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“‘Richter Gnadenlos’ spricht Klartext”

Dies ist die Geschichte, wie “Bild” den umstrittenen Hamburger Amtsrichter Ronald Schill zum Hoffnungsträger hochschrieb, der mit seiner Partei bei der Bürgerschaftswahl 2001 schließlich fast 20 Prozent der Stimmen bekam. Und es ist die Geschichte von der außerordentlichen Nähe eines “Bild”-Redakteurs zu Schill und seinen Leuten.

Ungefähr ab 1996 taucht Ronald Schill in den Medien auf. Seine Urteile sind spektakulär — vor allem, weil sie so hart sind, dass die Staatsanwaltschaft immer wieder Berufung zugunsten der Angeklagten einlegt. Für Aufsehen sorgt vor allem, als er eine psychisch labile Frau, die zehn Autos zerkratzt hat, zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. “Bild” berichtet zunächst relativ distanziert und unparteiisch.

1997 ist die Sympathie unverkennbar. “Urteilen deutsche Richter zu milde?”, fragt “Bild” am 22. August und erwähnt Ronald Schill als positives Gegenbeispiel. Vier Tage später lautet die rhetorische Frage von “Bild” schon: “Richter Gnadenlos — brauchen wir mehr von seiner Sorte?”

Redakteur Matthias S. wird offenbar von 1999 an langsam zum Schill-Beauftragten von “Bild”. “Der harte Richter Schill — Was ist das eigentlich für ein Mann?” fragt er am 21. Mai. Anlass ist, dass Schill einen nicht vorbestraften Pflegehelfer zu 15 Monaten Haft verurteilt, der mit 20 anderen “Linksautonomen” die Herausgabe eines Ausweises von zwei Polizisten gefordert hat. “Bild” berichtet zwar ausführlich über die Kritik an diesem Urteil, schreibt aber auch: “In der Bevölkerung ist Schill dagegen beliebt” und zitiert drei Bürger, die glücklich sind über das Durchgreifen gegenüber den “Chaoten” und “Krawallbrüdern”.

Ein typischer Schill-Gerichts-Bericht in “Bild” liest sich so wie dieser Artikel von Matthias S. und einer Kollegin vom 11. Juni 1999:

Der Staatsanwalt forderte zwei Jahre mit Bewährung, der Angeklagte atmete auf. Auf soviel Milde hatte Klaus B. (23) aus Dulsberg nicht zu hoffen gewagt. Schwere Brandstiftung — kein Kavaliersdelikt, seit fünf Monaten sitzt der Soldat in U-Haft. Aber mit seiner Entlassung wurde es trotzdem nichts. Denn das letzte Wort hat nicht der Staatsanwalt, sondern der Richter.

Und der hieß in diesem Fall Ronald Schill (40).

Schills Urteil: vier Jahre Haft — mehr darf ein Amtsrichter nicht verhängen.

Ein Jahr später — der Richter ist inzwischen versetzt worden — berichtet Matthias S. in “Bild” über Schills Pläne, eine eigene Partei zu gründen. Sein Programm fasst “Bild” so zusammen:

Mehr Sicherheit für alle, weg mit der Arroganz der Macht. Schluss mit der autofeindlichen Politik, her mit dem Transrapid, selbst wenn Hamburg dafür zwei Milliarden lockermachen muß. Dafür Verzicht auf die Straßenbahn und neue Gefängnisse.

Wenige Tage nach der Parteigründung erklärt Schill in “Bild”, in Hamburg herrschten “Zustände wie in Palermo oder im Chicago der 20er Jahre” und “Ganz Europa lacht über die Zustände in dieser Stadt”. Die Zeitung wertet das so: “‘Richter Gnadenlos’ spricht in BILD-Hamburg Klartext”.

“Bild” steht ihm treu zur Seite, auch als die Staatsanwaltschaft Anklage gegen Schill erhebt:

Rechtsbeugung? Freiheitsberaubung? Da gibt es einen, der die öffentliche Ordnung wiederherstellen wollte. Richter Ronald Schill.

Und “Bild”-Redakteur Christian Kersting kommentiert einen Tag später:

Schill trifft mit seiner Kritik an Hamburgs Innen-, Justizund Ausländerpolitik den Nerv vieler Bürger. Ihn deshalb in die rechte Ecke zu stellen wäre zu billig. (…)

In der Bevölkerung wächst das Unverständnis darüber, dass vor den Gerichten die Täter häufig mehr Verständnis finden als die Opfer. Vor allem, wenn es um Jungkriminelle geht.

In der Bevölkerungwächst das Unverständnis darüber, dass ausländische Verbrecher ihre Händel immer öfter auf offener Straße mit Waffengewalt austragen. Die Polizei scheint machtlos.

Richter Schill spricht diese Sorgen der Menschen an, verspricht Abhilfe.

Am 1. Juli 2001, knapp drei Monate vor der Wahl, stellt Matthias S. in “Bild” vier “Sympathisanten” Schills vor, allesamt offenbar ehrenwerte Männer, die Sätze sagen wie der Kaufmann Franz-Joseph Underberg: “Wir wollen ein CSU-Programm in Hamburg, ohne Rechtsradikale anzusprechen.”

Die nächsten Monate sind keine guten für Schill und seine neue Partei — und auch in “Bild” finden sich ausführliche Berichte zum Beispiel über den Prozess gegen ihn, an dessen Ende er wegen Rechtsbeugung zu 12.000 Mark Strafe verurteilt wird — ein Urteil, das allerdings noch nicht rechtskräftig ist. Aber schon unmittelbar danach ist der Parteichef für “Bild” wieder glaubwürdiger Zeuge und Experte für Kriminalität und diverse andere Themen und kommt regelmäßig zu Wort. In “Bild” wirkt sein Populismus wie die Stimme der Vernunft.

