien, die sich ihre Dienste teuer bezahlen lassen: Zwischen 250 und 380 Euro pro Stunde geben Ministerien dafür aus, dass andere ihnen die lästigen Presseanfragen vom Hals halten. Das meiste Geld für juristische Türsteher investiert übrigens das Bundesamt für Verfassungsschutz.

4. Kommt die Swiss ID als gemeinsames Medien-Login der Schweizer Verlage?
(medienwoche.ch, Nick Lüthi)
Die großen Schweizer Verlage haben sich zu einer Digital-Allianz zusammengetan. Das Ziel: Die gemeinsame Etablierung einer verlagsübergreifenden Login-Pflicht für Onlineinhalte. Leserinnen und Leser sollen sich nach einer einmaligen Registrierung bei allen Medienmarken der beteiligten Unternehmen einloggen können. Als Basis soll die sogenannte “Swiss-ID” dienen, und das ist äußerst umstritten. Nick Lüthi kommentiert: “Wenn die Swiss Sign Group ihren Ruf als vertrauenswürdiger Login-Anbieter wahren will, dürfte sie ihre Swiss ID eigentlich nicht den Medien anbieten — erst recht nicht, wenn das Konsortium in Zukunft die elektronische Identitätskarte herausgeben will.”

5. Lieber Dieter Nuhr …
(facebook.com, Joshua Ben)
Satire darf alles, so heißt es manchmal. Gefährlich wird es jedoch, wenn Satire mit falschen oder ungeeigneten Zahlen operiert und Fakten verdreht, um Gags zu konstruieren. Joshua Ben erklärt dem Kabarettisten Dieter Nuhr die tatsächliche Datenlage und schließt mit den Worten: “Entschuldige, dass ich die Aussagen bei Deinen Auftritten so ernst genommen habe. Ich konnte ja nicht ahnen, wie egal Dir die tatsächlichen Daten sind. Aber kannst Du mir einen Gefallen tun? Berufe Dich doch bitte nicht andauernd auf Wissenschaftler, wenn Du offensichtlich nicht den blassesten Schimmer hast, was die Wissenschaftler (und #FFF) überhaupt empfehlen oder fordern.”
Weiterer Lesehinweis: Der “6 vor 9”-Kurator hat auf die Zusammenarbeit von Dieter Nuhr und Alice Schwarzers “Emma” mit diesem Rant reagiert.

6. Klatschtrottel vergiften Schönebergers Ehe
(uebermedien.de, Mats Schönauer)
Mats Schönauer ist der offizielle Regenbogenpressebeauftragte des medienkritischen Portals “Übermedien”. Dort ruft er regelmäßig zum “Schlagzeilenbasteln” auf: “Hätten Sie das Zeug, Redakteurin oder Redakteur bei der Regenbogenpresse zu werden? Finden Sie es heraus! Wir geben Ihnen eine Nachricht, und Sie versuchen, eine titelseitentaugliche Schlagzeile daraus zu basteln.”

Björn bricht, Snowden-Interview, Morenos Erlebnisse

1. Höcke bricht ZDF-Interview ab und droht
(zdf.de, David Gebhard & Dominik Rzepka)
Der thüringische AfD-Vorsitzende Björn Höcke hat ein Interview mit dem ZDF abgebrochen. In dem Gespräch ging es unter anderem um Höckes Bedeutung für die Bundes-AfD und um seine Sprache. Das ZDF hatte AfD-Abgeordneten Höcke-Äußerungen vorgelegt und sie gefragt, ob es Höcke- oder Hitler-Zitate seien. Nach zehn Minuten unterbrach Höckes Sprecher: “Das geht so nicht. Sie haben jetzt Herrn Höcke mit Fragen konfrontiert, die ihn stark emotionalisiert haben” und schlug vor, das Interview “noch mal von vorne” zu wiederholen. Das abgebrochene Interview mit Björn Höcke in voller Länge gibt es hier zu sehen, das Interview in Schriftform hier.
Weiterer Lesehinweis: Katja Thorwarth hat für die “Frankfurter Rundschau” das ARD-Sommerinterview mit dem AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland besprochen: “Gauland hätte im Vorfeld eigentlich Zuschauerfragen beantworten sollen, hatte darauf aber keine Lust. “Warum muss ich sozusagen in ein schwarzes Loch gucken?”, sollte sich der AfD-Mann später rechtfertigen, den erzürnte, dass er die Fragen nicht im Vorfeld zur Einsicht bekam. Wohl, damit er sich seine Phrasen zurecht legen kann, doch es sind ja gerade die spontanen Antworten gefragt — offensichtlich eine Überforderung für Gauland. Allerdings ist “Fragt selbst!” fester Bestandteil der Sendung, und konsequenterweise hätte das Erste den AfD-Fraktionsvorsitzenden ausladen müssen, immerhin hatten sich alle anderen Politiker bislang jenem Part gestellt.”
Außerdem lesenswert Philipp Peyman Engel von der “Jüdischen Allgemeinen”: Warum wir nicht mit der AfD sprechen: “Mit Politikern, die den Holocaust als »Vogelschiss der Geschichte« und das Holocaustmahnmal in Berlin als »Schande« bezeichnen, gibt es für uns nichts zu besprechen. Eine Partei mit einem gefährlichen Scharfmacher samt bester Neonazi-Kontakte als Landeschef disqualifiziert sich ohnehin von ganz alleine — und hat alle Fragen damit bereits selbst beantwortet.”