Als sich im Juni 2001 abzeichnet, dass der Bundesgerichtshof das Urteil gegen Ronald Schill kippen wird, feiert “Bild”-Redakteur Matthias S.:

Richter Schill triumphiert über Hamburger Justiz

Rechtsbeugung? Generalbundesanwalt fordert Freispruch! Amtsrichter Ronald Schill steht vor seinem bisher größten Sieg. Seine Verurteilung wegen Rechtsbeugung (120 Tagessätze a 100 Mark) wird beim Bundesgerichtshof mit Pauken und Trompeten durchfallen. (…) Ein vernichtenderes Urteil hätte es für Hamburgs Justiz kaum setzen können.

Im Rahmen einer Serie “Hamburger Spitzen-Kandidaten privat” besucht Matthias S. den Kandidaten Schill zuhause:

(…) Ein häuslicher Typ war er eigentlich nie. Immer auf Achse. Früher im Gericht und in der Stadt. Nun der Wahlkampfstress. “Das ist auch finanziell ein Problem”, gibt er offen zu. “Seit Mai lebe ich von meinen Ersparnissen, habe unbezahlten Urlaub genommen. Die Miete zahlt Katrin.” In die Stadt fährt er meistens per U-Bahn, manchmal auf mit seinem 20 Jahre alten Matra-Simca. Einkaufen geht er bei Aldi.

Kochen allerdings ist nicht sein Ding. “Ich gab ihm einmal eine Kartoffel zum Schälen”, sagt Katrin Freund. “Das war ein Fiasko.” Also brutzelt sie für ihn, am liebsten Paella. Leibgetränk ist für den Ur- Hamburger (kam im UKE zur Welt) ein kühles Bier. (…)

“Gerne”, sagt er, “wäre ich Strafrichter geblieben. Politik hielt ich immer für ein schmutziges Geschäft.”

Warum gründete er dann eine Partei?

“Weil die Zustände in der Stadt so schlimm wurden.”

Ist er ein Selbstdarsteller?

“Ganz und gar nicht. Ich könnte mir vorstellen, mich wieder aus der Politik zurückzuziehen, sobald die Stadt wieder sicher ist.”

Als Schill dann auf Anhieb sensationelle knapp 20 Prozent der Stimmen bekommt, erklärt Matthias S. den Erfolg in “Bild” so:

Die Würde seines Amtes und seine klare Sprache über die Zustände der Stadt haben in der Stadt den Nerv getroffen.

(…) Braun gebrannt, schlank, Frauentyp – und Kämpfer. Er geht zur CDU, bietet Zusammenarbeit an, redet mit der STATT-Partei. Sie alle winken ab. Schill hat glasklare Vorstellungen und will sie durchsetzen. (…)

Und Schill legt sich mit seinen Gegnern an. Er zieht vor den BGH, als man ihn in Hamburg wegen Rechtsbeugung verurteilt, und erreicht die Aufhebung des Urteils. Er wettert gebetsmühlenartig gegen Rot-Grün, die Kriminalität, gegen die der Senat nichts tut. Und wird auf grausame Weise durch die Terroranschläge [vom 11. September] bestätigt. Plötzlich wird Hamburg zur Drehscheibe des Weltterrorismus.

Gestern um 14 Uhr im Wahllokal umringen ihn 30 Fotografen. Auch die, die ihn anfangs als Spinner verlachten.

Schon am nächsten Tag meldet “Bild” voreilig: “Bürgerblock steht” — damit ist die von “Bild” Hamburg angestrebte Koalition aus CDU, FDP und Schill-Partei gemeint. Die Zeitung kann es nicht erwarten, dass der Rechtspopulist endlich an die Macht kommt. Drei Tage nach der Wahl fragt Matthias S. in “Bild”:

Warum verzögert die FDP den Senatswechsel?

Während ganz Hamburg auf den Wachwechsel im Rathaus wartet, wollen sich die Liberalen mit der Regierungsbildung richtig Zeit lassen — Schnecken-Tempo bei FDP-Chef Rudolf Lang(e)sam! (…)

Die “innere Wahrheit”, so vermuten informierte Rathaus-Kreise, geht so: Die Polit-Neulinge aus der FDP haben Angst, von den CDU-Profis und Schill überfahren zu werden.

Am folgenden Tag legt “Bild” nach. Weil der FDP-Chef erklärt, Schill sei als Senator “nicht tragbar”, falls er rechtskräftig wegen Rechtsbeugung verurteilt werde, staunen Matthias S. und Christian Kersting:

Nanu! FDP rückt von Schill ab (…)

Erst verzögert FDP-Chef Lange die Koalitionsverhandlungen (BILD von gestern). Jetzt rückt er auch noch von seinem neuen Partner Schill ab und stellt Forderungen. Was spielt Lange da für ein Spiel?

Es kommt schließlich zur Koalition, Schill wird Minister, und “Bild” feiert schon zwei Monate später den “ersten großen Erfolg für Innensenator Ronald Schill”: “20 Polizisten als Soforthilfe!”, leihweise aus Bayern.

Als Anfang 2002 die Drogen-Gerüchte um Schill nicht verstummen wollen, ist die Interpretation von “Bild” unmissverständlich — fast möchte man sagen: vorbildlich, angesichts der sonst üblichen Vorverurteilungen durch “Bild”. “Bild”-Redakteur Matthias S. und eine Kollegin schreiben:

Was läuft da für ein schmutziges Spiel um Ronald Schill? Der ehemalige Justizsenator und jetzige Bundesverfassungsrichter Prof. Wolfgang Hoffmann-Riem hat den Innensenator in einem offenen Brief dazu aufgefordert, sich öffentlich zu Kokain-Vorwürfen zu äußern. Schill erklärte daraufhin ganz klar: “Ich habe niemals Kokain genommen.”

Der schmutzige Spieler scheint für “Bild” der Bundesverfassungsrichter zu sein.

Es folgt die inzwischen berüchtigte Episode mit Schills Drogentest, dessen Ergebnis “Bild” zu einem Beweis dafür verfälscht, dass der Richter “nie” Drogen genommen habe (BILDblog berichtete). Konsequenterweise beginnt die Zeitung nun eine Kampagne gegen Schills Kritiker. Autor fast all dieser Artikel: Matthias S.

Ende 2002 nimmt die Geschichte eine interessante Wendung. Die “Hamburger Morgenpost” berichtet, dass die Ehefrau von Matthias S. unerwartet eine Stelle in der Hamburger Justizbehörde bekommen habe — obwohl sie nicht über die nötigen Erfahrungen verfüge. CDU-Justizminister Roger Kusch habe sogar ihre Ernennung zur Richterin vorgeschlagen, was der Richterwahlausschuss ablehnte: Sie werde den Anforderungen offenkundig nicht gerecht. Die “taz” titelt: “Gefälligkeitsdeal für wohlgesonnenen ‘Bild’-Reporter”. Die SPD behauptet, beweisen zu können, dass Frau S. die Stelle nach einer Absprache zwischen ihrem Mann und dem Justizsenator bekommen hat. Der “Bild”-Redakteur habe sich in einer Mail an den Justizsenator darüber beschwert, dass sich das Bewerbungsverfahren so lange hinziehe, obwohl längst abgemacht sei, dass seine Frau die Stelle bekommen sollte.

“BILD berichtet nicht über üble Gerüchte”

“taz”-Interview mit dem “Bild”-Lokalchef Peter Huth, 11. Januar 2003:

(…) Warum hat die BILD [über die Vorwürfe gegen S. und den CDU-Senator] bis heute nicht berichtet?
BILD berichtet über Fakten und nicht über üble Gerüchte und böswillige Unterstellungen. Für uns gilt als erwiesen, dass die Unterstellungen gegen unseren Reporter haltlos sind.

Beim Thema Filz in Hamburg hat BILD an anderer Stelle sehr ausführlich und wiederholt berichtet. Jetzt halten Sie sich auffallend zurück. Worin liegt der Unterschied zu dem aktuellen Fall?
Noch einmal: Man kann nur über Filz berichten, wo es Filz gibt. Im vorliegenden Fall kann davon keine Rede sein.

Die Nähe des Reporters [Matthias S.] zu Mitgliedern dieses Senats ist unter den Rathausjournalisten seit längerem ein Thema. Er soll ja auch mal als Pressesprecher der Schill-Partei im Gespräch gewesen sein. Wie beurteilen Sie diese journalistische Nähe?
BILD-Reporter verfügen im allgemeinen über ausgezeichnete Kontakte zu Politikern aller Couleur. Dass dieses Vertrauensverhältnis von vielen Kollegen neidisch begutachtet wird, ist uns nicht neu.

Wie würden Sie das Verhältnis der BILD-Zeitung zu diesem Senat beschreiben?
Das Verhältnis von BILD zum Senat ergibt sich — wie bei jeder guten Zeitung — aus der Verpflichtung gegenüber dem Leser. BILD berichtet sorgfältig, unabhängig und wahrheitsgemäß über die Geschehnisse im Rathaus — egal, wer und welche Partei dort regiert.

Hat sich BILD aus rein journalistischer Sicht über den Regierungswechsel in Hamburg gefreut?
Der Regierungswechsel ist das Ergebnis einer freien Wahl der Hamburger Bürger. Es wäre mehr als zynisch, diesen aufgrund von journalistischen Kriterien zu bewerten.

Die “Bild”-Zeitung berichtet zunächst gar nicht über die Vorwürfe gegen ihren Redakteur (siehe Kasten). Als sie es endlich doch tut, lautet die Überschrift: “Kusch räumt mit Filzvorwürfen auf”.

Der Fall S. wird einer der Anlässe, einen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss “Schwarzer Filz” einzuberufen. Und seine engen Beziehungen zum Senat und der Schill-Partei zeigen sich laut “taz” auch an anderer Stelle: Er zitiert in “Bild” aus internen Ermittlungsakten gegen einen SPD-Sprecher, bevor dessen Anwalt sie überhaupt zu sehen bekommt. Der Staatsrat und Schill-Freund Walter Wellinghausen, der für die Ermittlungen zuständig ist und später wegen mehrere Affären zurücktreten muss, räumt schließlich ein, mit Matthias S. über das Thema gesprochen zu haben — die Opposition spricht von “Geheimnisverrat”.

Zum Verhängnis wird Matthias S. schließlich ein Wochenendtrip mit Peter Rehaag, dem Umweltsenator der Schill-Partei. Gemeinsam mit ihren Begleiterinnen fliegen sie im September 2003 nach Italien. “Als Spezialist in Sachen Schill hatte [Matthias S.] in der ‘Bild’ zuvor regelmäßig wohlwollend über Rehaag berichtet”, schreibt der “Spiegel”, “etwa über dessen heroischen Kampf zur Trockenlegung versumpfter Alsterwiesen oder über Rehaags Drogenpolitik.” Gut zwei Wochen, nachdem die “taz” den gemeinsamen Ausflug öffentlich gemacht hatte, stellt Springer Matthias S. “mit sofortiger Wirkung bis auf weiteres von seiner Arbeit frei”. Er habe seine Vorgesetzten nicht über die Reise informiert — was den “journalistischen Leitlinien” des Verlages widerspreche.