2. Was wäre die Gesellschaft ohne Whistleblower?
(deutschlandfunk.de, Stefan Fries & Stefan Koldehoff, Audio: 67:42 Minuten)
Der Deutschlandfunk hat ein längeres Interview mit Edward Snowden geführt. Darin geht es unter anderem um staatliche Überwachung, die Notwendigkeit von Aufklärung und Whistleblowing sowie Snowdens Lebensgeschichte: “Erst, nachdem ich immer tiefer in die Regierung gekommen bin, nachdem ich die Leiter nach und nach hinaufgestiegen bin, erst nachdem ich zur CIA und NSA gegangen bin, nachdem ich mit diesen Systemen lange gearbeitet habe, hatte ich denn die Perspektive, hatte ich die Möglichkeit zur Selbstreflexion, dass ich mich fragen konnte: Was habe ich eigentlich mit dieser Arbeit gemacht? Was macht meine Regierung? Es hat nicht den Zweck, die Menschen zu befreien, sondern zu unterdrücken. Es ging um die Kontrolle. Es ging nicht darum, die Demokratie zu schützen, sondern leider eigentlich, die Demokratie zu gefährden im Endeffekt. Wenn wir uns unsere Werte anschauen: Wir zerstören genau das, was wir gerne schützen möchten.”

3. Der Stoff, der den Journalismus verändert hat
(sueddeutsche.de, Ralf Wiegand)
Dem Journalisten und freien Autor des “Spiegel” Juan Moreno ist es zu verdanken, dass die Fälschungen von Claas Relotius aufgedeckt wurden. Nun hat Moreno ein Buch über seine Erlebnisse geschrieben. Der Fälschungsskandal ist das eine, der Umgang damit das andere: Man möchte nicht in Morenos Haut gesteckt haben, als man ihm beim “Spiegel” durchaus brutal und arrogant zu verstehen gab, dass man ihn jederzeit feuern könne.

4. “Das ist kein Spaß mehr”: Klenk stellt Entschädigungsantrag gegen Jeannée und “Krone”
(derstandard.at)
“Falter”-Chefredakteur Florian Klenk wehrt sich nun auch gerichtlich gegen den gedruckten Hass-Post des österreichischen “Krone”-Kolumnisten Michael Jeannée. Siehe dazu auch Klenks Tweet: “Ich bringe Klage gegen Jeanne und die Krone ein. Ich beantrage eine strafrechtliche Verurteilung von Jeannee wegen übler Nachrede und den höchsten Entschädigungsbetrag, den das MedienG hergibt. Je 50.000 € von Krone Verlag und Krone Multimedia. Ja, wird bei Obsiegen gespendet.”

5. Presserat rügt Sensationsberichte über Schwertmord
(stuttgarter-nachrichten.de)
Der Deutsche Presserat hat Berichte der “Bild”-Medien über den sogenannten Stuttgarter Schwertmord als übertrieben sensationell und respektlos gerügt. Vor allem die Täterperspektive wird kritisiert: “So habe die Redaktion auf der Titelseite ein Foto des mutmaßlichen Mörders mit erhobenen blutigen Armen gezeigt und sei damit Gefahr gelaufen, sich zum Werkzeug des Verbrechers zu machen. Auch die identifizierende Darstellung des Opfers sei nicht vom Informationsinteresse der Öffentlichkeit gedeckt. Zu sehen war ein Porträtfoto des Mannes vor der Tat, daneben ein verpixeltes Bild des Sterbenden in einer Blutlache.”

6. “Angry German Kid”: Wie ein Internetvideo das Leben eines Teenagers zerstörte
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Matthias Schwarzer erzählt die tragische Geschichte eines Jugendlichen nach, der auf Youtube als “Angry German Kid” bekannt wurde. Sie beginnt 2006, als der damals 13-Jährige ein gespieltes Brüllvideo von sich aufnimmt und auf die Plattform hochlädt, das bei “Focus TV” landet — der Startpunkt einer für den Youtuber äußerst unheilvollen Entwicklung.

Weiße malen sich Gesichter schwarz: “So sehen echte Afrikaner aus”

Eine Redaktion kann natürlich nichts dafür, wenn bei einer Karnevals-, Fastnacht- oder Faschingsveranstaltung in ihrem Verbreitungsgebiet Leute es für lustig halten, bei der Kostümwahl auf das alte, bescheuerte Blackfacing zurückzugreifen, und sich ihre Gesichter schwarz anmalen, um eine schwarze Person darzustellen. Wenn die Redaktion dann aber eine Bildergalerie mit Fotos von der Veranstaltung veröffentlicht, kann sie sehr wohl etwas dafür, wie sie die Fotos der weißen Personen mit den schwarz angemalten Gesichtern kommentiert.

Die “Leiterbachpiraten Oberalpfen” haben neulich ihre “Bunten Abende” abgehalten. Das Motto: “Piraten auf Safari”. Die Redaktion von Südkurier.de zeigt hinter der Paywall Bilder der Jecken oder Narren oder wie sich die verkleideten Leute in Oberalpfen nennen mögen. Dieses Foto zum Beispiel:

Screenshot Südkurier.de - Weiß und Schwarz
(Alle Unkenntlichmachungen durch uns.)

Oder dieses:

Screenshot Südkurier.de - Alle haben ihren Spaß

Und dann noch das hier:

Screenshot Südkurier.de - So sehen echte Afrikaner aus

So sehen laut Südkurier.de also “echte Afrikaner aus”?

Die “Initiative Schwarze Menschen in Deutschland” engagiert sich schon seit langer Zeit gegen das Blackfacing, das immer wieder auch im Karneval anzutreffen ist:

Diese Form der Darstellung Schwarzer Menschen führt eine rassistische Tradition fort, die — auch in Deutschland — zu keinem Zeitpunkt hinnehmbar war oder ist.

Die Redaktion von Südkurier.de braucht in ihrer Bildergalerie mit den Fotos der “Leiterbachpiraten Oberalpfen” aber nicht mal schwarz angemalte Gesichter, um gruselige Kommentare abzulassen. Ihr reichen simpelste Klischees:

Screenshot Südkurier.de - Der lässt sich bei uns sicher nicht integrieren

Das sagt ganz bestimmt mehr über die Redaktion aus als über die Integrationsfähigkeit von trommelspielenden Afroträgern.

Mit Dank an Raphael N. für den Hinweis!

Nachtrag, 20:06 Uhr: Die Redaktion von Südkurier.de hat auf unsere Kritik reagiert und wenige Stunden nach Veröffentlichung unseres Beitrags die vier Fotos samt Kommentare aus der Bildergalerie entfernt. Außerdem hat sie im Sinne der Transparenz diesen Absatz am Anfang der Galerie hinzugefügt:

Einzelne Kommentare zu Bildern in diesem Artikel sind als rassistisch kritisiert worden. Wir haben den Sachverhalt inzwischen überprüft und bedauern die Kommentierung. Darüber hinaus haben wir uns dazu entschieden, auch die Fotos selbst nicht mehr zu verbreiten. Sie wurden aus diesem Artikel entfernt.

Mit Dank an die Hinweisgeber!