Matthias S. bleibt nicht lange arbeitslos. Schon im Frühjahr 2004 taucht sein Name wieder in den Zeitungen auf: als Sprecher von Firmen von Ulrich Marseille. Marseille, der den gleichnamigen Klinikkonzern gründete, war 2002 Spitzenkandidat der Schill-Partei in Sachsen-Anhalt. 2003 flog Ronald Schill in seinem Privatflugzeug nach München, um seine Haarprobe für den Drogentest abzugeben.

6 vor 9

Rat mal, wie das klingt
(zeit.de, Matthias Schönebäumer)
Das amerikanische Herrenmagazin “Maxim” rezensiert das neue Album der Bluesrockband The Black Crowes. Dumm ist nur: Der Kritiker hat die Platte gar nicht gehört.

Screencast: erster Blick auf blogoscoop
(upload-magazin.de, Jan Tißler, Screencast, 13:04 Minuten)
Unter dem Namen blogoscoop entsteht derzeit ein neues Statistik- und Rankingangebot für Weblogs. Momentan befindet sich das Projekt noch in einer sehr frühen Phase und rund 30 Blogs testen den Dienst. Ich habe mir das einmal für Euch angesehen und zeige Euch im Video, wie blogoscoop derzeit aussieht und was es schon kann.

Kochen vor Wut
(sueddeutsche.de, Johannes Boie)
Der Betreiber einer Kochwebsite verschickt Hunderte Abmahnungen, weil Nutzer Fotos von seiner Seite kopieren. Für die Betroffenen ist die Seite nichts als ein “gigantischer Köder”.

“The Connection Has Been Reset”
(theatlantic.com, James Fallows)
China’s Great Firewall is crude, slapdash, and surprisingly easy to breach. Here?s why it?s so effective anyway.

Abgestempelt
(chinablog.ch, Lu Hai Rui)
“Seit gestern Morgen bin ich Besitzer eines exklusiven, absolut einmaligen CASHdaily-Stempels, angefertigt im Auftrag der Lokalregierung meines Wohnbezirks.”

Abt. Wie dumm ist eigentlich 20 Minuten?
(infam.antville.org, vanpipe)
“Barack Obamas Erfolg weckt auch Ängste. Kann ein schwarzer Präsident in den USA wirklich überleben?”

Skandal: DJ Tomekk marschiert auf der Stelle!

“Bild” hat also ein Video gekauft und veröffentlicht, das dazu führte, dass der Musiker DJ Tomekk vorzeitig das RTL-Dschungelcamp verlassen musste, in der Aufregung aber offenbar vergessen, worin genau der Skandal nochmal bestand. Denn dass ein in Deutschland lebender Pole mit marokkanischem Vater und schwarzer Freundin, der amerikanische Musik macht, für “Integration und Zusammenhalt der Kulturen” stehen könnte, das nimmt “Bild” DJ Tomekk offenbar nicht richtig ab und fragt in der Online-Ausgabe:

Kann jemand für den “Zusammenhalt der Kulturen” stehen, wenn er nur kurz zuvor auf der Stelle marschiert und dazu das Deutschland-Lied singt?

Nun: Die kürzeste Antwort darauf würde “Ja” lauten.

Alternativ empfiehlt sich auch ein Blick ins “Bild”-Archiv, in dem sich ganze empörte Artikel darüber finden, dass der damalige Außenminister 1999 bei der Vereidigung des Bundespräsidenten das “Deutschlandlied” nicht mitsang, und andererseits “Bild”-Kolumnist Peter Hahne sich 2002 zu den olympischen Winterspielen einfach ungestraft “das Deutschlandlied zur Siegerehrung” wünschen darf.

Gut, andererseits steht “Bild” vielleicht auch gerade in diesen Tagen nicht für den “Zusammenhalt der Kulturen”.

“Bild” ist und bleibt kein Lifestyleaccessoire!


Judith Holofernes, 31, ist Leadsängerin der Band Wir sind Helden. Mit 14 machte sie Straßenmusik in Freiburg, 1999 erschien in einer kleinen Auflage ihr Soloalbum “Kamikazefliege”, 2002 veröffentlichte sie mit ihrer Band die EP “Guten Tag”, 2003 dann das Erfolgsalbum “Die Reklamation”. Die aktuelle CD “Soundso” erschien im Mai 2007. Ihr Künstlername ist eine Anspielung auf die alttestamentarische Geschichte von Judith und Holofernes.

Von Judith Holofernes

Lieber ironischer “Bild”-Leser,
liebe ironische “Bild”-Leserin,

pöbeln soll ich hier! Geil. Und: Dich soll, dich darf es treffen. Welch eine Freude. Die “Bild”-Zeitung an sich ist hinlänglich bepöbelt worden, aber du, du kommst immer irgendwie ungeschoren davon. Dabei bist du, viel mehr noch als Fudschi-Ede vom Eckkiosk, mir in deiner knuffigen Postmodernität ein massiver Schmerz in der Hüfte.

Warum? Weil du, werter IBL, mir in meinem sorgsam “Bild”-frei gestalteten Leben die “Bild”-Zeitung hinterher trägst. Mir, die ich vor jedem Kiosk meinen Blick senke, um dem Papst/Henry Maske/Serienkiller im Glaskasten den Augenkontakt zu verwehren. Und dann kommst du, und schleppst sie mir schwanzwedelnd hinterher — in Backstageräume, Tonstudios, auf Festivalgelände, in Hotelzimmer, in den Tourbus und bis auf die Tourbustoilette. Auf der man übrigens aus Hygienegründen nicht mal lange genug sitzen darf, um einen Glückskeks zu lesen, aber trotzdem: die “Bild”-Zeitung muss da liegen und liegen bleiben.

Wie im Übrigen auch in jeder linken Studenten-WG. Der ironische “Bild”-Zeitungsleser, auf Tour wie daheim, plaziert sein liebstes Lifestyleaccessoire mit Umsicht: zum Beispiel nachlässig — dekorativ halb neben, halb unter dem Cordsofa, einen Kaffeefleck genau über Brust und Gesicht der Seite-Eins-Schnallse.

Die Gewieftesten runden den Gesamteindruck ab mit einer humorvoll-relativierenden “taz” direkt daneben. Vielleicht fließt sogar der Kaffeefleck vom Seite-Eins-Schnallsengesicht der “Bild” über in das Seite-Eins-Schnallsengesicht der “taz”, also der Angela ihrs, zum Beispiel. Und verbindet Medien wie Schnallsen so in einer heiter-apokalyptischen Umarmung.

Und wem diese elaborierte Dekorationsvariante verwehrt ist, weil er keine Cordcouch hat, der pinnt die ihm zugelaufene “Bild” mit einem postmodernen Dartpfeil an die Küchenwand, oder verteilt sie, in Ausschnitte besonderer Perfidität zerschnitten, direkt neben Regal Ivar und der witzigen Postkarte aus dem Irland-Urlaub. Und wenn man keine Küche oder keinen Ivar und keine Postkarte hat, dann bleibt eben noch das WG- oder Tourbusklo, wo dann der “Bild”-“taz”-verbindende Kaffeefleck gegen einen ebenso sorgsam gesetzten Pissfleck ausgetauscht wird.

Und der Papst/Henry Maske/Serienkiller daneben sagt augenzwinkernd: Natürlich liest das hier keiner. Weiß auch nicht, wie ich hierher gekommen bin. Bestimmt hat mich einer (vom Bodenreinigungspersonal oder von der GEZ oder den Zeugen Jehovas) hier vergessen, aber guck mal, wie witzig, hier steht was über mich, also den Papst/Henry Maske/den Serienkiller, das glaubste so nicht. Kiek do’ ma rin!

Aber, lieber ironischer “Bild”-Leser, “Bild”-Zerschneider, “Bild”-Bewerfer, “Bild”-Bepinkler: Bevor du die Dartpfeile, den Kaffee oder deinen Piller zu Einsatz bringen konntest, hast du sie gekauft, die “Bild”. Und, ich weiß, ich soll mich nicht so haben, aber damit hast du dem Feind dein Geld gegeben und mit fuffzig Cent die Writer der Apokalypse finanziert. Denn die “Bild” ist und bleibt kein Lifestyleaccessoire, sondern, für alle Zeiten, das perfideste Werkzeug des Blöden. Blöd wie in: dumm, und “dumm” wie in “Doom”, also Verderben.

Ach so, und du bist übrigens auch beinahe alleine daran Schuld, dass gestandene Feministinnen, nur so als Beispiel, denken, sie können Werbung für die Bild machen und damit davonkommen.

Und, ich behaupte: Wenn nur die ironischen “Bild”-Leser keine “Bild” mehr kaufen würden, würde sowohl dem Papst als auch Henry Maske als auch dem Serienkiller als auch der Seite-Eins-Schnallse (“Bild” und “taz”) der Arsch auf Grundeis gehen.

Tschüss, liebe Grüße,

Judith Holofernes
 
Unsere Reihe BILDblogger für einen Tag beschließt am Montag Max Goldt.

Best of Wagner

Zusammengestellt von Peter Lewandowski*


Peter Lewandowski, 50, ist seit 2001 Chefredakteur des Leute-Magazins “Gala” (wo er eine Zeitlang auch selbst bloggte). Zuvor war er bei Axel Springer Chefredakteur des Männermagazins “Maxim” und Chef der Entwicklungsredaktion. Als “Playboy”-Chef sorgte er von 1998 bis 2000 u.a. mit Fotos von Meret Becker, Tanja Szewczenko, Nadja ab del Farrag, Pamela Anderson, Cindy Crawford und — nicht zu vergessen — Kati Witt für steigende Auflage und Medienpräsenz. Die “Berliner Zeitung” schrieb damals, er sei “ein sympathischer Mann”, die “Bunte” nannte ihn “Nacktmacher der Nation” — und die “Bild”-Zeitung “irgendwie clever”. Sein Motto bei “Gala”: “Gute Nachrichten und schöne Bilder statt negativer Schlagzeilen und Leid”

“Sie enttäuschen mich schon, daß Sie als emanzipierte Frau in der O-Frage lügen mußten. Lassen Sie uns die O-Lüge im Lichte der Gleichstellung von Mann und Frau betrachten.

Gehörte nicht neben dem Wahlrecht, der Quote, gleicher Lohn für Mann und Frau auch der soziale Anspruch auf geschlechtliche Befriedigung zu Eurem Kampf? Richtete sich die Emanzipations-Bewegung nicht auch gegen Männer, die sich keine Gedanken darüber machten, ob Frau kommt oder nicht kommt?

Ich gestehe, ich guckte mehr auf Ihren Busen als auf Ihre Worte. Das Spiel mit dem Ball ist etwas Göttliches. Sind die Sterne nicht Bälle? Ist das Weltall nicht ein Ball-Gebilde? Mit 36 macht man als Frau neue Rechnungen auf. Wie viel Glück bleibt mir noch, ehe meine Hüften breiter und meine Schenkel dicker werden? Wie viele Jahre habe ich noch?