Gaulands Text & Hitlers Rede, Vorbild Sigmar, Body-Shaming

1. Twitter-User entdeckt Parallelen zwischen Gauland-Text und Hitler-Rede
(tagesspiegel.de, Tilmann Warnecke & Anja Kühne)
Die “FAZ” veröffentlichte am Wochenende einen Gastbeitrag von AfD-Fraktionschef Alexander Gauland zum Thema Populismus und wurde dafür vielfach kritisiert. Nun entdeckte ein Twitter-User Parallelen zwischen dem Gauland-Text und einer Hitler-Rede. Der “Tagesspiegel” dokumentiert beide Textauszüge im Vergleich.
Wichtiger Nachtrag: Verwechselt „Tagesspiegel“ Hitler mit „Tagesspiegel“? (bildblog.de, Ben Hoffmann)

2. Vorbild für freie Journalisten
(taz.de, Anne Fromm)
Ex-Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) geht unter die Journalisten und kassiert dafür als Autor der Holtzbrinck-Gruppe zwischen 15.001 und 30.000 Euro — pro Monat. Anne Fromm hat dies in der “taz” mit dem Tarifgehalt von Neueinsteigern verglichen und befindet: “Gut verhandelt.”

Anmerkung des 6-vor-9-Kurators: Lieber Sigmar, falls Du hier mitliest, sei doch bitte so solidarisch und gib Dein Honorar auf der Website Wasjournalistenverdienen.de ein (gerne auch anonym). Dort bauen die Freischreiber eine Datenbank der Gehälter und Honorare deutschsprachiger Journalistinnen und Journalisten auf und stellen sie allen zur Verfügung. Damit diese zukünftig fairer und gerechter bezahlt werden.

3. Neun Minuten “Body Shaming” im öffentlich-rechtlichen Rundfunk
(nw.de, Matthias Schwarzer)
In einem berühmten Ausspruch von Kurt Tucholsky heißt es, dass Satire alles dürfe. Abgesehen davon, dass dies Juristen vermutlich anders sehen, ist nicht alles Satire, wozu es die “Darf alles”-Fraktion erklärt. In diesem Spannungsfeld spielt der Streit um ein Webvideoformat des öffentlich-rechtlichen Angebots “funk”, bei dem sich Youtuber mehr oder weniger heftigen Hass-Kommentaren stellen müssen.

4. “Gedanken über meine Arbeit als Journalist in Verbindung mit der Autoindustrie”
(facebook.com, Don Dahlmann)
Der Journalist und Autor Don Dahlmann beschäftigt sich hauptsächlich mit den Themen Technologie, Internet und Mobilität. Ein Schwerpunkt: das Thema Auto. Auf Facebook hat sich Dahlmann seinen Frust über die diversen Skandale und den damit einhergehenden Vertrauensbruch von der Seele geschrieben: “Die Produkte der Autoindustrie, so dachte ich, sind doch keine zusammengepanschte Suppen, wo jemand wegen ein paar Zehntel Cent bedenkliche chemische Zusätze rein ballert. Dafür sind die Margen in der Industrie zu groß um wegen ein paar Euro so einen Blödsinn zu betrieben. Das lag ich wohl gründlich falsch.”

5. Im “Ghetto”
(der-rechte-rand.de, Ernst Kovahl)
Heute beginnt in Frankfurt die Buchmesse. Damit stellt sich, wie bereits in den vergangenen Jahren, die Frage, welche rechten Verlage und Autoren die Messe diesmal mit ihrer Anwesenheit beehren werden. Die Webseite “der rechte rand” berichtet, wer alles am Start ist: von Höcke bis Sarrazin.

6. Sensation! Postillon interviewt Großnichte des Schwippschwagers der Nachbarin von Hitlers Steuerberater
(der-postillon.com)
Nachdem “Bild” die Sensation gelungen ist, irgendwelche unschuldigen Menschen aufzustöbern, denen die Redaktion aufgrund verwinkelter Stammbaumverzeigungen den Namen “Hitler” verpasst hat, hat sich nun auch “Der Postillon” auf historische Spurensuche gemacht: “Hilda W. (71), die Großnichte des Schwippschwagers der Nachbarin von Hitlers Steuerberater wohnt zurückgezogen in einem unscheinbaren Reihenhaus in Dinslaken. Der Einfachheit halber nennen wir sie Hilda Hitler.”