Ich kann Ihnen nur mein Beileid ausdrücken. In meinem Bett will ich nur echte Frauen haben. Sie hätten eine große Frau werden können… Sie sind keine große Frau in der Republik geworden. Die großen Frauen der Republik heißen Frau Merkel, Frau Schavan, Alice Schwarzer, Claudia Roth, Frau von der Leyen. Das sind Frauen für die Zukunft. Für mich ist das die großartigste Aussage.

Herzlichst

Ihr F. J. Wagner

PS in eigener Sache: Ich weiß, dass ich Tage habe, wo ich elendig schreibe und nichts zu sagen habe. Ich bin leer, ich habe nicht geküsst, ich habe nichts gefühlt. Morgen fliege ich nach Portugal. Ihr Kolumnist macht Urlaub. Er will auch glücklich sein.”

*) Aus: “Post von Wagner” an Ute Vogt, Anne Will, Gabriele Pauli, Angela Merkel, Lady Diana, die deutschen Fußballweltmeisterinnen und die Rechtschreibe-Reformer

BILDblogger für einen Tag ist morgen Oliver Gehrs.

Allgemein  

Die große Unbekannte

…begrüßen wir besonders die neuen Teilnehmer an unserem beliebten Gymnastik-Kurs “Geistige Beweglichkeit mit Franz Josef Wagner”. Sind Sie locker? Fein, dann beginnen wir sofort mit einer 180-Grad-Dehnungsübung. Herr Wagner, machen Sie’s wieder vor?

Franz Josef Wagner, “Bild”, 15. August 2007:

Ich denke, wir brauchen einen Bildungsminister. Wenn wir schon jemanden haben, dann kenne ich seinen Namen nicht.

Franz Josef Wagner, “Bild”, 27. September 2007:

Die großen Frauen der Republik heißen Frau Merkel, Frau Schavan, Alice Schwarzer, Claudia Roth, Frau von der Leyen.

(Links natürlich von uns.)

Vielen Dank an Adrian C.!

Anatomie einer Sommerlochliebe

Jeden verdammten Tag muss eine Zeitungsredaktion Zeitungsseiten füllen. Sommers wie winters. Und umgekehrt. Und keine Redaktion hat so viel Übung darin wie “Bild”, beliebig wenig Material in beliebig viel Berichterstattung zu verwandeln. Nachdem sich eine Mutter “verzweifelt bei BILD” gemeldet hatte, machten sich die “Bild”-Redakteure an die Arbeit. Ein Foto-Fortsetzungsroman* in (bislang) sechs Teilen:

— Folge 1 —
Dienstag, 7. August 2007


Angeblich wichtigste Info: Eine Tochter (18) ist mit ihrem Lehrer (51) in den Urlaub gefahren und: “Ihre Mutter meldete sich verzweifelt bei BILD.”
Wichtigste Info: Die Tochter ist seit April volljährig.
Unwichtigste Erkenntnis: Das Berliner Gymnasium, das die Schülerin besucht, ist “renommiert”.
Experten: Kenneth Frisse (Sprecher der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung)
Unbeantwortetste Frage: “Wann war der Moment, als aus einer kindlichen Schwärmerei Liebe wurde?”
Unerklärlichste Ungereimtheit: Was soll eigentlich dieses kleine, stimmungsvolle Arc-de-Triomphe-Foto neben dem Handy?
Anzahl der Fotos: 4 (incl. Handydisplay & Arc de Triomphe)
Unkenntlichmachungen: 1 schwarzer Balken (Schülerin)
Anzahl der Hinterköpfe:
Anzahl der “Bild”-Autoren: 1
Attribuierungen der Beziehung: “diese Liebe”

— Folge 2 —
Donnerstag, 9. August 2007


Angeblich wichtigste Info: “Sie hat ihre Hände um seine Schultern gelegt, er tätschelt zärtlich ihre Hüfte. Die Lippen der Liebenden im See berühren sich zu einem innigen Kuss.”
Wichtigste Info: Ein Paparazzo hat Schülerin und Lehrer beim Baden im See fotografiert.
Unwichtigste Erkenntnis: “Auch die Schulbehörde ist über die bizarre Sommerliebe informiert.” (siehe wichtigste Nachricht vom Freitag)
Experten: Reimer Hinrichs (Psychoanalytiker), Andre Schindler (Sprecher des Berliner Landeselternauschusses), Rose-Marie Seggelke (Berlin-Chefin der Lehrergewerkschaft GEW), Norbert Beital (Rechtsanwalt) sowie die Schülerinnen Katharina (16), Glynis (18), Julia (19) und Sandra (18)
Unbeantwortetste Frage: “Ist dieser Kuss Sünde?”
Unerklärlichste Ungereimtheit:
Anzahl der Fotos: 13
Unkenntlichmachungen: 7 Verpixelungen (Schülerin und Lehrer)
Anzahl der Hinterköpfe: 4
Anzahl der “Bild”-Autoren: 5
Attribuierungen der Beziehung: “bizarre Sommerliebe”, “Liebes-Glück”

— Folge 3 —
Freitag, 10. August 2007


Angeblich wichtigste Info: “Jetzt spricht die Schülerin”
Wichtigste Info: “Schon Mitte Juni soll der Pädagoge seine Versetzung an eine andere Schule beantragt haben.”
Unwichtigste Erkenntnis: “Er steht auf, holt Zucker für ihren Kaffee.”
Experten:
Unbeantwortetste Fragen: Sind die Fotos, die Schülerin und Lehrer beim Eisessen zeigen, (noch) Paparazziaufnahmen oder (schon) gestellt?
Unerklärlichste Ungereimtheit: Wieso kommt, als “Bild” Schülerin und Lehrer zum Interview “in einem kleinen Ort in Brandenburg” trifft, plötzlich ein “ehemaliger Kollege des Lehrers” vorbei?
Anzahl der Fotos: 11
Unkenntlichmachungen: ca. 16,5 Verpixelungen (Schülerin und Lehrer)
Anzahl der Hinterköpfe: ca. 1,5
Anzahl der “Bild”-Autoren: unbekannt
Attribuierungen der Beziehung: “bizarrste Liebe des Sommers”, “verbotenes Glück”, “Sommerglück”, “das Glück”

— Folge 4 —
Samstag, 11. August 2007


Angeblich wichtigste Info: “Sie will ein Kind vom ihm”
Wichtigste Info: Der Lehrer lässt sich nach den Sommerferien an ein anderes Gymnasium versetzen.
Unwichtigste Erkenntnis: “Aber heute hat ihre Mutter auch Geburtstag.”
Experten: Peter Sinram (Deutschlehrer), Udo Wasse (pensionierter Englischlehrer), Harald Junge (Deutschlehrer), Dieter Schütze-Sladek (Mathelehrer)
Unbeantwortste Frage: “Aber hat ihre ungewöhnliche Liebe wirklich eine Chance?”
Unerklärlichste Ungereimtheit: —
Anzahl der Fotos:
13
Unkenntlichmachungen: 6 Verpixelungen (Lehrer)
Anzahl der Hinterköpfe: 2
Anzahl der Autoren: 5
Attribuierungen der Beziehung: “verbotenes Glück”, “ungewöhnliche Liebe”

— Folge 5 —
Montag, 13. August 2007


Angeblich wichtigste Info: “Eltern schmeißen ihre verliebte Tochter raus!”
Wichtigste Info: “In einer Woche muss er [der Lehrer] wieder unterrichten, an einer neuen Schule. (…) Der Gymnasiallehrer lebt seit Jahren von seiner Ehefrau getrennt. Demnächst ist Scheidungstermin.”
Unwichtigste Erkenntnis: Der Lehrer hilft derzeit Freunden beim Hausbau.
Experten: —
Unbeantwortetste Frage:
“Was soll ich zu ihm sagen — Schwiegeropa?”
Unerklärlichste Ungereimtheit:
Wieso behauptet die Schülerin, ihre Mutter habe zur ihr gesagt, “dass ich abhauen soll”, wo doch die Mutter zuvor via “Bild”-Zeitung “Kind, komm doch bitte heim!” flehte?
Anzahl der Fotos: 4
Unkenntlichmachungen: 1,5 Verpixelungen (Lehrer)
Anzahl der Hinterköpfe: 3,5
Anzahl der Autoren: 1
Attribuierungen der Beziehung: “Sommer-Glück”, “bizarre Liebe”

— Folge 6 —
Dienstag, 14.8.2007


Angeblich wichtigste Info: “Verliebte Schülerin ganz allein in Pariser Doppelbett”
Wichtigste Info:
Unwichtigste Erkenntnis: In Paris recherchiert die Schülerin “in der Nationalbibliothek für ihre Abiturarbeit zur Bartholomäusnacht”.
Experten:
Unbeantwortetste Frage: Ob sich die Mutter der Schülerin das wohl so gedacht hat, als sie sich “verzweifelt bei BILD” meldete?
Unerklärlichste Ungereimtheit: Wenn “Bild” seit Tagen große Fotos der Schülerin zeigt und diese seit Samstag nicht einmal mehr verpixelt, wieso nennt “Bild” sie dann immer noch bei ihrem (von “Bild” geänderten) Vornamen “Jasmin”?
Zahl der Fotos: 6
Unkenntlichmachungen: 1 Verpixelung (Lehrer)
Hinterköpfe: 0
Zahl der Autoren: 1 (“7.13 Uhr hebt ihr Flieger ab. BILD begleitet sie.”)
Attribuierungen der Beziehung: “Sommerglück”

Fortsetzung folgt?
 

— Folge 7 (Nachtrag) —
Mittwoch, 15. August 2007

Angeblich wichtigste Info:
Wichtigste Infos: “Gestern war sie in der Bibliothek, schmökerte sich durch acht Bücher. Abends genoss sie die Aussicht vom Montmatre bei einem Glas Merlot.” (Hervorhebungen von uns.)
Unwichtigste Erkenntnis: “Jetzt will der Direktor wissen, was da läuft”
Experten:
Unbeantwortetste Frage: Wie ist das eigentlich, mit einem “Bild”-Reporter und einem “Bild”-Fotografen Urlaub in Paris zu machen?
Unerklärlichste Ungereimtheit:
Anzahl der Fotos: 5
Unkenntlichmachungen: 1 Verpixelung (Lehrer)
Hinterköpfe:
Anzahl der “Bild”-Autoren: 1
Attribuierungen der Beziehung: “ihre große Liebe”

— Folge 8 (Nachtrag) —
Freitag, 17. August 2007

Angeblich wichtigste Info: “Jasmin A. (…) kommt heute zurück nach Berlin.”
Wichtigste Info:
Unwichtigste Erkenntnis:
Experten:
Unbeantwortetste Frage:
Unerklärlichste Ungereimtheit:
Anzahl der Fotos: 2
Unkenntlichmachungen: 0
Hinterköpfe: 0
Anzahl der Autoren: unbekannt
Attribuierungen der Beziehung:

Nachtrag, 20.8.2007: Am vergangenen Samstag berichtete “Bild”, dass die Schülerin “wieder in Berlin” sei (“landete um 8.32 Uhr in Tegel”). Und heute berichtet “Bild”, was eine andere junge Frau über ein Jahre zurückliegendes, angebliches Liebesverhältnis mit dem “Liebes-Lehrer” zu berichten hat. Fürs Protokoll: Auch die “Ex-Geliebte”, deren Gesicht “Bild” vollständig unkenntlich gemacht und deren Namen “Bild” geändert hat, war laut “Bild” zum Zeitpunkt des angeblichen Liebesverhältnisses volljährig.