“Emmas” Tendenzen, Rosen-Replik, Sprachgebrauch der Rechtsextremen

1. Tendenzjournalismus bei “Emma”
(taz.de, Patricia Hecht & Anne Fromm)
Die “Emma” lässt Chemnitzer Frauen erzählen, wie bedrohlich arabische Männer sind — und verzichte auf Recherche, so der in der “taz” geäußerte Vorwurf, der sich auf diesen “Emma”-Text bezieht. Es sei nicht der erste Beitrag des Magazins, der einen rechten Sound anschlage: “Schon nach der Kölner Silvesternacht veröffentlichte die Redaktion mehrere Artikel, in denen sie unter anderem behauptete, “Männer in großen Rudeln” seien über Frauen hergefallen, die Gewalt habe der auf dem Kairoer Tahir-Platz geglichen — auch wenn ägyptische FrauenrechtlerInnen das bestritten. Alice Schwarzer brüstete sich damit, als eine der wenigen die “Realität zu benennen” und kritisierte den angeblichen Hohn von Politik und Medien, die die Realität verschweigen würden. Schon damals bekam sie dafür vor allem Applaus von Rechts.”

2. #diekanon: Ein Blick hinter die Kulissen der Zeit-Kanons
(einfacherdienst.de, Kristina Kämpfer)
Der “Zeit”-Bildungskorrespondent Thomas Kerstan erntete für seinen Wissens-Kanon mit 100 essentiellen Werken einiges an Kritik: Unter den 100 Autoren fanden sich nur sieben Frauen. Der “Einfache Dienst” hat dies zum Anlass genommen, die letzten sieben veröffentlichten Kanons der “Zeit” zu untersuchen und das jeweilige Geschlechterverhältnis auszuwerten.

3. Nutzung von Online-Audio-Angeboten steigt
(blmplus.de, Wolfgang Flieger)
Auf dem “Digitalradiotag” wurden der Digitalisierungsbericht Audio 2018 und der erste Teil des Online-Audio-Monitors 2018 der Landesmedienanstalten vorgestellt. Im Blog der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien fasst Wolfgang Flieger die wichtigsten Ergebnisse der Studien zusammen. Die Nutzung von Online-Audio-Angeboten sei insgesamt angestiegen, eine wichtige Rolle würden dabei Wortinhalte und Podcasts spielen.

4. Rosen-Replik
(facebook.com, Klaus Meier)
Der amerikanische Journalismus-Professor Jay Rosen hatte sich zum Abschluss seines dreimonatigen Forschungsaufenthalts in Deutschland mit einem offenen Brief und einigen kritischen Anmerkungen an die deutschen Journalistinnen und Journalisten gewandt. Auf Facebook hat sich sein deutscher Kollege, der Journalismus-Professor Klaus Meier, mit einer Replik zu Wort gemeldet. Rosens Ausführungen seien leider “recht schwammig und missverständlich”.

5. Nicht den Sprachgebrauch der Rechtsextremen übernehmen
(neuemedienmacher.de)
Die “Neuen deutschen Medienmacher” sind ein bundesweiter, unabhängiger Zusammenschluss von Medienschaffenden mit und ohne Migrationsgeschichte, der sich unter anderem für interkulturellen Journalismus einsetzt. Anlässlich der Vorkommnisse in Chemnitz hat das Netzwerk eine Stellungnahme veröffentlicht. Bei der Berichterstattung über die rechtsextremen Ausschreitungen in Sachsen übernähmen Medien immer wieder die Perspektive der Rechtsradikalen. Anhand praktischer Beispiele zeigen die Medienmacher, wo die Probleme bei der Berichterstattung aus ihrer Sicht liegen.

6. Polizei auf Social Media: Bundesweit 331 Profile
(ndr.de, Daniel Bouhs & Andrej Reisin, Video, 7:30 Minuten)
Wie Daniel Bouhs und Andrej Reisin bei “Zapp” berichten, baut die Polizei ihre Präsenz in sozialen Netzwerken rasant aus. Bundesweit würden Polizeibehörden bereits 331 Profile betreiben. Darunter 159 offizielle Twitter-Accounts, 138 bei Facebook, 25 bei Instagram, acht bei Youtube und einen bei Snapchat. “Zapp” hat mit Polizeibeamten und einem Polizei- und Konfliktforscher über das Wirken der Polizei als Medienakteur gesprochen.

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