Mit anderen Worten: Wir melden uns wieder, falls es in dieser Sache Neues zu berichten gibt.

*) Alle zusätzlichen Verpixelungen in den Ausrissen von uns.

Noch ‘ne “Nazi”-Überschrift

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So stand es gestern in der “Bild”-Zeitung. Mit “Briten” ist die “Sunday Times” gemeint. Die hatte tatsächlich geschrieben, wie “Bild” korrekt wiedergibt, dass Eva Herman Frauen dazu auffordere, “ihren Arbeitsplatz zu verlassen und vorfeministischen Idealen zu folgen: Hausarbeiten, Kuchenbacken, Kinder großziehen.”

Der Vorwurf allerdings, dass die “Sunday Times” Eva Herman “verhöhnt”, der ist doch recht weit hergeholt. Die Zeitung berichtet lediglich (und etwas spät) über die Diskussion, die Eva Hermans Buch “Das Eva Prinzip” in Deutschland ausgelöst hat. Das wird bereits im ersten Absatz des “Sunday Times”-Artikels deutlich:

Einer ehemaligen deutschen Top-Nachrichtensprecherin wird vorgeworfen, die Nazi-Zeit heraufzubeschwören mit einer Kampagne, die Frauen ermutigt, sich für die Mutterschaft zu entscheiden statt für Emanzipation und ehrgeizige Karrieren.

Insoweit gibt die Überschrift der “Sunday Times” (“Be a hausfrau for Germany? That’s Nazi-Talk”), die “Bild” als Beleg für die “Briten verhöhnen”-Überschrift heranzieht, nur den Vorwurf Alice Schwarzers an Eva Herman wieder.

Aber was “Bild” schreibt, ist nicht bloß abwegig, sondern auch alt. Der Artikel erschien bereits vor über drei Wochen in der “Sunday Times”.

Mit Dank an B. für den sachdienlichen Hinweis.

P.S.: Die “Rheinische Post” übernahm übrigens gestern die irreführende Meldung der “Bild”-Zeitung in ihrem Online-Angebot, und anstatt selbst nachzulesen, schreibt sie absurderweise: “Wie die ‘Bild’ berichtet, ‘verhöhnten’ die Briten die ehemalige Tagesschau-Sprecherin sogar. Die ‘Sunday Times’ schreibe (…)”

Nachtrag, 18.36 Uhr: Die “Rheinische Post” hat den Artikel inzwischen offenbar aus dem Online-Angebot entfernt.

6 vor 9

Angst am Dovenfleet
(taz.de, Tom Schimmeck)
Was ist bloß aus dem “Sturmgeschütz der Demokratie” geworden? Aus jener publizistischen Waffe, die “Der Spiegel” heißt und am 4. Januar vor sechzig Jahren erstmals erschien? Deren Enthüllungen man genoss. Und die Coolness, die das Blatt verströmte. Der Hausbesuch eines Ehemaligen. (Weitere Artikel des taz-Dossiers zum Spiegel hier.)

Das Netz des Hasses
(sueddeutsche.de, Lars-Marten Nagel)
Weil die Daten von Sexualstraftätern in den USA öffentlich gemacht werden, entstand eine besondere Form des Journalismus: Reporter überwachen mit Hilfe von Computern Kriminelle, die ihre Strafe bereits abgesessen haben.

www.bedrohte-woerter.de
(welt.de, Hendrik Werner)
Augenweide, Berserker, Conférencier: Wie eine Schriftstellerinitiative mit Hilfe der interessierten Öffentlichkeit deutsche Wörter vor dem Aussterben retten will (Website).

Prost Schwestern!
(nzz.ch, Gunhild Kübler)
Vor 30 Jahren erschien die erste Ausgabe von Alice Schwarzers feministischer Monatszeitschrift «Emma». Inzwischen «sind wir Kanzlerin».

Interview: ?Wir ringen mit den Heuschrecken?
(profil.at, Herbert Lackner)
Der neue ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz über den Konkurrenzkampf gegen die Privaten, seine Neudefinition der ?Quote? und die Pläne für das Programm.

Wer D singt, muss auch E singen
(dradio.de, Matthias Sträßner)
Der neue Tagesausklang im Deutschlandfunk verbindet Deutschlandlied und Europahymne.

Pietätvoll

Heute Heute Heute Heute Heute Heute Heute? Am heutigen Mittwoch jedenfalls zeigt “Bild” das Foto vom Grab einer 2003 verstorbenen (und von “Bild” pietätvoll als “Gertrud Z.” anonymisierten) Frau, deren Leichnam jetzt offenbar von der Polizei exhumiert und obduziert werden muss, weil “Gertrud Z.” möglicherweise einem Mord zum Opfer fiel. Das “Bild”-Foto von Grab und Grabstein sieht so aus:

Ach ja: Der schwarze Balken überm Familiennamen von “Gertrud Z.” stammt nicht von “Bild”, sondern wurde von uns nachträglich hinzugefügt.

Mit Dank an Marian S. für Hinweis und Scan.

Nachtrag, 25.9.2005:
Den Ort, an dem sich das Grab befindet, haben wir nachträglich ebenfalls mit einem schwarzen Balken unkenntlich gemacht.

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